Beiträge von Gaius Aemilius Lepidus

    Lepidus winkte ab. Auch bei ihm hatte sich mit der Zeit ein kleines Bäuchlein eingefunden. Naja, das liegt wohl an unserem Lebenswandel, früher haben wir uns deutlich mehr bewegt und zumindest ich, weniger gegessen. Lächelnd erwiderte er ...du weißt doch, Männer werden nur 9 Jahre alt, danach wachsen sie nur noch...wir definieren uns über unsere Vorlieben und Steckenpferde. Er nickte bestätigend zu Menecs Ansichten und hob auf dessen Mutprobenvorschlag, den sie in ihrer Jugend tatsächlich öfter zelebriert hatten, auch um ihre Gemeinschaft zu limitieren, abwehrend die Hände.

    Dir Wein zu bringen hieße Eulen nach Athen zu tragen, nein mein lieber Menec,...ich habe dir eine Spezialität aus Kaledonien mitgebracht, man sollte es nur verdünnt trinken sonst brennt es dir Löcher in den Bauch... ein kleines Gläschen vor dem Schlafengehen oder wenn du erkältet bist...also mir hilft es schneller wieder auf die Beine zu kommen. Frag mich nicht wie es hergestellt wird, aber es ist gut. Und nahezu nicht käuflich. Die kleine Amphore war seine letzte. Es war nur konsequent sie Menec zu schenken. Bestürzt reagierte er auf Menecs Erkrankung. Er nickte beipflichtend. Von Schmerzen verstand er etwas.

    Wohl wahr mein Freund, der Schmerz läutert uns und bringt hervor was in uns schlummert...ich wünsche dir, daß dir das nie wieder passiert. Wenn er das zweite mal ein hohes Amt annahm, so würde es ihm wohl wieder besser gehen. Das freute ihn, er selbst hatte nicht soviel Glück. Och weißt du, als wir uns damals aus den Augen verloren haben habe ich mir ein paar Meriten bei den Legio XXXI verdient. Damals gab es diesen jungen Tribun...einen Aquilius Severus,...ein Heißsporn und famosen Kameraden. Mich hat es seinerzeit übel erwischt, was zu meiner ehrenvollen Entlassung führte,...dann noch die Ochsentour, die mich wieder mit Severus zusammenbrachte. Ich stand kurz davor in den Senat zu wechseln, aber dann starb mein Vater, es brauchte einen Verwalter für das Geschäft. Mein Bruder wurde Senator und ist jetzt LAPP in Germania. Der Sklave brachte ein paar Häppchen, welche er interessiert betrachtete. Menec mochte Nepos nicht sonderlich. Er selbst auch nicht wirklich, er war ein Karrierist mit marginalem moralischem Grundgerüst.

    Das waren interessante Häppchen.


    Lepidus ließ sich durchschütteln und grinste verwegen. Hallo? Was gibt es denn an meiner Kleidung auszusetzen? Die Tunika ist flammneu, die Stiefel sauber und der Mantel, naja,...er bedeutet mir viel. Es ist mir egal was die Leute über mich reden! Das war schon immer so, Lepidus, der aus einer der ältesten Adelsfamilien stammte legte nie großen Wert auf Kleidung und Pomp. Seine Vorlieben galten den Schriften, der Philosophie und dem Wissen der Alten. Er betrachtete Menec mit einem Lächeln. Ihm war nicht entgangen, daß die Bewegung ihm offenbar Schmerzen bereitet hatte. Oh, gerne, wenn du willst...deine Bude kenne ich ja noch von früher! Grinste er frech und nahm Platz. Mit einigem Entsetzen sah er den Becher mit Wasser und fragte sich ob sein hochprozentiges Mitbringsel das Richtige war. Tief atmete er die Luft ein und entspannte sich ein wenig bis Menec Platz genommen hatte.

    Immer noch lächelnd sah er ihn an und fragte, ...nun abgesehen davon, daß ich nicht alleine ergraut bin und wir noch in unseren Häusern wohnen,...wie ist es dir ergangen? Wie ich höre machst du eine zweite Runde als Praefectus Urbi?...scheinst also noch immer über die Kraft eines Bären zu verfügen?!


    Lepidus nickte dem Sklaven seinen Dank für den Dienst zu und trat auf den Mann zu, der es sich dort in einem angemessen prunkvollem Sessel gemütlich gemacht hatte. Natürlich wartete er ab, bis der Sklave ihn bei seinem Herrn angekündigt hatte. Diese Zeit nutzend betrachtete er das was von Menec, dem Claudischen Springinsfeld übrig geblieben war und was das Leben aus Herius Claudius Menecrates gemacht hatte. Da stand er nun in seiner fragwürdigen Kleidung mit einer kleinen Amphore und meinte,

    Ist es nicht die Laune des Schicksals, daß uns das Leben am Ende jenes Aussehen verleiht welches wir in unserer Jugend als schlimmste Nemesis betrachteten? Verdammt Menec,...du siehst aus wie dein Vater! Es tat gut seinen Jugendfreund zu sehen, auch oder gerade weil ihr Lebensweg so unterschiedliche Richtungen eingeschlagen hatte. Die störende Amphore stellte er in dem freien Sessel ab, was den Sklaven veranlasste sich sofort ihrer habhaft zu werden, wohl damit sie nicht zu Bruch ging während Lepidus mit beiden Händen und verschmitzt grinsend auf Menec zuschritt.

    Der Tag war recht gut verlaufen. Der Medicus hatte gut gearbeitet und die hauseigene Therme hatte ihr übriges getan. Für seine Verhältnisse war er guter Dinge, freute sich auf das Treffen mit einem Freund aus Jugendtagen. Er glitt aus der Sänfte griff sich die kleine Amphore mit einem ungeheuer schmackhaften Getränk aus Kaledonien.

    Er schickte die Sänfte weg und klopfte an die Porta. Wie immer trug er eine saubere Tunica, griechische Stiefel und seinen alten Militärmantel über die Schulter. Er ging nie ohne diesen Mantel aus dem Haus, er gönnte sich diese Schrulligkeit.

    Der Ianitor erschien und Lepidus streckte sich ein wenig. Gaius Aemilius Lepidus für Claudius Menecrates. Er vermied bewußt die Titel oder Amtsnamen. Er war ein Freund der einen Freund besuchte.

    Lepidus merkte gar nicht daß Tigo den Raum verlassen hatte. Seine Gedanken weilten in der Vergangenheit, im Hätte, Wäre, Wenn... Eine äußerst deprimierende Umgebung. Er haderte mit allem, haderte mit den Göttern, haderte mit sich Selbst. Die Stoa sah dies durchaus vor. Es gab kein Ideal. Für den Stoiker als Individuum gilt es, seinen Platz in dieser Ordnung zu erkennen und auszufüllen, indem er durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernt und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe (Ataraxie) nach Weisheit strebt.

    Demzufolge war er auf einem guten Weg den Lehren der Stoa zu folgen. Doch was richtete die Suche nach dem Weg, gar der Weg selbst bei ihm an?

    Seufzend erhob Lepidus sich. Es wurde Zeit, er musste seine Rolle spielen,...vor dem Personal, dem Medicus,...der Welt.

    Leise öffnete er die Türe und betrat den Raum. Seine Befürchtungen bestätigten sich nicht. Erleichtert sah er Lepidus auf der Veranda sitzen. In eine Decke gehüllt las er einen Brief. Neben ihm ein Teller mit kaum angebrochenem Essen. Dominus,...kann ich etwas für dich tun? Es tat ihm in der Seele weh diesen Mann so leiden zu sehen. Mit einem gespenstischem Lächeln sah ihn Lepidus an. Hager war er geworden.

    Lepidus schreckte aus seinen Gedanken hoch und sah seinen alten Freund Antigonos lächelnd an.

    Nein, schon gut Tigo,...es ist mir nur etwas viel in letzter Zeit,...ich bin müde.

    Eine schwarze Müdigkeit die Körper und Geist immer mehr zu lähmen drohte. Er haßte sie, er haßte seine Unfähigkeit getreu seiner Prinzipien bei Nero durchzugreifen. Nun war auch noch Bassus fort. Bala ritt in eine ungewisse Zukunft an das Ende der Welt. Das einzige was ihm noch Hoffnung machte war sein Sohn Marcus, doch auch von ihm hatte er lange nichts gehört.

    Geduld, eine seiner größten Tugenden war ihm zur Zeit ein knappes Gut.

    Herius Claudius Menecrates


    Villa Claudia


    Salve Menec,

    es freut mich von dir zu lesen. Ich habe noch ein paar Besuche zu erledigen, Besuche welche mich vollauf beschäftigen werden. Danach bin ich gerne dein Gastgeber und wir werden uns schmausend über das Vergangene hermachen. Ich bin sicher wir werden es bedauern den Kontakt verloren zu haben.

    Darf ich dir ANTE DIEM VI ID MAR DCCCLXXI A.U.C. (10.3.2021/118 n.Chr.) als Termin vorschlagen?

    Sollte dir dies widerstreben, kannst du mir Alternativen vorschlagen, aber bitte nach diesem Termin.


    Vale bene, in freudiger Erwartung,

    dein


    Lepidus


    Lepidus saß auf einer recht einfachen Bank vor dem geschmückten Altar. Links davon befand sich der Schrein seiner Frau. Ihre Totenmaske glänzte schwarz schillernd im flackernden Licht der Öllampe. Lepidus kam regelmäßig zu ihr, meistens dann wenn ihn etwas bedrückte. Ihre Stimme stellte sich irgendwann ein, wenn er ganz und gar in sich ging. Doch dazu mußte er sich von seinem Wesen nahezu verabschieden, Emotionen zulassen. Ein Umstand der sehr selten entstand.

    Lepidus saß ein wenig vorüber gebeugt. Die Unterarme auf die Oberschenkel gestützt. Er dachte an Bassus und Bala, machte sich Sorgen um die beiden. Er dachte aber auch an Marcus, der in seinem Auftrag in Iudäa weilte. Schließlich dachte er auch an Nero und Zorn wallte in ihm auf.

    Wie konnte er nur derart aus der Art geschlagen sein? Lag es seiner Mutterlosigkeit? Lag es vielleicht sogar an ihm als gestrengen Vater? Im Vergleich zu seinem Vater glaubte sich Lepidus als wahrer Menschenfreund. Liebte er Nero? So wie es sich für einen Vater gehörte? Nicht Fleisch und Blut,... das Herz macht uns zu Vätern und Söhnen.. Liebt ihr ihn nicht, so ist diese Abart auch euer Sohn nicht mehr...Doch trug Iulia ihn aus, gab ihr Leben für das Kind. Lepidus legte seine Hände auf sein Gesicht. Es ist so leicht etwas abzulehnen und zu verstoßen und so schwer in diesem Getriebenem etwas Liebenswertes zu entdecken.

    Nero sah sich die beiden Verstrahlten an und musste kopfschüttelnd grinsen, ebenso seine Männer. Mit was für einem Gesöcks der junge Herr hier antanzte war schon fast amüsant. Doch Nero wußte auch, daß solche Typen mit Vorsicht zu genießen waren, besonders als er sah, wie sie sich zurückzogen.

    Er wartete ab bis sie außer Sicht waren und schickte ihnen dann noch die drei Männer nach um sicherzustellen, daß sie sich nicht irgendwo versteckten um dann wieder aufzutauchen wie ein falscher Sesterz. Anschließend ging er zurück zur Porta und nickte im Vorbeigehen seinem Herrn zu,...alles in Ordnung....man verstand sich.

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    Lepidus hoffte der Caesar war in Geberlaune und würde über den Vorfall hinwegsehen. Da sich in dieser Hinsicht wenig tat sprang Lepidus seinem Neffen bei. Nun mein Caesar, du hast genug Praetorianer bei dir um dieser ungeheuerlichen Invasion zu begegnen und die Renegaten in die Flucht zu schlagen...andererseits würde eine solche Reaktion die ohnehin schon dezimierten Kräfte Romas am Limes noch weiter schwächen. Er kannte Bala, er war ein wertschätzender Mann und es würde mit Sicherheit Konsequenzen geben. Jedoch würde es dem Subpraefectus herzlich wenig bringen wenn er ohne seine Eskorte in Germania eintraf. Bassus stellte sich vor seine Männer, ein nobler Zug den Bala mit Sicherheit zu würdigen wußte.

    Mit ein wenig Bangen und noch mehr Zittern ob der Kälte starrten alle den Caesar an. Wie würde er entscheiden. Lepidus fühlte sich eher unbefangen aber es wurde ihm kalt um die Knie und aus irgendeinem Grund dachte er plötzlich an Germania, seinen Bruder, an die XXII, an den Aquila und ihn überkam ein dumpfer trübseliger Gedanke.

    Nero baute sich vor dem Bürschchen auf und seine drei Kameraden flankierten ihn so, daß den beiden Schwuchteln eine geballte Mauer aus Fleisch und Muskeln die Sicht weiterhin versperrte. Hey, cinaedus,...schnapp dir deine Arschgeburt und macht euch vom Acker. Sollte ich euch noch einmal hier sehen wird es nicht bei dieser freundlichen Aufforderung bleiben. Nero warf seine gesamte finstere Ex-Praetorianerautorität in seinen Auftritt. Das hatte bisher immer geholfen. Diesmal, mit einer Turma Equites singulares im Rücken dürfte selbst der abgebrühteste Finsterling Muffensausen kriegen. Was ist jetzt? Ab, ...!


    Bala nickte verstehend und wandte sich an Lepidus. Er zog ihn ein wenig mit sich zur Seite und meinte, Ich reise ab Lepidus, ich bringe den Aquila der XXII nach Mogo, sehe mir die Arbeiten am Limes an,...dann werde ich mich auf den Weg in mein Exil machen,... er lächelte und legte Lepidus die Hand auf die Schulter. Nur die Ruhe mein alter Freund...ich gehe nach Cappadokia, befriede das Land, verjage diverse Steppenreiter und sichere den Weg diverser Waren um den Reichtum verschiedener Senatoren zu mehren. Ein leicht spöttischer Zug lag auf seinem Gesicht. Er erblickte Bassus und winkte ihn zu sich.

    Bassus trat ein wenig verschüchtert näher wie es schien.

    Nun, es sieht so aus als hätten wir den gleichen Weg,...wir werden zusammen reiten, wenn du nichts dagegen hast?!

    Lepidus war einigermaßen erleichtert als Bala ihm den Grund seines Kommens offenbahrte. So hatte ihr Gespräch doch Früchte getragen. Er lebte fast schon auf bei dieser Nachricht.

    Das freut mich zu hören, mein Caesar...das freut mich zu hören. Er wandte sich auch Bassus zu und fragte sich ob dessen Auftritts ob er wirklich schon bereit war den Kommandeur einer Ala zu vertreten? Andererseits bot er dem Caesar quasi seinen Kopf für den faux pas seiner Männer an, die er noch nicht einmal kannte. Naja, so waren sie halt, diese Vollblutkrieger.

    Er fragte sich tatsächlich ernsthaft wie es um die CU bestellt war wenn hier 10 Leute mir nichts dir nichts unter Waffen in die Stadt ritten. Lepidus sah den Caesar an. Dieser hatte wohl genug Autorität um die Sache zu bereinigen, denn wenn die Equites der Ala für dieses Vergehen inhaftiert wurden kam Bassus bei seinem Kommandeur in Erklärungsnöte, was kein guter Einstand wäre. Lepidus schüttelte leicht seinen Kopf,...was für ein Tag.

    Lepidus kam mit Bassus zur Porta um nicht minder überrascht zu sein . Er erkannte Bala, jedoch nur gerade so. Er war im schlichten Schwarz der Praetorianer gekleidet. Er trat aus dem Haus auf dem Vorplatz der gänzlich von Berittenen eingenommen war. Jedoch nahm er auch zwei herumlungernde Gestalten war, in denen er die unerwünschten Besucher Nero´s wieder erkannte. Er winkte seinen Leibwächter zu sich und bat ihn den Abschaum zu verjagen, was dieser dann auch sofort in Angriff nahm. Mit drei seiner Leute bewegte er sich auf Castor und Pollux zu, während Lepidus mit Bala sprach.

    Mein Caesar,...was ...was bringt dich hierher? So sehr er sich freute ihn zu sehen, so ungünstig schien der Abschied des Neffen zu geraten. Lepidus hoffte Bassus würde das nicht verdrießen. Aber ein Caesar wog nun einmal mehr als ein kleiner Aemilier.

    Lepidus hatte Meldung erhalten, daß sich vor dem Tor einige Milites eingefunden hatten. Der Sklave half ihm mit sorgenvoller Miene aus dem Scherenstuhl und warf rasch einen Blick auf seine Tunika.


    Lepidus machte zur Zeit wahrlich keinen aristrokratischen Eindruck. Die Last der Jahre, die Schmerzen, das trübe Wetter, der Ärger mit seinem Sohn, aber auch die Abreise von Bassus machten ihm zu schaffen. Der Zeitpunkt nach Germania zu gehen war zur Zeit denkbar ungünstig. Er war oft beim Schrein gewesen um mit seiner Frau in den Dialog zu gehen, doch wie immer blieb sie stumm. Es wurde immer schwieriger sich an sie zu erinnern, wie sie wirklich war und nicht das idealisierte Bild, was er so gerne vor sich hertrug. Iulia war eine streitbare, eine moderne Frau. Sie pfiff auf altbackene Konventionen, wahrte aber den Respekt vor den elementaren Dingen.


    Sie teilte seine Liebe zu den Schriften, begleitete ihn auf seinen Reisen. Es waren 10 wunderbare Jahre, die sie miteinander verbracht haben. Zehn Jahre voller Leben, Liebe, Streit und Versöhnung.


    Ihr Tod war für ihn eine Katastrophe…bis heute.


    Er atmete seufzend aus, nickte dem Sklaven zu und begab sich zum Atrium, dort würde er Bassus wohl noch antreffen.

    Salve mein lieber Severus,

    nun, es ist in der Tat so, daß es eine gewisse Fachkenntnis braucht um das Echte, das Ursprüngliche, das Wahre zu erkennen.

    Das ist nicht nur im Privaten Bereich so. Wie der Zufall es will habe ich bereits einen guten Ersatz gefunden...und diesmal ein Original! Die Komödie Hecyra von Terenz, mit Verbesserungen, Änderungen,...herrlich.

    Du als Imperator hast deinen Platz in der Geschichte sicher, sieh nur zu daß man deine Geschichte getreu den Ereignissen wiedergibt. Letztendlich ist es das geschriebene Wort, welches dereinst Zeugnis ablegt über ein jeden von uns. Diejenigen die es schreiben haben eine enorme Macht die Sicht auf die Dinge zu beeinflussen, denn die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Die Sicht der Dinge basiert auf der Darstellung durch den Autor. Er allein verschafft uns ein Bild vergangener Ereignisse, Taten und Zustände.

    Was deine Idee angeht, so quäle ich mich schon seit Jahren an einer Komödie, jedoch bin ich zu befangen, ich habe zuviele Quellen zu viele Nachweise, ich befürchte ich bin nicht gut genug oder einfach zu komplex an den Stoff herangegangen.

    So lauern, zumindest was mich angeht, auch in dieser edlen Kunst Daimonen...besonders in meinem Rücken, der macht mir immer noch das Leben schwer, ich kann nichts wirklich ausdauernd...weder sitzen noch stehen, noch liegen...das macht mich zuweilen etwas griesgrämig. Ich danke den Göttern aber für meine robuste Gesundheit, die ist noch ganz passabel.

    Wie geht es dir eigentlich sonst? Du bist doch in meinem Alter!


    Lebe lang und in Frieden


    Dein Lepi(dus)


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Ein Bote brachte einen Brief und gab ihn ab.

    Herius Claudius Menecrates


    Villa Claudia




    Salve Menec,


    ich schreibe dir um dich meines Diesseits zu versichern. Wie du weißt verweile ich über die Wintermonate hier in Roma um meine Angelegenheiten zu regeln. Als ich neulich von meinem Bruder aus Germania zurück kam passierte ich deine Villa auf dem Weg nach Hause und mußte an dich und an unsere gemeinsame, leider längst vergangene Zeit denken.


    Nun warst du ja immer der Ältere von uns beiden, was uns zuweilen getrennt hat, aber ich war dir stets wohlgesonnen und zugetan.


    Ist es nicht an der Zeit bei einem guten Essen und einem ebensolchen Trunk über die Dinge zu schwelgen die wir hinter uns gelassen haben? Ich persönlich neige langsam dazu meine Vergangenheit zu idealisieren, was nicht gut ist, denn so verklärt sie sich unmerklich zu einer wohlig warmen Decke, die mich einlullt und den Blick für die Gegenwart zumindest verklärt.


    Als Stoiker ist das ein nahezu blasphemischer Umstand.


    Solltest du also in nächster Zeit Hunger verspüren oder Lust auf ein Gespräch mit einem guten Schluck haben, gib mir Bescheid, ich arrangiere uns etwas.




    In Freundschaft




    G. Aemilius Lepidus



    Antigonos brachte einen neutralen Brief und legte ihn auf den Schreibtisch ab. Im Weggehen nahm er einen leeren Teller mit krümeligen Resten eines Mahls mit.


    Salve Lepidus,


    deine promte Antwort beruhigt mich dann doch ziemlich. Es ist natürlich ärgerlich, dass du schließlich nur ein Kopie gefunden hast. Wenn sich jemand mit den alten Rollen auskennt, dann bist das ja wohl du. Vielleicht solltest du dir jedoch in Ermangelung eines Originals von Aristophanes überlegen, selbst zur Feder zu greifen und dein eigenes Original zu schaffen. Es gibt schließlich nur zwei Wege, unsterblich zu werden. Entweder man macht es so wie ich und wird Imperator Augustus und so weiter.



    Oder man schreibt. Imperator Augustus zu werden ist sehr aufwendig, das kann ich dir verraten. Du aber könntest diese Errungenschaft erreichen, indem du einfach eine Komödie schreibst. Oder von mir aus auch eine Tragödie. Ganz aus deiner Mußezeit heraus, im Sitzen. Man hört, dass das auch die finstereren der Daimones zu beruhigen pflegt.

    Dein Tib. Sev.


    Lepidus, vertieft in das Studium eines angeblichen Manuskrpites der Komödie Hecyra von Terenz registrierte die Anwesenheit mit einem Nicken und grummelte einen Laut der Dankbarkeit.

    Er legte den Terenz, er war nun sicher es war ein Original aufgrund der schrecklichen Handschrift des Terentiers, zur Seite und öffnete den Brief. Kurz darauf kam ein Zug des Lächelns in das von Sorge und Leid zerfurchte Gesicht.

    Ach, sieh an...kopfschüttelnd las er den kurzen Brief und dachte wie wahr der gute Severus doch sprach. Letztendlich ist es das geschriebene Wort, welches dereinst Zeugnis ablegt über ein jeden von uns. Diejenigen die es schrieben hatten eine enorme Macht, denn die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Die Sicht der Dinge basiert auf der Darstellung durch den Autor. Er allein verschafft uns ein Bild vergangener Ereignisse, Taten und Zustände. Lepidus legte den Brief beiseite und griff nach einem Papyrus...als würde Severus ahnen daß er an einem Opus arbeitet..

    Lepidus hörte sich das sinnlose Gekreische seines Sohnes mitleidlos an. Es war wie so oft seiner Dummheit und Trunksucht entsprungen. Nichts lag ihm ferner als auch nur Ansatzweise auf sein weinerliches, infaltiles Geschwafel einzugehen. Mit der ewigen Frage , wie so etwas aus einem solch wertvollen und wunderbaren Menschen wie seiner Mutter entstehen konnte wandte er sich seinem Sohn zu und betrachtete ihn wie etwas was man unter den Füßen hatte wenn man zu lange in der Nacht durch die Tabernenviertel lief.

    Solltest du irgendwann in der Lage sein, auch nur Ansatzweise bei der Wahl deines Umgangs Menschen mit gepflegten Manieren, Respekt und Anstand fündig zu werden steht dir niemand im Wege diese auch hier zu empfangen...Orgien oder Sauf- und Rauchgelage sind für die Villa Aemilia keine Option. Zwielichtiges Gesindel oder fragwürdige Händler ebenfalls nicht.

    Er wandte sich wieder ab und sah aus dem Fenster.

    Die Entscheidung wer hier wohnt liegt beim Pater Familias,...vielleicht wenn Fortuna und eine Cohorte Götter mit dir sind wirst du das auch einmal sein. Dann sind Traditionen, Regeln und das Bewahren und Pflegen derselben deine Instrumente diesen Ort so lange wie möglich zu bewahren.

    Lepidus ging an seinem greinenden Sohn vorbei ...und nein, du brauchst Sophia nicht die Füße zu küssen,...du bist es auch nicht wert dies zu tun...solange du dieses Denken, dieses Streben und dieses Verhalten an den Tag legst, werden deine monatlichen Zuwendungen auf 50 Sesterzen beschränkt, du wirst jeden Tag, alleine und bis zum Sonnenuntergang in der Villa sein. Solltetst du diese Regeln verletzen oder auch nur ansatzweise das gestrige Verhalten wiederholen werde ich dafür sorgen, daß man dir diese Werte beibringt,...er zog die Türe auf blieb stehen, wandte sich noch einmal um und schloß; ...und zwar so, daß du sie verstehst! Dann zog er die Türe hinter sich zu und ließ Nero in seinem sauberen, aufgeräumten Zimmer mit seinen Dämonen alleine zurück.

    Lepidus war gerade auf dem Weg zu Antigonos und Bassus um die Ereignisse der letzten Nacht zu besprechen als er aus Nero´s Zimmer dessen Geschrei hörte. Er öffnete die Türe legte Sophia die Hand kurz auf die Schulter und nickte ihr zu. Sie verbeugte sich leicht und verließ dann still und leise das Cubiculum.

    Lepidus stellte sich an das vergitterte Fenster und sah hinaus. Er wandte seinem Sohn den Rücken zu und das nicht nur weil er seinen Anblick kaum ertragen konnte.

    Sophia hat heute Nacht, bis vorhin an deinem Bett gewacht. Behandele sie mit dem Respekt den sie verdient Nero, das wäre das Mindeste.

    Seine Stimme war kalt, schneidend.

    Deine "Freunde" sind nicht mehr hier,...und Nero,...sie werden auch nie wieder hierher kommen, überhaupt wirst du niemanden mehr hier her bringen...nie wieder,...Nero.

    Lepidus wandte sich um und betrachtete die missratene Frucht seiner Lenden.

    Du bringst Schande über unsere Gens, Schande über unser Haus, Schande über deine Mutter, Schande über mich...sag´mir Nero, wie würdest du an meiner Stelle mit dieser äußerst bedauerlichen Situation umgehen?...was meinst du? ...ad bestias?

    Lepidus wandte sich wieder dem Fenster zu. Nun...?

    Auf dem Weg zu seinem Cubiculum, welchen er schweren Herzens und mit untypisch aufsteigendem Zorn beschritt kam Lepidus auch am Cubiculum von Phoebe vorbei. Er sah sie dort stehen und ging auf sie zu. Mit leicht erhobenen Händen tart er auf sie zu und meinte,

    Alles ist gut, ich muss mich für die Umstände entschuldigen,...sei versichert, so geht es hier sonst nicht zu. Er rieb ihr kurz über den Oberarm. Geh´wieder zu Bett,...es ist wieder alles in Ordnung. Lächelnd verabschiedete er sich und ging zurück zu seinem Raum.

    Ein Bote der Aemilier kam herbei und brachte eine Nachricht für den Imperator.

    Salve, ich bringe ein Schreiben meines Dominus Aemilius Lepidus für den Imperator...ich soll ausrichten es sei Privat und Vertraulich!

    Quasi for your eyes only...

    Dann reichte er das Schreiben herüber, gerade so wie eine zerbrechliche Kostbarkeit.

    Privat - Zu Händen des Augustus!



    An T. Aquilius Severus - (Augustus)

    Palatium Augusti / Domus Augustana


    Salve Severus,


    mein guter, alter Freund.


    Ich bin über die Maßen erfreut von dir zu lesen. Mir ist tatsächlich bewußt, daß du in deinem Amt und Würden wenig Zeit und Muße findest auch einmal an dich selbst, geschweige denn an einen, inzwischen doch recht alten Geist aus einer längst vergangenen Zeit zu denken. Aber deine Zeilen zu lesen ist ein , ich möchte hiermit betonen sehr erfreulicher, Anfang.


    Sei versichert, daß ich noch pulsiere, gelegentlich etwas holprig oder gar zaghaft, im Wissen was bei Zuwiderhandlung der Anzeichen geschieht, aber durchaus noch vital genug um der Unbill eines pater familias und der quälenden Passion eines Sammlers von Wissen der Älteren zu begegnen.


    Wie jenes Manuskript, oder dem nachweislich angeblichen Manuskript des Aristophanes, dem Stück Plutos. Es war das letzte unter eigener, persönlicher Anleitung aufgeführte Werk . Besaß somit einen gewissen Wert unter Kennern. Aber es war nur eine Abschrift…naja wen wundert es. Der alte Knabe ist ja nun schon eine Weile nicht mehr unter uns.


    Ich schreibe dir gerne und entführe dich in eine Zeit in welcher wir jung, ungestüm und voller Leben waren.


    Der Daimon, von dem du schreibst ist mir bekannt, er hockt grinsend an meinem Bettende kurz bevor ich einschlafe und zuweilen entführt er mich in eine Welt die es vielleicht nicht gibt.


    Aber auch sein finsterer Kumpane, hockt dort im Halbdunkeln und macht mir feixend klar, daß mehr Tage hinter als vor mir liegen. Doch er läßt sich bisweilen leicht bannen, solltest du ihm begegnen, so sage ihm lächelnd und voller Überzeugung:


    Jetzt noch nicht!


    In ergebener Zuneigung und Freundschaft


    PS. Ich sende an die mir bekannte Adresse.


    Dein Lepi(dus)

    Herius Claudius Menecrates


    Villa Claudia




    Salve Menec,


    ich schreibe dir um dich meines Diesseits zu versichern. Wie du weißt verweile ich über die Wintermonate hier in Roma um meine Angelegenheiten zu regeln. Als ich neulich von meinem Bruder aus Germania zurück kam passierte ich deine Villa auf dem Weg nach Hause und mußte an dich und an unsere gemeinsame, leider längst vergangene Zeit denken.


    Nun warst du ja immer der Ältere von uns beiden, was uns zuweilen getrennt hat, aber ich war dir stets wohlgesonnen und zugetan.


    Ist es nicht an der Zeit bei einem guten Essen und einem ebensolchen Trunk über die Dinge zu schwelgen die wir hinter uns gelassen haben? Ich persönlich neige langsam dazu meine Vergangenheit zu idealisieren, was nicht gut ist, denn so verklärt sie sich unmerklich zu einer wohlig warmen Decke, die mich einlullt und den Blick für die Gegenwart zumindest verklärt.


    Als Stoiker ist das ein nahezu blasphemischer Umstand.


    Solltest du also in nächster Zeit Hunger verspüren oder Lust auf ein Gespräch mit einem guten Schluck haben, gib mir Bescheid, ich arrangiere uns etwas.




    In Freundschaft




    G. Aemilius Lepidus