Beiträge von Gaius Germanicus Varro

    In diesem luxuriös ausgestatteten Officium empfängt der Legatus Legionis seine Gäste. Hier werden Entscheidungen über alle relevanten militärischen Vorgänge im Zusammenhang mit der Leg. XXII getroffen.

    Das Officium hat ein Vorzimmer mit einem Scriba. Es ist sich grundsätzlich bei diesem anzumelden.

    Dies ist das Officium des Praefectus Castrorum.

    Er ist der Verwaltungschef der Legion und sorgte dafür, dass alle regelmäßig stattfindenden Handlungen reibungslos ablaufen. Im Gefecht hatte er dagegen keine Kommandofunktion. Im Lager standen Kasernen, Wachen, Lazarett und Werkstätten unter seiner Oberaufsicht. Außerdem war er für den Geschützpark und für die Ausbildung der Geschützmannschaften verantwortlich. In dieser Funktion unterstand ihm auch der Custos armorum. Der Praefectus Castrorum steht dem Legatus auch als Planer zur Verfügung und ritt auf dem Marsch bei der Vorhut einer Legion und suchte am Abend mit seinen Assistenten einen geeigneten Ort zur Errichtung des Marschlagers. Ebenso war er die wichtigste Ansprechperson bei Nahrungsankäufen bei der Zivilbevölkerung und anderer Ausstattungen der Soldaten.

    Varro betrachtete seine Patrouille und fgragte sich einen kurzen Moment ob auch sie auf plündernde Barbaren stoßen würden. Weiter hinten sah er Ocella. Gut, daß er wieder auf dem Damm war, er hätte gefehlt. Mehr noch als die gefallenen Kameraden. Er verscheuchte die Gedanken und zog langsam sein Pferd herum.

    Es machte keinen Sinn sich über die Vergangenheit den Kopf zu zerbrechen. Die Vergangenheit hatte sie hierher gebracht um zu bestehen oder zu fallen. So ging das immer weiter, bis es eines Tages soweit war, doch dieser Tag ist nicht heute!

    Mann für Mann reihte sich in den Zug zur >> Porta Praetoria.

    Varro´s Patrouille passierte die Porta unten dem Salut der Wachen. Das Klappern der Hufschuhe erfüllte den Raum.

    Entschlossen dreinblickende Equites, denen jeder seinen Gedanken nachhing folgten dem Mann der ihr Schicksal bestimmte.

    Varro´s Gedanken waren bei der Route. Er sah zum Himmel,...er war wenig vielversprechend. Wolken hinderten die Sonne ihre Wärme auf die abgekühlte Welt zu werfen. Es sah nach Schneefall aus. Varro rückte sich auf seinem Sattel zurecht , sah sich kurz um und nickte. Der letzte Mann hatte die Porta passiert. Er hob den Arm und es ging in leichten Trab in Richtung >>Borbetomagus.

    Die Patrouille traf auf wenige Wagen und Reisende. Alle machten der trabenden Ala bereitwillig Platz, wußten sie doch, daß diese Männer für ihre Sicherheit sorgten. Gelegentliche Stops an den Benefizarierstationen folgten längeren Reitabschnitten. Doch die Strasse war ruhig. Die umliegenden Meiler und Gehöfte intakt. Doch Varro gestattete sich und seinen Männern keine Muße. Die kleinste Unaufmerksamkeit konnte das persönliche Ende bedeuten.

    Bald tauchte in der Ferne Borbetomagus auf und Varro ließ rasten.

    Die Pferde wurden versorgt, zwei Feuer flammten auf und wärmten die Männer.

    Varro winkte Ocella zu sich und sah auf die Stadt die sich in etwa 3 Meilen breit machte.

    Als Ocella bei ihm war nickte er ihm zu. Nun, mein Freund,...wie geht es dir? ein gequältes Lächeln umspielte sein Züge. ...wir haben uns lange nicht gesehen.

    Es war wieder einmal soweit. Nach Wochen des Wundenleckens und der Rekonvaleszenz war die frisch aufgefüllte Turma Prima bereit zu einer Patrouille. Die immer noch verletzten Equites wurden durch eine Vexillation der Turma Secunda ersetzt. Varro ritt vor seine Patrouille und zügelte das Pferd. Er sah von rechts nach links die Reihe der fast 30 Reiter entlang und nickte zufrieden. Vor allem als er Ocella mit seinen Reitern der II. erkannte.

    Salve Equites! begann er. Unsere Patrouille führt uns zunächst zum Ort des Gefechts in Richtung Borbetomagus, dann zurück in Richtung Confluentes. Wir sollen uns vergewissern, daß im fraglichen Gebiet keinerlei Plündereraktivitäten sind und uns nach der vermissten Patrouille des Decurio Atius Scarpus umsehen. Es gab Lebenszeichen und zwei verletzte Kameraden welche der Classis von Decurio Scarpus selbst übergeben wurden.

    Es kursierten schon länger Gerüchte um Scarpus, aber nun war es offiziell. Er und seine Männer lebten. Die Frage die zu klären war, lautete warum sie nicht zurück kamen?

    Varro betrachtete die Männer, zumindest seine Prima verhielt sich ruhig. Die Männer der II. deren Kommandeur Scarpus war schienen jedoch ein wenig unruhig zu sein.

    Nachdem Ocella den Raum verlassen hatte machte sich Varro bereit für seinen Rundgang. Es galt die Wachen, den Vallum, die Ställe zu inspizieren. Einen Blick auf die nächtliche Gemeinschaft zu werfen. In letzter Zeit kamen ihm Zweifel ob dies hier sein Weg war. Durch die Rettung des Caesar war ihm Ehre und Aufmerksamkeit zuteil geworden. Sie hatte ihn aus seiner Anonymität gerissen, drohte ihn seinen Männern zu entziehen.

    Er war immer einer der ihren gewesen, hatte mit ihnen gegessen, gekämpft, geblutet. Sie akzeptierten das. Sein neuer Rang hob ihn in die Spähren der höheren Ebenen. Wollte er das? Er war Soldat, kein Politiker. Er legte den ledernen Brustschutz an, gürtete sich mit Spatha und Puggio, warf den Mantel über und trat hinaus in die rauchgeschwängerte Luft eines milden Novemberabends.

    Varro bemerkte Ocella kaum, nahm den dargebotenen Becher, trank aber nicht. Eila ließ ihn kurz aufhorchen. Er starrte wieder in die Flammen.

    Ja,...entgegnete er, ...weiß´ich, was soll ich denn dagegen tun? Sie ist eine freie Frau, sie kann tun und lassen was sie will.

    Eila hatte kurz sein Herz berührt, doch sie hatte Pläne. Pläne die sich nicht mit ihm vereinbaren ließen. Deshalb hatte er sie aus seinem Kopf vertrieben, was gut gelang, aber sie hatte sich tief in sein Herz eingenistet und das nagte an ihm. Es störte ihn ungemein, daß sie in der Taberna arbeitete.

    Er ging zum Schreibtisch und stellte den Becher dort ab um sich über eine Karte zu beugen.


    Varro trat in seinen Raum. Josephus hatte bereit für angenehme Wärme gesorgt und begann ihn aus seiner Rüstung zu helfen. Wortlos ging dies von statten, wohl auch weil Varro es mit leerem Blick geschehen ließ. Willst du etwas zu essen?...oder einen heißen Gewürzwein?...ich könnte dir auch noch Met besorgen?!

    Josephus machte sich Sorgen um seinen Decurio. So in sich gekehrt kannte er ihn nicht.

    Nein,...danke,...schon gut Josephs,... entgegnete Varro. ...ich hatte was in der Regia...lass mich jetzt bitte alleine!

    Josephus nickte still, hängte den Brustpanzer über das Gestell, verstaute die übrige Ausrüstung und verließ dann still und leise den Raum. Varro war allein...und starrte in die Glut der Feuerschale.


    Sim-Off:

    Seltsamerweise kann ich die Schriftfarbe nicht mehr in Schwarz ändern






    Die Zeit schritt voran. Es galt noch eine Patrouille zu planen. Varro wandt sich fast unter den Blicken des Caesars. Doch er hielt seinem stechenden Blick stand. Sollte er irgendetwas gesagt haben womit er den Caesar düpierte so konnte er daran auch nichts mehr ändern, doch es war nicht Ablehnung die er in der Miene des Caesars las.

    Varro wußte den jüngeren Mann nicht einzuschätzen. Weshalb war er tatsächlich hier? Zur Kontrolle des Limes schickte man keinen Caesar, zur Weihung eines Legionsadlers?...nun vielleicht.

    Er hatte Gerüchte gehört, Gerüchte um dessen Position im Reich. Von einem Exil in Cappadocia.

    Doch was ging es ihn an? Er war Decurio und führte Befehle aus.

    Varro nickte verstehend und sah wieder aus dem Fenster. Dann antwortete er,

    Normalerweise sind diese Gefolgschaften nicht so groß mein Caesar. Um eine Villa Rustica oder einen der kleineren Meiler aufzubringen bedarf es höchstens 15 bis 20 entschlossene Plünderer. Sein Blick fiel wieder auf den Caesar.

    Solange sich nicht ein paar Stammesführer zusammenraufen um die getöteten Stammesangehörigen zu rächen, brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. Wieder sah er aus dem Fenster, sein Blick schweifte über die Stadtgrenzen hinaus.

    Die Grenze ist das Problem. Sie ist durchlässig und nur Abschnittweise gesichert. Das Aufspüren der Gefolgschaft war Zufall und nur möglich weil ihr sie aufgehalten habt, wäre das nicht der Fall gewesen, so wären sie unbemerkt auf die andere Seite verschwunden...so wie in der meisten Fällen.

    Es klang keine Hoffnungslosigkeit aus seinen Worten sondern nüchterne Darstellung der Lage.

    Uns fehlen schlicht die Leute um den Limes zu einer undurchlässigen Grenze zu machen,...aber als solche ist er ja auch nicht gedacht ...oder?

    Varro war kein Freund dieser Politik. Wenn man das Problem der Plünderer in den Griff bekommen wollte müsste man sie in der Annäherung erkennen und kanalisieren um sie mit dort postierten Truppen abzufangen oder zu vertreiben.

    Die Kultur Roms weckt Neid und die wenigsten haben das Talent um sich Reichtum zu erarbeiten, die meisten versuchen es auf die wenig elegante Form des Eigentumswechsels,...mit Schwert und Kampfbeil.

    Varro hielt sich an seinem Becher fest. Der Vinum war erwartungsgemäß ausgezeichnet, aber erquickte ihn nicht wirklich. Dazu war die Stimmung zu gedrückt, die Gruppe zu offiziell um sich nahezustehen.

    Terentius Nero plauderte mit seinen Kommandeurskollegen, Bala stand beim LAPP und die Praetorianer standen grimmig in den Ecken des Raumes um ihn abzusichern.

    Varro sah aus dem Fenster und machte sich Gedanken über seine Patrouille, die anstand. Sie führte nach Borbetomagus, vorbei an die Stelle des Gefechts. Es störte ihn nicht, daß sie dort vorbeiritten, dann müsste ihn jeder Zoll dieser verdammten Strasse abschrecken, denn sie war in Blut getränkt. Überall entlang des Weges lagen Tierskelette in den Wald gezerrt um dort zu verrotten oder den Tieren des Waldes als Nahrung zu dienen. Mancher Hügel zeugte von menschlichem Inhalt, sei er nun römisch oder germanisch. Diese Land , diese Provinz zu befrieden war eine schier unmögliche Aufgabe. Die Grenze zu lang, zu unkontrollierbar. Man hatte zwar auf der gegenüberliegenden Seite des Limes die Bäume zwei Stadien weit gefällt um zu sehen was auf einen zukam, doch was war mit dem Rhenus?

    Tief in Dedanken versunken bemerkte er, daß sich jemand zu ihm gestellt hatte.

    Auch Varro stand mit erhobenem rechten Arm zum Salut, wenngleich neben Furius und seinen Praetorianern. Er hatte den LAPP in der Vergangenheit öfteren getroffen und ihn stets als aalglatt, feist und durchtrieben empfunden. Diesmal jedoch, wen wundert´s, wirkte er den Tränen nah und unendlich müde.

    Er ließ den Arm wieder sinken und blieb mit den Praetorianern im Hintergrund. Er gehörte nicht zu den Kommandeuren und er fragte sich ohnehin was er hier sollte.

    Doch dann winkte ihm der Caesar und er transportierte mit aller Vorsicht Bassus´Asche zu einem der Tische, prüfte den sicheren Stand und stellte ihn ab.

    Man kümmerte sich nun ein wenig um den LAPP, die Kommandeure erwiesen ihre Kondolenz und es wurden Getränke gereicht...Varro fragte sich einmal mehr was er hier sollte. Er hatte eine Patrouille vorzubereiten und saß förmlich auf heißen Kohlen.

    Natürlich sorgte die Prominenz für erstaunte und auch erschrockene Blicke. Wann gab es hier mal einen Caesar zu sehen? Die Scribi und Magistrate säumten die Gänge der Regia bis zum Officium des LAPP. Nur das hallen der genagelten Caligae war zu hören, kein Getuschel, kein Atmen nichts. Die Mitarbeiter des LAPP wußten um die Fracht in den Armen des Caesars.

    Sie ahnten um den Schmerz des LAPP und sie fürchteten seine folgende Willkür.

    Niemandem war wohl in seiner Haut, doch verbargen sie es unter ehrfurchtsvollen Mienen. Sie hatten den Caesar gesehen, sie waren ihm so nah daß sie ihn fast berühren konnten, gesetzt dem Fall sie wären an Furius vorbei gekommen, was unmöglich war.

    Vor dem Officium blieben sie stehen und Furius klopfte gegen die hölzerne Türe mit den eingeschnitzten Insignien des LAPP von Germania superior.

    Varro glitt vom Pferd und trat auf die Torwache zu. Man kannte sich. Bala hatte ihn gebeten die Anmeldung anstelle von Terentius Furius vorzunehmen, da dieser noch reichlich verstimmt war von dem Mangel an Respekt vor dem Schwarz der Praetorianer hierzulande.

    Varro hatte dem vorbehaltlos zugestimmt, denn ein Eklat war das letzte was sie jetzt brauchen konnten.

    Salve, Miles,...Der Caesar und eine Abordnung der Truppenverbände ersuchen Zugang zur Übergabe der sterblichen Überreste des Aemilius Bassus an seinen Vater.

    Natürlich wäre es nicht nötig gewesen die Torwache über Details zu informieren, doch barg ihre Mission kein Geheimnis und bevor es Latrinenparolen gab, steuerte man die Informationen zielgerecht.

    Die Wache nahmen Haltung an, salutierten und gaben wortlos den Weg ins Innere der Regia frei.

    Varro drehte sich um und nickte der Delegation zu, die samt und sonders von den Pferden rutschte, sich arrangierte und mit ernsten Mienen an Varro vorbei in die Regia schritt.

    Zwei Praetorianer blieben bei den Pferden.

    Die Wache kannte inzwischen den Bruder des Veillarius, jedoch waren sie ein wenig erstaunt wie sehr er sich herausgeputzt hatte. Berengar, der seine erste Wache als Offizier vom Dienst leistete trat auf den Matinier zu nachdem er jemand losgeschickt hatte um Ocella zu holen.

    Salve Subotio Matinius, der Vexillarius wird geholt.

    Er würde diesen Mann nicht auf Waffen untersuchen, es gab , solange der Caesar im Castellum weilte schlicht keinen Zugang für Nichtangehörige der Ala. Das hatte auch bei den fahrenden Händlern für eine leichte Verstimmung gesorgt, war aber nun einmal nicht zu ändern.

    Man hatte in der Nähe des Vallums einen Platz für die Händler und Besucher eingerichtet. Inzwischen gab es sogar eine kleine Restauration, welche billigen Vinum und besseren Met feilbot.

    Auch in handlichen Amphoren. Berengar sah den Suboptio, der so garnichts mit Ocella gemein hatte ausdruckslos an und hoffte, daß Ocella bald auftauchte.

    Was er auch tat...

    Varro und Terentius Nero nickten sich mit ernsten Gesichtern zu. Es war nicht das erste Mal, daß sie Männer verloren haben. Doch es war zumindest für Varro das erste Mal, daß der gefallene Kamerad in derartigen Sphären wandelte. Die Paraderüstung war ihm mit der Zeit etwas weit geworden. Er trug eine doppelte Gambesonweste damit sie nicht verrutschte.

    Der Dienst und vor allem die letzten Wochen hatten ihn hagerer werden lassen. Sein sehniger Körper barg kaum noch Fettreserven. Eine üble Sache so kurz vor dem Winter.

    Varro rief sich zur Ordnung. Sie transportierten hier die sterblichen Überreste und das Vermächtnis eines Patriziers und er machte sich Gedanken über seine Fettreserven.

    Nach kurzer Zeit gelangte die Abordnung zum >>Haupttor.

    Die Wache trat zur Seite und salutierte der vorbeireitenden kleinen, aber illustren Gruppe. Während der Caesar das Ganze wohl als selbstverständlich ansah bemerkte Varro , daß die Wachen besonders gerade ausgerichtet und zackig grüßten. Grinsend erwiederte er ihren Gruß, ...es ging doch, dachte er, oder war es weil es Männer der Turma Sec. waren? Ocellas Haufen?

    Im nachhinein fragte er sich wie es Ocella wohl gelungen war aus diesen Waldschraten vorzeigbare Equites zu machen.