Beiträge von Iunia Proxima

    Demetrios schüttelte eher traurig den Kopf. "Domina Philoxena ist bei ihren ägyptischen Göttern. Sie wurde in Alexandria bestattet, bevor wir hierher nach Cappadocia gekommen sind. Wir sind auch erst einige Monate hier, aber wir haben uns schnell eingelebt." Der alte Sklave verlagerte noch einmal ein wenig das Gewicht um die schmerzende Stelle ein wenig zu entlasten. "Das ist gut, Tibi. Ich freue mich über Zuwachs für unsere kleine Familia." Er mochte den jungen Griechen gerne. Er schien freundlich, aufgeweckt und herzlich zu sein. Er verstand, was Proxima in dem Jüngling gesehen hatte.


    Als Tiberios den Zweck der Decke erklärte, ging auch Demetrios ein Licht auf. Nachdem er die Filzmatte unter ein Ende des Bettes geschoben hatte, ging das mit dem Verschieben des Bettes gleich wie von alleine. Der alte Sklave lachte leise bei dem schlauen Einfall. "Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen!" Er hatte selbst nie Kinder gehabt, aber er hätte sich bestimmt über so einen jungen Mann als Sohn gefreut. Er massierte noch einmal kurz die schmerzende Stelle am unteren Rücken, ehe er sich erhob. Tiberios war mittlerweile mit dem Bett fertig und hatte sich das Bettzeug geholt. Damit war alles hier erledigt.


    "Wir können später in die Therme gehen, sobald wir Kleidung und Schuhe gekauft haben. Das sollte nicht lange dauern und wenn wir uns sputen sind wir auf jeden Fall bis zum Abend wieder da. Ansonsten haben wir auch einen Badezuber, der unten bei den Vorräten aufbewahrt wird. Wenn dich kaltes Wasser nicht stört, kannst du dir den in den Hinterhof schleppen und befüllen. Auf der kleinen Terrasse, wo das henqet gebraut wird, ist genug Platz und es ist überdacht und sichtgeschützt." Ein Balneum wäre eine angenehme Erweiterung des Betriebes, aber der Anbau wäre nicht billig und es würde wohl noch dauern, bis das möglich werden würde.

    Der alte Sklave blickte den jungen Griechen dankbar an, dass er sich kurz ausruhen konnte. "Ich werde langsam zu alt für die schwere Arbeit jeden Tag, aber Proxima, Verax und Domina Philoxena - die Mutter der beiden - waren immer so gut zu mir. Nimm dir ruhig die Decke, die zu dem Bett gehört aus dem anderen Zimmer. Sie liegt in der Kleidertruhe. In diesem Haus wurde noch nie jemandem eine Decke, Kleidung oder Schuhe abgeschlagen. Und die alte Tunika bekommt die Ziege, wie die Domina gesagt hat. Dann hats die auch schön warm und mollig." erzählte der ältere Mann gutmütig. "Sobald das Bett hier drüben ist und ich mich ein bisschen gefangen habe, können wir auf den Markt gehen. Dann suchen wir dir was Ordentliches zum Anziehen und gutes Schuhwerk. Ich kenne da einen guten Händler, der einen fairen Preis macht."

    Ich lachte und schnalzte mit der Zunge. "Rezepte sind Humbug...kochen kann man oder man kann es nicht. Es ist ein Ausdruck des Herzens und der Leidenschaft." erwiderte ich nur. Ich kochte alle Suppen in diesem Haus und würde es auch in Zukunft tun. Ich kochte gerne, auch wenn ich Abwasch und das Mahlen des Korns oft auf Demetrios abgewälzt hatte. Diese Aufgaben mochte ich nicht besonders. Auf die Idee mit dem in Satala stationierten Miles nickte ich nur, aber es blieb gerade keine Zeit das zu erörtern. Bei dem feierlichen Schwur winkte ich nur ein wenig verlegen ab. Das war ein wenig zu viel Pathos für meinen Geschmack, aber runter wie Öl ging es trotzdem. "Wir reden noch über den Brief. Husch, husch, an die Arbeit jetzt." Ich verdeutlichte meinen nicht sehr harschen Befehl mit einigen wedelnden Armbewegungen.


    Dann war auch schon der Perser hier und ich ging ihm rasch entgegen. Mein Tonfall und Gebaren veränderte sich schlagartig, da man solchen Männern nur mit Stärke begegnen konnte, sonst würden sie einen gnadenlos zum Frühstück verspeisen. Ich zischte Demetrios zu, dass er verschwinden sollte und er humpelte gespielt verängstigt Richtung >> Obergeschoss. Er kannte das Spiel schon und wusste, wie der Hase lief. Auch Tiberios nickte ich nur forsch zu, dass er das Gewünschte bringen sollte und dann auch verschwinden sollte. Ich würde das hier einfacher allein lösen können.


    "Mein Haus ist geehrt durch deine Anwesenheit, Shahan Gomidas. Nimm Platz und lass es dir schmecken. Nur Unzivilisierte machen Geschäfte zwischen Tür und Angel." Ich führte ihn zu einem Tisch, wo ich ihm die versprochene Suppe, Brot sowie Wein und henqet auftischte und setze mich dann zu ihm. Ich nahm mir selbst ein wenig henqet und nippte lächelnd daran. "Ja, Sklaven sollte man mindestens einmal täglich prügeln, damit sie immer wissen woran sie sind. Sonst glaubt das Gesocks noch, es kann sich wie ein freier Mensch benehmen." schwadronierte ich zustimmend dahin und beim Lügen wurde ich nicht mal rot.


    Danach inspizierte ich die Urkunde und auch mir fiel auf, wie das Datum und der Kaufpreis nur sehr halbherzig eingetragen waren. Ich kniff ein wenig meine Augen zusammen und tat so als wäre ich kurzsichtig. "Ich kann den Kaufpreis gar nicht richtig lesen, verehrter Shahan Gomidas. Kannst du das vielleicht noch einmal dicker nachziehen? Oder soll das 140 heißen?" Mein Schauspiel war nicht zu übertrieben und ich hatte durchaus Erfahrung mit stolzen Männern, die Frauen gerne unterschätzten und der Sinn hinter dieser List mit dem Kaufpreis war mir durchaus klar. ich war selbst in der Provinz aufgewachsen und kannte viele Schliche um Steuern und Abgaben zu vermeiden. "Du kannst das ja schnell korrigieren und ich hole so eben das Geld."

    Tiberios' Ankunft


    Demetrios war bereits in seinen 50ern und nicht mehr allzu schnell zu Fuß und meist ein wenig langsam beim Treppen steigen. Er bemühte sich aber, die Treppen ins Obergeschoss heute ein wenig schneller zu erklimmen. Im Obergeschoss gab es insgesamt 5 Zimmer, die alle ähnlich groß waren und nach gleichem Standard ausgestattet waren. Drei der Zimmer lagen mit Blick zum Hinterhof und zwei Zimmer mit Blick zur Straße. Der alte Grieche ging auf eines der Zimmer zu und zeigte auf das Bett, das nagelneu und mit einer frischen Matratze einladend wartete.


    "Hier, das Bett kannst du nehmen. Ich zeige dir unsere Kammer und dann können wir es rüber schleppen." erklärte er dem jungen Tiberios. Gegenüber auf der anderen Seite des Flurs ging Demetrios in eine identisch wirkende Kammer, die bereits ein Bett beherbergte sowie ein kleines Tischlein mit einer Waschschüssel und einem Krug. Darüber hinaus gab es auch noch eine Art kleines offenes Schränkchen mit Regal, wo man Kleinigkeiten ablegen konnte und eine kleine Holztruhe für Gewänder. Die Ausstattung war rudimentär, aber ausreichend und es war durchaus Platz für ein zweites Bett, wenn man beide Betten an die Wand schob.


    Nachdem Demetrios allerdings das kleine Tischlein, die Truhe und das Regal ein wenig beiseite geschoben hatte, musste er sich erst einmal kurz setzen. "Du musst mir eine Minute geben. Mein Kreuz macht nicht mehr so mit. Dann können wir das Bett rüber holen."

    Ich konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen bei dem handfesten Appetit des Jünglings. Selbst Demetrios, der manchmal ein wenig griesgrämig war, war zwar schweigsam aber amüsiert. "Wenn du die ganze Suppe aufisst, dann musst du aber neue kochen!" kommentierte ich das kleine Gelage, das sich hier entwickelte gutmütig. Ich war schon fast fertig mit meiner Portion und tunkte auch noch die letzten Reste mit dem Brot auf. Es war heute wieder sehr gut gelungen. "Ich erzähle dir gern von meinen Göttern, aber nicht mehr heute. Wir haben noch viel zu erledigen heute. Wenn du dann mit essen fertig bist, kannst du mit Demetrios nach oben gehen und dir ein Bett aus einem der Gästezimmer in eure gemeinsame Kammer schleppen. Zu zweit sollte das ja kein Problem sein."


    Ich würde bei Gelegenheit ein neues Bett besorgen für das Gästezimmer, aber momentan war es ohnehin nicht belegt. Ich ging im Geiste meine Liste durch. Kleidung brauchte Tiberios auch noch, da er einen mehr als fadenscheinigen Sack anhatte. "Am Nachmittag kannst du dann mit Demetrios auf den Markt gehen und dir eine neue Tunika und Schuhe kaufen. Den Sack, den du da anhast, kannst du der Ziege als Decke geben. Ihr müsst euch aber beeilen, da am späten Nachmittag die meisten Gäste eintreffen und ich eure Hilfe brauche."


    Ich biss mir kurz auf die Lippe, da ich in der Tat nicht an die Konsequenzen gedacht hatte. Manchmal war ich einfach ein wenig zu sentimental und vergaß, dass nicht alle ihre Sklaven so sahen und behandelten wie ich das tat. "Auf lange Sicht ist es deine eigene Entscheidung. Wenn du irgendwann in der Zukunft zu deiner alten Herrin zurückkehren willst, dann will ich dich nicht aufhalten. Caesarea ist keine Weltstadt wie Roma und dort hast du bestimmt ganz andere Aufgaben und Möglichkeiten als hier, aber wenn du hierbleiben willst, dann hast du hier immer ein zu Hause im Kreise unserer Familie." Ich lächelte noch einmal warm und sah schon durch das Fenster, wie der schmierige Perser anrückte.


    "Ich werde mich nun um unseren persischen Freund kümmern und ihr esst schnell auf und kümmert euch dann bitte zügig um das Bett und die Kleidung für Tiberios, damit ihr vor dem Abend wieder zurück seid." Ich straffte meine Gestalt und setzte meine Maske aus Schroffheit auf, damit mich der Perser nicht so leicht unterbuttern konnte und holte schon einmal den Wein und Becher für den Vertragsabschluss.

    Ich zog kurz die Augenbraue hoch, da Tiberios einfach nur rumstand. Demetrios und ich hatten schon jeder einen Bissen im Mund, als ich zu dem jungen Griechen aufschaute. "Hast du vor den ganzen Tag zu stehen? Im Sitzen isst es sich wesentlich bequemer, finde ich." Nach dieser spitzen, aber durchaus gut gemeinten Bemerkung, widmete ich mich wieder dem Essen und dem Rest der Geschichte. Es war sehr traurig, dass man einfach so geraubt werden konnte, aber leider eine Tatsache in der Welt, in der wir lebten.


    Ich lehnte mich zurück und nippte an meinem henqet, während Demetrios noch den Rest seiner Suppe mit Brot aufsaugte. "Mach dir keine Gedanken um meine Götter. Welchen Göttern man folgt ist eine persönliche Entscheidung und ich schaue nicht in anderer Menschen Seele. Solltest du aber ehrliches Interesse haben, so erzähle ich dir gerne einmal bei Gelegenheit davon." Nur kurz runzelte ich die Stirn und blickte Tiberios fragend an, ehe ich erwiderte: "Wird dein alter Herr dich nicht vermissen? Möchtest du ihm schreiben?"

    Ich schaute ein wenig verwirrt, da Tiberios ohne Suppe und Getränk zurückkehrte nach kurzer Zeit. Hatte er die Suppe und das henqet direkt hinuntergestürzt? Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen bei dem Gedanken. Wer weiß, wann ihn der schmierige Perser das letzte Mal Speis und Trank gegeben hatte. Auch Demetrios schaute ein wenig belustigt aus der Küche heraus in den Schankraum, wo der junge Sklave zwischen uns stand.


    "Mein Vater war Römer, meine Mutter Ägypterin. Ich bin in Alexandria geboren und aufgewachsen, ja. Verax und ich sind mit den ägyptischen Göttern aufgewachsen und sie bestimmen unser Leben. Es war nur richtig, die taberna so zu nennen." antwortete ich Tiberios vergnügt. "Anscheinend bin ich nun mit Fragen an der Reihe. Wie kommt ein alexandrinischer Sklave ins ferne Cappadocia?"


    Ehe Tiberios aber noch antworten konnte, kam der alte Demetrios und brachte noch eine Runde Gemüsesuppe, Brot und Getränke für uns drei und setzte sich wortlos dazu. Für mich war das normal, da Demetrios eher wie ein Opa oder ein alter Onkel war als ein Sklave, aber für viele Römer war dies nicht der Fall. Wir hätten Demetrios schon vor vielen Jahren freilassen können, aber er wollte lieber bei uns bleiben und wir waren mehr wie eine kleine Familie. Ich begann also auch meine Suppe zu löffeln, da ich auch noch nicht zu Mittag gegessen hatte und das noch schnell erledigen wollte, bevor der Perser kam.

    Als ich mit Tiberios im Schlepptau über die Schwelle trat war es noch kurz vor Mittag und es war noch kein Kunde in der taberna. Die meisten kamen erst in einer Stunde oder zwei und in der kleinen Küche im hinteren Teil hörte man ein leises Lied, das ein wenig melancholisch von Alexandria handelte und von Demetrios auf Griechisch gesungen wurde. Der Korb in Tiberios' Händen enthielt frische, noch ein wenig krabbelnde Flusskrebse durch ein Tuch verdeckt und ein bisschen Gemüse.


    "Bring den Korb bitte in die Küche und dann kannst du dir von Demetrios Gemüsesuppe und etwas zu trinken geben lassen, falls du hungrig und durstig bist. Du kannst auch gerne unser henqet probieren, wenn dir der Sinn danach steht. Ich braue es zusammen mit Demetrios selbst. Sobald du gegessen hast, kannst du mir alle Fragen stellen, die dir auf der Seele brennen und danach Demetrios helfen."


    Ich hatte noch die unangenehme Aufgabe des Vertragsabschlusses und musste Verax noch holen. Der würde nicht begeistert sein, aber ich wusste schon, wie ich ihn anpacken musste. Das würde schon noch alles gut werden.

    Dass der Sklavenhändler gut Grinsen hatte, war mir klar. Ich lächelte noch einmal höflich und wandte mich dann an den Sklaven: "Lass uns gehen. Ich zeige dir den Weg zu meiner taberna. Merke ihn dir gut!" sprach ich noch immer recht kühl und unnahbar. Als wir einige Schritte von dem Sklavenmarkt entfernt waren, wandte ich mich noch einmal um, aber keiner beachtete mich und den Sklaven noch. Gut. Langsam entspannte ich mich und atmete einmal tief aus. Die Anspannung wich aus meinem Körper mit einem lauten Seufzen und ich konnte wieder lächeln. Auch meinem neuen Sklaven schenkte ich ein verschmitztes Lächeln.


    "Du hast bestimmt viele Fragen. Aber zuerst habe ich eine Frage...wie lautet dein Name? Du kannst mir ruhig jeden Namen nennen, denn du möchtest - den, den dir deine Eltern gegeben haben, oder der, der dir gefällt. Mir ist es gleich - du musst mit dem Namen leben. Ich glaube daran, dass eine Seele ihren eigenen Namen hat - gleichgültig wie man von anderen genannt wird. Mein Name ist Iunia Proxima und vor Fremden nennst du mich Domina Proxima...wenn wir unter uns sind, dann bin ich einfach nur Proxima." sprach ich gut gelaunt in Griechisch mit meinem Neuerwerb.


    "Es sind noch zwei Straßen und dort vorne müssen wir rechts abbiegen." deutete ich auf eine kleine Kreuzung ein wenig abseits des Marktplatzes. Flink führte ich Tiberios durch das Gewirr aus Gassen bis zum Eingang der taberna. "Hier sind wir auch schon - die taberna Aus der Hand des Schesmu" sprach ich voller Stolz über mein bescheidenes Etablissement und führte Tiberios an seinen neuen Arbeitsplatz.


    ->Taberna

    Mir war der Handschlag zwischen Viri und dem Sklavenhändler nicht entgangen. Wahrscheinlich würden sich beide über die einfältige Wirtin kaputt lachen, die so viel Geld für einen Sklaven ausgibt. Aber das war mir egal in diesem Moment und ich setzte wieder eine Maske von höflicher Neutralität auf, nachdem ich mich beruhigt hatte. Ich trat ebenfalls auf den Sklavenhändler zu und drückte Tiberios direkt meinen Korb in die Hand, damit dieser sich schon einmal nützlich machen konnte.


    "Mein Name ist Iunia Proxima und du kannst mich in der taberna 'Aus der Hand des Schesmu' finden. Es ist nicht weit von hier. Mein Bruder Titus Iunius Verax wird auch dort sein. Wir können den Vertrag bei einem Essen und Krug henqet wie zivilisierte Menschen unter Dach und Fach bringen. Den Sklaven nehme ich direkt mit, wenn es dir nichts ausmacht. Dann kann er gleich anfangen seine Schuld abzuarbeiten."

    Der dicke Viri ließ einfach nicht locker und schön langsam verblasste mein sonst so offenes Lächeln und bei dem letzten Gebot konnte ich nur noch mit den Zähnen knirschen. Ich würde die kommenden Wochen wohl den Gürtel enger schnallen müssen bei dieser Ausgabe, aber ich wollte mich auch nicht unterkriegen lassen. Ich hatte zwar auch Interesse an dem Sklaven, aber verlieren war nicht meine Stärke - auch wenn ich dabei draufzahlen würde.


    "240 Denare" erwiderte ich kalt und abweisend, das das freundliche Geplänkel für mich zu Ende war. Da Charme und Freundlichkeit nicht geholfen hatten, musste ich diese Charade auch nicht aufrechterhalten. Ich fand das Herumgefinger des Dicken an dem jungen Sklaven schon unappetitlich genug und wollte nur noch, dass es vorbei war. Auch wenn sich der schmierige Sklavenhändler wohl ins Fäustchen lachte.

    Der Sklavenhändler gab sein Bestes und zum Geldausgeben zu bringen, aber allzu viel Luft nach oben hatte ich nicht mehr. Mir gefiel der junge Sklave, aber ich war nicht reich. Herr Viri wurde mir nicht unbedingt sympathischer im Verlauf dieser Auktion, aber da musste ich halt jetzt durch.


    "210 Denare und damit treibe ich mich selbst in den Ruin* mit Futterkosten für unseren kleinen Griechen." Auch wenn ich ihn bestimmt nicht so mästen würde, damit er irgendwann wie Viridomarus aussah.



    Sim-Off:

    *Schnapper 😊

    Äußerlich ließ ich mir nur wenig anmerken, aber innerlich verflog das sichere Gefühl diese Auktion zu gewinnen. Tiberios war bei weitem das Beste, das der Händler heute im Angebot hatte und der Rest war für mich uninteressant. Auch war mein Geldbeutel nicht üppig gefüllt, auch wenn ich noch ein wenig mitbieten konnte.


    "Na gut, 170 Denare weil der Jüngling zwar dürr aber recht angenehm fürs Auge ist." Im Gegensatz zu meinem kugelrunden Mitbieter...der war zumindest für mich keine Freude fürs Auge und schon gar nicht für meinen Geldbeutel. Ich behielt allerdings mein kokettes, breites Lächeln bei in der Hoffnung, dass es doch noch helfen würde.

    Ich lachte nur leise auf und winkte ein wenig ab bei den Worten des Sklavenhändlers. "Wir sind aber nicht in Rom und die kosten dort auch nur das Fünffache, weil die Leute da zu viel Geld haben und nicht wissen, was sie damit anfangen sollen." Ich schaute ein wenig argwöhnisch zu dem kugelrunden Neuankömmling und schon verfinsterten sich meine Gedanken. Allzu viel konnte ich nicht bieten, da mein Vermögen nur sehr begrenzt war und bevor der Dicke noch ein Gebot abgab, musste ich handeln.


    "Na gut...ich gebe dir 120 und das versprochene Mittagessen mit Bier, aber nur weil ich deiner männlichen Stimme nicht widerstehen kann." Forsch und kokett versuchte ich ein paar Münzen zu sparen, während ich die "Ware" nicht allzu interessiert betrachtete. Allzu großes Interesse würde mir nur als Schwäche beim Feilschen ausgelegt und mein Geschlecht benachteiligte mich da schon genug. Der Jüngling tat mir schon ein wenig leid, wie er da verlegen rumstand wie bestellt und nicht abgeholt aber zumindest schien er gebildet zu sein.

    Ich schaute mir den jungen Mann an, den der Sklavenhändler als erstes verschachern wollte. Ich blickte skeptisch drein, denn besonders stark sah er ja nicht aus und eigentlich suchte ich nach einem starken Kerl um dem alten Demetrios unter die Arme zu greifen. Aber das Einstiegsgebot war ganz in Ordnung und außer mir war der Platz nicht sonderlich gefüllt, also schaute ich mir den Jüngling an. Vielleicht konnte ich den Sklavenhändler ja ein wenig beschwatzen.


    "Der Jüngling da ist genauso 16 wie ich 16 bin, also bitte! Kann er außer Griechisch noch irgendetwas anderes? Stark sieht er ja nicht aus. Wahrscheinlich würde er mir die Haare vom Kopf fressen so dürr und abgemagert wie der ist. Ich gebe dir 110 Denare für den dürren Griechen und du kannst nachher auf ein gratis Mittagessen mit henqet vorbeikommen." rief ich dem Sklavenhändler gut gelaunt zu. Vielleicht würde ihn meine doch sehr forsche Art ein wenig aus der Bahn werfen.

    Es war noch frühmorgens und ich war auf dem Markt unterwegs, ehe ich aus Interesse mal bei den Sklaven vorbeischaute. Die taberna lief gut, aber Demetrios war bereits alt und vielleicht konnte ich ja für wenig Geld einen kräftigen jungen Burschen als Hilfskraft erwerben. Prall gefüllt war mein Geldbeutel nicht unbedingt, aber ein kostengünstiger Jugendlicher oder ungebildeter Sklave sollte schon dabei rausspringen. Ich schaute mir also das Angebot des Sklavenhändlers an, ob etwas für den kleineren Geldbeutel dabei war.

    Nachdem die Gästezimmer im Obergeschoss nun endlich eingerichtet waren und auch der Hühnerstall und die Ziege sich eingelebt hatten, war es nun Zeit das Menü zu erweitern.


    Taberna "Aus der Hand von Schesmu"


    Gästezimmer nun verfügbar!


    Getränke

    Wein

    Wasser

    Henqet

    Ziegenmilch


    Speisen

    Helles Brot

    Dunkles Brot

    Gemüsesuppe

    Fischsuppe mit Flusskrebsen

    Frische Eier

    Ein neuer Geschäftszweig


    Verax und ich waren nun schon mehrere Monate in Caesarea und den Göttern sei Dank waren wir mit unseren Speisen und Getränken gut bei der lokalen Bevölkerung und den Reisenden angekommen. Nachdem es nur wenig Gasthäuser in der Gegend gab, schien es so als hätten wir unsere Nische hier gefunden.


    Die bescheidenen Gewinne sowie Teile von Verax' Lohn hatte ich mittlerweile in Möbel für die beiden Gästezimmer investiert sowie einen kleinen Hühnerstall mit einer Hand voll Hühnern sowie einer Ziege für frische Milch und Eier. Der Ziege hatten wir auch einen kleinen Unterstand gebaut, damit sie im Sommer in der Sonne nicht gleich einging oder Nachts halb erfror.


    Vor der taberna gab es nun auch eine Tränke für die Pferde und einen Unterstand, für een wir auch nur ein wenig Holz organisieren mussten. Schön langsam sah unser Domizil halbwegs ordentlich aus.


    Ich schleppte die neuen Strohmatratzen in die neuen Gästezimmer und schaute mich noch einmal um. Beide Zimmer hatten Tageslicht und kleine Fenster zum Innenhof mit Blick auf die Tiere und Schatten, jeweils ein Bett sowie einen kleinen Tisch und Hocker mit einem Krug, Becher und einer Waschschüssel. Es war nicht luxuriös, aber frei von Ungeziefer, sauber und die Matratze war frisch.


    Zufrieden ging ich hinunter um mich dem Tagewerk zu widmen. Die Suppe wollte angesetzt werden und das henqet kontrolliert.

    Auch ich hatte mittlerweile aufgegessen und war fast traurig, dass sich unser Geplauder dem Ende näherte. Ich erhob mich und brachte das Geschirr weg, während Demetrios sich um das Spülen des schmutzigen Geschirrs kümmerte.


    "Ich glaube Freiheit beginnt vor allem im Kopf. Wenn man sich nicht traut vor die eigene Türe zu gehen, dann beginnt man nie eine Reise und erweitert nie seinen Horizont. Es mag Menschen geben, die sich an das Land gebunden fühlen, aber für mich ist es einfach nur ein Ort wie jeder andere. Das Wichtige sind die Menschen, mit denen man seine Erlebnisse teilt."


    Ich hielt Nannaia eine Dattel als kleine Nachspeise hin und steckte mir selber eine in den Mund. Lecker und süß! Ich zwinkerte der jungen Frau verschmitzt zu.


    "Aber genug von der Philosophiererei...ich hoffe, dass dir das mit der Post gelingt und vielleicht schaffe ich es ja unter der Woche einmal vorbeizukommen. Ich bin schon sehr gespannt den Besuch zu erwidern."