Beiträge von Gaius Aemilius Lepidus

    Lepidus nickte seinem Neffen zu und nahm dessen Arm. Er glaubte in dessen Verhalten Grundzüge seines Bruders erkennen zu können. Oder vielleicht wollte er das auch nur.

    Wohlan denn, er war ein wenig gespannt ob der junge Florus auch etwas von seinem Vater hatte. Dem Vernehmen nach hatte er das Ohr des Kaisers und eine große Zukunft vor sich.

    Florus Minor tat Lepidus fast schon leid.

    Lepidus lauschte den Namen und nickte leicht. Ich kannte des Vater des Aennaeus, der Curtilius hingegen ist mir nicht bekannt.

    Langsam erhob er sich unter Schmerzen. Vorsorglich hob er den Zeigefinger um eventuelle Hilfsregungen seines Neffen zu unterbinden. Er atmete tief ein und wandte sich mit einem nonchalantem Lächeln an Secundus.

    Als Hausherr sollte ich in der Tat die Gäste begrüßen, allein schon Aennaeus Florus wegen. Jedoch...

    er wandte sich zum Gehen, ...in Zukunft werden Treffen oder Veranstaltungen mit mir abgesprochen,...du bist Gast in meinem Haus Secundus, respektiere das Haus und seine Regeln,...so haben wir jederzeit die Lage im Griff und geraten nicht in die Defensive. Er lächelte, doch sein Lächeln erstarb und er sah seinen Neffen kalt an.

    Solltest du tatsächlich eine Karriere in der Verwaltung anstreben solltest du lernen, daß es wichtiger ist zu agieren als zu reagieren...und daß Loyalität und Respekt das einzige ist was man nicht kaufen kann.

    Sollte Secundus nur halb so dumm sein wie sein eigener Sohn würde er ihn verstehen und beherzigen.

    Jovial klopfte er ihn gegen die Schulter,...Nun denn,...begrüßen wir deine Gäste.

    Lepidus hörte sich an was der Sohn seines Bruder ihm zu sagen hatte.

    Auf die Frage nach dem Medicus hob er ablehnend die Hand. Er hatte seine Betreuer stets um sich.

    Er runzelte die Stirn als er erfuhr, daß man ohne Rücksprache mit ihm zu einer Cena einlud.

    Nun, Secundus, wen hast du denn geladen, bei weitem nicht jeder Bürger dieser großartigen Stadt ist in meinem Hause willkommen!?

    Der junge Secundus war noch nicht allzu lange in der Villa, man sollte ihm die wesentlichen Punkte und Regeln näherbringen um eventuelle Skandale im Vorneherein zu vermeiden.

    Lepidus schreckte aus einem Schlummer hoch. Er orientierte sich kurz. Er lag auf einer Cline in der offenen Türe seines Cubicullum und hatte einen wunderbaren Blick auf den Garten. Der Frühling zog langsam ein. Lepidus zog die wärmende Decke von seinen Beinen und legte sie neben die Cline.

    Intrare...!

    Rief er in Richtung der Eingangstüre. Dabei betrachtete er lächelnd einige Vögel die sich um ein paar Körner stritten.

    Die Kunde, daß Florus in seinem Hause verweilte erreichte Lepidus in der Bibliothek. Eine kurze Welle des Ärgers stieg in ihm auf, daß seine Neffe es nicht für nötig befand den Hausherrn über diesen hohen Besuch zu informieren. Er nickte Antigonos zu und ließ sich von ihm aus dem Scherenstuhl helfen. Begib´dich in das Atrium…wandte er sich hiernach an Antigonos

    ...und begrüße den Gast, in meinem Namen…er wischte ein wenig mit der Hand durch die Luft,…richte ihm Grüße aus, erwähne meine Unpäßlichkeit und serviere unsere feineren Vorräte…den Falerner,…die kandierten,…ach du weißt schon.

    Ein kurzes Nicken und Lepidus verschwand in Richtung seines Cubicullum, wobei sichtbar war wie sehr ihn sein Körper wieder peinigte.

    Post von Pius? Wohlan dachte er bei sich. Auf Antigonos´Frage schüttelte er leicht den Kopf während er die Zeile las.

    Salve Vater,

    ich sende dir dieses Lebenszeichen aus Germania. Wir sind wohlbehalten angekommen und sind in der Regia in Mogontiacum untergebracht. Dein Bruder ist am Boden zerstört von Bassus Tod. Doch er läßt es an Kimon aus. Der arme Kerl erträgt die Launen des alten Griesgrams nun schon sehr lange, willst du ihn nicht langsam heimholen? Übrigens ist Nero auch hier.

    Mach dir keine Sorgen, im Frühling kehren wir wieder zurück nach Rom, zusammen mit Bassus´Urne. Grüße an Alle!

    Dein Sohn Pius.


    Mogo

    ANTE DIEM XIII KAL IAN DCCCLXXII A.U.C. (20.12.2022/119 n.Chr.)

    Wahrscheinlich hatte Pius den Brief zwischen Tür und Angel geschrieben, aber wenigstens meldete er sich. Er sah von dem Brief auf und Antigonos an. Grüße von Pius,...es geht ihm gut,...Nero ist auch in Mogo,...wir können also aufhören nach ihm zu suchen. Dieser verfluchte Nero. Er fragte sich warum er überhaupt einen Gedanken an ihn verschwendete. Einmal mehr dachte er daran ihm eine Abfindung zu zahlen, ihm eines der Häuser zu geben und ihn dann zu verstoßen. Nero war wie eine Wunde die nicht heilte, eine Wunde die zu jeder Gelegenheit schmerzte.

    Lepidus saß , mit einer decke um die Schulter in seinem Lieblingssessel und betrachtete eine Urkunde. Das knisternde Feuer in der Feuerschale verströmte etwas Wärme für seine kaputten Knochen. Die Schmerzen waren wieder einmal unerträglich. Seine Knie und Fußgelenke waren in Bandagen gewickelt, deren Inhalt durch seine Düfte ihm die Nase kitzelte.

    Lang, lang war es nun her, daß er etwas von Pius gehört hatte. Langsam rollte er die Urkunde auseinander und betrachtete sie im flackernden Licht der Öllampen.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    VERLEIHE ICH


    Gaius Aemilius Lepidus und seiner Ehefrau Gaia Iulia (NSC)



    MIT WIRKUNG VOM

    ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (22.8.2021/118 n.Chr.)


    DAS

    IUS TRIUM LIBERORUM


    MIT ALLEN DAMIT VERBUNDENEN VORRECHTEN


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    Drei Kinder hatte ihm seine Iulia geschenkt. Zwei Knaben und ein Mädchen. Er legte die Urkunde zur Seite und während sie sich wie von Geisterhand wieder einrollte rieb er sich mit den Zeigefingern die Augäpfel. Seine Augen wurden immer müder, fast schon musste er sich in diesem Licht auf den Text konzentrieren. Drei Kinder,...wovon ihn zwei enttäuschten und einer nie da war.

    Er griff an das Medallion an seiner Brust. Ein Medallion mit dem Bildnis Iulias, der Liebe seines Lebens. Nie wieder hat er einen Menschen derart geliebt, nie wieder einen Menschen so nah an sich heran gelassen. Er streichelte das in Elfenbein geschnitzte Profil Iulias und dachte an ihr Lachen, ihr heiteres Wesen und bald verfluchte er Nero aufs Neue weil er sie ihm genommen hatte. Natürlich war das nicht gerechtfertigt, aber Nero bot genügend Eigenarten um ihn hassenswert zu machen. Das mochte einfältig und dumm sein, jedoch kümmerte ihn das nicht.

    Hier ihm hörte er Schritte...wer störte ihn denn jetzt?

    Hm,...ich schlage vor, daß der gute Secundus ein Sohn des Aulus Aemilius Nepos ist, da er sich als Onkel meiner Enkeltochter vorgestellt hat. Nepos ist zwar ein NPC wird aber bespielt. Was die Mutter angeht so bin ich da offen, da Nepos für seine aktive Libido bekannt ist.

    Hier kann man sicher einen Plot erstellen,...auch was irgendwelche Geschwister angeht, Halbgeschwister um genau zu sein.

    Also fix ist Nepos als Erzeuger im Stammbaum, die übrige Bagage handle ich noch mit Secundus aus.

    Es war ungewöhnlich warm für einen Winter. Die üblichen Besuche bei einem Arzt hatte er bereits hinter sich und fragte sich insgeheim wie lange er sich das alles noch antun wollte. Die Nacht war eher ereignis- und soweit er das sagen konnte, traumlos. Doch er schreckte mit einem mächtigen Herzrasen auf. Sein ganzer Körper zitterte wie Espenlaub, die Glieder und Gelenke schmerzten und ihm war unendlich übel.

    Er wußte um sein Verhältnis zu den Göttern, daher ignorierte er den ersten Impuls einen von ihnen anzurufen oder seinen Zustand auf ihr Wirken zu begründen. Die Götter waren ihm egal und er ihnen sicher auch.

    Es dauerte eine kleine Ewigkeit bis er seine schmerzenden Beine über die Bettkante gewuchtet hatte und die Füße auf den kalten Marmor spürte. Das brennende Kribbeln in Füßen und Unterschenkeln beruhigte sich und wich einer klammen Taubheit.

    So saß er da und starrte aus dem Fenster auf den winterlichen Garten der so gar nicht winterlich wirkte. Was war nur los,...mit den Garten..und mit ihm selbst?

    Die Türe zum Cubicullum wurde geöffnet und am Schritt erkannte er wer sich ihm näherte.

    Antigonos,...alter Freund!

    Lächelnd wandte er sich um und sah seinen alten Freund an. Heute würde ich dir gerne die Freiheit schenken...

    Dabei setzte er einen feierliche Miene auf.

    #

    Lepidus nippte an seinem Saftgemisch. Die Geschichten über die Kaiserin wirkten inzwischen ein wenig unrealistisch. Typisch für jemanden der mit dem Machtgefüge und seinen Speichelleckern nicht klarkam. So zog sie alle negativen Register und das Ansehen des Kaiserhauses nahm Schaden. Das war auch die Zeit in welcher der Kaiser immer introvertierter wurde, Kontakte beendete, vornehmlich jene die ihm rieten sich der Kaiserin zu entledigen.

    Lepidus litt seinerzeit sehr für seinen Freund, doch drang er nicht mehr zu ihm durch und befand sich sicherlich auch im Focus der Kaiserin. Er entschloss sich Distanz zu wahren, weniger um seines eigenen Lebens willen, sondern um das seiner Kinder.

    Es war eine Zeit der Angst, Willkür und der Wollust gleichermaßen. Gemäßigtere Menschen wurden da oft übervorteilt.

    Er legte die Hand auf sein schmerzendes Bein und starrte in die Feuerschale.

    Was meinst du?...Mit Pius und Stella? Sein Gesicht erhellte sich bei der Vorstellung.

    Nun, ich denke der gute Pius würde seinen Lebenswandel nicht ändern und es wäre mit Sicherheit keine Liebesheirat,...wobei die Verbindung der Häuser keinen sonderlichen Vorteil erbrächte,...auch nicht für dich, abgesehen davon, daß du dein Mündel unter eine gutgefütterte Haube gebracht hättest...ob wir uns bei dem Temperament deines Mündels da einen Gefallen getan hätten wage ich zu bezweifeln.

    Er sah seinen alten Freund an,...lächelte kurz. Was ist denn mit dem guten Victor? Ist eine Verbindung deines Hauses mit den Tiberiern ein Unding?

    die gute Stella war abgesehen von ihrem Stammbaum her, in Pius´Augen, so mutmaßte er nach dessen Beuteschema, kein wirklich erfreulicher Anblick, von ihrer mangelnden Höflichkeit einmal abgesehen. Pius würde ihn fragen ob er noch bei Trost wäre. Nachkommen aus seinen Lenden gab es genug, es galt den einen oder anderen anzuerkennen.

    Er fragte sich ob er sich Menecrates zu liebe auf die Verbindung einlassen sollte, verneint jedoch im gleichen Augenblick. Es war auszuschließen, daß eine derart veranlagte Person wie Stella einen Sinneswandel erfuhr. Sie war zu alt um sie noch einmal zu brechen und umzuformen. Und er war zu froh um seinen alten Freund wegen solch einer Sache gleich wieder zu verlieren.

    # Lepidus ließ sich Zeit mit der Antwort. Was womöglich daran lag wie der alte Freund seine Fragen stellte. Anscheinend konnte er nicht aus seiner Haut. Lächelnd entgegnete er, Naja, das muss jetzt ein paar Jahre her sein, der kleine Caesar stand noch in den Sternen und der gute Imperator schwelgte im 7. Himmel. Er musste an die seltenen Zusammentreffen denken, denen er sich schnellstmöglich entzog um Platz zu machen für die üblichen Opportunisten und Arschkriecher.

    Er hob die Hand und machte ein abschätziges Gesicht. Natürlich war sie beliebt, ...sie war jung, frisch und...so schien es ...gebährfreudig. Nun ich,...er rieb sich das Kinn. ...du weißt, daß ich mich bei dem höfischen Protokoll eher zurückhaltend gegeben habe, was ein Fehler war, denn in all dem Trubel um die neue Augusta verloren der Imperator und ich uns allmählich genauso aus den Augen, wie wir beide einst. Der Fluss des Lebens zweigt zuweilen ab, und ich,...ein schmerzlich Zug umspielte seine Augen, doch es war physischer Schmerz, es war ein Schmerz seiner Seele.

    ...hatte zu der Zeit mit dem Verlust meiner Iulia zu kämpfen, wenngleich sie zu dieser Zeit schon ein paar Jahre tot war.

    Er sah an Menec vorbei auf die Büste Iulias die jeden Tag mit frischen Blumen geehrt wurde. Fast 20 Jahre war es nun her und vermisste sie wie am ersten Tag.

    Eine Träne stieg in seine Augen und er senkte ein wenig verschämt den Kopf.

    Doch er fing sich rasch, schniefte und meinte So,...genug der alten Geschichten, ...du hast dein Mündel doch sicher nicht umsonst mit zu mir gebracht?! Er lächelte verschmitzt. Gedenkst du einen meiner Söhne zu ...anektieren?

    Das dürfte dann doch wohl nur Pius sein, die Perle seines Hauses, an Nero, die pervertierte Pestbeule dachte er gar nicht erst, obwohl es dem Unhold recht kam, solch eine ungehörige Frau zu bekommen.

    # Lepidus, welcher dem Menecrates lauschte bemerkte, daß sein alter Freund sich gänzlich in einen anderen, einen umsichtigen, abschätzenderen Mann gewandelt hatte.

    Lächelnd nickte er über den Scherz mit dem Wildschwein, wenngleich er keinem Wildschwein in freier Wildbahn begegnen mochte.

    Es ist wie es immer war,...die PAX ROMANA hat einiges für sich, doch besteht dieser Handel letztendlich nur unter Androhung von Gewalt. Er beugte sich ein wenig vor und legte seinem alten Freund kurz die Hand auf dem Unterarm. Eine Vertraulichkeit welche letztendlich eine Gemeinsamkeit hervorheben sollte.

    ...und solange Gewalt den Frieden sichern muss, solange machen sich Väter, Mütter, ja alle Familienmitglieder Sorgen um ihre Liebsten. Das friedliche Leben in einer okkupierten Welt wird wohl Utopie bleiben. Er zog die Hand zurück und sah Menecrates traurig an. Ihm war klar, daß er die Möglichkeit besaß Victor die Reise zu verbieten, doch was hätte er damit gewonnen?

    Victor war volljährig und stand in keinerlei Abhängigkeit zu Menecrates. Sein Blick fiel auf Pius. Er hatte inzwischen aufgegeben sich Sorgen um seinen ältesten Sohn zu machen.

    Zu oft war dieser fort und kam wohlbehalten zurück. Er konnte auf sich selber aufpassen.

    Menecrates abschließende Bemerkung ließ jedoch eine Saite bei ihm anklingen.

    Nun ich denke es wird nicht schaden Mercurius ein Opfer zu bringen,...für alle Fälle.

    Er nickte Pius zu und entließ ihn auf diese Weise. Dann wandte er sich an Menecrates.

    Etwas anderes alter Freund, was sagst du zu den Gerüchten um unseren Caesar? Nach dem unglücklichen Tod seines Stiefbruders sind seine Aussichten auf die Nachfolge seines Vaters wieder vielversprechender geworden...ich mag mir gar nicht vorstellen was hätte entstehen können, sollte dem Augustus etwas zugestoßen sein.

    Nicht wenigen brachte der Tod des Knaben eine gewisse Erleichterung, denn ein Marionettenkaiser geführt durch die Hände einer intriganten Mutter, ...nicht auszudenken.

    ...wie ich höre bleibt Bala einstweilen in Germania und zieht nicht nach Cappadocia.

    Lepidus wußte um den Schmerz in Bala´s Herzen, nachdem sich sein Vater eine neue Frau und einen weiteren Sohn gezeugt hatte. Er wußte um den Hader und den Verdruß, er wußte aber auch um die Liebe zu seinem Vater. Niemals hätte er irgendetwas getan um ihm zu schaden. Die Flucht nach Cappadocia war Teil eines Planes, den er mit Lepidus ausgeheckt hatte um seinem Vater seinen Wert für das Imperium zu beweisen.

    Doch nun hatten sich die Dinge gewandelt. Lepidus genoß diese Wendung, denn ihm lag viel an dem guten Verhältnis zwischen Vater und Sohn.

    #Lepidus war überrascht, daß Menec nicht im Bilde war. Er sah von Pius, der sich in diesem Moment wahrscheinlich auf die Zunge biss, zu seinem alten Freund Menec.

    Die Sicherheitslage in Germania meinst du? Er hob seinen Becher und trank einen Schluck. Dann sah er seinen Freund mit ernster Miene aber mit vor Schalk blitzenden Augen an.

    Du bist der Praefectus Urbi mein lieber Freund, sag´mir,...wo sind wir sicher...und wo nicht?

    Er stellte den Becher zurück und boxte seinem Sohn, der neben ihm stand gegen den Oberschenkel.

    Wir waren auch einmal jung,...auch wenn das inzwischen lange her ist. Ich weiß nicht ob es in den Grenzprovinzen irgendwo sicher ist,...sicherer als hier in Caput mundi. In meiner Jugend waren wir in Germania in Britannia in Hispania in Africa und in Asia minor. Er sah Menecrates an, lächelte dabei. Haben wir uns damals gefragt ob es sicher war?...nun ich jedenfalls nicht! Ein Bekannter deiner Mutter Pius,...ein gewisser Terentius Primus, der soll sogar bis zu den >> Serern gekommen sein.

    Er nickte vielsagend, denn die Seidenstrasse war nachwievor ein Abenteuer sondersgleichen.

    Ich erinnere mich an Terentius Primus,...ein interessanter Mann. Hat die ganze Welt bereist und ist in Germania gefallen.

    Sein Blick ruhte auf Menecrates.

    Was sagt das aus? Es ist nicht jedem bestimmt alt zu werden Menecrates, wie unser lieber Bassus. Aber sollen wir die Jugend hier festbinden? Wo wären wir wenn wir alle so dächten...wenn unsere Vorväter so gedacht hätten?

    Germania ist nicht unsicherer als Cappadocia oder Britannia.

    Er machte eine Handbewegung und wies in Richtung Porta.

    Dort draußen, vor der Türe könnte der Tod bereits auf uns lauern,...nein Menecrates,...alles hat seine Zeit,... einjeder hat seine Zeit. Die sollte er nutzen um unserer glorreichen Nation zu dienen oder zu ihrem Ruhm und dem Erhalt seiner Traditionen beizutragen. Er nickte seinem Freund freundlich lächelnd zu. Ich verstehe deine Bedenken, ich teile sie sogar. Aber ich kann niemandem verbieten die Welt zu bereisen...aus welchen Gründen auch immer. Und wenn Victor Pius begleiten will, dann tut er es bei einem erfahrenen Reisenden, der sich schon überall im römischen Imperium und darüber hinaus durchgeschlagen hat.

    Stolz sah er seinen Sohn an. Wenn ich Victor wäre, hätte ich keine Bedenken mit Pius bis ans Ende der Welt zu reisen.


    Lepidus war eher verblüfft als schockiert, immerhin hatte er diese Mätze nicht an der Backe. Er winkte daher Menecrates ab und meinte, nachdem einer der Sklaven Menec nach seinen Wünschen für das Getränk bat, Achwas, mach dir doch bitte keine Sorgen um die Pietät, lieber Menec.

    Sein Blick wandrete in die Richtung in welche die Frauen verschwunden waren und erblickte seinen Sohn. Freudig bat er ihn näher zu kommen. Er erhob sich, ein wenig schwerfällig und stützte sich auf den herbeigeeilten Pius ab. Entschuldigend lächelnd sah er ihn voller Wärme an und stellte ihm Menec vor.

    Claudius Menecrates,...dies ist mein ältester Sohn, Pius... Stolz und Warmherzigkeit lagen auf seinen Gesichtszügen.

    Bald darauf saß er wieder in seinem Sessel und meinte, Pius verläßt uns gen Germania um die Urne mit Bassus´sterblichen Überresten heim zu holen.


    Lepidus saß in seinem Sessel und betrachtete die Verfärbung der Blätter. Er hing seinen Gedanken nach als Antigonos ihm die tägliche Post brachte. Lepidus nickte ihm müde zu und wehrte alle Versuche Antigonos´ab ihn in irgendeiner Weise zu verwöhnen.

    Als dieser schließlich ging, hatte erLepidus´Kissen aufgeschlagen, ihm eine Decke über die schmerzenden Knie gelegt und neben ihm dampfte ein wohlriechender Kräutertee.

    Kopfschüttelnd lächelte Lepidus vor sich hin. Da sah er das kaiserliche Siegel und ein Ruck durchfuhr ihn. Er hatte lange nichts von Tibb gehört oder gelesen.

    Salve Lepidus,

    ich schreibe dir heute, um dir mein Mitgefühl zum Tod deines geliebten Neffen Marcus Aemilius Bassus auszudrücken.



    Ich weiß, wie es ist, ein Kind zu verlieren: Mein kleiner Iulianus erlag vor einiger Zeit einem Fieber und wir sind noch immer in Trauer. Wie viel schmerzlicher muss es sein, einen jungen Mann zu verlieren, den man hat heranwachsen sehen, mit dem man viele Gespräche geführt und den man gefördert hat!


    Ich hoffe, dass deine Philosophie dir ein wenig Trost bietet. Vielleicht kann ich hinzufügen, dass mein Sohn Bala berichtet hat, dass er als tapferer Soldat gestorben ist. Mit seinem Leben schützte er auch das Leben meines Sohnes, denn er fiel, während er den Caesar nach Germania eskortierte.


    Es tut mir leid. Auch ich hätte den jungen Aemilius Bassus gern seine Meriten verdienen gesehen, hätte ihn gerne gefördert und eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters oder seines Onkels steigen sehen.


    Die Götter sind manchmal grausam und unverständlich. Ich werde ihnen und den Manen deines Neffen opfern als Dank für seinen Einsatz und zu unser aller Wohl.


    Dein Tib. Sev.


    Nach der Lektüre nahm er einen Schluck des vorzüglichen Tees, er war sogar mit Honig gesüßt, und fragte sich ob er einfach einmal um eine Audienz ersuchen sollte. Sicherlich wußte er noch wie der Kaiser aussah, aber er hatte ihn gefühlt seit Jahren nicht mehr gesprochen.

    Er ließ noch eine Weile vergehen, trank in Ruhe bei der Betrachtung des Hortus von seiner Terrasse aus den Tee und erhob sich dann recht mühsam um sich an seinen Schreibtisch zu setzen. Frisches Pergament und Tinte hatte er stets bereit und so griff er nach seinem alten Calamus...


    Salve Tiberius Severus,


    alter Freund. Ich danke dir für deine Anteilnahme an unserem Verlust. Ich selbst erfahre erst jetzt offiziell vom Verlust deines Sohnes, der mich zutiefst schockiert hat.


    Ich mag mir kaum auszumalen wie du und mein Bruder sich nun fühlen müssen, weil ich selbst über den Verlust darbe. Ich hoffe du schaffst es deine Gemahlin zu trösten, trotz meiner Vorbehalte ihr gegenüber. Wie du weißt stehe ich ihr ob ihrer Obsessionen und den Auswirkungen auf dich kritisch gegenüber. Dies sind gewiss keine Vorurteile, doch ich mache mich angesichts ihres Verlustes davon los.


    Eine Mutter die ihr Kind verliert, verliert einen Teil ihrer Selbst. Nichts vermag sie zu trösten als die Liebe des Gatten, der ihr beisteht, so war es jedenfalls damals bei mir und Iulia nach dem Verlust unsres ersten Kindes im Kindbett.


    Die Jahre haben uns weiß und vielleicht auch ein wenig weiser gemacht, doch auf die Frage warum es den Göttern gefällt deinen Sohn und meinen Neffen zu sich zu holen und uns alte Knacker mit unseren Leiden weiter leben zu lassen ist mir ein Rätsel.


    Der Fluß, der aus dem Werdenden hervorgeht, ein reißender Strom ist die Zeit. Kaum war jegliches Ding zum Vorschein gekommen, so ist es auch schon wieder weggeführt, ein anderes herbeigetragen, aber auch das wird weggeschwemmt werden. Solange wir verharren und uns nicht entwickeln.


    Doch finden wir in diesen dunklen Tagen Trost und Ruhe bei unseren Angehörigen und Freunden. Es ist nicht immer leicht sich darauf ein- oder sie zuzulassen, doch es lindert den Schmerz und hilft uns schon bald die Dinge wieder klarer zu sehen. Denn es gibt einen Grund warum wir noch leben, lass ihn uns herausfinden.


    Mit deinem Sohn Bala stehe ich brieflich in Kontakt, er ist eine Zierde deines Geschlechts. Wenngleich die Beziehung zwischen einem Mann und seinem erwachsenen Sohn zuweilen von Spannungen geprägt ist, so kannst du zurecht stolz auf ihn sein.


    Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, lass es mich wissen und wenn es ein wenig Ablenkung ist, die ich dir bringen kann. Denn Ablenkung ist der Feind des Trübsals, glaub´mir ich weiß wovon ich spreche, fand ich mich doch schon oft wieder im tiefen Tal der Tränen und der Verzweiflung.




    Vale bene


    Lepidus




    Lepidus nahm gerade einen Schluck als sie die Tiberia echauffierte. Er sah sie über den Pokalrand an und fragte sich gerade was die junge Frau dazu brachte sich ungefragt in ein Gespräch einzumischen. Es war nicht nur anmaßend und arrogant sondern auch noch unhöflich. Sie trat ihr Gastrecht mit Füßen.

    Lepidus stellte gerade seinen Pokal ab, als ein Scheppern die aufgekommene Stille durchbrach.

    Lepidus schloß die Augen und massierte seine Nasenwurzel. Irgendein Familienschatz war nicht mehr.

    Faustinas Vorschlag kam ihm gerade recht und er nickte ihr, ein wenig gequält lächelnd zu. Zu seiner Enkelin, die einigermaßen betroffen in seine Richtung blickte, ihr war schon bewußt, was sie wieder einmal angerichtet hatte, sagte Lepidus nur ...Quid quo pro, junge Dame... Lepidus stellte fest, daß Iulia sich zumindest mit dem Gedanken befasste, wie sie den Schaden wieder gut machen konnte. Hoffentlich nicht wieder ein Bild. Lepidus verfügte inzwischen über eine stattliche Sammlung Iulischer Kunst.

    Kunst welche die Kunst vergangener Epochen nicht annähernd ersetzte.

    Lepidus nickte seiner Tochter zu und wandte den Blick von der beiden Frauen ab.

    Das tat er nur zu gerne, denn wenngleich er ein offener und ausgeglichener Mensch war, so schwer fiel es ihm mit einem offenem Affront von einer ihm Fremden, die ihn mit unverhohlener Abneigung ansah, umzugehen...alleine weil sie ein Mündel seines alten Freundes war.

    Als sie wieder alleine waren lehnte er sich ein wenig nach vorne und meinte,

    Das,..ähem,...war interessant, wenngleich sie einige Dinge aus dem Kontext gerissen hat. Nun ich kann jetzt zumindest verstehen was dich bei deiner Novelle antreibt.

    Sein Blick fiel in die Richtung in welcher die beiden Frauen mit dem Kind verschwunden waren.

    Die Jugend, nie war sie so unstet wie heute. Lehnte sich auf, brach aus den Konventionen aus. Nun nichts was sein Vater ihm nicht schon vorgeworfen hatte, aber er vermisste bei der offensichtlichen Intelligenz der jungen Tiberia, Taktgefühl und Anstand. Lepidus war sicher, daß sowohl sein als auch Menecs Vater diesen Auftritt stante pede geahndet hätten.

    Etwas an dieser Stella störte ihn, sie wirkte wie eine verkleidete Unperson, gerade so als würde sie ihr wahres Wesen unterdrücken.

    Nun sie hatten alle ihre Geschichte, aber die Tiberia schien an ihrer noch zu verzweifeln.

    Lepidus bemerkte Zorn in sich aufsteigen je mehr er darüber nachdachte. Zorn der in seinem Inneren brodelte, unsichtbar für die Aussenwelt, höchstens erkennbar durch durch einen tiefen Blick in seine Augen. Nun Menec, wir sind einfach zu liberal...resümierte er auf dessen letzte Frage ...manche Dinge gären im Verborgenen und fallen erst auf wenn die Situation eskaliert. Dann war Schadensbegrenzung angebracht und wie von selbst wandte sich sein Blick wieder in die Richtung, in welche die beiden Frauen verschwunden waren.

    Nachdem Menecrates, wie es seine Art war, zunächst um das Wohlergehen seines Mündels besorgt war setzte er sich, zu Lepidus´ Erleichterung endlich hin.

    Dessen Kommentar über seinen Habitus nahm er hin und winkte ab.

    Ach weißt du, es ist im Grunde wieder an der Zeit gen Süden zu ziehen und meinem Zustand seinen Tribut zu zollen.

    Mit tiefen Rändern und schmerzgeröteten Augen sah er seinen Freund schief lächelnd an.

    Ich zahle nun den Preis für ein Leben, welches in jungen Jahren,…nunja,…weniger langweilig als das jetzige war.

    Er winkte ab. Es brachte nichts sich darüber zu mokieren. Es wurde getan was getan werden konnte, mehr ging nicht und Lepidus war dankbar für jeden halbwegs schmerzfreien Moment…und für Zeiten wie diese, in denen er die noch wenigen lebenden Freunde traf.

    Menecrates´ Interpretation vom Agregatzustand nach dem Ableben fand er einleuchtend und seine Vorstellung von den Örtlichkeiten interessant. Doch wo waren die Ahnen? Hatte jeder seine eigene Sphäre? Oder hatte er schlicht vergessen sie zu erwähnen?

    Lepidus, nachsichtig lächelnd, empfahl eine Mischung aus Lemone und Granatapfel mit einem Spritzer Wasser. Seine Mischung, nicht zu süß und mit feiner Säure. Die würde weder Menecrates´ Zähne, noch seiner Figur für die Dauer des Genusses ruinieren. Ihm war aufgefallen, daß der Claudier seit ihrem letzten Treffen ein wenig straffer geworden war. Sollte seine Ernährung daraus resultieren oder war es der Posten und die Ämter die ihn langsam aufzehrten?

    Er ließ den Tiberier im Osten suchen? Lepidus nickte nur und nahm geflissentlich einen Schluck aus dem Pokal. Die Frage die sich aufdrängte war ob der Tiberier im Dienst oder in Zivil verschollen war…und wo er zuletzt gedient hatte…Lepidus verwarf den Gedanken an eine Desertation rasch wieder. Warum sollte ein Tiberier das tun?


    Menecrates riss ihn aus seinen Gedanken als er über ihre lange Freunschaft sinnierte. Es war leicht diesen Standpunkt zu vertreten , wenn man ein Leben wie das ihre führte in Samt und Seide, ohne einen wirklichen Mangel. Lepidus wußte wie es war auf sich gestellt zu sein, abhängig vom guten Willen anderer. Er wußte was es hieß zu frieren, bis auf die Knochen nass oder nahezu tödlich verletzt zu sein. Seine Reisen und seine Kämpfe hatten ihn Demut gelehrt. Vielleicht war es auch gerade diese Demut die ihn kritischer machte, Das Selbstverständnis des Adels, die Ansichten der Reichen. Ihnen hatte sich alles unterzuordnen. Lepidus betrachtete seinen alten Freund.


    Der Sklave hatte inzwischen die Saftmischung erstellt und reichte sie dem Claudier. Lepidus nickte lächelnd.

    Nicht zu süß und doch erfrischend und belebend,…versuch´es alter Freund!

    Er hielt ihm den Pokal entgegen, auf daß sie anstießen.

    Mögen unsere Tage uns nicht nur weiß sondern auch weise machen, Mögest du immer einen Freund an deiner Seite haben, der dir Vertrauen gibt, wenn es dir an Licht und Kraft gebricht.

    Lepidus nippte gerade an seinem Saft als er von Menecrates ´Plänen hörte. Nun es war sicherlich ein nobles Ansinnen Rom lebenswerter zu machen. Es gab in der Tat ein paar wahre Schandflecken. Was dafür zu tun war?

    Lepidus hörte interessiert zu. Das Bild der Frau? Sollte sie Rom zu neuem Glanz verhelfen?

    Nun,…ich sehe die Frau als Gegenstück zum Manne. Sie entlastet ihn bei seinem Tageswerk, sie unterstützt ihn in seinem Ansinnen, welches wohlweislich nobler Gesinnung sein sollte. Die Frauen sind nicht allein der Garant für den Fortbestand der Gentes, sie sind…

    Er sah in die Luft, betrachtete dann Stella und Faustina, hörte Iulia kreischen und fragte sich ernsthaft ob der Niedergang nicht tatsächlich schon in Fahrt gekommen war.

    An seinem Saft nippend sah er Menecrates schelmisch an.

    Heilige, Zierde ihres Geschlechts, Mutter, Partnerin, Komplizin und natürlich eine Lupina exclusiv.

    Ganz schön viel nicht wahr?

    Er ließ sich nachschenken und meinte dann,…das Thema interessierte ihn.

    Wie willst du all die Wunschvorstellungen einfordern,…mit einem Gesetz? Wir gängeln doch die Frauen schon wo es nur geht…Zwangsehe, Vormundschaft,…Wiederverheiratung nach dem Tode des Mannes…sag´Menec,…wie steht es um deine Frau,…mal abgesehen von der Form ihrer Nase?

    Natürlich war es einfach in der Hypothese zu agieren, doch was wenn man selber in der Misere steckte? Nicht jeder hatte so ein Glück wie Lepidus seinerzeit. Es war zwar eine Zwangsheirat, aber sie schafften es trotzdem sich zu verlieben und eine vertrauensvolle Partnerschaft auf Augenhöhe zu leben,…bis zu Iulias Tod. Seither interessierte sich Lepidus nicht weiter für Frauen im allgemeinen. Er war sich selbst genug und der Fortbestand seiner Gens gesichert.