Beiträge von Tiberia Stella

    Mir wurde heute etwas sehr klar und aus dieser Konsequenz werde ich das tun, was längst wohl überfällig ist. Ich werde mir nun große Reden sparen und bedanke mich für die Zeit, Erfahrungen und das gemeinsame Erlebnis.


    Ich bitte darum, dass alle meine Charaktere tatsächlich gelöscht werden. Ich werde hierzu ein extra Ticket erstellen.


    Manchmal ist es besser, vollständig zu gehen und auch aus Eigenverantwortung die Tür hinter sich zu schließen.


    Alles Gute! <3 :saint:


    Famous last words: Ich bin raus. Und danke für den Fisch. :]

    Da muss ein gesunder Lebensstil her, und zwar lange bevor es so weit kommt. Das zu leugnen und jede Eigenverantwortung des Menschen für seine Gesundheit abzustreiten, nur weil es heute wirkungsvolle Medikamente und Operationstechniken gibt, ist ganz sicher nicht mit der von dir gewünschten Wissenschaftlichkeit zu vereinbaren. Ich denke auch nicht, dass du dich je ernsthaft mit gesundheitlichen Themen beschäftigt hast.

    Und diesen "Strohmann" möchte ich gerne gesondert ablehnen, da ich dies nie behauptet oder geleugnet habe. Die Form der Diskussion der Unterstellung und des "Strohmanns" ist mir zuwider. Ich bin hier raus und werde diesen Disput nicht weiter füttern, weil es sinnlos ist, ärgerlich und nutzlos ist.

    Es geht um Esoterik und nicht um Yoga. Die Krankenkassen folgen Politiken. Homoöpathie wird auch bezahlt und hat keinerlei Wirkungsnachweis über den Placebo-Effekt hinaus. Krankenkassen bezahlen, weil sie nicht selten auch politischem Zeitgeist oder auch möglichen Irrwegen unterliegen. Sie zahlen auch aus Wettbewerbsgründen, weil das Versicherte fordern. Yoga mag Effekte haben, ja, aber im weitesten Sinne sind diese Belege auf wenigen Studien basierend. Der hauptsächliche Effekt ist, dass sie mehr auf sich achten und mehr bewegen. jede Form der Bewegung (in Maßen) ist dafür geeignet. Was die Krankenkassen anerkennen, ist nicht zwingend wissenschaftlich. Homoöpathie und antroprosophische "Medizin" basiert auf reinen Annahmen, ohne jede Form des Belegs, und folgt eher Glaubensinhalten und manchmal auch pure Wunschvorstellung. Auf die Krankenkassen als geeignete Bewerter zu setzen, ist mit Sicherheit möglich aber nicht geeignet.


    Ich bin nicht unwissenschaftlich. Deine Vorwürfe sind ad hominem gerichtet und ich verwehre mich dagegen. Du kennst wenig über mich, kennst nicht mal meine Position oder Beruf, so denn dieses Urteil recht frech ist.


    Gesundheit ist immer ein komplexes Feld, ja, und selten gibt es einen monokausalen Zusammenhang, ja aber esoterische Praktiken zu verteidigen, die zwar immer noch zu Ungunsten der Bevölkerung von den Krankenkassen "anerkannt" werden, ist ebenso banal und falsch. Esoterik kann natürlich frei bedient werden aber es sollte nicht staatlich gefördert werden, da es immer wieder Annahmen sind, ohne empirische Belege, bloße Behauptungen und manchmal schlicht nur Placebo-Effekte. Das Problem ist, dass in Deutschland weitreichend dieser Irrglaube verbreitet ist, dass antroprosophische Medizin echte Medizin ist, das Homoöpathie wirkt (nicht über den Placebo-Effekt hinaus) und das Heilpraktiker:Innen immer noch zu viel Einfluss genießen, obwohl ihre Stellung erst unter dem Nationalsozialismus gestärkt wurde, um die reguläre Medizin zu verdrängen, die aus Sicht der Machthaber "nicht geeignet für ihre Ideologie" war. Das Ziel war eine "neu-germanische" Medizin, die auf Annahmen, Seelenwirkungen und "Natur" der Ahnen beruhte. Auch der Gründer der Homoöpathie ist eine äußerst fragliche Person. Der Punkt ist, dass man durchaus infrage stellen muss, warum Esoterik und "Heilpraxis" immer noch gedeckt wird. Es gibt Bewegungen dies zu ändern und auch progressive Kräfte arbeiten daran, dass die Medizin auf Wissenschaft beruht. Ich gebe dir aber den Punkt, dass Heilung ein sehr aufgeladener Begriff ist und manch einer sich hier mehr zurechnet, als er eigentlich müsste.


    Was mich stört ist diese Selbstgerechtigkeit, die du hier darstellst oder die ich so wahrnehmen muss, denn nur weil du aus dem Bereich kommst, gibt dies dir nicht automatisch eine geeingete Begründungskette vor. Du hast zwar richtig komplexe Kranksheitsketten und Verläufe dargestellt, dies aber ungeeignet mit der Esoterik gegenübergestellt und gleichzeitig die Krankenkassenanerkennung als "Gralssegen" der Medizin dargestellt, so dass "diese alternativen Heilmethoden" immer gut sind. Das sind sie nämlich nicht. Homoöpathie ist sogar gefährlich, nicht durch ihre Globuli (das ist ja praktisch sortenreiner Zucker), sondern durch Wirkannahme.


    Leider überschneiden sich Querdenkerei, religiöser Eifer und genau jener Glaube sehr stark. Die Schulmedizin erkennt nicht zwingend an oder ab. Die Schulmedizin ist ein für sich stehendes System.

    Antibiotika bekämpfen Bakterien, die Krankheiten auslösen. Moderne Chirurgie entfernt Infektionsherde oder defektes Gewebe. Die moderne Medizin und die Wissenschaft, welche auf empirischer Nachweisbarkeit beruht und Fakten belegt, bekämpfen Ursachen. Sie finden die Ursachen. Wir leben wirklich in wissenschaftsfeindlichen Zeiten und das ist nicht gut. Es gibt keine alternativen Fakten und alternative Wahrheiten zur empirischen Wissenschaft. Sinnsuche und persönliche Weltanschauungen können variieren und sicherlich gibt es hier kein Absolut aber Glauben, Esoterik und selbstgewählte Emotionswelten gegen die Wissenschaft zu stellen, ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Moderne Medizin heilt und hilft. Medizin ist säkular. Es ist keine Sinn- oder Glaubensfrage. Leuten einen Glauben als Heilung zu empfehlen oder dies zu propagieren, oder nur öffentlich zu durchdenken, führt zu Gefährdungen, weil dies irgendeine Person aufnehmen kann und plötzlich eine ernste Erkrankung mit Beten und Misteltee behandeln möchte. Glaubensfragen sind eine private Angelegenheit und sollten immer einer Vernunft gegenüber gestellt werden. Sinnsuche kann und sollte getrennt von weltlichen Fragen erfolgen und nicht mit objektiven Fragen vermengt werden.


    Ich möchte mich bei meinen Unterstützer:Innen bedanken. Es ist wirklich wichtig vor Esoterik und Glauben als sogenannte Heilmittel zu warnen. Glücklicherweise wird dies von vielen und einer großen Mehrheit so gesehen.

    Moderne Medizin kann Ursachen behandeln. Religion und Glauben heilen keinen Krebs oder andere Erkrankungen. Glauben ist für private Fragen okay, kann Einzelpersonen in Sinnfragen helfen aber er ist nicht geeignet als medizinisches Heilmittel oder Weltproblemlösung. Dies zu behaupten, ist gefährlich und schlicht falsch. Sinnsuche ist eine persönliche Frage und sollte auch so behandelt werden. Empfehlungen und Behauptungen, dass Glauben gesünder macht sind falsch. Und gefährlich, da man sich von wichtigen Behandlungen distanziert. Über eure religiösen Ansichten will ich nicht urteilen aber bitte: trennt dies ab und negiert nicht wesentliche Errungenschaften, die Leben retten. Glauben heilt keine Krankheiten.

    Da ich womöglich übersehen wurde, hier ein kleiner Nachtrag. Ich bleibe dabei und werde wohl das IR (vorerst) aufgeben. Zur Information jeweiliger Mitspieler:innen wäre ein Eintrag im Tabularium gut, dass die Charaktere im Exil sind. Ich glaube, dass das auch ganz gut zur Familie Tiberia passt, da sie ohnehin nie ganz erwünscht waren. Darüberhinaus möchte ich mich nochmals bei meinen Spielpartner:innen bedanken und hoffe, dass sie weiterhin Spaß am Schreiben haben werden. Da ich keinen melodramatischen Abschied wünsche, lasse ich Begründungen jetzt einfach offen. Alles Gute euch allen!:knuddeln:

    Stella schmunzelte vollmundig und mit breiten Backen. Dieser Mensch war seltsam und bemerkenswert, denn er schaffte es, ihr ein Schmunzeln abzuringen; auch an diesem trostlosen Ort, der immer noch in diesigen und okkluten Schwaden lag. "So sei es," sagte sie und nickte ihm mit einem lieblichen Augenzwinkern zu, was sich jedoch schnell wandete. Ravilla sprach redegewandt und klug, versteckte seine Fragen und Intentionen jedoch nicht, so dass Stella gewillt war, vollumfänglich zu antworten. Inzwischen mochte sie diesen Kauz irgendwie. Sie hörte ihm aufmerksam zu, bevor sie antwortete.


    "Ich sehe diese Welt wirklich anders als andere," offenbarte sie sich. "Pluto folgt mir. Er ist mit mir verbunden, auf eine Weise, die ich nicht erklären kann. Ich sehe ihn, wenn der Tod kommt und ich sehe ihn, wenn das Schicksal sich zeigt. Er ist ein ständiger Schatten hinter mir. Seit diesem Tag damals, als mein Vater verschwand, folgt mir Pluto und spricht zu mir. Durch ihn sehe ich die Welt anders, sehe Farben und Töne, spüre Musik und höre diese Welt singen, wie auch jene Gedanken der Menschen als Form sehe, bevor sie sprechen. Meine Mutter hatte bereits diese Gabe oder diesen Fluch," erzählte sie und blickte dabei auf die düsteren Statuen in der Nähe. Sie hatte keine andere Erklärung bereit; auch war sie auch nicht auf diesen Moment vorbereitet. Vielleicht würde dieser Moment der Ehrlichkeit sie einiges kosten, doch wollte sie einmal mit einem Menschen ehrlich sein. Doch wollte sie Ravilla auch nicht zu viel verraten, denn jedes Detail konnte zu viel Einsicht in unangenehme Wahrheiten geben. Niemand dürfte mehr über ihre wahre Mutter erfahren. Dies war ein Gelübde und der Eid, der ihr Leben als Römerin bewahrte. "Es gibt verschlagene und geheime Kulte des Pluto. Dieser Tempel hier wird von einem nicht mehr so geheimen Kult betrieben, dem mein Vater einst vorstand. Die Priesterschaft des Pluto ist freier Natur aber es gibt eine Grotte außerhalb von Rom, wo reguläre Priester Opfer darbieten und sich einige Römer hinbegeben, um mit den Toten zu sprechen," erklärte Stella und nickte dann. Sie blickte auf.


    "Meine Mutter wählte den Namen und mein Vater stimmte zu. Für beide war ich ein Licht in der Nacht," meinte sie aber verschwieg, dass ihre Mutter in Rom Luna genannt wurde, und eine Sklavin war. Die Mondgöttin und ihre Kinder war eine bekannte Geschichte, so dass Stella dies verschweigen musste, um nicht auf ihre wahre Herkunft zu verweisen. "Ich suche nach Geborgenheit und in der Dunkelheit fühle ich mich wohl. Pluto ist hier bei mir. Er steht sogar gerade direkt neben dir," antwortete sie und schmunzelte bei den letzten Worten. Mit ihrem Zeigefinger deutete sie auf den merkwürdigen Schatten, der sich im diesigen Nebel gebildet hatte. Er sah in der Tat aus, wie eine Person, die einen Schleier oder eine Kapuze trug. "Im Licht ist mir so viel Grausamkeit angetan worden, Ravilla. Viele Menschen sind schlecht aber Pluto und die Nacht waren immer gut zu mir. Sie gaben mir Träume, verhüllten den Schmerz und beschützten mich. Sterne strahlen im Dunkeln und auch ich strahle stets in der Nacht. Unter den Augen der Menschen hier in Rom fürchte ich mich, ich fürchte mich vor ihnen allen, da sie heimtückisch sind und selbst im Lichte lügen und betrügen, doch Pluto lügt nicht und die Nacht nimmt dich einfach ein und verdeckt alle Taten der Menschen. Ich gehöre wohl nicht ganz in diese Welt und bin deshalb gerne allein."

    Schritte. War es wieder Einbildung? Ein Traum oder Wahn? In den Schatten sah sie Wunder von fremden Welten und ließ ihre Gedanken Geheimnisse ergründen. Stella regte sich nicht, bewegte sich nicht von ihrem Platz und ließ weiter ihre Beine baumeln. Es war egal, vollkommen gleichgültig, was nun Wahn und Wirklichkeit war. Denn Träume boten manchmal mehr als jedwede Welt außerhalb. Wo Menschen sterblich waren, waren Träume unsterblich und diese Unsterblichkeit hatte die Tiberia entführt, während der diesige Nebel aus Asche und blutigen Schwaden seinen Weg bahnte und auch Anaxis und Seius erreichte. Stella wurde angesprochen. Es war dieser Ravilla. Dieser verdammte Ravilla, der als Scherz durch Schicksal an sie gebunden war oder war er nur Einbildung? War er immer nur Einbildung gewesen? Gedanken, wie diese, folterten Stella auf eine mysteriöse Weise. Natürlich erinnerte sich Stella an ihn. "Dieser Ort hat eine seltsame Zauberkraft...," sagte sie. "Ich erinnere mich an so vieles und mit Sicherheit auch an dich." Auch in der höflichen Entfernung konnte Ravilla erkennen, dass Stella nicht geschminkt war und eher einfach gekleidet war. Dieser Ort verlangte sogar eine gewisse Schlichtheit. Ob es nun Wahn oder Wirklichkeit war? Es war auch in dieser Sache egal. Gesellschaft mochte vielleicht helfen, auch wenn es nur Schatten waren. Seius Ravilla war noch einer der interessanten Schatten gewesen, die sie heimgesucht hatten. "Ja," antwortete sie knapp und deutete neben sich auf den Altar. Hier war noch ein Platz frei. Der unsichtbare Pluto huschte am Feuer umher, ließ es knistern und ein paar Funken flogen durch die Luft, als der Windzug Ravilla fast schubsen wollte. "Ich warne dich nur. Pluto ist kein gesprächiger Gastgeber," erklärte sie und lächelte nicht bekümmert aber auch nicht froh.

    Einige Zeit war vergangen, in der sie diesen Tempel nicht mehr aufgesucht hatte. Es war ihr einerseits nicht danach gewesen, sondern auch andererseits verband sie mit diesem Ort sehr negative Gefühle und unbequeme Wahrheiten. Inzwischen war sie in Rom angekommen, war die neue Ziehtochter des mächtigen Claudius Menecrates und lebte augenscheinlich ein gutes Leben. Doch Stella konnte niemals wirklich irgendwo ankommen. Wie auch? Sie war eine stetig Getriebene und Zerrissene. Dieser Ort übte auch jetzt noch eine dunkle und magische Anziehung auf sie aus. Jene Mächte, die hier beschworen werden konnten, versprachen neben Lügen auch eine Erlösung.


    Stella hatte die Ölschalen und Lampen entzündet, so dass das grottenartige Tempel erleuchtet war. Sie selbst hatte sich auf den Altar gesetzt und betrachtete die merkwürdig okkulten Statuen, wobei sie ihren Kopf leicht schief geneigt hatte. Mit ihren Händen hatte sie Dolche zur Seite geschoben, wobei jeweils seitig ein Dolch herabgefallen war. Es roch nach Asche und die Luft schmeckte nach Blut; der eisenartige Geschmack hatte sich auch auf ihre Zunge gelegt. Das dennoch schöne Licht umspielte sie und gab ihre Schatten frei, die zu wandern schienen. Stella war entspannt, ließ ihre Beine frei baumeln und summte ein Schlaflied. Sie dachte nach. Die junge Tiberia dachte über ihre Zukunft nach und dieser Ort der unguten Vergangenheit schien ihr wohl ein geeigneter Ort dafür. Hier würde sie niemand stören und hier konnte sie einfach nur Stella sein.

    Bevor sie die Herren verließ, warf sie Aemilius Lepidus ein süffisant gehässiges Lächeln zu. Sie glaubte zu wissen, was dieser Mann dachte und was sein eigentliches Motiv war. Und sie verachtete ihn seit dem ersten Augenblick seiner Reaktion. Ihr wurde schlagartig klar, dass dieser Mann ein Feind sein würde, wie viele der Oberschicht. Sie würde sich nicht bequem in ein gemachtes Nest setzen, das hübsche Singvögelchen sein, welches einen Mann schlicht begleitete, denn eines hatte sie wirklich auf der Straße gelernt: Sie war eine eigenständige Person. Das Lächeln brach ein und gab die frostigen Augen preis, die sie von ihrem Vater geerbt hatte und die Pluto selbst beschwören konnten. Stolz trat sie mit einer eleganten Bewegung vorbei, um Faustina zu folgen. Denn sie hatte den eindeutigen Blick der Aemilia verstanden. Als Faustina die Kinderfrau verbal mit einem herrschaftlichen Gebaren angriff, weitete Stella ihre Augen. Wie sehr sie diese Form der Herrschaft doch ablehnte, denn sie hatte unter den Armen und Ausgestoßenen gelebt und kannte auch ihre Geschichten. Leider hatte sie den Namen eines großen Hauses geerbt und war damit wohl verflucht, denn sie musste sich jetzt unter diesen Menschen bewegen, die sie eigentlich im tiefsten Herzen nicht verstehen wollte. Ihr Vater hatte sie stets davor gewarnt, offen vor anderen großen Häusern zu sprechen. Seine Warnung war ihr nun klar und bewusst. Ihr Machtanspruch durchdrang diese Gesellschaften und vergiftete sie. Durch dieses Gift verloren sie den Bezug zu ihrer Umwelt. "Ich brauche noch eine Haussklavin. Wenn du magst, kann ich dir Irene abkaufen," begann sie und versuchte die Sklavin damit zu retten. Sie hatte genug Geld, auch wenn in Wahrheit ihr Tutor darüber verfügte, denn er musste jede Zahlung aus dem Schatz der Tiberii freigeben. "Wenn mein Tutor Claudius zustimmt," schränkte sie dann doch ein. Auch war dies ein guter Gesprächseinstieg, um nicht auf den Fehltritt aufmerksam zu machen. Nervös atmete sie ein und aus.

    "Es gut, dass du mit Senator Claudius sprechen wirst," sagte Stella. Die junge Tiberia kämpfte mit ihrem eigenen Hass, der nicht nur durch Lügen und falsche Beschuldigungen genährt war, sondern auch durch Verlust und Trauer. Der wütende Hass drang über ihre Lippen: "Das dauert alles viel zu lange! Sie morden in Rom und wir schauen zu! Sie entführen Menschen und wir schauen zu! Sie verhexen so viele von uns und wir schauen zu!" Es dauerte ihr alles zu lange und wieder hörte sie nur politische Worte, Abwägungen und Pläne eines Menschen, der in ihren Augen sich nicht genug bewegen wollte. Stella war getrieben durch ihren eigenen Verlust und wollte sofort handeln, so falsch und ungerecht es auch war. Stella war nicht planvoll, nicht zielgerichtet, sondern voller Emotionen und diese richtete sie allein gegen diesen unbekannten Gegner, genannt Christianer. Es war austauschbar, vollkommen gleich, wer dieser Gegner war, denn Stella wollte einen Grund suchen, ihren eigenen Schmerz und Verlust nach Außen zu richten. Sie handelte falsch und doch war ihr dies in diesem Augenblick nicht bewusst. "Wir müssen jetzt handeln," forderte sie und überließ dem Flavius jede Verantwortung, da sie selbst kaum in den Umfang handeln konnte. "Meine Gefährdung ist ohnehin belanglos! Im Vergleich zu allen anderen in Rom, die jeden Tag ohne Schutz und Gehör auskommen müssen!" Stella nahm die entflammte Wut in sich auf. "Du musst zum Kaiser gehen! Mit vielen anderen mächtigen Männern und den Schutz Roms einfordern," entbrannte sie und verbrannte sich dabei etwas den Mund, da sie einem Höhergestellten direkt eine Forderung entgegen warf. Dabei erhob sie sich leicht von ihrem Stuhl. "Es geht hier um unsere Welt!" Wie falsch sie doch lag und verbohrt sie war. Ihre Welt war längst verloren und sie musste eine neue Welt erbauen, ohne Lügen und Hass.

    Es war beruhigend, dass ihr neuer Ziehpapa diesen Schurken ähnlich bedachte, wie sie selbst. Eine Machtposition zum eigenen Gewinn auszuschlachten, war schlimm aber eine Machtposition noch dazu zu verwenden, eigene Unzulänglichkeiten auszuleben und noch dazu darzustellen, war furchtbar. Ämter waren würdevolle Stellungen und sollten stets mit Personen besetzt werden, die charakterlich auch geeignet waren. Doch dieser Beamte, der sich so falsch verhalten, war offensichtlich ungeeignet. Zu ihrem Glück kannte sie nun den vielleicht zweitmächtigsten Mann in Rom und dieser war nun nicht nur durch Pflicht, sondern auch durch Familie (ein Tutor wurde rechtlich, wie ein Vater betrachtet), mit ihr verbunden. Pech gehabt, Fabius! Stella konnte ihre bösartige Freude daran nicht vollens verbergen aber sie ekelte sich selbst augenblickblich vor diesem Gedanken. Es gefiel ihr, diesen Mann politisch zu vernichten und doch ging sie nicht weiter, denn sie wollte nicht diese intrigante Frau sein, die einen Mann, der mit ihr in einem Vertrauensverhältnis stand, dazu zu benutzen, ihre eigenen Kämpfe auszutragen und einen unfähigen Mann zu bestrafen. "Ich denke, dass er sich selbst ein Bein stellen wird und wir garnicht viel tun müssen," sagte sie und versuchte Claudius damit zu besänftigen. Stella wollte nicht, dass er sich dafür politisch verbrannte und verausgabte. "Danke, Claudius," antwortete sie schließlich und versuchte diesem Thema zu entkommen, da es unangenehm sein konnte, wenn sich ihr Tutor nun schützend vor jeden Konflikt stellte und sie nicht mehr frei sprechen konnte, ohne ein Gegenüber sprichwörtlich an den Galgen oder das Kreuz zu bringen. Claudius konnte Männer in Rom einfach vernichten und dies wollte sie wahrlich nicht, dass wegen einer ihrer Dummheiten, ein Mensch unnötig Schaden erlitt. "Du brauchst dich vor mir nicht beherrschen. Wir sind doch jetzt Familie und Emotionen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Persönlichkeiten," meinte sie und nickte ihrem Tutor zu. Immerhin war er auch ein Mensch, der seine Emotionen nicht verloren hatte.


    Es kam ihr gelegen, dass er selbst erneut die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten ansprach. "Eine Besichtigung ist eine gute Idee!" Mit einem freudigen Lächeln nickte sie abermals. "Das kann ich gerne machen!"

    Zu Faustinas Freude kam der Claudier in Begleitung der jungen Tiberia zu Besuch und sie erhob sich um die Besucher zu begrüßen. Mittlerweile war auch die Kinderfrau Irene im Atrium eingetroffen um die kleine Iulia ein wenig in Bahnen zu lenken, damit zumindest nichts zu Bruch ging. Irene sah fast aus wie eine Gänsemagd mit ausgestreckten Armen, die versuchte Iulia in den hinteren Teil des Raumes zu scheuchen, der näher am Hortus lag.


    Faustina trug heute einfach hochgesteckte Haare und ein fast bodenlanges, lavendelfarbenes Leinengewand. Sie trat an die Seite ihres Vaters auf Menecrates und Stella zu und sprach sie an. "Salve, Claudius und Tiberia. Es freut mich, dass ihr unser Haus mit Besuch beehrt." Sobald die Vorstellung beendet war, konnte sie mit Stella und Iulia in den Hortus gehen. Das würde bestimmt spannender werden, als das Gespräch der beiden Männer und Iulia musste dringend raus zum Toben.

    Zwar interessierte sich Stella für die Gespräche der Männer und war auch allzu neugierig, was diese besprachen aber sie musste auch in ihre Rolle als römische Frau finden. Stella dürfte nicht allzu deutlich, Politik machen und diese beiden Herren beeinflussen und zudem waren diese Männergespräche oft langweilig in die Länge gezogen. Es fehlte ihnen oft an sprechender Emotion und Darstellung. Stella mochte das Theater und die wenigsten Gespräche hatten diese Spannungsbögen. Also war es vorerst besser, sich Aemilia Faustina anzuschließen.



    [...]

    Lepidus schüttelte den Kopf, lächelte und trat auf die Besucher zu und legte seinem alten Freund die rechte Hand auf den Unterarm. Claudius Menecrates, welch Glanz in meiner Hütte und wäre das nicht genug hast du noch einen Sonnenstrahl mitgebracht,...nun, wer ist denn die reizende junge Frau an deiner Seite? Sie kam ihm persönlich nicht bekommt vor aber irgendetwas an ihrem Habitus, ihrer Haltung,...irgendetwas kam ihm bekannt vor.

    Irgendwie hatte dieser ältere Römer, den ihr Ziehpapa scheinbar gut kannte, etwas Schmieriges an sich. Sie legte ihren Kopf schief. Aha! Ein mieses Kompliment. Ein wirklich mieses Kompliment. Stella schmunzelte salzig und bitter. Mühsam rang sie sich ein Höflichkeitslächeln ab, bevor sie ihre Palla sanft nach Hinten legte. Die durchsichtige Seide hatte ihr Haupt nur dezent bedeckt aber nun waren ihre Haare ohne den Schleier sichtbar. Es war immer so einfach, eine Frau auf ihr Aussehen zu reduzieren und in Wahrheit schien dies auch das Hauptaugenmerk dieses Mannes zu sein. Die meisten, nicht alle, aber die meisten Männer waren berechenbar aus ihrer Sicht. Stella unterband ein Augenrollen, nickte Faustina wissend zu und räusperte sich dann, die Gegenreaktion herunterschluckend. Auf der Straße hätte sie diesem Mann nun ihre Meinung gesagt, doch sie war kein Straßenkind mehr. Jetzt galt die römische Höflichkeit und diese war wirklich eine bittere Pille. Doch Stella konnte sich fügen und in gewisser weise spielte sie jetzt Theater. Mit einem Augenzucken verwandelte sie ihr Gesicht in das hübsche Gesicht einer Aristokratin, welches gleichgültig schön war und keine Emotion mehr zeigte. Wenigstens übernahm Ziehpapa Claudius ihre Vorstellung, so dass sie nicht viel sagen musste.


    Die aristokratische Figur durchdrang ihren Habitus, so dass sich sogar ihr Augenaufschlag anpasste. "Vielen Dank," sagte sie in einem melodischen Gleichklang, fast so, als ob sie keinen echten Dank kannte und diesen Satz nur sagte, um ihn zu sagen. In Wahrheit sagte ihn auch einfach nur auf aber sehr wohl kannte sie Dankbarkeit. Doch das Thema des angedeuteten Gespräches wirkte spannend und schließlich traf das Thema einen wunden Punkt. Verlust. Stella kannte diese Emotion nur zu gut und doch hielt die Maske. Sie war hier nicht als Stella, sondern als eine Vertreterin der Oberschicht und ihres einstig großen Hauses. Doch bevor sie die Kontrolle über ihre Trauer verlor, entschied sich Stella, aktiv mit Faustina zu flüchten. "Ich werde mit der werten Aemilia ein paar Schritte gehen und mir den Garten zeigen lassen," entschied sie und deutete auf Faustina. "Ich denke, dass wir die Männer mit ihren.... wichtigen Themen... nicht stören sollten," sagte sie. Sie wollte sich jetzt nicht einmischen und es war auch besser, sich nicht allzu offen zu zeigen. Sie kannte diesen Aemilius nicht und es bestand immer die Gefahr, dass sich erneut eine Intrige gegen sie richtete. Die römische Oberschicht war gefährlich heimtückisch. So sehr auch Claudius diesem Mann zu vertrauen schien, Stella tat es Erfahrungen nicht und hielt sich lieber an Faustina, die ihr ersten Anschein sympathischer erschien. Doch auch dies konnte Täuschung sein. Mit einer eleganten Bewegung trat Stella neben Faustina. "Wollen wir?" Sofern Faustina zustimmen würde, würde Stella den Rest des Gespräches nicht mehr verfolgen können. Wenn sie es nicht tat, würde Stella gezwungen sein, einen Kommentar den Männern gegenüber abzulassen, die sich so unterhielten, als ob die Frauen garnicht anwesend waren. Doch das Gespräch nahm seine Bahnen und Stella musste antworten. "Ich denke, dass wir Frauen mehr sein können als eine bloße Ausstattung. Und ich denke, dass deine Ehefrau nicht als Lupa bezeichnet werden möchte. Wir sind diejenigen, die eure Wunden nach der Schlacht pflegen und wir sind diejenigen die euch eure blöden Ideen ausreden. Wir Frauen unterhalten euren Haushalt und wir Frauen ziehen eure Kinder groß, wenn ihr mal wieder in einem Krieg kämpft oder auf der Rostra politische Kämpfe austragt," erhob sie ihre Stimme und durchbrach ihr Schweigen gegenüber diesem Gespräch. Zwar wollte sie eine römische Frau sein aber sie hatte auch zu lange auf der Straße gelebt, hatte sich durchschlagen müssen, so dass sie auch sagte, was sie dachte, wenn ihr eigenes Schweigen unerträglich wurde. "Zwar sind wir Frauen nicht mit euch gleich...," erklärte sie und dachte bei sich, dass es zum Glück so war, denn wenn sie ähnlich verbohrt, wie dieser Mann denken würde, würde ihre Welt seltsam leer sein. "... aber auch wir haben unseren Anteil an Rom und dieses Gesetz, welches Claudius anstrebt ...," überlegte sie laut und wollte noch die Kurve finden, um ihrem Ziehpapa nicht die politische Arbeit vollens zu verhageln. "... es soll uns Frauen schützen und auch eben vor Zuweisungen und der Notwendigkeit der schmutzigen Arbeit," meinte sie und schüttelte sich innerlich dafür. Sie machte gerade doch Politik und half ihrem Ziehpapa aus aber teilte auch gegen eine Bevormundung durch einen anderen Mann aus, der Frauen schlicht mit persönlichen Interessen gleich setzte. Sie wollte kein persönliches Interesse sein, sondern bestensfalls eine Partnerin und Freundin. Auch wenn ihr sehr wohl bewusst war, dass man in ihrem Stand rein aus politischen Interessen heiratete. Nun schwieg sie besser und hoffte, dass Faustina sie aus diesem politischen Abgrund erretten würde. Politik lag ihr einfach nicht und sie wollte sie nicht vollständig den Mund verbrennen.

    "Das Kleid ist wunderbar. Ich werde mich nicht verwickeln. Nur die Länge ist ein wenig ... waghalsig... aber ich habe Übung," sagte die junge Frau mit einem schelmischen Ausdruck, wobei sie betont auf ihre Schritte achtete. Stella schmunzelte, als sie ihr Ziehvater flüsternd ansprach. "Natürlich," meinte sie und hielt Ausschau nach dem Wirbelwind. Die junge Frau positionierte sich in einem gesunden Abstand zu ihrem Tutor und wollte die kleine Iulia abfangen, bevor sie dem alten Claudius zu sehr auf die Nerven ging. Stella hatte in diesem Zusammenhang deutlich stärkere Nerven und konnte sehr wohl verstehen, warum Iulia tobte. Dort sah sie bereits den unruhigen Geist und mit einem breiten Lächeln winkte sie dem Kind zu. Stella selbst war als Kleinkind unglaublich nervös und hektisch gewesen. Im Grunde war sie es immer noch. Dann blickte sie zu Faustina und trat einen Schritt vor, wobei sie breit lächelte. "Salve," grüßte sie, immer noch ein Auge auf dem Wirbelwind Iulia habend. Noch setzte sich Stella nicht und nickte dann zu Claudius Menecrates. Eine lautlose Geste, dass sie ihm den Vortritt ließ. Dennoch entschied sie sich, etwas zu sagen, damit sie selbst nicht unhöflich erschien. "Dies ist ein wunderbares Haus," wählte sie das höfliche Standardkompliment einer Römerin gegenüber einer anderen Römerin, die ein Haus besuchte.

    Die Erinnerung war schmerzhaft. Nicht, weil der Beamte sich ihr gegenüber gemein und grausam verhalten hatte, zumindest aus ihrer Sicht, sondern weil es so unglaublich kompliziert war, in Rom zu agieren und nicht über jeden sozialen Fallstrick zu fallen. "Fabius Torquatus," erinnerte sich an den Namen und gab ihn preis. Sie wollte dieses Thema schnell beenden, denn egal, was ihr neuer "Ziehvater" tun konnte, es würde erneut Fragen aufwerfen und diese Fragen waren schmerzhafter als jedwede verbale Grausamkeit oder Heimtücke, denn es waren erlebte Erinnerungen an eine Zeit des Leids und Verlustes. Manchmal fragte sich Stella, was sie falsch gemacht hatte, um von einem Teil der Gesellschaft abgestraft zu werden. Es schien einfach zu reichen, dass sie lebte und in Erscheinung getreten war. Doch sie würde sie nicht von falschen sozialen Regeln vertreiben lassen. Umso mehr sie abgelehnt wurde, umso mehr strahlte sie und es kümmerte sie mit jeder verbalen Grausamkeit weniger. Immerhin hatte sie im Dreck gelebt und unter keinen Umständen würden sie die Stimmen und Beleidigungen dorthin zurücktreiben. Dies war ihre Zeit. Zum Hades mit diesem Fabius und seinen Beamten! Und zum Hades mit all den stillen Regeln! Stella verzog das Gesicht, stoppte ihre Kaubewegung und dachte nach. Nicht über diesen schäbigen Beamten, der sich am Leid anderer erfreute, sondern sie dachte daran, was sie tun konnte, um in Rom zu leben. Dies war nun ihr Leben und sie wollte leben. Doch Claudius Menecrates füllte den Raum mit Sachfragen. Stella überlächelte dies für einen Moment, während sie träumte. "Die Wände sind geprüft. Einige Wände müssen erneuert werden. Optische Komponenten müssen ebenfalls saniert werden. Ich habe keine Vorstellung und würde mich wohl in den Details verlieren. Ich liebe Farben! Und kann mich schlecht entscheiden und viele Entscheidungen habe ich aufgeschoben... aber bei den Göttern... ich habe ja nun dich," sagte sie und kaute dann weiter. Sie sollte Sklaven auswählen? Eine unangenehme Aufgabe für sie. "Ehm, ja," antwortete sie und nickte dezent, wobei sie ein Fleischspießchen von einem Tablett nahm, um genüsslich die Fleischbällchen vom Spieß zu beißen. Wenigstens versicherte ihr Claudius Menecrates, dass sie ein Leben, wenn möglich ein gutes Leben, in Rom haben würde. Stella war beruhigt, auch wenn Claudius Menecrates eine versteckte Warnung aussprach, dass sie sich öffnen musste.