Beiträge von Gaius Germanicus Varro

    Varro verzog ob der lautstarken Meldung und des etwas seltsamen Aufzugs des Eques ein wenig das Gesicht. Dann nickte er, ein wenig übermüdet und zugegebenermaßen ein wenig angespannt. Caesar hat ihn zu sich befohlen,...in diesen Zeiten keine gute Sache. Danke, Eques,... Die Liquidierung der gefassten Banditen war in seinen Augen keine Rache, demnach müsste die Provinz in Blut ertrinken,...nein, für ihn war es ein Akt der Notwendigkeit. Er hatte nicht ewig Zeit und jede eliminierte Gefahr für das Imperium und aktuell in Person für der Caesar war eine weniger, wenngleich sie nachwuchsen wie Unkraut.

    Varro ging auf den Eques zu und legte ihm die Hand auf die Schulter,

    ...du warst auch dabei nicht wahr Iunianus?...geh´und ruh dich aus,...ich brauche dich bald wieder.

    Ein kurzes Nicken und er verließ das Officium in Richtung des Praetoriums zu Caesar.

    Varro mußte ein wenig schmunzeln,...ein wenig. Es war eher unüblich, daß sich die Milites selbst vorstellten, üblicherweise machten das die Vorgesetzten dieser Männer. Er verließ das Officium und schritt durch den langen Gang zur Ausgangstüre. Dort angekommen nickte er den Wachen zu die ihn vor der Türe4 grüßten, dann blieb er stehen und sah den Duplicarius ernst an. Nun Duplicarius Umbrenus, ich danke dir für deine Vorstellung,...Er hob den Blick, sah in den blauen Himmel und lächelte kurz, dann wandte er sich wieder an den Mann.

    Das mag sein Duplicarius, denn hier gibt es fortwährend Zwischenfälle, besonders in der Winterzeit, wenn das Essen knapp und die Verzweiflung auf der anderen Seite des Rhenus groß ist.

    Er ersparte sich weiterer Erklärungen, was ging es den kleinen Duplicarius an wie er über die Dinge dachte? Konnte er nachvollziehen warum sich junge Burschen aufmachten um ein Stück vom Reichtum des Imperiums abzuklauben? Sicher... Konnte er es gutheißen?...sicher nicht.

    Das Lächeln schwand und er sah den Mann ernst an. Die Turma Sec. Reitet heute auf Patrouille,...ich denke mit der Zeit werden wir feststellen ob du tatsächlich nützlich bist...Ehre und Stärke Umbrenius...er nickte ihm zu und wandte sich dann ab um mit schnellen Schritten zum Praetorium zu gehen.

    Varro kam gerade in das Officium. Er musste zu Caesar und wollte sich abmelden. Alte Angewohnheit, eigentlich hatte er seinen Scriba für so etwas.

    Mit halbem Ohr bekam er seinen Namen mit und einen Termin.

    Er klopfte mit dem Knöchel auf den Tresen, ...bin außer Haus,...keine Ahnung wie lang es dauert. Sein Blick fiel auf Cimber. Er kannte jeden Mann unter seinem Kommando, dieses Gesicht war ihm fremd. Entgegen der Gepflogenheiten im Officium nahm der Diensthabende Haltung an und entgegnete, ...jawohl Praefectus,...dieser Duplicarius ist ein Neuzugang aus Cappadocia, er will sich vorstellen...bei dir... spätestens jetzt wurde ihm bewußt wie behämmert seine Meldung war. Der Sub war auf dem Weg zu ...wem? Caesar? Da hatte er sicherlich noch Muße sich mit einem Duplicarius zu befassen. Sicherheitshalber zog er schon einmal die Schulter leicht an.

    Varro drehte sich zu Cimber um und sah ihn an. Nun, Duplicarius ich bin ein wenig in Eile, aber du kannst mich bis zum Praetorium begleiten,...er nickte dem Diensthabenden zu und wandte sich zum Gehen.

    Varro atmete bei der Meldung des Gubernators tief ein. Bei Sabaco bedurfte es schon einiger Zurückhaltung ob seines unverschämten Auftretens und seiner respektlosen Haltung ihm gegenüber. Ist es bei der Classis üblich einem ranghöheren Offizier derart zu brüskieren? Seine Wut begann langsam zu köcheln, er rang sie jedoch wieder zurück und fragte mit kalter Stimme Ist es bei der Classis üblich einem ranghöheren Offizier einen Befehl zu geben?...oder habe ich das gerade falsch verstanden? Wolltest du gerade von mir eine Antwort?

    Hinter ihnen erklangen Hufgeräusche. Der Rest seiner Männer traf ein. Sie hatten noch die Flüchtigen aufgebracht. Thorbrand stieg im Trab von seinem Pferd ab, stellte sich neben dem Gubernator, straffte sich und machte Meldung. Subpraefectus?! Nuntio...Alle 4 Flüchtige aufgebracht und eliminiert, im Umkreis von zwei Meilen keine weiteren Kombattanten!

    Varro nickte ihm zu. Danke Duplicarius,...fertigmachen zum Aufbruch, wir rücken ab!

    Thorbrand straffte sich erneut Jawohl Subpraefectus,... dann trat er ab und kurz darauf hallten seine Befehle wider. Die Equites stiegen auf ihre Pferde und richteten sich in Zweierreihe aus. Thorbrand kam mit Nike an den Zügeln und wartete ein paar Schritte entfernt, das Pferd in Marschrichtung ausgerichtet.

    Varro wandte sich noch einmal an den Gubernator.

    Das...sind Milites des Exercitus Gubernator,...sie haben gerade gekämpft und sind stets bereit für den Dienst. Was ich hier bei der Classis erlebt habe spottet jeder Beschreibung und gleicht mehr einem Piratenhaufen als einer römischen Flotteneinheit. Er drehte sich um und schwang sich in den Sattel. Thorbrand beeilte sich zu seinem Pferd zu kommen, weshalb Varro Nike noch einmal elegant herumzog. Das Verhalten der Offiziere der Keto wird in meinem Bericht erwähnt, ... meine Empfehlung an den Nauarchus Turius Catienus!

    Kurz darauf zog er sein Pferd wieder in Marschrichtung herum und trabte an seinen Männern vorbei an die Spitze der Kolonne. Als er diese erreicht hatte folgten sie ihm wortlos, ruhig...


    Varro hörte zu und versuchte zu ignorieren, daß Sabaco offenbar glaubte er wäre in einer Taberne und plaudere mit einem Saufkumpanen. Doch angesichts der Lage war es wohl das Beste. Die Disziplin in dieser Mannschaft oblag der Bootsführung.

    Die Bootsführung war ein Mischung aus einem Piraten und einem Gladiator. Varro wußte nicht um die Loyalitäten auf dem Boot und ihm stand auch nicht der Sinn nach einer Disziplinierung.

    So nickte er und sah an Sabaco vorbei in das zart beginnende Morgenrot.

    Dann wollen wir euch nicht länger aufhalten,...Gubernator?...auf ein Wort!

    Er wandte sich ab und ging zu seinen Leuten. Alderich übergab ihm mit ernstem Gesichtsausdruck seine Zügel. Varro nickte ihm zu und nahm die Zügel. Dann wandte er sich zu dem Gubernator um.

    Ernst sah er ihm in die Augen und kurz auf die Szenerie die sich ihm bot. Ein Haufen Leichen, eine unschlüssige Mannschaft, ein Boot...und einen Kerl der es trotz seiner Mentaliät bis zu einem Bootsführer gebracht hatte.

    Gubernator Umbrenus...ich nehme an, daß auch bei der Classis der Ranghöchste das letzte Wort hat?!


    Varro war nicht ganz auf der Höhe was die Rangfolge bei der Classis anging, doch er hatte den Eindruck, daß die Art und Weise wie der Gubernator auftrat wohl im Rang über dem Suboptio stand. Er grüßte zurück und entgegnete, Subpraefectus Alae Germanicus Varro, oh, es gibt hier einige Probleme Gubernator, etwa 20 davon liegen etwa eine Meile von hier in der Marsch.

    Er warf einen Blick auf die blutige Stelle an der Tunica des Gubernators, ging jedoch nicht darauf ein. Sie würden auf diesem Boot sicher einen Miles Valetudinarii haben.

    Nun war es bei der Ala nicht üblich sich vor Rangniedrigeren zu erklären und er war müde und wollte Ergebnisse. So wandte sich Varro wieder dem Suboptio zu und wiederholte seine Anfrage...Nuntio, Suboptio.

    Ocellas unseliger Bruder,...Varro ließ sich nichts anmerken. Hier stand ein Schiffsführer der offenbar eine laxe Einstellung zur Moral hatte. Er warf einen Blick auf den Haufen Leichen, dann streifte er die verdattert dreinblickenden Marinii.

    Am Ende ruhte der Blick auf Matinius Sabaco, dessen blutgetränkte Hände ihre eigene Sprache hatten.

    Typen wie Sabaco kotzten ihn an. Sie waren der Beweis für den Irrtum alles mit Gewalt lösen zu können. Eine selbsterfüllende Prophezeihung. Gleichermaßen real wie tragisch.

    Nuntio, Suboptio...

    Varro und seine Männer ritten in Richtung der nächsten Benefitzarierstation als einer der Männer Bewegungen am jenseitigen Ufer bemerkte. In einiger Entfernung sah man eines der Patrouillenboote liegen. Da sich in der Nähe eine Furt befand galoppierten sie dorthin und schnitten der Gruppe den Weg ab.

    Sie saßen ab, formierten sich und schufen rasch Fakten. Sie machten die überraschten Barbaren allesamt nieder.

    Es war leicht,...zu leicht und einige von ihnen waren zudem verletzt. Varro befahl aufsitzen und sie ritten, die Waffen in der Hand in Richtung des Patrouillenbootes.

    Doch als sie dort ankamen entspannten sie sich.

    Hier hatte ein Kampf stattgefunden und das erklärte auch das Verhalten der Barbaren eine Meile weiter.

    Varro steckte die Spatha zurück und glitt vom Pferd.

    Er wandte sich an eine Gruppe Marinii die gerade dabei waren die Toten zu plündern.

    Das kotzte ihn an. Die Barbaren mochten derlei machen, aber nicht die Marinii,...nicht nach einem Geplänkel.

    Subpraefectus Germanicus Varro, ALA I Aquilia ... sofort einstellen! Wer hat hier das Kommando?!


    Varro fiel auf, daß der Barbar sich seltsam verhielt, seltsamer als üblicherweise. Zeitverschwendung! dachte er bei sich, nahm eines der am Boden liegenden Schwerter auf trat an Ocella vorbei und lief dem Barbar das Schwert ins die Brust. Er ließ es stecken und wandte sich ab. Zu den verblüfft dreinschauenden Equites meinte er, Wir brechen auf, die Gefangenen laßt hier, die werden den Morgen kaum erleben...Ocella, wir teilen uns auf, ihr reitet die nächsten beiden Stationen ab,...wenn alles in Ordnung ist reitet ihr zurück zum Castellum, wenn nicht sendet einen Boten. Wir reiten zurück und dort die nächsten beiden Stationen ab. Er nickte Ocella zu und kaum drei Minuten später preschte er mit den Equites der Prima zurück in Richtung Mogontiacum.

    Ocella wartete neben Varro vor dem Wachgebäude. Sie sprachen nicht, atmeten nur tief die Luft ein. Da kamen die Equites zurück. Ocella erkannte einen Kerl an einem Seil und einen, offenbar Verletzten auf einem Pferd. Kopfschüttelnd erkannte er, daß der eigentliche Reiter das Pferd führte.

    Eques Iunianus,...nuntio!

    Er warf einen Blick auf Varro, doch der stand nur da wie ein Kriegerdenkmal und starrte auf die beiden Gefangenen die man vor die beiden Offiziere zerrte.

    Ocella stellte fest, daß einer der beiden verletzt war und sah Fango einfach nur an...

    Varro brauchte eine Weile um seinen Zorn zu besänftigen.Wie kam es, daß sie immer zu spät kamen? Warum waren die Benefitzarier so arglos und ließen sich so mir nichts dir nichts gefangennehmen? Natürlich, es waren alte Männer, am Ende ihrer Laufbahn. Sie scheuten das Risiko am Ende ihrer Laufbahn noch in Kämpfe verwickelt zu werden.

    Doch diese Vorsicht hatte zwei Seiten.

    Varro starrte auf die beiden Gefangenen wovon einer verletzt war. Er wandte sich ab und nickte Ocella zu. Verhör und Liquidierung. Die übrigen Gefallenen wurden gerade aus dem Haus gezerrt. Dabei gingen die Equites wenig zimperlich mit den Toten Barbaren um und warfen sie auf einen Haufen in Sichtweite zu den beiden Gefangenen.

    Dann brachte ein Eques den verwundeten Knaben und zwang ihn neben den anderen beiden auf die Knie.

    Das anfängliche Mitleid war verflogen als Varro die Toten Kameraden gesehen hatte, dahingemetzelt wie Opfervieh. Ocella trat vor und begann das Verhör.

    Varro hatte wenig Mühe sich in den nun leeren gewordenen Raum seiner Haut zu wehren. Die Wut seines Angreifers machte er sich zu nutze und der Optio fiel als erster. Seine drei gefolgsleute gingen nur zu ihren Vätern, weil sie ihre Waffe nicht fallenließen. Es machte Varro keine Freude ihnen das Leben zu nehmen und so schonte er den jüngsten von ihnen.

    Hiernach öffnete er die Türe zu den Unterkünften und fand die wahre Besatzung des Postens vor. Allesamt gemeuchelt und ihr Mörder war noch da.

    Der vierschrötige Mann griff ihn sofort knurrend an, während sein letztes Ofer noch zuckte. Wahrscheinlich hatte er sie gerade erst getötet.

    Kalte Wut kroch ihm durch die Därme. Er wich dem Hieb mit einem gestohlenem Gladius behende aus und rammte dem Kerl die Spatha in die Seite.

    Knurrend wandte sich der Kerl um, hielt sich kurz die Seite und spuckte in Varros Richtung. Varro legte die Spatha auf einen Tisch und winkte unter den verblüfften Blicken den Mann zu sich.

    Blut quoll aus der Wunde. Varro wußte, daß an dieser Stelle eine wichtige Blutzufuhr war und der Kerl nicht mehr lange auf seinen Beinen stehen würde.

    Waas? Los,...wehr dich Schlächter, nimm dein Schwert! grollte er mit schwindenen Sinnen. Er wußte was er getan hatte und wollte deshalb im Kampf sterben, mit einem Schwert in der Hand. Doch es entglitt ihm, und der verdammte Römer verwehrte ihm den erlösenden Schlag...was...? Er sah an sich herab. Seine Seite war schwerrot von seinem Blut. Er stand in seinem Blut. Sterne explodierten vor seinen Augen. Er machte einen Schritt auf den Römer zu.

    Varro wich dem fallenden Germanen aus. Dann nahm er seine Spatha und wischte sie an der Kleidung des noch zuckenden Barbaren halbwegs sauber.

    Er hörte ein leises Röcheln von einem der Opfer und eilte zu ihm. Vorsichtig setzte er ihn mit dem Rücken auf und drückte ihm mit seinem Mantel auf die Klaffende Wunde am Hals.

    Der Mann konnte nicht mehr sprechen, so tief war der Schnitt. Varro nahm seine zitternde Hand und hielt ihm den Kopf ein wenig gerade.

    Tränennasse Augen sahen ihn flehend an. VALE DULCIS FRATRE, SID TIBI TERRA LEVIS! * sagte Varro und nickte dem Sterbenden zu. Dieser schloß die Augen und mit den zustimmenden Nicken entglitt sein Geist ins Elysium. Varro fühlte eine seltsame Leere in sich, sie breitete sich langsam aus. Vorsichtig ließ er den Kopf des toten Kameraden auf dessen Schulter sinken und nahm seinen blutdurchtränkten Mantel von dessen Wunde. Ocellas Stimme holte ihn zurück aus einer Melanche aus Trauer und Rachedurst.

    Nuntio Vexillarius! er erhob sich und wandte sich mit steinerner Miene um.

    Ocella ging es gut und den anderen Kameraden offenbar auch. Erleichtert trat er an Ocella vorbei nachdem er ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte.


    Sim-Off:

    Lebe wohl Bruder, die Erde sei dir leicht

    Irgendetwas störte ihn. Ein seltsames Summen war in seinem Kopf. Üblicherweise hatte er das wenn irgendetwas nicht stimmte. Doch was sollte das gerade jetzt sein? Sie waren einigermaßen trocken und sicher vor dem Unwetter. Umgeben von Kameraden der XXII.

    Er stellte den Becher Würzwein ab und leckte sich die Lippen. Obwohl er nur daran genippt hatte, brannten sie ein wenig.

    Sein Blick glitt durch den Raum, er zählte 7 Benefitzarier, der 8. war sicher im Stall.

    Doch trotzdem summte es weiter in seinem Kopf. Er legte Ocella die Hand auf den Arm und hielt ihn so ab vom Trinken. Sein Blick war alarmierend. Obacht angesagt!

    Optio?... weiter kam er nicht. Ihm war gleich aufgefallen, daß die Benefitzarier seltsam ungepflegt wirkten, alles hier wirkte bemüht,...gestellt.

    Das Latein des Optios war zwar in Ordnung und ließ keinen Rückschluß zu, aber etwas störte Varro. Waren es die Augen? War es die Haltung?

    In der relativen Enge des Raumes hatten sie wenig Möglichkeiten, deshalb schlug er Ocella den Becher aus der Hand in Richtung eines der stummen Gestalten, die in schlecht geschnürten Schienenpanzern so herum standen. Der Optio wich dem heißen Getränk aus und zog einen Dolch. Dabei rief er etwas in einem gutturalem Dialekt.

    Die übrigen, deutlich jüngeren "Benefitzarier" wurden unruhig und bewaffneten sich.

    Nun,...wo ist denn nun der Optio und die Männer dieser Station? fragte Varro kalt und das Summen in seinem Kopf ließ nach als der vorgebliche Optio böse grinsend auf ihn vordrang.

    Oh,...der gute Optio liegt hinten im Schuppen, zusammen mit seinen alten Säcken.

    Varro nickte,...das war es was ihn gestört hatte. Die Benefitzarier der II. und nun auch der XXII. waren im Grunde kurz vor dem Ausscheiden aus der Legion. Männer um die 40. Die Kerle hier waren deutlich jünger. Allein der schlecht rasierte Optio war älter.

    Varro zog seine Klinge, welche bläulich im Schein der Laternen und des Feuers schimmerte.

    Gaius Germanicus Varro,...der Schlächter...der Schnitter,...der rechte Arm Hels...oh, mein Ruhm wird unsterblich sein, wenn ich dich...

    Varro schüttelte den Kopf über soviel Gequatsche. Da machte sich jemand Mut und vor allem seinen kümmerlichen Begleitern. Inzwischen hatte er sich in eine ausreichend sichere Position gebracht, von der er ungehindert aus kämpfen konnte. Da griff der Kerl an.

    Das Wetter wurde immer schlimmer. Ein solches Gewitter hatte Varro hier noch nie erlebt. Er nahm einen der Becher, den ein Benefitzarier verteilte. Er roch daran, ein warmer Würzwein.

    Nickend ließ er den Mann passieren und nippte an dem Becher. Draußen fetzte ein lauter Knall durch die Nacht.

    Der Würzwein war gut, wenngleich auch ein wenig zu süß für seinen Geschmack. Hatten die Kerle Met hineingeschüttet?

    In der Station war es relativ düster und eng und er nahm den Mann erst auf dem zweiten Blick wahr.

    Optio Attius Nepos, ...ich habe hier das Kommando.

    Varro nickte ihm zu und entgegnete, Decurio Germanicus Varro von der ALA I Aquilia ... bei der Nennung des Namens nahm Nepos sofort noch mehr Haltung an, doch verortete er den Germanicer in der Numidia. I Aquilia? fragte er daher.

    Varro nickte und entgegnete ALA I AQUILIA SINGULARIS um genau zu sein, die Einheit wurde umgenannt. Zuviel der Ehre, wenn man es nach Varro nahm. Daß der Caesar bei den befreiten Männern war, war Zufall und spielte für ihn keine Rolle. Nepos jedoch legte erinnernd den Kopf in den Nacken. Die Geschichte um die Rettung des Caesar durch die Ala war in aller Munde. Der Name Germanicus Varro wurde mit Respekt und Ehrfurcht ausgesprochen. Beinahe jeder behauptete ihn zu kennen oder zumindest schon einmal gesehen zu haben und er, Attius Nepos, Sohn eines Apulischen Schreiners stand jetzt hier und plauderte mit ihm. Ob ihm das jemand glauben würde?

    Gab es in den letzten Tagen hier irgendwelche Auffälligkeiten? Varro sah aus dem Fenster ...ich meine Streuner oder Berittene?

    Nepos schüttelte den Kopf. Nein Decurio,..nur die üblichen Transporte und Reisenden...nichts Ungewöhnliches.

    Varro nickte. Natürlich...nichts Ungewöhnliches. Das ist es nie, bis es dann doch ist. Der Übergang war zu oft fließend.

    Varro stieß an und trank vorsichtig an dem heißen Gebräu. Es breitete sich wärmend in Brust und Bauch aus, wenngleich er auch aufpassen musste sich nicht den Mund zu verbrennen.

    Er starrte in das Feuer und nickte. Ich verstehe, was du meinst Ocella. Seine Blick fiel auf die platzenden Holzstücke in der Glut.

    Doch niemand kann sagen was kommt, ...was wird...ich kann morgen,...ach was heute noch fallen,...was ist dann? Nimmst du dir das Leben?

    Er sah auf und wandte sich Ocella zu. Häng´dich nicht an andere Menschen, dafür bist du nun zu weit gekommen, sei, du selbst, denn das was du inzwischen aus dir gemacht hast reicht dazu mehr als aus! Er schüttete den Rest der Becherinhalts in die Flammen. Wir brechen jetzt auf, zur Benefitzarierstation,...vielleicht schaffen wir es noch halbwegs trocken dort anzukommen. Er wandte sich ab, boxte Ocella gegen den Oberarm und warf einem Eques seinen Becher zu, während am Horizont erste Blitze und ein aufkommender Wind von einem Unwetter kündeten.

    Varro bemerkte die Distanziertheit zwischen ihm und seinem alten Freund. Er hatte diesbezüglich auch gewisse Skrupel. Doch die Zeiten änderten sich. Die gemeinsame Zeit endete irgendwann. Caesar hatte großes vor und wollte, daß er daran teilhatte. Natürlich würde er sich bemühen Ocella bei sich zu halten, aber das lag nicht ausschließlich an ihm. Ocella war ein Kämpfer, kein Planer, kein Schreibstubenhengst. Es mangelte ihm zuweilen an Disziplin und Einsicht, doch diese Eigenschaften, zusammen mit seiner unerschütterlichen Loyalität machten ihn zu dem was Varro an ihm schätzte. Die Einsilbigkeit der Antwort hatte er erwartet.

    Sie rieben sich noch ein wenig die Hände als einer der Equites mit dampfenden Würzwein umher ging. Varro nahm einen Becher, wartete bis Ocella seinen hatte und prostete ihm zu.

    Vivas Ocella! Auf alles was uns wichtig ist! ein gewagter Trinkspruch unter den Umständen, doch er wollte mehr als einsilbige Brummeleien hören. Sie waren keine pubertierenden Jungschläger mehr.

    Varro staunte nicht schlecht. Aus Cappadokia? Er nickte den Wachen zu und diese zogen sich daraufhin ein paar Schritte zurück.

    Nun, Tariq, es ist überraschend, daß sich ein Cappadocier ausgerechnet hier zur Ala meldet.

    Er machte eine Andeutung auf die Wachen. Wir haben es hier eher mit dem keltischen Volk zu tun.

    Im Vergleich zu den Wachen wirkte Tariq wie ein Knabe.

    Trotzdem war Vorsicht geboten, auch Knaben konnten eine verdeckte Klinge führen.

    Aber gut, du kannst dein Glück versuchen,...die Wachen werden dich auf Waffen untersuchen, wenn du welche hast, solltest du sie freiwillig abgeben,...das macht einen besseren Eindruck und erspart dir einiges.

    Varro nickte dem Cappadocier zu und machte sich wieder auf den Weg, den Wachen sagte er im Vorbeigehen,

    Das übliche Procedere,...dann zum Officium Dilectuum...

    Das würde interessant werden.

    Varro kam von einer Besprechung an der Porta Praetoria vorbei und sah was dort vor sich ging. Er trat zu der Gruppe vor dem Tor und stellte sich ein wenig Abseits. Die Torwachen bemerkten ihn und versuchten ihre Kameraden durch räuspergeräusche zu warnen. Varro schüttelte den Kopf,...diese germanischen Reiter waren wie Kinder.

    Was ist hier los? fragte er und während die Wachen sich in Salzsäulen verwandelten trat er an den jungen Burschen heran.

    Er wunderte sich und fragte, Was ist dein Begehr? Hast du eine Nachricht, oder...?

    Ein Sklave, zweifellos...