Beiträge von Iustinus Apologeta

    "Du kannst zu einem unserer Gottesdienste kommen, aber - und da muss ich Dich enttäuschen - wenn es zum Abendmahl kommt musst Du uns verlassen."


    Jetzt würde er wohl doch wieder diese komischen Gerüchte glauben..., dachte ich bei mir und fuhr daher fort:


    Das liegt aber nicht daran, dass wir dann etwas verbotenes machen, sondern nur weil es uns so heilig ist, dass wir nicht möchten, dass jemand dabei ist, der nicht ganz zu uns gehört. So müssen auch die Leute, die schon zu uns gehören wollen, aber noch nicht aufgenommen sind uns dann verlassen. Du wärest also noch nicht einmal der einzige der dann geht.

    Angelus war also wieder in Roma, das würde die Brüder sehr freuen. Ich brachte ihn in ein Nebenzimmer, wo er arbeiten konnte dabei sagte ich:


    Sehr gut, mein Bruder! Ich komme dann zu Dir. Dann können wir reden.


    Danach ging ich wieder zu Ganymed:


    Wie ich Dir sagte, Du musst keine Angst haben. Es war Angelus. Einer der Brüder, der jenige den wir den Diener aller nennen. Er ist so etwas wie ein Vorsteher. Du kannst also beruhigt sein.

    Ich ging zur Tür und öffnete und traute meinen Augen nicht, so dass ich vor Freude kurz aufschrie, es war Angelus, der erste unter den Gemeindevorstehern hier in Roma, der da an unserer Tür stand. Lange hatten wir nichts von ihm gehört und nun stand er hier vor der Tür, so dass ich voller Freude zu ihm sagen konnte:


    Sei mir gegrüßt, Bruder im Herrn.

    Als es klopfte reagierte Ganymed etwas aufgeregt, also versuchte ich zuerst ihn zu beruhigen:


    Mein junger Gast. Du brauchst Dich nicht zu fürchten. Das wird schon nicht die Stadtwache sein, wieso auch? Aber wenn es Dir lieber ist, kannst Du durch einen Nebeneingang verschwinden, wenn Du möchtest.


    Ich zeigte ihm, wo dieser Nebeneingang wäre.


    Wahrscheinlich wird es aber nur jemand aus der Gemeinde sein. mach Dir also keine Sorgen.


    Dann wartete ich auf eine Reaktion seinerseits, um mich danach zur Tür aufzumachen, um zu sehen, wer es wirklich sei.

    Wir glauben, dass jeder Mensch göttlich ist, dass Gott uns nach seinem Ebenbild erschaffen hat. In diesem Sinne ist natürlich auch der Kaiser göttlich.


    Auch ich nahm mir ein paar Trauben und fuhr dann fort:


    Wir Menschen machen immer wieder Dinge falsch. Damit meine ich jetzt nich, dass wir uns mal verrechnen oder so etwas. Sondern wir verletzen, wo wir heilen sollen. Wir bringen Streit, wo Friede sein soll. Wir hassen, wo wir lieben sollen. Kurz gesagt wir machen uns schuldig, wir sündigen. Das ist seit Anbeginn der Menschheit so. Und doch haben wir eine Sehnsucht nach Liebe, Frieden und Heil. Erlösung bedeutet nun, dass Gott uns zusagt, dass ER uns heil machen will. Wenn Du Schulden hast und sie selber nicht zurückzahlen kannst, brauchst Du -um die Schulden loszuwerden- einen "Löser". Gott sagt nun ich will Euch von allen Euren Sünden erlösen. Dazu ist ER Mensch geworden, gestorben und auferstanden.

    Zitat

    Original von Ganymed
    "Wie der Kaiser?" Ganymeds Augen werden groß und er schüttelt ungläubig den Kopf. "Ich denke, dass sehen mein Dominus und der Kaiser etwas anders. Und die Praetorianer auch!"


    Naja. Was ich damit sagen wollte ist, dass wir hier bei uns keinen Unterschied in der Person machen. Hier bei uns, unter uns. Draußen in der Welt gibt es sehr wohl Unterschiede, das wissen wir beide.


    Zitat


    Er beißt sich auf seine Unterlippe und mustert Iustinus. "Aber dann ist es ja auch kein Wunder, dass der Kaiser euch in den Circus wirft, wenn ihr solche Sachen sagt. Schließlich ist er Göttlich!"


    Da muss ich Dir nun widersprechen. Der Kaiser ist nicht göttlich, jedenfalls nicht göttlicher, als Du oder ich. Er ist ein sehr mächtiger Mensch und von Gott begnadet, aber nicht mehr. Nur von einem Menschen kann man sagen, dass ER wirklich göttlich ist, Jesus. Er ist Gott, hielt aber nicht daran fest, sondern wurde Mensch, damit wir Menschen göttlich werden, jeder und nicht nur der Kaiser.


    Zitat


    Aber wieder neugierig geworden schweift sein Blick umher. "Was macht ihr denn so in eurem Versammlungsraum? Opfert ihr dort? Was ist das Abendmahl?"


    Wir opfern nicht, Gott braucht keine Opfer. Im Gegenteil wir glauben, dass Gott sich - in Jesus - für uns geopfert hat. Er ist nämlich gekreuzigt worden wegen unserer Schuld und auferstanden für unsere Erlösung. Und das feiern wir, wenn wir sein Wort hören, ihm Danken und das Brot brechen und den Wein teilen, und miteinander essen. Das ist das Abendmahl.

    Zitat

    Original von Ganymed
    "Kein Sklave? Aber wie kann das sein? Ich meine..." Er verstummt und folgt Iustinus schweigend.


    Nimm es einfach hin. Du bist in diesem Haus nicht weniger wert als sagen wir mal: der Kaiser!


    Zitat


    "Noch was wünschen? Nein, das ist wirklich sehr lecker alles...Danke!" Sein Blick schweift im Haus umher.


    Schau Dich ruhig um. Wenn Du willst, kann ich Dir auch unseren Versammlungsraum zeigen, in dem wir Gott loben und das Abendmahl feiern.


    Zitat


    "Warum muss das Haus gewöhnlich sein? Hab ihr Christen Angst vor dem Kaiser?"


    Vor diesem Kaiser nicht, doch seine Vorgänger haben uns immer wieder verfolgt, den Tieren zum Fraß vorgeworfen und gekreuzigt. Unser jetziger Kaiser toleriert uns, aber wir dürfen nur in gewöhnlichen Häusern wohnen, wir dürfen also keine extra Häuser für unsere Gottesdienste haben - aber das brauchen wir auch eigentlich gar nicht. Denn Gott wohnt nicht in Tempeln, sondern Du und ich wir sind lebendige Tempel

    Ich führte den jungen Sklaven in unser gemeinsames Haus hinein. Es war - wie von uns gefordert war - ein ganz normales unscheinbares römisches Haus in Rom.


    Unser Haus ist ein ganz gewöhnliches Haus. Wie wir auch fast ganz gewöhnliche Menschen sind. Nur eines sollst Du wissen, hier in diesem Haus bist Du kein Sklave und ich kein Freier, sondern wir sind beide Menschen, Kinder Gottes.


    Während ich so redete kamen wir in die Culina, wo ich einige Brot, Käse, Wein und Obst zusammensuchte und dann die Speisen und unsern Gast in ein Triclinium mitnahm.


    So, setz Dich doch einfach.


    Dann bediente ich Ganymed.


    Wünscht Du sonst noch etwas?

    Er schaute irgendwie ängstlich aus. Also verkniff ich mir alle Witze, die mir durch den Kopf gingen und sagte, während ich ihn freundlich anlächelte:


    Nein, nein. Keine Falle. Wir trinken auch kein Blut! Komm ruhig herein! Hast Du schon etwas gegessen? Ich hätte ein paar einfache Dinge im Haus, wenn Du möchtest?


    Dann machte ich eine einladende Geste und winkte ihn ins Haus.

    Ich hatte gerade mit einem Bruder gesprochen, der in Rom zu Besuch war und der bei jemandem aus der Gemeinde untergekommen war und begleitete ihn zur Tür. Wir verabschiedeten uns sehr froh und bestärkten uns noch einmal, ich sagte zu ihm:


    "Machs gut, Bruder! Du weißt ja: Am Tag des Herrn feiern wir hier das Herrenmahl miteinander, Du bist natürlich eingeladen mit uns zu feiern!"


    Dann ging er seines Weges. Ich wollte schon wieder ins Haus gehen, da fiel mir der Sklave auf, mit dem ich nun schon zweimal gesprochen hatte. Er stand an der Mauer gegenüber. Ich ging auf ihn zu und sprach ihn an:


    "Der Friede sei mit Dir! Kommst Du zufällig vorbei, oder möchtest Du etwas von mir?"



    \edit: orthographische kleinigkeiten.

    "Wir stiften keine Brände und Trinken kein Blut von Kindern! Das sind Gerüchte von Menschen, die ... es nicht haben können, dass wir die Liebe Gottes zu allen Menschen verkünden.


    Ich sollte ihn vielleicht nicht zuviel vollquatschen, vielleicht bekommt er dann tatsächlich Ärger, dachte ich bei mir, daher sagte ich:


    Ich möchte nicht, dass es Dir schlecht ergeht. Vielleicht können wir uns ein anderes Mal weiter unterhalten, ich würde Dir gerne alle Fragen beantworten, auch wenn ich Dir nicht versprechen kann, dass nicht immer wieder neue Fragen aufkommen. Du kannst mich..


    Meine Stimme war nun so leise, dass nur er es verstehen konnte:


    [SIZE=7]in diesem anderen unscheinbaren Haus finden.[/SIZE],
    zu dem ich ihm den Weg beschrieb.


    /edit: link eingefügt.

    Ich schaute ihn an und sah, dass er nach unten schaute.


    Ich glaube nicht, dass das Schicksal eines Sklaven besser ist, als das eines armen. Sicherlich nicht. Ich glaube nur, dass Gott Dich liebt, dass ER bei Dir ist, dass ER für Dich gekreuzigt wurde. ER hat sich zerbrechen lassen, damit wir nicht zerbrechen müssen. ER kennt unsere Not, wir können alle unsere Sorgen auf IHN werfen. Nicht, dass ER unsere Not beseitigt, nein, aber ER hilft uns die Not zu tragen, wie ER das Kreuz getragen hat.


    Dann sprach ich weiter und versuchte dabei nicht zu vertraulich zu wirken:


    Ich habe wirklich leicht reden. Ich bin ja frei, aber viele meiner Brüder sind Sklaven und können seitdem sie wissen, dass vor Gott nicht zählt wer man ist, viel glücklicher leben. Und um auf Deine Frage zu antworten: Nein ich war nicht immer Christ. Ich habe zuerst Euren Göttern gedient und dann die Philosophie studiert, das brachte mich dazu zu zweifeln und dann habe ich die Christen getroffen und mich taufen lassen.

    Nein, ich war niemals Sklave. Und ich wünsche es niemandem. Denn ich glaube, das Gott uns alle mit gleicher Würde geschaffen hat. Deswegen ist Jesus auch Mensch geworden, um uns zu zeigen, wie sehr Gott uns alle liebt. Und er liebt die am meisten, die unterdrückt und ausgebeutet sind. Deswegen ist er auch im Volk der Juden Mensch geworden, weil die Römer es sehr unterdrückt haben.

    Jesus war zwar ein freier Mensch. Aber Du weisst ja, dass viele freie, aber arme Menschen ein schwereres Leben haben als die Sklaven der Reichen. Seine Mutter und sein Ziehvater waren sehr arm. Jesus hat einige Jahre als Zimmermann gelebt, bis seine Stunde gekommen war und dann ist ER herum gezogen hat die Liebe Gottes, des Ewigen, verkündet und die Menschen geheilt und ihnen zu essen gegeben. Dann haben die Mächtigen ihn verurteilt und gekreuzigt. Er war also wirklich kein Heros. Und wenn ich ihm folge, muss auch ich damit rechnen, dass ich verfolgt werde, aber wenn ich mit ihm sterbe, werde ich auch mit ihm auferstehn.,


    sagte ich und kraulte sinnierend meinen Bart, dabei fuhr ich fort


    "Ich glaube, dass Gaia etc. mythische Wesen sind. Schon Aristoteles geht ja davon aus, dass es einen unbewegten Beweger gibt, der die Bewegung, ich sage, erschaffen hat, und dieser unbewegte Beweger ist der, den alle Gott nennen. Dieser aber ist in Jesus Mensch geworden."

    Weisst Du das ist gar nicht so einfach. Und auch ich glaube nicht es zur Gänze verstanden zu haben. Die Vergleiche sind schon gar nicht schlecht. Nur Jesus ist nicht so wie Herkules. Herkules, war der Sohn von Zeus und damit sowas wie ein Halbgott - wenn wir den Mythen glauben würden. Aber die Mythen sind in grauer Vorzeit. In Jesus ist Gott, der Ewige er sei gepriesen, selbst Mensch geworden. ER wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Herkules wird uns als Übermensch geschildert, Jesus wird uns in allem gleich außer der Sünde. Herkules in grauer Vorzeit im Mythos, Jesus vor 70 Jahren in der wirklichen Geschichte. Herkules ist ein Held, Jesus der Gekreuzigte.,


    dann machte ich wieder meine typische Pause, die einen kleinen Themawechsel andeuten würde und in denen ich mein Gegenüber anschaute, mit leuchtenden Augen und sprach dann weiter:


    Gott ist allmächtig und allgut, weil er eben Gott ist. ER hat die Welt geschaffen und ER wird sie zu ihrem Ende führen. Nach der Schöpfung sagte ER: Siehe es ist alles sehr gut. Wir Menschen sind es, die sich gegen seine heiligen Willen auflehnen und dem Widersacher folgen anstatt IHM. Aber ER wird die Welt zu einem guten Ende führen. Und das dauert nicht mehr lang. Jesus hat es uns angekündigt und den Samen seines Reiches ausgestreut.

    Oh. Entschuldige, wenn ich Dir zu vertraulich war. Tut mir leid.,


    beeilte ich mich zu sagen, da es mir immer wieder passierte, dass ich zu schnell dabei war mich anderen Menschen so gegenüber zu verhalten, wie wir Brüder es untereinander zu tun pflegen.


    Dann antwortete ich ruhig auf seine Fragen, indem ich sagte:


    Ja ich bin ein Christ. Wir Christen verehren den einen Gott, der die Welt geschaffen, erlöst und geheiligt hat. Er ist allmächtig und allgut., ich machte eine kleine Pause und fuhr fort, Wenn Du mich fragst wie er heißt gibt es verschiedene Antworten. Wir nennen ihn Vater, weil er unser Vater ist. Wir nennen ihn Jesus Christus, weil er für uns mensch geworden ist. Wir nennen ihn Heiliger Geist, weil er mit uns auf dem Weg ist und uns heiligt. Verstehst Du das?

    ...ich heftig angerempelt wurde. Das passierte in Rom nicht gerade selten, so dass ich mir schon nichts daraus machen wollte, als ich sah, dass es der junge Sklave dieser freundlichen "Priesterin" war. Wir schauten uns an. Er schien ziemlich verdattert zu sein, aber ich konnte seinen Blick nicht ganz deuten, so sagte ich ihn freundlich anschauend:
    "Mein junger Freund! Ich freue mich Dich wiederzusehen :]