Beiträge von Sisenna Seius Stilo

    Die Prätorianer, die in ziviler Kleidung und weitläufig verteilt auf dem Platz standen, waren allerdings nur für jene, die sie persönlich kannten, als solche zu erkennen, auch wenn ihre muskulöse Statur durchaus vermuten ließ, dass es sich hierbei um Soldaten handeln könnte. Die Einheit war durch nichts zu erkennen. Sie waren schließlich nicht dienstlich hier, sondern privat, weil ihr Optio es aus persönlichen Grünen "nett finden würde, wenn sie den Annaeer unterstützten". Wer stieß seinen Optio schon gern vor den Kopf? Außerdem winkte als Gegenleistung für diesen Gefallen eine Extraration Fleisch und Wein für jeden, der sich beteiligte.

    Annaeus Florus Minor galt als sehr korrekter Mann. Er war sicher keine schlechte Wahl. Als Patron von Stilos Neffen Iunius Caepio war es zudem praktisch Familiensache, ihn im Wahlkampf zu unterstützen. Doch Stilo wäre nicht Stilo, würde er nicht darüber hinaus denken.


    Sein Bruder, der exzentrische Ravilla, hatte es sich im Senat bei dem einen oder anderen schon verdorben, bevor er überhaupt selbst Senator war. Das musste einer erst mal schaffen. Ravilla würde in Zukunft bei seiner Karriere jede nur erdenkliche Hilfe nötig haben, sofern er nicht am Ende seines Tribunats im Triumphzug aus Germania wiederkehrte. Also galt es, dem alten Prinzip von Geben und Nehmen tatkräftig zu frönen und zu hoffen, dass der Annaeer sich zu gegebener Zeit daran erinnern würde.


    Stilo stand mit der gesamten Centuria in Zivil auf dem Platz verteilt, die Männer klatschten emsig und johlten aus voller Kehle beim Erscheinen des Senators, sie machten einen Lärm und pfiffen mit glänzenden Äuglein, als stünde dort nicht ein angehender Praetor, sondern ihr Lieblingsgladiator.

    Unter den Arbeitern befanden sich in wechselnden Schichten auch drei als Bauarbeiter verkleidete Prätorianer, zu diesem Anlass ärmlich gekleidet, unrasiert und ungekämmt. Angeblich kamen sie vom Land und wohnten nur für die Dauer der Bauarbeiten in der Stadt. Sie packten fleißig mit an und machten keinen Ärger. Sie schnüffelten auch nicht mehr als gewohnheitsmäßig herum, denn die Arbeit am Aquädukt galt nur ihrer Tarnung, damit sie "zu Feierabend" ihrer tatsächlichen Arbeit gegenüber der Casa Didia nachgehen konnten, ohne dass jemand daran Anstoß nahm, warum in diesem Haus auf einmal drei kräftige junge Männer ein gemeinsames Quartier bewohnten.

    "Danke, mein Guter." Er wusch sich die besudelten Finger und trocknete seine Hände ab. Wieder versöhnt überließ er Terpander seinen üblichen Tätigkeiten (wahrscheinlich wieder faul sein). Eigentlich mochte er den alten Sklaven, nur wurde er das Gefühl nicht los, dass dieser ihn herablassend ansah. Was Scato betraf, war Stilo sicher, dass Terpander seinen Herrn nicht für voll nahm, aber diesem war das auch egal. Stilo jedoch verlangte Respekt und ein Mindestmaß an Arschkriechertum. Immerhin schien Tacitus mit dem eigenwilligen Hellenen gut klarzukommen.


    Stilo widmete seine Aufmerksamkeit wieder Tacitus. "Ehrlich gesagt, verstehe ich nur die Hälfe. Ich würde es aber gern verstehen. Magst du mir den Unterschied in den rechtlichen Besonderheiten von Alexandria und Roma, was die Verurteilung der Christianer betrifft, kurz laienfreundlich zusammenfassen?"

    Stilo war zurückgekehrt, um sich ein Bild zu machen. Leise sanken die ersten Schneeflocken dieses Jahres auf die Dächer Roms. Um die Casa Didia herum schien alles ruhig. Keine Aktivitäten von Achatius. Lebte der überhaupt noch? Stilo saß im Haus gegenüber, wo er sich unter einem anderen Namen und in ziviler Kleidung ein Zimmer gemietet hatte. Dort saß er nun, eingehüllt in einen Wollmantel, auf seinem Stuhl schräg am Fenster und zeichnete auf seinen Wachstafeln herum. Hinter den Vorhängen hervor behielt er die Casa Didia im Auge.


    Eine vernachlässigte Pflicht, der er nun verstärkt nachkam.


    Sein Kopf schwirrte, er war nicht bei der Sache. Zu viele Verhöre, die endlose Dunkelheit, die gleichsam Teil von ihm war und doch bisweilen an ihm zehrte. Etwas stimmte nicht. Was das war, fand er einfach nicht heraus. Zu wenig Ablenkung in jedem Fall. Beim Gespräch mit dem Praefectus Urbi war er völlig durcheinander gekommen, hatte Achatius mit Theognis verwechselt und obendrein vergessen, die Observierung durchzuführen. Das war sehr peinlich. Er würde einen korrigierten Bericht anfertigen müssen. Der Präfekt hielt ihn wahrscheinlich entweder für jemanden, der schlampte, oder für einen Säufer. Dabei war Stilo schlichtweg nicht gut drauf. Es war eine unglückliche Momentaufnahme, die leider genau in dieses Zeitfenster fiel.


    Die Lupanare boten nicht seinen Geschmack. Es war wie einen Heißhunger mit trockenem Mehl zu stillen und Tag für Tag nichts anderes zu Essen zu bekommen. War es die ungewohnte Umgebung? Vermisste er gar Madara? Wohl kaum. Stilo war ja kein sentimentaler Trottel. Der Einzige, den er vermisste, war Sabaco. Ihm fehlte sein Herz, das in schwarzen Flammen stand, und an dem auch Stilo sich bisweilen entzünden konnte, wenn ihm danach war. Dann brannten sie gemeinsam. Er schloss kurz die Augen. Ja, ihm fehlte die schwarze, lodernde, kranke Freundschaft von Sabaco.


    War das alles? Er horchte in sich hinein. Doch wie immer, wenn er nach seinen Gefühlen suchte, verlor sein Blick sich im schwarzen Abgrund seines Inneren. Da war einfach nichts. Als würde ein Teil fehlen, den andere Menschen besaßen.


    Das Theater bot auch nur den üblichen Schund, der aber nicht schlecht genug war, um witzig zu sein. Liebe, immer wieder Liebe, als sei das ein Fluch, der ihn verfolgte. Er ging mit Pansa und Dexter nur hin, um die Handlung vohrerzusagen und zu lästern. Wie oft hatte er mit Pansa gerätselt, ob es Menschen gab, die sich wirklich wegen irgendeiner Frau derart zum Affen machten, und dann Dexter ausgelacht.


    Normalität ... Stilo brauchte wieder seinen vertrauten Trott. Alles stand Kopf. Als Freund der Gladiatorenkämpfe wartete er sehnsüchtig auf den ersten Auftritt der Kämpfer aus dem neu eröffneten Ludus Magnum. Sein Stift zeichnete wie von selbst einen Gladiator.


    Noch immer herrschte Schweigen in der Casa Didia.

    Die Vorführung des Nachwuchses war vielversprechend. Sie waren ausnahmslos gut gebaut und ihre Technik konnte sich sehen lassen. Doch der Höhepunkt kam, als der Meister höchstselbst in den Ring stieg und seinen Stab wirbeln ließ. Stilo ließ einen anerkennenden Pfiff hören, als der alte Gladiator den letzten Jungspund Staub fressen ließ. Als Paullus Stilo wie den Kaiser höchstselbst grüßte, lachte er herzlich und applaudierte. Der Bursche war ganz nach seinem Geschmack.


    Danach musste er sich noch ein wenig gedulden, bis der Gladiator sich umgezogen hatte und zurückkehrte.


    "Sauber, wirklich sauber, Paullus. Ich bin zwar kein Priester, aber ich prophezeihe dem Ludus Magnus eine blühende Zukunft. Priscus den Zerstörer gibt es übrigens garantiert immer noch! Wäre er tot, wäre ein Aufschrei durch meine Truppe gegangen. Dem hätte mein Kamerad sicher gern mal die Hand geschüttelt. Doch wenn ich deinen Nachwuchs sehe, dürfte er bald ernsthafte Konkurrenz haben. Ich nehm dann lieber deine Hand."


    Stilos Griff war kraftvoll, aber nicht unangenehm, und er lächelte dem alten Gladiator zu. "Das Vergnügen war ganz meinerseits. Hab Dank für die Vorstellung. Technisch astrein, das dürfte spannend werden. Ich freue mich darauf, deine Männer in der Arena zu sehen. Dein Angebot zur Leibesertüchtigung behalte ich im Hinterkopf."


    Sim-Off:

    Was sind denn Eleven? Ich habe Google befragt, aber kein Ergebnis gefunden.

    Divide et impera! Natürlich. Vielleicht war das der Schlüssel!


    Die Judäer hatten die Römer vor den Splittergruppen gewarnt. Was in Alexandria funktioniert hatte, mochte auch in Rom funktionieren. Ein recht konkretes Bild von dem, was zu tun war, erschien in seinem Kopf. Genauer - ein Gesicht. Nun war Stilo nur Optio, keiner der Planer hinter all den Aktionen der Prätorianer, nur ein Werkzeug. Doch stand es ihm frei, Vorschläge zu unterbreiten.


    "Interessant. Man mag von einer Situation durchaus auf die andere schließen können, wenn die Rahmenbedingungen sich ähneln. Es gibt klügere Männer als mich, die sich mit solchen Beobachtungen auskennen." Er würde jemanden konsultieren, doch jetzt futterte er noch drei oder vier Eihälften, die recht schnell in seinem Magen verschwanden, so dass er nicht genau nachzählte. Vielleicht waren es auch fünf.


    Wo blieb eigentlich dieser arschfaule Terpander, um ihm die klebrigen Finger abzuwaschen? Er blickte sich nach Scatos verwöhntem Sklaven um, fest entschlossen, keinen anderen Sklaven zu akzeptieren, von denen hier genug herumliefen, sondern nur genau diesen. Ihm ging es ums Prinzip. Die Masche des armen alten Mannes zog bei Stilo nicht.


    "Um was ging es denn bei diesem Rechtsgutachten? Ich bin eigentlich eher ein Freund der guten alten Arena, damit man garantiert Ruhe hat."

    Stilo sah den Glanz in den Augen des Eudoxus. Es war ein Jammer, was man aus diesem Mann gemacht hatte. So viel Geist, der dem Imperium hätte nützen können - verschwendet. Wofür? Was blieb am Ende übrig von den Träumen dieses jungen Mannes? Wenn die Prätorianer ihrer Aufgabe nachkamen - nichts. Wenn sie jedoch versagen sollten, mochte das anders sein. Hier saßen sie sich gegenüber, Stilo gegen Eudoxus, Römer gegen Christianer.


    Und Stilo spürte eine innere Kälte, die nach seinem Herzen griff, gleich einer Vorahnung, doch als er genauer hinzufühlen versuchte, war da nur seine eigene innere Leere. Vor ihm aber saß jemand, der vor lauter aufrechten Empfindungen schier erstrahlte, als trüge er zu viel Liebe in sich, als würde sein Herz davon überlaufen. Hier, in diesem dunklen Kerker, umgeben von den schrecklichsten Foltermaschinen, welche der menschliche Sadismus je hervorgebracht hatte, lächelte Eudoxus und bat den Mann, der ihn verhören und foltern sollte, mit ihm gemeinsam zu beten.


    Stilo war kein sonderlich gläubiger Mensch, er war ein eigenbrödlerischer Zweifler. Doch sprach nichts dagegen, das Beten einmal zu versuchen, um zu erforschen, wie diese eigenartigen Menschen funktionierten. Wie dieser Mensch funktionierte. Auch wenn die Christianer es hartnäckig leugneten - auch ihr Gott war nur einer von vielen und für einen Römer nicht besser oder schlechter als jeder andere.


    "Ich möchte gern mit dir beten, Eudoxus. Sag mir, was du dafür brauchst und was ich tun soll."

    "Ja, drum sprechen wir auch von einer radikalen Splittergruppe. Soll wohl auch andere geben, aber manche halten die Formulierung für unnötig." Ihm selbst waren bislang nur Fanatiker untergekommen, die sich in Rom scheinbar zusammenrotteten. Eine Entwicklung, die nicht nur ihm aufgefallen war und Anlass zur Sorge bot. Normalerweise müssten die Ermittlungen noch viel tiefgreifender sein. "Es gab in Alexandria also keinerlei Eskalationen? Es gab demnach auch keine Warnzeichen, die auf unerfreuliche Entwicklungen hinwiesen, weil es gar nicht so weit kam? Oder wurden diese nur zeitiger erkannt?"


    Wie diese merkwürdigen Holzfische, die sie sich um den Hals hängten - wer so ein Ding um den Hals trug, galt hier aufgrund der Ereignisse mittlerweile als überführt. Vielleicht gab es noch andere Kennzeichen dieser Fanatiker, an die sie gar nicht dachten, die aber Tacitus aus seiner Heimat kannte. Stilo fragte sich, ob die Milites aus Alexandria einfach besser aufgestellt waren, besondere Taktiken hatten oder ob sie schlichtweg nur wenige radikale Christianer in der Polis hatten, als sie hier in Rom ...


    "Ich hoffe, das klingt für eine gemütliche Cena nicht nach Verhör, die Neugier ist eine Berufskrankheit. Ich denke unentwegt über diese Dinge nach. Sie bereiten mir einiges Kopfzerbrechen."

    Stilo ließ sich genüsslich eine der matschigen Eierhälften schmecken. "Das Beste ist das flüssige Eidotter", schmachtete er, vertilgte noch zwei weitere Hälften und lutschte sich erstmal die Finger ab, um nicht wie ein Gierschlund alles auf einmal zu essen. "Freundlich von dir, mich nicht zu vergessen. Aber mach dir nicht zu viele Gedanken um irgendwelche Schuldigkeiten. Dafür hat man Verwandte, wenn auch um hundert Ecken des Stammbaums."


    Die Eier glitzerten verführerisch, aber er nahm erstmal noch ein wenig Wein, um seinen Appetit höflich herunterzukämpfen.


    "Alles, was unter das Dienstgeheimnis fällt, muss natürlich dort verbleiben. Aber ich kann dir die Dinge mitteilen, die im allgemeinen Klatsch und Tratsch von Rom umgehen. Es gab nicht nur Schmierereien an den Tempeln, sondern üblen Vandalismus. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Gemeinhin spricht man von einer radikalen Splittergruppe dieser Christianer, die dafür verantwortlich sein sollen."


    Ob dem wirklich so war, durfte er im Moment weder bestätigen noch dementieren, weil es dazu bislang kein Urteil gab und auch keinen Befehl, eine bestimmte Stimmung zu säen, wie es auch zu den regulären Aufgaben der Prätorianer gehörte.


    "Gab es in deiner alten Heimat ähnliche Probleme?"

    Der Blick des Prätorianers ruhte aufmerksam auf dem Gesicht des jungen Mannes. Er wusste, wie ein Mensch funktionierte, doch ihm war fremd, wie dieser Mensch dachte und fühlte. Die ihm vertrauten Gesetzmäßigkeiten wirkten ausgehebelt. Etwas ergab hier keinen Sinn. Eudoxus war zu klug, um wirklich blind zu sein in seinem Fanatismus. Er sprach wie ein Poet, wenn er von der Heimat sprach, oder von seiner Familie und seinen Gefühlen. Und wie ein Bauerntrampel, sobald es um den Glauben ging. Er hätte erkennen müssen, das in den Verbrechen seiner Christianerfreunde weder Nächstenliebe noch Barmherzigkeit lagen. Und er hätte es auch erkannt, wäre dort nicht diese Blockade.


    Doch wer hatte sie errichtet? Und wie konnte man sie einreißen?


    "Du siehst glücklich aus, wenn du von Antiocha sprichst. Warum hast du das Paradies verlassen?" Er zögerte. "Und eine Frage brennt mir schon länger im Herzen. Ich wollte sie dir schon früher stellen, doch es hat sich nicht eher ergeben. Würdest du für die Seele eines Feindes beten, Eudoxus? Würdest du für Optio Sisenna Seius Stilo von den Cohortes Praetoriae beten, damit der Herr ihm seine Taten verzeiht?"

    "Ich bin nun hier stationiert, ja." Stilo schaute sich die Umgebung an. Es blieb spannend, auf welche Weise Paullus seine Ausnahme zu machen gedachte. "Sieht doch aus, als würde hier mal wieder alles auf Vordermann gebracht werden. Schön. Stellst du mir auch deine Kämpfer vor? Ich muss doch wissen, auf wen ich setzen kann, wenn die Kämpfe eröffnet werden. Ein Bekannter ist ganz heiß auf Priscus den Zerstörer. Weiß gar nicht, aus welcher Schule der kommt. Ist Priscus zufällig einer von deinen Jungs?"

    "Originaltexte zu verstehen, macht natürlich Sinn. Das ist auch für meine Arbeit wichtig. Aber daran, dass das auch auf Mathematik zutreffen könnte, hätte ich nicht getippt." Er ließ den Wein in seinem Becher kreisen.


    "Ich selbst habe hier noch keinen Patron. Aber unser Verwandter Iunius Caepio schwärmte von Lucius Annaeus Florus Minor. Auch mein Halbbruder Ravilla hat den Mann schon kennengelernt und wusste nichts Schlechtes zu berichten." Wobei Ravilla generell jemand war, der aufpassen musste, nicht auf seiner meterlangen Schleimspur auszurutschen. Der lobte jeden über den grünen Klee und kannte in seinem Überschwang kein Maß. Hoffentlich würden die Offiziere der Legio ihn zurechtstutzen.


    "Ja, ich denke, für deine gewünschten Karriereambitionen ist Annaeus der richtige Mann. Für eine Militärlaufbahn hätte ich dir hingegen eher empfohlen, mal bei Herius Claudius Menecrates vorzusprechen, dem Praefectus Urbi.


    Wirklich fernhalten musst du dich momentan von niemandem. Derzeit ist mir keine Giftspinne bekannt. Der Eine setzt halt die Schwerpunkte so und der andere so. Wen ich leiden mag, musst nicht auch du leiden mögen. Das kann sich natürlich ändern, die Politik ist niemals statisch, weil auch die Menschen es nicht sind."


    Er schaute die weichgekochten Eier an, deren Dotter verführerisch breitfloss. "Darf ich mich bedienen? Und klar, um dir einen Namen zu machen sind handfeste Referenzen der beste Weg. Sollte sich was ergeben, spreche ich gern meine Empfehlung für dich aus oder gebe dir einen Tipp, wann du dich deinerseits mal irgendwo vorstellen solltest. Allerdings bin ich selbst nur Optio und habe nicht wirklich viel bei den Cohortes Praetoriae zu melden. Es mag also nicht zwingend von Erfolg gekrönt sein. Wirklich ernst genommen wird man erst als Centurio und nennenswerten Einfluss haben nach meiner Einschätzung nur die Stabsoffiziere."

    "Angenehm, Paullus. Sisenna Seius Stilo ist mein Name. Es ist Monate her, seit ich das letzte Mal einen Gladiatorenkampf sehen durfte. Ich bin ein großer Freund dieses Sports. In Satala habe ich keinen Kampf verpasst. In Rom müssen die Kämpfe eine ganz andere Hausnummer sein!


    Zu einer Führung sage ich nicht Nein. Besonders auf den Übungskampf freue ich mich! Steigst du auch selbst noch in die Arena?" Er schickte sich an, den Mann zu begleiten.

    Stilo mochte Gladiatorenkämpfe. Beim Ludus Magnus beobachtete er ein reges Treiben in letzter Zeit, was ihm gefiel. Gerade wurden wilde Tiere geliefert. Er schaute, ob er hier irgendwen anquatschen konnte, der bereit war, dem Soldaten, der hier in einer moosgrünen Freizeittunika herumstand, aber anhand der Caligae, des Militärgürtels und des Dolches als Soldat zu erkennen war, Beachtung zu schenken.

    Stilo brachte das gewünschte Schreiben persönlich beim Officium des Praefectus Urbi vorbei und gab es in die Hände von dessen Cornicularius. So würde es bald seinen Weg auf den Schreibtisch von Herius Claudius Menecrates gefunden haben.


    Leider konnte er den Namen des Eudoxus diesmal nicht "vergessen", wie er das in mündlichen Gesprächen gern mal tat, ohne sich angreifbar zu machen. Und so viel Ärger ... für ihr gemeinsames Spiel ... das zwickte ein wenig, aber er wusste, was er tun musste. Ein Verräter war Stilo nicht, nur eine Spielernatur.


    Das Schreiben war versiegelt und mit dem Zusatz "persönlich" versehen, so dass allein der Praefectus Urbi in persona dazu befugt war, es zu öffnen.



    Persönlich!

    Praefectus Urbi

    Herius Claudius Menecrates



    Zwischenergebnis der Befragungen im Fall "Zugriff in der Casa Didia"



    Salve Praefectus Claudius,


    im Folgenden gebe ich dir eine Auflistung der Personen, die in der Casa Didia angetroffen wurden samt deren momentanen Aufenthaltsort, ihrem Stand und dem eventuellen Vorhandensein eines Fischanhängers:



    Person
    AufenthaltsortStandFischanhänger
    ja/nein
    Gaius Trebatius CalvusCarcer CP
    Doppelzelle CP II
    Civis
    ja (Link)
    Trebatia Caeca
    Carcer CP
    Doppelzelle CP II
    Civisja (Link)
    EudoxusCarcer CP
    Einzelzelle CP-I
    Peregrinusja (Link)
    TheognisCarcer CP
    Einzelzelle CP III
    Servusja (Link)


    Bei Fragen stehe ich zur Verfügung.



    Optio Sisenna Seius Stilo

    cp-optio.png


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    Diesen Gefangenen hatte Stilo vergessen. Zu leise, zu unwichtig, zu uninteressant. Ein Sklave eben.


    So musste es zügig gehen. Ohne viel Federlesen wurde Theognis aus dem Schlaf gerissen, gepackt, ihm das Hemd vom Leib gerissen und er in den Verhörraum gestoßen. Man ließ ihm nicht die Wahl, freiwillig zu gehen. Heute zeigte der Skorpion seinen Stachel. Stilo brauchte Ergebnisse, nachdem er sich vor dem Praefectus Urbi blamiert hatte, und die wollte er schnell.


    Zahnräder knirschten, schwere Ketten rasselten und dann war Theognis fest in eine Apparatur gespannt, deren Namen er nicht kannte, einer gewaltigen Eisenspinne gleich, die ihr Opfer unnachgiebig packte. Kalte Luft strich über seinen Körper. Ohne dass jemand Theognis Gelegenheit gab, freiwillig zu sprechen, drehte Pansa eine Winde, so dass der wehrlose Körper überdehnt wurde. Er spannte die Apparatur, bis die ersten Schmerzensschreie ertönten. Es zeigte dem Gefangenen, dass die Prätorianer keinerlei Hemmungen hatten, seinen Körper zu zerstören, ganz gleich, ob es gerecht war oder nicht. Sie taten es einfach.


    Stilo beugte sich über das Gesicht des Gefangenen. "Die Vöglein haben gesungen, Theognis. Deine Freunde haben dich und alle anderen verraten. Wir wissen nun die Namen der Mitverschwörer, aller Helfer und Helfershelfer. Und dass du einer davon bist. Ich habe alle Namen hier auf dieser Liste. Du weißt, welches Schicksal ihnen blüht. Oh ja. Und du weißt auch, welches dich erwartet. Auf Hochverrat kann es nur den Tod als Antwort geben."


    Er ließ eine Pause, um die Fantasie des Sklaven anzuregen, ehe er weitersprach. "Es kann auf die eine Weise oder auf die andere Weise geschehen. Du kannst unter dem Applaus einer blutrünstigen Menge in der Arena zerfleischt werden. Du kannst auch hier und jetzt deiner Haut entledigt werden, Streifen für Streifen, und in den nächsten Stunden so nackt, wie ein Mensch nur sein kann, allein und vergessen in deiner Zelle daran zugrundegehen. Niemand wird für dich beten, niemand um dich weinen, und deine Gebeine enden als Fischfutter im Tiber.


    Es mag aber auch sein, dass jemand ein Einsehen hat, dass dir jemand einen Holzfisch um den Hals legt, damit dein Gott bei dir ist auf deinem letzten Weg, und dass du vor der Vollstreckung einen tragischen Unfall erleidest, bei dem kurz und schmerzlos dein Genick bricht."


    Stilo sah ihm unentwegt in die Augen. Er sah nicht für einen noch so kleinen Moment weg. "Sprechen wir Klartext, Sklave: Dies ist deine einzige Gelegenheit, mir zu beweisen, dass du nicht nur ein Staatsfeind bist, nicht nur ein Stück Abfall, das jede Tortur verdient, sondern dass du einst ein Mensch warst, jemand, dem seine Heimat Rom am Herzen lag, bevor ihn die Umstände vom Weg abbrachten.


    Sprich, Theognis. Bestätige mir die Namen." Und er richtete sich auf, trat einen Schritt zurück und nahm den Griffel und die Tabula, die völlig leer war. Im Raum nebenan saß Dexter, der durch einen unsichtbarten Spalt in der Wand alles mit anhörte und für Stilo notieren würde.


    Sim-Off:

    Sollte es dir zu viel werden - PN.

    Einzelzelle

    CP-III


    Die Einzelzellen waren schmal, dunkel und tief wie ein Grab. Als Theognis eintrat, fand er den Raum gerade so dimensioniert, dass ein Mensch sich hinlegen konnte. Wenn er die Arme ausbreitete, berührte er rechts und links die Mauern. Den meisten Platz beanspruchte ein frischer Haufen Stroh zum Schlafen, denn es musste etwas geben, das man dem neuen Insassen wegnehmen konnte. Die Notdurft würde er fortan in ein kleines Loch im Boden verrichten, das in einer stinkenden Sickergrube endete, anstatt in die Kanalisation zu führen.

    Plötzlich sah man, dass etwas in Stilo vorging. Die alltägliche Maskerade wich aufrichtigem Erschrecken, als er merkte, dass er dem Praefectus Urbi gerade ziemlichen Bockmist erzählt hatte.*


    "Ich bitte um Verzeihung, Präfekt. Mir ist gerade ein Irrtum unterlaufen. Den Sklaven Theognis wollte ich aus taktischen Gründen zurücklassen." Er legte nicht gern seine Taktik dar, weil sich das anfühlte, als würde er die Tunika anheben, um seinen entblößten Unterleib vorzuzeigen. Und nun musste er auch noch einen Fehler eingestehen. "Da die Casa Didia Treffpunkt radikaler Christen ist, muss Theognis als Ianitor eine Schlüsselrolle haben. Ich gedachte, über die Observierung herausfinden, wer mit ihm noch Kontakt aufzunehmen versucht oder wen er kontaktieren würde, um Hilfe zu erhoffen. Aber weil das dem Einsatzbefehl zuwiderlief, habe ich den Gedanken verworfen.


    Ich werde dir die gewünschte Liste** anfertigen." Oder anfertigen lassen. Mal schauen. "... und die Frage nach weiteren Angehörigen der Gruppierung beim Verhör mit dem notwendigen Nachdruck stellen!"


    Sim-Off:

    *Mir ist gerade aufgefallen, dass ich den Sklaven doch mitgenommen hatte. Es war nur eine Idee gewesen, ihn zur Observierung zurückzulassen, die ich dann doch wieder verwarf ... hab nicht mal eine Zelle für ihn angelegt. Argh. War mein Fehler, keine Willkür von Stilo. Sorry für die Verwirrung.

    Sim-Off:

    ** Link zur Liste