"Keine Kinder, keine Familie, ungebunden." Er lächelte in gespielter Wehmut bei seiner Lüge. Mit jedem Verwandten gab man einem Feind ein lohnendes Ziel mehr.
"Gut, also kein Opfer für den Vater." Das war ja was. Setzte man hier einen Gott mit einem Menschen gleich oder einen Menschen mit einem Gott? Stilo würde darüber nachdenken müssen. "Den Herrn." Wenn der Gott den Christen ihr Vater und Herr war, waren ihm dann seine Söhne Sklaven? Dieses Joch trug Eudoxus in Form eines unscheinbaren kleinen Holzfisches um den Hals, sein Verderben und Untergang.
Stilo ließ zu, dass Eudoxus auf den Boden fiel, auf die Knie, und sein Gebet begann. Er wollte beobachten und lernen. Seine eigenen Hände faltete er unwillig, denn die Vorstellung, Sklave zu sein, behagte ihm nicht im Geringsten. Es gab Menschen, die aus dieser Fantasie ihren Reiz zogen, doch Stilo gehörte zum gegenteiligen Ende des Spektrums. Auf die Knie ging er freilich nicht, sondern blieb sitzen an seinem Tisch, Ritus hin oder her. Kein Römer verneigte sich und noch weniger sollte er auf Knien rutschen.
Doch er betete mit, das Experiment wagend, in sich hineinspürend - nichts. Da war nur die vertraute Leere. Erst, als Eudoxus für Stilos Frieden betete, rührte diese Geste der Milde an ihm. Das widerum behagte ihm nicht im Mindesten. Als das Gebet beendet war, befahl er schroffer als notwendig gewesen wäre: "Das wäre alles. Bringt ihn zurück in die Zelle."
Zurück blieb Stilo, allein in der Finsternis über das Gesagte und Erlebte brütend. Er fragte sich, ob das Spiel, das er sich gönnte, nicht zu viel des Guten war. Er zog seine Konsequenz: Eudoxus würde keinen Besuch mehr erhalten, ganz so, als hätten sie ihn vergessen. Nicht einmal für ein Verhör holten sie ihn noch heraus.
Als sei es ein Fingerzeig der von Eudoxus geschmähten römischen Götter, rutschte seine Akte versehentlich ins Archiv, so dass er tatsächlich für lange Zeit vergessen wurde.
Aufgrund des Exils des Eudoxus erfolgt hier erstmal ein Schnitt. Ich bedanke mich für das angenehme Spiel. Sollten dich eines Tages die Schritte wieder hierher führen, würde ich mich über eine Fortsetzung freuen.