Beiträge von Iunia Proxima

    Ich lachte laut auf bei der Vorstellung des glatzköpfigen Eunuchen, der potentielle Kunden der Post mit seiner überaus freundlichen Art darauf hinwies, dass sie knieen sollten. "Ich glaube, Elahbel müsstest du auf jeden Fall zu Hause lassen. Abgesehen davon...du kannst Latein und ich nehme an Lesen, Schreiben und Rechnen. Ich wüsste nicht, was man da sonst noch so brauchen würde. Versuch es doch einfach."


    Ich aß noch einige Bissen und nickte dann. "Wir hatten nicht viele Sklaven und unser Haus war nicht groß in Alexandria. Unser Vater war ein einfacher Soldat ohne großes Vermögen. Da blieb viel Hausarbeit an meiner Mutter und mir hängen. Sie war eine ausgezeichnete Weberin und ich habe mich meist mit Demetrios um das Gekoche und das Brot gekümmert. Wenn nur nicht immer das Mahlen des Korns so langwierig wäre - das drücke ich meist auf Demetrios ab." erwiderte ich mit einem gutmütigen Zwinkern. Selbst Demetrios schmunzelte bei dieser Aussage.


    "Ich weiß nicht, ob ich da eine Ausnahme bin. Das bedeutet mir auch ehrlich gesagt nichts. Ich will einfach nur mein Leben in Freiheit leben ohne jemanden, der mir ständig vorschreibt, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich würde in einem goldenen Käfig eingehen. Da lebe ich lieber einfach in Lumpen von meiner Hände Arbeit als mit Dutzenden Dienern, die glauben, dass sie mich bewachen und einsperren müssen wie ein dekoratives Singvögelchen." Der Blick und Ton war ernster geworden, da Freiheit wirklich das wichtigste Gut für mich war. Ein Leben wie Nannaias konnte ich mir nicht vorstellen. Ich stellte es mir vor wie Ersticken oder lebendig begraben werden. Nach einem Moment fügte sie wieder lockerer hinzu: "Wenn du irgendwann durchbrennen willst und keine Lust mehr auf Käfige hast, dann kannst du gerne bei uns unterschlüpfen und ich bringe dir Kochen, Waschen und Nähen bei." Ich zwinkerte der Frau dabei verschwörerisch zu.

    "So leicht kann man mich nicht aus dem Konzept bringen oder verärgern. Ich finde Theater interessant und weniger infam. Über sowas machen sich glaube ich nur Leute Gedanken, die es sich leisten können. Jeder wäre gerne reich und würde sich nicht die Hände schmutzig machen, aber wir machen alle was wir können, damit wir auch morgen Brot auf dem Tisch haben." Ich war nicht im Überfluss aufgewachsen und hatte sehr pragmatische Ansichten. Geld war Geld - egal wo es herkam - so lange es halbwegs ehrlich verdient wurde. Ich schaute nicht auf Schauspieler, Prostituierte oder einfache Handwerker hinab. Deren Einkommen war weit ehrlicher verdient als das so mancher Politiker, Händler oder Priester.


    Ich nickte Demetrios zu, dass er die gewünschten Speisen für Nannaia und mich brachte und machte es mir wieder am Tisch bequem. Schön langsam legte sich meine Aufregung wieder und das Adrenalin rauschte nicht mehr in meinen Adern. Ich brauchte jetzt erstmal einen Schluck zu trinken und auch einen Bissen. Nachdem Demetrios uns Essen und Getränke kredenzt hatte, und ich ein paar Löffel zu mir genommen hatte, erwiderte ich die Frage.


    "Die Post sucht Mitarbeiter. Ich hatte letztens auf dem Markt einen Aushang dafür gesehen und Verax war bereits in Alexandria in diesem Bereich tätig. Wir sind keine Gastwirte aus Tradition - es erschien uns nur ein logischer Ort Geld zu verdienen. Ich habe keinen speziellen Beruf gelernt, aber kochen kann ich leidlich und Demetrios kann henqet brauen und so ergab sich das. Sobald wir etwas Geld erwirtschaftet haben, hoffe ich die beiden leerstehenden Zimmer für Gäste herzurichten. Derzeit sind sie allerdings unmöbliert, also muss das noch ein wenig warten."


    Ich plauderte wie immer gerne darauf los, auch wenn ich nicht wusste, wie sehr die offenbar reiche Witwe mir gegenüber solch einfache Angelegenheiten nachvollziehen konnte. Zumindest schien sie es ja spannend genug zu finden, um hier zu sitzen und einfache Speisen und Getränke mit mir zu teilen. Außerdem fand ich Nannaia recht sympathisch und da redet es sich immer leicht.

    Nachdem der Diener verschwunden war, musste ich mir erstmal auf die Schenkel klopfen und laut lachen um die Spannung aus meinem Körper zu vertreiben. Das Adrenalin tönte noch ein wenig in meinen Ohren und ich war mit der Aufregung wohl nicht ganz allein, wenn ich mir das gerötete Gesicht von Nannaia so ansah.


    Lachend setzte ich mich wieder an den Tisch und trank meinen Becher leer. Selbst Demetrios schien gut gelaunt zu sein. "Wenn man meinem Bruder glauben darf, dann bin ich eine absolut lausige Schauspielerin. Vielleicht muss ich einfach nur heroisch Bösewichte vertreiben!" Schon ging das Gelächter weiter, als sie meinen ernsten und abweisenden Tonfall nachmachte. Wahrscheinlich würde man noch drei Häuser weiter das Gelächter hören.


    Als die Frau wieder ernst wurde, winkte ich direkt ab. "Ach was...denk nicht weiter drüber nach. Lass uns etwas essen. Magst du lieber Gemüse- oder Fischeintopf? Verax kann ja auch einen Bissen essen, wenn er wieder da ist. Anscheinend ist er nicht oben. Er war an einem Aushang für eine neue Arbeitsstelle interessiert und vielleicht ist er noch nicht zurück."

    3403-diener3klein-pngElahbel wirkte stets so steif, als hätte er einen Stock verschluckt und war von ähnlicher Liebenswürdigkeit. Mit gerunzelten Augenbrauen ließ er seinen Blick durch die Taberna gleiten, da er aber aus dem Hellen ins Dämmerlicht sah, erkannte er zunächst die Gäste nur schemenhaft.

    "Salve Schankwirtin", sprach er: "Du bist nicht meiner Herrin Surena ansichtig geworden? Ich möchte sie nach Hause bringen. Sie sollte nicht an....", er warf einen bezeichnenden Blick auf die Tische: "... einem Ort wie diesem sein."


    Nannaia Surena hinter den Tisch geduckt, als hätte sie etwas verbrochen, hielt die Luft an, gleichzeitig aber kitzelte es ihr in der Kehle vor Lachen. Sie hatte vor ihrem Sceptuchen nicht wirklich Angst, obwohl der Diener ihr Aufpasser war. Sie amüsierte sich gerade, wie sie sich seit ihrer Kleinmädchenzeit, als sie die Hofeunuchen zum Narren gehalten hatte, nicht mehr amüsiert hatte.

    Ich hob eine Augenbraue, da mich der Ton und die Worte dieses Dieners reizten. Ich war es nicht gewohnt, dass man mir derart arrogant entgegen trat. Ich vermied auch einen Blick nach hinten zu werfen, wo Demetrios gezwungen gelassen an dem Tisch saß und ein wenig an meinem Becher henqet nippte, während Nannaia immer noch unter dem Tisch saß von der halbhohen Holzwand verborgen.


    "Erstens kenne ich deine Herrin nicht und zweitens ist das hier ein respektables Haus. Wenn du keinen Bedarf an Speis und Trank hast, dann schlage ich dir vor, deine Zeit anderswo sinnvoll zu verbringen." erwiderte ich dem Diener gegenüber kalt und abweisend. Vielleicht war das schroff genug um ihn direkt zu vertreiben. Ich war keine gekonnte Lügnerin, aber auch nicht absolut unbedarft. Ich hielt meinen Blick fest auf den Diener gerichtet, um das Versteck nicht zu verraten.

    Ich winkte Demetrios heran, der uns einen neuen Krug henqet brachte und er schenkte uns pflichtschuldig ein. Bevor wir allerdings unsere Konversation vertiefen konnten und Nannaia und Demetrios sich unterhalten konnten, erschien ein weiterer von ihren Dienern. Verax sollte eigentlich auch gleich runterkommen. Ich nickte Demetrios leicht zu und bedeutete ihm sich zu setzen, damit der Tisch nicht leer erschien, während Nannaia unter dem Tisch hockte.


    Ein kahlgeschorener Mann trat ein und warf einen suchenden Blick in den Raum. Ob das wohl einer von den Eunuchen Nannaias war, der sie in ihrem goldenen Käfig als Gefängniswärter hielt? Den Götter sei dank war die Partherin ein zierliches Frauchen, also brauchte es nicht viel sie hinter Demetrios und Proxima zu verstecken. Der Tisch, an dem wir saßen, war dazu hinter einer halbhohen Holzwand, was zusätzlich Sichtschutz bot.


    Ich erhob mich und schritt dem Kahlkopf entgegen mit gelöstem Lächeln. "Willkommen in der taberna 'Aus der Hand von Schesmu. Ich bin Iunia Proxima. Wie kann ich dir helfen? Suchst du nach Speis und Trank?" sprach ich ihn an und hoffte, dass ich ihn direkt von der versteckten Nannaia ablenken konnte.


    Sim-Off:

    Glatt den Beitrag übersehen - sorry für die Wartezeit!

    Ich lachte leise, als sie meinen Bruder erwähnte. Wenn ich ihn mit den Augen einer Frau betrachten müsste, dann müsste ich zugeben, dass er ganz passabel aussah. Aber nachdem er mein Bruder war, behagte mir dieser Gedanke nur wenig. Ich sah ihn lieber als meinen Spielgefährten in der Kindheit, meinen Gesprächspartner wenn ich Kummer hatte, meine ganze Familie. Aber ich konnte durchaus verstehen, was andere Frauen an ihm fanden, auch wenn er bisher nie die Tendenzen eines Schürzenjägers an den Tag gelegt hatte, wie unser Vater wenn er mal wieder betrunken war.


    "Das mit dem Sack sagt man nur so, wenn man von jemandem genervt ist. Eine alexandrinische Redewendung. Ich kann ihn ja mal rufen."


    Titus Iunius Verax war gerade irgendwo oben, also rief ich laut nach oben: "Veeeerrrraaaxx, komm doch mal runter bitte!" Das würde wohl ein wenig dauern, bis er hier runterpoltern würde, also wandte ich mich wieder Nannaia zu.


    "Willst du unseren Sklaven Demetrios auch noch kennenlernen? Er spricht gutes Griechisch und ist eine treue Seele. Er hatte schon meiner Mutter das Brauen von henqet gelehrt, als diese als junge Braut ins Haus unseres Vaters kam. Er ist quasi urrrralt.


    Drache? Geflügelte Schlange...das klingt auf jeden Fall sehr nobel und passt bestimmt zu dir - wenn auch nicht in der aktuellen Aufmachung." erwiderte ich scherzhaft. "Eroberer wollen immer nur erobern...ich will keine Eroberung sein. Ich bin ja kein Ding und kein Stück Land. Ich mag Konversation gerne und habe nichts gegen - stubenhockerische - Männer. Ich glaube, das ist ein Wort!"


    Unser Vater war wohl Römer gewesen, aber ich identifizierte mich immer mehr mit Aegyptus, wo ich aufgewachsen war. "Tempelfürsten...hmmm...Priester waren schon immer mächtig, wenn sie viele Gläubige versammeln können für ihre Gottheiten. Das ist auch in Aegyptus nicht anders - ob nun Römer da sind oder nicht. Aber nein, von den Tempelfürsten hier habe ich noch nichts gehört. Gehörst du auch zu so einer Familie?" Vielleicht war sie ja deshalb so gut behütet mit Eunuchen und vielen Dienern?

    Nachdem er ausgetrunken hatte, zahlte Stilo und erhob sich von seinem Tisch. "War lecker. Wird eine Weile dauern, bis ich wieder nach Caesarea komme, aber ich empfehle euch gern weiter. Valete."


    Damit verließ er die Taberna, um zu Hause nach dem Rechten zu sehen und noch einmal in der Casa Seia zu nächtigen, von hilfreichen Sklaven umsorgt, die ihn auf Vordermann brachten und verhätschelten. Am nächsten Morgen reiste er bei Sonnenaufgang weiter nach Satala, um sein Leben bei der Legio fortzusetzen.


    Sim-Off:

    Alles klar, dann mach ich mich mal dünne, damit hier wieder Ordnung reinkommt. Geld wurde überwiesen, Rest ist Trinkgeld.

    Ich kassierte das Geld von Stilo und wünschte ihm noch eine gute Reise zurück nach Satala. Das Lob ging natürlich runter wie Öl und spendabel war er auch gewesen. So könnten alle Kunden hier sein, dachte ich mir. Danach räumte ich den Tisch ab und spülte zusammen mit Demetrios das Geschirr, nachdem es aktuell ruhig war.

    Kein Henquet. Ein Jammer. Andererseits war das hier auch eine Taberna und kein Marktstand. So genoss er die letzten Schlucke besonders langsam.

    ich wünschte, ich hätte Stilo noch henqet mitgeben können. "Leider wird es nach einigen Tagen wie Essig und schmeckt dann nicht mehr. Aber hoffentlich werden wir mit der Zeit die nötige Ausrüstung haben, um das zu ändern. Aber wenn es so weit ist, dann kommen wir einfach mal nach Satala und bringen welches mit. Ich muss mich ja noch von dem Theater dort überzeugen!" sagte ich gut gelaunt.


    Sim-Off:

    Stilo und Nannaia sind nicht zeitgleich da - der Thread ist nur ein wenig unübersichtlich geworden ;)


    Für mich war das Thema nicht befremdlich. Unter Frauen sollte man doch offen sprechen und die anderen Männer hier stierten sowieso nur in ihren Bierkrug und hatten kein Interesse an unserem Geplauder. "Danke für das Beileid...sie hätte mehr Jahre auf dieser Erde verdient."


    Wie auf ein Kommando hin erschien auch unser eigener Kater und streunte eine Runde durch den Schankraum, obwohl er doch in der Speisekammer Mäuse und Ratten vom Korn fernhalten sollte. Eigenwilliges, struppiges Tier! "Schneeleopardin? Hmmm...und was für ein Tier wärst du, Nannaia? Naja einen Krieger vielleicht nicht...die neigen dazu immer nur auf alles einzuprügeln. Vielleicht einen Gelehrten mit dem man nette Gespräche führen kann wäre toll. Ich kann schon auf mich selbst aufpassen und brauche keinen Beschützer. Unterhaltung dagegen kann man immer brauchen...man kann ja nicht immer nur für kleine Kätzchen sorgen oder mit den Kätzchen spielen."


    Sie warf kurz ihrem Bruder einen Blick zu. "Die Römer erobern alles und jeden, weil sie nie den Hals voll kriegen...das ist halt so. Wer weiß wofür es gut ist. Als Alexander damals hier durchzog waren bestimmt auch nicht alle so begeistert von ihm." erwiderte ich schmunzelnd. Feldherren und Generäle waren doch alle gleich...nur auf den eigenen Ruhm bedacht.


    "Mein Bruder ist definitiv ein beständigerer Typ als ich...er ist intelligent, verlässlich, treu und fürsorglich und sehr empathisch. Aber manchmal auch ein Sack, weil er mich immer neckt." fügte ich noch schelmisch hinzu.


    Die Frau war auf jeden Fall trinkfest, auch wenn sie eher dünnes henqet zu dieser Stunde ausschenkte. Trotzdem stieg es manchen schnell zu Kopf, wenn man es nicht gewohnt war.


    "Verheiratet mit zwölf Jahren? Da hatte ich ja noch nicht einmal meine menses. Außerdem kann es gefährlich sein so jung schwanger zu werden. Sei froh, dass du keine Kinder so jung bekommen hast. Eine Cousine mütterlicherseits ist jung im Kindbett gestorben, weil das Kind zu groß war."


    Wie immer sprach ich recht unverblümt, ohne viel Zurückhaltung. Nannaia musste demnach etwa drei Jahre älter als ich sein und wozu brauchte sie einen Eunuchen, der ein Szepter bewachte? Meine Augenbraue zuckte definitiv bei der Szeptersache hoch, aber ich sprach es nicht direkt an.


    "Es gibt genug liebestolle Kater und rollige Katzen da draußen, die für süße Kätzchen sorgen. Der Kater, der sich in mein Herz schleicht, müsste schon etwas ganz Besonderes sein. Ich bin viel zu eigensinnig und unabhängig um eine gute Ehefrau oder Mutter zu sein. Heim und Herd würden mich nur an einen Ort ketten und das muss ich nicht haben. Wenn ich irgendwann keine Lust mehr auf Caesarea habe, dann will ich meine Sachen packen und weiterziehen.


    Alexandria ist wie jede große Stadt - prächtig und ein Juwel wenn du reich bist und ein unersättlicher, alles verschlingender Moloch wenn du arm bist. Verax und mich hielt nichts mehr dort, nachdem unsere Eltern gestorben sind und wir wollten einen Neuanfang. Da gibt es kein großes Geheimnis."


    Ich winkte ab und schmunzelte. Wahrscheinlich erschien einem immer alles romantischer aus der Ferne, als wenn man den Dreck und das Elend Tag für Tag erlebt. Vielleicht gab es diese Gelehrten ja irgendwo, aber bei mir hatten sie sich bestimmt nicht vorgestellt.

    Ich schenkte uns großzügig nach, als der Becher leer war. Partherin also...naja machte Sinn in einer Gegend wie dieser, dass man da auf Leute anderer Länder traf.


    "Ich würde dir ja mein Beileid aussprechen, aber ich wäre lieber Witwe als verheiratet bei dem Mannsvolk, das hier so rumläuft. Von daher kann das Dasein als Witwe ja durchaus positiv sein. Aber gleich kastrieren würde ich sie nicht - davon werden sie nur träge und fett wie alte Kater.


    In Persis waren wir noch nicht. Wir sind gebürtig aus Alexandria und sind mit einem Handelsschiff über das Mare Nostrum hierher gekommen. Gefällt es dir hier in Caesarea oder wirst du weiterziehen?


    Und naja was die taberna angeht...nun sitzt du hier und es ist noch nichts Schlimmes passiert. Der Himmel ist uns noch nicht auf den Kopf gefallen."


    Ich lächelte der Frau verschwörerisch zu und hob dann noch einmal den Becher um ihr zuzuprosten.

    "Bis späääter!" rufe ich Verax noch gut gelaunt hinterher.


    Ich lache noch einmal herzlich und ziehe mich dann um, bevor ich hinunter in die taberna gehe. Das Tagewerk wartete auf mich und erledigte sich leider nicht von selbst.

    Ich gab den Durchgang demonstrativ frei, damit Verax sich nicht an mir vorbeidrücken musste.


    "Geh nur. Wir haben hier alles im Griff. Der Einkauf ist erledigt und Demetrios mahlt bereits das Korn. Ich ziehe mich jetzt gleich um und gehe dann runter, um die Suppe vorzubereiten. Du musst dich um nichts mehr kümmern. Dein Titel ist mir egal - aber komm am besten mit Geld nach Hause!"

    Zumindest schien ich Verax' Interesse geweckt zu haben.


    "Es ist ein offizieller Aushang - nicht nur Gerede. Der Verdienst ist auch angegeben, wenn du es dir selber anschauen willst. Und naja - derzeit sind Demetrios und ich schon genug. Falls es wirklich mal besser läuft und wir etwas Geld übrig haben, können wir immer noch eine Sklavin kaufen."

    "Nanana...ich bin ja wohl kaum hässlich genug für das Theater in Satala!" prustete ich lachend los.


    "Vertrau mir, Bruderherz. Demetrios und ich schaffen das schon und das Geld könnten wir wirklich gut gebrauchen. Es würde nicht schaden etwas für harte Zeiten zu haben, falls die taberna sich nicht gut entwickelt."

    Ich lehnte lässig im Türrahmen zu Verax' Zimmer und ließ mir von der Spaßbremse nicht die gute Laune vertreiben.


    "Jajaja...beruhig dich! Ich sagte ja, ich hab etwas für dich. Das Imperium braucht dich, Bruderherz. Würde es dir gefallen im Postwesen zu arbeiten? Die suchen händeringend aufrichtige Römer." Ich antwortete gespielt theatralisch um ihm vielleicht doch noch ein Lächeln zu entlocken.

    Neuer Job?


    Ich war gerade vom Markt mit einem Korb voll frischem Gemüse gekommen und hatte dort den Aushang bezüglich des Cursus Publicus gelesen. Vielleicht war das ja etwas für Verax? Bisher lief die Taberna ja noch nicht so gut und ein weiteres Einkommen würde uns doch recht gut tun. Ich verstaute also daher erst einmal die Einkäufe und suchte dann nach meinem Bruder. Demetrios war bereits unten und kümmerte sich um das Mahlen des Korns für das Brot später.


    "Veraaax? Schläfst du noch? Ich bin vom Einkaufen zurück und hab tolle Neuigkeiten!" rief ich, während ich an seine Zimmertür klopfte. Normalerweise war er doch schon wach um diese Zeit.

    Ich konnte mir ein Lachen kaum verkneifen bei der Beschreibung des spektakulär schlechten Theaters und der hässlichsten Schauspieler weit und breit. Verax war wie immer eine Spaßbremse.


    "Ich will ja nicht direkt wieder weg. Wir sind ja gerade erst angekommen. Aber irgendwann muss ich vielleicht dieses Theater sehen."

    Es war gerade ohnehin wenig los und noch sehr ruhig, daher hatte ich alle Zeit der Welt. Die Suppe war gekocht und das Brot gebacken und sowohl Demetrios als auch Verax waren anwesend. Mein Gesicht war nicht schockiert von der Enthüllung, dass es sich trotz der einfachen Kleidung der Frau hierbei um die Herrin handelte, die hier incognito ohne Wächter und Aufpasser hierher gekommen war. Ich ging auch so gut wie überall alleine hin und fürchtete mich nicht - im Gegenteil - dumme junge Männer sollten sich eher vor mir fürchten. Die Ausführungen der jungen Frau waren allerdings so bezaubernd, dass ich mir ein Schmunzeln hier und da nun wirklich nicht verkneifen konnte. Ein wenig weltfremd klang das schon alles, als ob Suppe im Brot so etwas rustikales wäre.


    "Ich bin in der Tat Iunia Proxima, Nannaia. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Wir können uns gerne setzen und noch einen Krug henqet teilen, wenn du das möchtest. Ich hole uns schnell einen Krug."


    Trotz der Enthüllung Nannaias, dass sie die Herrin von Hadirat war, änderte das nichts an der Art wie ich die Frau behandelte. Ich wusste nichts über die Familie oder den Status dieser Frau und selbst wenn, dann würde es meine Meinung nicht ändern. Ich war zu allen freundlich, ob nun arm oder reich. Ich gab nichts auf edle Geburt oder vornehme Familien. Schließlich kann man sich ja seine Abstammung bei der Geburt nicht aussuchen und ein bisschen Freundlichkeit kostet nichts.


    Nach kurzer Zeit kam ich mit einem Krug und zwei Bechern zurück und bot Nannaia einen Sitzplatz an und schenkte ihr ein. "Warum sollte ich nicht mit Männern sprechen? Die meisten unserer Kunden hier sind Männer...das würde die Arbeit sehr kompliziert machen. Du warst bereits in Babylon?" Wie immer war ich neugierig bei fernen Städten und Ländern. Davon konnte ich meist nicht genug bekommen.

      

    Ich lauschte der Erzählung über das Reisen durch Cappadocia mit leuchtenden Augen. Nomaden, Räuber, Pilger...all dies klang spannend. Vielleicht sollte ich selbst Nomadin werden und einfach dem Wind folgen? Ich konnte mich mit meinem Messer verteidigen und tun und lassen, was ich wollte.


    "Ich beneide dich ein wenig, Seius Stilo. Ich glaube, Verax und ich müssen auch irgendwann Satala besuchen. Gibt es dort noch mehr als nur das Lager der Legion?"