Beiträge von Daria

    Zwar hatte die Sklavin schon kurz nach Ankunft des Besuchers Auftrag bekommen, nach dem Hausherren zu sehen, doch nur die Götter wissen, wie sie die Zeit schon wieder vertrödelt hatte, denn erst jetzt klopfte sie an die Tür, öffnete vorsichtig und brachte dem Herren die Einladung.


    "Verzeih die Störung. Deine Gattin schickt mich, ihr Bruder ist zu Besuch. Die beiden haben es sich im Tablinum gemütlich gemacht und würden sich freuen, wenn du zu ihnen stoßen würdest."

    Mit einem Tablett mit kleinen Erfrischungen in den Händen kam die Sklavin wieder zurück.


    "Die beiden kommen gleich. Sie bittet um ein wenig Geduld. Gaius gehört noch angezogen. Und manchmal sträubt er sich gar arg dagegen."


    Hatte sie vorhin Lucius gesagt? Na gut, es war auch immerhin der eine kleine Version vom Hausherrn-Lucius, und sie meinte auch Adria schon diesen Namen verwendet zu haben gehört. Aber jetzt war es richtig, Gaius.

    "Mhm, davon hab ich schon gehört. Hmmm." Als sie noch in der Casa Germanica gewohnt hatte, hatte sie ja eher mit anderen aus der Familie zu tun.
    "Du möchtest sicher auch unseren kleinen Lucius sehn, nicht war? Ich werd gleich nach den beiden sehen."
    Dann schurlte sie davon.

    Daria war Sedulus vorausgegangen ins Tablinum.


    "Ich werd nachsehen ob die Herrin zuhause ist, sie ist ja in den letzten Tagen schon wieder fleissig in der Stadt unterwegs.
    Wie geht es denn der restlichen Familie?"[/i], sie musste dabei ein Räuspern unterdrücken.

    Daria öffnete die Tür.
    "Salve!"
    Und stockte dann. Das Gesicht kam ihr bekannt vor. Sie meinte ihn auch schon mal hier gesehen zu haben. Aber nachdem sie keine Lust hatte, irgendetwas falsches und peinliches zu sagen, überließ sie es dem Herrn vor ihr zu sagen, was oder wen er hier wollte, und wartete darauf mit einem freundlichen Lächeln.

    Mit einem scheuen Blick schaute sie auf ihre Zehenspitzen um ihn nicht direkt anzusehen. Es zeigte sich heute einfach keine Stimmung bei ihr für Zweisamkeit bringen. Warum sie dann überhaupt mitgekommen ist, kann sie trotzdem nicht beantworten. Vielleicht die Hoffnung oder Ahnung, dass sich ihre Stimmung doch noch ändern würde? Sie konnte es nicht benennen.
    Sie räuperte sich, als ob sie gar nicht auf die Worte von ihm eingehen wollte.
    "Wie geht es dir so? "

    Sie hatte den Ritt hierher nicht viel von sich gegeben, ihre Verwunderung über das ganze stieg jedoch immer mehr, doch immerhin hatte sie genug Vertrauen in ihn um ihm bisher ohne Widerrede gefolgt zu sein.


    "Und was machen wir jetzt hier?"

    Sie wusste gar nicht genau, wie ihr geschah, aber ihre Neugierde, was er denn vorhat, war doch stark genug, um sie gar nicht fragen zu lassen wohin und wieso und so folgte sie ihm.

    Sie sah sich mit verwirrtem unsicherem Blick um und schüttelte dann den Kopf.
    Natürlich hat sie darauf geachtet, dass nicht irgendein neugieriger Mitsklave aus dem Aelischen Haus ihr auf den Fersen war. Aber weshalb er sie so offen danach fragte, wunderte sie.
    Mit leisem Ton, nicht so wie er es vorhin getan hatte, antwortete sie ihm: "Nein, niemand hat mich gesehen. Verzeih, dass ich dich warten ließ, aber in den letzten Tagen ist es bei uns sehr hektisch. Eine Geburt steht bevor", dabei begannen ihre Augen zu leuchten, "und das ganze Haus kann es kaum erwarten."

    Die Zeitangabe, wann die Sklavin zur Casa Germanica kommen sollte, war in der Nachricht, die sie erhalten hatte, sehr vage.
    Eigentlich hatte sie auch lange überlegt, ob sie überhaupt kommen sollte. Das letzte Treffen hatte ein eigenartiges Ende genommen und noch immer war sie sich nicht sicher, ob sie wirklich herkommen hätte sollen, aber nun war sie endlich da und sah Sebastianus auch schon warten.
    Mit einem unsicheren Lächeln und deutlichem Respekt begrüßte sie ihn.
    "Salve!"

    Schon das Lächeln des Prätorianers brachte Daria unglaubliche Erleichterung, die Vermutung der Köchin, sie habe was angestellt, war scheinbar falsch.
    Dass er eine Nachricht von Reverus bringen könnte, damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet.
    Sie merkte, wie ihre Wangen plötzlich hitzten und rot wurden, fast war es ihr peinlich. Verlegen räusperte nun auch sie sich.
    "Ja, ich kenne ihn."

    Als die Sklavin zur Tür ging war sie verwundert, dass sie zugeschlagen war, obwohl ja angeblich jemand für sie hier warten sollte. Einen Moment lang war sie sogar erleichtert und dachte, wer immer sie gesucht hatte, seit vielleicht gar nicht mehr hier. Dennoch machte sie die Tür auf und wider Hoffnung stand hier jemand.
    Doch gleich war sie auch wieder beruhigt, es war nur der nette Prätorianer, der auch schon vor wenigen Tagen hier war. Erleichtert grüßte sie ihn.
    "Salve! Du hast mich verlangt?"

    "Uiii", rutschte ihr ungewollt heraus. Sie war sich zwar keiner Schuld bewusst, aber dennoch machte es ihr Sorgen, wenn sie von irgendwem draußen verlangt werden sollte.
    "Äh, danke, ich geh gleich schauen."

    Was das ganze Haus schon ungeduldig erwartet hatte, war nun endlich passiert. Die Herrin hatte ihr Kind geboren und beide waren wohlauf, und auch dem Herrn des Hauses ging es den Umständen entsprechend gut, worauf man in dieser Situation auch nicht vergessen durfte. Man hatte also jeden Grund den Göttern zu danken.
    Auf Befehl des Herren machten sich also die Sklaven daran, im Atrium des Hauses eine Mensa für ein Mahl für Iuno Lucina aufzubauen. Bis zum Tag der Waschung würde es hier so stehenbleiben.
    Ein Tisch, Pölster und eine kleine Statue wurden hergebracht und aufgestellt, das wichtigste für das Lectisternium vorbereitet. Die frischgebackenen Eltern konnten nun sobald sie sich vom ersten Schreck erholt hatten der Iuno ein Dankesmahl vorbringen.

    "Gut, machen wir.", meinte die Sklavin und machte sich gutgelaunt davon.


    Die Hebamme schmunzelte nur und schüttelte leicht erkennbar etwas den Kopf über den überforderten Vater.
    "Schon wieder genug? Tsts.
    Na komm, du kleiner Mann."
    Sie befreite Quarto von dem Kleinen in die Decke gewickelten Knäuel.
    "Keine Sorge, das wird schon noch.", flüsterte sie noch zum Vater, um ihn wieder ein wenig aufzubauen. Dann verließ auch sie mit dem Baby im Arm und eigenartigen unverständlichen Lauten, die dem Kleinen wohl gefallen sollten, den Raum wieder.

    Wie es der Zufall gerade wollte, schaute Daria gerade da auch zur Tür herein und hatte nur noch gehört, wie ihr Namen gefallen war.
    "Was ist mit mir?", fragte sie, und begab sich währenddessen in Richtung Ofen um neugierig zu schaun, woran die Köchin gerade werkte.

    Aufgeregt und mit leuchtenden Augen fragte die Sklavin mit leiser Stimme, nachdem der Kleine angeblich schlief, ihren Herrn: "Darf ich der Herrin davon berichten?" Eigentlich war es ja wirklich nur eine unnötige Formsache und keiner hätte daran gezweifelt, dass Quarto das Kind annahm, aber trotzdem war sie gerade vollends davon überwältigt.
    "Und soll der Iuno im Atrium ein Mensa gerichtet werden?"

    "Jaaa", tönte es da von der Sklavin hinter der Obstetrix. Es war etwas zu laut gewesen, aber sie war schon ungeduldig. Leise fügte sie hinzu: "Entschuldigung".
    Die Hebamme lächelte amüsiert und nickte Quarto bejahend zu.

    "Alles dran an ihm und sein Schrei vorhin klang sehr gesund.", antwortete die Obstetrix mit einem Lächeln. Sie war es gewohnt, solche Fragen von besorgten frischen Eltern zu hören.
    "Deinem Weib geht es auch gut. Sie ist erschöpft, aber das ist nichts Ungewöhnliches."
    Ihr Blick blieb auf Quarto. Sie mochte den Anblick, wenn aufgeregte Väter das erste Mal das Neugeborene aufhoben.