Von hinten irgendwo kamen Rufe der Verzweiflung und suchten um Hilfe an. Automatisch verlangsamte die Testudo von vorne her das Tempo, denn wenn hinten etwas nicht funktionierte, dann wurde die gesamte Formation verwundbar. Daher war es absolute Pflicht, sofort auf Rufe von hinten zu reagieren und den Kollegen in Verlegenheit die Chance zu geben, sich wieder in die Formation einzufinden und diese schnell zu schliessen.
Doch bevor dies geschehen konnte, begannen Reiter um uns herum zu galoppieren. Sand wirbelte auf und Pfeile regneten auf uns herab. Die Stimme des Centurio brüllte Befehle und geübt durch tausende Stunden veränderte sich die Formation. Ein Schildwall in Form eines Keiles wurde gebildet, die Speere wurden mit Schild und Fuss fest in Position gebracht und derart abgestützt, dass sie auch den Aufprall eines Pferdes in vollem Tempo abfangen konnten.
Durch die plötzliche Veränderung der Formation überrascht, konnten die angreifenden Reiter ihre Bahn nicht mehr umlenken und stürzten sich ins Verderben. Ich duckte mich in der ersten Reihe hinter meinen Schild, verlieh ihm so mit meinem Körper noch mehr Stabilität und damit auch dem Speer, welcher sich wie die meiner Kollegen links, rechts und hinter mir wie die Stacheln eines Igels den Reitern entgegen streckte.
Der Aufprall war gewaltig. Mein Speer wurde mir aus der Hand gerissen und instinktiv zog ich blitzschnell mein Gladius und begann auf alles einzustechen, was mir irgendwie in die Quere kam und nicht römisch gekleidet oder ausgerüstet war. Fliegende Hufe, blitzende Waffen und heulende Gegner bildeten eine Wolke, aus welcher erst nach dem Ende der Kampfhandlungen sichtbar werden würde, wer siegreich war und was der Sieg gekostet hatte.
Dieses Ende kam für mich schneller, als ich es erwartet hatte. In der vordersten Linie stehend kamen immer wieder neue Reiter auf uns zu, doch nun hatte ich meinen Speer nicht mehr und musste mich mit Scutum und Gladius den schnellen und sicherlich wendigen Reitern stellen. Einer davon hielt genau auf mich zu und schien mich einfach umreiten zu wollen, als ich mich unter mein Scutum duckte und dem Pferd mit einem gezielten Stich in den Bauch jeglichen Lebenshauch nahm. Auf der Stelle brach es zusammen, landete halb hinter aber auch halb auf mir und sein Reiter flog vermutlich noch 2 Reihen tiefer in unsere Formation hinein. Derweil lag ich halb vom Hinterteil des Pferdes erdrückt unter dessen Hinterbeinen, zwar geschützt durch mein Scutum, aber dennoch unfähig weitere Reiter abzuwehren.
Zum Glück kamen jedoch keine mehr. Der Staub legte sich. Halb sitzend, halb liegend versuchte ich mich von dem Pferd zu befreien.