Beiträge von Titus Quintilius Canus

    Der Quintilier stand in der Formation, man wartete auf kommende Befehle. Sie waren angetreten, um weiteres Exerziertraining über sich ergehen lassen zu dürfen. Dass der Praefectus sie dabei mit seiner Anwesenheit beehren würde, das hatte sich vorher schon ein wenig herumgesprochen und so hatten sich die Soldaten schon darauf einstellen können. Canus hoffte dabei nur, dass die Anwesenheit dieses hohen Vorgesetzten die Übung nicht behindern würde. Nicht etwa, weil der Praefectus sich irgendwelche gestellten Szenen ansehen wollte, aber unter Aufsicht einer derartigen Person war es eben doch schwierig zu üben, ohne einen unnötigen Druck zu verspüren. So hoffte er auf die schlichte Pflichterfüllung seiner Kameraden.


    Dann aber kamen auch die entsprechenden Befehle, der Quintilier nahm gemeinsam mit seinen Kameraden Haltung an, die Ankunft des Praefectus Urbi wurde über den Platz gerufen. Tief atmete Canus durch, wartete in Ruhe ab und war schon gespannt, was genau heute an Kommandos und Übung auf dem Plan stehen würde. Mit den Augen folgte er dabei natürlich den Bewegungen des Präfekten, so wie es auch einige seiner Kameraden taten - ansonsten bewegten sie sich jedoch nicht. Die Ausrüstung wog schwer, aber man hatte sich durch das ununterbrochene Training inzwischen daran gewöhnt. Die Formation sah gut aus, sicherlich. Doch der Quintilier machte sich nichts vor: Jeder der Soldaten hatte in dem ein oder anderen Bereich dennoch etwas zu üben.

    Auch der Quintilier versah seinen Dienst pflichtgemäß in der designierten, neuen Station - wenngleich noch das Gebäude dort stand, welches hoffentlich bald abgerissen werden würde. Die wenigen Urbaner und die zugeordneten zivilen Kräfte hatten nicht wirklich viel Platz und es war alles recht provisorisch angelegt, was dem Miles nicht unbedingt gefiel. Er wollte das neue Gebäude lieber heute als morgen dort stehen haben, seinen Dienst nicht mehr derart provisorisch versehen müssen. Offiziell war er eigentlich als Wachsoldat eingeteilt - wenngleich aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten nicht allzu viele nötig waren. Doch da er tatsächlich lesen und schreiben konnte, auch mathematische Kenntnisse besaß - half er den Schreibkräften hier und dort, wo es eben nötig war.


    Das Scutum hatte er dabei im Inneren neben der Tür zu der Räumlichkeit abgestellt, der Dienst war doch relativ locker organisiert und es gab momentan kaum etwas zu befürchten - der 'Papierkram' war da doch schwerwiegender als der Wachauftrag, weshalb letzterer sich recht locker gestaltete. Als der Praefectus Urbi - mal wieder - in die Räumlichkeiten eingetreten war, nahm natürlich auch Canus Haltung an, als er gerade eigentlich selbst in eine Wachstafel vertieft war. Er überprüfte gerade die Berechnungen eines der Schreiber, welcher wiederum in einem Gespräch mit einem der derzeitigen Bewohner der Insula verwickelt war.


    Bei dem Gespräch zwischen dem Präfekten und dem Centurio blickte er wiederum etwas auf. Ja, die Aktion mit der Straßenreinigung war auch an ihm nicht vorbeigegangen, doch im Endeffekt war es für ihn eher weniger vom Interesse gewesen. Da sich der Praefectus und der Centurio gerade im Gespräch befanden, stand es Canus wohl nicht zu, sich direkt einzumischen - jedenfalls seiner Meinung nach. Doch wandte er sich an den Schreiber, welchem er gerade mit dessen Berechnungen half und schüttelte den Kopf. "Meiner Meinung nach, gehören die wenigen, letzten Unwilligen mit Gewalt umquartiert. Sicherlich keine schöne Sache, aber ohne strenge Durchführung der Anweisungen werden wir nicht weit kommen - außer wir bieten noch mehr Anregungen und Sesterzen," gab Canus zu bedenken, was der Schreiber wiederum mit einem kurzen Zucken seiner Gesichtszüge und einem Nicken quittierte. Zu sehr war der Schreiber doch in seine Aufzeichnungen vertieft, doch hoffte der Quintilier, dass seine Worte dabei eher jemand anderen erreichten.

    Was in der Iunia eigentlich vorging, was sie alles durchgemacht hatte und was sie zu diversen Entscheidungen in dieser Situation brachte – selbst wenn der Quintilier dieses Ausmaß erkennen würde, so würde es ihm doch schwer fallen dies nachzuvollziehen. Auf ihre Worte hin schmunzelte der Miles, schüttelte kurz den Kopf. „Nach Germanien? Das wäre wohl Verschwendung,“ äußerte er seine Gedanken mit Worten, die wohl vermutlich nicht gänzlich passend waren – aber er wusste sich nicht anders auszudrücken. Er wusste nichts anderes zu sagen, was irgendwo gegenüber einer jungen Frau, geschweige denn im Dienstbetrieb, angemessen gewesen wäre.


    Auf ihre folgenden Worte hin musste er kurz lachen. „Für wen oder was hältst du mich eigentlich? Ich foltere niemanden und presse auch sonstwie keine Dinge aus jemandem heraus. Sicherlich fällt es mir schwer, dir so ohne weiteres zu glauben, nach allem was passiert ist. Dennoch weiß ich durchaus mit gesundem Menschenverstand an solche Dinge heranzugehen,“ betonte der Quintilier dabei und blickte kurz auf die Iunia herab.


    Ihr Lächeln heiterte den Miles dabei genauso auf, wie auch ihr Lachen. Doch es war der Iunia deutlich anzusehen, dass irgendetwas sie beschäftigte und ihre Gedanken heimsuchte. Er sah durchaus die Bewegung ihrer Hand, während sie die Straßen entlang schritten und im Anschluss daran erkannte er auch die Narbe, die ihm vorher gar nicht aufgefallen war und die Caerellia wohl zu verbergen versucht hatte. „Was ist das?“ fragte er zunächst ziemlich schroff und unbeholfen. Auch wenn er durchaus auf Etikette achtete, so kam in ihm ab und an mal eben doch der einfache Miles heraus, der schlichte Mann, der sich auch eben genauso ausdrückte. Allerdings bemerkte er dies, biss sich kurz auf die Unterlippe und richtete seinen Blick abermals auf die Iunia. „Ist... dir was zugestoßen?“ fragte er nun ein Stück weit einfühlsamer, jedenfalls versuchte er dies, während sein Blick auf ihrem Gesicht lag. Zu versuchen ihr Vertrauen zu gewinnen war in dieser Situation wohl die beste Strategie, während er ihr immer noch nicht sehr weit vertraute - wer konnte garantieren, dass sie nicht wieder weglaufen würde?

    Streife mit den Vigiles zu gehen war eine absolute Neuerung für den Quintilier, wie wohl auch für seine Kameraden. Eine gänzlich ungewohnte Angelegenheit, vor allem unter dem Gesichtspunkt des eigentlichen Auftrages. Dabei war deutlich zu erkennen, das immer noch geschäftiges Treiben herrschte. Gut, für diese Stadt war dies nicht ungewöhnlich, aber aus irgendeinem Grunde kam es dem Quintilier so vor, als ob es in der Subura noch ganz andere Ausmaße annahm, als in anderen Vierteln der Stadt. Doch da täuschte er sich vielleicht auch einfach.


    Wieder lauschte er dabei den Worten des Vigil Sam, während er in Ruhe folgte und nickte für sich. Zunächst bedurfte dies keines weiteren Kommentars. Viel interessanter waren dabei dessen Kommentare bezüglich guter Orientierungspunkte, welche man auch in der Nacht gut ausmachen und erkennen konnte. „Was auch immer Sam als markanten Punkt ansangt, ihr merkt euch dies!“ wandte er sich kurz an die anderen Urbaner mit deutlichem Nachdruck. Denn im Fall der Fälle sollte jeder einzelne der Soldaten wissen, wo er sich ungefähr befand.


    Es war dabei merkwürdig anzusehen, wie die Vigiles von diversenen Bewohnern relativ freundlich zur Kenntnis genommen und begrößt wurden – damit hätte er nun nicht unbedingt gerechnet. Wobei er sich im gleichen Moment auch fragte weshalb, immerhin waren die Vigiles eine sehr viel kleinere Bedrohung für diverses Klientel als es wohl die Urbaner waren. Dem Gesang Sams lauschte er für einen Moment, durchaus belustigt und mit einem leichten Grinsen auf den Lippen – merkwürdige Begebenheit, das fand Canus schon immer.


    Auf Albinus' Worte hin nickte der Quintilier. „Absolut richtig. Sicher, wir sollten beide Arten vorrätig haben, aber für die einfache Streife würde ich die helle Lampe bevorzugen – gehört und gesehen werden wir so oder so, warum also nicht die eigene Sicht gleich verbessern? Sollte es ein Auftrag verlangen, kann man sicherlich auch unter Umständen die abblendbare Lampe verwenden,“ bekräftigte er noch einmal seine eigene Aussage und bestätigte dabei auch die seines Kameraden.


    Nebenbei bemerkte er durchaus irgendeine Tuschelei unter den Vigiles, doch der Quintilier vermochte nicht wirklich zu vernehmen, um was es eigentlich ging. Aufmerksamer jedoch wurde er, als der Vigil, welcher sich als Azizos vorgestellt hatte, eine direkte Frage an die Urbaner bezüglich deren Auftrag richtete. Quintilius Canus blickte zu diesem und befand für sich auch direkt, diese Frage beantworten zu wollen: „Um es ganz direkt auszusprechen, ja: Unser Auftrag besteht eher in der Abschreckung. Wir sollen und wollen Präsenz zeigen, diverse Aktivitäten direkt im Keim ersticken und je nachdem, wie die Lage eben ist, gibt es sicher auch die ein oder andere Ermittlung. Das Vorgehen bei diesen hängt dabei von der jeweiligen Lage ab.“ Ein kurzes, freundliches Lächeln umspielte dabei Canus' Lippen, als er die Frage des Vigil relativ oberflächlich und allgemein beantwortet hatte. Jedoch wollte er nicht zu sehr ins Detail gehen, allein schon weil er den Peregreni – aus welchen die Vigiles überwiegend bestanden – nicht unbedingt sehr weit traute.


    Schließlich folgte Canus' Blick kurz Sams Worten in Richtung der Garküche, an welcher sie gerade vorbeikamen. Er nickte kurz für sich, tatsächlich bekam er an dieser Station gerade irgendwie ein wenig Hunger – doch das musste wohl oder übel warten. Auf Sams weitere Worte hin musste der Miles jedoch schmunzeln. „Na, dass den Menschen in der Subura der Unterschied zwischen Vigil und Urbaner geläufig ist, habe ich auch irgendwo erwartet. Aber die Menschen brauchen sich keine Sorgen zu machen: Bald schon wird wieder für sehr viel mehr Ordnung gesorgt.“ Und dies sprach er durchaus mit einer gewissen Vorfreude aus.

    Die Antwort des Vigil war zumindest ehrlich und auch sicherlich nicht unbegründet. Auch Canus war nicht unbedingt abseits jegliches Vorurteils gegenüber mancher Peregreni. So nickte er auf diese Worte hin, ließ sie kurz wirken und vergas sie dann auch wieder. Abseits jeglicher möglicher Spannungen hatten sie hier einen Auftrag zu erfüllen und dies eben in Zusammenarbeit mit Gestalten, welche zwar nicht unbedingt das Bürgerrecht besaßen, aber dem Reich dennoch dienten. Ein zweischneidiges Schwert, wenn man so wollte. Dem Quintilier jedenfalls fiel es nicht sehr leicht, sich eine Meinung über die Männer hier zu bilden.


    Schließlich aber kam der Wortführer der hier versammelten Vigiles wieder, übergab die Laternen. Zwei an Urbaner, zwei an Vigiles - auf jeden Gruppe aufgeteilt. Quintilius nahm eine dieser entgegen, was er sich als militärischer Führer der Urbaner einfach herausnahm - die andere bekam Cerretanus. Die Erklärung bezüglich der verschiedenen Ausführungen war dabei sicher nicht verkehrt, an diesem Punkt hörte der Quintilier aufmerksam zu - nützliche Informationen. Nach der Erklärung bezüglich der Laternen, teilte der Führer der Vigiles diese schließlich auch den beiden Gruppen zu und Canus ließ noch einmal seinen Blick über die Männer schweifen. Dies würde sicherlich eine interessante Erfahrung werden.


    Die dann folgenden Worte des Vigil Sam vernahm der Quintilier mit gespitzten Ohren - eine Aufgabe, die den Urbanern sicherlich nicht zukommen würde. Dennoch war dies ein Klang, den es sich zu merken lohnte, wenngleich auch für ihn nicht völlig unbekannt. Die Worte des Albinus hatte er dabei vernommen, diesem zugenickt. Dem Quintilier ging es genauso. "Du hast recht. Dennoch: Wir haben in dieser Nacht einen Auftrag zu erfüllen. Passen wir uns den Begebenheiten also an," erwiderte Canus in dieser Hinsicht.


    "Nun, ich persönlich würde ein helleres Licht bevorzugen, anstatt der Variabilität," entgegnete der Führer des Contuberniums. "Allein aufgrund unser Ausrüstung sind wir sowieso schon schnell aufzuspüren, also wird es keine Not für irgendeine Heimlichtuerei geben. Solche Laternen, mit variablem Licht, vorrätig zu haben, ist zwar sicher eine Idee, die ich der Führung mitteilen werde. Doch für die normale Streife in der Subura ist dies nicht von Nöten, eher überflüssig," gab der Quintilier dann zu, teilte seine taktische Meinung in dieser Angelegenheit dem Albinus mit.


    Auf die Frage des Sam hin schüttelte Canus schließlich kurz den Kopf. "Nun, es ist sicherlich vor allem die Orientierung bei Nacht, die manch einem unserer Soldaten sicherlich fehlt. Allgemein kennt sich auch nicht jeder in der Subura aus. Aber abseits dessen benötigen wir keine allzu detaillierten Informationen, über euren Dienst. Es wäre natürlich dennoch gut zu wissen, ob es irgendwelche Gebäude, irgendwelche Gruppierungen gibt, denen unser Augenmerk gelten sollte. In dieser Hinsicht haben wir nur rudimentäre Informationen." Dies war eine Feststellung, die dem Quintilier gegenüber Sam sicherlich nicht unbedingt leicht fiel, die dennoch ausgesprochen gehörte. Immerhin war es wohl am besten, wenn sie an dieser Stelle mit offenen Karten spielten.


    Einer der anderen Vigiles richtete dabei aber seine Worte an die Urbaner der ersten Gruppe, welcher dieser scheinbare Peregrinus auch zugeteilt worden war. "Nun, wie gesagt, unsere Ausrüstung sorgt nicht gerade dafür, dass wir jeden Weg ungesehen oder ungehört beschreiten können. Deswegen sollte unser Augenmerk darauf liegen, dass unser Weg stets gut beleuchtet und sichtbar ist. Und... es freut mich deine Bekanntschaft zu machen, mein Name ist Quintilius Canus," erwiderte er auf die Worte desjenigen hin, welcher sich als Azizos vorstellte. Zwar waren ihm Peregreni schon suspekt, doch immerhin legte dieser eine freundliche Art und Weise an den Tag und versuchte auch nochmals die verschiedenen Vor- und Nachteile der Laternenvarianten zu erklären, was für die Urbaner sicherlich nur eine Hilfe war. Wieso also nicht freundlich sein?

    Der Quintilier nickte nun also dankbar, war froh über die klaren Anweisungen - was eben zu einem Soldaten passte. So hatte er nun verschiedenste Möglichkeiten, dem Iulier seine Entscheidung bezüglich des Opfers mitzuteilen. "Ich danke dir. Ich werde dies also mit meiner Schwester, der.... betroffenen Person besprechen und dir anschließend meine Entscheidung, oder eher meinen Wunsch, bezüglich des Datums mitteilen, sowie weitere Einzelheiten bezüglich des Opfertiers und dergleichen. Ich hoffe meine Schwester wird sich freuen," antwortete er also auf die zahlreichen Möglichkeiten und lächelte dabei kurz, wenngleich Caesoninus ihm zumindest auf Letzteres hin sicherlich keine Antwort geben konnte. Doch dies würde Canus eben mit Valentina besprechen müssen.


    Die weiteren Worte des Aedituus ließen den Quintilier ebenso lächeln - sie waren eine Erleichterung. Tatsächlich hatte er Sorge gehabt, dass er diesen Diener der Venus mit seinen scheinbar unwichtigen Belangen stören würde, doch glücklicherweise war diesem nicht so. "Ich danke dir, Caesoninus. Wenn du mir die weitere Frage erlaubst, abseits dieses Themas: Aber wie kann ich in dieser Stadt am besten meine Zeit verbringen? Wie gesagt, ich befinde mich erst seit wenigen Monaten wieder hier, bei meiner Familie, doch der Anschluss fehlt mir. Zwar habe ich bisher einige Bekanntschaften in dienstlichen Belangen machen dürfen, auch muss ich einen Großteil meiner Zeit mit diesen Verbringen. Doch es ist eben ein Unterschied, ob man seine Zeit nur mit Männern in der Castra verbringt oder eben auch mit Menschen außerhalb dieser, wenn du verstehst was ich meine. Und dadurch, dass die Männer meiner Familie allesamt abwesend sind, sehne ich mich in dieser Hinsicht eben doch nach weiteren Kontakten. Ich hoffe, mein Anliegen in dieser Hinsicht ist nur allzu verständlich und dass du mir auch in dieser Richtung einige Hinweise geben kannst." Kurz lag ein Grinsen auf seinen Lippen, es mochte merkwürdig klingen, doch es war einfach nur die Wahrheit, welche der Quintilier an dieser Stelle aussprach.

    Ihr Bruder würde ihr verbieten jemals wieder rauszugehen? Vielleicht war dies keine schlechte Idee, keine schlechte Strafe, wenn er bedachte was sie hier gerade getan hatte. Aber er sprach es lieber nicht aus, das hätte das sich anbahnende Vertrauensverhältnis nur wieder gestört. Kurz musste er bei diesen Worten an seine eigene Schwester denken, dort gab es auch noch einiges zu klären. Aber das war eine ganz andere Geschichte. „Das wäre aber auch wieder eine zu harte Bestrafung für eine junge Frau, mit....“ doch da stoppte er, schmunzelte – zum Glück war ihm noch früh genug aufgefallen, was beinahe unbedacht über seine Lippen gekommen wäre. „Das will man ja niemandem antun,“ schloss er seine Worte nun mehr oder minder elegant ab.


    Wenigstens gab sie aber auch zu, dass an der ganzen Geschichte doch viel mehr dran war. Das war ein Anfang, wenigstens stritt sie es nicht mehr ab. Jetzt musste Canus nur noch versuchen dieses 'mehr' aus ihr herauszubekommen, wobei er sich dabei bisher auf einem guten Weg sah. Allgemein versuchte er aber auch durch sein Verhalten zu erreichen, dass sie sich auf eine gewisse Art und Weise wohlfühlte und mit etwas Glück nicht mehr diese Angst verspürte, die ihr durchaus anzumerken gewesen war. Aber das war wohl auch verständlich. Dies hatte aber nicht unbedingt nur mit seinem neuen, vermeintlichen Auftrag zu tun – er konnte es allgemein nicht leiden, wenn jemand etwas falsches von ihm dachte. Was Caerellia aber bezüglich Scaevina zu sagen hatte, irritierte ihn dann doch etwas. Und er fragte auch gleich, was ihm dabei als erstes auf der Seele brannte: „Und wieso hast du sie dann in Schutz genommen?“ Dabei erwiderte er ihr Lächeln kurz, seine Gedanken schweiften ab – aber glücklicherweise nur für einen Moment.


    „Da hast du eigentlich auch absolut richtig gedacht – ich wollte dich mit der Frage aber nur etwas aus dem Konzept bringen,“ gab Canus nun ein wenig amüsiert zu und blickte für einen kurzen Moment auf sie herab, während er weiter mit ihr ging. Durch sein Erscheinungsbild war es dabei wenigstens nicht allzu schwer, sich an den diversen Passanten vorbeizubewegen. „Aber... ja, deine Gesellschaft ist auch eine angenehme Wiedergutmachung,“ gab er dann zu, um sie in dieser Hinsicht nun doch zu beruhigen. Und es entsprach sogar der Wahrheit. Jedenfalls hätte der Kontrast zwischen ihrem jetzigen Verhalten und dem von vorhin nicht größer sein können. Schließlich schüttelte der Quintilier aber den Kopf. „Lieber werde ich von einer Frau mit Blumen beworfen als von irgendwelchen Halbstarken mit Ochsenmist.“ Daraufhin musste der Miles kurz lachen und tatsächlich hatte er ihr dies inzwischen verziehen, jedenfalls war es nicht mehr unbedingt der Rede wert. „Aber, was ist denn nun dieses Mehr, das da ist? Ich finde, dass du mir diese Antwort schuldig bist, immerhin tue ich dir gerade einen weiteren Gefallen,“ meinte der Urbaner schließlich und grinste kurz auf sie herab, ehe er seinen Blick wieder nach vorne richtete. Einerseits wollte er sie etwas aufziehen, ja, andererseits meinte er es aber auch durchaus ernst.

    Na wenigstens stimmte die Iunia ihm zu, dass es nicht unbedingt die feine Art wäre, wenn er sich von einer jungen Frau bestechen lassen würde. Doch er winkte dies auch kurz ab, es war nicht weiter der Rede wert – dennoch hatte er ablehnen müssen. Allein wegen seiner Dienstauffassung, andererseits aber auch wegen seiner Erziehung. Wie ungeschickt sie dann aber betonte, dass sie ihm wohl nur ihre Gesellschaft anbieten konnte, wobei dies auch nicht unbedingt falsch klingen sollte, amüsierte den Miles für einen Moment wieder. Dass sie auch noch an sein Mitleid appellierte vervollständigte nur sein Bild von ihr, irgendwie war es ja fast schon niedlich. Doch innerlich musste er sich selbst ermahnen. War dies vielleicht nur gespielt? Gerade Frauen waren doch oftmals gut in solchen Dingen, spielte sie ihm etwa nur das kleine, unschuldige Mädchen vor? Schwer abzuschätzen. Insgesamt musste der Quintilier bloß aufpassen, dass sie ihn nicht abermals hereinlegen würde. So ehrlich die junge Frau einerseits auch schien, so sehr konnte dies alles nur gespielt sein.


    „Nun, ich werde schon eine Erklärung dafür finden,“ erwiderte er bezüglich der Strecke. Zwar waren dies keine unbedingt gute Ausgangslage, aber irgendwie hatte ihre Mitleidstour ihn dann doch etwas gepackt. Außerdem hoffte er immer noch darauf, dass er irgendwie an vernünftige Antworten zu der ganzen Sache hier kommen würde. „Und schon gut... was wäre ich nur für ein Soldat, was für ein Mann, wenn ich eine junge Frau alleine durch die Straßen ziehen lassen würde?“ fragte er rhetorisch und versuchte sich so selbst irgendwie einzureden, dass er hier das richtige tat – zusätzlich zur möglichen Informationsbeschaffung.


    „Also ist da doch mehr, hm?“ fragte er dann vorsichtig, aber auch recht neutral nach. Denn wie sie seinem Blick auswich, was sie da sagte – all dies zeigte nur allzu deutlich, dass sie eben doch eine Erklärung dafür hatte, warum sie und ihre Begleiter weggelaufen waren. Zunächst nickte er dann aber, erwiderte ihren Blick und versuchte sich trotz der merkwürdigen Situation zu einem Lächeln zu zwingen. Er tat einen Schritt zur Seite, drehte sich etwas und wollte ihr so den Vortritt lassen. „Gehen wir, Iunia Caerellia,“ erwiderte er ihre Frage, nur um ihr anschließend zu folgen. „Wie lange kennst du deine Begleiterin denn schon?“ fragte er, hoffte so allmählich an vernünftige Antworten zu kommen – der Name ihrer Begleiterin war ihr dabei entfallen, falls er ihn überhaupt erfahren hatte. Er konnte es nach der kleinen Verfolgungsjagd gerade nicht mehr wirklich rekapitulieren. „Außerdem... woher willst du denn wissen was mir möglicherweise gefallen könnte und was nicht?“ fragte er dann ein wenig belustigt, griff so ihre Worte von vorhin wieder auf. Vielleicht konnte er so insgesamt ja doch irgendeine Art von Vertrauensverhältnis zu ihr aufbauen und selbst wenn hinter all dem hier nichts strafrechtliches stand, so wollte er zumindest für sich persönlich irgendwelche Antworten bekommen – seine Neugier war nach wie vor groß.

    Nachdem der Quintilier die Truppe kurz vorgestellt hatte, war die Unterhaltung der Vigiles für einen Moment verstummt - nur um durch einige Worte in einer fremden Sprache ersetzt zu werden. Nur für einen Moment richtete sich Canus' Blick daraufhin auf denjenigen, der diese Worte ausgesprochen hatte. Sein Gesichtsausdruck zeugte nicht gerade von Begeisterung, aber für den Moment sagte er lieber nichts dazu. Immerhin wollten sie etwas von den Vigiles und nicht umgekehrt.


    Schließlich aber stellte sich einer der Vigiles als Sam vor, woraufhin der Miles seinen Blick auf diesen richtete. Es folgte ein kurzes Nicken auf die Worte seines Gegenüber hin. "Verzeih', das mit den Fackeln hatte mir niemand gesagt, mein Fehler," erwiderte er zunächst und blickte dann zu den übrigen Urbanern. Dass der Furier dabei mit den übrigen Vigiles ein wenig scherzen wollte, hatte er zwar notiert doch er würdigte es lieber noch keines Kommentars. "Ihr habt Sam gehört, löschen wir die Fackeln," befahl er, als er sich auch in Bewegung ín Richtung des nahegelegenen Brunnen an der Statio versetzte, um die Bitte... oder viel mehr die Anweisung des Vigil auszuführen. Kurz darauf beäugte er auch wieder seine Entourage, welche nach und nach ebenfalls der Anweisung folgten.


    "Cerretanus, Albinus, Didius - ihr bildet mit mir die erste Gruppe. Der Rest die zweite," befahl er schließlich und hob seinen rechten Arm, um sich kurz am Nacken zu kratzen. Insgesamt ein merkwürdiges Unterfangen. Ein wenig ließ er noch seinen Blick schweifen, während sie darauf warteten, dass der bisher freundliche Vigil den Urbanern ebenso Laternen beschaffte.


    Sim-Off:

    Ich hab' uns Urbaner mal in eine gemeinsame Gruppe gepackt - sodass wir zusammen schreiben können. War jedenfalls mein erster Gedanke. Falls jemand anderer Meinung ist, kann er mir diese gern mitteilen und ich editiere fix ;)

    Gemäß Befehl hatte der Quintilier nun das designierte erste Contubernium der Suburacenturie zu der Station der Vigiles geführt, welche für die städtischen Regiones VI und VII in Rom zuständig war. Er hatte am dienstfreien Tag zuvor, vor der Nachtstunde, sichergestellt, dass jeder der Kameraden den Befehl der vorgesetzten Stellen verstanden hatte: Militärische Kleidung, als Bewaffnung nur ein Pugio, rechtzeitiges Sammeln in der Castra Praetoria, um rechtzeitig abmarschieren zu können. Da die Straßen nur an den wenigsten Stellen ausreichend beleuchtet waren, führte der Quintilier als militärischer Führer der Teileinheit ebenfalls eine Fackel - jedenfalls bis zur Station der Vigiles. Es war für die Männer eine ungewohnte Situation zu dieser Stunde Streife laufen zu müssen, noch zusammen mit dieser anderen Einheit hier in Rom. Doch Befehl war Befehl. In jedem Falle war er froh, dass er trotz fehlenden Ranges, als inzwischen Dienstältester des Contuberniums klar als militärischer Vorgesetzter festgelegt worden war - dies beugte Kompetenzstreitigkeiten vor. Für das Vorhaben selbst, hatten aber deutlichst die Vigiles das Sagen, die Urbaner sollten 'nur' folgen, aufpassen und Informationen aufsaugen.


    An der Station der Vigiles angekommen waren auch schon einige wenige von ihnen auszumachen, scheinbar schienen sie sich für die bevorstehende Nachtstreife zu sammeln - sie waren diese Aufgabe immerhin auch gewohnt.


    "Salvete," begrüßte Canus zunächst die Vigiles, nachdem er mit seinem Contubernium zum Stehen gekommen war. "Miles Quintilius Canus, ich melde das erste Contuberium der neuen Suburacenturie der Cohortes Urbanae bereit zum Dienst. Wir sollen euch heute Nacht begleiten," fügte er dann schließlich hinzu und zweifelte dabei gar nicht daran, dass die Vigiles über das Vorhaben bereits unterrichtet worden war.

    Die Situation war alles andere als zufriedenstellend, bisher hatten sie eher Gebiet verloren als es halten zu können. Dabei war dem Quintilier nicht klar, ob es an ihm, den eigenen Milites oder den 'Gegnern' lag. Im Prinzip war es in diesem Moment auch egal, immerhin galt es einfach den Auftrag auszuführen und möglichst die Verteidigung aufrecht zu erhalten - und das hoffentlich siegreich.


    Während der Quintilier versuchte das Kommando aufrecht zu erhalten und so irgendeine Art von Struktur in die Horde der verteidigenden Milites zu bringen - welchen kein unmittelbarer Vorgesetzter vorstand - ergriff nun der Furier die Initiative und brachte sich selbst an vorderster Linie an der Treppe in Stellung, um die übrigen Milites zum Auffüllen der Lücken anzuspornen. Nichts, was ihn jetzt beunruhigen musste, zunächst jedenfalls. Doch das vorwärts Drängen der eigenen Kräfte hätte er so nun nicht befürwortet. Ein Angriff in dieser Situation? Das konnte gut, aber auch schlecht ausgehen, er hätte lieber weiter die verteidigende Position ausgenutzt.


    "Nicht zu weit vorrücken!" brüllte er also, versuchte so Cerretanus etwas die Initiative rauszunehmen. Nicht weil er ihm etwas Böses wollte, dass er an vorderster Linie die Initiative ergriff war keine falsche Idee. Aber den angreifenden Truppen nun entgegen zu rücken, war seiner Meinung nach nicht die beste Idee.


    Sim-Off:

    Alles gut, solange du es eben willst ;)

    Kurz erwiderte Canus die Reaktion des Aedituus mit einem leichten Lächeln. Nette Worte und sicherlich machten sie dem Quintilier auch Hoffnung. Doch so gläubig er auch war, so wenig rechnete er tatsächlich mit guten Taten der Götter, zumal Venus ihm aufgrund seiner Karrierewahl ohnehin nicht sehr behilflich sein konnte - aber das war auch ein gänzlich anderes Thema.


    Auf die Frage des Iuliers hin zögerte der Soldat in Zivil kurz, seufzte leicht. "Das hatte schlichtweg familiäre Gründe, ich habe den Großteil meiner Kindheit und Jugend nicht in Rom verbracht. Eine komplizierte Geschichte, aber eben eine, weswegen ich meiner Meinung nach durchaus in der Schuld meiner Schwester stehe," versuchte der Quintilier etwas klarer zu werden. Und sicherlich hatte Caesoninus auch weiter recht, Canus oblagen auch einige Pflichten, aber dies sah er nicht allzu eng. "Nun, ich mache mir keineswegs Gedanken darum, dass das Wohl der Familie oder meiner Schwester durch diese Verbindung gefährdet wäre, das ist es eben nicht. Es ist eine rein persönliche Angelegenheit, weshalb ich diese Verbindung in einigen, wenigen Aspekten kritisch sehe. Aber dies sind eben Dinge, die ich für mich selbst klären muss und die sich mit der Zeit sicherlich auch legen werden." So versuchte der Quintilier nochmals seinen Standpunkt in dieser Hinsicht etwas besser zu erläutern.


    Aber wieder lag ein kurzes Lächeln auf seinen Lippen, nicht zuletzt wegen der letzten Worte des Aedituus. "Nun, dann werde ich dies zunächst alsbald mit meiner Schwester besprechen und dann einen Zeitpunkt festlegen. So wie ich meine Schwester kenne, wird sie diese Geste ohnehin ablehnen wollen... aber wie du schon sagtest, meine Rechte und Pflichten als nächster, älterer, männlicher Verwandter," erwiderte Canus schmunzelnd. Tatsächlich war dies mal eine Angelegenheit, in welcher er davon Gebrauch machen würde - aber es war ja auch nur zum Wohle Valentinas. "Aber sag, halte ich dich nicht von diversen Pflichten ab? Immerhin hat ein Diener der Venus sicherlich besseres zu tun, als einem verirrten Mann die einfachsten Ratschläge zu geben," stellte der Quintilier ein wenig amüsiert für sich fest.

    Die Situation wurde mit jeder Sekunde immer merkwürdiger. Was tat er hier eigentlich? Warum erfüllte er nicht einfach seine vermeintliche Pflicht, wie es sich für einen guten Miles gehörte? Nein, Canus versuchte dies hier einfach differenzierter zu betrachten. Irgendetwas sagte ihm, dass hinter dieser ganzen Sache irgendwie mehr steckte und selbst wenn die Begleiter der Iunia tatsächlich Christen waren, so machte es für ihn mehr Sinn zu versuchen ihr Vertrauen zu gewinnen, anstatt sie mit Drohungen und Repressalien zu einer Aussage zu bewegen – was ohnehin nicht mehr in seiner Zuständigkeit gewesen wäre. Die Neugier hatte ihn gepackt und der Quintilier war sich bewusst, dass dies nicht unbedingt gut für ihn sein musste, aber die einfachste Lösung hatte er in seinem Leben noch nie gern verfolgt.


    Die Worte der jungen Frau wiederum ließen ihn einerseits aufhorchen, noch neugieriger werden, andererseits belustigten sie ihn auch. Beides war ihm für einen Moment anzusehen. „Kannst du es mir nicht sagen oder willst du es mir nicht sagen?“ fragte er verständlicherweise voller Neugier nach. „Und ja, es wäre sicherlich Bestechung. Viel wichtiger ist aber, dass ich keiner Frau das Geld aus der Tasche ziehe,“ erwiderte er zunächst und meinte dies durchaus ernst. Den anderen Vorschlag überdachte er, seufzte leise. Eigentlich gab es keinen guten Grund die Iunia zu begleiten, zumal es sicherlich besser gewesen wäre, bald zu seinen Kameraden zurückzukehren. Andererseits hätte er sich immer noch mit allem möglichen herausreden können: Die Verfolgung der jungen Frau, sein bisher noch beschränkter Orientierungssinn in dieser Stadt – nicht die feine Art, aber für ihn eine Möglichkeit seine Neugier bezüglich dieser ganzen Sache zu stillen.


    „Dich nach Hause zu bringen beweist zwar sicherlich nichts... aber es wäre eventuell ein Anfang und dann sehen wir weiter. Vorausgesetzt, dass wir nicht an's andere Ende der Stadt müssen,“ lenkte der Miles schließlich etwas ein, wenn auch mit einem leicht mulmigen Gefühl. „Aber bei den Göttern, wenn dies irgendeine weitere List ist, werde ich höchstpersönlich dafür sorgen dass du den Weg in den Carcer findest und allzu schnell keinen Ausweg mehr,“ drohte er dann doch etwas, um seinen Standpunkt klar zu machen. Sicher, mal eine junge Frau in dieser Stadt kennen zu lernen war auch mal eine angenehme Sache, so kannte er mal etwas anderes als nur seine Kameraden und seine Schwester. Doch der Fokus lag definitiv weiter auf seiner Neugier. „Das setzt natürlich alles voraus, dass ich eine wesentlich bessere Erklärung für all dies bekomme als nur 'Ich kann es dir nicht sagen',“ stellte der Miles ebenfalls noch einmal klar, blickte die Iunia an und die Hand glitt allmählich auch von seinem Gladius. Er hoffte nur, dass er sich hier nicht in etwas verrannte, was ihm schaden würde – doch der möglicherweise positive Ausgang war einfach zu verlockend.

    Der Quintilier war für einen Moment sichtlich überrascht, hatte er doch tatsächlich nicht mit solch geringen Kosten für die Durchführung eines Opfers gerechnet. Sicher, für einen einfachen Menschen würden darauf einige Wochenlöhne entfallen, doch glücklicherweise hatte er seit seiner Ankunft in Rom ziemlich sparsam gelebt. "Nun, die Dauer ist mir ziemlich gleich. Und ich danke dir für die Vergünstigung... aber sieh' die übrigen Sesterzen, die auf die Opferhelfer entfallen würden, als Spende für den Tempel," antwortete Canus und seine Mundwinkel zuckten dabei kurz. Ein absolut freundliches Angebot, begleitet von absolut freundlichen Worten seitens des Iuliers - doch er mochte es nicht, solche Angebote zu bekommen, dafür war er dann doch zu großzügig, auch wenn sein Sold als Miles sicherlich zu wünschen übrig ließ.


    Bezüglich seiner Schwester seufzte er, schüttelte kurz, leicht den Kopf. "Das ist mir klar, das ist es ja eben. Ich habe ein Mitspracherecht, doch ich verspüre nicht die Lust, dieses tatsächlich wahrzunehmen. Wie schon gesagt, habe ich meine Familie, vor allem meine Schwester, viel zu viele Jahre im Stich und alleine gelassen, als dass ich es als gerecht empfinde, solch ein Recht innezuhaben. Trotz aller Gepflogenheiten und Gesetze fühlt es sich schlichtweg falsch an. Und ich gebe zu: Der Verlobte meiner Schwester ist mir... irgendwo suspekt, ich kenne ihn auch nur aus Erzählungen, weshalb mein Bild von ihm sicherlich ohnehin verklärt ist. Doch selbst wenn mir nicht gefallen sollte, was ich sehe: Es würde sich für mich als Unrecht anfühlen, gegen diese Verbindung etwas zu sagen." Warum erzählte er dies eigentlich? Wollte er geistlichen Rat? Irgendeine Art von Bestätigung? Er wusste es nicht. Doch der Iulier war die erste Person, der er genug vertraute, um ihr davon zu erzählen. "Doch... sag' mir, viel wichtiger, wann könnten wir das Opfer durchführen? Sollte meine Schwester zugegen sein?"

    Dies war definitiv keine Situation, die der Quintilier jeden Tag zu bewältigen hatte. Eher selten war es nötig eine Person zu verfolgen und noch viel seltener war dies bei einer Frau der Fall – aber hier stand er nun. Am meisten nervte ihn dabei die Tatsache, dass er so viel hatte laufen müssen und das auch noch mit seiner schweren Ausrüstung. Ebenfalls unschön war dabei die Tatsache, dass er nun überlegen musste, wie er nun weiter vorgehen wollte. An sich würde es kein großes Problem darstellen die Iunia einfach abzuführen, das Geschehene seinen Vorgesetzten mitzuteilen und sich dann nicht weiter mit der Situation befassen zu müssen. Doch das hätte vermutlich ohnehin nicht funktioniert. Denn Canus war auf der anderen Seite viel zu neugierig, wollte wissen was es mit dieser Aktion eigentlich auf sich hatte. Da wollte er doch mehr herausfinden, mehr erfragen, als es für ihn wahrscheinlich wirklich nötig war.


    Na wenigstens sah sie ein, dass sie sich nicht mehr ohne weiteres aus der Situation herauswinden konnte – das war wenigstens ein Anfang. Jedoch musste der Miles aufpassen, dass er sich nicht einfach manipulieren ließ. Viel zu oft hatte er sich in seinem Leben schon von opportunistischen Frauen bequatschen lassen, dies war eine seiner Schwächen. Ein wenig runzelte er aber die Stirn, schüttelte leicht den Kopf – ihre Worte ergaben keinen Sinn... jedenfalls in seinen Augen, jedenfalls verwirrten sie ihn für einen kurzen Moment. „Ich... hätte sie nicht unbedingt abgeführt, warum auch? Nur weil irgendjemand 'Christ' brüllt? Ihr Verhalten hat sie verdächtig gemacht aber... sie sind vermutlich sowieso über alle Berge.“ Nicht, dass er nicht seinen Kameraden bei der Verfolgung der anderen vertraute. Doch im Gegensatz zur Iunia hatten die anderen eben doch einen größeren Vorsprung vor den anderen Urbanern gehabt. Doch es war die merkwürdige Frage gewesen, die ihn ein wenig nachdenklich gemacht hatte. Was sollte das genau bedeuten?


    „Natürlich will ich nicht, dass du eine Christin bist. Weißt du was das für einen Papierkram bedeutet? Verdammt, nenn' mir doch einfach einen vernünftigen Grund, warum du weggerannt bist. Wirklich nur, um die anderen zu schützen, von ihnen abzulenken? Selbst dann hätte ich keine Lust dich abzuführen, aber ich müsste es,“ erwiderte er ehrlicherweise. Sicher war dies nicht unbedingt die professionelle Art an diese Situation heranzugehen, doch er hatte wirklich keine Lust sie abführen zu lassen. Bis auf die Tatsache, dass er wegen ihr hatte rennen müssen, war diese junge Frau ihm eben doch sympathisch und außerdem hatte er auch keine Lust auf den Papierkram, die Rücksprachen mit seinen Vorgesetzten nach einer Festname – vor allem bei so einer merkwürdigen Geschichte. „Sag' mir, wie können wir diese Situation zufriedenstellend lösen?“ fragte er schließlich aus Gründen, die ihm selbst auch nicht ganz schlüssig schienen. Für Canus gab es eigentlich keinen Grund mit ihr zu verhandeln, es sprach auch nichts dagegen sie einfach abzuführen und die weitere Befragung den dafür zuständigen zu überlassen. Aber... so eine junge, durchaus auch attraktive Frau in den Carcer der Castra abführen? Dafür hatte er dann irgendwo doch zu viel Herz. Schließlich handelte es sich hier nicht um einen gemeinen Dieb.

    In Ruhe hörte Canus den Ausführungen des Parthers zu, welcher sich selbst zwar nicht vorstellte, doch dessen Worte genügten eigentlich - es klang alles schlüssig, wenngleich diese ganze Entourage ihm ein wenig merkwürdig vorkam. Ein Nicken folgte und als er noch einmal seinen Blick über die Personen gleiten ließ, erkannte er das Lächeln der Iulia. Im ersten Moment verwundert, erwiderte er es kurz und richtete seinen Blick dann wieder auf seinen muskulösen Gegenüber, ehe er selbst sich kurz räusperte. "Dann pass' gut auf deine Domina auf, ich wünsche eine angenehme Ankunft," erwiderte der Miles relativ freundlich - jedenfalls für seine Verhältnisse. Immerhin schien es sich hier nicht um den üblichen Pöbel zu handeln, der dieses Tor in Massen passierte.

    Die Erwiderung des Fremden in Bezug auf Frauen quittierte Canus mit einem kurzen Schmunzeln, ehe er weiter lauschte. Alle Fragen schienen damit beantwortet und bei der Frage nach Arbeit hob er für einen Moment seine Schultern. "Hmm... da du körperliche Arbeit gewohnt bist, würde ich vielleicht die Vigiles empfehlen - falls du kein Bürgerrecht besitzt," und davon ging Canus zunächst einmal aus, jedenfalls nach der Präsentation hier zu urteilen. "Aber nagel mich nicht drauf fest, keine Ahnung ob du geeignet bist, aber sie suchen eigentlich immer Leute. Ansonsten musst du dich umhören." Immerhin war der Miles selbst noch nicht seit allzu langer Zeit wieder in Rom, aus diesem Grunde hatte er keinen besseren Tipp parat. "Und jetzt rein mit dir, du hältst noch den Verkehr auf," witzelte er kurz, auch wenn es eigentlich keinen Grund zur Eile gab.

    Ein weiterer Tag Dienst, ein weiterer Tag relativer Langeweile. Es war nichts weiter zu erwarten und so kam - ausnahmsweise - eine Einzelperson auf den Wachposten zu, welcher ein weiteres Mal unter anderem durch Quintilius Canus besetzt war.


    Mürrisch blickte er dem Fremden entgegen, nickte kurz und konnte ein leichtes Grinsen nicht verbergen. "Essen, Arbeit und Frauen soll es wohl genügend in Rom geben," antwortete er, auch wenn nach Letzterem nicht gefragt worden war. "Name, Herkunft, Beruf und Grund des Eintritts?" Dass der einzelne Mann keine Ware mitbrachte, war relativ offensichtlich für ihn und seinen Kameraden. Und so beäugte er den Fremden, während er sich auf seinem Scutum abstützte.

    Der militärische Gruß wurde erwidert, eine Begrüßung folgte nicht - wozu auch? Canus wollte diesen Mann nicht verurteilen, aber er selbst konnte sich bessere Wege in einer militärischen Karriere vorstellen, denn als Schreibtischtäter irgendwo zu enden. Jedenfalls hoffte er, dass dies niemals auf ihn selbst zukommen würde. Auf die Frage des Unteroffiziers hin schmunzelte der Quintilier für einen Moment leicht, nickte, da sprach der Unteroffizier auch schon weiter.


    Einen Schritt ging er dann näher auf den Mann zu, als dieser ihm auf dem Schreibtisch eine Wachstafel mit weiteren Informationen zuschob. Canus nahm diese entgegen, lauschte den Worten, als er kurz auf die Tafel blickte und richtete seine Augen schließlich wieder auf den Unteroffizier, spitzte weiter seine Ohren.


    "Alles verstanden, keine weiteren Fragen," erwiderte der Miles pflichtbewusst und wartete auf den Befehl zum Wegtreten. Sicherlich waren dies ein paar wichtige Informationen, aber diese würde der Quintilier sich im Anschluss vorsichtshalber noch einmal notieren. Die Aufgabe der Vigiles dabei in allen Ehren, aber es gefiel ihm nicht unbedingt, mit diesen mitzulaufen. Aber gut, als Einblick in die Nächte in der Subura war dies natürlich eine gute Möglichkeit etwas zu lernen - vor allem was die Orientierung betraf.

    Ja, so kannte er seine Schwester. Einer Ziege hinterherjagen? Warum auch nicht? Er war froh, dass sie sich während all der Jahre in dieser Hinsicht nicht verändert hatte. Sicher, dies entsprach sicherlich keinem gehobenem Stand, doch diesem gehörten sie auch bei weitem nicht an. So entfuhr Canus ein leises Lachen als seine Schwester betonte, dass sie durchaus eine Menge an Duftölen benötigt hatte, um den Duft dieser Begegnung loswerden zu können. "So kenne ich dich," erwiderte er also nur zunächst, als Bestätigung, dass ihn dies tatsächlich nicht in irgendeiner Art und Weise störte.
    Die Betonung, dass ihr Verlobter nicht beim Militär diente, ließ ihn dabei zunächst relativ kalt. Vermutlich war es auch besser so. Ein leises Lachen entfuhr ihm und er schüttelte den Kopf. "Nein, mach dir darum bloß keine Sorgen. Die Hauptsache ist es, dass er dich glücklich zu machen und für dich zu sorgen weiß und sicher - diesbezüglich möchte ich auf Nummer sicher gehen. Doch welche Karriere er tatsächlich verfolgt, das ist nur reine Neugier," gab der ältere Bruder zu. Solange es sich um nichts kriminelles handelte, was sie vermutlich niemals zugegeben und Canus seiner Schwester wiederum auch nicht zugetraut hätte, war es ihm tatsächlich relativ egal.


    Die Tatsache, dass die Nichten der beiden wieder aus Rom weggezogen waren, quittierte Canus mit einem Nicken. Schade, waren junge Frauen doch immer eine gewisse Aufmunterung, aber so hatten sie eben entschieden. Bezüglich des Soldes winkte er dann ab. "Mach dir darum keine Sorgen, ich komme mit wenig aus - wie schon immer. Solange ich genügend Essen, ein Dach über dem Kopf und ein paar Sesterzen für Wein übrig habe, solange geht es mir auch gut," scherzte er, wobei seine Gedanken kurz abschweiften. Aber eben nur für einen kleinen Moment. Er atmete durch, versuchte diese Gedanken an das andere Geschlecht zu unterdrücken, als er seine Schwester wieder anblickte und auf ihre Frage hin den Kopf schüttelte. "Nein, der Dienst bei den städtischen Kohorten ist bisher recht ruhig. Gleichermaßen abwechslungsreich wie ereignislos, ständig andere Menschen bei den gleichen Tätigkeiten, keinerlei schlechte Dinge," versicherte er und ging dabei bewusst nicht auf die Zeit seiner Abwesenheit ein.