Beiträge von Decima Camelia

    Eine sehr lange Pause entstand. Camelia beobachtete ihren Onkel von der Seite wie er sich reckte, hob und senkte immer wieder leicht ihr Haupt. Trotzdem blieb sie es im Kontakt mit seiner Schulter und rieb die Schläfe leicht zur Beruhigung kreisend. Wenn du schreibst, grüße zurück! Die ersten Worte, die schließlich leise von ihr kamen und von einem sehr verhaltenen Lächeln begleitet wurden.


    In Gedanken weilte sie noch einmal bei der Hochzeit, dem Gespräch mit Licinus und seinen Erzählungen über die Zeit im Kampf. Hörte noch, was er von einer Ehefrau hielt und davon, wie sehr ihr Onkel sie mochte. Wärst du denn enttäuscht, wenn er anderer Meinung ist?
    Über sich selbst erstaunt, weitete die junge Decima die Blauen und krauste ihre Stirn. Ich meine nur mich zu erinnern … Wieder einmal entstand eine Pause und das Reiben an der Schulter wurde fester. Seine Entscheidung ging bisher immer gegen eine Frau an seiner Seite. Zu Ende gedacht, verzog Camelia die Lippen leicht schief und presste sie aufeinander als Zeichen, keine Widerworte mehr als Bedenken zu äußern.


    Die anderen Themen blieben von ihr auch weiterhin unerwähnt. Was sollte sie auch zu den Äußerungen über den windigen Germanicus oder der Familienmatriarchin Großtante Drusilla sagen. Sie waren weit von ihr entfernt in diesem Augenblick und hier ging es letztendlich um ihre Zukunft und die Wahl eines Ehemannes. Ich vertraue dir vollkommen. Endeten ihre Worte ganz banal und ihr Finger schoben sich vertraut unter seine Hand während sie sich gerade aufsetzte.

    Auf Zehenspitzen absolvierte Camelia eine Art Geländelauf zwischen den verschiedenen Figuren und Skulpturen. Sie tänzelte hin und her, strich das eine oder andere Mal über das kühle Material. Blieb schließlich vor einem Paar stehen und deutete darauf, den Blick von Scipio suchend.Was meinst du zu diesen Beiden?


    Ein wenig erinnere es die junge Decima an die Verlobung ihres Onkels. Trugen beide doch eine Art Kränze und hockten nah beieinander. Der männliche Part mit einem Knie auf dem Boden und das andere Bein angewinkelt, saß das weibliche Wesen auf seinem Knie und wurde von ihm mit zarten Fingern berührt. Leicht nach hinten gebeugt lehnte sie mit dem Kopf an seiner Schulter und sah ihn hinter gesenkten Lidern an. Könnte mir gut vorstellen, dass es besonderes Valentina gut gefällt. Es wirkt doch irgendwie sehr lieblich und für eine Hochzeit nicht unpassend!

    Bereits aus der Ferne hatte Camelia den Stand entdeckt, den Scipio mit ihr jetzt ansteuerte und auch gleich auf eine Skulptur deutete, die zwei ringende Männer darstellte. Grundsätzlich ja ganz hübsch … Zögerlich löste sie sich von ihrem Begleiter, tastete sich vor und strich die Konturen der beiden Figuren nach. Allerdings nicht unbedingt etwas für eine Hochzeit … meinst du nicht auch? Suchend spazierten sie und ihre Finger zwischen den Skulpturen auf und ab, fand nicht wirklich was sie sich vorstellte. Eigentlich würde ich eher zu einer tendieren, wo Frau und Mann abgebildet sind … Wagenrennen? … meinst du darauf steht mein Onkel?


    Voller Zweifel sahen ihre Blauen den jungen Decimus an und sie schüttelte gleichzeitig vehement den Kopf. Nicht zu so einem wichtigen Ereignis! Auch konnte sie sich nicht vorstellen welche Worte sie dazu finden sollte. Wie könnte sie das Geschehen mit einem Bildnis einer Ehe vergleichen? Camalia schüttelte weiterhin ihren Schopf und betrachtete erneut die angepriesenen Skulpturen. Scheint hier nicht das Richtige dabei zu sein … lass uns weiter schauen.


    Gleichzeitig zum Vorschlag schob sie die eben noch suchenden Finger wieder zum einhaken bei ihm unter, lenkte ihre Schritte zum nächsten ihr aufgefallenen Künstler, die es noch in reichlicher Zahl zu geben schien.

    Bei der Frage war nun ihre Begleitung gefordert. Diese wurde auch sogleich von Camelia angeschaut und mit einem Lächeln bedacht. Amanirenas es wäre gut, wenn du jetzt die Führung übernehmen könntest und wir dir einfach folgen. Die Verständigung zwischen Domina und ihrer Sklavin funktionierte wie immer fast ohne Worte und die Angesprochene tat wie von ihr gewünscht, schob sich an die Spitze der kleinen Frauengruppe und gab die Richtung an.


    Auf dem Weg zur Insel war immer noch gut der Hügel mit dem Palatin und auch das Kapitol zu sehen. Selbst die Überquerung war nicht schwierig, wären sie dabei nicht ständig angerempelt und im Vorankommen gehemmt worden. Die junge Decima griff nach der Hand der Medica, um sie nicht zu verlieren, plapperte unbeeindruckt der Widrigkeiten munter drauf los. Sieht die Insel nicht aus wie ein gebogener Schiffsrumpf? Bisher hatte ich das nur gehört, jetzt sehe ich das und bin überaus beeindruckt.


    In der Zwischenzeit, während Camelia sich noch staunend umsah, lenkte ihre Ornatrix die beiden Damen wohl weißlich in die östliche Richtung. Dort befand sich der Tempel des Aesculap und mittig gut sichtbar auch der Obelisk wie der Mast eines Schiffes.

    Langsam verebbte der Jubel und wechselte in knisternde Spannung der Aufmerksamkeit. Auch Camelia konzentrierte sich auf das, was sich weiter ihren Blauen bot, näher an Scipio heran rutschend, um die Kühle des Tages etwas von sich zu schieben. Der Kaiser sieht sehr beeindruckend aus und erst seine Dame. Sinnierende Worte mehr zu sich selbst, weil sie wieder einmal ihr Temperament nicht zügeln konnte und am liebsten weiter herumgewedelt hätte.


    Aber auch Scipio schien die Huldigung in vollen Zügen zu genießen. Sein Gesicht wirkte noch knabenhafter und das Spiel seiner Hände verriet seine Spannung. Deshalb kam auch Camelia nicht umhin nach ihnen zu fassen und sie mit ihren inzwischen sehr kalt wirkenden Fingern zu berühren. Wir sollten dann unbedingt einen heißen würzigen Wein zu uns nehmen und dazu die lecker duftenden Kastanien probieren. Wurde Scipio zugeraunt und gleich darauf Ausschau nach den entsprechenden Händlern gehalten, die teilweise mit Bauchläden durch die Reihen gingen und ihre Ware feil boten.


    Im gleichen Augenblick unterbrach aber auch das "Favete linguis!" gerufen von den Herolden ihre Gedanken und die junge Decima war mit der Aufmerksamkeit wieder ganz beim eigentlichen Geschehen. Hatte sie doch bei der Rede des Imperators eher etwas halbherzig zugehört und schämte sich jetzt für sich selbst leise seufzend.

    Glucksend folgten die Blauen der jungen Decima der von Scipio mit dem Stupsen vorgegebenen Blickrichtung. Sein Flüstern reizte ihre Lachmuskeln und um nicht laut los zu lachen, hielt sich Camelia die Hand vor den Mund. Was sie sah war wirklich eine Art Fasan, bunt, schrill und viel zu sehr mit Schmuck behangen. Ihre Frisur glich einem Vogelnest und lud zum Brüten ein. Natürlich glich sie nicht ganz dem, was sie auf der Hochzeit sah, doch erinnerte der ganze Aufzug wieder deutlich an den Augenblick, wo sie sich so gar nicht wie eine Römerin fühlte.


    Nicht ganz was ich gemeint habe, die andere war eher ein Pfauenweibchen, hat versucht ein Rad zu schlagen wie ihr Mann und doch haben die bunten Federn gefehlt. Kurzer Kommentar zu der Erinnerung und Rückkehr zu dem eigentlichen Problem, was jetzt wieder angesprochen wurde.


    Das ist doch mal eine ausgezeichnete Idee! Vielleicht finden wir beide Kunstwerke bei ein und dem selben Künstler und bekommen sie zu einem günstigen Gesamtpreis. Auch wenn ihr Onkel ihr ein großzügiges Taschengeld zukommen ließ, war seine Nichte sehr sparsam und hielt ihr Bares zusammen. Lass uns einfach schauen, wo wir was Hübsches bekommen, wenn wir schon einen Plan haben und so wie es aussieht, hat dein Begleiter sich ja auch entschieden.
    Mit einem Deut in die Richtung des Hünen zog sie vorsichtig am Arm des jungen Decimus und signalisierte ihm, weiter zu gehen.

    Ihre Blauen hingen förmlich an seinen Lippen und sie lauschte den Ausführungen von Scipio sehr aufmerksam. Camelia wusste Amanirena würde sich gut um den Hünen kümmern und sie selbst genoss gerade die Gegenwart des jungen Decimus in vollen Zügen. Es war angenehm in seiner Nähe und sein Plauderton erzeugte immer wieder leicht hüpfende Mundwinkel. Ob sie nun neidisch oder eingebildet war, auf jeden Fall war sie sehr auffällig gekleidet.


    Seine Frage zum Thema Kunst forderte ein auffälliges Schulterzucken und obwohl sie nickend antwortete, war ihr Ton leicht zweifelnd. Das kannst du dann aber auf jedes Geschenk anwenden, jeder hat einen anderen Geschmack. Wichtig ist dabei, der Schenker hat sich Gedanken gemacht und das kann er dem Beschenkten auch übermitteln. Oder so … Nun hatte sie sich auch noch von seinen zweifelnden Worten anstecken lassen und sah hilfesuchend drein. Valentina ist eher zurückhaltend und eigentlich weiß ich auch nicht, was sie für Vorlieben hat. Als Mentorin ist sie das auch im Vergleich zu Vespa.


    Natürlich waren beide Damen so unterschiedlich wie roter und weißer Wein, trotzdem mochte das Mündel von Serapio beide und schätzte sie in ihrer Art. Trotzdem werde ich dabei bleiben und ein Bild wählen. Wichtig sind doch die Worte, die ich dazu finde und die sind dann sehr persönlich und hoffentlich treffen sie nicht nur den Geschmack sondern auch die Herzregion. Fester ihn unter hakend bot Camelia keinen Zweifel mehr, etwas Passendes gemeinsam mit Scipio zu finden und ergänzte dies auch sehr treffend. Lass dich einfach inspirieren!

    Ja! Ganz in der Nähe des Forums und davon ein wenig Südlich. Camelia blinzelte in die von ihr beschriebene Richtung und reckte sich leicht.Es liegt erhöht wie es einem Kaiser gebührt und es ist ein riesiges Areal auf einem Hügel. Dort wohnt nicht nur die kaiserliche Familie, sondern dort ist auch die Verwaltung.


    Wenn du nach oben möchtest, dann kommst du nicht einfach so in die bewachte Anlage. Dort stehen immer Prätorianer mit flinken Fingern. Ein Glucksen stahl sich über die Lippen der jungen Decima. Ich durfte mich schon einmal davon überzeugen, als ich mit Augusta unterwegs war und so ein neugieriger Kerl mich abgefingert hat. Röte stahl sich auf ihre vorher dezent gefärbten Wangen und ein Schauer huschte über ihren Rücken. Das war nicht gerade angenehm. Kam es noch ergänzend, um ihre unmissverständliche Regung zu erklären.


    Du wirst ganz gewiss bald auf den Palatin geladen, wenn du … so hab ich dich wenigstens verstanden … du die Stelle der Medicina des Imperators übernimmst.

    Eine Pause entstand, in der Serapio ganz sicher seine Nichte mehrmals tief- ein und ausatmen hören konnte. Also … Leise begann sie, die hinter der gekrausten Stirn zusammengeschobenen Gedanken zu formulieren. Haben wir … uns gut verstanden auf der Hochzeit von Seiana. Wieder ein kurzer Moment Schweigen und wieder leise. Hab ihn gesagt, ich kann ihn mir gut als Tutor vorstellen. Camelia erinnerte sich allerdings auch, dass er nicht unbedingt eine Ehefrau an seiner Seite sah, weil er schon Jahre mit der Garde verheiratet war. Meinst du wirklich er ist der Richtige?


    Langsam und zuerst sein Gesicht umrundend, fanden ihre Blauen schließlich seinen Blick und vertieften sich fragend darin. Herzensgut und anständig, er ist dein Freund … aber … Hast du ihn denn schon gefragt? Irgendwie war gerade in ihr der Eindruck gereift, Serapio wollte sie nicht unbedingt gehen lassen und wenn, dann mit einem guten Freund. Licinus hat mir sehr viel von euch beiden erzählt und er hat auch davon gesprochen, du wirst hohe Maßstäbe anlegen bei der Suche nach einem Mann für mich. Denke von sich hat er dabei nicht gesprochen.


    Camelia sah seine Begeisterung. Sie kannte dieses Gefühl selbst und wollte ihn keinesfalls Enttäuschung bereiten. Sie lächelte und gab ihn einen Kuss auf die Wange. Wenn er einwilligt und es dein Wunsch ist, werde ich natürlich deinem Vorschlag folgen. Beendete sie ihre Überlegungen und drückte erneut ihren Kopf an seine Schulter. Bis eine Entscheidung getroffen ist bleibe ich bei dir!

    Auch die junge Decima hielt eines dieser Tücher in den Wappenfarben der Aquilier in ihrer Hand, um den Imperator zuzuwinken. Jetzt allerdings wurde es erst einmal nur leicht geschwenkt, um die Aufmerksamkeit ihres Onkels auf sich zu ziehen. Der Tribun ritt mit seinen Prätorianern an der Tribüne vorbei und seiner Nichte erschien es, als hielt er Ausschau nach bekannten Gesichtern, als sein Blick hoch auf die Tribüne triftete.
    Doch nur kurz war die Aufmerksamkeit bei Serapio. Das Volk begann zu jubeln und der Grund sah nicht nur atemberaubend aus, er verschlug auch für einen Augenblick Camelia die Sprache. Eben noch hatte sie mit ihrem Trällern die Marschmusik begleitet, jetzt stockte ihr der Atem.


    Umringt von seinen Equites Singulares auf schwarzen Rappen, ritt der Kaiser selbst auf einem stattlichen Schimmel heran. Im Kontrast zu seinen Leibwächtern trug er einen vergoldeten Muskelpanzer, dazu die purpurne Feldherrenbinde und das im gleichen Farbton mit winzigen goldenen Lorbeerblättern geschmückten Paludamentum. Sein Gesicht war deutlich zu erkennen und von Stolz und Würde geprägt, ganz wie auf den Münzen.
    Zum ersten Mal sah Camelia ihn und seinen Sohn in Begleitung von Augusta. Diese war wie immer wunderschön und rundete das Gesamtbild mit Würde und Eleganz in ihrem offenen Wagen.


    In zügigem Tempo trabte die Eskorte bis hin zu der freien Fläche, wo die Garde bereits Aufstellung genommen hatte. Als das kaiserliche Tross die Formationen erreichte, wurde das Tempo langsamer und die Spannung erhöhte sich ganz wie der Herzschlag der jungen Decima, die endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte und winkend zu jubeln begann.

    Mit Schwung schob die junge Decima die leicht ins Gesicht gerutschte Kapuze ihres Mantels vom Haupt und sah sich orientierend um. Wenn du dich leicht nordwestlich wendest und dann dort dir die vielen Stehlen ins Auge stechen, siehst du das auffällig dunkle Gebäude im Vergleich zu den angrenzenden?


    Camelia beschrieb das, was sie beim Eindrehen selbst sah und deutete in die angegebene Richtung. Genau dahinter und von uns aus ein wenig schlecht zu erkennen, weil etwas tiefer gelegen ist die Rednerbühne mit den vielen Stufen. Warum die Curia in solchem dunklen Ton getüncht wurde, das entzieht sich meiner Kenntnis. Könnte mir nur denken, sie sollte auffallen zwischen den anderen Bauten und das ist ja auch wirklich gelungen.


    Aber was sind denn Schiffschnäbel, den Begriff hab ich noch nie gehört? Kam die Frage recht spontan und nun ihrerseits angezeigt durch das Arbeiten hinter der Stirn.

    Mit den Ohren bei Scipio als aufmerksame Zuhörerin und mit den Blauen bei seinem Leibsklaven, der sich verschiedene Stoffe zeigen ließ. Sie verstand, wie schwierig es für Broka sein musste, wenn er aus einem Haushalt kam wo Bedienstete wie er als Vieh betrachtet wurden. Deshalb stupste sie wie beiläufig Amanirenas und deutete ihr unmissverständlich an, sie solle sich um den Hünen kümmern. Er wird sich schnell einleben. Begann sie wieder die Konversation, blieb dabei eingehakt und griff das Thema wieder auf.


    Eigentlich war ich bisher auch nur bei einer Hochzeit wirklich eingeladen. Die meiner Schwester und die meiner Mutter mag ich nicht dazu zählen, da gab es mehr zu tun als zu feiern. Camelia erinnerte sich lieber nicht an die vielen Peinlichkeiten, die unvergessen bleiben werden und konzentrierte sich viel lieber auf das Kommende. Auf der Hochzeit von Seiana war es noch etwas ungewohnt für mich. Erinnere mich wie eine Römerin mich von Oben herab gemustert hat, entsprach wohl nicht so ganz deren Vorstellungen. Dafür war die Freude des Brautpaares um so größer, als ich ihnen meine selbst geschriebenen Reime übergeben habe und dazu zwei edle Becher.


    Wieder wanderten ihre Blicke zu den beiden Begleitern. Es schien vortrefflich zu klappen zwischen ihnen, Stoffe wurden ausgewählt und zum Vergleich an die Schulter gehalten. Dabei stand die zierliche Ornatrix fast kindlich wirkend vor dem riesigen Mannsbild und versuchte ihm von ihrer Wahl zu überzeugen. Schau die Beiden, sie scheinen sich zu verstehen. Ergänzte die junge Decima das Beobachtete und begann erneut zu plaudern. Was stellst du dir denn als Geschenk vor? Ich habe an ein Bild gedacht, etwas kunstvoll Gemaltes … dazu könnte ich was schreiben.

    Nachdem Valentina sich zu den Worten und der Frage von Camelia geäußert hatte, die Zwillinge immer noch unentschlossen schwiegen, war die Auswahl getroffen. Ich nehme den gelblichen Stoff. Sie überließ ihrer Begleitung das Feilschen und das Zahlen, konzentrierte sich inzwischen auf das Gesprochene der Verlobten ihres Onkels.


    Als die junge Decima ihr gerade antworten wollte, kam Unruhe auf. Irgendetwas geschah in ihrem Rücken und als ihre Ornatrix sie stupste, gelang Camelia ein Blick über die Schulter in die angedeutete Richtung.


    Eskortierende Prätorianer waren zu sehen und wie es schien, formierten sie sich um eine Sänfte. Wer dort wohl ausstieg? Die Neugier wuchs! Da der Stoff bereits ausgesucht war und Valentina nicht allein bleiben würde in Begleitung ihrer Nichten … Bin gleich zurück! Wurde nur noch gerufen und sich mit ihrer Leibsklavin durch die Versammelten gedrängt.

    Der Blick von Serapio zur Kithara lenkte seine Nichte von der leichten Empörung ab, die in ihr aufstieg, als er ihr das dunkle Haar zauste. Trotzdem konnte sie ein leises Grummeln nicht ganz unterdrücken, wandte ihren Blick ebenfalls in die von ihm angegebene Richtung. Das ein oder andere Stück habe ich bereits geübt, ich glaube ich werde mich von der Stimmung leiten lassen. Was sollte sie auch anders sagen, kannte sie doch weder die Räumlichkeiten noch wusste sie von den Anwesenden. Sei nur nicht gar so stolz auf mich, erst einmal sollte es Augusta gefallen und dann … Sie brach ab und betrachtete ihren Onkel.


    Hat denn der Prätorianer schon einen Mann für mich ins Auge gefasst? Oder kannst du dazu auch schweigen? Das musste sein, lag es doch seiner Nichte schon quer im Magen wenn sie daran dachte und jetzt fand sie die Gelegenheit für passend, ihn danach zu fragen.
    Wenn wir schon vom Thema Hochzeit und Heimlichkeiten sprechen. Um die Ernsthaftigkeit im Tonus ihrer Worte etwas zu mildern, schob sie ihren Kopf schmusend über seine Schulter und drückte sich an seine Seite. Vielleicht ist ja deine Hochzeit eine gute Gelegenheit mir den ein oder anderen Kandidaten vorzustellen? Endlich war der Druck weg, der eben noch in ihrer Kehle lastete. Ausgesprochen was sie bedrückte und nun war es leichter zu denken.


    Rom ist aufregend und wie du schon sagst, ich habe einiges erlebt. Wahrscheinlich habe ich sogar die Nichten deiner Verlobten beleidigt … hat denn Valentina etwas davon gesagt? Aufkeimende triumphale Gefühle erzeugten Glanz in ihren Blauen und verrieten ganz sicher, wie sehr sie die Situation immer noch auszukosten schien. Sie wollten mich in ein rotes Gewand kleiden zu deiner Hochzeit!

    Amanirena wird ganz gewiss dafür sorgen, dass wir gut und zu Fuß die Tiberinsel erreichen. Camelia sah dabei zu ihrer Begleiterin und lächelte ihr zu. Keine kennt sich so gut aus wie sie. Dabei strich die junge Decima ihrer Vertrauten sacht über den Arm und griff nach deren Hand, um sie leicht aus Dankbarkeit zu drücken.


    Hat dir Serapio nicht ebenfalls eine Begleitung ans Herz gelegt, ich glaube er hatte so etwas erwähnt. Ein leichtes Grübeln huschte über ihre sonst glatte Stirn und kräuselte sie dezent. In letzter Zeit gab es so viele Informationen, das Ein oder Andere ist mir wohl entfallen. Gab sie ehrlich zu und lauschte weiter den Worten der Medica.


    Zum Thema Pferd schwieg sie dann doch, nachdem die Sprache auf die Kithara kam und Chrysogona offensichtlich sehr angetan war von den Künsten. Das Klatschen der Griechin erhöhte die Herzfrequenz der jungen Frau erheblich und färbte die Wangen in einem deutlichen Rotton. Ich singe auch dazu, schreibe manche Texte selbst und versuche sie mit den Klängen zu vereinen. Gerne doch! Ich freue mich dir was vorzuspielen. Deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen wieder auf dem Lande zu leben, könnte sogar auf ein Pferd verzichten … auf mein Instrument niemals. Nun war sie doch noch mal zum Thema zurück gekehrt. Vor allem aber auch um zu verdeutlichen, dass Rom ihre eigentliche Heimat war. Schwatzte munter drauf los und lächelte. Dir wird es ganz bestimmt hier auch gefallen.

    Genau wie mit Scipio am Tag vorher abgesprochen, lief die Vorbereitung am anderen Tag auch ab. Camelia wurde von ihrer Ornatrix geweckt und nach Waschen, Richten der Haare und einem kleinen Frühstück für die Verabredung gekleidet. Natürlich trug die junge Decima passend ein weniger edles Gewand in einem hellen erdigen Ton und darüber einen Mantel mit Kapuze, die sie ein wenig ins Gesicht gezogen hatte, um die Blauen unbemerkt und aufmerksam schweifen lassen zu können.


    Borka, der durch seine Erscheinung aus der kleinen Gruppe herausragte, sollte eingekleidet werden. Also ging das Gespräch die ganze Zeit darum, was seine Vorstellungen waren. Die beiden Frauen kümmerten sich um ihre eigenen Belange und wie immer, wurde Camelia auf das ein oder andere hervorstechende Angebot von Amanirena hingewiesen.


    Nachdem sich offenbar die beiden Herren geeinigt hatten und sich Scipio von seinem Leibsklaven abwenden konnte, wurde ihm Aufmerksamkeit geschenkt und gelächelt. Nicht zu viel versprochen und ich muss gestehen, ich bin von seiner Gestalt beeindruckt. Leise gesprochene Worte, die nur an den jungen Decimus gerichtet waren und Camelia sich dazu bei ihm untergehakt hatte. Allerdings hast du ihn ganz schön überfordert. Gab sie noch leise zu bedenken und schob ein kurzes Grinsen von einem Mundwinkel zum anderen. Wir halten bereits Ausschau, gefunden haben wir allerdings noch nicht das Passende, es geht um ein Geschenk für die Hochzeit und das will wohl überlegt werden.

    Da war es doch wieder ihr Problem. Scipio hatte es genau benannt und Camelia konnte nur noch beipflichtend nicken. In den letzten Jahren hab ich kaum noch vertraut und wenn, dann ausschließlich den Göttern. Mehr wollte sie und mehr gab es nicht mehr zu dem Thema zu sagen und so begann sie leise zu lachen.


    Da bin ich von überzeugt. Als Germane wird er seinen Bart nicht freiwillig hergeben und ich kann mir gut vorstellen, dass ihn meine Ornatrix sogar zuraten wird, ihn zu behalten. So gut kannte sie Amanirena inzwischen. Sie verändert gerne Äußerlichkeiten, das aber nur, wenn sich die Persönlichkeit nicht verändert. Genau, das war was die junge Decima an ihr schätzte. Sie ließ sie so sein wie sie war, hob nur hervor was es hervorzuheben galt. Eine harte Hand ist hier nicht von Nöten. Das wird dein Broka sehr schnell merken und ganz bestimmt sich gut mit den anderen Angestellten der Gens vertragen. Zum Glück sind sie so vielfältig und so verschieden und jeder von ihnen kann sich seinen Fähigkeiten gemäß einbringen.


    Camelia mochte, dass ihr Onkel ihr überlassen hatte sich eine Vertraute auszusuchen und mit ihrer guten Seele hatte sie genau das gefunden, was sie nicht war. Dann bleibt es dabei, du zeigst mir Rom aus deinem Blickwinkel.

    Ihr Lächeln breitete sich über das ganze Gesicht bis in ihre Blauen aus und ließ sie noch heller und glänzender erscheinen. Morgen auf den Markt! … eine größere Freude kannst du mir nicht bereiten. Am liebsten würde Camelia gleich losziehen, das erste Mal in Begleitung eines jungen Mannes und dann auch noch mit Leibwächter. Wenn du nichts dagegen hast, dann wird uns auch Amanirena begleiten. Serapio sieht es nicht sehr gerne, wenn ich ohne sie auf den Markt gehe und vielleicht kann sie ja deinen Leibwächter ein wenig in die Gepflogenheiten hier im Haus einweisen.


    Auf den Farbwechsel seiner Wangen ging sie nicht ein. Ganz sicher würde es Scipio noch weniger gefallen, wenn die Erwähnung darauf käme. Vielmehr kam sie noch einmal auf das Thema hochgesteckte Ziele zu sprechen. Ich kann dich sehr gut verstehen. Irgendwie ist der innere Druck doch erheblich, den am meisten geschätzten Personen nicht zu missfallen. Doch glaube ich es ist auch wichtig das zu tun, was dir gefällt. Ein Seufzen rollte leise über ihr Lippenpaar in Erinnerung an ihren Vater. Damals habe ich es nicht verstanden, als mein Vater gescheitert ist an seinen hochgesteckten Zielen. Heute bin ich selbst in einer ähnlichen Situation …


    Unwirsch strich sie sich eine verirrte Strähne hinters Ohr und lächelte leicht schief. Übrigens hat meine Ornatrix ein geschicktes Händchen, eine Rasur sollte ihre leichteste Übung sein. Damit waren die Gedanken beiseite geschoben und die Freude kehrte zurück auf ihr Gesicht, begleitet von einem leisen Glucksen.

    Zuerst einmal schenke Camelia ihre volle Aufmerksamkeit der Medica, ab und zu mit einem Nicken ihr Verstehen bestätigend. Als die Sprache auf die Sänfte kam, begannen die Mundwinkel der jungen Decima zu hüpften. Hatte sie doch selbst eine Aversion gegen dieses Transportmittel, auch wenn Serapio es ihr mehrfach schon ans Herz gelegt hatte, um ihre Sicherheit bemüht.


    Ich habe in Tarraco gelebt, auch wenn ich eigentlich in Rom geboren wurde. Als mein Vater hier in der Politik nicht Fuß fassen konnte, sind wir wieder zurück und schließlich blieb nur ich allein noch übrig. Jetzt nachdem ich wieder hier bin und mich langsam einlebe, fehlt mir eigentlich nur noch ein eigenes Pferd, sonst vermisse ich kaum das Landleben. Irgendwie ließ sie das Thema nicht los, auch wenn es nicht sehr gerne gesehen wurde, wenn eine Römerin hoch zu Ross unterwegs war.


    Amanirena wird uns wohlbehalten auf die Tiberinsel führen. Ein Blick zu ihrer Begleitung und deren Nicken bestätigte das Gesagte. Auf dem Weg gibt es ganz sicher auch Interessantes zu sehen. Als ich das erste Mal durch das Zentrum gelaufen bin war ich total von den vielen Reizen überflutet. Hab danach erst einmal die Stille gesucht und einige Tage mit Musizieren verbracht, um die Eindrücke zu verarbeiten. Camelia erinnerte sich vor allem noch sehr genau an die vielen Gerüche und die lauten Stimmen. Damals kam sie sich vor wie in einer anderen Welt und heute gehörte sie in diese.


    Fortuna wird dir wohl gesonnen sein, sie mag Frauen, die ihre Fähigkeiten zu nutzen wissen. Ein Zwinkern folgte und ein vielsagendes Lächeln. Wenn du ihr huldigen möchtest, hier im Garten steht eine sehr schönes Abbild von ihr. Auch ich sitze sehr oft an diesem hübschen Platz und spiele ihr auf der Kithara etwas vor.

    Kurz huschte ein Kräuseln über die sonst so glatte Stirn der jungen Decima, als Scipio ihre Familie ansprach. Mein Vater lebt nicht mehr, deshalb bin ich froh wie väterlich sich mein Onkel um mich kümmert. Meine Mutter hat einen Mann, den ich niemals kennen gelernt habe und wenn ich es richtig verstanden habe, ist meine Schwester auch nicht mehr verheiratet.


    Obwohl das Thema Familie ein sehr ernstes für sich bedeutete, ließ sich Camelia nicht davon abhalten erst einmal in sein Lachen einzustimmen, als er von dem Rappen im Zusammenhang mit der Garde sprach. Als ich in den Albaner Bergen war zur Hochzeit von Seiana, da bin ich das letzte Mal ausgeritten, heimlich natürlich. Spitzbübisch grinsend griff sie ihren Becher und leerte ihn zügig. Mein Wissen über Pferde ist nicht unerheblich und es würde mir ebenso widerstreben, ausgetretene Schuhe zu tragen. Damit konnte er jetzt hoffentlich etwas anfangen und auch verstehen, was sie damit ausdrücken wollte.


    Viel interessanter jedoch schien ihr im Moment das von ihm angesprochene Thema. Senator! Ein sehr hochgestecktes Ziel und ganz sicher nicht einfach zu erreichen, wobei … Wieder kräuselte sich ihre Stirn und ihre Mundwinkel zuckten verräterisch. Eigentlich hast du die besten Voraussetzungen … siehst gut aus, bist kommunikativ begabt und kommst aus einem guten Haus. Ihre Mundwinkel begannen zu hüpfen. Das nötigt mir den Vergleich mit einem Rappen ab … allerdings keinen aus dem Stall der Garde!