Beiträge von Cossus Malleus

    Grau, verwittert und leblos wie ein alter Wächterstein saß Malleus da, den Oberkörper vorgebeugt, die Faust um den Becher geschlossen, den unerwiderten Blick starr auf Alpina gerichtet. Schlimmes angetan ..., echoten Silvana’s Worte durch seinen schwirrenden Kopf, ... der Kerl hat ihr Schlimmes angetan. Es brauchte weder Phantasie noch sonderlich viel Geist, um sich auszumalen, was der tapferen Kräuterfrau widerfahren war. Wo hatte er sich herumgetrieben, als sie das erleiden musste? Am Visurgis? Am Albis? Oder auf dem Weg zum Ende der Welt? Letztlich spielte es keine Rolle. Wo auch immer er sich an jenem Tag aufgehalten hatte – er war nicht da gewesen, um es zu verhindern. Dass ausgerechnet sie ihn als Helden bezeichnete, kam ihm jetzt hoch wie pure Galle.


    Er wollte etwas sagen, wusste aber nicht, was. Hätte er sie trösten können? Wohl kaum. Hätte er ihr sagen sollen, wie sehr er bedauerte, was mit ihr geschehen war? Das wusste sie. Wenn sie ihn auch nur ein klein wenig kannte, wusste sie das. Sich rechtfertigen? Sie um Verzeihung bitten? Sie bedauern? Nicht Alpina. Jedenfalls nicht die Alpina, die er kannte. Sie hatte es ertragen und sie würde es weiterhin ertragen, und wenn es jemanden gab, der ihr etwas Trost spenden konnte, dann war das ihre Freundin Silvana. Nicht er. Er würde noch darauf zurückkommen, das war so sicher wie dem Blitz der Donner folgte, aber nicht jetzt, Nicht bevor Alpina es nicht selbst ansprach.


    So sagte er also nichts, presste die Lippen aufeinander und starrte. Zuerst auf Alpina, dann auf Silvana, die noch immer merklich erschüttert von den Geschehnissen auf dem Forum berichtete. Auch dazu sagte Malleus zunächst nichts. Silvana gab die Ereignisse völlig korrekt wieder, wenn auch verständlicherweise weit emotionaler als er es getan hätte. Nichtsdestotrotz hatte sie recht. Es war nicht richtig. Nichts daran war richtig. Gar nichts.


    „Es ist wie Silvana sagt ..“ krächzte er schließlich mit brüchiger Stimme. „.. was die Romani da veranstaltet haben, ist ein Schande. Eine Schande für Rom und eine Schande für die Stämme. Schwer zu sagen, ob sie es aus Berechnung getan haben oder aus schierer Dummheit, eines dürfte jedenfalls klar sein: Mit dieser Aktion ist Mogontiacum nicht sicherer geworden. Ganz im Gegenteil.“ Endlich aus seiner Erstarrung gelöst hob Malleus den Becher und stürzte sich dessen Inhalt in einem einzigen kräftigen Zug in den Schlund.

    Malleus wusste gar nicht, wie ihm geschah. Mit dieser Reaktion hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Völlig aus dem Konzept geraten erwiderte er Silvana’s Umarmung. Dass sie dankbar war, ging ihm ja noch ein, aber – bei allen Göttern – sie stand doch nicht in seiner Schuld. Sie nicht, Curio nicht und auch nicht Alpina. Das Gegenteil war der Fall: Er stand in in ihrer Schuld. Man hatte ihm in der Casa ein Krankenlager bereitet, ihn gepflegt und Fürbitten für ihn gesprochen. Ein alter Granitschädel wie er vergaß so etwas nicht, ebensowenig wie er diejenigen vergaß, die den paar anständigen Menschen, die er kannte, Schaden zugefügt hatten. Er konnte ausgesprochen nachtragend sein, im Guten wie im Bösen „Sachte, sachte, junge Mutter ..“ scherzte er mit belegter Stimme, „ .. wir wollen doch nicht, dass du eine Flunder zur Welt bringst, oder?“


    Während er Silvana sanft an sich drückte, kehrte seine Fassung allmählich zurück. Allerdings nur, um von Alpina erneut erschüttert zu werden.
    “Ein Held?“ wiederholte er ihre Worte ungläubig. „Grundgütiger. Alpina ..“ Ein Held. Das war er vielleicht einmal gewesen. Früher. Als man ihn für die Erledigung seines blutigen Handwerkes mit Phalerae behängt hatte. Damals waren sie alle Helden gewesen. Aber als Held konnte nur gelten, wer für Rom tötet. Wer es aus Rache tat, aus Treue oder aus eigenem Rechtsempfinden heraus, galt vor den Gesetzen der Romani lediglich als hundsordinärer Mörder, mögen seine Motive auch noch so ehrenvoll gewesen sein.


    Mit einem dumpfen bitteren Lachen schüttelte Malleus seinen ergrauten Schädel. „.. ich bin kein Held, Alpina. Ich bin nur ein sturer alter Sack, das ist alles. Das Wohl der Bürger hat mich bei alldem nicht im geringsten gekratzt. Für die Municipes habe ich es bestimmt nicht getan, sondern für Curio, für euch und nicht zuletzt auch für mich selbst.“ Ein Held – er konnte noch immer nicht recht glauben, dass sie das wirklich gesagt hatte. „Wenn sich hier jemand um das Wohlergehen der Bürger verdient gemacht hat, dann du. So – und damit genug von den Geständnissen eines morsch gewordenen Barbaren. Sagt mir, dass es auch noch Erfreulicheres zu berichten gibt.“ Der immer noch im Dunklen lauernde Kveld-Úlfr sprach zwar dagegen, aber möglicherweise narrten Malleus auch einfach nur die Sinne.

    Obgleich Malleus eigentlich nicht danach war, brachte ihn Alpina’s Nachfrage zum schmunzeln. Dass sie sich nicht mit Halbheiten abspeisen lassen würde, hätte ihm klar sein müssen. Ein Anrecht auf die Wahrheit hatte sie allemal, und Silvana ebenso. Die Frauen sollten wissen, woran sie mit ihm waren.


    „Nun ja, die inoffizielle Version ist weitgehend deckungsgleich mit der offiziellen. Bis auf einen wesentlichen Punkt. Dass ich mich damals einfach davon geschlichen habe, hatte nichts mit Undank oder Treulosigkeit zu tun. Ganz im Gegenteil. In’s Vertrauen ziehen konnte ich euch nicht, denn egal, wem ich von meinen Plänen erzählt hätte, ob nun Curio, dir oder Silvana, jeder von euch hätte versucht, mich daran zu hindern. Vielleicht sogar zurecht, wenn man das Recht in diesem Fall wörtlich nehmen will.“


    Ein fahles Lächeln umschmeichelte seinen grauen Bart. Oh ja, das hätten sie versucht. Und angesichts des Temperamentes der beiden Frauen, hatte er auch nicht den leisesten Zweifel daran, dass es ihnen auf die eine oder andere Weise gelungen wäre. Das Lächeln hielt sich nur ein paar Augenblicke, dann erstarb es wieder.


    „Fakt ist: Ich habe die beiden Männer getötet, die für den Anschlag auf den Aedilen verantwortlich waren. Den belgischen Drahtzieher und den Bataver, der Curio angegriffen hat. Das in’s Werk zu setzen, hat eine Weile gedauert. Der Kelte hat es mir noch relativ leicht gemacht, der Germane dagegen war mir immer einen Monat voraus. Ihm – nicht meiner Abenteuerlust – bin ich bis nach Treoua im Barbaricum gefolgt.“


    Näher darauf einzugehen, wie mühsam es gewesen war, die wenigen Informationen, die er aus Gowin hatte herausprügeln können, nach und nach und Stadt für Stadt zu einem konkreten Bild zu formen, ersparte er sich und den Frauen. Am Ende zählte allein das Ergebnis. Jedenfalls für ihn. Ob, und wenn ja, wie weit Alpina und Silvana sein Vorgehen nachvollziehen konnten, wagte er nicht einzuschätzen. Gut heißen konnten sie es nicht, das war ihm klar. Zumal sie seine Motive noch immer nicht kannten.


    „Bevor ich fortgegangen bin, habe ich Curio an’s Herz gelegt, zu vergessen, was geschehen ist. Und genau das kann er jetzt. Endgültig. Die Schweine sind tot. Alle drei. Curio’s körperliche Wunden sind verheilt. Meine auch. Kein Grund also, auch nur einen weiteren Gedanken an diesen Anschlag zu verschwenden. Er hat nie stattgefunden. Deshalb hab ich es getan. Um ungeschehen zu machen, was ich zuvor nicht hatte verhindern können.“


    Nun hing ihm die Zunge in faserigen Fusseln aus dem Maul. Zumindest fühle es sich so an.

    Kaum hatte Silvana ihren zweiten Satz vollendet, war der Abendwolf wieder da, schlich auf leisen Pfoten über Malleus’ Gemüt und ließ sich am Rand seiner Wahrnehmung nieder. Natürlich war der lebenserfahrene Veteran nicht davon ausgegangen, dass es nach einem knappen Jahr ausschließlich Positives zu berichten gab, gehofft indes hatte er es trotzdem. Was er nun über Curios’s Zustand hören musste, betrübte ihn sehr. Was für ein verdammter Jammer. So ein junger Kerl. Der Helvetier hatte die besten Jahre seines Lebens allesamt noch vor sich, war gesegnet mit einer prächtigen jungen Frau und einem gesunden Sohn. Er hatte alles, was ein Mann brauchte, um im Leben voran zu kommen. Energie. Intelligenz. Durchhaltevermögen. Ehrgeiz. Vielleicht war ja letzteres zum Problem geworden? Möglich, dass er sich zu viel abverlangt und zu hohe Erwartungen an sich selbst gestellt hatte. Wenn dem tatsächlich so war, hatte er mit seinem Landaufenthalt jedenfalls die richtige Entscheidung getroffen. Das Priesteramt lief ihm nicht davon, und wenn er es wirklich wollte, würde Curio jederzeit wieder auf die Beine kommen.
    „Das wird wieder, Silvana.“, brummte Malleus voll Überzeugung, kam sich angesichts dieser abgegriffenen Phrase aber dennoch etwas schäbig vor. Und das war beileibe noch nicht alles, was seine Stimmung zu überschatten drohte. Zum einen war der Kveld-Úlfr noch immer nicht verschwunden, was darauf schließen ließ, dass noch weitere schlechte Nachrichten im Raum standen, zum anderen brachte ihn Silvana’s Frage in eine Zwickmühle.


    „Was ich getrieben habe?“ wiederholte er scheinbar zerstreut, griff nach dem Becher, nahm ihn hoch, setzte ihn ohne zu trinken wieder ab und blickte die Frauen abwechselnd nachdenklich an. Sie vertrauten ihm. Alle beide. Das wusste er, und seltsamerweise beruhigte ihn diese Gewissheit. Er vertraute ihnen auch. Das wiederum beruhigte ihn ganz und gar nicht. Er war es schlichtweg nicht gewohnt, jemand anderem zu vertrauen als sich selbst.


    „Was ich getrieben habe .. nun ja.“ wiederholte er zaghaft. „Was wollt ihr denn hören? Das, was ich jedem anderen auftischen würde? Die offizielle Version? Nun, die ist schnell erzählt.“ Wieder griff er zum Becher. Wieder trank er nicht.
    „Also .. nachdem ich die ganze Zeit tatenlos auf dem Krankenlager verbringen musste, ist es einfach mit mir durchgegangen. Ich wollte hier weg. Raus. Was Neues sehen. Unterwegs sein. Also hab ich – treulos wie ich nunmal bin – einfach meine Sachen gepackt und mich still und heimlich davon gemacht. Zuerst über Confleuntes zur Castra Bonnensia, wo ich vor vielen Jahren kurzzeitig stationiert war und noch ein paar Freunde habe, dann weiter den Rhenus entlang nach Norden, CCAA, Novaesium, Castra Vetera, Castellum Carvium, von da ab nach Osten tief hinein in’s Barbaricum – wie die Romani das Land der Stämme so despektierlich zu bezeichnen pflegen – vorbei an winzigen Handelsstützpunkten, deren Namen ich noch nie zuvor gehört hatte, und schließlich nach Norden bis zum Meer. Das .... “ Malleus räusperte sich betreten und nahm endlich einen Schluck Bier. „Das muss man nicht gesehen haben. Wahrlich nicht.


    Tja .. irgendwo dort oben hab ich überwintert, bin im Frühjahr wieder nach Süden aufgebrochen und jetzt sitz ich hier. Nach fast einem Jahr. Handelszüge habe ich eskortiert, Pferde zugeritten, randalierende Gäste aus Garnisonstabernae geworfen, größere und kleinere Reparaturen durchgeführt, Kühe gemolken, bei der Aussaat geholfen und weiß Hel, was sonst noch.“ Mit einem langsamen Nicken wischte er sich den Schaum aus dem Bart. „Das ist es in etwa, was ich üblicherweise antworte, wenn irgendwelche Leute mich fragen, was ich in den letzten Monaten getrieben habe.“

    „Die Lunge tut, was sie soll.“ tat Malleus Alpina’s Nachfrage mit einem beiläufigen Achselzucken, und nicht ganz wahrheitsgemäß ab. Wobei, die Lunge selbst war nicht das Problem. Das Problem saß unter den Rippen. Aber dies war ganz sicher nicht der rechte Augenblick, um über ohnehin nur zweitweise auftretende Unpässlichkeiten zu lamentieren. Alpina hatte es ja selbst gesagt, er war unverwüstlich, und wie immer hatte sie recht. Was einmal sein würde, kümmerte ihn nicht. Ihn kümmerte etwas anderes.
    In all der Freude und Gelöstheit, die sich seiner bemächtigt hatte, nahm er dennoch etwas wahr, das er nicht recht einzuordnen wusste, nur ein Gefühl, oder vielmehr einen dunklen Hauch, schemenhaft und düster wie der Kveld-Úlfr durch die nächtlichen Wälder streicht. Um ein sorgloses Lächeln bemüht blickte er Alpina forschend in die Augen. Sie vermisste also Kaeso. Das war verständlich. Aber war das auch alles? „Tja .. was Kaeso betrifft, der hat eben auch seine Bestimmung. So wie wir alle.“


    Nun ergriff wieder Silvana die Initiative, und was noch vom formlosen Trugbild des Kveld-Úlfrs übrig war, wurde von ihrem sonnigen Gemüt vertrieben. Bereitwillig folgte er ihrer Aufforderung und setzte sich mit Alpina an den Tisch. „Nun?“, fragte er wohlig brummend, als Silvana Speisen und Getränke abgestellt hatte. „Was hab ich verpasst?“ Sein Blick fiel auf den sanft schwellenden Bauch der Hausherrin. Ein verschmitztes Grinsen stieg ihm in's Gesicht. „Wie mir scheint, eine ganze Menge.“

    Bevor Silvana dazu kam, die Frage nach Bolanus zu beantworten, trat Alpina in’s Atrium. Malleus Lächeln wurde noch breiter als es ohnehin schon war. Trotz allem Bedenklichen, das er heute gesehen und gehört hatte, war dieser Tag am Ende zu einem guten, einem sehr guten Tag geworden. Allein die Götter wussten, wie viele solche Tage einem alternden Knochen wie ihm noch beschieden sein würden. Ein Wermutstropfen freilich war Curio’s Gesundheitszustand und seine daraus resultierende Abwesenheit. Aber auch was das betraf, war Malleus zuversichtlich. Der junge Helvetier war hart im nehmen, das hatte er selbst erlebt.


    Mit schief gelegtem Kopf und gerunzelter Stirn blickte er zu Alpina hinüber. „Alpina! Verflucht, verflucht .. da hab’ ich meinen kostbaren Codex ja völlig umsonst zerfleddert.“
    Dann ging er ihr entgegen und nahm ihre Hände lachend in seine Pranken. „Nun ja. .. freut mich trotzdem, dich zu sehen. Sehr sogar, um ehrlich zu sein. Wie ist es dir ergangen, Frau?“

    Zu sehen, welche Veränderung in Silvana vorgegangen war, seit sie die Casa betreten hatten, ließ Malleus’ Herz aufgehen, was beileibe nicht all zu oft vorkam. Ganz offensichtlich fühlte die junge Frau sich in diesen Mauern sicher und geborgen. Das war wohl der tiefere Zweck einer Heimat, eines Zuhauses. Mochte sein, dass auch sein Entschluss, zu bleiben ein Quentchen dazu beitrug. Das nun wieder war der tiefere Zweck seiner Anwesenheit. „Gemach, Kindchen .. gemach.“, lachte er mit besänftigend erhobenen Händen. „Das hat Zeit. Mein Hengst ist versorgt, das ist die Hauptsache.“

    Es war schon erstaunlich, was ein einziger kurzer Tag so alles mit sich bringen konnte. Einen Tag und eine Nacht hatte er für seinen Aufenthalt eingeplant. Unter anderen Umständen hätte er Funkan längst bei Bulbus abgestellt, säße nun zerknirscht in der Silva Nigra, völlig zu recht angegiftet von Luitberga, die er damals ebenso ahnungslos zurückgelassen hatte wie die Familie Curios’. Luitberga. Unwillkürlich musste er schlucken. Das würde noch ein Problem werden. Aber gut, die Umstände waren eben wie sie waren, und wie sie waren, waren sie ihm recht.


    Wenn er länger hier bleiben und anständig auf die Frauen acht geben wollte – und das war ja wohl das Allermindeste, was er tun konnte – musste er allerdings ein paar alte Kontakte aktivieren. „Sag, Silvana ... steht Bolanus noch in Curios’ Diensten?“ Wohl eher nicht. Mit Ablauf des Aedilates hatte sich gewiss auch Bolanus’ Dienstverhältnis als Appritor erledigt. Umso besser.

    Das Herz voll verdrängter Gefühle stand Malleus schweigend bei seinem Pferd und blickte auf die kauernde Silvana hinab. Die Worte, die sie vor sich hin murmelte, waren kaum mehr als ein tonloses Wispern, und doch vernahm er jedes davon mit einer Klarheit als hätte sie ihre Lippen direkt an sein Ohr gelegt – mehr noch – als spräche nicht Silvana diese Worte, sondern eine spröde gewordenen Stimme aus dem Halbdunkel seiner verschütteten Erinnerungen. Die Stimme einer Greisin. Einer Greisin mit dem Blick eines Neugeborenen. Teuderun. Ohne sich dessen bewusst zu sein, schüttelte er lächelnd den grauen Schädel. Natürlich. Teuderun, die uralte Völve mit den Kinderaugen. Jetzt, da ihm Teuderun wieder in’s Bewusstsein getreten war, erinnerte er sich auch an ihre Worte. An alle. So befremdlich ihm das auch vorkam. Fram sé ek lengra, fjöl kann ek segja, um ragna rök röm sigtíva.*
    Ein kühler Schauer flatterte an seinen Rücken hinunter. Götter, das war verdammt lange her. Fünfundvierzig Jahre. Ein ganzes Leben. Damals war ihm die Welt noch heil und geordnet erschienen und sein Platz darin vorbestimmt. Dann waren die verräterischen Chatti gekommen und mit ihnen das Chaos. Was war wohl aus Teuderun geworden?


    Sein Blick löste sich von der still dasitzenden Silvana und glitt ohne bestimmtes Ziel in den Abendhimmel hinauf. Und wie stand es um ihn? Was war aus dem kleinen Wunold geworden? Gab es den noch irgendwo? Hatten die ganzen Jahre voll Blut, Schweiß und Scheiße noch etwas von ihm übrig gelassen? Malleus bezweifelte es. Er hatte sich Jahrzehnt für Jahrzehnt immer weiter von seinen Wurzeln entfernt ohne jemals neue zu schlagen.
    Allein auf sich selbst vertrauend und völlig unbeachtet von den alten Göttern – wie er all die Jahre geglaubt hatte – war er durch die Zeiten getrieben, von seiner untergegangenen Heimat nach Mogontiacum, von dort nach Pannonia, Moesia, Italia, bis hinauf an die schäumenden Kanten Midgards und zurück. Nur um nach einem halben Jahrhundert hier zu stehen und sich zu fragen, wo eigentlich der Witz an der ganzen Sache war. Nein, die Götter hatten ihn weder verlassen noch vergessen. Die hatten gewiss einen Heidenspaß mit ihm, und nun, da sich der Kreis fast schon wieder geschlossen hatte, erwarteten sie eine Entscheidung, die weit über die Frage hinausging, ob er Silvanas’ Wunsch erfüllen und bleiben sollte.
    Was das betraf, hatte er sich ohnehin bereits entschieden. Silvana brauchte ihn, seine verbliebende Sippe dagegen nicht. Was er in Nida zu erledigen hatte, konnte warten. Im schlimmsten Fall würde sein Dreckskerl von Schwager an einer unverdient schnell verlaufenden Krankheit krepieren, bevor er ihn in die Finger bekam. Damit konnte Malleus zur Not leben. Aber auch wirklich nur zur Not.


    Seufzend gab er Funkan einen freundschaftlichen Klaps auf die Kruppe, trat dann auf Silvana zu und legte ihr sanft seine Pratze auf die Schulter. „Du machst dich ganz schmutzig Mädchen. Na, komm – es wird bald dunkel.“ Mit einem gutmütigen Lächeln zog er sie auf die Beine, sah Tränen aus ihren Augenwinkeln rinnen und wischte sie fort. „Weißt du .. wenn es dir wirklich hilft, wieder Halt zu finden, bleibe ich natürlich hier.“ Das war er nicht nur ihr schuldig, sondern auch ihrem Mann und letzten Endes sich selbst.






    Sim-Off:

    *Vieles weiß ich, Fernes schau ich: Der Rater Schicksal, der Schlachtgötter Sturz.

    „Schöne Scheiße.“, stellte Malleus brummend fest, als Silvana geendet hatte. Jetzt war er im Bilde. Voll und ganz. Zwar hatte sie den Kern ihrer Furcht noch immer nicht ausgesprochen, aber das brauchte sie auch gar nicht. Wie könnte man ablegen, was einem im Blute liegt – Malleus war ein derber Grobklotz aber wahrlich kein Idiot. Zunächst hatte er noch gehofft, das Problem bestünde lediglich darin, dass Silvana diese Völve kannte und nun fürchtete, mit ihr in Zusammenhang gebracht zu werden. Als sie aber von Seele, Wissen und Macht zu sprechen begann, hatte sich diese Hoffnung jäh verflüchtigt. Nun verstand er, was die junge Ehefrau und Mutter innerlich zu zerreißen drohte.


    „Nun .. wir hassen, was wir fürchten,“ begann er behutsam, den Blick nachdenklich auf das Gassenpflaster gerichtet. „Wahr ist, dass die Romani fürchten, was sie nicht beherrschen können. Warum, glaubst du, errichten sie ihren Göttern all diese gewaltigen Tempel? Um sie zu preisen? Um ihnen eine irdische Heimstatt zu schaffen? Aus Liebe und Verehrung? Nein. Ich sage, sie tun es aus Furcht. Um ihre Götter und deren Macht darin einzusperren. Um sie von sich fernzuhalten, ihren Willen von Augures auslegen und ihren Zorn durch die Opfer der Flamines besänftigen zu lassen, ohne je selbst mit ihnen in Berührung kommen zu müssen. Göttliche Macht, die sich frei von diesen rituellen Zügeln offenbart, ist ihnen zutiefst suspekt. Und was du das alte Wissen genannt hast, ist nichts anderes als ein Stück göttlicher Macht. Keine Strafe, sondern eine Gabe. Die Romani verstehen das nicht, sie können es nicht und sie wollen es auch nicht. Man könnte fast meinen, sie fürchten unsere Götter mehr als sie den ihren vertrauen.“


    Nachdem er ein paarmal tief durchgeatmet hatte, blickte Malleus auf und sah Silvana mit einem feinen, entschuldigenden Lächeln an. Was tat er denn da? Trösten hatte er sie wollen, ihre Ängste zerstreuen, nicht sie zusätzlich nähren. „Mach dir keine Sorgen. Trotz allem halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass die Romani vorhaben, unsere Goden und Völven auszurotten. Derlei ist zwar schon vorgekommen, dann aber im Krieg oder infolge eines Aufstandes. Hier herrscht Frieden, und solange sich die ganzen renitenten Arschlöcher jenseits des Flusses nicht zusammenrotten, wird das auch so bleiben. Du hast vollkommen recht. Was sie mit der Frau gemacht haben, war ein kapitaler Fehler. Aber, glaub mir, das wissen auch die Romani, zumindest die Klügeren unter ihnen.“ Das Problem an der Sache war nur, dass es nicht immer die Klügeren waren, die sich am Ende durchsetzten. Was geschehen würde, wenn Sektierer und Fanatiker die Oberhand bekämen, darüber mochte Malleus im Moment nicht nachdenken. Seufzend ging er weiter. „Du fragst, ob ich dich beschützen kann, Silvana. Das kann ich. Vor Denunzianten kann ich dich beschützen, vor übereifrigen Erfüllungsgehilfen, die sich bei den Romani anbiedern wollen, vor Ratten, Schlangen und Wölfen – nur nicht vor dir selbst.“


    An der Einmündung zum mittlerweile fast menschenleeren Forum blieb er schließlich stehen, warf einen kurzen Blick auf die beiden Pfähle, die einsam und drohend in den Abendhimmel ragten und wandte sich dann wieder Silvana zu.
    „Wer weiß sonst noch davon?“

    Im ersten Augenblick war Malleus erleichtert. Wodan sei Dank. Der kleine Decimus war wohlauf, und sein Vater Curio offenbar auch. Von Silvana allerdings konnte man das nicht behaupten. Ganz und gar nicht. Und das bestürzte ihn. Derart erschüttert hatte er die ansonsten so starke und lebensfrohe junge Frau noch nie erlebt. Nicht einmal, als er ihr vor Jahresfrist einen schwer verletzten Ehemann heimgebracht hatte. Damals war sie zu Tode erschrocken gewesen, tief besorgt – aber auch gefasst und fest entschlossen, ihrem besinnungslosen Mann Halt und Stütze zu sein. Nun aber schien von dieser Fassung nicht mehr viel übrig.
    Mit einer bärenhaften Sanftheit legte Malleus den Arm um Silvana, strich ihr sacht mit seiner Pranke über den Rücken und lauschte zunächst schweigend ihrem stockenden Redefluss. Die Völve. Natürlich. Eine empfindsame junge Seele musste an solchen Darbietungen ja Schaden nehmen. Zumal die Seele einer Frau. Frauen spendeten Leben. Männer den Tod. Sie sollte sich so was nicht anschauen. „Ich weiß, Silvana.“, brummte er leise, „Ich war da.“ Ob sie es wahrnahm, konnte er nicht sagen.


    Silvana wurde von einem jähen Weinkrampf überwältigt. Malleus ließ es geschehen, drückte sie behutsam an sich und hörte ihr weiter zu. Ob sich alles so zu zugetragen hatte, wie die Gerüchte es darstellten, vermochte er nicht einzuschätzen. Was er von den jüngsten Ereignissen halten sollte, war ihm selbst noch nicht ganz klar. Eines aber war ihm inzwischen klar, und wurde bei jedem ihrer erstickten Schluchzern immer klarer: Die unerwartete Brutalität hatte die junge Frau nicht einfach nur erschreckt und eingeschüchtert. Silvana war keine verzärtele Matrone. Was sie dermaßen aus der Fassung gebracht hatte, war weder Ekel noch Empörung noch bloßes Mitleid mit der Gemarterten. Es war viel mehr.


    Malleus wartete geduldig ab, bis sie alles herausgepresst hatte, wozu sie unter diesen Umständen in der Lage war, wischte ihr dann ein paar Tränen von der Wange und sah sie lange forschend an. „Du hast ja Angst, Mädchen.“ Fürwahr, alles an ihr, ihre heiße Stirn, ihr stetes Zittern, der leidende Ausdruck in ihren Augen, alles strahlte Angst aus. Angst wovor? Malleus Blick löste sich von ihr, wanderte die Gasse hinunter, über die Gesichter der Passanten, an den Fassaden entlang und schließlich wieder zu ihr zurück. Angst wovor? Vor wem? Vor was?


    „Du musst dich nicht fürchten, Silvana. Nicht in meiner Gegenwart. Das weißt du doch, hm? Ich werd’ dich schon beschützen.“ Er versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. „Es wäre aber schon hilfreich, zu wissen, wovor genau ich dich beschützen soll.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, wurde ihm noch etwas klar: Nicht seine eigene Laune hatte ihn nach Mogontiacum zurückgeführt sondern der Wille der Götter. Alles hatte seinen Sinn.
    „Möchtest du ein paar Schritte mit mir gehen? Oder hast du Durst? Soll ich dich nachhause bringen .. oder .. „ Oder einfach die Klappe halten und weiter zuhören? „.. oder magst du vielleicht auf Funkan reiten?“ Malleus stöhnte auf. Das war jetzt albern gewesen. Oder vielleicht doch nicht? Wie auch immer, er würde jedenfalls nicht von ihrer Seite weichen, so lange sie das nicht wollte.

    Gemächlichen Schrittes trottete Funkan durch die Gassen der Canabae auf die Stadtmauer zu. Malleus ließ in weitgehend gewähren. Eine flüchtige Bewegung der Knie, ein sanfter Druck der Oberschenkel, mehr brauchte es nicht, um den wackeren Hengst auf Kurs zu halten. Funkan kannte den Weg zu Bulbus’ Stallungen, und wäre da nicht die obligatorische Warteschlange am Stadttor gewesen, hätte er vermutlich auch einen dösenden Reiter sicher an’s Ziel getragen. So aber blieb Malleus nichts anderes übrig als abzusitzen, sein Pferd am Zügel zu fassen und sich einzureihen.


    Nachdem der Engpass passiert war, ließ er die Zügel wieder los. Funkan dankte es ihm, indem er sich fortan exakt zwei Schritte hinter seinem Herren hielt. Gefolgt von trägem Hufgeklapper stapfte Malleus mit zunehmend sinkender Laune in Richtung Forum. Er konnte nur hoffen, dass die Helden des Exercitus ihr Richtfest mittlerweile beendet hatten. Die Gelegenheit, das herauszufinden, sollte er nicht bekommen, denn an der letzten Abzweigung vor der Curia kam plötzlich eine gebückte Frauengestalt um die Ecke gehuscht und rammte seine rechte Flanke. Das hatte er gerade noch gebraucht. Dergleichen kannte er schon zu genüge. Malleus’ linke Hand zuckte an seinen Geldbeutel, die rechte legte sich schwer auf die Schulter der Diebin.


    „Pech gehabt, Kindchen. Ich trag ihn links.“ knurrte er zornig durch die Zähne und schob die Frau eine Armlänge von sich fort, um ihr eine geharnischte Standpauke angedeihen zu lassen. Dann erkannte er sie. „Silvana?“ Ohne jeden Zweifel, sie war es. Malleus’ Griff löste sich augenblicklich. Ein breites freudiges Lächeln brach sich Bahn. „Silvana! Bei Wodan .. ich dachte schon ...“
    Nun erst – auf den zweiten Blick – offenbarte sich ihm die tiefe Verzweiflung in Silvana's Blick. Das Lächeln erstarrte. Seine Hand kehrte tastend auf ihre Schulter zurück.
    „Was ist mit dir? Ist dem Kleinen etwas zugestoßen?“

    "Bin auf Hausbesuch" stand da. Malleus schmunzelte. Das hätte er sich eigentlich denken können. Die umtriebige Kräuterfrau wurde also nach wie vor an allen Ecken und Enden gebraucht. Gut so. Sehr gut. Die Alpina, die er kennengelernt hatte, war kein Mensch, der die Hände in den Schoß legen konnte, die ging voll und ganz darin auf, ihr enormes Wissen anzuwenden. Irgendwo wurde immer geboren, geblutet, gelitten und gestorben. Fast schon ein Wunder, dass sie sich im letzten Sommer so viel Zeit für ihn hatte nehmen können. Ihrer Pflege – das hatte er keinen Augenblick vergessen – verdankte er sein Leben. Ebenso wenig hatte er vergessen, dass er verschwunden war, ohne sich zu bedanken, weder bei Alpina noch bei Curio, Silvana und Kaeso, allesamt Menschen, die ihn hoch anständig behandelt hatten und denen er sich insgeheim noch immer verpflichtet fühlte. Sich still und heimlich ohne Erklärung davon zu machen, war zwar notwendig gewesen und hatte sich im Nachgang betrachtet auch als richtig erwiesen, erfüllte ihn aber dennoch mit Bedauern. Heute ebenso wie damals. Mochte es noch so vernünftig gewesen sein. Ob es vernünftig war, heute hierher zu kommen, stand allerdings auf einem ganz anderen Blatt.


    Natürlich hatte er sich erst einmal umgehört, sowohl in der Stadt als auch jenseits des Flusses am Castellum Mattiacorum. Kein Mensch sprach mehr vom Verschwinden des belgischen Kaufmannes, den ohnehin niemand hatte leiden können; und von einer etwaigen Verbindung zum einstigen Aedilen oder zu dessen Gefolge war schon gar nicht die Rede gewesen. Trotzdem empfahl es sich, auf der Hut zu sein, schließlich wollte er keine schlafenden Hunde wecken. Curio selbst zu behelligen erschien ihm daher noch verfrüht. Bei Alpina war das etwas anderes. Die war über jeden Verdacht erhaben, konnte schweigen, wenn es sein musste und sah die Dinge eher objektiv. Hoffte er zumindest.


    Nun hatte sich der Fall aber ohnedies erledigt. Alpina war auf Hausbesuch und Malleus im Grunde nur auf der Durchreise. Sollte er warten? Wie lange? Sollte er doch nebenan bei Liam anklopfen? Wozu? Unentschlossen an seiner Unterlippe kauend drehte er sich zu seinem Pferd um. „Tja, mein Alter .. niemand da. Was machen wir?“ Funkan schien zu dieser Frage keine eindeutige Meinung zu haben, schnaubte seinen Herren nur vage an und begann, an dessen Mantel zu knabbern. Malleus ließ es sich nickend gefallen. „Hast recht. War ein langer Tag. Wir sollten was essen.“
    Eine Weile glotzte er sinnierend auf Alpina’s Schild, dann fummelte er einen abgegriffenen Kodex samt Stylus aus der Satteltasche und schrieb:




    Werte Alpina.


    Leider habe ich dich nicht angetroffen.
    Ich hoffe, es geht dir so blendend wie du es zweifellos verdient hast.
    Sollte es etwas geben, was ein dankbarer alter Patient für dich tun kann, lass es mich wissen.
    Bulbus der Schweinezüchter leitet Nachrichten aller Art an mich weiter.


    Mag sein, dass ich im Laufe des Sommers wieder in die Stadt komme.
    So oder so, wir sehen uns sicher wieder.
    Bis dahin pass auf dich auf.
    Mögen sich die Nornen wohlwollend auf deinen Schultern niederlassen.



    Malleus





    Mit einem kritischen Brummen sah er sich die Notiz noch einmal an. Sehr dürftig irgendwie. Aber was sollte er sonst noch schreiben? In solchen Angelegenheiten war er nun mal etwas täppisch. Vorsichtig knotete er die lederne Riemenbindung auf – so ein Kodex kostete immerhin ein Schweinegeld – löste das gravierte Täfelchen heraus, schob es in den schmalen Schlitz zwischen Tür und Angel und schwang sich anschließend auf sein offensichtlich hungriges Reittier. „Geht mir genauso, alter Junge. Also .. ab dafür.“

    Mit versteinerter Miene, reglos, taub für den Geifer des blutrünstigen Pöbels hatte sich Malleus über die wogenden Köpfe hinweg das Spektakel angesehen. Obgleich noch keine drei Stunden verstrichen waren, seit er das Stadttor passiert hatte, begann er bereits, seinen Abstecher in's Municipium zu bereuen. Wäre nicht noch das eine oder andere zu regeln gewesen – er hätte stehenden Fußes kehrt gemacht. Nach insgesamt elf Monaten Aufenthalt im freien Teil Germaniens und allein schon sechsundzwanzig Tagen Heimreise durch dünn besiedeltes Stammesgebiet war er den städtischen Trubel nicht mehr gewohnt, und ob er sich noch einmal daran gewöhnen wollte, erschien ihm nach dem eben Gesehenen mehr als fraglich.
    Nicht die Folter selbst war es, was ihm bei der unwürdigen Darbietung sauer aufstieß, Folter an sich war lediglich ein Instrument, ein Werkzeug, ein probates Mittel, um Unheil zu vermeiden. Auch er selbst hatte gefoltert, viele Male. Mochten die Götter wissen, wie viele verstockte Idioten ihm im Laufe von fünfundzwanzig Jahren Grenzdienst durch die Hände gegangen waren, Eravisker, Jazygen, Daker und anderes Geschmeiß. Er hatte auf Befehl gefoltert oder nach eigenem Ermessen. Gestandene Männer, junge Männer, alte Männer, vereinzelt auch Frauen. Eines aber hatte er nie getan – er nicht, und auch keiner seiner Kameraden: Priester, Heiler oder Seher misshandelt. Was hier soeben geschehen war, konnte ihn daher nur abstoßen.

    Um die männlichen Gefangenen, seien es nun Krieger oder Bauern, war es nicht schade. Zumal es sich nur um dreckige Chatti handelte, für die Malleus ohnehin nichts als Verachtung übrig hatte. Möglich, dass es um die Frau ebenso wenig schade war, aber darum ging es nicht. Sie war eine Völve. Eine Chattin zwar, aber dennoch eine Völve. An den Grenzen – und auch der Rhenus floss noch immer durch Grenzland – gab es ein paar ungeschriebene Gesetzte, deren Missachtung man tunlichst vermeiden sollte. Es sei denn, man wollte riskieren, dass sich Stämme vereinigten, die sich unter anderen Umständen spinnefeind waren. Man brannte ihre Wälder nicht nieder, man schändete nicht ihre Gräber und man vergriff sich nicht an Goden und Völven. Die Männer der Auxilia, zum Großteil selbst Söhne der Stämme, wussten das. Nur die Romani vergaßen es ab und an. Es war ein Fehler gewesen, die Völve öffentlich zu martern, vielleicht sogar ein Riesenfehler, das würde sich noch weisen. In jedem Fall aber hatte Rom damit weniger seine Macht demonstriert als vielmehr seine Ignoranz.


    Kopfschüttelnd schwang Malleus den Sack mit den Einkäufen auf die Schulter und bahnte sich brummend seinen Weg durch die dicht gedrängten Schaulustigen. Weg von der Mitte des Forums, hinüber zu den aufgereihten Reitern seiner einstigen Waffengattung in Richtung Südtor. Fast hätte er aus einem zutiefst verinnerlichten Reflex heraus vor den Equites salutiert, stapfte dann aber wortlos an ihnen vorüber. Nach ein paar Schritten hielt er fluchend inne, drehte sich noch einmal um und warf einem der Reiter einen abschätzigen Blick zu. „Gelungene Vorstellung, Kamerad. Ich hoffe, ihr wisst, was ihr tut.“



    Alles schien ruhig an diesem Morgen, fast friedlich. Der Wind war nurmehr ein verhaltenes Wispern in den niederen Sträuchern. Das vor Tagen noch unersättlich gefräßige Tosen der Wellen hatte sich zu einem müden Schmatzen erschöpft, das satt und träge über Sandzungen und Geröll leckte. Sogar die Seevögel hielten sich mit ihrem aufgeregten Kreischen merklich zurück. Wer es nicht besser wusste, hätte sich von der scheinbaren Idylle wohl einlullen lassen. Malleus aber wusste es besser. Die Fersen tief in den lockeren Boden gerammt stand er reglos auf einer der lang gezogenen Dünen und starrte nach Osten. Hinter dem dunstigen Horizont flackerte der neue Tag herauf, wob einen zart leuchtenden Saum zwischen Himmel und Meer, vor dem sich die dunkle See ausnahm wie flüssiges Blei. Sonst gab es nichts dort draußen, woran der Blick sich hätte haften können. Keine Form, keine Silhouette, nur eine unendliche Wasserfläche und darunter, verborgen im ewigen Halbdunkel, zog die schreckliche Weltenschlange ihre Bahnen. Malleus hasste die Küste. Kein Krümel Erde, auf den er jemals seinen Fuß gesetzt hatte, war ihm auch nur annähernd so verhasst wie diese unwirklichen Gestade an der Schwelle zum Nichts.
    Dennoch war er auch heute, am Tag des Aufbruches, hinaus in die Dünen gestapft, so wie an jedem Morgen, seit die Nornen ihren Spaß daran gefunden hatten, den Handelszug an die Bruchkante der Welt zu fesseln. Kein Tag war vergangen, an dem er nicht die fünf Meilen durch, Sturm, Regen, Schnee und Frost auf sich genommen hatte. Er konnte einfach nicht anders. Was ihn hierher zog, war nicht etwa, wie er vorgab, die drangvolle Enge des improvisierten Lagers, die Notwendigkeit, in Ruhe seine Gedanken zu ordnen oder der Umstand, dass er die Visagen seiner Reisegefährten längst nicht mehr sehen konnte. All das entsprach zwar den Tatsachen, hätte aber für sich genommen noch lange nicht ausgereicht, ihn an diesem grauenhaften Ort zu treiben. Das Grauen selbst war es, das ihn auf ebenso unerklärliche wie unheimliche Weise anlockte. Immer und immer wieder. Das bloße formlose Grauen, das ihn schon beim ersten Blick auf die gähnende Endlosigkeit gepackt und seitdem nie wieder ganz losgelassen hatte.


    Zehn Monate waren vergangen, seit er Gowin den Belgier mit zerschlagenen Knochen am Castellum Mattiacorum in den Rhenus geworfen hatte; vier Monate, seit Gowins’ batavischer Handlanger Degenar dem Beispiel seines einstigen Geldgebers gefolgt und im Albis versunken war, und fast zweieinhalb Monate – neunundsechzig verdammte Tage – waren verstrichen, seit er eine der idiotischsten Entscheidungen seines Lebens getroffen hatte. In Treoua war das gewesen. An einem jener trügerisch milden Tage, die Gallonius Caecus, dem Verantwortlichen der ganzen Misere, ein frühes Winterende vorgegaukelt und dazu bewogen hatten, Hals über Kopf einen dilettantisch geplanten Handelszug an die Küste des Mare Suebicum zusammenzustellen, um noch vor allen anderen Kaufleuten Wein, Stoffe und Keramik gegen Sucinum einzutauschen. Und Malleus, dem ansonsten nichts über eine gründliche Vorbereitung ging, war so dumm gewesen, sich trotz seiner Skepsis zur Mitwirkung an diesem sträflichen Leichtsinn breitschlagen zu lassen. So gesehen war er natürlich selbst schuld daran, an diesem verfluchten Ort ausharren und dabei dem Grausen in den Schlund starren zu müssen. Er hätte sich nie und nimmer darauf einlassen dürfen, hätte schon in Treoua kehrt machen und an den Rhenus zurückkehren sollen, gleich nachdem er dem lange gesuchten Bataver das Licht ausgeblasen hatte. Aber nein, anstatt wie üblich seinem Bauchgefühl zu lauschen, war er dem unerfahrenen römischen Kaufmann Gallonius Caecus nach Norden gefolgt, getrieben von einem blödsinnigen Gefühl der Verpflichtung, denn letztlich war es Caecus gewesen, der – ohne es zu ahnen – den Jäger zum Wild geführt hatte. Das allerdings war eine völlig andere Geschichte.


    Dass der ursprünglich als kurzer Abstecher geplante Zug zu einer einzigen Katastrophe geraten war, erschien im Nachhinein betrachtet wenig erstaunlich. Ein Fehler zog den anderen nach sich. Ein Ungemach bereitete den Boden für das nächste. So war das nunmal. Wer mit Proviant für einen knappen halben Monat loszog, mitten im Winter, mit einer eilig zusammen gewürfelten Mannschaft aus Grobklötzen verschiedenster Stämme, ohne einen einzigen Zugochsen als Reserve, ohne genügend Werkzeug, Feuerholz und Baumaterial, ohne genauere Ortskenntnis, geführt von zwei undurchsichtigen Einheimischen, die darauf bestanden hatten, die Hälfte ihres Lohnes schon im Voraus zu erhalten, wer sich derart am gesunden Menschenverstand versündigte wie Caecus und Malleus es getan hatten, der brauchte sich nicht zu wundern, wenn die Götter Lust bekamen, mitzuspielen. Und das hatten sie denn auch getan. Mit vollem Einsatz.


    Schon am Abend des ersten Reisetages hatten sie Regen geschickt. Strömenden Regen. Unmengen davon. Dann, nach einer Nacht ununterbrochenen Gießens war ein Sturm aufgezogen. Gefolgt von Nebel, in dem man bestenfalls so weit sehen konnte wie ein Ochsengespann lang war. Am Morgen des dritten Tages war der Nebel endlich verschwunden, und mit ihm die einheimischen Führer. Dafür hatte es zu schneien begonnen. Dicke nasse Flocken. So dicht, dass sie die Sicht kaum weniger beeinträchtigten als der milchige Dunst der vorangegangenen Tage. Im Grunde der ideale Zeitpunkt, um die närrische Unternehmung abzubrechen und umzukehren. Zumal sich die von Caecus angekauften Zelte, drei ausgemusterte Papiliones aus Legionsbeständen, als brüchige, kaum gefettete Lederlappen erwiesen hatten, die zwar den Wind, nicht aber die Feuchtigkeit abhielten. Erschwerend hinzu kam der lächerlich geringe Vorrat an Brennholz, das laut Caecus nur unnötig Stauraum gekostet hätte und problemlos aus den Wäldern ergänzt werden konnte. Die Wälder aber, meist lichte Birkengehölze, dampften vor Nässe und gaben keinen trockenen Span her.
    Trotzdem waren sie weiter gezogen, was zum Großteil Caecus’ unerschütterlichem Optimismus geschuldet war. Geschäftige Handelsplätze hatte er ihnen in Aussicht gestellt, ausgedehnte Siedlungen, in denen sich alles beschaffen ließ, woran es fehlte. Trockene Quartiere, frisch gebrautes Bier, saftiges Wildbret, willige Weiber und vor allem: Sucinum in rauen Mengen und damit einen mehr als erklecklichen Erlös für jeden der Männer. Sie hatten es ihm abgenommen. Alle, auch Malleus, der ohnehin nichts besseres zu tun hatte. Mit der Wahrheit, nämlich, dass die großen Handelsplätze für Sucinum nicht im Norden sondern im Osten lagen und er mit seiner Expedition in Wirklichkeit völlig neue Märkte hatte erschließen wollen, war Caecus erst herausgerückt, als er viele Tage später fiebernd im klammen Stroh lag.


    Auf diese von Caecus prophezeiten geschäftigen Handelsplätze waren sie im weiteren Verlauf der Reise natürlich nicht gestoßen, stattdessen auf tückische Moore, auf winddurchtostes Strauchland, tropfende Forste und selten, sehr selten, auf winzige Gehöfte, bewohnt und bewirtschaftet von rauen unzugänglichen Menschen, deren Dialekt nur mühsam zu enträtseln war. Ein Teil der mitgeführten Waren, eigentlich für den Erwerb von Sucinum gedacht, war in diesen Tagen gegen Elementares wie Milch, Korn, Heu und Feuerholz eingetauscht worden. Einen weiteren Teil hatte ein nebelverhangenes Hochmoor verschlungen, samt Zugochsen und Treiber. Ohne ortskundigen Führer, allein gestützt auf die teils recht widersprüchlichen Wegbeschreibungen der Einheimischen war die ausgedünnte Kolonne kaum mehr vom Fleck gekommen. Malleus, dem neben den Aufgaben des Geleitschutzes auch Einteilung und Ausgabe der Rationen sowie die Aufrechterhaltung der Disziplin oblag, hatte in immer kürzeren Abständen dreinschlagen müssen, um den murrenden Tross zusammen zu halten. Noch ein paar Tage mehr des blinden Herumirrens in Nebelbänken, Regenstürmen und Flockenwirbeln hätten zweifellos zu ernsthaften Zusammenstößen geführt. Aber so weit war es nicht gekommen. Einen Tag nach dem bedauerlichen Zwischenfall im Moor hatten sie endlich einen Landstrich erreicht, der den Beschreibungen, die Caecus vom Hörensagen kannte, frappierend ähnelte. Eine schmale, nach Nordosten weisende Bucht hatte sich vor ihnen aufgetan, an deren Südufer eine stattliche Zahl von Langhäusern aus dem Dunst schimmerte. Zumindest von weitem betrachtet, war ihnen diese Siedlung vorgekommen wie ein wohlmeinendes Versöhnungsgeschenk der Götter. Ein Trugschluss, wie sich beim Näherkommen herausgestellt hatte.


    Zwischen die niederen Gebäude war knietiefer Schlamm gedrungen, viele Häuser waren gänzlich abgedeckt, manche gar bis zum Türsturz überschwemmt worden. Ein heilloses Durcheinander undefinierbaren Gerümpels hatte sich an den Hauswänden aufgetürmt. Alles, was zwei Hände hatte, ob Mann, Frau, Kind oder Greis, war damit beschäftigt gewesen, das verbliebene Hab und Gut aus dem Morast zu graben und den heimgesuchten Teil der Siedlung wieder einigermaßen bewohnbar zu machen. Denkbar ungünstige Voraussetzungen für Handelsabschlüsse jedweder Art. An ein erschwingliches Quartier für achtzehn Mann, sechs Pferde und ein Dutzend Ochsen war unter diesen Umständen gar nicht zu denken gewesen, und für das Wenige an Viehfutter, Holz und Lebensmitteln, das sich hatte erwerben lassen, war ein Großteil der Keramikwaren und sämtliche Stoffballen draufgegangen.
    Obwohl nur dürftig verproviantiert, ernüchtert und eingeschüchtert von der zerstörerischen Gewalt der Fluten, hatte sich die Mannschaft ein letztes Mal von Caecus’ Überzeugungskraft blenden lassen und war weiter gezogen; in respektvollem Abstand zum Südufer der Bucht nach Osten, wo Caecus einerseits auf weitere Siedlungen zu stoßen hoffte, denen Wind und Wasser weniger hatten anhaben können, und wo er andererseits einen Küstenabschnitt vermutete, den die Sturmflut in eine wahre Halde aus Sucinum verwandelt haben musste. Auch das war schief gegangen.


    Nach sechs Stunden Wegstrecke bei ungewöhnlich milden Temperaturen war plötzlich ein greller Blitz keine fünfzig Schritte vor dem ersten Gespann in eine einsam dastehende Buche gefahren, begleitet von ohrenbetäubendem Donner, der Pferde und Ochsen augenblicklich in Panik versetzt hatte, und nicht nur die. Ein weiteres Zeichen des Götterzornes hatte es nicht mehr gebraucht, um den Zug zum Stehen zu bringen. Diesmal endgültig. Während Treiber und Reiter noch damit beschäftigt waren, die Tiere zu beruhigen, hatte sich ein veritables Wintergewitter über dem flachen Land entladen. Erst wütende Böen und Regenschauer, dann eisiger Sturmwind und Schneeregen, danach Windstille und erstickend dichtes Schneegestöber. Stunde um Stunde.
    Am trüben Ende einer klirrend kalten Nacht hatte Malleus angesichts des wieder auffrischenden Windes drei der sechs Karren entladen und auseinander nehmen lassen, um sie zusammen mit den vollgesogenen Zeltplanen und mühsam aus dem schneebedeckten Boden gestochenen Grassoden zu einer improvisierten Unterkunft zusammen zu zimmern. Hätten die durchgefrorenen Männer damals geahnt, dass sie noch Dutzende von Tagen in diesem Verschlag würden ausharren müssen – sie wären vermutlich lieber in alle vier Himmelsrichtungen davon gekrochen als sich das anzutun. Malleus eingeschlossen. Aber auch er hatte zu diesem Zeitpunkt noch immer gehofft, lediglich vom letzten Aufbäumen eines ansonsten milden und kurzen Winters erwischt worden zu sein. Als kurz hatte sich der Winter dann aber ganz und gar nicht erweisen und als mild erst recht nicht, vielmehr als wild, launisch und gehässig. Er war nicht einfach mal eben eingebrochen, sondern hatte sich dauerhaft niedergelassen. Nicht allein mit Schnee und Eis, wie man es im südlicheren Germanien gewohnt war. Dieser Winter hatte – mit Ausnahme von Sandstürmen – so ziemlich alles aufgeboten, was man sich an Unbilden vorstellen konnte. Sturmwind von Westen, Sturmwind von Osten, Regen, Schnee, Gewitter, vereinzelt sogar Hagel. Frost, Tauwetter, wieder Frost, wieder Tauwetter, und nicht zuletzt die zermürbenden Begleiterscheinungen, die eine solche Lage zwangsläufig mit sich brachte. Mangel, Händel, Krankheit. Und doch waren all diese unerfreulichen Entwicklungen nicht mehr als ein bloßes Ärgernis verglichen mit dem, worauf Malleus bei einem seiner Erkundungsgänge nur ein paar Meilen weiter östlich gestoßen war: Das blanke Entsetzen. Die offene See. Das todbringende Reich der Midgardschlange.


    Seit jenem Tag war ihm das grauenvolle Bild des schäumenden Weltendes nicht mehr von der Seele gewichen, weder im Wachen noch im Träumen; hatte ihn jeden Morgen auf’s Neue zu sich gezogen wie das Aas den Geier. Bei jedem Wetter. Über Schnee, Eis, Matsch und Schlamm. Trotz der Schmerzen, die die Witterung in seinen alten und neueren Narben pochen ließ, trotz der Beklemmung, die ihm die Brust einschnürte. Hier draußen auf den Dünen, im salzig sauren Atem der Schlange, verlor die ganze Drangsal des Lagers an Bedeutung, hier blieb ihm nur noch der nackte Wille, um sich gegen die eigenen Ängste zu stemmen. So auch an diesem, dem letzten Tag.


    Sechs Männer hatte der vergangene Winter sich geholt. Vier waren am Fieber zugrunde gegangen, einer verschollen und einer im Streit erschlagen worden. Nicht von Malleus, wie der händelsüchtige Amisvarier es durchaus verdient hätte, sondern von seinem eigenen Stammesbruder. Malleus hatte es längst aufgeben, sich in die regelmäßigen Keilereien einzumischen. Caecus und zwei hochanständige Chauken mal ausgenommen, gingen ihm die Männer allesamt gehörig auf die Nerven. Es lohnte nicht, sich mit dem Pack herumzuschlagen, und außerdem – auch wenn er es sich nicht anmerken ließ – fühlte er sich langsam zu alt für diesen Scheiß. Seinetwegen hätten auch noch ein paar weitere hungrige Mäuler in’s Gras beißen können. Gebraucht wurden sie jetzt ohnehin nicht mehr. Es gab kaum mehr etwas zu treiben, zu verladen oder zu bewachen. Von zwölf Ochsen waren ihnen fünf geblieben. Drei hatten sie – ebenso wie zwei der Reittiere – an die Schneestürme verloren, zwei selbst vertilgt und den Rest zusammen mit den nutzlos gewordenen Keramikwaren im Laufe der letzten sechs Tage auf den spärlich gesäten Höfen des Umlandes gegen Werkzeug und Proviant für den Rückweg getauscht. Auf dem Wein waren sie sitzen geblieben. Den Luxus brauchte hier kein Mensch.
    Fünf Ochsen, vier Pferde, drei morsche Karren, eine Ladung Wein und ein Dutzend zum Teil kranker Männer galt es also, heil nach Treoua zurück zu bringen. Kein Sucinum. Nicht einen Klumpen. Das Interesse an Sucinum war allen gründlich vergangen. Auch Caecus. Der hatte das Fieber nur mit ausgesprochen viel Glück überlebt und wollte bloß noch zurück in die Zivilisation. Zumindest am Wetter würde es nicht mehr scheitern. Vier sonnige Tage waren verstrichen. Das musste reichen. Der Boden war zwar noch feucht aber immerhin fest genug, um die Karren zu tragen. Höchste Zeit, sich endlich davonzumachen.


    Während Malleus seinen Gedanken nachgehangen war, hatte sich draußen auf See ein rotgelb glühendes Oval aus den Fluten erhoben. Geteilt von der düsteren Linie des Horizontes. Zitternd. Lauernd. Das Auge einer Schlange. Schaudernd wandte er sich ab und trat mich weichen Knien den Rückweg zum Lager an. Nichts wie weg hier. Nach Süden. Nachhause. Wo immer das auch sein mochte.

    Interessant.
    Von dem Streifen hab' ich vorher noch nie was gehört.
    Ich dachte immer, mehr Fasching als in "The Fall of the Roman Empire" geht gar nicht.
    Tjo - man lernt ja bekanntlich nie aus. :)


    Übrigens: Wer's authentisch und aktuell mag, dem sei die taufrische Event-Serie "Barbarian Rising" von HISTORY an's Herz gelegt ................................................ nicht! :dagegen: :P


    Wobei – die deformierten Presslederdeckel, die einem da als Legionärshelme präsentiert werden, sind schon mal einen Blick wert. :D