Beiträge von Phryne

    Er spielte mit ihr und mit ihrer Leidenschaft. Sie wollte ihn unbedingt. Noch nie hatte sie einen Mann so begehrt wie ihn und vermutlich gerade deshalb, weil er nicht so leicht zu kriegen war wie alle ihre Liebhaber zuvor. Er zeigte ihr, dass er darüber entschied, wann und mit wem er es trieb. Fassungslos sah sie zu, wie er sich wütend von ihr losriss, Korone ins Zimmer zerrte und sie auf der Kline vor ihren Augen nahm. Es waren nicht nur die erstickten Schreie ihrer Sklavin, die Phryne zum Wahnsinn trieben, es war die Tatsache, dass er sie tatsächlich manipulierte. Obwohl er ihr wieder demonstierte, dass er ihr nicht alleine gehören würde und dass er entschied, wen er beglückte, begehrte sie ihn. Wünschte sie nichts sehnlicher, als dass sie seine Herzensdame wäre.


    Zornig starrte sie ihn an, als er trumphierend im Raum stand, die schluchzende Korone hinter sich auf der Kline. Sie hatte ihm mit dem Circus gedroht, sie hatte ihn in der Hand und sie wusste es. Und was tat er? Er demütigte sie. Er spielte sich auf wie der Herr im Haus und befahl nach Lust und Laune. Phryne war wütend, geradezu in Rage. Was bildete er sich eigentlich ein? War er sich wirklich so sicher, dass sie ihn nicht ans Messer liefern würde? Mit starrem Blick sah sie zu, wie er nach draußen ging, um die Wächter wegzuschicken. Was sollte sie tun?


    Zunächst kümmerte sie sich um Korone. Zärtlich streichelte sie die Schulter der Dienerin, die noch immer reglos auf der Kline lag.


    Tu bitte, was er sagt, meine Gute. Ich glaube, es ist besser, wenn wir momentan alle das tun, was er befiehlt.


    Korone stand weinend auf und verließ den Raum. Phryne wartete darauf, dass ihr dämonischer Liebhaber wiederkehrte. Als er schließlich mit der Miene eines Siegers auf die Schauspielerin zukam, trat sie ihm entgegen.


    Du hast deine Freiheit, Appius! Es steht dir frei davon Gebrauch zu machen. Geh! Verlass dieses Haus und genieße deine Freiheit. Solange du sie noch hast. Aber sei dir sicher, mich hast du das letzte Mal gedemütigt. Ich will dich nicht mehr!


    Sie sprach mit beherrschter Stimme. Klar und fest formulierte sie die Sätze. Phryne war eine gute Schauspielerin. Sie konnte jeden Satz so sagen, dass er echt klang. Wie es in ihrem Inneren aussah stand auf einem ganz anderen Blatt. Die letzten fünf Worte kosteten sie unglaublich viel Kraft, sagten sie doch genau das Gegenteil dessen, was sie wirklich empfand. Doch es musste sein! Er tat ihr weh, er musste gehen!

    [Blockierte Grafik: http://1.1.1.3/bmi/1.1.1.1/bmi/1.1.1.4/bmi/1.1.1.3/bmi/1.1.1.3/bmi/www.imperium-romanum.info/images/misc/ava_galerie/2.jpg]
    Glaucus


    Misstrauisch beäugte Glaucus den jungen Kaeso. Er schien diesen Mann zu kennen. Bestätigkten sich nun seine Beführchtungen? Die ganze Zeit über schon hatte er bei Kaeso ein schlechtes Gefühl gehabt. Er hatte Phryne gesagt, dass er dem Jungen nicht traute. Nun lag der Verdacht nahe, dass sich Kaeso in diesem Verbrechermileu auskannte. Er war zwar sicher kein Bandenmitglied, denn er war nicht bei der Versammlung im Keller gewesen, aber wenn er den Verbrecher kannte.... Hatte Kaeso diesem vorgeblichen Petilius Plautus den Tip gegeben? Hatte er für den fiesen Verbrecher Phryne ausgekundschaftet, ihren Reichtum in Augenschein genommen und ihre sexuelle Freizügigikeit getestet? Der Verdacht lag nahe. Vielleicht bemerkte Kaeso auch jetzt erst, dass man einen Dummen gebraucht hatte, der die Informationen beschafft hatte? Dass er derjenige gewesen war, der Phryne ans Messer geliefert hatte.


    Glaucus linke Hand schnellte vor. Er griff Kaeso mit der Pranke an die nagelneue Tunika. Mit einer drehenden Bewegung zog er den jungen Mann zu sich heran, die Augen zu Schlitzen verengt.
    Wieso willst du das alles wissen? Du kennst den Kerl, oder? Hat er dich Würstchen angeheuert Phryne auszukundschaften? Hast du sie bereitwillig an ihn verraten? Was hat er dir dafür gezahlt?


    Glaucus Faust stand nun direkt vor Kaesos Gesicht, bereit ihm die Nase zu brechen.
    Du falscher Hund! Erst fickst du sie und dann verrätst du sie an diese Verbrecher! Ich werde Puls aus dir machen!

    [Blockierte Grafik: http://1.1.1.3/bmi/1.1.1.3/bmi/www.imperium-romanum.info/images/misc/ava_galerie/2.jpg]
    Glaucus


    Glaucus dachte nach. Der Mann hatte einen Bart getragen. Ungewöhnlich für einen Römer. Aber es war kein stattlicher Bart gewesen.
    Ja, er hatte einen Bart. Nicht sehr auffällig aber dennoch. Etwa ein 6-7 Tage Bart.


    Der Helvetier fragte nach Details und Glaucus merkte, dass er sich in der Aufregung gar nicht so viele Details gemerkt hatte. Nun fragte auch dieser andere, den der Helvetier Roderiq nannte.


    Nein, ich habe nichts Auffälliges gehört, nichts was ich hätte identifizieren könnte. Es tut mir leid.
    Glaucus kam sich sehr wenig hilfreich vor. Es war ihm peinlich so wenig von der Örtlichkeit zu erinnern.
    Siehst du eine Möglichkeit, wie wir Phryne finden und diesen Verbrecher samt seiner Bande dingfest machen können?

    [Blockierte Grafik: http://1.1.1.1/bmi/1.1.1.4/bmi/1.1.1.3/bmi/1.1.1.3/bmi/www.imperium-romanum.info/images/misc/ava_galerie/2.jpg]
    Glaucus


    Glaucus sah den Jungen, der mit ihm bei der Cervisia stand, erbleichen. Es war offensichtlich wie sehr er die Schauspielerin vergötterte. Nun, wer konnte es ihm verdenken. Ein Junge in seinem Alter, an der Schwelle zum Mann, und diesse Frau, schön, erfahren und gerissen. Sie hatte ihn um ihren kleinen Finger gewickelt, indem sie ihn ins ABC der Liebe eingewiesen hatte. Glaucus hatte schon viele Jünglinge und Männer mit diesem verliebten Blick gesehen. Phryne zog sie an wie die Motten das Licht. Und nicht wenige verglühten nach kurzer Zeit, wenn sie der Flamme zu nahe gekommen waren. Würde es Kaeso auch so gehen? Phryne würde ihn fallen lassen, über Kurz oder Lang. Das war klar. Aber vielleicht hatte der Junge dann seine Lektion gelernt und konnte sein Herz zukünftig mit der gebotenen Vorsicht an ein Weib verschenken.


    Während Glaucus über die eigenartige Beziehung seiner Herrin zu dem jungen Mann nachdachte, blickte dieser ebenfalls erstarrt von der Nachricht geradewegs ins Nichts. Nach anfänglicher Agonie kam plötzlich Leben in Kaeso. Er brüllte den Leibsklaven Phrynes an. Ungläubig sah der Muskelprotz auf den Jungen, der sich in Rage redete.


    Mein Name ist Glaucus. Du heißt Kaeso, so viel habe ich schon erfahren. Nicht wahr? Und ich habe meinen Kopf schon sehr viel angestrengt. Wenn du es besser kannst, bitte!


    Erbost starrte der Sklave den jungen Mann an. Dann erzählte er Kaeso von dem Besuch des ominösen Schmuckhändlers, von dem Ausflug mit der Sänfte und von seiner und Korones Entführung in den Kellerraum, in dem dann alles weitere geschah. Hier hielt Glaucus inne. Er konnte, er wollte, Kaeso nicht die ganze Wahrheit sagen und blieb vage.


    In diesem Keller waren viele Menschen. Es war jedoch sehr dämmrig und ich konnte die Gesichter nicht erkennen. Der vorgebliche Schmuckhändler wurde von niemandem direkt angespochen. Phryne hat er sich als Appius Petilius Plautus vorgestellt. Aber das ist sicher nicht sein richtiger Name. Römer ist er, denke ich, vom Akzent her und schwarzhaarig. Die Statur ist eher klein und durchschnittlich.
    Glaucus sah an Kaeso hinunter.
    Ungefähr so wie du. Er hatte einige starke Wachmänner. Die haben mich auch so zugerichtet. Und dann drei Helfer. Die eine Frau war Köchin, zumindest sagte er das, sie nannte er Laverna. Die andere Frau wurde Flore genannt. Und dann war da noch ein Mann namens Mairtin, oder so. Den, glaube ich, kenne ich.


    Als Glaucus geendet hatte, sah er den Jungen ernst an.


    In die Casa brauchen wir nicht gehen. Dort ist sie nicht. Wir müssen nach diesen Leuten suchen. Irgendwo in den dunkelsten Ecken der Stadt. Das sind ganz fiese Charaktäre, die findet man nur in der Gosse. Irgendjemand wird diesen Mairtin und diese zwei Weiber, Flore und Laverna, doch kennen. Was meinst du? Wo sollen wir anfangen?

    [Blockierte Grafik: http://1.1.1.4/bmi/1.1.1.3/bmi/1.1.1.3/bmi/www.imperium-romanum.info/images/misc/ava_galerie/2.jpg]
    Glaucus


    Der Sklave drehte den dritten Becher Cervisia missmutig in den Händen. Dann sah er auf und Kaeso direkt an.
    Phryne wurde entführt und ich habe es nicht verhindern können.
    Die Schultern des blonden Muskelprotzes sanken nach vorne.


    Es wäre meine Aufgabe gewesen, sie zu beschützen, ihre Sicherheit zu garantieren und sie davor zu bewahren in die Hände eines so perversen und gierigen Kerls zu geraten, der ihr alles nehmen wird, das sie hat. Und selbst jetzt kann ich nichts machen! Ich weiß nicht wo sie gefangen gehalten wird und der Helvetier hat mir wenig Hoffnungen gemacht, dass ich die Hilfe der municipalen Kräfte bekommen kann. Was soll ich nur tun?


    Hilflos starrte Glaucus in die Cervisia.

    Als Appius zurückkam musste sich Phryne beeilen, den Zettel zu verbergen auf dem sie begonnen hatte, einen Hilferuf zu formulieren. Ihr schwarzhaariger Geliebter trat auf sie zu und schon die Art wie er sich bewegte, verursachte bei der Schauspielerin ein scharfes Ziehen im Unterleib. Als er sie dann sanft streichelte, sie leidenschaftlich küsste und ihren Körper erkundete war es um sie geschehen. Sie war ihm erneut völlig verfallen. Phryne erwiderte das wilde Spiel der Zungen, drängte sich ihrerseits an seinen Körper um die deutliche Bereitschaft spüren zu können.


    Dann plötzlich und völlig unerwartet zog er sich zurück und ließ die schwer atmende Phryne stehen. Statt des erhofften Schäferstündchens überschüttete er sie mit Fragen und Anschuldigungen. Die Freigelassene schwankte zwischen Ärger und Amusement. Es war sehr deutlich, dass er Angst davor hatte, von Phryne ausgeliefert zu werden.


    Mit katzenhaften Schritten kam sie näher. Als sie nur noch wenige Digiti voneinander trennten, gurrte sie wie ein Täubchen.


    Wenn du mich noch öfter so heiß machst um mich dann stehen zu lassen, kann ich für nichts garantieren!


    Ihre langen Finger strichen von seinem Mund über das Kinn und den Hals hinab, dann über den Stoff der Tunika langsam, sehr langsam abwärts. Dabei beobachtete sie ihn genüsslich.


    Ich will dich haben, ganz und gar! Ich möchte, dass du der Meine bist, und nur der Meine! Dafür biete ich dir etwas, das mehr wert ist als dein Schmuck und dein Samen.
    Mit einem anzüglichen Blick zuckte Phrynes linke Augenbraue nach oben. Auch wenn ich den sehr gerne wieder nehme... nun lachte sie dreckig.
    Ich habe dir im Gegenzug für meine Freiheit und die meiner Sklaven etwas viel Wichtigeres zu bieten - nahezu unbezahlbar für einen Verbrecher wie dich.


    Sie machte eine Pause, während der sie seine Rechte wieder zu ihrer Brust führte.


    Ich kann dir Sicherheit und Rückhalt bieten. Du wirst von mir gedeckt werden, so du dich geschickt anstellst und dich nicht selbst in Gefahr begiebst. Und vergiss eines nicht: Ich bin deine Eintrittskarte in den Circus
    Böse grinsend schob sie die Hand unter den Saum der Tunika.
    Ob du im Sand stehen willst oder neben mir auf der Tribüne sitzt ist deine Entscheidung. Du kannst mich zur Verbündeten haben oder zur Feindin.


    Mit diesen Worten griff sie beherzt zu. Ihre Finger schlossen sich um sein bestes Stück, die Stimme wurde rauchig-schmachtend, während sie dafür sorgte, dass er in Stimmung kam.
    Und jetzt nimm mich! Sofort!

    [Blockierte Grafik: http://1.1.1.3/bmi/www.imperium-romanum.info/images/misc/ava_galerie/2.jpg]
    Glaucus


    Der Leibsklave der Libertina dachte nach. Hatte der vorgebliche Schmuckhändler irgendwelche Auffälligkeiten oder einen Akzent? Nicht wirklich... oder doch?


    Der Mann hat auffällig volles schwarzes Haar. Er ist nicht sehr groß und auch nicht so gut gebaut wie ich.


    Glaucus warf sich in Pose. Er mochte nicht viel unterhalb der blonden Haare versammelt haben, aber um die Vorzüge seines Körperbaus wusste er.


    Von der Sprache her... naja, Germane war er keiner. Eher sprach er wie die Leute in Rom oder zumindest in Italia.


    Nun kratzte sich Glaucus am Kopf. Es war dämmrig gewesen als man Phryne mit der Sänfte abholte.


    Man holte Phryne zur Hora una der Nacht ab. Es dämmerte gerade. Danach habe ich jegliches Zeitgefühl verloren. Ich war bewusstlos und wurde erst im Dunkel des Kellers wieder wach. Dort wurden wir dann auch gefangen gehalten. Keine Ahnung wie viele Stunden vergangen sind?! Die Sonne habe ich überhaupt nicht gesehen, bis man mich wieder frei ließ. War das eine Nacht oder zwei? Ich weiß es nicht. Allerdings vermute ich, dass es nur eine Nacht war.


    Etwas hilflos stand der Muskelberg vor dem ehemaligen Aedil. Konnte er mit seinen Aussagen irgendwie helfen? Glaucus wurde immer unzufriedener mit sich und seiner schwachen Vorstellung bei diesem Entführungsfall.

    [Blockierte Grafik: http://1.1.1.3/bmi/1.1.1.3/bmi/www.imperium-romanum.info/images/misc/ava_galerie/2.jpg]
    Glaucus


    Genervt blickte der Leibsklave Phrynes auf. Was wollte denn dieser kleine Wicht jetzt von ihm? Gerade jetzt, wo er sich konzentrieren und nachdenken musste. Beides waren Aufgabengebiete in denen Glaucus nicht brillierte. Was wollte da der kleine Lüstling von ihm, dem seine Herrin in letzter Zeit ihre Gunst geschenkt hatte.


    Salve, Kaeso. Nein in Ordunung ist nichts! Gar nichts! Weder ich noch meine Kleidung und am allerwenigsten Phryne.
    Er leerte den Becher in einem Zug und bestellte gleich den nächsten. Griesgrämig blickte er vor sich hin. Nochimmer wollte ihm kein Geistesblitz kommen.
    Auch den zweiten Becher leerte er schneller als die Bedienung laufen konnte. Die süffige Cervisia lockerte die Zunge. Nun endlich rüchte Glaucus mit seinen Sorgen heraus.


    Du musst mir versprechen, dass alles was ich dir sage unter uns bleibt. Ja? Alles? Versprichst du es? Bei deiner Mutter?


    Mit durchdringendem Blick musterte der Leibwächter Phrynes den Jungen. Er orderte zwei weitere Becher Cervisia. Einen für sich und einen für Kaeso.

    [Blockierte Grafik: http://1.1.1.3/bmi/www.imperium-romanum.info/images/misc/ava_galerie/2.jpg]
    Glaucus


    Ziemlich desillusioniert verließ der Sklave Phrynes die Casa Helvetia. Der ehemalige Aedil Helvetius Curio sah sich nicht in der Lage viel gegen die Band zu unternehmen, die seine Domina entführt hatte. Er versprach zwar selbst mit seinen privaten Wachleuten Erkundigungen einzuhiehen doch machte er Glaucus wenig Hoffnung, dass man von offizieller Seite etwas unternehmen konnte.


    Wieder auf der Straße vor dem Haus der Helvetier angekommen, ließ der Leibsklave die muskelbepackten Schultern hängen. Er wollte erst einmal in die nächstbeste Taberna, um bei einer Cervisia nachdenken zu können, was er nun unternehmen konnte und wie man wohl am besten herausfinden konnte, wo man Phryne gefangen hielt. Vielleicht konnte man ihm auch dort Hinweise geben auf diesen geheimen Zirkel, der es so bunt trieb. Irgendjemand musste doch was wissen. Selbst das bestgehütete Geheimnis war auf die Dauer nicht zu verbergen.


    An der Theke, der nächstbesten Caupona ließ sich Glaucus eine Cervisia geben. Er starrte trübsinnig vor sich hin.

    Mal wieder glaubte sie ihrem teuflischen Liebhabern kein Wort. Glaucus war das Zünglein an der Waage. Wenn der Leibsklave Phrynes die Pferde scheu machte und Hilfe holte, hatte Appius schlechte Karten. Er hatte Phryne inzwischen zwar nach Hause gebracht, doch der Tatbestand der Entführung und Erpressung blieb bestehen. Die Schauspielerin hatte ihre Sklaven als Zeugen. Deshalb war sie sich sicher, dass Appius versuchen würde, Glaucus loszuwerden. Phryne hatte Angst um ihren treuen Sklaven. Dass Glaucus die Freiheit suchte, schloss sie kategorisch aus. Er hatte ein gutes Leben bei ihr und sich nie beklagt - ein absolut loyaler Diener!


    Als Appius zufrieden grinsend mit der Transportkiste und dem Weinfass seine feurige Geliebte verließ, begann Phryne auf und ab zu wandern. Was sollte sie machen? Seine Wächter standen vor der Tür, der germanische Wald lockte sie keinesfalls, auch wenn die Freigelassene davon ausging, dass auch er die behagliche Wärme der bequemen Casa Acilia vorzog.
    Phryne wollte sich später mit Korone beratschlagen, wie sie versuchen könnten, eine Nachricht nach draußen zu schleusen. Eines wusste die Freigelassene mit Sicherheit: wenn sie nicht zum Unterricht und auch nicht zur wöchentlichen Sitzung des Kultvereins der Kybele erschien, würde man sie spätestens vermissen und nach ihr schicken lassen. Das war Phrynes Chance. Ausnahmsweise hoffte sie auf die Hilfe der Duccia.

    Es war ein böses Erwachen gewesen für die so angenehm träumende Schauspielerin. Kaum hatte Phryne die Augen geöffnet, wurde sie von ihrem Entführer, den sie eben noch in so misslicher Lage im Traumbild gesehen hatte, gefessselt und geknebelt. Er war mehr als lebendig und unversehrt. Schon wieder hatte er eine Überraschung für sie. In eine enge Kiste verfrachtet wurde die Freigelassene hochgehoben und auf schmerzhaft holprige Weise durch die Stadt transportiert.




    Als sich der Deckel öffnete, blendete sie zunächst das Tageslicht derartig, dass sie eine Weile brauchte, bis sie realisierte, dass sie sich in ihrem Haus befand. Phrynes Herz schlug höher. Es war nicht der dunkle germanische Wald, sondern die schöne Casa Acilia. Ihr Entführer mit den vielen Gesichtern zeigte mal wieder seine Sonnenseite. Er säuselte süßlich und kaum hatte er ihre Fesseln gelöst und den Knebel entfernt, verschloss er ihren Mund mit einem langen Kuss. Die Wogen der anfänglichen Wut glätteten sich ein wenig. Dennoch war sie noch lange nicht besänftigt. Weit gefehlt!


    Alles gut? War doch nicht so schlimm? Du hast ja wohl nicht alle!


    Mitleidheischend zeigte sie auf die Striemen durch die Fesselung und die blauen Flecken, die der Transport in der Kiste ihrer alabasterweißen Haut zugefügt hatten. Ihre grünen Augen funkelten ihn an.


    Aber Hauptsache ist ja wohl, dass du deinen Spaß hattest, oder? Du wirst noch sehen mit wem du dich eingelassen hast, mein göttlicher Geliebter! Aber für´s Erste bin ich mal damit zufrieden, dass du dein Versprechen gehalten hast. Das könnte ein erster Schritt hin zu einer guten Geschäftsbeziehung sein. Denn mehr ist selbstverständlich nicht drin, nach dieser unglaublichen Demütigung heute Vormittag.


    Sie sah sich nach Korone um. Sanft lächelnd erteilte sie den ersten Auftrag.


    Wenn du dich einigermaßen gefangen hast, meine Gute, bring uns bitte ein wenig Wein zur Besänftigung der Gemüter und eine kleine Mahlzeit.


    Phryne bot Appius den Platz auf der Kline rechts von sich. Nachdem beide sich hingelegt hatten, sah sie ihn durchdringend an. Sie hatte einen Verdacht.


    Wo ist Glaucus? Was hast du mit ihm gemacht?

    ER warf ihr Egoismus vor! ER, gerade ER! Dieser selbstverliebte Sexprotz, der am liebsten die ganze Welt mit seinem Schwanz beglückte! Phryne kochte noch immer. Der würde sich noch wundern. Sein harter Kuss und das anschließende Fortstoßen versetzten die Freigelassene wieder in diese seltsame Stimmung. Sie fühlte sich unglaublich angezogen von ihm, während sie ihn gleichzeitig abrundtief hasste. Was für eine Amour fou!


    Der Mann, der sich Appius nannte, ließ sie alleine. Er drohte ihr mit seinen muskelbepackten Wachmännern und dem germanischen Wald. Phryne ließ abfällig die Luft entweichen. Nach einem flüchtigen Abschiedskuss war sie alleine im Raum. Was nun? Sie musste erstmal Herrin über ihre Gedanken und Gefühle werden. Phryne zog sich an. Da sie auf Korone verzichten musste, richtete sie sich notgedrungen selbst Kleidung und Haarpracht. Dann begann sie den Raum näher zu inspizieren. Sie trat auf die Tür zu, die nach draußen führte. Kaum hatte sie sich dem verheißungsvollen Ziel genähert erschien ein Berg von einem Mann vor der Tür und sah sie mit regloser Miene an. Er ließ keinen Zweifel daran, dass sie weder einen Ausbruchs- noch einen Verführungsversuch wagen sollte. Es blieb nichts, sie würde warten müssen, ob ihr gefährlicher Liebhaber sein Versprechen hielt und sie abends zurück in ihr Haus brachte.


    Je länger sie nachdachte, um so hoffnungsvoller wurde sie, dass bis zum Abend ihr treuer Glaucus dafür sorgen würde, dass man sie fand und diese Ausgeburt des Tartaros seiner gerechten Strafe zuführen würde. Phryne warf sich auf das Bett und starrte die Decke an. Übermüdet schlief sie ein.


    Sie träumte davon wie Appius nackt im Sand der Arena stand. Ihm gegenüber lauerte sie in der spärlichen Kleidung eines Retiarius. Geschickt fing sie ihren schwarzhaarigen Liebhaber mit dem Netz ein und zog ihn zu sich her. Sie lachte lauthals und küsste ihn, dann stieß sie ihn erneut von sich. Er stolperte rückwärts und landete auf dem Rücken, die Beine gegrätscht. Mit wenigen Schritten war sie über ihm. Sie erhob den Dreizack und lächelte ein eisiges Lächeln. Dann stieß sie den Dreizack in die Spitze des Dreiecks zwischen seinen Beinen. Der gellende Schrei ließ die schlafende Phryne zufrieden lächeln.

    Oh dieser Mistkerl! Wie konnte er nur! Vor den Augen ihrer Sklavin und vor allem vor diesem germanischen Flittchen traf er seine Wahl. Er zog Flores vor! Phryne schäumte vor Wut! Sie sah zu wie er Flores vögelte. Sehr hart und brutal. Einerseits war sie froh, dass er nicht sie mit derselben Härte genommen hatte, doch viel schlimmer und erniedrigender war die Tatsache, dass er die andere ihr vorgezogen hatte.


    Dass sowohl Korone als auch wenig später Flores vor Appius Brutalität reißaus nahmen, nahm Phryne nur am Rande wahr. Sie war außer sich vor Zorn und Rage. Erst recht als er sie aufforderte zu wüten. Mit gegrätschten Beinen stellte sie sich über ihn. Ihr nackter Körper und das rotblonde Haar glänzten in der Sonne. Als wäre sie Medusa waren ihre Augen von Verachtung erfüllt. Phryne beugte sich vor. Ein kalter Blick traf seine brauenen Augen. Sie holte aus und schlug zu. Klatschend traf eine heftige Ohrfeige seine linke Wange. Ein wenig zuckte sie selbst zusammen, so schmerzhaft brannte der Schlag an ihrer Handfläche.


    Du Hurensohn! Du Mistkerl! Wenn du glaubst, dass ich dich noch einmal an mich ran lasse, hast du dich geirrt! Ich verschleudere meinen teuer gepflegten Leib und meine herausragenden Venuskünste doch nicht an eine dahergelaufenen Gauner, der eine germanische Hure mir vorzieht! Ich werde ein Kopfgeld auf dich ausloben, eines bei dem sich jeder die Finger danach lecken wird, es zu bekommen. Ich will dich in der Arena sehen. Ich werde jubeln, wenn die Löwen dir die Gedärme herausreißen! Wenn sie das vollenden, was ich gestern Nacht hätte tun sollen - dich entmannen!


    Nun musste Phryne Luft holen. Sie zitterte.

    Aufmerksam lauschte Phryne was Appius ihr zu bieten hatte. Er war offensichtlich durchaus wohlhabend. Römer zudem, behauptete er. Interessant war der Geheimbund dem er angehörte. Wollte sie beitreten? Das musste die Zeit zeigen. Doch was er sagte, entsprach so in etwa dem, was sie von ihm vermutet hatte. Er war ein Krimineller. Machte krumme Geschäfte und wohl auch den ein oder anderen Diebstahl. Wollte sie sich mit so einem zwielichtigen Charakter einlassen?
    Er gab die Antwort. Sie fühlte sich gerade von dieser dominanten Seite ihres Entführers und Liebhabers angezogen und auch er liebte die Frau, die sich nicht willig unterordnete, die man erobern musste, um sie zu besitzen.


    Während des Frühstücks gab er den fürsorglichen Liebhaber. Er fütterte sie und verwöhnte sie. Phryne genoss die Zuwendung. Als er schließlich einen Test ankündigte, verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. Was hatte er vor?
    Er ließ Korone und Flore ein. Wenig später war klar was er wollte. Er hatte Lust auf einen flotten Vierer. Phryne waren solche Spielchen durchaus bekannt. Auch ihr früherer Herr ließ sich gerne von mehreren Frauen verwöhnen. Die Freigelassene hasste es wenn der Mann, den sie für sich ausgesucht hatte, seine Aufmerksamkeit auch anderen schenkte. Es ging ja gerade noch, dass er sich von ihnen auf Touren bringen ließ, aber dann sollte er ganz ihr gehören!


    Korone kannte die Exklusivwünsche ihrer Herrin. Nicht ohne Grund sah sie erschrocken zu Phryne hin. Als diese nicht einschritt überließ sie sich dem Geschick ihres Entführers. Sie glaubte sicher, dass es wohl ihre Gegenleistung für die Freilassung war. Die Schauspielerin konnte nicht umhin das Gebotene erotisierend zu finden. Wieder schaffte es ihr göttlicher Geliebter sich in Szene zu setzen und das Publikum in seinen Bann zu ziehen. In diesem Fall Phryne. Mit starrem Blick sah sie zu wie sich Flore anbiederte. Dieses germanische Flittchen! Dir werde ich es zeigen!


    Als Korone und Flore darauf warteten von ihrem göttlichen Liebhaber bestiegen zu werden, hielt es Phryne nicht mehr. Sie warf die Decke ab und betrat die Bühne. In fließenden und eleganten Bewegungen schritt sie direkt auf Appius zu. Ihre grünen Augen fixierten ihn, machten deutlich, dass sie Ansprüche anstellen würde. Er konnte die Eifersucht in lodernden Flammen in ihren Pupillen tanzen sehen. Sie schob Korone beiseite, Flore stieß sie sehr unsanft von Appius Seite.


    Flittchen! fauchte sie.


    Sie umarmte ihren Liebhaber, führte ihre Hände weit seinen Rücken hinab. Dabei küsste sie ihn voller Leidenschaft. Ihr Mund näherte sich seinem Ohr. Während sie ihre Worte dem Zischen einer Schlange gleich flüsterte, kratzten ihre langen, sorgsam manikürten Fingernägel blutige Striemen in seinen Rücken.
    Du kannst sie haben, wenn du willst, mein grausamer Osiris. Doch eines sage ich dir: dein Samen gehört mir! Nur ich werde deinen Sohn, das göttliche Kind austragen! Verstanden?
    Phryne küsste ihn erneut, doch wirkte es beinahe so als wolle sie ihn auffressen dabei. Dann ließ sie sich geschmeidig niedersinken und räkelte sich auf den Fellen neben Korone und Flore. Es war an ihm, nun eine Wahl zu treffen und die Szene zu Ende zu spielen.

    Auch Phryne war außer Atem nach diesem heißen Frühstück. Kein anderer verstand es wie Appius sie so zur Ekstase zu treiben. Sie vergaß die Welt um sich, wenn sie sich liebten.


    Auf ihren Ellbogen gestützt blickte sie ihren göttlichen Liebhaber bewundernd an. Er nahm eine ihrer Locken und spielte mit ihr. Schließlich zog er sie so nah zu sich, dass sie sich direkt in die Augen sahen. Er begann mit einer eigenartigen Frage. "Was hast du mir zu bieten?" Hatte sie ihm nicht zur Genüge gezeigt, was sie zu bieten hatte? Frechheit! Phrynes Augen sprühten Feuer.


    Bin ich dir nicht genug? Kann ich dir denn nicht genug bieten? Gibt es andere, die dich diesen Zustand der Verzückung fühlen lassen? Ich bin eine reiche Frau, habe ein schönes Anwesen und bin wenn auch nicht geachtet in der Stadt, so zumindest gefürchtet. Ich habe Beziehungen und Informanten, sitze wie die Spinne im Netz. Sogar in Roma habe ich wichtige und einflussreiche Freunde. Die Frage sollte also eher lauten - was hast du mir zu bieten? Außer dem Samen aus deinem Zauberstab, der mich womöglich zur Mutter des gefährlichsten Wesens weit und breit machen könnte? Denn wie du schon richtig sagst... man wird nach dir suchen. Mein Sklave ist bereits unterwegs.


    Sie lachte böse. Dann sprühten ihre Augen erneut vor intriganter Lust.


    Du kannst mich haben. Doch damit nimmst du auch das Risiko. Bist du bereit dazu? Sind nicht die riskanten, gefährlichen Dinge im Leben, diejenigen, die man unbedingt haben will? Diejenigen, die wirklich aufregend sind, Spaß machen?


    Er begann aus dem liebevollen Spiel mit ihrer Haarsträhne ein schmerzhaftes Ziehen zu machen. Da war es wieder - er tat ihr weh! Es machte ihm Spaß ihr weh zu tun! Und sie? Wie reagierte sie? Sie stellte fest, dass sie es in höchstem Maße anregend empfand. Dieses wechselvolle Spiel aus Zärtlichkeit und Härte. Es erotisierte Phryne. Er sagte, er wolle sie nicht verlieren. Dass sie lernen musste zu teilen überhörte sie bewusst. Es würde ihm nicht anders gehen. Sie sah kein Problem darin. Der Zug an ihrem Haar wurde erneut schmerzhaft. Das Funkeln in ihren Augen nahm ein gefährliches Glimmen an. „Also sprich, wie denkst du dir die Zukunft?“


    Jetzt war es ihre Hand die vorschnellte und sich fest in seinen schwarzen Haarschopf krallte. Sie zog ihn daran neben sich auf Lager und war sogleich wie eine Furie über ihm. Doch anstatt ihn zu verletzen, küsste sie ihn leidenschaftlich. Phryne musste an sich halten ihn nicht gleich wieder zum Liebesakt aufzufordern. An sich haltend beugte sie sich vor und flüsterte ihm ins Ohr, wie sie sich die nähere Zukunft vorstellte und wie das Risiko aussah, das er eingehen musste, wenn er sie besitzen wollte.

    Er wollte sie doch glatt immernoch glauben machen, dass Appius Petilius Plautus sein richtiger Name war. Phryne war sich sicher, dass er sich diesen nur ausgedacht hatte, so wie er bestimmt schon vielen Frauen in seinem Leben unter falschem Namen seine Brut angehängt hatte. Doch was kümmerte sie das. Sie wusste ja mit was für einem Kaliber Mann sie es zu tun hatte. Und gerade das erotisierte sie besonders. Seine dominierende Art, sein selbstbewusstes Auftreten - frei von jedem Selbstzweifel - vielleicht sogar, dass er sie so "hart" anpackte - all das verursachte eine ungeheuere Anziehungkraft. Dieser Mann hatte alles, was Phryne sich von einem Liebhaber erwartete.


    Er zog sie an sich und sie spürte deutlich seine Bereitschaft. Ein scharfes Ziehen in ihrem Unterbach zeigte, dass ihr Körper auf dieses Signal bereits reagierte. Der Kuss tat sein Übriges dazu. Phryne verlangte es schon wieder nach ihrem Osiris. Und als er dann auch noch von der Heiligen Hochzeit und der möglichen Krönung durch einen kleinen Gottessohn sprach, war ihr plötzlich bewusst, dass es die Götter wohl so gefügt hatten. Sie musste auf ihn treffen, auf diesen Osiris in Menschengestalt und das an den fruchtbaren Tagen in ihrem Zyklus. Es sollte wohl so sein, dass sie nach all den Jahren in denen sie mit zahllosen Männern das Bett geteilt hatte ohne schwanger zu werden, in denen sie alles getan hatte, eine Schwangerschaft zu vermeiden, nun das Kind dieses Mannes empfing.


    Nur noch im Hintergrund nahm ihr Gehirn wahr, dass er von Freiheit sprach. Wollte sie Freiheit? Oder wollte sie ihn? Sie wollte ihn! Jetzt.
    Seine Hand begann sie verwöhnen. Phryne war heiß. Er befeuerte ihre Begierde durch seine lüsternen Gebärden.


    Ich will dich... gerne... sie seufzte erotisiert. ... als meinen Gast! In mir! In meinem Haus! In meinem Leben! Göttlicher - ich will dich!


    Mit zarter Hand entledigte sie sich und ihn der lästigen Stoffe, die sie trennten. Dann ließ sie sich genußvoll langsam auf seinem Schoß nieder. Aufstöhnend verfielen sie in einen gemeinsamen Rhythmus, den mal er und mal sie vorgab. Als sie den Höhepunkt erreichte war sie sich sicher, dass sie diesem Mann ein Kind schenken wollte. Einen kleinen Gottessohn!

    Der Mistkerl gebärdete sich als sei er der römische Kaiser in Person. Er spielte mit ihnen ganz nach seinem Geschmack. Die gute Korone, die weit weniger starke Nerven hatte als Phryne, war am Ende. Die Entführung, die Erlebnisse im Keller, dazu die Nacht in Fesseln. Sie rang nach Fassung als der Entführer sie mit einer kleinen Zweideutigkeit erschreckte. Phyne schlüpfte erneut in ihre Rolle.


    Hunger? Natürlich habe ich Hunger! Ich bin nur schwer satt zu bekommen!


    Ihr anzüglicher und anerkenneder Blick wanderte über seinen nackten Körper als er sich in Pose warf und im Nebenraum Anweisungen gab. Er umrundete die Frauen wie die wilden Tiere im Circus ihr Opfer umkreisten. Dann versuchte er den beiden Angst zu machen, in dem er die Gefahren und Schrecken der germanischen Wälder heraufbeschwor. Die Beschreibung zeigte bei Korone genau die Wirkung, die er haben wollte. Sie brach in Tränen aus. Und als er am Ende auch noch losbrüllte war es um die Sklavin geschehen. Schluchzend schlug sie die Hände vor´s Gesicht. Phryne hingegen musterte den Schwarzhaarigen mit kaltem Blick. Mir machst du keine Angst, gib dir keine Mühe!


    Diese Flore erschien und brachte ihm Kleider. Es war mehr als offensichtlich, dass sie dem Anführer der Bande vergötterte. So ein dummes, kleines Flittchen! Lässt sich von so einem Blender beeindrucken!
    Er schickte Phryne und Korone in den Nebenraum zum Ankleiden und herrichten. Die Schauspielerin und ihre Sklavin ließen sich hinausführen. Unter dem beobachtenden Blick Flores ließ Phryne sich von Korone waschen, salben und ankleiden. Sie wählte mit Bedacht ein rotes Gewand, das ihre Reize gut zur Geltung brachte. Als Korone ihr die Haare aufsteckte, flüsterte sie.


    Korone, meine Gute, ich habe ein großes Problem, denn ich kann meine Alaunspülung nicht verwenden. Ich habe nichts, womit ich eine Schwangerschaft verhüten könnte. Und zu allem Ärger sind es jetzt genau die fruchtbaren Tage. Vielleicht kannst du unter einem Vorwand dafür sorgen, dass ich wenigstens Granatäpfel bekomme. Sie könnten ersatzweise dienen. Lass mich zunächst alleine hineingehen.


    Die treue Sklavin nickte unmerklich. Phryne war fertig. Sie erhob sich als Frau in Rot, wie Flammen umfloss sie der Stoff als sie das Cubiculum betrat. In eleganten Schritten ging sie auf ihren Entführer zu, der es sich bereits am gedeckten Tisch gemütlich gemacht hatte. Sie stellte sich hinter ihn, beugte sich herab und küsste ihn zärtlich auf den Hals.


    Du hast ja keine Mühen für mich gescheut, wie ich sehe. Ich bin sehr hungrig! Wollen wir mal sehen, ob du mich satt bekommst.


    Ihr Ton war säuselnd, umschmeichelnd und anzüglich. Mit einer geschmeidigen Bewegung glitt sie nach vorne und schwang sich auf seinen Schoß. Ihre Arme umschlossen seinen Hals, sie küsste ihn lang und leidenschaftlich. Dann zog sie sich ein Stück zurück und sah ihn an.


    Noch immer weiß ich nicht, wie ich meinen Osiris ansprechen soll, wenn er als irdischer Gott sein Frühstück einnimmt. Wie darf ich dich nennen, wenn du dich nicht gerade als Gott inszenierst?

    Korones Schrei beendete Phrynes Versuch, ihren Entführer auszuschalten. Der Schwarzhaarige erwachte und nahm ihr die Vase weg. Er gab sich enttäuscht und Phryne befürchtete zu Recht, dass er nun andere Seiten aufziehen würde. Als er Korone brutal packte und gegen ihre Herrin schleuderte, ärgerte sich Phryne zunächst noch über die Dummheit ihrer Sklavin. Schnell jedoch verflog die Wut, denn bald waren sie Leidensgenossinnen. Aneinander gefesselt und geknebelt, dazu noch aufeinander festgebunden, mussten sie die Nacht verbringen.




    Beide Frauen fügten sich in ihr Schicksal. Sie schliefen kaum in dieser Nacht. Immer wieder halfen sie einander die Position zu verändern, so dass mal die eine, dann wieder die andere oben lag. Schließlich fanden sie eine Position in der sie seitlich einigermaßen liegen konnten. Gegen Morgen jedoch taten Phryne sämtliche Knochen weh, die Blutzirkulation war so eingeschränkt, dass sie die Finger ihrer linken Hand nicht mehr spürte. Mühsam schaffte sie es schließlich, den Knebel loszuwerden. Sie bemühte sich ihre Wut und ihren Frust zu besänftigen und einen klaren Gedanken zu fassen. Es blieb ihr zunächst nichts anderes, sie würde ihren Entführer für sich einnehmen müssen.


    Sieh, Geliebter! Dort, mein göttlicher Osiris, erhebt sich Amun, der Sonnengott, und richtet seinen Blick auf deinen göttlichen Körper! Deine Göttin möchte sich schön herrichten lassen, um den Sonnengott würdig begrüßen zu können. Binde mich los, O göttlicher Geliebter!


    Glaucus


    Der Sklave kam der Aufforderung nach und nahm den Becher. Er trank einen kräftigen Schluck.


    Mein Name ist Glaucus. Danke, Helvetius, dass du mir deine Zeit schenkst. Meine Wunden sind nicht der Rede wert. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Meine Herrin Phryne und ihre Sklavin Korone sind in Lebensgefahr! Sie befinden sich in den Händen einer ganz üblen Bande.
    Nun musste Glaucus Luft holen.


    Das Beste wird sein, ich fange vorne an. Gestern bekam Phryne Besuch von einem ominösen Mann der sich Appius Petilius Plautus nannte und vorgab, Schmuckhändler zu sein. Er zeigte Phryne einiges an Schmuck und versprach ihr am Abend noch mehr zu zeigen, auch Schmucksteine. Allerdings sollte sie dazu mit einer Sänfte abgeholt werden. Phryne war das schon nicht ganz geheuer und sie nahm kein Geld mit zu diesem Treffen. Ich sollte sie begleiten. Doch kaum war sie in die Sänfte geklettert, hat man mir eins übergezogen. Ich wurde bewußtlos.
    Der Sklave machte eine Pause.


    Korone fand mich und schleppte mich ins Innere des Hauses. Als ich gerade zu mir kam, waren diese Kerle schon wieder da. Ich habe mich gewehrt und alles versucht, zu verhindern, dass auch ich und Korone verschleppt wurden, aber du siehst ja, wie sie mich zugerichtet haben. Man fesselte und kebelte uns und und verband uns die Augen. Ich kann dir nicht sagen wohin man uns brachte.


    Seine Miene zeigte deutliches Bedauern.


    Als man uns die Augenbinde abnahm waren wir in einem von Fackeln und Kohlebecken erleuchteten runden Kellerraum mit sechs Säulen. Es waren einige geheimnisvolle Leute anwesend. Die meisten davon kannte ich nicht. Eine der Frauen bezeichnete der Anführer der Bande, ein fieser, schwarzhaariger Wicht, als Köchin und nannte sie Laverna, eine andere Frau Flore. Und da war noch ein Mann, dessen Name Máirtín war. Ich glaube, ich kenne ihn. Doch ich weiß nicht, woher.


    Es war offensichtlich, dass sich Glaucus das Hirn zermarterte aber nicht darauf kam, woher er diesen Máirtín kennte.


    Man hat Phryne ganz übel mitgespielt. Sie hat sich schließlich bereit erklärt, das böse Spiel dieses Bandenoberhauptes mitzuspielen um mich und Korone zu retten. Jedoch ließ man nur mich wieder laufen. Leider wieder mit verbundenen Augen, so dass ich weder eine Aussage über das Versteck der Bande geben kann, noch über den Weg dorthin.


    Nun sah der Sklave den Mann vor ihm flehend an.


    Helvetius Curio, ich flehe dich an! Hlif meiner Herrin! Sie ist in Lebensgefahr! Wenn der Kerl genug von ihr hat, wird er sie töten. Das muss er, denn sie kennt sein Gesicht. Sie kann ihn vor den Richter und dann in die Arena bringen. Das Kreuz ist noch zu gnädig für einen Mistkerl wie den! Wir müssen ihr helfen und dabei vorsichtig vorgehen. Die Bande darf nicht merken, dass wir etwas gegen sie unternehmen, sonst ist Phryne tot!

    Aus dem Nachbarraum ertönte Gepolter und das Schluchzen Korones. Phryne hielt inne. Sie starrte auf den schlafenden Mann vor ihr. Korones Stimme fragte nach Phryne. Sie jedoch hielt still und wartete gebannt darauf, dass der Entführer aufwachen und ihren Anschlagsversuch vereiteln würde. Was würde er machen, wenn er gewahr wurde, dass sie mit der erhobenen Vase dastand, bereit sie auf seinem Schädel zu zertrümmern?


    Er drehte sich um, brüllte "Ruhe!" und schlief sofort weiter. Der hatte Nerven! Phryne war konsterniert.
    Nun, umso besser. Sie ignorierte die weinende Korone und konzentrierte sich auf ihr Opfer. Phryne nahm Maß, platzierte die Vase über dem Kopf des Entführers und musste nun eigentlich nur noch loslassen, um ihr Werk zu vollenden. Mit ein wenig zusätzlichem Schwung sollte man den Schädel schon zum Bersten bringen.


    Irgendetwas ließ sie zögern. Phryne betrachtete ihn. Wäre es nicht schade um ihn? Ihr Herz schlug bis zum Hals. Erinnerungsfetzen der Heiligen Hochzeit erschienen vor ihrem Inneren Auge. Sie hatte schon gehört, dass sich Entführungsopfer zu ihrem Entführer hingezogen fühlten. Sollte es wahr sein? Ging das so schnell? Sie atmete hektisch. Jetzt oder nie!