Er spielte mit ihr und mit ihrer Leidenschaft. Sie wollte ihn unbedingt. Noch nie hatte sie einen Mann so begehrt wie ihn und vermutlich gerade deshalb, weil er nicht so leicht zu kriegen war wie alle ihre Liebhaber zuvor. Er zeigte ihr, dass er darüber entschied, wann und mit wem er es trieb. Fassungslos sah sie zu, wie er sich wütend von ihr losriss, Korone ins Zimmer zerrte und sie auf der Kline vor ihren Augen nahm. Es waren nicht nur die erstickten Schreie ihrer Sklavin, die Phryne zum Wahnsinn trieben, es war die Tatsache, dass er sie tatsächlich manipulierte. Obwohl er ihr wieder demonstierte, dass er ihr nicht alleine gehören würde und dass er entschied, wen er beglückte, begehrte sie ihn. Wünschte sie nichts sehnlicher, als dass sie seine Herzensdame wäre.
Zornig starrte sie ihn an, als er trumphierend im Raum stand, die schluchzende Korone hinter sich auf der Kline. Sie hatte ihm mit dem Circus gedroht, sie hatte ihn in der Hand und sie wusste es. Und was tat er? Er demütigte sie. Er spielte sich auf wie der Herr im Haus und befahl nach Lust und Laune. Phryne war wütend, geradezu in Rage. Was bildete er sich eigentlich ein? War er sich wirklich so sicher, dass sie ihn nicht ans Messer liefern würde? Mit starrem Blick sah sie zu, wie er nach draußen ging, um die Wächter wegzuschicken. Was sollte sie tun?
Zunächst kümmerte sie sich um Korone. Zärtlich streichelte sie die Schulter der Dienerin, die noch immer reglos auf der Kline lag.
Tu bitte, was er sagt, meine Gute. Ich glaube, es ist besser, wenn wir momentan alle das tun, was er befiehlt.
Korone stand weinend auf und verließ den Raum. Phryne wartete darauf, dass ihr dämonischer Liebhaber wiederkehrte. Als er schließlich mit der Miene eines Siegers auf die Schauspielerin zukam, trat sie ihm entgegen.
Du hast deine Freiheit, Appius! Es steht dir frei davon Gebrauch zu machen. Geh! Verlass dieses Haus und genieße deine Freiheit. Solange du sie noch hast. Aber sei dir sicher, mich hast du das letzte Mal gedemütigt. Ich will dich nicht mehr!
Sie sprach mit beherrschter Stimme. Klar und fest formulierte sie die Sätze. Phryne war eine gute Schauspielerin. Sie konnte jeden Satz so sagen, dass er echt klang. Wie es in ihrem Inneren aussah stand auf einem ganz anderen Blatt. Die letzten fünf Worte kosteten sie unglaublich viel Kraft, sagten sie doch genau das Gegenteil dessen, was sie wirklich empfand. Doch es musste sein! Er tat ihr weh, er musste gehen!