Beiträge von Gaius Sempronius Sophus

    Sophus hörte das "Herein" des Praefectus Urbi und öffnete die Tür. Dann trat er ein, blieb in der Tür stehen, nahm Haltung an und grüsste den Praefectus Urbi so perfekt er es nur konnte.


    Salve Praefectus Urbi Herius Claudius Menecrates. Ich habe Befehl von der Porta, einen Boten des Kaisers mit einem Brief des Kaisers zu dir persönlich zu führen.


    Danach schwieg er sofort wieder. Der Praefectus Urbi hatte nun alle Informationen, die nötig waren um über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Er, Sophus, war hier etwa so fehl am Platz wie eine Giftschlange im Bett einer schönen Frau. Das wusste er und verhielt sich daher möglichst vorbildlich.

    Ein Brief vom Kaiser persönlich wurde dem Praefectus Urbi überbracht. Es musste unbedingt sichergestellt werden, dass der Empfänger ihn persönlich in Empfang nahm. Daher war der kaiserliche Sklave an der Porta Praetoria und verlangte, entweder den Praefectus Urbi zu sprechen, oder zu ihm geführt zu werden.

    Die Wache am Tor konnte den kaiserlichen Sklaven natürlich nicht begleiten. Aus diesem Grund rief sie den erstbesten Mann herbei, der gerade in der Nähe war oder vorbei kam. Es traf in diesem Fall Sophus. Ihm wurde aufgetragen, den Sklaven zum Officium des Praefectus Urbi zu geleiten. Da er gerade keine andere Aufgabe hatte, übernahm er das.

    Stilo stand mit der gesamten Centuria in Zivil auf dem Platz verteilt, die Männer klatschten emsig und johlten aus voller Kehle beim Erscheinen des Senators, sie machten einen Lärm und pfiffen mit glänzenden Äuglein, als stünde dort nicht ein angehender Praetor, sondern ihr Lieblingsgladiator.

    Sophus war dankbar, dass er nicht der einzige Prätorianer war, der scheinbar der Meinung war, dass Lucius Annaeus Florus Minor die Wahl zum Prätor gewinnen sollte. Optio Seius Stilo war mit seiner ganzen Centuria in Zivil anwesend, also auch mit Sophus, der seine Aufgabe wie immer sehr ernst nahm und neben dem Klatschen und Johlen nicht vergass, die Augen offen zu halten und allfällige Störenfriede ausfindig zu machen.

    Seit der Aufstockung der Prätorianer und der damit verbundenen Versetzung der Männer, welche sich hier in der Baracke X wiedergefunden hatten, war einige Zeit vergangen und die Truppe war zu einer verschworenen kleinen Gemeinschaft zusammengewachsen. Daher scheute sich Sempronius Sophus auch nicht, mit seinen Kameraden über den neuen Wahlkampf zu sprechen. Ein Prätor war immer ein Gespräch wert und es wurde heftig darüber diskutiert, ob man dem Kandidaten Lucius Annaeus Florus Minor oder seinem Gegenkandidaten vertrauen sollte. Für Prätorianer war das keine Kleinigkeit und es wurde zum Teil heftig gestritten und einige vertrauliche Details über die Kandidaten wurden ausgetauscht.


    Am Ende jedoch zeigte sich, dass die Mehrheit der Kameraden eher dem Annaeus trauten, einem Mann, der für seine Treue gegenüber dem Kaiser bekannt war und dem nicht alles einfach in den Mund gelegt worden war. Sein Vater war schon früh verstorben und hatte daher nicht ständig seine schützende Hand über seinen Sohn halten können. Zudem war Annaeus der Ältere ebenfalls für seine Treue und seine Dienste an Kaiser und Imperium bekannt gewesen und dafür auch im Ulpianum geehrt und verewigt worden.


    Das Fazit dieser Diskussionen war, dass die Mehrheit der Männer hier zusagten, den Annaeus im Wahlkampf zu unterstützen und ihre Familien und Freunde in diese Richtung zu beeinflussen.

    Da Susa gleich weiter ging, entging ihr, wie die Prätorianer und die Cohortes Urbanae zusammen auf besagter Kreuzung aufliefen. Ein einzelner Karren, welcher das Tagfahrverbot in Rom nicht einhielt, das wäre wohl kaum ein grosses Thema geworden und die Prätorianer hätten sich nicht darum gekümmert. Doch gleich mehrere Fuhrleute, welche sich nicht daran hielten und dann auch noch eine Schlägerei veranstalteten, das konnte schon auch zu einem ausgewachsenen Aufstand werden und dieser wiederum konnte dem Kaiser und seiner Familie unter Umständen gefährlich werden. So fuhren die Cohortes Urbanae gleich mit der Verstärkung durch die Prätorianer in die Menge und lösten den Streit innert kürzester Zeit auf. Die betroffenen Fuhrleute wurden verhaftet und die Konsequenzen ihres Gesetzesbruches würden sie lehren, dass mit dem Verbot von Fuhrwerken innerhalb der Stadtmauern am Tage nicht zu spassen war.


    Sim-Off:

    Lediglich ein kleiner historischer Einschub. ;) Konnte nicht widerstehen, sorry. Bitte nicht böse sein.

    Und wieder, oder war es noch immer (?) hatte Sophus Dienst am Palast. In der Zwischenzeit war dies für ihn bereits zum Alltag geworden. Das hiess aber nicht, dass er den Dienst nicht noch immer sehr genau nahm. Der Schwur, welchen er abgelegt hatte, wog schwer und er hatte keine Lust, dagegen zu verstossen.


    Salve Senator, du kennst das Prozedere. Danke für deine Geduld.


    Dann wurde der Senator durchsucht und die Einladung überprüft.

    Erst nachdem alles für gut befunden wurde, liess Sophus den Senator vorbei und übergab ihn an den nächsten Soldaten, der ihn in den Audienzsaal begleiten würde.

    Sophus hatte Wache und er nahm seine Wache wie immer sehr genau. Niemand sollte ihm am Ende vorwerfen können, er hätte sich auf seiner Berufung in die Cohortes Praetoriae ausgeruht. Ihm war es auch völlig egal, ob ein Consul, Senator oder sonst ein Bürger durchsucht werden sollte. Er nahm es genau, hielt sich an die Buchstaben der Regeln und prüfte Mensch und Einladung auf das Genauste.


    Nachdem dies erfolgt war, winkte er einen anderen Prätorianer heran, der den geladenen Gast ins korrekte Officium geleiten würde.


    Vale und einen schönen Tag noch. verabschiedete er den Mann dann.

    Sophus glaubte zwar, dass die Frau die Wahrheit gesagt hatte, jedoch ihre Mimik und die komische Wortwahl liessen ihn den folgenden Bericht auf einer Tabula notieren:


    Bericht über die weitere Befragung der Christin Aglaja

    Befragung durchgeführt durch: Gaius Sempronius Sophus


    Aussage:

    Die Christin Aglaja, aufgegriffen im Waisenhaus der Binah und ohne Gegenwehr zur weiteren Befragung in die Castra Prätoria gebracht, gab zu Protokoll, dass es verschiedene Gruppen von Christen gäbe. Einige tragen scheinbar Fischanhänger, andere jedoch nicht. Ihre Gruppe trägt keine. Weiter gab sie zu Protokoll, noch niemanden dabei beobachtet zu haben, wie er oder sie Gewalt gegen Gebäude oder Personen des römischen Glaubens verübt habe.


    Persönliche Einschätzung:

    Die Christin Aglaja scheint zwar die Fragen wahrheitsgemäss beantwortet zu haben, sie vermied es jedoch, Namen zu nennen. Ich bin jedoch auf Grund von Mimik und Körperhaltung überzeugt, dass sie Namen kennt und auch einzelne Mitglieder einer Gruppe mit Fischanhänger kennt, von denen sie genau weiss, dass sie zu Gewalt gegenüber römischen Tempeln, Göttern und Personen neigen.


    Weiteres Vorgehen:

    Da die Frau mit Namen Aglaja sich kein Verbrechen zu schulden kommen liess und bereitwillig mit in die Castra Prätoria gekommen ist, musste ich sie wieder frei lassen.

    Ich empfehle jedoch eine Beobachtung, um eventuelle Verbindungen ausfindig zu machen.


    Signiert durch den Befragenden Miles: Immunis Gaius Sempronius Sophus

    Verwundert über die Aussage der Zeugin und ihren Gesichtsausdruck dabei, musste Sophus erst einmal nachdenken.


    Du kannst gehen, danke für deine Antworten. Aber bitte halte dich weiterhin in Rom auf, am besten im Waisenhaus, in welchem wir dich angetroffen haben. Falls wir weitere Fragen haben, wäre es gut, dich dort anzutreffen und nicht nach dir suchen zu müssen.


    Sophus erhob sich und entliess die Frau. Dann setzte er sich hin und überdachte die Worte und den Ausdruck, welchen er dabei gesehen hatte.

    Einen Moment lang fühlte ich mich zurückversetzt nach Iudäa, wo die unterschiedlichen Gruppierungen von Juden sich zwar am liebsten gegenseitig abstechen würden, doch niemals ein Mitglied einer anderen Gruppe verraten hatten, bis man sie zu Tode gefoltert hatte. Die unglaublichen Szenen, denen ich mich dort damals ausgesetzt sah, liessen mich innerlich erschaudern.


    Diese Frau würde vermutlich nicht die erwünschten Antworten geben, selbst wenn man sie folterte und dafür hatte sie sich offensichtlich zu wenig, nämlich gar nichts, zu Schulden kommen lassen.


    Dann kommt jetzt die dritte Frage:

    Die Gruppe mit den Anhängern, von welcher du gesprochen hast, verbreitet diese euren Glauben auch durch Zerstörung und Gewalt an ... heidnischen Gebäuden oder sogar Menschen?


    Vor dem Wort "heidnisch" zögerte ich kurz, doch es musste benutzt werden.

    Innerlich verdrehte Sophus die Augen, doch äusserlich merkte man ihm nichts an.


    Meine erste Frage lautet: Was unterscheidet die Gruppe mit dem Fischanhänger von deiner Gruppe?

    Und meine zweite Frage lautet: Kennst du Namen der Leute, welche zu dieser Gruppe gehören?

    Diese beiden Fragen sind einfach und benötigen keine Gegenfragen deinerseits um sie zu beantworten. Du musst nicht verstehen weshalb ich frage, wem ich deine Antworten weitermelde oder was wir damit anfangen werden. Beantwortest du mir diese beiden Fragen, so folgt vielleicht noch eine dritte und maximal eine vierte. Wenn die Antworten uns helfen, kannst du danach wieder gehen, genau gleich wie wir deine Leute in Ruhe liessen, nachdem wir bei ihnen keine Fischanhänger gefunden haben.

    Die Frau hielt sich wohl für besonders schlau, aber da kam sie bei Sophus an den Falschen.


    Nun gut. Wenn du hier die Fragen stellen möchtest, dann finden wir bestimmt eine Zelle für dich, wo du einen anderen Gefangenen befragen kannst. Solltest du das nicht wollen, dann stelle ICH hier die Fragen und du antwortest, und zwar in einer Art, dass ich dir auch glaube.


    Wenn die Prätorianer fragen, hat jeder zu antworten, oder er gilt als Feind des Kaisers.

    Damit nahm er ihr die Datteln weg und stellte auch den Wein auf die Seite, ausserhalb ihrer Reichweite. Bloss das Wasser liess er im Moment noch stehen.

    Erleichtert stellte Sophus fest, dass die Christin sich nicht hinter einer Mauer des Misstrauens verbarikadierte.


    Du bist hier, weil du mir ganz bestimmt NICHT alles gesagt hast. In Rom darf jeder glauben, was er will, solange er die Pflichten gegenüber dem Kaiser und dem Staat ebenfalls erfüllt. Wir wissen alle, dass längst nicht alle Christen dies tun. Du selbst sagtest, dass es Gruppen gäbe, welche sich mit diesen Fischanhängern gegenseitig erkennbar machten. Wir möchten gerne wissen, wer zu diesen Gruppen gehört und wo wir diese Leute finden. Sie gehören offensichtlich nicht zu dir und deinen Leuten, denn bei euch haben wir keine Anhänger gefunden.

    Der Trupp unter Leitung von Sophus und dem Tribunus der CP kehrte in die Castra zurück. Im Schlepp hatten sie einen Gefangenen und die Frau mit Namen Aglaja, welche zu einer weiteren Befragung in ein Officium gebracht wurde. Dort wurden ihr Wein und Wasser angeboten und einige Datteln.


    Derweil bewaffnete sich Sempronius Sophus mit Tabulae und Stilus und setzte sich der Frau gegenüber an den Tisch.


    Du bist hier zu einer weiteren Befragung. Du bist nicht verhaftet.
    Noch nicht, dachte Sophus, aber er sprach es nicht aus.


    Bitte nimm dir Wein und/oder Wasser und Datteln. Dies wird das Beantworten meiner Fragen vereinfachen.

    Sophus Geduld neigte sich dem Ende zu, als die Frau meinte, sie wüsse wie das Verhalten auf einem Schlachtfeld war. Er selbst hatte damit in Judäa genügend Erfahrungen gemacht, hatte Männer gesehen, die rückwärts durch die eigenen Reihen gingen anstatt nach vorne, hatte getötet und Freunde um sich herum sterben sehen. Darüber wollte er nicht mit einer Frau sprechen.


    Schweig! herrschte er sie daher an.

    Du hast keine Ahnung wovon du sprichst und ich habe meine Befehle.


    Abmarsch! Und lasst diese Menschen hier in Ruhe! Dieser Befehl ging an die ganze Truppe, welche sich nun in Richtung der Castra Praetoria in Bewegung setzte, die beiden Gefangenen in ihrer Mitte sicher mitführend.

    Die Antwort der Frau erstaunte Sophus, denn es war keine Antwort, sondern eine Frage. Kurz überlegte er, wie er antworten sollte und entschied sich dann für die Wahrheit.


    Er versuchte zu fliehen, obwohl unsere Anweisungen deutlich und exakt waren. Alle anderen haben sich daran gehalten und haben deswegen nichts zu fürchten. Er hat sich widersetzt und kommt daher mit. Dich nehmen wir mit, weil wir noch einige Fragen haben, jedoch deine Freunde nicht weiter stören wollen.

    Sim-Off:

    Da ich leider keine Reaktion erhalten habe, jedoch mit Aglaia PNs ausgetauscht habe, mache ich einmal weiter.


    Nachdem ich das Einverständnis eingeholt hatte, ging ich zurück zu der Frau und dem Trupp.


    Du kommst mit uns mit. Die anderen hier, mit Ausnahme des Mannes der zu flüchten versuchte, haben nichts zu befürchten. Oder möchtest du mir lieber hier noch etwas mitteilen?


    Meine Erfahrung hatte mich zwar gelehrt, dass dies kaum so sein würde, doch man konnte nie wissen.

    Sophus überlegte seine nächsten Handlungen. Er war zwar hier im Moment der Chef, aber der Tribun der Prätorianer war mit dabei und hielt sich aufmerksam im Hintergrund. Daher war er der eigentliche Chef und Sophus begab sich nun zu ihm. Er stellte sich vor dem Tribun auf und salutierte vorschriftsgemäss.


    Tribun Decimus, die Frau dort drüben sagt, dass nicht alle Christen Fischanhänger tragen. Dies scheint zu stimmen, denn keiner hier trägt so ein Ding. Sie sagt jedoch auch, dass sie Leute gesehen hat, welche die Anhänger tragen. Aus meiner Erfahrung in Judäa nehme ich an, dass dies bedeutet, dass sie solche Leute kennt. Ich möchte die Frau in die Castra zum Verhör nehmen und die restlichen Leute hier in Ruhe lassen, ausser dem, welcher versuchte abzuhauen. Die anderen haben kooperiert und nichts falsches getan. Die Kinder in den oberen Stockwerken wissen nichts. Es sind Waisen.


    Es war Sophus wichtig, das Einverständnis seines Chefs zu haben. Beim ersten Einsatz bereits falsch zu handeln war nicht das, was er sich wünschte.


    Sim-Off:

    Faustus Decimus Serapio: Deine Anwesenheit wäre wünschenswert. Falls keine Reaktion deinerseits erfolgt, mache ich nach bestem Wissen und Gewissen weiter.

    Aglaia: Gerne PN, falls der Plan anders lauten sollte.

    Aha, eine erste Erkenntnis also: Es gab offensichtlich unterschiedliche Gruppen Christen und nicht alle trugen diese Fischanhänger! Das war zum Einen natürlich eine richtig gute Erkenntnis aus dieser Razzia, denn damit war klar, dass man nicht alle Christen in einen Topf schmeissen konnte, aber es machte auf der anderen Seite auch einige Dinge komplizierter.


    Kennst du jemanden, der einen Fischanhänger trägt?


    Sophus fragte bewusst noch nicht nach Namen. Aus den Kriegen in Judäa wusste er, dass die Juden niemals, selbst unter grösster Folter nicht, ihre Freunde verrieten. Doch ein einfaches JA oder NEIN auf diese Frage konnte den weiteren Fortgang der Razzia bestimmen.