Gemeinsam mit seinem Kamerad Tarpa erschien Ferox vor dem Anwesen der Iunier, wo der aufstrebende Advokat Iunius Tacitus wohnhaft war. Ferox trug den Brief des Kyriakos bei sich. Anstatt ihn in den Postkasten zu werfen, klopfte er kräftig. Die Anhörung war bereits morgen und die meisten Leute ließen ihre Sklaven den Postkasten nur einmal am Tag leeren.
Beiträge von Nero Germanicus Ferox
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Wie versprochen kam Ferox nach einer Stunde, um den Brief in Empfang zu nehmen. Sicherheitshalber las er ihn, so wie alle Post der Gefangenen geprüft wurde, damit das Entgegenkommen nicht rechtswidrig benutzt würde, fand jedoch keinen Grund zur Beanstandung. Er sorgte eigenhändig dafür, dass der brief noch heute in die Hände des Adressaten gelangen würde. Sein Kamerad währenddessen nahm Kyriakos das Brett und die Schreibutensilien wieder ab.
Dann blieb der Gefangene erneut allein mit sich und seinen Gedanken.
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Über dieses Anliegen war Ferox froh. Er würde es nicht gern gesehen haben, ihren Informanten ohne Advokaten den Mühlen des römischen Rechts auszusetzen. Leider hielten sich die Möglichkeiten zur Intervention für die Cohortes Urbanae in diesem Fall sehr in Grenzen, da Kyriakos nicht wichtig genug war, als dass ein Offizier seinen Ruf riskieren und sich für ihn einsetzen würde. Andererseits waren die Informationen zu gehaltvoll, als dass man Kyriakos in seiner Not gänzlich ignorieren würde.
"Miles, bring Tinte und Pergament. Kyriakos erhält die Gelegenheit, einen Brief an einen Advokaten seiner Wahl zu adressieren." Kaum war sein Kamerad weg, sah Ferox den Gefangenen an. "Wenn ich dir einen Rat geben darf, und es ist ein guter Rat, dann wähle Aulus Iunius Tacitus." Unter den Cohortes Urbanae waren die wichtigsten Adressen in Sachen Recht natürlich bekannt. "Er ist ein Experte für schwierige Fälle und gilt als engagiert und zuverlässig. Schreib den Brief möglichst schnell, damit der Advokat ihn noch heute lesen kann, denn die Verhandlung ist bereits für morgen zur vierten Stunde angesetzt."
Der Miles kam mit den Schreibutensilien zurück. Das Licht in der Zelle würde genügen. Zudem erhielt Kyriakos ein Brett als Unterlage. Damit schloss sich die Tür, doch Ferox würde in einer Stunde nach dem Gefangenen sehen kommen, um den Brief in Empfang zu nehmen.
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Zelle VI
Von der Sella Curulis des Praetor Urbanus aus wurde Kyriakos auf direktem Wege an die Cohortes Urbanae überstellt. Dort führte man ihn in den Carcer. In diesem Fall handelte es sich um eine Form der Haft, die verhindern sollte, dass Kyriakos entkam oder Beweise verschwinden ließ. Die Schuld hingegen galt als noch nicht erwiesen, weshalb er eine der besseren Zellen erhielt, die sogar einen Lichtschlitz in weiter Höhe außerhalb der Reichweite besaß. An der Wand stand ein gemauertes Bett in Form einer Wanne, in der frisches Stroh lag. Für die Notdurft stand in der gegenüberliegenden Ecke ein Eimer bereit. Die Urbaner verhielten sich - wie immer in einem solchen Fall - vollkommen neutral gegenüber dem Gefangenen. Zeigte er sich kooperativ, würde es für ihn keine Probleme geben, davon abgesehen, dass er inhaftiert war. Von unnötigen Schikanen sah man hier ab und wahrte Professionalität. Sollte er sich jedoch störrisch gebärden, würde man ohne Zögern den notwendigen Zwang anwenden.
Mit diesem Gefangenen war Miles Nero Germanicus Ferox betraut.
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So wurde der Kyriakos, der stadtwache übereignet.
Von der Sella Curulis des Praetor Urbanus aus wurde Kyriakos auf direktem Wege an die Cohortes Urbanae überstellt, wo man ihn vorerst in Haft nahm.
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Zu Einsatzbefehl I konnte Ferox nur einen Vermerk anfertigen. Das tat er der Vollständigkeit halber, damit endlich alle vier Einsatzbefehle hier im Archiv namentlich hinterlegt waren:
Einsatzbefehl I
"Zugriff Aventin - Waisenhaus der Binah"
Einsatzbefehl I steht unter der Leitung von Tribun Faustus Decimus Serapio von den Cohortes Praetoriae.
Der Bericht zum "Spezialeinsatz Zugriff Aventin" ist darum aller Wahrscheinlichkeit nach im Archiv der Fallakten der Cohortes Praetoriae hinterlegt.
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Ferox raufte sich die Haare. Er hatte gedacht, endlich alles erledigt zu haben, da fand er NOCH einen Bericht, der nicht ordentlich ins Archiv der Fallakten überführt worden war! Wozu gab es das Archiv, wenn die Berichte munter und unsortiert auf Schreibtischen herumflatterten? Wie sollte man so vernünftig arbeiten? Er ergänzte, zuzüglich zum eigentlichen Bericht, außerdem für die Orientierung einen Hinweis:
Einsatzbefehl II
"Spezialeinsatz Zugriff Casa Didia"
Einsatzbefehl II steht unter dem Kommando von Optio Sisenna Seius Stilo von den Cohortes Praetoriae.
Weitere Berichte zum "Spezialeinsatz Zugriff Casa Didia" sind daher aller Wahrscheinlichkeit nach im Archiv der Fallakten der Prätorianer zu finden.
Persönlich!
Praefectus Urbi
Herius Claudius Menecrates
Zwischenergebnis der Befragungen im Fall "Zugriff in der Casa Didia"
Salve Praefectus Claudius,
im Folgenden gebe ich dir eine Auflistung der Personen, die in der Casa Didia angetroffen wurden samt deren momentanen Aufenthaltsort, ihrem Stand und dem eventuellen Vorhandensein eines Fischanhängers:
PersonAufenthaltsort Stand Fischanhänger
ja/neinGaius Trebatius Calvus Carcer CP
Doppelzelle CP IICivis ja (Link) Trebatia Caeca Carcer CP
Doppelzelle CP IICivis ja (Link) Eudoxus Carcer CP
Einzelzelle CP-IPeregrinus ja (Link) Theognis Carcer CP
Einzelzelle CP IIIServus ja (Link) Bei Fragen stehe ich zur Verfügung.
Optio Sisenna Seius Stilo
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Ferox ärgerte sich sehr über die Nachlässigkeit, mit der das Archiv für diesen brisanten Fall geführt worden war. Von seiner eigenen Einheit fand er überhaupt keinen Bericht. Den damaligen Leiter, Manius Purgitius Lurco, konnte er nicht mehr fragen, seit dieser über die Elysischen Felder wanderte. Als Ferox sich im Vorzimmer des Praefectus Urbi erkundigte, wusste auch niemand von einem entsprechenden Bericht. Also setzte er sich selbst daran, einen Bericht aus dem Gedächtnis zu verfassen, damit die Informationen nicht verloren gingen. Er hielt es für wichtig, dass die Lücke geschlossen wurde, damit die verantwortlichen Stabsoffiziere ein vollständiges Gesamtbild erhielten, allen voran der Praefectus Urbi. Da Ferox nicht über alle Details im Bilde war, informierte er sich im Zuge seiner Arbeit bei Kameraden, die mehr wussten als er, so dass er trotz aller Hürden am Ende einen vollständigen Bericht anfertigen konnte:
Persönlich!
Praefectus Urbi
Herius Claudius Menecrates
Einsatz: "Spezialeinsatz Tiberufer"
Einsatzleiter: Optio Manius Purgitius Lurco
Unterzeichner: Miles Nero Germanicus Ferox
Datum: ANTE DIEM XIII KAL IUL DCCCLXXIII A.U.C. (19.6.2023/120 n.Chr.)
Hinweis: Es handelt sich hierbei um ein nachträglich angefertigtes Gedächtnisprotokoll.
Bericht zum Einsatzbefehl III
- Spezialeinsatz -
Teil I - Personenkontrolle
- Gemäß dem Einsatzbefehl III marschierte unsere Einheit zum Tiberufer.
- Die Lagesondierung ergab, dass sich eine Gruppe Menschen näherte. Sie trugen Kreuze auf die Stirn gemalt.
- Die Gruppe wurde gestoppt und die Personen auf Waffen durchsucht. Sie verhielten sich kooperativ.
- Gefunden wurden Farben, Pinsel, Eimer, Leitern, Werkzeuge. Das ließ uns vermuten, sie wären zu Renovierungsarbeiten unterwegs.
- Da unser Einsatzleiter aufgrund fehlender Rechtsgrundlage keinen Anlass zu weiteren Maßnahmen sah, wurden die Personen laufen gelassen.
Teil II - Einsatzabbruch für Einsatzkommando III
- Anschließend sollte ein Zusammenschluss mit Einsatzkommando IV erfolgen für einen gemeinschaftlichen Zugriff am Wegstein an der Via Appia auf dem Aventin. So begaben wir uns dorthin.
- Als wir eintrafen, wurde uns jedoch mitgeteilt, dass keine weiteren Kräfte benötigt würden* und wir rückten wieder ein.
Teil III - Fortsetzen des Einsatz durch Einsatzkommando IV
- Einsatzkommando IV unter dem Kommando von Optio Appius Furius Cerretanus beendete den Einsatz am Porticus Octaviae erfolgreich. [Akte]
- Im Templum Iovis Capitolini wurden durch Einsatzkommando IV bei einer stattfindenden Tempelschändung jene Personen erwischt, die unser Einsatzkommando III zuvor hatte laufen gelassen.
- Die Täter wurden festgenommen und in die Carcer der Cohortes Urbanae überführt. [Akte]
Gezeichnet
Miles Nero Germanicus Ferox
Coh XI, Cent II Optio Furius Cerretanus
Sim-Off: *Leider war bei der Absprache etwas durcheinandergekommen. So hat Einsatzkommando IV den Einsatzauftrag erledigt, ohne uns am Wegschrein abzuholen.
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Was für eine Unordnung - noch ein nicht einsortierter Bericht, obendrein als Wachstafel! So konnte das nicht archiviert werden. Ferox kontrollierte die Berechtigungen und fand keinen Hinweis darauf, dass er diese Akte nicht sichten durfte. Also öffnete er sie, um sie von Hand auf Pergament zu übertragen. Dabei änderte er ein paar Absätze und auch die Formatierung im Interesse der besseren Lesbarkeit.
Bericht zum Einsatzbefehl IV - Spezialeinsatz - Zugriff Tiberbrücke
vom: ANTE DIEM VII ID MAR MMDCCLXXV A.U.C.(9. März 2022)
Einsatzleiter: Cornicularius Cohortes Urbanae Octavius Frugi
Coh XI, Cent II Optio Furius Cerretanus
Vorort: Tiberbrücke
Es wurden verdächtige Gestalten belauscht, welche vereinbarten sich am Porticus Octaviae einzufinden. Octavius gab den Befehl sie dorthin zu verfolgen, um sie so auf frischer Tat zu beobachten.
Beim Porticus Octaviae wurden die Verdächtigen weiträumig umstellt und teilte dem dort anwesendem dritten Verdächtigen mit, er würde mit seiner Gruppe zum Kapitol gehen, um Iuppiter einen Besuch ab zustatten. Indes versah einer die Tempeltüre mit Text: GOTT IST DER EINZIG WAHRE HERR! Der Zweite leerte dort oben einen Sack mit Vogelköpfe. (diese werden als Beweismittel im Carcer aufbewahrt.)
Optio Furius bekam den Auftrag die zweite Gruppe zu verfolgen und zu stellen. Ihm wurden die Coh XI, Cent II und eine durch Geräusche aufmerksam gemachte Gruppe unter Vigil Teres von der VI. Kohorte der Stadtvigiles wurden ihm als Unterstützung zugeteilt.
Den drei Verdächtigen am Porticus Octaviae wurde befohlen sich zu ergeben, Sufenas und Pinus, folgten der Aufforderung. Der dritte, Dento, beschimpfte diese als Feiglinge. Setzte sich selber wiederholte Male zu Wehr und griff an. Er wurde nach wiederholter Aufforderung sich zu ergeben, gewaltsam festgenommen.
Cornicularius Octavius Frugi
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Eine weitere Akte, die noch nicht einsortiert gewesen war, fand durch die ordnende Hand von Ferox ihren Weg in das entsprechende Regalfach.
Persönlich!
Praefectus Urbi
Herius Claudius Menecrates
Zwischenergebnis der Befragungen im Fall "Zugriff Tiberbrücke"
PersonAufent-
haltsortStand Fischan-
hänger
ja/neinAsser-
vateAnmer-
kungPinus Carcer CU
Einzelzelle
CU IVPeregrinus ja ins-
gesamt* Lucius Roscius Dento Carcer CU
Einzelzelle
CU VCivis ja 25 Vogelköpfe * Sufenas Carcer CP
Einzelzelle
CU IIPeregrinus ja (Link) * * Schriftzug an Tempelmauer: GOTT IST DER EINZIG WAHRE HERR! (Link)
i.A. für den Cornicularius
T. Octavius Frugi
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Es kam immer wieder vor, dass mal eine Akte falsch einsortiert wurde. Ferox war die Aufgabe übertragen worden, das Archiv der Fallakten zu kontrollieren und aufzuräumen. Dabei fiel ihm auf, dass einige Akten nicht an ihrem Bestimmungsort einsortiert waren, sondern noch in der Ablage herumgeisterten. Diese sortierte er jetzt korrekt ein. Selbstverständlich nahm er keinen Einblick in Akten, die für seinen Zugriff gesperrt und entsprechend versiegelt waren, sondern orientierte sich rein an der äußeren Beschriftung.
Bei dieser lose herumschwirrenden Akte verwirrte obendrein, dass eine Person vom Einsatzkommando IV den Bericht von Einsatzkommando III angefertigt hatte. Warum war man nicht an ein Mitglied vom Einsatzkommando III herangetreten, um diesen Bericht zu verfassen, der ihnen laut Bezeichnung "Zugriff am Tiberufer" zufolge nach wie vor zugeordnet war? Auch wenn man sie zurück in die Castra geschickt hatte: Dieser Einsatzauftrag unterstand dem Einsatzkommando III und nicht dem Einsatzkommando IV! Verärgert nahm er nach dem Archivieren noch eine Korrektur im Titel der Hülle vor, anstatt dafür den Titel des Berichts zu verwenden, damit die Verwirrung ein Ende fand.
Persönlich!
Praefectus Urbi
Herius Claudius Menecrates
Zwischenergebnis der Befragungen im Fall "Zugriff Am Tiberufer" mit Fortentwicklung bis zum Capitol.
Person Aufenthaltsort Stand Fischanhänger
ja/neinKathus Carcer CU
Einzelzelle
CU XIIIPeregrinus ja (Link) Raphael Carcer CU
EinzelzellePeregrinus ja (Link) Iraklis Carcer CU
EinzelzellePeregrinus ja (Link) Sextus Equitius Turpio Carcer CU
EinzelzelleCivis ja (Link) Maria Carcer CU
EinzelzellePeregrina ja (Link) Avgi Carcer CU
EinzeltellePeregrina ja (Link) i.A. für den Optio
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Die Cohortes Urbanae verlegten ihre Streife, als durchsickerte, dass heute Sklavenmarkt abgehalten wurde. Wie so oft erfuhren sie erst kurz vor knapp davon, aber man war ja flexibel - auch wenn alle über die Planänderung motzten. Das schlug auf dem Markt unvermittelt in Gefeixe um, weil ein neuer Kamerad, der von außerhalb kam, mit beiden Füßen ins erstbeste Fettnäpfchen sprang und annahm, auch Titus Tranquilius stünde zum Verkauf. Dieser Fauxpas würde für den Rest der Woche Witze über peitschenschwingende alte Sklaven nach sich ziehen, so viel war gewiss.
Der Centurio forderte Ruhe und Aufmerksamkeit. Man postierte sich also an taktisch kluger Stelle und behielt die Menge im Auge. Um die Sklaven würde der alte Sklaventreiber sich schon selbst zu kümmern wissen, der für alles mögliche bekannt war, aber nicht für seine Milde. Für die Ordnung unter den Schaulustigen sorgten ab sofort die Urbaniciani.
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Bei Aktionen wie diesen waren meist die Urbaner nicht fern, um für einen sicheren Ablauf zu sorgen. Unerkannt würde sich auch der eine oder andere Prätorianer unter den Zuschauern befinden. Die Menge zerstreute sich an den Rändern. Ferox, der mit seinen Leuten die Rede verfolgt hatte, diskutierte leise mit Tarpa darüber. Sie durften weder klatschen noch eventuellen Unmut zum Ausdruck bringen, doch das hielt sie nicht davon ab, sich eine Meinung zu bilden.
"Er hat sich für Recht und Ordnung ausgesprochen", stellte Ferox das Offensichtliche fest. "Vielleicht wird er der neue Tresvir capitales?" Da Aemilius Secundus nicht viele Worte verloren hatte, genoss er Ferox´ Sympathie. Kurz und effizient, so solle eine Rede sein. Wobei er fand, dass der vorherige Tresvir capitales, Seius Ravilla, trotz seiner schwülstigen Reden auch keine schlechte Arbeit abgeliefert hatte. Zumindest fand Ferox keinen Grund zum Klagen, also war wohl alles gut verlaufen.
"Der Kandidat will Rom verschönern", fügte Tarpa hinzu. "Also geht er wohl eher in die Straßenreinigung."
"Genau genommen säubern wir die Straßen auch, von menschlichem Dreck, wie dem da." Ramnus nickte in Richtung eines angetrunkenen Gasts, den die Urbaner schon eine Weile im Auge behielten.
Tarpa dehnte seinen Nacken, indem er den Kopf erst nach links und dann nach rechts neigte. "Stimmt."
"Na, mal schauen ob wir den Vigintivir während seiner Amtszeit zu Gesicht bekommen", sagte Ferox. "Könnte auch sein, dass er in die Münzprägung geht, so als Patrizier. Würde ich den Halbmond tragen, würde ich mir zumindest nicht die Hände schmutzig machen."
"Sondern?", hakte Tarpa nach.
"Schlafen und baden. Ich würde nur noch rumliegen, entweder im Bett oder im Wasser. Ich würde das Amt bekleiden, aber dann andere für mich arbeiten lassen."
"Na, dann ist es ein Glück für dich, dass du kein Patrizier bist. Das ist doch kein Leben. Und Verantwortung sieht anders aus."
"Meinst du?" Ferox verfolgte das Geschehen, als Prätor Annaeus Florus Minor dem jungen Kandidaten für das Amt die Hand schüttelte. Er schien Großes von ihm zu erwarten.
Die Urbaner plauderten weiter leise vor sich hin, während die Menge sich weiter zerstreute. Nicht wenige blieben jedoch noch, da sie verfolgen wollten, wie das Gespräch zwischen dem Prätor und dem Jungspund weiter verlaufen würde. So lange würden auch die Urbaner hier stehen und wachen.
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Ferox wollte das Geld von sich weisen und fuchtelte schon abwehrend, doch die schinkengroße Faust von Ramnus schob sich über seine Schulter und schloss sich gierig um die Münzen. Das Klimpern wurde begleitet von einem zufriedenen Grunzen, als sie auf Nimmerwiedersehen im Geldbeutel des riesigen Urbaners verschwanden. Für irgendwelches gutherziges Getue hatte er kein Verständnis. Um seinen Kameraden nicht bloßzustellen, konnte Ferox keinen Einspruch erheben und tat jetzt, als sei schon alles so in seinem Sinne. Er beschloss jedoch, sich im Gegenzug das Gesicht und den Namen des Iuniers zu merken und ihm zur Seite zu stehen, sollte er jemals Hilfe brauchen. So sah er ihn fest an, als er sagte:
"Danke für die Spende, Iunius Stilo. Unsere Arbeit wird viel zu selten gewertschätzt. Du weißt, worauf es im Leben ankommt, und dass Ordnung und Sicherheit auf den Straßen nicht selbstverständlich sind. Dafür ist die Gens Iunia bekannt - ich habe ein paar Jahre lang mit einem Iunius Scato gemeinsam gedient und muss es wissen. Also dann, ich wünsche eine gute Weiterreise."
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Das Lächeln des Urbaners verrutschte bei der Rechnung des Burschen. Typisch. Diejenigen, die sich eine dicke Bestechung aufgrund offensichtlichen Wohlstands leisten konnten, drohten beim kleinsten Fingerzeig auf das Gepäck lautstark mit irgendwelchen einflussreichen Verwandten. Und diejenigen, die bereit waren zu zahlen, besaßen zu wenig, als dass es sich lohnen würde. Die Urbaner hatten es nicht leicht in diesen Tagen. Und was für zarte Hände dieser Bursche hatte, wie er da mit spitzen Fingern in seinen Münzen herum pickte. Gepaart mit einer offensichtlich harmoniebedürftigen Art könnte er schnell an den Falschen geraten.
"Halte dich an den von mir beschriebenen Weg", mahnte Ferox. "Er ist sicher. Lass dich vor allen Dingen nicht ohne Begleitung nach Sonnenuntergang in die Subura locken. Und nein, du hast nicht mich beleidigt, sondern dich selber. Das hat ein Spross deines Hauses nicht verdient."
Ferox zog seine Hand wieder ein und stemmte sie in die Hüften. Einem armen Schlucker das letzte Geld zu nehmen kam nicht in Frage. Dafür war er nicht Urbaner geworden, da waren er und die anderen sich einig. Es würde sich ein anderer finden, der ihnen den Feierabend finanzierte, einen reichen Schnösel, dem das bisschen Bestechungsgeld nicht weh tat.
Mit dem Kopf wies er in Richtung des Tores. "Gute Reise. Jetzt hau schon ab."
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Als dem Jüngling das Blut in die Wangen schoss, musste Ferox schmunzeln. Aber besser, Iunius Stilo erfuhr es von einem Haufen Soldaten am Stadttor als vor irgendeinem, den er von sich beeindrucken wollte. Als er meinte, er müsse die Milites entlohnen, schüttelte Ferox nur grinsend den Kopf.
"Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Wir sind schließlich keine Wegelagerer, wir sind jene, die Wegelagerer bekämpfen." Dass es in der Realität der römischen Stadttore anders aussah, wusste jeder, aber ein Urbaner würde das niemals aussprechen. "Aber wenn du uns eine Aufwandsentschädigung zuteil kommen lassen möchtest, da wir unser Bestes gegeben haben, dir eine schnelle und sichere Weiterreise zu ermöglichen, wären wir über, sagen wir 75 Sesterze sehr glücklich. Das Geld kommt guten Zwecken zugute."
Nämlich ihrem ausschweifenden Feierabend in einer Taberna. Jetzt wirkten die Urbaner noch freundlicher als zuvor. Im Endeffekt wurde ja niemand zum Bezahlen gezwungen, manchmal ergab sich lediglich die Notwendigkeit zu aufwändigen Untersuchungen, weshalb sich die Dinge gänzlich ohne Absicht beträchtlich in die Länge ziehen konnten. Aber einen römischen Bürger aus einer angesehenen Gens würden die Urbaner nicht über das gebotene Maß hinaus striezen. Es gab Grenzen, die nicht überschritten werden durften, ohne dass der Vorgesetzte bei einer Beschwerde reagieren musste.
Abgesehen davon mochte Ferox das Bürschlein irgendwie und wollte es nicht weiter ärgern. Er hielt die Hand auf, während im Hintergrund Tarpa vor sich hin murmelnd das schöne Pferd lobte, dass der Jüngling besäße.
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"Wenn du Rom durchqueren willst, um noch Erledigungen zu machen oder dich umzuschauen, folge der Straße in Richtung Palatin. Wenn du im Zentrum bist, wirst du es an den Gebäuden und an dem Gedränge merken. Frage dich durch zum Forum Romanum. Dort biegst du ein in die Via Flaminia. Du brauchst ihr nur zu folgen. Irgendwann findest du linker Hand die Domus Iunia. Wenn du vor einer Brücke stehst, bist du zu weit. Die Domus Iunia liegt im Nordwesten Roms am Hang des Quirinal - außerhalb der Stadtmauern. Du kannst also auch außen herumgehen, allerdings ist es dann ein Stückchen weiter."
Vor allem müsste Iunius Stilo in dem Fall kein Bestechungsgeld zahlen, weshalb Ferox für diesen Tipp einen giftigen Blick von Ramnus erhielt. Aber die Gens Iunia erfreute sich nun mal eines geachteten Namens, so wie die Gens Germanica, weshalb Ferox dem jungen Burschen gern ein Stückchen entgegen kam. Vielleicht gab es ja stattdessen Geld für die Auskunft.
"Und den Herrn kannst du ruhig weglassen, du bist ja kein Sklave."
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Und so machte Stilo seine erste Begegnung mit den hiesigen Sitten und Gebräuchen, denn er hatte das Pech, beiseite gewunken zu werden. Vielleicht lag es an dem klangvollen Klimpern der Münzen, die er zuvor schon von weitem sichtbar aus seiner Geldbörse geangelt hatte. Die sichtbare Anwesenheit von Geld versprach immer ein dickes Bestechungsgeld, um nicht in eine der verhassten langwierigen Gepäckkontrollen zu geraten. Viele Reisende nahmen diese Gebühr in Kauf und zogen unbehelligt ihres Weges, während Geizkragen unter diversen Vorwänden oft stundenlang aufgehalten wurden.
"Salve, Reisender." Ferox schaute zu dem Reiter hinauf. "Namen und Anliegen?"
Alle anwesenden Urbaner wirkten auffällig freundlicher als normal - ein deutlicher Hinweis, dass sie bei diesem Reisenden auf eine privat finanzierte Entlohnung ihrer Mühen hofften. Sie standen allerdings quer über die Straße, so dass der Reiter sein Pferd nicht einfach um sie herum lenken könnte.
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Die Milites nahmen das Schreiben etwas hilflos entgegen. Bisher hatte ihnen noch keiner solch ein Schreiben gebracht, aber schaden tat es auch nicht. Man machte sich einen entsprechenden Vermerk und reichte das Schreiben zurück. Mit der halbherzigen Durchsuchung des Gepäcks war man auch so weit fertig, hatte hier und da getastet und geschaut und trat nun beiseite.
"Willkommen in Rom."Sim-Off: Für einen Überblick, schau mal hier: https://imperium-romanum.info/wiki/index.php?title=Anrede Leider stehen in dem Fall keine Quellen verzeichnet, aber unser Wiki ist auf wissenschaftlicher Basis erstellt worden und hält einer Überprüfung in aller Regel stand. Solltest du jedoch Quellen vorliegen haben, die auf anderes schließen lassen, kannst du gern einen Diskussionsthread im SimOff-Bereich eröffnen. So kann es stetig weiter verbessert werden.
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"Ah, hm." Ferox gab einige unverbindliche Laute von sich, während er der Schilderung zuhörte und die Dokumente las.
Sim-Off: Das nomen gentile ist der wichtigste Bestandteil des Namens und dient der offiziellen Anrede, so wie man auch heute fremde Personen im offiziellen Verkehr mit ihrem Nachnamen begrüßt. Den Inhalt des Schreibens kann ich nicht kennen, weshalb du bitte für mich schreiben musst, was Ferox dort liest und von wem das ausgestellt wurde.