Beiträge von Galeo Sergius Plautus

    Nach seiner Ansage über die günstigen Omen nahm Plautus wieder seinen Platz hinter den Richterbänken ein. Von hier aus konnte er des Geschehen in der Basilica, die Richter, Anwälte, den Angeklagten und das Publikum gut überschauen. Er begann aber erst einmal, die Fakten, die ihm bis dato bekannt waren, durchzudeklinieren. Der Tathergang war ihm aus den Unterlagen ja mehr oder weniger geläufig. Gänzlich unklar war ihm aber, weshalb man jetzt den Papirius Salonius auf die Anklagebank gezerrt hatte. Er kannte den Mann nicht und die Feststellungen der Urbaner ließen nicht im geringsten darauf schließen, dass er der Mörder war oder sein sollte.


    Da entdeckte er im Publikum Sergia Fausta. Sie saß, wie kaum anders zu erwarten, in der ersten Reihe. Die bucklige Verwandschaft war also auch da. Bucklig hin, bucklig her, Plautus hob, als Fausta mal herschaute, den digitus salutaris, zumal der Ankläger, dem grade das Wort erteilt worden war, immer noch zögerlich herumhüstelte.


    Dann kehrten seine Gedanken zurück zu dem Angeklagten und der Frage, weshalb das Schicksal gerade ihn auf die Anklagebank gebracht hatte.


    Er war gespannt darauf, dies aus dem Plädoyer des Anklägers zu erfahren.

    Ein Vatermord? Ach ja, Plautus hatte davon reden gehört. Halb Roma zerriss sich das Maul drüber. Aber Konkretes war Plautus noch nicht zu Ohren gekommen.


    "Ja, Patron, ich hab davon gehört. Leider aber nichts Genaues. Ich werde dort sein und die Ohren spitzen. Kann ich vielleicht bei Gelegenheit mal einen Blick in die Akten werfen?"

    Zitat

    Modestus: "Galeo Sergius Plautus, geh zu dem Auguren vor der Basilica und Frage ihn, wie die Omen für den heutigen Tag sind."


    Ein Auspicium? Plautus war etwas konsterniert. Es würde lange dauern bis er den Weg zum Arx zurückgelegt hätte, und noch länger bis dann der Augur seine Zeremonie dort oben durchliturgiert hätte. Das würde die Verhandlung ein recht großes Weilchen aufhalten. Er blickte kurz fragend zu Modestus. Obendrein hatte der kleine Plautus ja nicht das Recht, so mir nichts dir nichts ein Auspicium einzuholen. Mit einem leichten Schulterzucken sagte er sich aber, dass Modestus den Auguren vermutlich schon vorab beauftragt hatte und dass dieser dann auch vor der Basilica zu finden sei.


    Er machte sich auf den Weg.

    ~~~~~


    Es hatte, den Göttern sei Dank, nicht lange gedauert. Plautus ging in die Basilica zurück. Dann aber ein langer Weg bis zur Sella Curulis, die Halle war doch ziemlich groß. Er stellte sich vor das Podest und verkündete:


    "Die Omen für den heutigen Tag sind günstig. Die Götter haben gute Zeichen gesandt."

    Als das 'agone?' über den Platz hallte, zuckte der Widder nicht zusammen, obwohl es ihn betraf. Plautus wollte gerade über diese Tatsache nachdenken, als ihm einfiel, dass er ja nun an der Reihe war.


    “Age!“


    antwortete er laut und deutlich und der Victimarius tat sein Werk. Der Widder sackte blutend zusammen. Gleich darauf begann der Cultarius, den Widder auszunehmen und begutachtete die Innereien. Plautus ließ sich die Leber auf einer Patera geben. Sie sah in seinen Augen glatt und gesund aus, sodass er keinen Makel finden konnte. Mit einem fragenden Blick hielt er sie dem Aedituus hin. Vielleicht würden dessen geübte Augen mehr aus dieser Leber herauslesen können als er selbst vermochte.


    Die Anspannung blieb: hatte Mercurius das Opfer angenommen?

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    HAT SICH ERLEDIGT (12.12.2015)

    Noch leicht außer Atem, weil er sich beeilt hatte, betrat Plautus das Tablinum.


    "Salve Patron, es gibt eine kleine, aber wichtige Neuigkeit. Der Curator Aquarum ist damit einverstanden, dass ich Dir in meiner freien Zeit zur Hand gehen kann. Hier sein Schreiben."


    Er hielt Modestus die Tabula hin.

    Curator A. Racilius Crassus Praetori K. Annnaeo Modesto s. d.


    Mit diesem Schreiben teile ich dir mit, dass ich selbstverständlich kein Problem damit habe, dass dein Klient, mein Aquarius Sergius, dich außerhalb seiner Dienstzeit bei der Cura Aquarum unterstützt und dir zur Hand geht.


    Zudem möchte ich betonen, dass sich dein Klient während seiner Arbeit in der Cura Aquarum mit vorbildlicher Tüchtigkeit ausgezeichnet hat.


    So verabschiede ich mich, bis wir uns vielleicht bei der nächsten Senatssitzung treffen.


    Vale,


    A. Racilius Crassus



    Plautus verschränkte seine Arme. "Dann können wir ja anfangen."

    "Ja, ob mit oder ohne Iupiters Zorn, zeig die Schreiben dem Curator."


    Man wird ja sehen, ob der die Chose durchwinken wird. Plautus war froh, dass er bloß noch unterschreiben barauchte, um die Sache in Bewegung zu setzen.


    "Vale, Helvetius, wenn ich wieder so ein Ding habe, können wir unsre Zusammenarbeit ja fortsetzen. War gute Arbeit, Helvetius, ich danke Dir."

    Plautus nickte. "Was auch immer wir mit unseren Geldstrafen bewirken können, es ist nichts gegen den Zorn Iupiters. Wenn dessen Zorn nachher über die Herren Egilius und Alfenius kommt, dann haben sie nichts mehr zu lachen. Dem großen Iupiter liegt nämlich die Unverrückbarkeit von Grenzsteinen sehr am Herzen."

    Nach dem 'FAVETE LINGUIS' blieb Plautus kurz stehen und schaute über den Platz. Die Morgensonne war jetzt hinter Nebelschwaden verschwunden, die den Tiber entlang gezogen waren und sich auch über die Stadt gelegt hatten, aber man konnte schon ahnen, dass die Sonne sie über den Tag hin auflösen würde.


    Der Widder sah prächtig aus und Plautus bedauerte es ein wenig, dass man ihm seinen Schmuck abnahm. Als man die Opferteilnehmer mit Wasser besprengte, zuckte Plautus ein bißchen zusammen, bevor ihm klar wurde, dass dies als symbolische Reinigung notwendig war. Er ging dann hin zu dem Widder: "Oh Mercurius, nimm diesen Widder, den ich Dir heute darbringe und erfülle meine Bitten. Do ut des."


    Er nahm die Schüssel mit der mola salsa und bestrich damit den Kopf des Widders. Als der die ungewohnte Nässe auf seinem Kopf spürte, zuckte auch er ein winziges bißchen zusammen, blieb aber sonst ungerührt stehen. 'Ruhig, mein Kleiner, Mercurius hat das nur bemerkt, wenn er grade ganz scharf hingeguckt hat', dachte sich Plautus, nahm sich das Opfermesser und strich damit über den Rücken des Tiers.


    Dass die ganze Zeit die Melodien der Flötenspieler den Platz erfüllt hatten, war Plautus gar nicht aufgefallen.

    Plautus guckte nochmal drauf: "Perfekt, Helvetius. Das wird ziemlich teuer für die beiden Herren. Früher, nach den alten Gesetzen wäre es noch teurer geworden. Wenn jemand was in den Schutzstreifen gebaut hätte, dann hätte er gleich 100000 Sesterzen an der Backe gehabt. Und wenn jemand Grenzsteine rausreißt, dann hätte man ihn geköpft. Na ja, wir leben halt in modernen Zeiten. Aber auch die geringeren Strafen tun ihre Wirkung. Ich denke, der Abriss des Badeschuppens bei Alfenius wird dem schon im Herzen wehtun. Und das, was die Nachbarn sagen werden, sicher auch."

    Plautus überflog noch einmal die beiden Schreiben, nicht ohne ein bißchen Wein aus seinem Becher zu zuzeln. Dann gab er sie dem Helvetier zurück.


    "Sauber, Helvetius! Wenn Du jetzt noch in dem Schreiben an den Alfenius Aviola das Wort Ianuarius mit Februarius ersetzen könntest, wäre das Ganze perfekt. Du brauchst deswegen das Ding nicht nochmal zu schreiben. Mit ein bißchen andächtiger Pfriemelei kannst Du ja 'Jan' durch 'Feb' ersetzen, ohne dass irgendein Schwein was merkt. Tut mir leid, ich hatte das nicht so deutlich gesagt."


    Plautus lehnte sich zurück und meinte: "Wenn der Curator das abgenickt hat, dann unterschreib ich und sorge dafür, dass die Dinger rausgehen."

    Plautus erhob sich und ging nach vorne auf das Podium. Er blickte in die Runde und sagte: "So manchem in dieser ehrenwerten Versammlung werde ich vielleicht noch nicht bekannt sein. Ich bin Galeo Sergius Plautus und diene in der Praefectura Urbis als Aquarius."


    Er wandte sich an Modestus: "Ja, Senator Annaeus, der Schrein ist mir auch schon aufgefallen. Man kann ihn aber wieder instandsetzen."

    "Ja, Villius, ich hätte es gern, wenn mir ein Opferstecher helfen würde."


    Dann ging er in den Tempel, nicht ohne nochmal zu prüfen, ob er auch wirklich sein Haupt bedeckt hatte. Plautus trat an den Opfertisch, entzündete etwas Weihrauch, warf die Münzen in die Holztruhe und breitete die Hände aus.


    "Oh Mercurius, der Du uns Geschenke und Nachrichten überbringst, gerne auch für überraschende Zufälle sorgst und den Fragenden den Weg zeigst, weil Du alle Wege kennst, auch die Verborgenen. So stehe ich, Galeo Sergius Plautus aus Neapolis, heute vor Dir und bitte Dich um Gehör. All dies auf dem Opfertisch bringe ich Dir und hoffe, dass der Weihrauch und das Klingen der Münzen Deine Aufmerksamkeit weckt."


    Nach einer kurzen Pause fuhr Plautus fort: "Ja, ich weiß, der Klang der Münzen gefällt Dir sehr. Und das führt mich zu der ersten Bitte an Dich, nämlich meinen Geschäften Erfolg zu verleihen, denn ich habe einen schwierigen Weg vor mir, bei dem der Ertrag aus diesen Geschäften die notwendige Wegzehrung sein wird. Doch nicht nur dies. Ich bitte Dich auch darum, mir auf diesem Weg an allen Kreuzungen und Gabelungen den richtigen Fingerzeig zu geben. Ich weiß, ich erbitte viel von Dir, weshalb Du heute von mir auch noch einen Widder erhalten wirst. Oh, Mercurius, nimm mein Opfer an."


    Plautus senkte seine Hände, drehte sich nach rechts und ging durch die Tür hinaus auf den Tempelvorplatz.

    "Komm rein!" rief Plautus. "Ah, Helvetius, das ging aber schnell mit Deinem Gespräch beim Alten. Wenn Du bereit bist, setz Dich dahin." Plautus begann, in einem Stapel Tabulae zu wühlen und als er die Richtigen zusammen hatte, meinte er: "Dann fang ich mal mit dem Diktat an. Wir haben zwei Briefe. Der erste geht an einen Egilius. Also oben drüber:


    P. Egilius Saxula, Fundus Egiliacus, Via Praenestina, Latium.


    G. Sergius Plautus P. Egilio Saxulae s. d.


    Den Curator Aquarum habe ich über die Zustände unterrichtet, die wir anlässlich unserer Inspektion auf Deinem Fundus angetroffen haben. Der Curator fordert Dich auf, umgehend alle Veränderungen, die Du vorgenommen hast, ebenso wie alle dadurch hervorgerufenen Schäden und Beeinträchtigungen auf Deine Kosten bis zum Ianuarius des nächsten Jahres rückgängig zu machen. Dies betrifft im Einzelnen die Herrichtung des Schutzstreifens in seinen ursprünglichen Zustand und die Vermarkung mit den Grenzsteinen.


    Der Schutzstreifen wird in den nächsten Tagen von einem Agrimensor aus unserem Haus auf Deine Kosten neu vermessen werden. Wir gehen davon aus, dass Du die Grenzsteine, die Du herausgerissen hast, bis dahin in gesäubertem Zustand bereitlegst, damit sie wieder an ihren alten Platz gesetzt werden können. Auf dem Schutzstreifen ist nur Weidenutzung zulässig.


    Wir behalten uns vor, nach Ablauf der gesetzten Frist zu prüfen, ob die auferlegten Arbeiten durchgeführt wurden, und zwar in fachgerechter Weise.


    Anderenfalls haben wir keine andere Wahl, als dies Alles durch einen Gerichtsbeschluss zu erzwingen.


    Unabhängig davon werden wir prüfen, ob durch Dein Handeln der Stadt Roma weiterer Schaden entstanden ist.


    Möge Iupiter Dir verzeihen, dass Du die Grenzsteine angetastet hast.


    G. Sergius Plautus, Aquarius, Praefectura Urbis, Roma, Italia


    Soweit der erste Brief."


    Plautus begann, wieder in einem Haufen Tabulae zu wühlen und fischte eine davon heraus: "Der zweite Brief geht an einen Alfenius. Also oben drüber:


    C. Alfenius Aviola, Fundus Trebatiacus, Via Praenestina bei der achten Meile, Latium.


    G. Sergius Plautus C. Alfenio Aviolae s. d.


    Du kannst den ersten Abschnitt bis zu 'Dies betrifft ..' einfach übernehmen. Setz dann aber statt 'Ianuarius' 'Februarius' ein. Dann geht es weiter:


    Dies betrifft im Einzelnen den Abriss des von Dir errichteten Badehauses, die Wiedererrichtung der Schutzhütte über dem Kontrollschacht, den Rückbau der Kanäle, über die Du die Abwässer des Badehauses in den Kontrollschacht abgeleitet hast und die Herrichtung des Schutzstreifens in seinen ursprünglichen Zustand.


    Die restlichen Abschnitte kannst Du aus dem Brief an Egilius übernehmen. Leg dann die Schreiben dem Curator vor. Vielleicht will er selbst unterschreiben. Ich bin Dir zu großem Dank verpflichtet."


    Er stellte dem Helvetier einen Becher Wein hin: "Jede Mühe muss belohnt werden".

    "Ich danke Dir, dass Du so bereitwillig für den Matinius eingesprungen bist. Mögen die Götter seiner Gesundheit bald auf die Sprünge helfen", meinte Plautus und prüfte, ob der Zipfel seiner Toga noch den Kopf bedeckte. Ja, er war noch dort.


    "Wenn ich das Gebet beim Voropfer beendet habe, wie geht es dann weiter?"

    Plautus war zufrieden. "Ich danke Dir, dass Du mit meiner tirocinischen Nebenbeschäftigung einverstanden bist, Curator Racilius. Wenn Du Dich jetzt noch mit dem Scriba Helvetius besprechen willst, dann geh ich derweil in mein Officium und lass mir den Text der Schreiben an die Herren Alfenius und Egilius durch den Kopf gehen."


    Er erhob sich, blieb aber kurz bei dem Scriba stehen und meinte, "Komm einfach nach dem Gespräch mit dem Curator zum Diktat in mein Officium. Ist gleich nebenan. Bis dann."