Beiträge von Nero Germanicus Ferox

    Als dem Jüngling das Blut in die Wangen schoss, musste Ferox schmunzeln. Aber besser, Iunius Stilo erfuhr es von einem Haufen Soldaten am Stadttor als vor irgendeinem, den er von sich beeindrucken wollte. Als er meinte, er müsse die Milites entlohnen, schüttelte Ferox nur grinsend den Kopf.


    "Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Wir sind schließlich keine Wegelagerer, wir sind jene, die Wegelagerer bekämpfen." Dass es in der Realität der römischen Stadttore anders aussah, wusste jeder, aber ein Urbaner würde das niemals aussprechen. "Aber wenn du uns eine Aufwandsentschädigung zuteil kommen lassen möchtest, da wir unser Bestes gegeben haben, dir eine schnelle und sichere Weiterreise zu ermöglichen, wären wir über, sagen wir 75 Sesterze sehr glücklich. Das Geld kommt guten Zwecken zugute."


    Nämlich ihrem ausschweifenden Feierabend in einer Taberna. Jetzt wirkten die Urbaner noch freundlicher als zuvor. Im Endeffekt wurde ja niemand zum Bezahlen gezwungen, manchmal ergab sich lediglich die Notwendigkeit zu aufwändigen Untersuchungen, weshalb sich die Dinge gänzlich ohne Absicht beträchtlich in die Länge ziehen konnten. Aber einen römischen Bürger aus einer angesehenen Gens würden die Urbaner nicht über das gebotene Maß hinaus striezen. Es gab Grenzen, die nicht überschritten werden durften, ohne dass der Vorgesetzte bei einer Beschwerde reagieren musste.


    Abgesehen davon mochte Ferox das Bürschlein irgendwie und wollte es nicht weiter ärgern. Er hielt die Hand auf, während im Hintergrund Tarpa vor sich hin murmelnd das schöne Pferd lobte, dass der Jüngling besäße.

    "Wenn du Rom durchqueren willst, um noch Erledigungen zu machen oder dich umzuschauen, folge der Straße in Richtung Palatin. Wenn du im Zentrum bist, wirst du es an den Gebäuden und an dem Gedränge merken. Frage dich durch zum Forum Romanum. Dort biegst du ein in die Via Flaminia. Du brauchst ihr nur zu folgen. Irgendwann findest du linker Hand die Domus Iunia. Wenn du vor einer Brücke stehst, bist du zu weit. Die Domus Iunia liegt im Nordwesten Roms am Hang des Quirinal - außerhalb der Stadtmauern. Du kannst also auch außen herumgehen, allerdings ist es dann ein Stückchen weiter."


    Vor allem müsste Iunius Stilo in dem Fall kein Bestechungsgeld zahlen, weshalb Ferox für diesen Tipp einen giftigen Blick von Ramnus erhielt. Aber die Gens Iunia erfreute sich nun mal eines geachteten Namens, so wie die Gens Germanica, weshalb Ferox dem jungen Burschen gern ein Stückchen entgegen kam. Vielleicht gab es ja stattdessen Geld für die Auskunft.


    "Und den Herrn kannst du ruhig weglassen, du bist ja kein Sklave."

    Und so machte Stilo seine erste Begegnung mit den hiesigen Sitten und Gebräuchen, denn er hatte das Pech, beiseite gewunken zu werden. Vielleicht lag es an dem klangvollen Klimpern der Münzen, die er zuvor schon von weitem sichtbar aus seiner Geldbörse geangelt hatte. Die sichtbare Anwesenheit von Geld versprach immer ein dickes Bestechungsgeld, um nicht in eine der verhassten langwierigen Gepäckkontrollen zu geraten. Viele Reisende nahmen diese Gebühr in Kauf und zogen unbehelligt ihres Weges, während Geizkragen unter diversen Vorwänden oft stundenlang aufgehalten wurden.


    "Salve, Reisender." Ferox schaute zu dem Reiter hinauf. "Namen und Anliegen?"


    Alle anwesenden Urbaner wirkten auffällig freundlicher als normal - ein deutlicher Hinweis, dass sie bei diesem Reisenden auf eine privat finanzierte Entlohnung ihrer Mühen hofften. Sie standen allerdings quer über die Straße, so dass der Reiter sein Pferd nicht einfach um sie herum lenken könnte.

    Die Milites nahmen das Schreiben etwas hilflos entgegen. Bisher hatte ihnen noch keiner solch ein Schreiben gebracht, aber schaden tat es auch nicht. Man machte sich einen entsprechenden Vermerk und reichte das Schreiben zurück. Mit der halbherzigen Durchsuchung des Gepäcks war man auch so weit fertig, hatte hier und da getastet und geschaut und trat nun beiseite.


    "Willkommen in Rom."


    Sim-Off:

    Für einen Überblick, schau mal hier: https://imperium-romanum.info/wiki/index.php?title=Anrede Leider stehen in dem Fall keine Quellen verzeichnet, aber unser Wiki ist auf wissenschaftlicher Basis erstellt worden und hält einer Überprüfung in aller Regel stand. Solltest du jedoch Quellen vorliegen haben, die auf anderes schließen lassen, kannst du gern einen Diskussionsthread im SimOff-Bereich eröffnen. So kann es stetig weiter verbessert werden.

    "Ah, hm." Ferox gab einige unverbindliche Laute von sich, während er der Schilderung zuhörte und die Dokumente las.


    Sim-Off:

    Das nomen gentile ist der wichtigste Bestandteil des Namens und dient der offiziellen Anrede, so wie man auch heute fremde Personen im offiziellen Verkehr mit ihrem Nachnamen begrüßt. Den Inhalt des Schreibens kann ich nicht kennen, weshalb du bitte für mich schreiben musst, was Ferox dort liest und von wem das ausgestellt wurde. ;)

    "Salve, Annaeus." Ferox schaute etwas perplex auf die Dokumente, die ihm in die Hand gedrückt worden waren. "Was ist das?"


    Leider wohl wieder mal kein Bestechungsgeld, um unkompliziert durchgewunken zu werden, so wie es aussah, was zu missmutigen Gesichtern bei den umstehenden Urbanern führte. Er würde ihn ja gern entsprechend ausgiebig durchsuchen, was im Falle eines Händler mit vollem Karren in Kombination mit ausbleibendem Bestechungsgeld sehr lange dauern konnte, aber zwei Personen und ein Pferd boten nicht wirklich Anreiz. Halbherzig begann Ferox' Kamerad Tarpa, das Gepäck zu betasten.


    "Wer ist das da?", setzte Ferox nach und nickte in Richtung des Begleiters.

    Ferox bat den Cornicularius, die Kopie seines neuesten Berichts dem Praefectus Urbi auf den Schreibtisch zu legen:


    Blutige Gewalttat am nördlichen Quirinal


    Verfasser: Miles Nero Germanicus Ferox

    Empfänger: Praefectus Urbi Herius Claudius Menecrates

    Datum: ANTE DIEM VII ID DEC DCCCLXXII A.U.C. (7.12.2022/119 n.Chr.)


    Am nördlichen Quirinal fand in der Nähe der Villa Aurelia am ANTE DIEM VII ID DEC DCCCLXXII A.U.C. (7.12.2022/119 n.Chr.) eine blutige Gewalttat statt. Diese ging mit viel Lärm einher, weshalb beherzte Anwohner eine Urbanerstreife informierten. Beim Eintreffen am Tatort deutete nasser Bodengrund darauf hin, dass die Spuren verwischt werden sollten.


    Es wurde ein Aushang am Forum Romanum angebracht, um Zeugenhinweise zu sammeln.


    Eine Kopie des Berichts wurde an den Praefectus Urbi weitergeleitet.


    Gezeichnet

    Miles Nero Germanicus Ferox

    cu-miles.png gensgermanica2.png


    Blutige Gewalttat am nördlichen Quirinal


    Verfasser: Miles Nero Germanicus Ferox

    Empfänger: Praefectus Urbi Herius Claudius Menecrates

    Datum: ANTE DIEM VII ID DEC DCCCLXXII A.U.C. (7.12.2022/119 n.Chr.)


    Am nördlichen Quirinal fand in der Nähe der Villa Aurelia am ANTE DIEM VII ID DEC DCCCLXXII A.U.C. (7.12.2022/119 n.Chr.) eine blutige Gewalttat statt. Diese ging mit viel Lärm einher, weshalb beherzte Anwohner eine Urbanerstreife informierten. Beim Eintreffen am Tatort deutete nasser Bodengrund darauf hin, dass die Spuren verwischt werden sollten.


    Es wurde ein Aushang am Forum Romanum angebracht, um Zeugenhinweise zu sammeln.


    Eine Kopie des Berichts wurde an den Praefectus Urbi weitergeleitet.


    Gezeichnet

    Miles Nero Germanicus Ferox

    cu-miles.png gensgermanica2.png


    Ferox brachte einen Aushang an gut sichtbarer Stelle an. Melden konnte sich jeder, ob Zeuge oder gar das Opfer, sofern dieses überlebt hatte. Momentan hatten die Cohortes Urbanae noch keinen Anhaltspunkt, in welche Richtung sie ermitteln sollten.


    Zeugen gesucht!


    Am nördlichen Quirinal fand in der Nähe der Villa Aurelia am ANTE DIEM VII ID DEC DCCCLXXII A.U.C. (7.12.2022/119 n.Chr.) eine blutige Gewalttat statt.


    Zeugen, die Hinweise liefern, welche zur Ergreifung des Täters beitragen, erhalten eine Belohnung von 100 Sesterzen!


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    COHORTES URBANAE


    Rom war das Haupt der Welt und sie besaß millionen Auge und Ohren. Das Geschrei war nicht zu überhören, die Taten nicht zu übersehen. Besorgte Bürger informierten eine Urbaner-Streife über die Ereignisse. Sie gingen also wieder los, die Messerstechereien, die Ferox' Bruder Antias das Leben gekostet hatten. Die Urbaner brachen ihre Runde ab und eilten zum Tatort.


    Als sie eintrafen, schwamm die Straße regelrecht, obwohl es nicht geregnet hatte. Anders hätte man solche Mengen an Blut auch nicht spurlos entfernen können. Scheinbar hatte ein gedungener Mörder die Tat verschleiert. Ferox machte sich Notizen und würde später eine Akte anlegen. Er war gespannt, ob demnächst jemand bei der Castra Urbana aufkreuzen würde, um den Vorfall zu melden ... oder ob weitere Zeugen Licht ins Dunkel bringen konnten.


    Sein Blick fiel auf die Villa Aurelia, bevor er seiner Streife den Befehl zum Abrücken gab.

    Spontan wurde dem Mann seine Unhöflichkeit verziehen, kaum dass er seinen Beruf genannt hatte. Jeder der anwesenden Urbaner liebte Gladiatorenkämpfe. Der letzte Kampf, an den Ferox sich erinnerte, war trotz dessen, dass Priscus der Zerstörer mitgewirkt hatte, eine totale Pleite gewesen. Umso besser, dass nun ein erfahrener Neuzugang nahte.


    Man kontrollierte das Gepäck eher halbherzig und stellte fest, dass sich in der Tat nichts als die Ausrüstung eines Gladiators darin fand. Damit war dann auch gut und man ließ die Habseligkeiten des Kämpfers in Ruhe. "Alles in Ordnung. Lass die Waffen während der Anreise im Gepäck und trage sie außerhalb des Ludus Magnus nicht am Mann, dann hat alles seine Richtigkeit. Wann dürfen wir mit deinem ersten Kampf rechnen und wen gedenkst du, in den Sand zu befördern?"

    Ferox legte den Brief in das Postfach der Prätorianer. Er gab einem der diensthabenden Milites den Hinweis, Optio Seius möge bitte mal nach seiner Post schauen, bevor er sich auf den Weg in die Therme begab.


    Ad

    Sisenna Seius Stilo

    Cohortes Praetoria


    De

    Aulus Iunius Tacitus

    Domus Iunia


    Ehrenwerter Seius Stilo,


    Du magst meinen Namen vermutlich nicht kennen. Ich bin ein Verwandter des Sisenna Iunius Scato und weile seit wenigen Tagen wieder in Roma. Zuvor studierte ich für ein Jahrzehnt am Museion in Alexandreia.


    Da ich hier leider nur wenige Personen kenne, de facto eigentlich gar keine, wäre ich Dir ausgesprochen dankbar, wenn Du mir etwas von Deiner wertvollen Zeit erübrigen könntest und eine Einladung zur Cena annehmen würdest. Wenn Du mir Deine Zusage einen Tag im Voraus mitteilen würdest, könnte ich eine passende Cena vorbereiten lassen.


    Wie geschrieben, wäre ich dankbar, wenn Du Zeit erübrigen würdest und mich freuen, eine positive Antwort zu erhalten.


    Vale bene

    Aulus Iunius Tacitus

    Auf dem Heimweg vom Tordienst erledigte Ferox noch die Verteilung der Post. Lust hatte er darauf nicht, er war müde und wollte nur noch in die Therme, doch weil Asper kränkelte, hatte er ihm angeboten, die Vertretung zu übernehmen. Auch ein Brief für Seius Stilo von den Cohortes Urbanae war dabei. Der ging ihn zwar nichts an und eigentlich wollte er ihn schon liegenlassen, weil die Prätorianer sich selbst um ihren Kram kümmern konnten. Dann überlegte er es sich anders, weil Stilo der Onkel von Scato war. So übernahm er diesen kleinen Freundschaftsdienst ebenfalls noch.

    Die Waffen wurden den Kameraden der Söldner gereicht. Sie waren ja nicht konfisziert worden, durften nur nicht eingeführt werden. Da sich die Situation entschärfte, wurde der Aemilier auch nicht weiter behelligt und musste keine zeitraubende Durchsuchung seines Hab und Gut über sich entgehen lassen.


    "Es hat nun alles seine Richtigkeit. Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt in Rom." Damit gaben die Urbaner den Weg frei.

    Ferox war ja ein geduldiger und im Grunde wohlwollend gesonnener Mensch, doch seine Geduld wurde heute ebenfalls strapaziert. Hier sollten scheinbar nicht etwa bewaffnete Sklaven eingeschleust werden, was schlimm genug wäre, sondern Söldner. Der barsche Tonfall des Mannes, der aufgrund seines Wohlstandes ein gesteigertes Interesse daran haben sollte, dass in Rom eben nicht jeder beliebige Mensch mit Kriegsgerät ein- und ausging, machte es nicht besser. Dieser Patrizier musste eine wahrlich lange Reise hinter sich haben.


    Nichts desto weniger blieb Ferox ruhig und höflich, auch wenn er einen Trennstrich zwischen zwei Textblöcken etwas tiefer zog, als unbedingt sein müsste. "Ich muss dich korrigieren, Aemilius: Innerhalb der Mauern trägt niemand Waffen, ausgenommen das Militär. Selbst wenn ein Legat Rom betritt, bleiben die Waffen und die Soldaten außerhalb zurück. Und entsprechend läuft auch niemand außer dem Kaiser in Rom mit einer bewaffneten Leibgarde herum. Auch kein Patrizier. Wenn deine beiden verbleibenden Leibwächter ihre Waffen draußen lassen, kannst du einreisen."


    Sim-Off:

    Der Hinweis mit dem Nubier ist sehr gut!


    Ferox fühlte sich ziemlich verhöhnt, da er hier gerade eine Befragung durchführte und der Befragte vor ihm begann zu speisen. So zog es sich noch mehr in die Länge, da jedes Mal gewartet werden musste, bis Aemilius Secundus in Ruhe heruntergekaut hatte. Aber ob der Aemilier das wollte oder nicht, sein Stand allein war kein Toröffner. Im Zweifelsfall blieb das Tor verschlossen, wenn die Urbaner eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit witterten, und diese schwerbewaffnete Streitmacht war durchaus dazu geeignet. Dass trotz des offensichtlichen Wohlstands des Patriziers den Urbaniciani keine Aufwandsentschädigung angeboten wurde, rückte das Unterfangen in ein noch düstereres Licht.


    Ferox schrieb derweil alles auf. "Handelt es sich bei diesen 24 Männern um Sklaven? Wo wurden sie im Kriegshandwerk ausgebildet?" Noch war kein Vorgesetzter in Sicht. Nachdem er alles notiert hatte, blickte er wieder auf.


    "Ich nehme an, du kommst irgendwo her aus großer Ferne, wo es so gehandhabt wird, dass gut situierte Personen sich derart schützen müssen. Vielleicht sogar aus dem Barbaricum? Für Rom wirst du dich umgewöhnen müssen. Angehörige des Militärs sind die Einzigen, die hier Waffen tragen und das Recht haben, schwere Gewalt anzuwenden. Wir sind es, die innerhalb der Mauern für deine Sicherheit Sorge tragen werden, und nur wir. Hast du auch gewöhnliche Sklaven dabei, die für dein Wohleregehen sorgen werden?"


    Er erinnerte sich an den neulich am Tor aufgekreuzten Aurelier, der ebenso zwei ziemlich agressiv wirkende Leibwächter bei sich gehabt hatte. Allerdings hatte er bei denen keine Waffen gesehen und es waren nur zwei gewesen. Vielleicht hätte man damals den jungen Kerl durchsuchen sollen. Ferox litt sonst nicht unter Verfolgungswahn, doch diese Häufung gefährlichen Personals, das durch plötzlich aus dem Nichts auftauchende Patriziersöhne eingeführt werden sollte, war langsam verdächtig. Er würde das in jedem Fall weiterleiten.

    Potzblitz. Die Urbaner staunten nicht schlecht bei dem, was auf das Stadttor zuwalzte. Das war ja schon eine kleine Streitmacht. Entsprechend traten sie dem Tross in den Weg. Hier war vorerst kein Durchkommen. Es blieb an Ferox hängen, an den gut bewachten Reisewagen heranzutreten, aus dem der neugierige Kopf eines Mannes lugte.


    "Salve, Cohortes Urbanae", sagte Ferox zum Gruß. "Name und Anliegen? Wie viele Leibwächter führst du mit dir und welche Waffen tragen sie?" Zudem schaute er, wo sich das Gepäck befand.