Beiträge von Sisenna Iunius Scato

    "Hab Dank, Bonifacius!" Künftig würde Scato viel daran setzen, die Taberna Pulchria Patria zu empfehlen. Und vielleicht kam der Tag, da Bonifacius seinerseits etwas Unterstützung benötigte. Dann würde Scato sich an dessen Großmut erinnern. Es gab nicht viele Menschen, die selbstlos halfen.


    "Was die Classis betrifft, so bist du mit deinen Gedanken nicht allein." Im selbst war dieser Widerspruch zwischen deren Aufgabe und der Art, wie sie ihn erfüllte, auch schon aufgefallen. "Rom reagiert momentan nur, anstatt die Zügel in die Hand zu nehmen. Das Resultat sehen wir hier. Warum das so ist? Keine Ahnung!"


    Aber er wusste, dass die Operation Sommergewitter eigentlich genau das ändern sollte - nur, dass es da wieder mal an bürokratischen Hürden scheiterte. Decurio Matinius Sabaco drängelte die Legio, endlich eine gewisse Straße zu bauen, um tiefer im feindlichen Gebiet operieren zu können, die Legio ihrerseits bekniete in Gestalt von Tribun Seius Ravilla die Provinzverwaltung - und dort liefen alle Bemühungen des Militärs gegen eine Wand unüberwindbarer bürokratischer Hürden. Während die Provinzverwaltung das Anliegen auf die lange Bank schob, floss das Blut derer, denen Rom ein Schutzversprechen gegeben hatte, das Blut der romanisierten Peregrini, ebenso wie das der Soldaten.


    Ein bitterer Zug zeichnete sich um Scatos Mund ab. "Ob das das Vermächtnis Roms ist? Rom ist eine Hydra mit tausend Gesichtern, gütigen wie grausamen. Viele Soldaten setzen große Hoffnungen auf Caesar Aquilius Bala, der unlängst von Rom nach Germania superior kam, um für Ordnung zu sorgen. Der Kuschelkurs der letzten Jahre hat sich augenscheinlich als blutiger Irrweg erwiesen. Ich stimme dir zu: Hier muss was passieren. Rom muss sein Schutzversprechen erfüllen!"


    Draußen erklang dumpfes Hufgetrappel, doch niemand schlug Alarm. Die Geräusche klangen koordiniert und sicher. Jemand kam herbei, flüsterte Scato etwas ins Ohr, und verschwand wieder nach draußen. Scatos Blick erhellte sich. Einige von denen, die stehen konnten, gingen ans Fenster und sahen nach draußen in die Dunkelheit. In ihrem Raunen hörte man immer wieder aufgeregt "... der Subpraefectus Alae ..." und "...Germanicus Varro..." Ein Name, mit dem man nur Gutes verband und den man zu lange nicht gehört hatte. Scato schenkte Bonifacius ein aufmunterndes Lächeln, auch wenn es schmal und bitter geriet in Anbetracht des Leides, das sie umgab. "Die Hoffnung ist noch lange nicht verloren!"

    "Einen Brief gibst du einfach beim Cursus Publicus in der Regia von Mogontiacum ab. Kostet auch nicht viel. Was die Villa meines Onkels betrifft, so findest du sie, wenn du dich beim Lager der Legio meldest." Ein wenig traurig war er schon, dass Iunia Matidia nicht vor hatte, hier zu wohnen, aber er verstand, dass die momentan sehr rustikale Lebensweise nicht für jeden etwas war. "Die Tore der Domus Iunia stehen dir natürlich auch in Zukunft jederzeit offen. Ich werde dir einen eigenen Schlüssel mitgeben, so dass du künftig nach Belieben ein- und ausgehen kannst, auch wenn Unauris gerade mal nicht da sein sollte."


    Er bemerkte den wenig begeisterten Blick, den sie dem Sklaven seines Bruders zuwarf. Aber schöne und fähige Sklaven musste man sich auch leisten können. Abgesehen davon hatte Fango ein gutes Herz und hing an dem Sklaven, der ihn seit seiner Kindheit begleitete. Ohne sehr triftigen Anlass würde er ihn nicht verkaufen und gegen einen anderen Sklaven eintauschen.


    "Ein eigenes Fest in der Domus Iunia?" Scato legte den Kopf etwas schräg. "Würdest du dir denn zutrauen, das zu organisieren und auszurichten?" Die Frage war bewusst herausfordernd gestellt, denn das war die traditionelle Aufgabe einer Matrona - der Herrin des Hauses. Für Iunia Matidia wäre es zweifelsohne eine gute Möglichkeit, sich als in der Gesellschaft von Mogontiacum einen Namen zu machen. Freilich würde Scato sie bei diesem Ansinnen nach Kräften unterstützen, sollte sie das wirklich in die Hand nehmen wollen. Gedanklich organisierte er seinerseits schon einen großen Arbeitseinsatz von Freunden aus dem Exercitus, die hier in Windeseile alles auf Vordermann bringen konnten. Gespannt wartete er auf Matidias Antwort, während er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn ihre Idee freute.

    Scato stemmte die Hände in seine schmale Hüfte und blickte nachdenklich drein. Er war froh, dass die Frau schon saß. "Ich möchte nicht indiskret erscheinen, dass ich eine Frau mit solchen persönlichen Themen behellige. Aber als Arzt betrachte ich die Dinge vom medizinischen Standpunkt aus. Ich möchte dir vorschlagen, dass du dir demnächst eine Hebamme suchst."


    Zwar konnte Scato durchaus auch das eine oder andere Frauenleiden behandeln, aber den meisten Leuten war es angenehmer, bei intimen Belangen einen gleichgeschlechtlichen Heiler vor sich zu haben. Er selbst hingegen machte als Arzt keinen Unterschied und empfand bei einer Untersuchung weder Scham noch Lust noch Ekel, ganz gleich, wen er da vor sich hatte. Mensch war Mensch.


    "Bis die Hebamme Entwarnung gibt", und Scato glaubte nicht, dass dem so sein würde, "bitte ich dich, davon abzusehen, schweres Zeug herumzuschleppen oder dich körperlich schwer zu betätigen. Das Beet hacken, umgraben, den Kompost wenden - für solche Dinge kannst du jederzeit auf Unauris zurückgreifen. Dazu ist er ja hier. Er ist nicht faul, auch wenn hier alles unordentlich ist, es ist nur einfach zu viel für einen einzelnen Sklaven."


    Scato wünschte nun erstmals, sie hätten auch einen weiblichen Sklaven, eine ältere, mütterliche Frau stellte er sich vor, die selbst schon Kinder bekommen und großgezogen hatte, die Hilda mit ihrer Erfahrung beistehen konnte. Doch dem war nun einmal nicht so und sie würden das Beste aus der Situation machen. Unauris war zwar dumm und unansehnlich und es gab nichts, was er gut konnte, doch war er auch lieb und harmlos. Jede noch so zarte Hand konnte diesen Sklaven führen, und wenn Hilda während der Schwangerschaft noch so eigenwillige Wünsche empfinden oder auch launisch werden sollte. In seinem ganzen Sklavenleben hatte Unauris noch kein einziges Widerwort von sich gegeben. Es bedurfte weder Strenge noch Strafe - ein leichter Fingerzeig genügte.

    "Ja, gerne! Nur her mit allem, was du entbehren kannst. Honig benötige ich in rauen Mengen und das Gewürz für den Wein ist eine Mischung auf der Basis von Mastix, Pfeffer und Lorbeere, die kann ich gut gebrauchen. Was bekommst du für alles?"


    Scato folgte dem Blick des Wirts. Er sah die Veränderung in dem gütigen alten Gesicht. Sein eigener Gesichtsausdruck hingegen war leicht abwesend - er konnte das, was in ihm vorging, für den Moment erfolgreich ausblenden.


    "Nur eine mordende Bande von jenseits des Rhenus? Ja - und nein. Ich muss mich zu den Details natürlich bedeckt halten."


    Er stemmte eine Hand in seine schmale Hüfte, ein kurzes Stirnrunzeln verriet, das wohl doch mehr in ihm vorgehen musste, als er zeigte.


    "Die Überfälle sind zahlreich, effektiv und gut koordiniert. Mehrere Gehöfte sind betroffen, nicht allein dieses. Das ist nur das Letzte in einer ganzen Reihe. Doch was soll dieser Terror bringen? Kannst du es dir vorstellen? Die Menschen, die hier umkamen, sind alles romanisierte Germanen und keine gebürtigen Römer, von den Zivilisten bis zu den Soldaten. Was also soll das?"


    Scato sprach nicht aus, dass dies schon das zweite Mal war, dass die Peiniger mit Booten den Rhenus hatten queren und großen Schaden anrichten können, ohne dass die Classis es rechtzeitig bemerkte oder zur Hilfe kam - den ersten Überfall dieser Größe hatte Publius Matinius Sabaco abgewehrt, der damals Kommandeur des Kriegsschiffes "Keto" war. Was war los bei der Classis? Waren die Kameraden unterbesetzt? Gab es Probleme mit der Organisation oder den Schiffen? Die Classis schien das schwächste Glied in der Kette zu sein. Scato beschloss, seinem Vorgesetzten zu empfehlen, in diese Richtung Nachforschungen anzustellen.


    Er widmete seine Aufmerksamkeit wieder Bonifacius. "Und wie sieht es mit dir aus, wenn du schon einmal hier bist? Ich habe gerade etwas Luft, alle Patienten sind versorgt. Benötigst du ärztliche Hilfe oder Rat?"

    Scato war froh, dass sie sich zuindest auf den Stuhl setzen ließ, wo die warme Decke sie von hinten und von unten vor der Kälte schützte, auch wenn es ein eher lauer und sonniger Wintertag war, an welchem an Frost nicht im Mindesten zu denken war. "ich bitte kurz um Ruhe."


    Er nahm ihr Handgelenk, legte den Daumen auf eine Pulsader und drehte eine kleine Sanduhr um, die er am Hals für solche Zwecke bei sich trug. Zusammen mit der Blässe ihrer Lippen, der Übelkeit und dem Schwächegefühl bestätigte sich das Symptom eines im Moment eher schwach schlagenden Herzens. Als Unauris den heißen Kräutersud mit Honig brachte, drückte Scato Hilda vorsichtig den Becher in die Hand.


    "Trink das in kleinen Schlucken aus, es wird deinem Kreislauf ein wenig auf die Sprünge helfen. Aber erwarte keine Wunder, der Sud ist aus gutem Grund bewusst schwach gehalten. Darf ich fragen, wann du das letzte Mal deine Blutung hattest?"


    Wo gehobelt wurde, da fielen Späne. Scato nahm nicht an, dass Hilda und ihr geliebter Rupa mit dem Hobeln bis zur Hochzeit warten würden. Manchen mochte die Frage indiskret erscheinen, doch wenn es um das Schleppen schwerer Töpfe und Gießkannen im Garten ging oder das Umgraben der Beete, war die Frage von nicht unerheblicher Bedeutung für Hildas Gesundheit - und womöglich nicht nur für die ihre.

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    Das Landgut lag an der Via Borbetomaga, auf halber Strecke zwischen dem Reiterkastell und dem Zentrum Mogontiacums. Zu erreichen war es über eine aus Natursteinen gepflasterte Nebenstraße. Auch die Fassade und die Mauer, welche die Ländereien umgab, waren aus heimischen Natursteinen gefertigt und unverputzt belassen worden. Das ländliche Anwesen im Stil einer Villa rustica war nicht protzig, aber durchaus mit seiner Größe und Ausstattung den überdurchschnittlichen Wohlstand der Familie zeigend. Die Räume waren nicht übermäßig groß, aber ausreichend, und die Einrichtung geschmackvoll ohne dabei den Eindruck zu erwecken, dass man es mit hier Patriziern zutun hätte. Typisch waren die beiden turmartigen Risaliten beiderseits des Eingangs, die eine zweite Etage besaßen und den Rest des beinahe quadratischen Anwesens überragten.


    Im Zentrum des inneren Gartens stand ein junger Granatapfelbaum in einem Kübel, der im Winter reingetragen wurde. Eine Grillstelle mit Feuerschalen lud zum Verweilen ein. Der äußere Garten jedoch war riesig und hatte nach all den Jahren, in denen niemand hier gewohnt hatte, etwas von einem verwunschenen Wald, wenn man einen Blick dafür besaß. Im Schatten der mächtigen Baumkronen sah man die Mäuerchen verwilderter Gärten, einen Brunnen und einen eingefassten Teich, in dem braune Blätter schwammen. Sicher gab es hier noch mehr zu entdecken.


    Momentan liefen die Arbeiten, das Anwesen nach den Jahren des Leerstandes wieder repräsentativ herzurichten, in eher gemütlichem Tempo.

    Scato sah ihren Arbeitseifer, über den er sich sonst gefreut hatte, etwas skeptisch und er musterte Hilda genau. Eine gesunde junge Frau fiel nicht einfach aus heiterem Himmel um. "Moment." Da sie wieder stehen konnte, ließ er sie kurz allein und gab dem Sklaven Anweisungen, einen heißen Kräutersud mit Honig aufzukochen. Scato brachte Hilda derweil einen geflochtenen Stuhl mit hoher Lehne und einer dicken Decke.


    "Setz dich bitte kurz. Unauris wird dir was zu trinken bringen. Die Pflänzchen werden warten, ich kümmere mich gleich darum. Später zeige dir noch einen warmen Raum mit viel Licht, wo du auch im Winter Setzlinge ziehen kannst. Den habe ich als Gärtnerei angedacht und schon alles Material dorthin getragen. Aber jetzt ruh dich erst einmal aus. Wenn du umfällst und hier unbemerkt in der Kälte liegst, ist niemandem geholfen. Der Mensch geht immer vor. Pass bitte auf dich auf."


    Er versuchte, sie irgendwie dazu zu bringen, auf dem Stuhl platz zu nehmen, indem er diesen besonders einladend in ihre Richtung drehte.


    "Ist dir heute aus heiterem Himmel schlecht geworden oder fühlst du dich schon länger nicht so gut?"

    Scato war zufrieden mit dem, was er sah: Sabaco hatte Wort gehalten. Keine neuen Schnitte an Bauch, Brust, Flanken oder Oberschenkeln. Scato untersuchte einige der tieferen Schnitte, die ihm beim letzen Mal Sorgen bereitet hatten. Einige der wulstigen rosa Narben waren aufgeplatzt gewesen und hatten genässt, doch waren nach der Behandlung nun gut verheilt. Bald würden die Spuren der Selbstverletzung verblassen, auch wenn Sabaco die Spuren seines Leids für den Rest seines Lebens auf dem Körper tragen würde.


    "Das sieht doch gut aus. Ich freue mich, dass du dein Versprechen gehalten hast." Vorsichtig trug Scato mit dem Finger auf jeden Schnitt eine Salbe auf. Da er wusste, dass Sabaco die Behandlung gut tat, ließ er sich dabei Zeit, jede einzelne Narbe mit dem Finger entlangzustreichen. Leider roch die Salbe intensiv, doch dafür half sie. "Die Salbe habe ich auf Basis von Olivenöl, mit Auszügen von Sommerzwiebel, Thuja und Rosmarin gefertigt. Hinzu kommen ein paar Mineralien, die ich für mich behalte. Die Salbe macht das Gewebe geschmeidig, damit die Narben nicht spannen. Sie verhindert auch, dass sie in Zukunft noch einmal aufreißen. Ich lasse dir die Dose da. Du kannst sie zwei Mal am Tag auftragen, wenn du das Gefühl hast, die Narben wären zu straff oder wenn sie dir schmerzen. Es dauert allerdings eine Weile, bis die Salbe eingezogen ist. Muss es schnell gehen, würde ich an deiner Stelle noch eine Untertunika anziehen, da die Flecken schwer rausgehen."


    Als Scato mit dem Auftragen fertig war, schraubte er die kleine Holzdose wieder zu und stellte sie Sabaco auf den Tisch. Dann setzte er sich wieder neben seinen Patienten, während dieser warten musste, bis die Salbe einwirkte. "Wie geht es dir denn? Und wie hast du es geschafft, mit dem Schneiden aufzuhören?"

    Scato war noch nicht gegangen, sondern hatte sich, nachdem er Hilda herumgeführt hatte, noch kurz mit dem Sklaven Unauris besprochen, damit dieser Bescheid wusste, dass die Germanin fortan hier leben würde. Scato erschrak, als er Hilda wenig später auf dem Boden liegend vorfand, und rannte sofort zu ihr. Ohne sie aufzuheben, kniete er bei ihrem Kopfende nieder. Eine Hand legte er auf ihre Schulter, während er ihr besorgt ins Gesicht sah. Die andere schob er unter ihren Kopf, damit er nicht länger auf dem harten Boden lag.


    "Hilda! Was ist denn los? Kannst du aufstehen?"


    Wahrscheinlich nicht, sonst würde sie hier nicht liegen ... aber vielleicht würde es mit etwas Hilfe gehen.

    Scato sichtete gerade die verbliebenen frischen Verbände. Auf sein Geheiß wurden Verbände und andere Wundabdeckungen häufiger gewechselt, als anderswo üblich, da er gute Erfahrungen damit gemacht hatte. Es war die ewige Diskussion zwischen dem, was der Medicus emfahl und dem, was eine Behandlung kosten durfte. Was das betraf, machte er sich nicht eben beliebt bei seinen Vorgesetzten. Der Stabsoffizier wurde von ihm genau so sorgfältig betreut wie der Tiro. Er setzte alles daran, jeden Patienten durchzubringen, ganz gleich, welchen Rang und Stand er hatte - koste es, was es wolle. Und beim letzten Punkt lag das Problem.


    Er blickte auf, als er seinen Namen hörte. "Salve! Ah, Bonifacius, die gute Seele aus der Taberna! Es freut mich, dich wohlbehalten zu sehen." Scato blickte nachdenklich auf die Matierialien, die ordentlich in einem eigens dafür freigeräumten Regal einsortiert waren, damit sie sofort griffbereit lagen. "Mir macht der Kreislauf des einen oder anderen Patienten Sorgen. Hast du Honig und Gewürze dabei, die du entbehren kannst?", fragte er nach kurzer Überlegung.


    Mit diesen teuren Materialien wurde leider beim Exercitus immer sehr gegeizt, dabei ließen sich daraus sehr hilfreiche Medikamente herstellen.

    Scato winkte nur ab, als der Soldat sich bedankte. "Wir haben nur getan, was unsere Aufgabe ist. Sieh du mal zu, dass du wieder auf die Beine kommst." Ihm war es darum gegangen, dem Mann einen Grund vorzulegen, weshalb die Prätorianer vor Ort waren. Dass die wahren Gründe für deren Präsenz anders aussahen, lag auf der Hand. Der Caesar hatte natürlich ein Interesse daran, was mit der von ihm entsandten Turma Prima los war. Wenn diese sich nicht meldete, schickte er eben die Prätorianer los - und sei es im Gewand der medizinischen Hilfe.


    Spätestens jetzt sollte die Turma Prima wissen, dass es dringend an der Zeit war, sich wieder beim Caesar zurückzumelden, da dieser unruhig wurde. Scato hatte es durch die Blume mitgeteilt, aber die Botschaft war allein dadurch, dass sie seinem Munde entsprang, denkbar ernst.


    Dass der Soldat der Ala sich angeblich nie zu den Hintergründen ihres Befehles Gedanken gemacht hatte, nie mit seinen Offizieren und Kameraden sprach und kadaverartig agierte, konnte er jemand anderem erzählen. Niemand schickte Hirntote auf eine Spezialmission. Dass Scato die Lüge durchschaute, ließ er ihn durch seinen Blick wissen, aber er hakte nicht nach.


    "Ruh dich aus. Suppe ist auch noch da. Wenn du noch was brauchst, weißt du, wo du uns findest." Damit ließ er den Mann in Ruhe und widmete sich weiter den übrigen Patienten.

    "Ich bin Optio valetudinarii Sisenna Iunius Scato, Cohortes Praetoriae. Außerdem bin ich derjenige, dem ihr die Pritsche und die Versorgung eurer Wunden verdankt."


    Er blieb ruhig, als er umzingelt wurde, doch im Hintergrund hielten sich auch seine eigenen Leute bereit. Lustig war die Situation gerade nicht. Nach dem Gefecht und den Stunden, die es gedauert hatte, hier alle zu versorgen und unterzubringen, waren die Gemüter scheinbar noch erhitzt.


    "Und ich frage dich, weil es Leute gibt, die sich große Sorgen um den Verbleib der Turma Prima und ihrer Offiziere machen! Ich weiß nicht, auf was für einer Mission ihr unterwegs seid, dass anscheinend niemand wusste, wo ihr euch all die Monate befunden habt. Aber spätestens nach diesem Gefecht wird die Nachricht, dass ihr hier wart, in der Gegend die Runde machen und ihren Weg ins Castellum finden. Besser, ihr kommt dem zuvor und macht selbst Meldung. Dann kommt wenigstens das an, was ankommen soll, und nicht irgendwelche wirren Geschichten."

    Die schreckliche Nachricht erreichte bald Mogontiacum. Die Alarmierung ging diesmal an Scatos Einheit raus. Sie nahmen nicht nur ihr Verbandszeug mit, sondern beluden auch mehrere Maultiere mit Decken sowie Baumaterial für Tragen und Pritschen, aber auch Zutaten für einen großen Kessel Kraftsuppe. Die würden die Verletzten, aber auch die übrigen Bewohner des überfallenen Anwesens gut gebrauchen können.


    Dann sprangen sie auf ihre Pferde und ritten im Eiltempo zur Einsatzstelle. Die langen weißen Federn auf seinem Helmkamm leuchteten in der Nachmittagssonne, genau wie die weiß gebleichten Tuniken, die seine Leute unter den Rüstungen trugen, so dass man sie trotz ihrer Bewaffnung auf Anhieb als medizinisches Personal erkannte. Schon von weitem roch Scato den unverwechselbaren Gestank einer Feuerbestattung. Er musste würgen und atmete fortan nur durch den Mund.


    Die Villa Rustica war dann auch bald gefunden. Die Spuren des Gemetzels waren noch überall zu sehen, von niedergetrampelten Pflanzen, zerschlagenen Tongefäßen bis hin zu Blutspuren an den Wänden. Aus einem Fenster drang lautstarkes Weinen einer Frau und so herzzerreißend, wie das klang, hatte sie jemanden verloren, den sie liebte. Als erstes verschaffte Scato sich einen Überblick, schickte zwei Mann zur Erkundung los, fünf sollten die Pferde und Maultiere festbinden und das Material abladen. Er winkte sich einen der Bewohner herbei, der noch ansprechbar wirkte, und ließ sich mit den verbliebenen zwei Mann zu den Verletzten führen.


    Im Schnelldurchlauf entschied er die Behandlungsreihenfolge. Für ihn war es das erste Mal, dass er ein solches Aufkommen von Schwerverletzten organisieren und verarzten musste. Gleichzeitig redete einer der Bewohner auf ihn ein, der sich große Sorgen machte, schrie Scato am Ende sogar an, weil er fand, dass dieser alles falsch machte. Das stresste Scato derart, dass er den Mann beiseiteschaffen ließ, damit er sich konzentrieren konnte. Wunden wurden gereinigt und genäht, Schwellungen gekühlt, Brüche geschient, Verbände gelegt. Außerdem wurden einige Zähne gezogen, die nach den Ereignissen schief im Zahnfleisch hingen oder abgesplittert waren. Man baute die Pritschen zusammen, so dass niemand mehr auf dem kalten Boden liegen musste, und heizte kräftig den Ofen an. Die Männer nahmen sich, sobald die Zeit dafür war, auch jene vor, welche keine sichtbaren Wunden davongetragen hatten und doch schwer verletzt waren. Doch diese Wunden würden nicht mehr heilen.


    Während die Kraftsuppe kochte und Scatos spezielle Mischung aus Rosenblättern, Rinde und Harz gegen Miasmen geräuchert wurde, senkte sich die Abenddämmerung über die Provinz. Scato und seine Gruppe arbeiteten bis tief in die Nacht, bis alle Patienten Ruhe gefunden hatten. Sie hatten etliche Stunden gearbeitet, ehe sie Pause machen konnten und die Reste der Suppe aßen.


    Ein Moment der Ruhe ... Kraft sammeln, die sie weitergeben konnten.


    Vier Männer der Ala waren unter den Verletzten, die in zwei Tagen allein zurück zur Castra reiten sollten, Angehörige der verloren geglaubten Turma Prima. So schrecklich dieser Tag gewesen war, das war eine sehr gute Nachricht! Scato kniete sich zu einem der vier, der gerade recht munter durch die Gegend schaute.


    "Wie geht es dem Subpraefectus Alae Germanicus Varro und dem Vexillarius Matinius Ocella", fragte Scato vorsichtig und nicht zu laut, um die anderen nicht zu stören. Keinen der beiden Männer, nach denen er fragte, kannte er persönlich, und doch war die Antwort von großer Wichtigkeit.

    "Sicher habe ich Wein. Lieblich oder trocken?" Scato stieß einen scharfen Pfiff aus, ohne die Finger zur Hilfe zu nehmen. Es war der Unauris-komm-her-Pfiff, den man über das gesamte Anwesen hörte.


    "Ein Militärlager ist der sichereste Ort, den man sich vorstellen kann. Zucht und Ordnung wohin das Auge blickt, dort kommt keiner auf dumme Gedanken. Und bevor die Barbaren ein römisches Militärlager stürmen, muss schon sehr viel passieren. Ich habe volles Vertrauen, dass das nicht in absehbarer Zeit geschehen wird. Hast du den Siegelring unserer Gens? Damit könntest du bei meinem Onkel Tribun Galeo Seius Ravilla eventuelle Zweifel ausräumen."


    Ein reicher Schnösel wie Ravilla würde sich genau überlegen, wen er in seine Villa einließ, in der es garantiert viel zu klauen gab.


    "Oh, bevor ich es vergesse - Petronia Octavena gibt ein Fest! In der Villa Duccia. Ich selbst habe leider keine Zeit, es zu besuchen, aber vielleicht lernst du dort ein paar Frauen kennen, mit denen du dich ab und zu treffen kannst?"


    Ihm tat es leid, dass Iunia Matidia völlig allein vor ihm stand, auch wenn sie recht vergnügt wirkte in Anbetracht der Ereignisse, die sie hatte erleben müssen. Doch wusste Scato als Heiler, dass dies auch ein Schutzreflex sein konnte. Manche Tränen waren unsichtbar und manche Menschen lachten, während sie innerlich weinten. Er selbst wurde bei Verzweiflung streitlustig und bei Trauer wirkte er für Außenstehende abweisend und gelangweilt. Man musste ihn schon sehr gut kennen, um das richtig einordnen zu können.


    Vielleicht war es bei Iunia Matidia ähnlich - oder ihre Eltern hatten ihr keinen Grund gegeben, sie zu vermissen.

    Lieber Gracchus,


    auch mir tut der Verlust von dir als Spieler und auch deiner ID Flavius Gracchus weh. Für mich waren diese ID und ihr Sohn die glaubwürdigsten Patrizier, die das IR bis dato erleben durfte. Mit all ihren sympathischen charakterlichen Besonderheiten waren sie doch stets voll Erhabenheit und Würde und verliehen dem IR ein besonderes Flair.


    (Und dabei lasse ich ganz bewusst offen, ob dies vale ein 'Lebwohl' oder ein 'Auf Wiedersehen' ist. Denn eine Hintertür lässt das Exil doch stets. ;) )

    Ich begrüße es sehr, dass diese ID nicht ins Elysium verschwindet, sondern die Hoffnung lässt, dass man vielleicht eines Tages wieder von dir und ihr lesen wird! Dein Ingame-Sohn hat das leider versäumt und wurde vor wenigen Tagen sang- und klanglos von der Lectio dahingerafft. :( Das hat eine solche ID nicht verdient.


    Ich wünsche dir von Herzen das Beste für dein Leben außerhalb des IR und verbleibe in Dankbarkeit für die vielen schönen Geschichten, die ich aus deiner Feder lesen durfte. Mach es gut, lieber Gracchus! Und pass auf dich auf.


    Vale bene und vielleicht bis eines Tages,

    Scato

    Lass es dir schmecken!


    GIMP ist, denke ich, die bessere Wahl. Es ist zwar umständlich in der Handhabung, aber weitaus vielseitiger als Paint.NET. Es steht Photoshop nur wenig nach.

    Ich war in meinem ganzen Leben noch nie in einer Skischule. Hab alles rein intuitiv gelernt. Wobei ich trotzdem gern mal in einem Skilager gewesen wäre. Ob Snowblades anfängerfreundlich sind, lasse ich jetzt mal offen, weil es darauf ankommt, was du mit deiner Gruppe machst. In meiner Gegend unterrichtet niemand mit Snowblades, was nicht heißt, dass das nicht möglich wäre.


    Aber wenn deine Leute nicht hinter dir herkommen nur wegen Snowblades, dann sind es entweder keine guten Fahrer oder ihr fahrt vermutlich in der Perlenschnur und erwartet, dass sich die Leute mit Snowblades denen auf langen Ski angleichen, was nicht sinnhaft ist, da diese ein anderes Kurvenverhalten an den Tag legen. Ich habe keinerlei Probleme, mit meinen Leuten mitzuhalten, sondern muss im Gegenteil in der Regel das Tempo drosseln, um nicht ewig auf alle warten und mich langweilen zu müssen, oder um mehr von der Landschaft zu haben. Tempo ist nicht alles, weshalb ich die Fixierung darauf nicht verstehe. Du bist allerdings generell der Erste, der mir erzählen will, Snowblades wären langsamer als andere Ski. Das widerspricht meiner eigenen Erfahrung und ich habe das auch noch nie von irgendjemandem gehört. Es ergibt auch rein physikalisch überhaupt keinen Sinn.

    Hm, das wird schwierig, weil Photoshop andere Formate unterstützt. Habe extra gerade noch mal nachgesehen. Es gibt aber ein Photoshop-Plugin für Pain.NET, so dass man damit PSD-Dateien öffnen kann:


    Photoshop-Dateien in Paint.NET öffnen - so geht's
    Um mit [[http://www.chip.de/downloads/Paint.NET_13015268.html|Paint.Net]] Photoshop-Dateien (.psd) zu öffnen benötigen Sie ein kleines Plugin. Wir zeigen…
    praxistipps.chip.de