Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Als Menecrates heute von seinem Officium aus ins Vorzimmer trat, wirkte er keineswegs geschäftig wie sonst, sondern nachdenklich. Er bewegte sich nirgends zielgerichtet hin, erteilte keine Anweisung und wirkte stattdessen wie jemand auf verlorenem Posten. Seit Tagen schob er etwas vor sich her, von dem er wusste, er brauchte es. Zu gerne hätte er es delegiert, aber das wiederum könnte ein falsches Signal sein.

    Schließlich rückte er mit der Sprache raus, obwohl er nicht konkret wurde. "Octavius, wie motivierst du dich zu etwas, was dir widerstrebt, von dem du jedoch weißt, du musst es unbedingt erledigen. Etwas selbst Auferlegtes, kein Befehl, oder doch nicht ganz freiwillig auferlegt, sondern mehr gezwungenermaßen. Verstehst du mich?"

    Ein anderer Tag


    Da Menecrates einen öffentlichen Aushang für unpassend hielt, bestellte er Tribun Petronius in das Besprechungszimmer. Zur üblichen Stunde für Dienstbesprechungen traf er ein und hing in der Wartezeit den Gedanken nach. Vieles musste zeitgleich ablaufen, was ihn nicht überraschte, aber zuweilen viel abverlangte. Er hielt sich selbst für einen Pedanten, aber nur allerbeste Freunde durften das zu ihm sagen. Immerhin half ihm diese Eigenschaft, dass nahezu nichts durchrutschte, liegen blieb oder gar in Vergessenheit geriet.

    Die Auskunft beruhigte ihn, denn er hätte seine eigene Tätigkeit in Rom hinterfragen müssen, wenn Magistrate gute Arbeit verrichteten, ohne dass er es bemerkte. Er bedankte sich mit einem Nicken bei den Consuln und wandte sich an die Senatoren im Rund.


    "Für mich sieht es danach aus, als wäre dem Jungmagistraten Fabius im Moment der Eidesableistung erst bewusst geworden, welche Verantwortung er auf sich geladen und auf was er sich eingelassen hatte. Vielleicht liegen auch andere Gründe für seine Untätigkeit vor", er hob in Unkenntnis die Hände und ließ sie wieder sinken, "aber nach meiner Ansicht kann kein Grund zu dem Ergebnis führen, dass bei vollständiger Abwesenheit das übernommene Amt als absolviert gilt." Wie immer kam er schnell auf den Punkt, weil er annahm, die Plausibilität lag auf der Hand.


    "Ich möchte daher vorschlagen, dem jungen Mann bei erneuter Kandidatur eine zweite Chance für ein Vigintivirat einzuräumen, das jetzige jedoch - trotz erfolgreicher Wahl - wegen Nicht-Auskleidung des Amtes nicht anzuerkennen."

    Er setzte sich, um andere Redner zu Wort kommen zu lassen. Begründungen für seinen Vorschlag hatte er einige in petto.

    Geraume Zeit blieb es still im Senat, als aber niemand nach vorn trat, wandte sich der eine oder andere Patres um und suchte die Reihen ab, ob sich nicht doch noch der scheidende Amtsinhaber erheben würde. Murmeln wurde laut und veranlasste Menecrates zu einer Wortmeldung.

    Als dem stattgegeben wurde, erhob er sich.


    "Mein Amt bedingt und erfordert es, dass ich umfänglich über die Vorgänge in Rom Bescheid weiß. Seltsamerweise liegt mir nicht in Erinnerung, den Tresvir Capitalis Fabius Torquatus nach seiner Vereidigung einmal in Aktion gesehen zu haben. Ich kann mich auch nicht erinnern, ihn jemals während seiner Amtszeit getroffen zu haben. Hat jemand gegensätzliche Hinweise, oder Kenntnis von Amtshandlungen?"

    Er blickte in die Runde, bevor er sich an die Consuln wandte. "Wurden denn Unterlagen eingereicht, um die Amtszeit bewerten zu können?"

    Menecrates richtete es so ein, dass er sich in den bereits in Bewegung befindlichen Zug einreihte. Sein Gefolge suchte sich hinter ihm den für den jeweiligen Stand vorgesehen Platz und die Soldaten säumten rechts und links den Weg.

    Er nahm aus verschiedenen Beweggründen teil. Sein Amt verpflichtete ihn, als Senator fühlte er sich berufen und als Privatmann angezogen. Wahrscheinlich würde er nach dem offiziellen Teil den Weg zum Tempel der Claudii suchen, denn auch dort hatten Christen vor Jahren Spuren hinterlassen. Zum Glück wurde nichts beschädigt und es reichten damals Opfergaben, um den Tempel zu reinigen. Seither pflegte der Claudier eine besondere Abneigung gegenüber Christen. Gnade kannte er bereits im Zuge der Hinrichtungen nach dem Sklavenaufstand nicht. Selbst das Dulden dieser Subjekte fiel ihm schwer. Zugeständnisse würde er ihnen gegenüber nicht machen. Er hoffte, sie würden dem Zug fern bleiben, aber falls nicht, dann wusste sich der Praefectus Urbi auf seine Männer zu verlassen. Er blickte sich nach ihnen um, während sich der Zug im angepassten Tempo vom Forum Romanum entfernte.

    Die Frage stellte Menecrates vor ein Problem. Sowohl die gerade empfundene Dankbarkeit über die Begleitung und grundsätzliche Ermöglichung der Götterbefragung als auch seine Sympathie für den jungen Flavier wogen schwer. Auf der anderen Seite stand die nötige Geheimhaltung, solange die Planungsphase zum Bau von Stationes sowie Castella andauerte und der Kaiser weder informiert noch seine Zustimmung gegeben hatte. Der Claudier schmunzelte, während er nach Worten suchte.

    "Alles dreht sich um das Vorhaben, eine Wiederholung von Aufständen in Rom zu verhindern, oder- sofern das nicht gelingt - im Ansatz zu ersticken. Das Militär spielt dabei natürlich eine Schlüsselrolle." Er legte eine Pause ein und dachte darüber nach, wie er fortfahren sollte. Nachdem er zwei Tiro Fori Vertrauen geschenkt, sie eingeweiht und mittels Eid zum Stillschweigen verpflichtet hatte, wollte er militärische Themen nicht weiter verbreiten, zumal beide Männer das Lehrjahr nicht verlässlich absolvierten. Am Ende kursierten doch Gerüchten, er trug Schuld daran und konnte die undichte Stelle kaum mehr eingrenzen.


    "Niemand schenkt Wein aus, der nicht ausgegoren ist." Er hob bedauernd die Hände. "Aber ich habe einen Vorschlag: Sobald die Pläne dem Kaiser vorgestellt und genehmigt sind, bist du der erste, der von ihnen erfährt. Dann haben wir sogar einen guten Grund für eine Cena im kleinen Rahmen." Er blickte zu Gracchus, um sich von der Wirkung seiner Worte zu überzeugen. Alleine das Versprechen zur definitiven Teilnahme an einer Cena, kostete ihn viel. Er hoffte, es würde ein wenig Wirkung zeigen.

    Menecrates betrachtete seinen Tribun und Klienten Petronius schweigend, dann lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Stühle fand er für längeres Sitzen nicht geeignet, aber diese geplant knappe Unterredung nahm kein Ende und zwang ihn zum Ausharren. Ursprünglich wollte er nur die Vorgehensweise in Bezug auf den verdächtigen Optio Furius besprechen, aber es begann mit einer Debatte über Auszeichnungen und wechselte nach dem Fall Furius zu den Ermittlungen in weiteren Mordfällen, um schließlich bei der Versetzung des Optio Purgitius zu landen. Das kostete claudisches Sitzfleisch.


    "Mein lieber Petronius", begann er daher in väterlicher Manier, da sie bereits mit Beginn der Angelegenheit 'Furius' zu einer privaten Atmosphäre gewechselt hatten. "Meine Zeit reicht nicht, um dich über die Ergebnisse unserer Ermittlungsarbeit zu informieren." Ganz abgesehen davon war er nicht bereit, verkehrte Welt zu spielen, denn normalerweise arbeiteten Untergebene den Vorgesetzten zu und nicht umgedreht. "Es steht dir frei bzw. erwarte ich das sogar, dich - so wie ich es auch getan habe - beim ermittelnden Offizier Auskunft und Einsicht zu holen. Natürlich müssen wir uns für die Befragung des Optio Furius Cerretanus im Vorfeld mit der Beweislage vertraut machen und sie besprechen, aber ich erwarte da von dir Eigeninitiative und keinen Servicegedanken. Nach Aktenstudium können wir uns sicherlich auch effektiver über Motive uns ähnliches unterhalten. Heute", er betonte das Wort, "ging es ausschließlich um die weitere Vorgehensweise im Verdachtsfall Furius." Menecrates hatte bisher mit viel Geduld Fragen beantwortet, die gar nicht hätten gestellt werden müssen, wenn Petronius im Vorfeld Akteneinsicht genommen hätte. Verlangt war diese Akteneinsicht zu dieser Sitzung allerdings nicht, aber sie wäre nützlich gewesen, denn sie kamen hier unbeabsichtigt vom Hundertsten ins Tausendste.

    "Ein Hinweis noch: Du fragst nach dem Tatmotiv von Iulius Caesoninus. Er hat keins, denn er ist kein Täter. Als Tatmotiv seines Mörders gilt die rechtzeitige Entsorgung eines zu nah an die Quelle des Bösen Gewagten - unmittelbar bevor der das Ergebnis seiner Nachforschungen weitergeben konnte. Ich sagte dies vorhin bereits."


    Er löste die Verschränkung seiner Arme und erhob sich zum Zeichen, dass er beabsichtigte, das Gespräch zu beenden.

    "Die Versetzung von Cornicularius Purgitius, der im übrigen Hauptermittler und Ansprechpartner für dich wäre, hängt mit einem Dienstvergehen zusammen." Menecrates war nicht gewillt, dieses zu erläutern. Purgitius selbst wurde auch Stillschweigen befohlen. Menecrates wollte die Männer in seiner Einheit schützen, aber gleichzeitig zu Disziplin erziehen. Er konnte Petronius' Unverständnis nachvollziehen, aber Rechenschaft war er ihm nicht schuldig. Er würde nicht einmal dem Kaiser die Hintergründe seiner Entscheidung in dieser Sache darlegen.

    "Ah, ja, darauf warte ich", entgegnete Menecrates, folgte ohne Verzögerung seinem Cornicularius ins Vorzimmer und nahm das Schreiben entgegen. In seinem Hinterkopf saß immer noch das Wörtchen 'dezent', obwohl Tribun Petronius das Missverständnis längst aufgeklärt hatte. Sein Blick wanderte von Zeile zu Zeile und am Ende nickte er, während der Arm mit dem Schreiben herabsank.

    "Absolut korrekt geschrieben. Da gibt es nichts zu verbessern." Es erleichterte seinen Dienstalltag ungemein, wenn die entscheidenden Dinge ohne Holpern vonstatten gingen.

    "Das kann, so wie es ist, raus. Mögen die Götter für eine bestmögliche Übermittlung des Schreibens und anschließend des Optio sorgen." Um eine bestmögliche Umsetzung des Ansuchens musste er die Götter nicht bitten. Dafür würde der Empfänger des Schreibens sorgen, der nicht nur Praefectus Castrorum, sondern gleichzeitig Menecrates' Klient war.

    Der Claudier reichte das Pergament Octavius. "Das geht vor und muss sofort zu Tribunus Petronius zur Absendung zurück."

    Menecrates zeigte sich zufrieden mit dem heutigen Tag, dem Ausgang der Auspizien, sowie der Unterredung und nickte.

    "Danke für die Ausrichtung und die Begleitung. Ich wünsche noch einen guten Verlauf der restlichen Amtszeit." Ein kleines Lächeln lag auf seinen Zügen. Es hob die Mundwinkel und verstärkte die Fältchen um die Augen.

    "Ich weiß nicht, welchen Weg du einschlägst. Ich für meinen Teil wollte die Gelegenheit nutzen, das Gelände außerhalb der Stadtmauern zu inspizieren." Da sie den Bereich der Augurenhütte zunächst auf selbem Weg verlassen würden, teilten sie zumindest einige Schritte, bevor der Tross um den Praefectus Urbi abbog, um der Stadt den Rücken zu kehren und den Hügel des Capitolium auf seiner Nordseite hinabzuschreiten. Sie suchten nach der perfekten Lage für die nördlich Roms geplante Castra, das zusätzliche kleine Kastell für jene Soldaten, die aus der Castra Praetoria abgezogen werden sollten, um an anderer Stelle stationiert zu werden.

    "Es geht mir um den anvisierten Feinschliff der Einheit", begann Menecrates. Er trat hinter seinem Schreibtisch hervor, lehnte sich an die Tischkante und verschränkte die Arme. "Ich bemerke positive Veränderungen, was ich gern zur Kenntnis nehme. Nun ist es aber so, dass sich der einfache Miles am Vorgesetzten orientiert und da sehe ich noch Verbesserungsbedarf." Sein Blick glitt zur geschlossenen Tür, aus der vor Augenblicken Lurco verschwunden war.

    "Nehmen wir als Beispiel Optio Purgitius - ein eifriger Offizier, ein sympathischer Mann. Ich könnte mit ihm privat befreundet sein und da dürfte er mich gern bei meinem Cognomen nennen, aber im Dienst und vor allem bei Anwesenheit Dritter möchte ich das nicht." Er dachte an die Unterredung mit Lurco, Frugi und seinem Tiro Fori Iulius, wo jene Anrede mit Rang und 'Vor'-name auch schon zur Anwendung kam.

    "Weise ihn und andere noch einmal darauf hin." Da Menecrates von seinem Cornicularius stets korrekt angesprochen wurde, sparte er sich die Erläuterung der korrekten Variante. Der Octavier wusste, was der Präfekt meinte.

    Der Claudier stieß sich von der Tischkante ab. "Ansonsten viel Erfolg beim Sondereinsatz. Im Anschluss erwarte ich einen Bericht."

    Er wollte bereits gehen, da verhielt er den Schritt und drehte sich noch einmal um. "Hast du dich gut eingearbeitet und kannst behaupten, dass dir der Posten Freude macht?"

    Für die Beantwortung der letzten Frage braucht Frugi aber einen Augenblick der Besinnung. „Nachdem ich mich so einigermaßen eingearbeitet habe und und mehr Einblick in die Materie bekommen habe, ist mein Interesse geweckt worden und es kommt langsam Freude auf“. Die Antwort kam verhalten, aber er war niemand der den

    Tag vor dem Abend lobte.

    … was ohne Worte die Information weitergab, dass der Posten anfangs keine Freude machte. Der Praefectus Urbi runzelte die Stirn und betrachtete seinen Cornicularius. Da Octavius das Desinteresse offen einräumte, ging Menecrates davon aus, dass die Aussage zur aktuellen Befindlichkeit in gleichem Maße den Punkt traf.

    "Beanstandungen sind möglichst tagesaktuell an mich zu richten." Eine Überflutung an Kritikpunkten fürchtete er nicht. Er traute Octavius eher zu, stillschweigend zu schlucken.

    Er wartete noch einige Augenblicke für den Fall, dass wider Erwarten die erste Klage kam, dann wandte er sich zum Gehen.

    "Also keine Fragen?" In seinen Worten lag keinerlei Verwunderung, er wollte sich nur vergewissern. "Dann war es das bereits. Ich sagte ja schon eingangs, dass es sich nicht lohnt, Platz zu nehmen. Optio Lurco, du kannst dann wegtreten." Die Aufforderung beinhaltete gleichzeitig, dass Frugi im Raum verbleiben sollte.

    Ein wenig haderte Menecrates mit der Tatsache, dass niemand im Senat auf seinen Einwand reagiert hatte, denn auch der Tempel der Claudii wurde geschändet, wenn auch nicht derart stark. Er tröstete sich mit der Tatsache, dass er die Götter und Geister bereits aus eigenen Mitteln besänftigt hatte und sie die Opfer offensichtlich auch angenommen hatten.

    Sein Blick folgte Lurco, bis der die Tür hinter sich schloss. Anschließend richtete Menecrates den Blick auf Octavius.

    Aus dem Status Desideratus können wir deine IDs nicht holen. Der Status Desideratus ist abhängig von deiner letzten Login-Zeit, darauf haben wir keinen Einfluss. Das kannst nur du ändern, in dem du dich mit den IDs einloggst.

    Früher reichte das Einloggen nicht, um aus dem Status rauszukommen. Wie viel Zeit bleibt jedem, um seine IDs aus diesem Status zu holen, bevor sie wegsterben?

    Menecrates hob die Arme und zeigte die leeren Handflächen zum Zeichen, dass er keine Antwort wusste. Er ermittelte nicht selbst, konnte sich an keine Erwähnung von Sklaven in den Berichten erinnern und persönlich interessierten ihn kaum die eigenen Sklaven, geschweige denn die von anderen.

    "Du meinst private Sklaven." Er überlegte kurz. Bisher lag ihr Augenmerk ausschließlich auf dem Wirkungskreis der Bande, deren Treffpunkt die Taberna darstellte. "Wenn es die Kapazitäten erlauben, wären Befragungen im privaten Umfeld sicherlich aufschlussreich." Gedanklich weilte er nur oberflächlich beim Thema, denn irgendetwas stimmte nicht mit dem Namen, den Petronius nannte. Da Menecrates Aelius Archias kannte - mehr als ihm lieb war - fiel ihm der Versprecher nicht auf, aber sein Instinkt ließ die Gedanken kreisten. Endlich fiel ihm der Fehler auf und er schlug sich vor die Stirn, weil er so viel Anlauf für die Klärung gebraucht hatte.

    "Helvetius Archias! Der Mann hieß Helvetius Archias, nicht Aelius!"

    Eine größere Rolle spielte diese Verwechslung nicht, da sie rechtzeitig aufgeklärt wurde.

    "Auf der Prioritätenliste stehen ohnehin zunächst Befragungen von Familienmitgliedern der Opfer. Bei Iulius Caesoninus kennen wir das Tatmotiv - zumindest nach heutigem Wissensstand - aber bei Iulia Phoebe spekulieren wir. Vielleicht ist sie nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, aber noch wissen wir das nicht. Außerdem ermitteln wir parallel in der Sache Furius." Erneut hob er in einer ratlosen Geste eine Hand. "Die vom Kaiser geplante Aufstockung der Einheiten kommt uns sehr gelegen. Unsere Kräfte reichen momentan nicht aus. Die tagesaktuellen Anforderungen wollen gleichzeitig bewältigt sein."

    Damit erzählte er Petronius nichts Neues, wollte es seinerseits nur loswerden. "Jeden begründeten Durchsuchungsbeschluss zeichne ich selbstverständlich ab. Andernorts lässt die Umsetzung nach einer solchen Anordnung zumeist auf sich warten." Manch einer wollte nicht auf die scheinbar behäbige Arbeitsweise der Staatsorgane warten und verübte Selbstjustiz, dabei lag die Misere oft im Personalmangel statt der Bürokratie begründet.


    Auf die letzte Frage hin schüttelte Menecrates den Kopf. "Alles Sachdienliche liegt bereits im Topf unserer Informationen.

    Vielleicht gelangen wir in den nächsten Tagen und Wochen zu weiteren Erkenntnissen, denn bis Optio Furius Cerretanus hier eintrifft, wird einiges Wasser den Tiber hinabfließen. Aus diesem Grund sehe ich dessen Anforderung als vorrangig an. Ein Schreiben, Petronius, und diese Angelegenheit wäre erledigt. Mach das möglichst zeitnah."


    Mit dem Eintreffen des Furiers würde Mehrarbeit auf sie alle zukommen. Mögen die Götter dafür Sorge tragen, dass sich der Schaden für die Einheit in Grenzen hielt. "Wir haben alles, oder?"

    Besprechung zur Sicherung der Lustratio


    Als Optio Purgitius eintraf, steuerte Menecrates ohne weiteren Aufenthalt vom Vorzimmer aus auf sein Officium zu. Er hörte in seinem Rücken die Einweisung durch Cornicularius Octavius und konnte sicher sein, dass beide ihm folgten.

    "Meine Herren", begann er, als sie im Officium standen. "Das Hinsetzen lohnt des Aufwandes nicht, wir besprechen die Einzelheiten des Sondereinsatzes im Stehen. Das ist ohnehin für den Rücken gesünder." Während Lurco sicherlich keine Rückenprobleme ausbrütete, merkte Menecrates durchaus die Folgen der fortwährenden Sitztätigkeit.

    Er schritt um seinen Arbeitstisch herum und griff nach einer Papyrusrolle.

    "Wir sind angefordert worden, um einen Opfermarsch abzusichern.

    Optio Purgitius, Teil deiner Disziplinarmaßnahme war die Befehlsausführung, insbesondere von Seiten Cornicularius Octavius. Soweit mir bekannt ist, gab es keine Beanstandungen und somit wird dieser Einsatz der erste Schritt zurück in die Rolle der Kommandoführung für dich sein." Er betrachtete das Papier in seiner Hand, weswegen er den Kopf leicht gesenkt hielt. Als er Lurco anblickte, hob er nur den Blick, was ihm einen fragenden Ausdruck verlieh. Er hoffte, der Optio würde nicht über die Stränge schlagen.


    "Ich stelle dir Cornicularius Octavius an die Seite, der dir - ungeachtet seines Dienstgrades - auf dem Einsatz untergeordnet sein wird, wobei ich erwarte, dass du diese Konstellation nicht ausnutzt." Er sah es als Test, was er nicht aussprach. Stattdessen reichte er das Papier Lurco. "Setzt euch ins Bild und stellt Fragen, sofern sich welche stellen."

    Anderer Tag


    Die tägliche Post landete stets auf seinem Schreibtisch und zog oft genug Folgeaufträge nach sich. So auch heute. Menecrates fand, dass sein Cornicularius auch einmal wieder Straßenluft schnuppern sollte, um den Bezug zum Pflaster nicht zu verlieren. Nichts brachte größere und buntere Blumen hervor als reine Schreibtischtäter.

    Er trat aus seinem Officium und sprach Frugi an. Sie waren unter sich, also vereinfachte Menecrates die Anrede. Sie kannten sich lange genug. "Octavius, ich teile dich ANTE DIEM VI ID AUG DCCCLXXI A.U.C. (8.8.2021/118 n.Chr.) zum Außendienst ein. Du unterstehst dort - trotz höherem Dienstgrad - Optio Purgitius. Ich möchte, dass du in Zukunft regelmäßig, wenn auch in moderaten Abständen, Außendienst verrichtest. Zukünftig auch einmal selbst kommandoführend. An der Besprechung mit Optio Purgitius nimmst du daher teil. Sobald er eintrifft, meldest du es mir."

    Er wartete einen Moment, falls unerwartet Fragen auftauchten.