"Hab Dank, Bonifacius!" Künftig würde Scato viel daran setzen, die Taberna Pulchria Patria zu empfehlen. Und vielleicht kam der Tag, da Bonifacius seinerseits etwas Unterstützung benötigte. Dann würde Scato sich an dessen Großmut erinnern. Es gab nicht viele Menschen, die selbstlos halfen.
"Was die Classis betrifft, so bist du mit deinen Gedanken nicht allein." Im selbst war dieser Widerspruch zwischen deren Aufgabe und der Art, wie sie ihn erfüllte, auch schon aufgefallen. "Rom reagiert momentan nur, anstatt die Zügel in die Hand zu nehmen. Das Resultat sehen wir hier. Warum das so ist? Keine Ahnung!"
Aber er wusste, dass die Operation Sommergewitter eigentlich genau das ändern sollte - nur, dass es da wieder mal an bürokratischen Hürden scheiterte. Decurio Matinius Sabaco drängelte die Legio, endlich eine gewisse Straße zu bauen, um tiefer im feindlichen Gebiet operieren zu können, die Legio ihrerseits bekniete in Gestalt von Tribun Seius Ravilla die Provinzverwaltung - und dort liefen alle Bemühungen des Militärs gegen eine Wand unüberwindbarer bürokratischer Hürden. Während die Provinzverwaltung das Anliegen auf die lange Bank schob, floss das Blut derer, denen Rom ein Schutzversprechen gegeben hatte, das Blut der romanisierten Peregrini, ebenso wie das der Soldaten.
Ein bitterer Zug zeichnete sich um Scatos Mund ab. "Ob das das Vermächtnis Roms ist? Rom ist eine Hydra mit tausend Gesichtern, gütigen wie grausamen. Viele Soldaten setzen große Hoffnungen auf Caesar Aquilius Bala, der unlängst von Rom nach Germania superior kam, um für Ordnung zu sorgen. Der Kuschelkurs der letzten Jahre hat sich augenscheinlich als blutiger Irrweg erwiesen. Ich stimme dir zu: Hier muss was passieren. Rom muss sein Schutzversprechen erfüllen!"
Draußen erklang dumpfes Hufgetrappel, doch niemand schlug Alarm. Die Geräusche klangen koordiniert und sicher. Jemand kam herbei, flüsterte Scato etwas ins Ohr, und verschwand wieder nach draußen. Scatos Blick erhellte sich. Einige von denen, die stehen konnten, gingen ans Fenster und sahen nach draußen in die Dunkelheit. In ihrem Raunen hörte man immer wieder aufgeregt "... der Subpraefectus Alae ..." und "...Germanicus Varro..." Ein Name, mit dem man nur Gutes verband und den man zu lange nicht gehört hatte. Scato schenkte Bonifacius ein aufmunterndes Lächeln, auch wenn es schmal und bitter geriet in Anbetracht des Leides, das sie umgab. "Die Hoffnung ist noch lange nicht verloren!"