An
Faustus Decimus Serapio
Legio I Traiana Pia Fidelis
Parthia
Mein lieber Faustus,
Es ist hier immer noch nicht viel aus Parthia zu vernehmen und ich hoffe mal es geht dir immer noch gut.
Namen, Ränge und Ortsangaben brauchst du in deinen Briefen übrigens gar nicht erst nennen, sie werden alle durch die Legionspost geschwärzt. Ich kenne das schon, es ist in keinem Krieg anders, und meist kann man zumindest den Satzsinn noch erahnen, aber du kannst dir die Mühe auch gleich sparen. Wenn du möchtest, dann kannst du es mit lustigen Bilderrätseln und Umschreibungen versuchen, ich bin da schon sehr geübt drin.
Dass dein Onkel dich entdeckt hat, wundert mich gar nicht. Ihm bleibt kaum etwas verborgen und das ist auch gut so. Ich hoffe, er ist mittlerweile nicht mehr ganz so wütend auf dich. Aber da ich selbst nur zu gut weiß, wie schnell das Blut unserer Familie in Wallung gerät, wie schnell es aber auch wieder abkühlt, bin ich da ganz zuversichtlich. Komme mir aber nicht mit der Ausrede, dass das Militär eine Familientradition wäre! Es gibt in dieser Familie auch andere Traditionen, du hättest genau so gut in die Verwaltung gehen können wie deine Onkel Mattiacus, Martinus und Maior. Gut, sie werden kaum nochmal Triumphatoren werden, dafür kommen sie aber auch nicht in einer Kiste nach Hause.
Ich bin trotzdem stolz auf dich, wie könnte ich denn auch nicht? Aber wenn du mich jetzt Seufzen hören könntest - da hebt sich das ganze Dach hab. Von euch großen Helden denkt ja überhaupt nie einer an uns die wir zurück bleiben. Das ist auch genau der Grund, warum ich niemals einen Soldaten heiraten würde, als ob es mir nicht schon reicht, mir ständig um die halbe Familie Sorgen machen zu müssen! Aber keine Sorge, es gibt genügend Frauen, die am Ende vom Ruhm des Sieges betört werden. Wenn du dann im Triumphzug mitläufst, dann stehe ich vorne und rufe ganz laut deinen Namen, damit die suchenden Damen Roms auch wissen werden, nach wem sie fragen müssen.
Immerhin kommst du durch die Gegend. Dein Bericht hört sich wirklich wundervoll an, am liebsten würde ich sofort meine Reisekoffer packen und euch nachreisen. Ich freue mich schon sehr darauf, wenn du wieder hier bist und von all dem noch mehr erzählen kannst, vor allem von den Märkten. Der Schal ist übrigens wirklich ganz entzückend, ich habe mich rießig darüber gefreut! Er passt ganz wunderbar zu meinem Stil und überhaupt sind all meine Freundinnen ganz neidisch. Entweder ist keiner ihrer Verwandten in der Legio I (dort kommen ja auch nur die Besten hin!) oder sie schreiben keine Briefe, so dass sie nicht nur unglaublich neidisch auf dieses wundervolle Tuch sind, sondern auch darauf, dass mein Neffe so tapfer in der Legio kämpft und trotzdem seine Tante nicht vergisst.
Mit deinem Centurio kann ich natürlich ohne Namen wenig anfangen, obwohl ich eigentlich kaum Männer aus der Legio I kenne. Allerdings, seitdem ich auf der Hochzeit von Artoria Medeia gewesen bin, bin ich mir da gar nicht mehr so sicher. Deren Mann kenne ich natürlich ein bisschen, wenn du ihn siehst kannst du ihn ja mal von mir grüßen, falls du als einfacher Soldat überhaupt mit Leuten so weit oben in Kontakt kommst. Den ehemaligen Volkstribun, der sein Tribunat ableistet, kenne ich von da auch flüchtig und aus der Entfernung auch den senatorischen, patrizischen Tribun. Dann kenne ich noch einen Patrizier, den Verlobten von Claudia Epicharis, der Lectrix der Acta Diurna. Allerdings habe ich keine Ahnung mehr, was für einen Rang er hat. Falls du weißt, wen ich meine, dann kannst du ihn auch mal von mir grüßen, ein sehr netter Mensch ist das, trotz der Tatsache, dass er Patrizier ist. Ich hab ihn mal auf den Meditrinalia (übrigens auch bei Artoria Medeia) kennen gelernt und mich prächtig mit ihm unterhalten.
In den letzten Tagen habe ich überhaupt ständig nette Patrizier kennen gelernt, ist das nicht aufregend? Aurelier zwar nur, aber mit guten Zukunftsaussichten. Ich sage dir, solche Leute muss man sich warmhalten, Patrizier flutschen ja nur so durch den Cursus Honorum durch. Und was glaubst du, was das für Vorteile hat, wenn man einen amtierenden Praetor oder Consul kennt und wenn der sich dann auch noch an dich erinnert. Ich glaube überhaupt, die beiden waren ziemlich beeindruckt von meiner Tätigkeit als Auctrix, wobei das ja durchaus auch seine Vorteile hat, diese zu kennen.
Ah so, ja, nach meinem Senator hast du ja noch gefragt. Germanicus Avarus ist es, vielleicht kennst du seinen Namen, obwohl du dir ja nicht viel aus Politik machst. Er ist der beste Ehemann, den man sich vorstellen kann, denn mal abgesehen davon, dass er Senator ist, ist er auch noch ein unglaublich liebevoller und aufmerksamer Mensch. Ich denke, ich habe doch Glück mit ihm, auf alle Fälle sehr viel mehr als mit irgendeinem alten Legionskumpanen, den mir Meridius ausgesucht, oder einem zittrigen, grauhaarigen Consular, den mir Großtante Drusilla aufgeschwatzt hätte. Gut, so aufregend wie der große Spartakuss ist er natürlich nicht, aber ich bezweifle, dass es an seiner Seite langweilig wird. Du musst wissen, er ist nicht ganz umstritten in seiner politischen Linie, aber was kümmert mich schon die Politik?
Ich habe dir die beiden letzten Ausgaben der Acta Diurna mit beigelegt, damit du auch den Rest der Welt nicht aus den Augen verlierst. Außerdem habe ich dir noch ein paar Kleinigkeiten dazu gepackt. Satt machen werden sie dich zwar nicht, aber dafür wird die Legion ja schon sorgen. Deswegen habe ich dir extra feine kandierte Früchte, ein paar besonders gute Kekse und einen Beutel voll Nüsse gekauft. Es sollte alles noch essbar bei dir ankommen, ich habe es so gut verpackt wie möglich und im Legionspäckchen Verpacken habe ich immerhin Übung. Außerdem habe ich dir noch einen kleinen Anhänger beigelegt, es ist ein kleines ancilium. Ich hoffe, es wird dir Mars Segen bringen und dich schützen.
Bitte pass weiter gut auf dich auf! Viele Grüße auch von allen anderen und wenn du Livianus siehst und er dir zuhört, dann grüße ihn bitte auch. Wir sind alle schrecklich stolz auf euch. Mögen Mars und Bellona mit euch ziehen, Roma victrix!
Lucilla