Beiträge von Iulia Torquata

    Sim-Off:

    Endlich wieder Zeit! =)


    Der Moment der Wahrheit war gekommen. Das wusste Torquata und so gab sie sich einen Ruck. "Es gibt da dieses Gerücht, das mich in Verbindung mit einem Soldaten in Verbindung bringt", begann sie erst vorsichtig und doch geradeheraus und beobachtete genau die Reaktion ihres Vaters.

    Schüchtern betrat Torquata den Unterrichtsraum, um in die erste Lektion unterwiesen zu werden. Zwar fürchtete sie sich einwenig davor, den Aufgaben nicht gerecht zu werden, doch sie war auch neugierig auf all das neue und doch alte Wissen, das sie hier erwartete.

    Torquata schreckte an diesem morgen mit einem heftigen Zucken aus dem Schlaf. Draußen hatte dichter Nebel die Urbs Aeterna eingehüllt und tauchte die Silhouetten der Stadt in ein tristes Grau.
    Mit einem unbestimmten Gefühl der Unruhe warf sich die Vestalin einen Morgenmantel über und verließ ihr Zimmer auf leisen Sohlen. Aufgrund der frühen Stunde lag das Atrium Vestae still und dunkel vor ihr.
    Torquata überquerte die schönen Säle und die imposanten Peristylle, wandelte durch die verschiedenen Etagen und Flure, in der Hoffnung, Ruhe zu finden. Doch es mochte sie nicht zu beruhigen.
    Niedergeschlagen wollt die junge Discipula in ihre Kammer zurückkehren, als sie auf das Postfach neben dem Eingang aufmerksam wurde. Wider jeder Erwartung war es nicht leer, sondern quoll schon jetzt über vor Briefrollen und Tabulae.
    Ohne eine bestimmte Absicht ging sie darauf zu und versuchte, Ordnung in den Haufen zu bringen. Dabei fiel ihr eine Papyrusrolle in die Hand. Ihr fiel sofort die Signatur auf.
    Avianus!
    Verschwunden war plötzlich jede Gleichgültigkeit.
    Mit der Rolle an die Brust gepresst eilte Torquata - zum Glück unbemerkt - zurück in ihr Kammer.
    Dort kroch sie schnell unter die noch warme Decke und öffnete hastig die Rolle.


    Der Inhalt ließ sie blass und ihre Glieder taub werden.
    Ihr Bruder? Tot?
    Servius....Servius....Servius....
    War ihr letzter Gedanke, bevor sie ohnmächtig wurde.

    Es war Torquata doch schon ein wenig bang im Herzen, als sie kurz daraufhin aus ihrem Zimmer kommend das Conciliabulum betrat. Welche Prüfung mochte nun auf sie warten? Die Maxima war sicherlich streng, diente sie doch bereits so lange im Atrium Vestae - wie sollte ein junges unerfahrenes Mädchen wie sie deren Anspruch nur gerecht werden?
    Andererseits konnte es nur von Nachteil sein, wenn sie sich ihre Angst nur zu offensichtlich anmerken ließe.
    Also straffte die junge Iulierin ihre Schultern und betrat den Raum mit einer aufrechten, und doch angemessenen Haltung.
    Was sie auch immer erwarten mochte, sie würde es mit geradem Rücken überstehen.

    Als Torquata an diesem morgen erwachte, war das erste, was sie hörte, nicht das gedämpfte Hämmern und Dröhnen aus den vielen Werkstätten der subura, welche, bei bestimmten Windrichtungen, sogar bis hinauf zum Esquillin zu hören waren, sondern die Stille.
    Schlaftrunken rieb sie sich die Augen und stellte fest, dass sie sich auch nicht in ihrem Zimmer in der Casa Iulia befand, sondern in ihrem Cubiculum im Atrium Vestae, ihrem neuen Zuhause.
    Obwohl die junge Iulierin schon vor einigen Woche eingezogen war und seitdem den Tempel nicht verlassen hatte, fiel ihr die Eingewöhnung hier doch merklich schwerer als zu Beginn in der Casa Iulia, als sie gerade in der Urbs Aeterna angekommen war.
    Von einer seltsamen inneren Unruhe geplagt, entstieg Torquata den weichen warmen Decken ihres bequemen Bettes und tappte zu dem kleinen Tisch, wo Wasserkrug, Tücher und Spiegel bereit standen.
    Gerade, als Torquata ihre Morgentoilette beendet hatte, hörte sie von außen eine weibliche Stimme, deren Besitzerin um Einlass bat.
    “Intra“, rief sie mit gemäßigter Stimme und straffere die Schultern.
    Der Tag konnte beginnen!

    Torquata zuckte bei seiner direkten Frage zusammen. "Nein", bestätigte sie zögernd und setzte sich auf die Kante der Fensterbank.
    "Ich bin auch hier, um etwas aufzuklären", begann sie unbeholfen. "Nur ist die Sache etwas kompliziert und ich bin mir nicht sicher, wo ich anfangen soll."
    Torquata blickte auf ihre Hände, die sie auf dem Schoß verschränkt hielt.
    "Hast du in letzter Zeit irgendwelche Gerüchte von Belang gehört?", fragte sie zunächst vorsichtig, um den Wissensstand ihres Vaters abzuschätzen.

    Als Torquata das freundliche Lächeln ihres Vaters sah, wäre sie am liebsten geflohen.
    Aber stattdessen streckte sie die Arme aus und reichte ihm den Korb. "Ich...habe Misener Safranplätzchen gebacken und da dachte ich, dass du sie vielleicht mögen könntest...deshalb habe ich ein Körbchen davon mitgebracht."
    Das war der ungefährlichere Teil. Wahrscheinlich würde er ihr, nachdem sie ihm alles erzählt hatte, die Plätzchen vor die Füße werfen und ihr sagen, dass sie gefälligst verschwinden soll, weil sie Schande über die Familie brachte.
    Aber nun war es zu spät, sie würde die Tortur durchstehen und zwar mit geradem Rücken!

    Sim-Off:

    Bin mal wieder spät dran. Sorry. -.^


    Torquatas Herz machte einen Sprung, als sie die Stimme ihres Vaters hörte. Sie atmete tief durch und straffte die Schultern. Wenn sie schon Ärger bekommen würde, dann konnte sie das Ganze zumindest einigermaßen mit Würde ertragen.
    "Vater, ich bin es. Darf ich eintreten?"

    Innerlich zuckte Torquata zusammen, als die erwartete Abfuhr kam und das schwere Gefühl der Enttäuschung durchfuhr sie, als ihr Adoptivvater sich unter dem Vorwand - Torquata war sich sicher, dass es sich hierbei um eines handelte - verabschiedete.
    Daran änderte auch die Hand auf ihrem linken Arm wenig.
    Auch wenn er freundlich gesprochen hatte, hatte Torquata doch eine Art Warnung in seinen Worten vernommen, was natürlich völlig unbegründet war.
    Sie pflegte keine unkeuschen Beziehungen zu fremden Männern und würde es in Zukunft sicherlich auch nicht riskieren!
    Dass sich das bald ändern würde, konnten zu diesem Zeitpunkt weder Vater, noch Tochter ahnen...
    Mit einer seltsamen Müdigkeit in den Gliedern schlich Torquata zurück in ihr Zimmer. Was konnte sie auch machen? Nichts. Sie musste geduldig sein und ihrem Vater die nötige Zeit geben, um sich auf sie als Tochter einzulassen. Ganz so, wie er es gesagt hatte.


    ~~~~~Einige Zeit später~~~~~


    Innerlich völlig durcheinander trat Torquata an das Cubiculum ihres Vaters. Aulus hatte ihr keine Ruhe gelassen und sie war nach einigen schlaflosen Nächten zu dem Schluss gekommen, dass sie es ihm erzählen musste, ihrem Vater.
    Ganz egal, ob er sie verstieß oder nicht.
    Nachdenklich blickte Torquata auf das Körbchen in ihren Händen, aus dem ein köstlicher Duft stieg. Misener Honigplätzchen mit Safranhaube. Nach dem Rezept ihrer Mutter.
    Sie kannte bisher niemanden, der diese kleinen, duftenden Küchlein nicht mochte.
    Torquata wusste selbst nicht recht, ob sie ihren Vater damit zu bestechen plante.
    Urspünglich wollte sie ja nur nett sein...aber wer hätte gedacht, dass diese kleine Aufmerksamkeit jemals eine reale Bedeutung erlangen würden?
    Nachdem sie noch einmal tief durchgeatmet hatte, hob sie die Hand und klopfte beherzt gegen die Tür.
    Ein Glück, dass die Sergia heute außer Haus ist! Da muss ich zumindest nicht befürchten, von ihr erniedrigt zu werden, wenn sie mich mit den Plätzchen sieht!, dachte Torquata und versuchte sich selbst zu beruhigen.

    Zitat

    Original von Helvetia Vera
    Sie pirschte sich an die kleine Übeltäterin heran, die dabei war , den nächsten zu erschrecken und ditschte sie unter. Prusten, Schnauben, ein fassungsloser Blick der Kleinen zu Vera. Vera lachte und wischte der kleinen die Haare aus dem Gesicht. " Wir sind quitt." Die Kleine verstand, kicherte und trollte sich. " So haben es meine Brüder mit mir gemacht, wenn ich sie zu sehr geärgert habe." erklärte Vera lächelnd Torquata. " Hast du Geschwister? "


    "Mein Bruder hat das auch immer mit mir gemacht, wenn ich ihm Streiche gespielt habe. Damals in Misenum", ergänzte Torquata und musste bei der Erinnerung nun auch lächeln. Dann glitt ihr Blick zu Varia, die an der Statue der Venus stand und zu ihnen herüberblickte. "Ich denke, Varia ist fündig geworden", meinte sie dann.



    Sim-Off:

    Sorry für die lange Wartezeit, Uni war stressig. :(

    Sehr schnell erreichte die Antwort des Iuniers Torquata und sie ihr war bei dem dritten Absatz zugleich nach Weinen und Lachen zumute. Weinen, weil der arme Avianus nicht nicht den Ausmaß ihres Unglücks verstand und lachen, weil sie selbst nicht auf den Gedanken gekommen war, dass er es so interpretieren könnte.


    Aber der Brief beruhigte sie ein wenig und sie setzte sofort zu einem Antwortschreiben an.




    So saß Torquata vor der Tafel und starrte diese einige Momente lang einfach nur an. Dann besann sie sich.



    Iulia Torquata Aulum suum salutat.


    Vielen Dank, dass du diese Aufgabe für mich übernimmst, denn du nimmst mir eine große Last von den Schultern.
    Bitte mache dir keine Sorgen - die Gerüchte haben nichts mit dir zu tun. Ich würde dir gerne berichten, was sich tatsächlich zugetragen hat, aber ich wage es nicht und ziehe es vor zu schweigen, solange ich es dir nicht selbst sagen kann.
    Ich kann dir leider kaum Anhaltspunkte liefern, da ich zur Zeit nur eine sehr begrenzte Bewegungsfreiheit habe. Aber ich kann dir Namen nennen, die dir helfen werden. Eine von ihnen ist meine Tante Fundania Agrippina, welche in Misenum wohnt. jedoch hat sie weitreichende Geschäftsbeziehungen überall nach Rom und wird bald durch Selenus eine weitere Quelle haben. Ich empfehle dir Selenus wärmstens, denn er ist ein kluger Mann, Sobald er hier ist, werde ich mich erneut mit dir in Verbindung setzen, um ein Treffen zwischen euch zu arrangieren, sofern du dies wünschst.
    Die andere Person ist allerdings weit weg. Sie kann dir jedoch, im Gegensatz zu mir, alles berichten, was tatsächlich geschehen ist und ich vertraue diesem Mann genauso wie dir.
    Sein Name ist Aulus Hadrianus Fontinalis und er dient als Centurio in der in Mantua stationierten Legion.
    Mantua mag weit weg sein, aber er hat sicherlich auch sein Interesse daran, dass dieser Fall aufgeklärt wird. Aber ich bitte dich, dafür zu sorgen, dass Hadrianus anonym bleibt, denn es liegt mir viel an seiner Sicherheit.
    Sei du jedoch auch stets vorsichtig!


    Vale bene
    Torquata


    Dann beauftragte sie Pollex, die Tabula dem Sklaven ihrer Tante zu übergeben, der in der Subura Quartier bezogen hatte und dieser soll die Rolle anschließend ausliefern, denn Pollex war auffällig und würde sicherlich beobachtet werden.

    Als Alexandros sich der Casa Hadriana näherte, war niemand zu sehen. Nun, Mantua war ja auch keine allzu große Stadt und zu dieser Tageszeit - der Sonnenaufgang war noch fern - war niemand unterwegs. Schon gar nicht in dieser Gegend, in der es weder diese billigen Schenken gab, noch sonstige Vergnügungslokale. Stattdessen reihten sich große Häuser aneinander, das Haus der Gens Hadriana gehörte eben dazu.
    Der unauffällige junge Mann warf die Nachricht aus Rom ein und machte sich sofort wieder auf dem Weg dorthin zurück. Außerhalb der Stadt stand ein schnelles Pferd bereit und trug ihn au schnellen Hufen zurück in die Urbs Aeterna, wo er ab Sonnenaufgang ja wieder den braven griechischen Unterhändler spielen musste.

    Demotiviert starrte Torquata an die Decke ihres Zimmers.
    Seit ihrem nächtlichen Treffen im Park war sie in einer Wolke des Unglücks gehüllt. Sie war schmaler geworden...und blasser, denn sie konnte immer nur an ihn denken und an nichts anderes mehr. Natürlich trugen auch die Gerüchte in der Stadt einen Teil der Schuld an ihrer schlechten Laune, aber das Schlimmste war die Unwissenheit: Musste Aulus jetzt irgendwelche Konsequenzen fürchten? Musste ihr Vater das? Sie war sich bewusst, dass sie auch seinen Ruf in Mitleidenschaft gezogen hatte...
    Elend und traurig kugelte sich Torquata auf ihrem Bett zusammen. Nicht einmal griechische Lektüre würde sie jetzt noch aufmuntern.
    So in finsteren Gedanken versunken entgang ihr das leise Klopfen an der Tür. Erst als sich eine Stimme vernehmlich räusperte, blickte sie auf.
    Pollex schloss gerade die Tür hinter sich - er tat dies zu Torquatas Verblüffung sehr sehr vorsichtig, sodass kein Laut entstand. Eine solche Vorsicht hätte Torquata diesem Mann garantiert nicht zugetraut.
    "Herrin...es ist eine Tabula für dich angekommen", berichtete er mit gedämpfter Stimme. "Er wurde von einem Sklaven überbracht...und er sagte, er sei im Dienste von Fundania Agrippina hier."
    Einen Moment lang starrte Torquata ihren Custos Corporis nur sprachlos an, dann streckte sie die Hand aus.
    Die Tabula war in einem sehr guten Zustand - die Kanten des Holzkästchens waren glatt und es gab weder Schrammen, noch anderweitige, auf starke Beanspruchung hindeutende Spuren.
    Also ist das hier eine wohlgeplante Aktion, schloss Torquata. Und nichts, das in Eile konzipiert wurde.
    "Danke, Pollex", erwiderte sie ebenso leise. Dieser verstand, dass sie allein sein wollte und verabschiedete sich mit einer kleinen Verbeugung.
    Torquata war sich sicher, dass er ihre Tür nun unauffällig im Auge behalten würde, damit es keine unangenehmen Überraschungen gab.
    Als die Tür sich - ebenso geräuschlos wie geöffnet - wieder geschlossen hatte, riss Torquata hastig die beiden Flügel der Tabula auseinander.
    Der Inhalt verschlug ihr den Atem.



    Torquata,


    du weißt, dass ich ein Mensch der direkten Worte bin und darum werde ich auch den Inhalt dieser Nachricht nicht durch unnötige Floskel verlängern.
    Durch meine weitreichenden Geschäftsbeziehungen nach Rom ist mir das Gerücht zu Ohren gekommen, dass du dich unkeusch verhalten hast und deine Ehre beschmutzt hast.
    Die Entstehung von Gerüchten beruht auf einem geeigneten Nährboden, sodass ich davon ausgehen muss, dass ein Teil der Vorwürfe gegen dich wahr sind. Unabhängig davon, ob die Details dieser Gerüchte nun stimmen oder nicht, hast du deinen Ruf ruiniert. Ich hoffe, du bist dich dessen bewusst!
    Ich will nicht verhehlen, dass ich sehr enttäuscht bin von dir! Dein Vater hat so viel in die Wege geleitet, um dir ein gesichertes, ehrenhaftes Leben zu schenken und du hast diese Chance nicht genutzt. Und schlimmer noch: Du hast mich, deinen Bruder, deine Eltern, deinen Adoptivvater und deine gesamte Gens beschämt.
    Dies sind scharfe Worte und bittere Vorwürfe, aber sie müssen gesagt werden.


    Aber ich kenne die Gefahren der Liebe, Kind, denn ich sah, wie sie zwischen deinen Eltern keimte. Und ich weiß, wie oft deine Mutter sich damals aus dem Haus stahl, um sich mit deinem Vater zu treffen - denn wir sind ja zusammen aufgewachsen.
    Und ich weiß, dass Liebe auch die härtesten Zweifel in den Hintergrund rücken lässt. Sie ist unheilbar und ganz egal was passiert, ich bin mir sicher, dass du diesen Mann, ganz egal wer er ist, nicht aufgeben wirst. Auch dann nicht, wenn du wider Erwarten trotzdem noch Vestalin wirst.
    Jedoch geht es dann nicht mehr nur um deinen Ruf, sondern um dein Leben. Du weißt, wie unkeusche Vestalinnen bestraft werden und glaube mir, wenn ich sage, dass lebendig begraben zu werden kein schöner Tod ist. Und es geht auch nicht mehr nur um dein Leben. Das deines Geliebten wird ebenfalls in Gefahr sein.
    Willst du dies riskieren?


    Da ich von diesem Dilemma weiß, werde ich dir im Folgenden einen Vorschlag unterbreiten:
    Selenus ist bereits unterwegs nach Rom und wird in naher Zukunft eintreffen. An seiner Seite ist ein Sklave. Er ist über alles unterrichtet und wird alle Botengänge übernehmen. Bis die beiden eintreffen, wirst du dich an Alexandros wenden. Er hat diese Tabula überbracht und wird zu diesem Zweck als Unterhändler getarnt in Rom bleiben - auch nachdem Selenus eingetroffen ist, wird er dir weiterhin zu Diensten sein.
    Vorerst wird er sich in der Subura einquartieren. Er wird die Casa Iulia im Auge behalten und immer wenn dein Custos Corporis sich morgens zur achten Stunde vor der Porta Iuliana blicken lässt, wird er am nächsten Tag zur Casa Iulia kommen und deine Nachricht mitnehmen.
    Sie sind alle handverlesene, treue Männer und dienen mir bereits sehr lange. Sie werden, wenn nötig, für deine Geheimnisse sterben.
    Am sichersten wäre es jedoch, wenn du deine Brief kodierst. Denke an den großen Iulius Caesar, der deiner Gens entstammte! Ich werde dafür sorgen, dass dein Geliebter das nötige Entschlüsselungswerkzeug erhält, wenn du Alexandros den Namen und die Anschrift deines Geliebten verrätst.


    Ich werde diese Sache weiter im Auge behalten und alles tun, um herauszufinden, wer hinter diesen Gerüchten steckt.
    Bis dahin musst du dich jedoch umsichtig verhalten und darfst du dir keine weiteren Fehltritte erlauben. Es wäre besser, wenn du das Haus überhaupt nicht mehr verlässt, bis dieses ganze Unglück ein Ende hat.
    Eliminiere sofort diese Nachricht, nachdem du sie gelesen hast!


    Lebe Wohl!


    Tante Agrippina


    Torquata stiegen Tränen in die Augen, als die Vorwürfe ihrer Tante sie im Herzen trafen. Wie Recht sie doch hatte! Und wie gut sie sie doch kannte! Sie hatte, wie immer, an alles gedacht...
    Rasch trocknete sie die Tränen und eliminierte die eingeritzten Worte. Danach rief sie nach Pollex und flüsterte ihm alles erklärend ins Ohr. Der Gallier nickte ab und zu und runzelte konzentriert die Stirn.
    Am Ende verbeugte er sich knapp und verließ wieder das Zimmer, um Alexandros aufzusuchen und ihm unauffällig die kurze Nachricht mündlich zu übermitteln.
    Natürlich wusste Torquata, von welcher Kodierung Agrippina sprach - der große Iulius Caesar hatte so mit seinen engsten Legaten kommuniziert. Dabei handelt es sich um zwei runde Scheiben, die am Rand die Buchstaben trugen und die im Mittelpunkt so zusammengeheftet waren, dass man die Scheiben gegeneinander drehen konnten. So konnte man zum Beispiel eine neue Buchstabenreihe konzipieren, wenn man das 'A' der kleineren Scheibe auf das 'Q' der größeren, darunterliegenden Scheibe stellte.
    Sofort setzte sich Torquata an den Tisch, um eine Nachricht an ihren Aulus zu schreiben. Zuerst fertigte sie die unverschlüsselte Version an.



    Mein Liebster,


    obwohl es nur wenige Tage her ist, seit wir uns zum letzten Mal sahen, kann ich nicht aufhören, an dich zu denken. Ich weine um die kurze Zeit, die uns die Götter vergönnten und wünsche mir mit jeder Fiber meines Daseins, jede Minute bei dir zu verbringen und in deinen Armen zu liegen.
    Nun möchte ich etwas aussprechen, das ich dir bei unserem letzten Wiedersehen vorenthalten habe: Ich liebe dich. Zweifle niemals daran, ganz egal wie viele Hindernisse uns trennen, wie viele Sitten und wie viele Jahre.
    Es tut mir so Leid, dass ich das Wohl der Gens über das Deine - das Unsere - stelle, aber das bin ich so vielen Menschen schuldig! Ich bin bereits so weit gegangen, wie ich kann, ich hoffe, du kannst mich verstehen.


    Tausend Küsse
    Deine Torquata



    A=R


    Danach übertrug sie die Nachricht in die kodierte Version und vermerkte ganz am unteren Rand der Tabula "A=R".
    Falls Agrippina dafür sorgte, dass Aulus den Kodierungsschlüssel bekam, dann würde sie ihm sicherlich auch alles andere erklären.


    Zufrieden mit ihrem Werk schnitt sie sich an einer unscheinbaren Stelle eine Haarlocke ab und legte sie auf die Wachstafel, welche sie daraufhin zusammenklappte und ordentlich versiegelte. Doch sie hütete sich davor, das Iulische Siegel zu verwenden.
    Pollex nahm die kleine Tafel an sich, steckte sie in die Falten seiner Tunika und trat seinen Botengang an.