Die Gruppe Frauen um mich herum war etwas grösser heute als sonst. Ich hatte keine Ahnung warum, doch selbst wenn, dann würde es mich nicht stören. Rund um die Tempel war immer viel Platz, so dass jemand, der zu den Tempeln wollte dies auch konnte. Trotzdem kamen immer wieder neue Frauen dazu. Es wurde geredet und getrascht, gelacht und diskutiert. Das Hauptthema heute schienen Ehen zu sein, die aus welchen Gründen auch immer, nicht so vollzogen wurden, wie es oft gewünscht oder erwartet wurde. Dies konnte viele Gründe haben.
Eine Ehe wurde meist nicht aus Liebe geschlossen, sondern weil sie beiden Familien Vorteile brachte. Entsprechend wurden viele Ehen nicht gelebt und sowohl Ehemann wie Ehefrau lebten ihre Liebe oder Sexualität anderweitig aus. Zum Schutze der Frauen hatte schon Kaiser Augustus ein Gesetz erlassen, welches es den Ehemännern verbot, ihre Frauen ohne deren Zustimmung vor der Mittagsstunde in deren Gemächern aufzusuchen. Schlief man also in getrennten Zimmern, so war es sowohl dem Mann, wie auch der Frau möglich, "Gäste" zu empfangen. Da der Mann üblicherweise vor der Mittagsstunde das Haus für die Arbeit verlassen musste, war es der Frau möglich, ihren "Gast" entlassen zu können, ohne erwischt zu werden. So konnte der pater familias sie nicht wegen Untreue bestrafen.1
Es konnte auch sein, dass ein Mann gar kein Interesse an Frauen hatte, oder dass die Ehe bloss geschlossen wurde, um dem Gesetz Genüge zu tun, was am Ende dasselbe Resultat hervorbrachte. Oder, oder, oder.
Am Ende stand immer eine Ehe, welche nicht gelebt wurde und sehr oft eine Frau, die gerne Kinder hätte, um ihren Mann glücklich zu machen und die Familie zu sichern.
Ich sprach den betroffenen Frauen Mut zu und versuchte sie zu verstehen, auch wenn ich selbst in einer glücklicheren Ehe lebte.
Sim-Off:1) Ein winziger und oft übersehener Teil der augusteischen Ehegesetze, welcher weniger die Frauen schützen sollte, als die Zahl der Verfahren wegen "Ehebruchs" niedrig halten sollte. Ehebruch meinte damals nicht Sex mit einem anderen Partner, sondern ganz konkret Sex mit einem anderen VERHEIRATETEN Mann. In einer Zeit, in welcher es weder effektive Verhütungsmethoden noch Vaterschaftstests gab, war die Treue der Frau die einzige "Garantie" für die legitime Abstammung eines Kindes, auch wenn diese Treue bloss Illusion war.