Nachdem Menecrates, wie es seine Art war, zunächst um das Wohlergehen seines Mündels besorgt war setzte er sich, zu Lepidus´ Erleichterung endlich hin.
Dessen Kommentar über seinen Habitus nahm er hin und winkte ab.
Ach weißt du, es ist im Grunde wieder an der Zeit gen Süden zu ziehen und meinem Zustand seinen Tribut zu zollen.
Mit tiefen Rändern und schmerzgeröteten Augen sah er seinen Freund schief lächelnd an.
Ich zahle nun den Preis für ein Leben, welches in jungen Jahren,…nunja,…weniger langweilig als das jetzige war.
Er winkte ab. Es brachte nichts sich darüber zu mokieren. Es wurde getan was getan werden konnte, mehr ging nicht und Lepidus war dankbar für jeden halbwegs schmerzfreien Moment…und für Zeiten wie diese, in denen er die noch wenigen lebenden Freunde traf.
Menecrates´ Interpretation vom Agregatzustand nach dem Ableben fand er einleuchtend und seine Vorstellung von den Örtlichkeiten interessant. Doch wo waren die Ahnen? Hatte jeder seine eigene Sphäre? Oder hatte er schlicht vergessen sie zu erwähnen?
Lepidus, nachsichtig lächelnd, empfahl eine Mischung aus Lemone und Granatapfel mit einem Spritzer Wasser. Seine Mischung, nicht zu süß und mit feiner Säure. Die würde weder Menecrates´ Zähne, noch seiner Figur für die Dauer des Genusses ruinieren. Ihm war aufgefallen, daß der Claudier seit ihrem letzten Treffen ein wenig straffer geworden war. Sollte seine Ernährung daraus resultieren oder war es der Posten und die Ämter die ihn langsam aufzehrten?
Er ließ den Tiberier im Osten suchen? Lepidus nickte nur und nahm geflissentlich einen Schluck aus dem Pokal. Die Frage die sich aufdrängte war ob der Tiberier im Dienst oder in Zivil verschollen war…und wo er zuletzt gedient hatte…Lepidus verwarf den Gedanken an eine Desertation rasch wieder. Warum sollte ein Tiberier das tun?
Menecrates riss ihn aus seinen Gedanken als er über ihre lange Freunschaft sinnierte. Es war leicht diesen Standpunkt zu vertreten , wenn man ein Leben wie das ihre führte in Samt und Seide, ohne einen wirklichen Mangel. Lepidus wußte wie es war auf sich gestellt zu sein, abhängig vom guten Willen anderer. Er wußte was es hieß zu frieren, bis auf die Knochen nass oder nahezu tödlich verletzt zu sein. Seine Reisen und seine Kämpfe hatten ihn Demut gelehrt. Vielleicht war es auch gerade diese Demut die ihn kritischer machte, Das Selbstverständnis des Adels, die Ansichten der Reichen. Ihnen hatte sich alles unterzuordnen. Lepidus betrachtete seinen alten Freund.
Der Sklave hatte inzwischen die Saftmischung erstellt und reichte sie dem Claudier. Lepidus nickte lächelnd.
Nicht zu süß und doch erfrischend und belebend,…versuch´es alter Freund!
Er hielt ihm den Pokal entgegen, auf daß sie anstießen.
Mögen unsere Tage uns nicht nur weiß sondern auch weise machen, Mögest du immer einen Freund an deiner Seite haben, der dir Vertrauen gibt, wenn es dir an Licht und Kraft gebricht.
Lepidus nippte gerade an seinem Saft als er von Menecrates ´Plänen hörte. Nun es war sicherlich ein nobles Ansinnen Rom lebenswerter zu machen. Es gab in der Tat ein paar wahre Schandflecken. Was dafür zu tun war?
Lepidus hörte interessiert zu. Das Bild der Frau? Sollte sie Rom zu neuem Glanz verhelfen?
Nun,…ich sehe die Frau als Gegenstück zum Manne. Sie entlastet ihn bei seinem Tageswerk, sie unterstützt ihn in seinem Ansinnen, welches wohlweislich nobler Gesinnung sein sollte. Die Frauen sind nicht allein der Garant für den Fortbestand der Gentes, sie sind…
Er sah in die Luft, betrachtete dann Stella und Faustina, hörte Iulia kreischen und fragte sich ernsthaft ob der Niedergang nicht tatsächlich schon in Fahrt gekommen war.
An seinem Saft nippend sah er Menecrates schelmisch an.
Heilige, Zierde ihres Geschlechts, Mutter, Partnerin, Komplizin und natürlich eine Lupina exclusiv.
Ganz schön viel nicht wahr?
Er ließ sich nachschenken und meinte dann,…das Thema interessierte ihn.
Wie willst du all die Wunschvorstellungen einfordern,…mit einem Gesetz? Wir gängeln doch die Frauen schon wo es nur geht…Zwangsehe, Vormundschaft,…Wiederverheiratung nach dem Tode des Mannes…sag´Menec,…wie steht es um deine Frau,…mal abgesehen von der Form ihrer Nase?
Natürlich war es einfach in der Hypothese zu agieren, doch was wenn man selber in der Misere steckte? Nicht jeder hatte so ein Glück wie Lepidus seinerzeit. Es war zwar eine Zwangsheirat, aber sie schafften es trotzdem sich zu verlieben und eine vertrauensvolle Partnerschaft auf Augenhöhe zu leben,…bis zu Iulias Tod. Seither interessierte sich Lepidus nicht weiter für Frauen im allgemeinen. Er war sich selbst genug und der Fortbestand seiner Gens gesichert.