Beiträge von Nero Germanicus Ferox

    Ferox war nicht am Tor, da er sich zu jener Zeit in der Castra Praetoria dem Archiv der Fallakten widmete. Dafür schoben Ramnus und Pullus gerade mit ihren übrigen Kameraden Wachdienst. Als jemand, der einen schlaffen Körper trug, um Hilfe schrie, hob Ramnus zunächst nur müde eine Braue. Kranke Zivilisten zu versorgen fiel nun wirklich nicht in ihren Aufgabenbereich. Trotzdem bequemte er sich ein paar Schritte nach vorn, um sich dem schreienden Mann zu widmen.


    "Salve. Der nächste Medicus ist gleich die Straße runter und dann links." Er fand nicht, dass die um Hilfe rufende Gestalt so aussah, als könne sie sich die Dienste eines Arztes leisten, aber er vertrat die Auffassung, dass an dieser Stelle seine Pflichten als Soldat endeten - auch, wenn der schlaffe Patient der Kleidung nach wohl ein römischer Bürger war. Man konnte sich schließlich nicht um alles Elend der Welt kümmern, selbst wenn Ramnus gewollt hätte. Er hatte seine Befehle, wie er zufrieden feststellte.

    Ferox und Tarpa hatten inzwischen entschieden, sich aufzuteilen. Ferox saß hinter Kyriakos, um diesen im Blick zu behalten, während Tarpa neben dem Eingang stand, um Fluchtversuchen vorzubeugen. Beide folgten aufmerksam dem Geschehen. Als die Sprache auf die Rolle der Cohortes Urbanae kam, blickten die beiden anwesenden Urbaner jedoch nur mit ausdruckslosen Fischgesichtern vor sich hin. Sie waren es gewohnt, im Dienst keinerlei Regung zu zeigen, die auf ihr Inneres schließen ließ. Das diente dem Schutz ihrer Persönlichkeit vor den Eindrücken, denen sie täglich ausgesetzt waren, aber trug auch dazu bei, dass ihre Gegner die nächste Handlung der Urbaner nicht ahnen konnten. Wären Ferox und Tarpa unter sich gewesen, hätten sie sich nun beim Thema Durchsuchung gegenseitig fragend angesehen. So aber warteten sie nur regungslos, bis jemand das Wort an sie persönlich richten würde, um den Fluss der Verhandlung nicht zu unterbrechen, denn die Fragen waren trotz des Blickes des Advokaten in ihre Richtung in erster Linie an den Kläger gerichtet.

    Von der Castra Urbana zur Basilica Ulpia war es ein gewisser Fußmarsch. Man hörte im Saal bald das typische Geklapper der genagelten Sohlen der Caligae und das Klimpern der Soldatengürtel, das auf nahendes Militär hinwies. Kurz darauf traten Ferox und Tarpa mit Kyriakos in ihrer Mitte ein. Ferox ließ den Blick gewohnheitsmäßig beim Eintreten durch den gesamten Raum schweifen. Vorn wartete schon der Praetor peregrinus. Der Kläger war mit seinem Gefolge nicht zu übersehen. Und da war, den Göttern sei Dank, auch der Advokat. Ferox grüßte ein ziviles "Salvete" in die Runde, da außer ihm und Tarpa keine Militärs anwesend waren. Der Gruß geschah mit gedämpfter Stimme, da Aulus Iunius Tacitus gerade mit dem Prätor im Gespräch war.


    Für die beiden Urbaner war es die erste Gerichtsverhandlung. In einer idealen Welt hätte er eine ausführliche Instruktion von seinem Vorgesetzten erhalten, doch in der Realität kamen oft Zeitnot oder unsaubere Arbeitsweise dazwischen. Er vermutete, dass der Angeklagte in der Nähe des Advokaten sitzen musste, damit sie sich absprechen konnten, und schickte Kyriakos zu ihm. Sollte das nicht im Sinne der Ordnung sein, würde der Prätor das schon korrigieren. Die Urbaner würden sich irgendwo dahinter postieren. Ferox rechnete allerdings nicht damit, eingreifen zu müssen.

    Die Zellentür öffnete sich und ein Streifen Licht fiel in die graue Dämmerung der Zelle. "Es ist Zeit."


    Kyriakos war in der kurzen Zeit seiner Haft anständig behandelt worden, da er tadellos kooperiert hatte. Natürlich kam ihm auch entgegen, dass man ihn hier kannte. So musste er nicht hungrig vor dem Prätor sprechen. Anstelle des Gefangenenkittels durfte er eine gegürtete Tunika und saubere Sandalen tragen, die man ihm lieh. Zuvor hatte er die Gelegenheit erhalten, sich zu waschen, zu rasieren und zu frisieren.


    Heute hatte Ferox Tarpa dabei. Zu zweit würden sie den Gefangenen zur Anhörung begleiten.

    So wurden die Urbaniciani nicht jeden Tag begrüßt. Ferox fand, an so viel Höflichkeit könnten sich so manche Leute ein Beispiel nehmen. "Salve, die Milites Sentius Asper und Germanicus Ferox von den Cohortes Urbanae", grüßte er. Mit Asper hatte er bewusst einen freundlich aussehenden Kameraden mitgenommen, so dass sie beide zumindest nicht bedrohlicher wirkten, als ihr bloßer Beruf von Natur aus implizierte. Ferox hob die Schriftrolle. "In diesem Brief an Aulus Iunius Tacitus ist die dringende Bitte eines unserer Gefangenen um Rechtsbeistand enthalten. Wir bitten darum, dass der Advokat dieses Schreiben schnellstmöglich liest, da uns die Zeit in diesem Fall mit sehr großen Schritten davon rennt. Wenn er es sich einrichten kann, das Mandat anzunehmen, käme das nicht nur dem Gefangenen, sondern auch uns sehr entgegen."


    Mehr durfte er nicht sagen, doch sicher genügte es für den erfahrenen Advokaten, um zu schlussfolgern, dass der Gefangene für die Cohortes Urbanae irgendeine Form von Wert besaß, sei es durch Verwandtschaft, Klüngelwirtschaft oder dienstliche Verstrickungen. Entscheiden aber musste Aulus Iunus Tacitus selbst. Sollte er ablehnen, wie es sein gutes Recht war, würden selbstverständlich keinerlei Nachteile für ihn entstehen. Es war eine Bitte, nicht mehr und nicht weniger.


    Ferox reichte dem Mann vor ihm den Brief.



    De

    Kyriakos

    Carcer der Cohortes Urbanae



    Ad

    Advocatus

    Aulus Iunius Tacitus



    DRINGEND: Bitte um Rechtsbeistand



    Hochverehrter Advocatus Aulus Iunius Tacitus,


    hier schreibt Kyriakos von Sparta, der im Vertrauen auf das römische Rechtssystem in große Not geriet. Aus bitterer Haft heraus ersuche ich deinen Rechtsbeistand, um arge Unbill für mich abzuwenden.


    Da der Termin zur Anhörung vor dem Praetor peregrinus schon morgen zur vierten Stunde anberaumt ist, vergib mir, dass ich dir im Folgenden bereits den vollen Umfang meiner Situation darlege, denn eine weitere Gelegenheit zur Konversation werde ich nicht erhalten.



    **************************************************



    Ich brachte am heutigen Tage einem jungen Vigintivir, dem Tresvir monetalis Nero Aemilius Secundus, im Vertrauen auf das römische Recht fünf Goldmünzen zur Überprüfung. Mir war daran gelegen, untersuchen zu lassen, ob es sich womöglich um Falschgeld handelte, denn ich betreibe ein Geschäft, das Lupanar Ganymed, und wünsche keinen Konflikt mit dem Gesetz. Ich hatte die Aurei aus zweifelhafter Quelle erhalten.


    Als ich in der Münzprägeanstalt vor der Herausgabe jedoch um eine Quittung für die fünf Münzen bat, nahm das Unheil seinen Lauf. Mit sofortiger Wirkung verwandelte ich mich vom Zeugen in einen Angeklagten. Warum, das wissen die Götter allein. Meiner Kleider, meiner Sandalen und meines Geldes wurde ich beraubt, gleichsam jedweder Würde. Man hängte mich kopfüber auf und misshandelte mich, verabreichte mir ein Gift und drohte, mich aufzuschneiden.


    Unter dieser Behandlung war es mir nicht länger möglich, eine Herausgabe der Münzen ohne Erhalt einer Quittung zu verweigern. Da sich bei der folgenden Überprüfung vermutlich einige der Münzen tatsächlich als Falschgeld offenbarten, brachte der Vigintivir mich nach Abschluss dieser Quälerei vor die Sella curulis des Praetor urbanus. Aemilius Secundus wählte diesen Magistrat, obgleich dieser, wie ich dem Gespräch entnahm, für Cives zuständig sei und ich als Peregrinus dem Rechte nach dem Praetor peregrinus zugeteilt werden müsse. Mutmaßlich entschied er so, weil er Günstling des Praetor urbanus ist, wenn die Aussage seines Mitarbeiters stimmt, denn jener höhnte in diesem Sinne ob meiner Machtlosigkeit, sollte ich das Wort vor dem Prätor zu erheben wagen.


    Darüber hinaus kündigte der Tresvir monetalis an, von nun an sei der Besitz von Falschgeld eine Straftat. Aemilius Secundus versuchte weiterhin zu verhindern, dass mir ein Advokat beiseitegestellt würde. Dies sind zwei Dinge, die mir besondere Sorge bereiteten, sind sie doch geeignet, jeden Glauben an die Unität von Rechtswesen und Gerechtigkeit zu zerschlagen.


    Doch beraumte der Scriba des Praetor urbanus ein Anhörung vor dem Praetor peregrinus an und verordnete, mich in die Obhut der Cohortes urbanae zu überstellen und mir einen Advocatus zur Seite zu stellen.


    So ungeheuerlich dies alles klingen mag, ich schwöre bei dem Namen von Herakles, von dem die Könige Spartas abstammen, und bei den göttlichen Zwillingen Castor und Pollux, Söhne der Königin Leda von Sparta: Jedes Wort entspricht der Wahrheit. Für meine Aussagen gibt es zahlreiche Zeugen, von den Mitarbeitern der Münzprägeanstalt an begonnen, auch wenn sie kaum gegen ihren Herrn aussagen werden, bis hin zum Scriba des Praetor urbanus, der an jenem Tage wahre Größe bewies.


    Und so begab es sich, dass ich in die Gefangenschaft der Cohortes urbanae geriet. Im Carcer empfahl ein Soldat mir deinen Namen und ich bitte dich sehr, dich meines Falls anzunehmen. Ich versichere, dass ich in der Lage bin, dir ein angemessenes Honorar zu entrichten.



    **************************************************



    Ich verbleibe in der Hoffnung auf einen positiven Entscheid, denn du bist in der Tat meine letzte Hoffnung.


    So bitte ich innig um dein Erscheinen morgen zur vierten Stunde vor dem Praetor peregrinus.


    Hochachtungsvoll

    Kryriakos



    PS: Für den Fall, dass du die Aussage meiner Mitarbeiter benötigst, lege ich dir die Adresse meines Lupanars bei. Der Ansprechpartner ist Pollux.


    Lupanar Ganymed

    Clivus Suburanus

    IV. Regio

    Roma


    Gemeinsam mit seinem Kamerad Tarpa erschien Ferox vor dem Anwesen der Iunier, wo der aufstrebende Advokat Iunius Tacitus wohnhaft war. Ferox trug den Brief des Kyriakos bei sich. Anstatt ihn in den Postkasten zu werfen, klopfte er kräftig. Die Anhörung war bereits morgen und die meisten Leute ließen ihre Sklaven den Postkasten nur einmal am Tag leeren.

    Wie versprochen kam Ferox nach einer Stunde, um den Brief in Empfang zu nehmen. Sicherheitshalber las er ihn, so wie alle Post der Gefangenen geprüft wurde, damit das Entgegenkommen nicht rechtswidrig benutzt würde, fand jedoch keinen Grund zur Beanstandung. Er sorgte eigenhändig dafür, dass der brief noch heute in die Hände des Adressaten gelangen würde. Sein Kamerad währenddessen nahm Kyriakos das Brett und die Schreibutensilien wieder ab.


    Dann blieb der Gefangene erneut allein mit sich und seinen Gedanken.

    Über dieses Anliegen war Ferox froh. Er würde es nicht gern gesehen haben, ihren Informanten ohne Advokaten den Mühlen des römischen Rechts auszusetzen. Leider hielten sich die Möglichkeiten zur Intervention für die Cohortes Urbanae in diesem Fall sehr in Grenzen, da Kyriakos nicht wichtig genug war, als dass ein Offizier seinen Ruf riskieren und sich für ihn einsetzen würde. Andererseits waren die Informationen zu gehaltvoll, als dass man Kyriakos in seiner Not gänzlich ignorieren würde.


    "Miles, bring Tinte und Pergament. Kyriakos erhält die Gelegenheit, einen Brief an einen Advokaten seiner Wahl zu adressieren." Kaum war sein Kamerad weg, sah Ferox den Gefangenen an. "Wenn ich dir einen Rat geben darf, und es ist ein guter Rat, dann wähle Aulus Iunius Tacitus." Unter den Cohortes Urbanae waren die wichtigsten Adressen in Sachen Recht natürlich bekannt. "Er ist ein Experte für schwierige Fälle und gilt als engagiert und zuverlässig. Schreib den Brief möglichst schnell, damit der Advokat ihn noch heute lesen kann, denn die Verhandlung ist bereits für morgen zur vierten Stunde angesetzt."


    Der Miles kam mit den Schreibutensilien zurück. Das Licht in der Zelle würde genügen. Zudem erhielt Kyriakos ein Brett als Unterlage. Damit schloss sich die Tür, doch Ferox würde in einer Stunde nach dem Gefangenen sehen kommen, um den Brief in Empfang zu nehmen.

    Zelle VI


    Von der Sella Curulis des Praetor Urbanus aus wurde Kyriakos auf direktem Wege an die Cohortes Urbanae überstellt. Dort führte man ihn in den Carcer. In diesem Fall handelte es sich um eine Form der Haft, die verhindern sollte, dass Kyriakos entkam oder Beweise verschwinden ließ. Die Schuld hingegen galt als noch nicht erwiesen, weshalb er eine der besseren Zellen erhielt, die sogar einen Lichtschlitz in weiter Höhe außerhalb der Reichweite besaß. An der Wand stand ein gemauertes Bett in Form einer Wanne, in der frisches Stroh lag. Für die Notdurft stand in der gegenüberliegenden Ecke ein Eimer bereit. Die Urbaner verhielten sich - wie immer in einem solchen Fall - vollkommen neutral gegenüber dem Gefangenen. Zeigte er sich kooperativ, würde es für ihn keine Probleme geben, davon abgesehen, dass er inhaftiert war. Von unnötigen Schikanen sah man hier ab und wahrte Professionalität. Sollte er sich jedoch störrisch gebärden, würde man ohne Zögern den notwendigen Zwang anwenden.


    Mit diesem Gefangenen war Miles Nero Germanicus Ferox betraut.

    Zu Einsatzbefehl I konnte Ferox nur einen Vermerk anfertigen. Das tat er der Vollständigkeit halber, damit endlich alle vier Einsatzbefehle hier im Archiv namentlich hinterlegt waren:


    Einsatzbefehl I

    "Zugriff Aventin - Waisenhaus der Binah"


    Einsatzbefehl I steht unter der Leitung von Tribun Faustus Decimus Serapio von den Cohortes Praetoriae.


    Der Bericht zum "Spezialeinsatz Zugriff Aventin" ist darum aller Wahrscheinlichkeit nach im Archiv der Fallakten der Cohortes Praetoriae hinterlegt.


    Ferox raufte sich die Haare. Er hatte gedacht, endlich alles erledigt zu haben, da fand er NOCH einen Bericht, der nicht ordentlich ins Archiv der Fallakten überführt worden war! Wozu gab es das Archiv, wenn die Berichte munter und unsortiert auf Schreibtischen herumflatterten? Wie sollte man so vernünftig arbeiten? Er ergänzte, zuzüglich zum eigentlichen Bericht, außerdem für die Orientierung einen Hinweis:


    Einsatzbefehl II

    "Spezialeinsatz Zugriff Casa Didia"


    Einsatzbefehl II steht unter dem Kommando von Optio Sisenna Seius Stilo von den Cohortes Praetoriae.


    Weitere Berichte zum "Spezialeinsatz Zugriff Casa Didia" sind daher aller Wahrscheinlichkeit nach im Archiv der Fallakten der Prätorianer zu finden.


    Persönlich!

    Praefectus Urbi

    Herius Claudius Menecrates



    Zwischenergebnis der Befragungen im Fall "Zugriff in der Casa Didia"



    Salve Praefectus Claudius,


    im Folgenden gebe ich dir eine Auflistung der Personen, die in der Casa Didia angetroffen wurden samt deren momentanen Aufenthaltsort, ihrem Stand und dem eventuellen Vorhandensein eines Fischanhängers:



    Person
    Aufenthaltsort Stand Fischanhänger
    ja/nein
    Gaius Trebatius Calvus Carcer CP
    Doppelzelle CP II
    Civis
    ja (Link)
    Trebatia Caeca
    Carcer CP
    Doppelzelle CP II
    Civis ja (Link)
    Eudoxus Carcer CP
    Einzelzelle CP-I
    Peregrinus ja (Link)
    Theognis Carcer CP
    Einzelzelle CP III
    Servus ja (Link)


    Bei Fragen stehe ich zur Verfügung.



    Optio Sisenna Seius Stilo

    cp-optio.png


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    Ferox ärgerte sich sehr über die Nachlässigkeit, mit der das Archiv für diesen brisanten Fall geführt worden war. Von seiner eigenen Einheit fand er überhaupt keinen Bericht. Den damaligen Leiter, Manius Purgitius Lurco, konnte er nicht mehr fragen, seit dieser über die Elysischen Felder wanderte. Als Ferox sich im Vorzimmer des Praefectus Urbi erkundigte, wusste auch niemand von einem entsprechenden Bericht. Also setzte er sich selbst daran, einen Bericht aus dem Gedächtnis zu verfassen, damit die Informationen nicht verloren gingen. Er hielt es für wichtig, dass die Lücke geschlossen wurde, damit die verantwortlichen Stabsoffiziere ein vollständiges Gesamtbild erhielten, allen voran der Praefectus Urbi. Da Ferox nicht über alle Details im Bilde war, informierte er sich im Zuge seiner Arbeit bei Kameraden, die mehr wussten als er, so dass er trotz aller Hürden am Ende einen vollständigen Bericht anfertigen konnte:


    Persönlich!

    Praefectus Urbi

    Herius Claudius Menecrates


    Einsatz: "Spezialeinsatz Tiberufer"

    Einsatzleiter: Optio Manius Purgitius Lurco

    Unterzeichner: Miles Nero Germanicus Ferox


    Datum: ANTE DIEM XIII KAL IUL DCCCLXXIII A.U.C. (19.6.2023/120 n.Chr.)

    Hinweis: Es handelt sich hierbei um ein nachträglich angefertigtes Gedächtnisprotokoll.


    Bericht zum Einsatzbefehl III

    - Spezialeinsatz -


    Teil I - Personenkontrolle


    Teil II - Einsatzabbruch für Einsatzkommando III

    • Anschließend sollte ein Zusammenschluss mit Einsatzkommando IV erfolgen für einen gemeinschaftlichen Zugriff am Wegstein an der Via Appia auf dem Aventin. So begaben wir uns dorthin.
    • Als wir eintrafen, wurde uns jedoch mitgeteilt, dass keine weiteren Kräfte benötigt würden* und wir rückten wieder ein.


    Teil III - Fortsetzen des Einsatz durch Einsatzkommando IV


    Gezeichnet


    Miles Nero Germanicus Ferox

    Coh XI, Cent II Optio Furius Cerretanus

    cu-miles.png gensgermanica2.png




    Sim-Off:

    *Leider war bei der Absprache etwas durcheinandergekommen. So hat Einsatzkommando IV den Einsatzauftrag erledigt, ohne uns am Wegschrein abzuholen.

    Was für eine Unordnung - noch ein nicht einsortierter Bericht, obendrein als Wachstafel! So konnte das nicht archiviert werden. Ferox kontrollierte die Berechtigungen und fand keinen Hinweis darauf, dass er diese Akte nicht sichten durfte. Also öffnete er sie, um sie von Hand auf Pergament zu übertragen. Dabei änderte er ein paar Absätze und auch die Formatierung im Interesse der besseren Lesbarkeit.


    Bericht zum Einsatzbefehl IV - Spezialeinsatz - Zugriff Tiberbrücke


    vom: ANTE DIEM VII ID MAR MMDCCLXXV A.U.C.(9. März 2022)

    Einsatzleiter: Cornicularius Cohortes Urbanae Octavius Frugi

    Coh XI, Cent II Optio Furius Cerretanus


    Vorort: Tiberbrücke


    Es wurden verdächtige Gestalten belauscht, welche vereinbarten sich am Porticus Octaviae einzufinden. Octavius gab den Befehl sie dorthin zu verfolgen, um sie so auf frischer Tat zu beobachten.


    Beim Porticus Octaviae wurden die Verdächtigen weiträumig umstellt und teilte dem dort anwesendem dritten Verdächtigen mit, er würde mit seiner Gruppe zum Kapitol gehen, um Iuppiter einen Besuch ab zustatten. Indes versah einer die Tempeltüre mit Text: GOTT IST DER EINZIG WAHRE HERR! Der Zweite leerte dort oben einen Sack mit Vogelköpfe. (diese werden als Beweismittel im Carcer aufbewahrt.)


    Optio Furius bekam den Auftrag die zweite Gruppe zu verfolgen und zu stellen. Ihm wurden die Coh XI, Cent II und eine durch Geräusche aufmerksam gemachte Gruppe unter Vigil Teres von der VI. Kohorte der Stadtvigiles wurden ihm als Unterstützung zugeteilt.


    Den drei Verdächtigen am Porticus Octaviae wurde befohlen sich zu ergeben, Sufenas und Pinus, folgten der Aufforderung. Der dritte, Dento, beschimpfte diese als Feiglinge. Setzte sich selber wiederholte Male zu Wehr und griff an. Er wurde nach wiederholter Aufforderung sich zu ergeben, gewaltsam festgenommen.


    Cornicularius Octavius Frugi


    Eine weitere Akte, die noch nicht einsortiert gewesen war, fand durch die ordnende Hand von Ferox ihren Weg in das entsprechende Regalfach.


    Persönlich!

    Praefectus Urbi

    Herius Claudius Menecrates


    Zwischenergebnis der Befragungen im Fall "Zugriff Tiberbrücke"




    Person
    Aufent-
    haltsort
    Stand Fischan-
    hänger
    ja/nein
    Asser-
    vate
    Anmer-
    kung
    Pinus Carcer CU
    Einzelzelle
    CU IV
    Peregrinus ja
    ins-
    gesamt
    *
    Lucius Roscius Dento
    Carcer CU
    Einzelzelle
    CU V
    Civis ja 25 Vogelköpfe *
    Sufenas Carcer CP
    Einzelzelle
    CU II
    Peregrinus ja (Link) *


    * Schriftzug an Tempelmauer: GOTT IST DER EINZIG WAHRE HERR! (Link)



    i.A. für den Cornicularius

    T. Octavius Frugi



    Es kam immer wieder vor, dass mal eine Akte falsch einsortiert wurde. Ferox war die Aufgabe übertragen worden, das Archiv der Fallakten zu kontrollieren und aufzuräumen. Dabei fiel ihm auf, dass einige Akten nicht an ihrem Bestimmungsort einsortiert waren, sondern noch in der Ablage herumgeisterten. Diese sortierte er jetzt korrekt ein. Selbstverständlich nahm er keinen Einblick in Akten, die für seinen Zugriff gesperrt und entsprechend versiegelt waren, sondern orientierte sich rein an der äußeren Beschriftung.


    Bei dieser lose herumschwirrenden Akte verwirrte obendrein, dass eine Person vom Einsatzkommando IV den Bericht von Einsatzkommando III angefertigt hatte. Warum war man nicht an ein Mitglied vom Einsatzkommando III herangetreten, um diesen Bericht zu verfassen, der ihnen laut Bezeichnung "Zugriff am Tiberufer" zufolge nach wie vor zugeordnet war? Auch wenn man sie zurück in die Castra geschickt hatte: Dieser Einsatzauftrag unterstand dem Einsatzkommando III und nicht dem Einsatzkommando IV! Verärgert nahm er nach dem Archivieren noch eine Korrektur im Titel der Hülle vor, anstatt dafür den Titel des Berichts zu verwenden, damit die Verwirrung ein Ende fand.


    Persönlich!

    Praefectus Urbi

    Herius Claudius Menecrates


    Zwischenergebnis der Befragungen im Fall "Zugriff Am Tiberufer" mit Fortentwicklung bis zum Capitol.


    Person Aufenthaltsort Stand Fischanhänger
    ja/nein
    Kathus Carcer CU
    Einzelzelle
    CU XIII
    Peregrinus ja (Link)
    Raphael Carcer CU
    Einzelzelle
    Peregrinus ja (Link)
    Iraklis Carcer CU
    Einzelzelle
    Peregrinus ja (Link)
    Sextus Equitius Turpio Carcer CU
    Einzelzelle
    Civis ja (Link)
    Maria Carcer CU
    Einzelzelle
    Peregrina ja (Link)
    Avgi Carcer CU
    Einzeltelle
    Peregrina ja (Link)



    i.A. für den Optio

    Appius Furius Cerretanus


    Die Cohortes Urbanae verlegten ihre Streife, als durchsickerte, dass heute Sklavenmarkt abgehalten wurde. Wie so oft erfuhren sie erst kurz vor knapp davon, aber man war ja flexibel - auch wenn alle über die Planänderung motzten. Das schlug auf dem Markt unvermittelt in Gefeixe um, weil ein neuer Kamerad, der von außerhalb kam, mit beiden Füßen ins erstbeste Fettnäpfchen sprang und annahm, auch Titus Tranquilius stünde zum Verkauf. Dieser Fauxpas würde für den Rest der Woche Witze über peitschenschwingende alte Sklaven nach sich ziehen, so viel war gewiss.


    Der Centurio forderte Ruhe und Aufmerksamkeit. Man postierte sich also an taktisch kluger Stelle und behielt die Menge im Auge. Um die Sklaven würde der alte Sklaventreiber sich schon selbst zu kümmern wissen, der für alles mögliche bekannt war, aber nicht für seine Milde. Für die Ordnung unter den Schaulustigen sorgten ab sofort die Urbaniciani.

    Bei Aktionen wie diesen waren meist die Urbaner nicht fern, um für einen sicheren Ablauf zu sorgen. Unerkannt würde sich auch der eine oder andere Prätorianer unter den Zuschauern befinden. Die Menge zerstreute sich an den Rändern. Ferox, der mit seinen Leuten die Rede verfolgt hatte, diskutierte leise mit Tarpa darüber. Sie durften weder klatschen noch eventuellen Unmut zum Ausdruck bringen, doch das hielt sie nicht davon ab, sich eine Meinung zu bilden.


    "Er hat sich für Recht und Ordnung ausgesprochen", stellte Ferox das Offensichtliche fest. "Vielleicht wird er der neue Tresvir capitales?" Da Aemilius Secundus nicht viele Worte verloren hatte, genoss er Ferox´ Sympathie. Kurz und effizient, so solle eine Rede sein. Wobei er fand, dass der vorherige Tresvir capitales, Seius Ravilla, trotz seiner schwülstigen Reden auch keine schlechte Arbeit abgeliefert hatte. Zumindest fand Ferox keinen Grund zum Klagen, also war wohl alles gut verlaufen.


    "Der Kandidat will Rom verschönern", fügte Tarpa hinzu. "Also geht er wohl eher in die Straßenreinigung."


    "Genau genommen säubern wir die Straßen auch, von menschlichem Dreck, wie dem da." Ramnus nickte in Richtung eines angetrunkenen Gasts, den die Urbaner schon eine Weile im Auge behielten.


    Tarpa dehnte seinen Nacken, indem er den Kopf erst nach links und dann nach rechts neigte. "Stimmt."


    "Na, mal schauen ob wir den Vigintivir während seiner Amtszeit zu Gesicht bekommen", sagte Ferox. "Könnte auch sein, dass er in die Münzprägung geht, so als Patrizier. Würde ich den Halbmond tragen, würde ich mir zumindest nicht die Hände schmutzig machen."


    "Sondern?", hakte Tarpa nach.


    "Schlafen und baden. Ich würde nur noch rumliegen, entweder im Bett oder im Wasser. Ich würde das Amt bekleiden, aber dann andere für mich arbeiten lassen."


    "Na, dann ist es ein Glück für dich, dass du kein Patrizier bist. Das ist doch kein Leben. Und Verantwortung sieht anders aus."


    "Meinst du?" Ferox verfolgte das Geschehen, als Prätor Annaeus Florus Minor dem jungen Kandidaten für das Amt die Hand schüttelte. Er schien Großes von ihm zu erwarten.


    Die Urbaner plauderten weiter leise vor sich hin, während die Menge sich weiter zerstreute. Nicht wenige blieben jedoch noch, da sie verfolgen wollten, wie das Gespräch zwischen dem Prätor und dem Jungspund weiter verlaufen würde. So lange würden auch die Urbaner hier stehen und wachen.

    Ferox wollte das Geld von sich weisen und fuchtelte schon abwehrend, doch die schinkengroße Faust von Ramnus schob sich über seine Schulter und schloss sich gierig um die Münzen. Das Klimpern wurde begleitet von einem zufriedenen Grunzen, als sie auf Nimmerwiedersehen im Geldbeutel des riesigen Urbaners verschwanden. Für irgendwelches gutherziges Getue hatte er kein Verständnis. Um seinen Kameraden nicht bloßzustellen, konnte Ferox keinen Einspruch erheben und tat jetzt, als sei schon alles so in seinem Sinne. Er beschloss jedoch, sich im Gegenzug das Gesicht und den Namen des Iuniers zu merken und ihm zur Seite zu stehen, sollte er jemals Hilfe brauchen. So sah er ihn fest an, als er sagte:


    "Danke für die Spende, Iunius Stilo. Unsere Arbeit wird viel zu selten gewertschätzt. Du weißt, worauf es im Leben ankommt, und dass Ordnung und Sicherheit auf den Straßen nicht selbstverständlich sind. Dafür ist die Gens Iunia bekannt - ich habe ein paar Jahre lang mit einem Iunius Scato gemeinsam gedient und muss es wissen. Also dann, ich wünsche eine gute Weiterreise."

    Das Lächeln des Urbaners verrutschte bei der Rechnung des Burschen. Typisch. Diejenigen, die sich eine dicke Bestechung aufgrund offensichtlichen Wohlstands leisten konnten, drohten beim kleinsten Fingerzeig auf das Gepäck lautstark mit irgendwelchen einflussreichen Verwandten. Und diejenigen, die bereit waren zu zahlen, besaßen zu wenig, als dass es sich lohnen würde. Die Urbaner hatten es nicht leicht in diesen Tagen. Und was für zarte Hände dieser Bursche hatte, wie er da mit spitzen Fingern in seinen Münzen herum pickte. Gepaart mit einer offensichtlich harmoniebedürftigen Art könnte er schnell an den Falschen geraten.


    "Halte dich an den von mir beschriebenen Weg", mahnte Ferox. "Er ist sicher. Lass dich vor allen Dingen nicht ohne Begleitung nach Sonnenuntergang in die Subura locken. Und nein, du hast nicht mich beleidigt, sondern dich selber. Das hat ein Spross deines Hauses nicht verdient."


    Ferox zog seine Hand wieder ein und stemmte sie in die Hüften. Einem armen Schlucker das letzte Geld zu nehmen kam nicht in Frage. Dafür war er nicht Urbaner geworden, da waren er und die anderen sich einig. Es würde sich ein anderer finden, der ihnen den Feierabend finanzierte, einen reichen Schnösel, dem das bisschen Bestechungsgeld nicht weh tat.


    Mit dem Kopf wies er in Richtung des Tores. "Gute Reise. Jetzt hau schon ab."