Beiträge von Medicus Germanicus Avarus

    Es nervte Avarus langsam wie viele Römer ihn zum [SIZE=7]Onkel Dagobert[/SIZE] machten. Das diese Art der Fixierung nun auch in der Familie zur Sprache kam, war mehr als ein Warnsignal. Dabei war er nichtmal so reich, wie die Meisten ihm nachsagten. Wahrscheinlich waren sie in ihrer Beobachtung nur auf seine Ländereien bedacht. Wenn er alles mit einem Mal verkaufen würde, dann wäre er reich. So aber lebte er über den Monat von einigen bescheidenen Einkünften. Doch er ging auf die Klugscheißerei seines Neffen nicht ein. :P


    "Öhm, Macer war da, also nicht Macer, sondern Macer, na der Duumvir aus Ostia..."


    Der Andere hatte es wohl auch nicht so nötig die Türklinken zu putzen.


    "Tja und sonst Umbonius Victor, Silicius Repentinus und Ludius Fullo... ach ja und der Sohn des Fuficius Gutta."


    Den Namen hatte er verlegt, was wohl auch nicht wichtig war. Tja sonst fiel Avarus kein weiteres Gespräch ein. Konnte aber auch gut sein, das er einfach nur langsam vergesslich wurde. :D


    Nebenbei hörte er den Worten des Damengesprächs weiter zu. Es entfleuchte ihm ein Glucksen, als die Worte Laevina's ihm durch den Kopf schallten:'Über die Gens Octavia habe ich noch nicht allzuviel gehört, aber ich bin mir sicher, dass diese Familie frei von Skandalen ist, sonst hätte ich zweifellos etwas davon gehört.'


    "Ohja völlig Skandalfrei diese Octavier. Aber seit der alte Anton einen Badeunfall hatte und dessen Sohn den Vater gefolgt ist, sind sie auch völlig in der Unbedeutsamkeit verschwunden."


    Hier und da ein kurzes Aufflammen, aber ansich hatten die Octavier die besten Jahre hinter sich. Waren ganz unten angekommen. Vielleicht konnte dieser Octavius Macer daran etwas ändern. Auf jeden Fall sah Avarus die Sache kaum machbar an, fand der junge Mann nicht weiteren Rückhalt, weitere Verbündete bei diesem Vorhaben aus der eigenen Gens.


    Avarus ging die Geschichte des Rosenzüchters Anton gerade wieder durch den Kopf. Er mußte unweigerlich in sich hinein grinsen.

    Es sprach nicht für die beste Vorbereitung, sah sich ein Avocadus -durch seinen Mandanten derart bloß gestellt- im Prozess konfrontiert. Die Anwesendheit des Flavius war natürlich immer besser als eine vorgeschobene Krankheit, ob sie unter dem plebejischen Gericht jedoch eine Art Leidensbonus hervorrief, war schwer auszumachen, wenn nicht abwägig.


    Für den Moment stockte Germanicus Avarus der Atem, hörte er mit welcher Boshaftigkeit die Verteidigung ihr Wort führte und mit welch Überzeugung sie ihn, einen langjahrigen Senator, zum Hort des Bösen manifestierten. Schon diese stupide Fixierung auf seine Person als Quell allen Übels ließ ihn das Zwergfell ballen, aber er blieb so ruhig und reglos da sitzen wo er saß, hörte dem Beisitzer Aelius Quarto zu und lauschte den Antworten des Verteidigers. Es folgten weitere Ergründungsfragen des Senator Macer, der ebenso die Worte an den Tiberius richtete.

    Pff jetzt sollte es wohl nochmal richtig politisch werden und das um diese Zeit mit diesem leichten Schleier, der sich bei manchen Abendessen durch überdurchschnittliche Trinkgeschwindigkeit bildete. Avarus überlegte einen Moment was wohl auch daran lag, das er die weiteren Worte im 'Frauengespräch' mitlauschte, dann wandte er sich seinem Neffen zu.


    "Soweit ich mitbekommen habe, stehen diesmal wieder paar mehr bekannte Namen auf der Liste. Einige Senatoren haben wohl endlich die nötigen Münzen zusammengekratzt, um im Cursus Honorum weiterzukommen. Neben jenen soll wohl auch Senator Purgitius Macer antreten."


    Noch etwas lag ihm auf der Zunge, Avarus entschied die Frage doch zu stellen:


    "Hm bei mir haben sich nicht so viele Kandidaten vorgestellt. Wer tritt denn an, von dem ich nichts weiß?"

    Eine Casa in Rom machte sie trotzdem noch nicht zu guten Kandidaten, um eine Germanica zu heiraten. Überhaupt war Calvena diesbezüglich sehr maulfaul und Avarus bekam das mulmige Gefühl er müßte jede Information anpacken, um sie aus ihrer Nase zu ziehen.


    "Soso eine Casa also und wie bist du auf diesen Valerian gestoßen und was macht der nun bei den Praetorianern überhaupt?"


    Tja mindestens Tribun, drunter ging ja garnicht... :D

    Bei so einem Essen war es bestens über diese Dinge zu reden, denn im richtigen Augenblick stopfte sich Germanicus Avarus eine dicke Portion zwischen die Wangen und kaute gemächlich auf dieser Nahrung herum. Aus Anstand war es ihm damit vergönnt zu der Eingabe Laevina einen Kommentar abzugeben. Immerhin wußte er welche Rekordsummen manch römische Frau an einem Bummeltag auf den Märkten Roms, den edlen Geschäften am Mercatus Trajanus und den Boutiquen jenseits der Handwerkerviertel verjubeln konnte. Ihm fröstelte dabei. Immerhin war es recht schnell möglich über seine Verhältnisse zu leben, egal wie dick die Einkünfte sich gestalteten. Roms Vips brachten jede Ersparnisse unter den Hammer. Auch die Seinen, wenn Avarus nicht das tat, was ihm sowieso jeder vorwarf.


    Ansonsten drosselte er seine Intensität beim Zuhören. Dieser Frauenkram war auch zu nervig, um von gestressten Senatoren am Abend noch verdaut werden zu können. Stattdessen widmete Avarus sich dem zügellosen Schlemmen. :]

    "Ja geh du nur. Ich wünsche dir viel Glück."


    Avarus erhob sich, um den Gast zu verabschieden. So war es ihm allemal rechter, als wenn manche Besucher sich regelrecht auf seinen Sesseln festfraßen. Immerhin hatte er noch einiges zu tun. Das heißt man wurde ja nie fertig, aber wenigstens blieb so das Gefühl erhalten im Versuch gescheitert zu sein fertig zu werden, anstatt im Müßiggang.


    "Vale Octavius Macer"


    Ein Wink folgte und ein Sklave trat aus dem Schatten ins Licht, um den Gast hinaus zu geleiten.

    Gut das das Mischverhältnis stimmte, denn Avarus hatte bereits bei einem Senatskollegen einige Becher verdünnten Wein aus Höflichkeit trinken müssen. Und dies konnte man wörtlich nehmen, denn das Zeug schmeckte fürchterlich. Irgend so ein billiger Verschnitt aus Sizilien war das gewesen auf dessen Mundigkeit der Kollege auch noch stolz gewesen war. Wäre er nun hier auf ein härteres Gemisch getroffen, dann wäre es Calvena sichtlich leicht gefallen den Großonkel rasch abzufüllen. :D


    "Soso Gerüchte, na da wollen wir uns mal lieber nicht drauf versteifen."


    Die weiteren Worte ließen ihn aufhorchen. Immerhin mußte es einen Grund haben, warum sie das Thema von diesem Quintilius wegzuführen versuchte.


    "Viele Senatoren können es sich aber leisten ihren Keller so zu nutzen, denn sie haben wenigstens einen Keller. Dieser Quintilius wo haust der? In einer Mietskaserne vielleicht?"


    Trotz seines kleinen Kesseldrucks von vielleicht schon vier fünf Bechern verdünnten Weines, nippte auch Avarus nun am Becher. Doch eher, um den vorher eingesogenen Geschmack wegzuspühlen und mit dem deutlich besseren Wein aus seinem Keller auszutauschen.


    Sim-Off:

    Es war so nicht meine Absicht, aber das liegt eher daran, das ich euer Schreiben nicht verfolgt habe und die Briefabgabe als einzigste Chance sah... 8)

    Er schaute sich nach einer Sitzgelegenheit um. In seinem Alter stand man selten zu lang spürte schnell das Wasser in den Beinen nach oben kriechen.


    Avarus nahm auf einem eher schlichten Stuhl Platz. Er lud nicht zum lange verweilen ein.


    "Praetorianer, ....Praetorianer..." wiederholte er sich und schien nachzudenken. "Der Posten des Praefectus Praetorio ist doch vakant zur Zeit." Etwas drunter schien ihm nicht in den Sinn zu kommen. Dann der Einwand, der Avarus aus diesen Gedanken holte. "Tja allein kommen die Austern nicht auf den gedeckten Tisch. Harte Arbeit ist nunmal unser Tagwerk, liebe Calvena." Dann schoss ihm das Blatt: "Du hast dich doch nicht etwa einem Gigolo an den Hals geworfen?" Echtes Entsetzen war auf dem Gesicht des Hausherren erschienen.

    Die umfangreiche Prozessur, die Rom in den vergangen Jahren erarbeitet hatte, um Recht zu halten, hatte durchaus seine Beführwörter. Das jetzt ein unbedeutender Patrizier daraus sein Ansehen ziehen wollte jene Rechtsprechung zurück in die Steinzeit zu katapultieren, schockte den Senator Germanicus Avarus derart, das ihm kein stategisches Antwortspielchen dazu einfiel. Auf jeden Fall konnte Durus dabei auf viel Widerstand hoffen, denn die alten Normen zur 'Rechtssprechung' hatten nicht ohne Grund ausgedient und waren fortan zu mehr Recht für Alle gewachsen. Vorallem Dinge wie Willkür, Bestechung und Vetternwirtschaft waren durch die neuzeitliche Ordnung geradezu ausgeschlossen. Ganz sicher, wer diese Rechtsprechung abschaffen wollte, der sehnte sich nach den alten 'Freiheiten' zurück.


    Dieser Vordrang würde auf alle Fälle unter besonderer Beobachtung stehen. Sei es drum, das der Tiberius genügend Wahlstimmen vereinen konnte.

    "Ist für dich Politik in erster Linie ein Schlachtfeld oder ziehst du die wohlüberlegte Argumentation der Polemik vor, um im Disput mit stichhaltigen Vorschlägen eine hitzige Debatte zu vermeiden und damit das von dir erwogene Schlachtfeld zu verhindern?"


    Querulanten brauchte der Senat nicht, ebensowenig wie Hitzköpfe denen es nur daran lag sich selbst reden zu hören oder Bluthunde die den moralischen Frieden in der Curia Iulia gefährdeten.

    Zitat

    Original von Germanica Calvena


    "Bitte?" Avarus realisierte überhaupt nicht, was Calvena ihm hier vorwerfen wollte, denn für ihn stellte sich die Situation ganz anders dar. So begriff er auch nicht gleich, was sie mit dem Rumschnüffeln meinte, als der Sesterz fiel, machte er ein verdutztes Gesicht. "Ich mache keine fremden Briefe auf. Kein Siegel schloss das Pergament und Philomelus hat ihn mir gebracht..." Wozu rechtfertigte er sich hier eigentlich? Dieses Anwesen war sein Haus und sie steckte ihre Füße unter seinen Tisch. Aber irgendwie war da doch ein komisches Bauchgefühl vorhanden. Avarus seufzte und erinnerte sich an den Zweck seines Kommens "Wer ist dieser Valerian, ich kenne keinen Senator mit diesem Namen." Ja etwas schwer von Begriff durfte das schon rüber kommen. Doch Avarus wußte ja nicht, das sein Neffe derart tollerant durchs Leben zog und selbst Mündeln alle Freiheiten dieser Welt zugestand. 8)

    Natürlich eine Krankheit. Wie lächerlich war das denn. Aber durchaus ein bekannter Schachzug des Flavius. Wurde es irgendwie brenzlig schob man einfach einen Avocadus vors Loch -ein Wunder, das Durus sich derart benutzen ließ- und saß wimmernd daheim vor dem Kamin. Eh eine recht kränkliche Familie diese Flavier. Doch Avarus ließ sich diese Gedanken -soweit es ging- nicht anmerken und hielt den Namen des Subjekts neutral. Ebenso soweit das ging, denn irgendwie stieg in ihm immer etwas Abstoßendes auf, wurde er auch nur gezwungen an diesen Furianus zu denken. Den Göttern sei dank, war dieser genauso krankheitsanfällig wie viele Flavier. Das ersparte einem Avarus eine Menge Überdruck.


    Um Zeit einzusparen könnte man nun auf die Vorverhandlung verweisen. Immerhin wurden dort schon alle Worte zusammengefasst und durch einen Gerichtsschreiber auf Pergament verewigt, doch wie es schien war von der Zeit doch mehr übrig, als wie die Beisitzer vorher zu verstehen gegeben hatten. 8)


    Der Senator Germanicus Senior hatte trotzdem ein Einsehen mit den Beisitzern.


    "Wie in der Vorverhandlung bereits ergründet, obliegt die Aussage des Beschuldigten Senator Flavius Furianus diesem Verfahren. Ich zitiere erneut: ...Nein, dein Benehmen, jedes Wort aus meinem Munde umzudrehen, wie es dir beliebt, ist reine Unverschämtheit und entehrt ebenso diese Hallen, wie deine Anwesenheit..."


    Avarus strich sich übers Kinn.


    "Meines Erachtens ist der Tatbestand des Codex Iuridicialis § 84, Absatz 2:


    Wird gegen eine im politischen Leben des Volkes stehende Person öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften eine üble Nachrede aus Beweggründen begangen, die mit der Stellung des Beleidigten im öffentlichen Leben zusammenhängen, und ist die Tat geeignet, sein öffentliches Wirken erheblich zu erschweren, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von 3 bis 5 Monaten oder Geldstrafe von 400 bis 1.600 Sesterzen.


    damit erfüllt mir als langjähriges Mitglied vorhalten lassen zu müssen -und dies von einem (relativ ausgedrückt) Jungsenator- ich würde die Hallen des Senats mit meiner Anwesendheit entehren.


    Wie schon in der Vorverhandlung ausführlich diskutiert, waren auch andere Ausdrücke nicht gerade zimperlich, aber bei weiten nicht so Ehrverletzend wie diese Posse des Flavius. Daher verzichte ich auf deren Nennung oder Nutzung für dieses Verfahren."


    Er ward aufgestanden, hatte gesprochen und setzte sich danach wieder auf seine vier Buchstaben.

    Germanicus Avarus grüßte auch Quarto und Decimus Livianus, den Praetoren. Letzterer schien auf Nummer Sicher gehen zu wollen, um am Urteil keine Revision zuzulassen. Doch mit Macer hatte Avarus begonnen und so war es nur höflich ihn zuerst zu kommentieren.


    "Oh, dann sollte ich mich mit der Belagerung wohl etwas zurückhalten, aber vielleicht hast du später noch einen Augenblick Zeit für mich in deiner Funktion als Curator Aquarum." ;)


    Mit den Begrüßungsfloskeln folgte auch gleich eine unterschwellige Rüge des Senator Aelius, das es überhaupt zu dieser Verhandlung gekommen war. Zumindest erkannte Avarus dies aus dessen Worten heraus. Natürlich konnten sich Senatoren auch ohne Praetor einigen. In diesem speziellen Fall jedoch war Hopfen und Malz verloren und Avarus auch nicht bereit auf eine Rüge des Beklagten zu verzichten.


    "Es soll nicht an mir liegen, die Gegenseite hat allerdings bereits in der Vorverhandlung alle Brückenschläge ausgeschlossen."


    Daher würde es auch heute in eine weitere, schwierige Runde gehen und Zeit war dabei immer schon ein seltenes Maß gewesen, das dahin rann ohne das man es wirklich merkte. 8)


    Es war jedoch völlig egal an wen der Brief adressiert war, wenn er nicht persönlich an jene Person abgegeben wurde. So geschah es, das die Zeilen im Officium des Senator Senior landeten und ein geschockter Großonkel Avarus wenig später durch die Casa eilte. Sein Ziel war dabei klar.

    Eilend erreichte Avarus das Gemach von Calvena. Es war ähnlich großzügig in mehrere Räume unterteilt, wie alle anderen Germanicas untergebracht waren. Nach der Eingangstür folgte ein winziger Flur, der sofort in ein Schlafgemach führte. Nebenan gab es noch Platz für ein Schreibzimmer, Avarus nutzte in seinem Reich jenen Raum zum Entspannen. Aber dazu kam er heute nicht. An der Tür hatte ein Sklave gepennt und ihm einen Brief zukommen lassen, der ganz sicher und durchaus mit Absicht nicht für seine Augen bestimmt gewesen war. Es erhöhte seinen Blutdruck, er kochte förmlich, trotzdem hielt er sich an die Norm und klopfte vorher an. Energisch war es das Klopfen, genauso wie der wenig später gewagte Schritt in ihr Reich.


    "Ah da bist du ja." Seine Augen waren strenger als sonst und doch konnte ihn ihr Anblick erweichen. "Die Wege der Götter sind unergründlich und heute hat Fortuna mir einen Wink gegeben." Avarus ließ den Brief aus seiner Togafalte gleiten und reichte ihn Calvena. "Wie um Himmelswillen konntest du dich in so eine Sache verrennen?"

    Ein braunes Fohlen würde die Sache deutlich einfacher machen, als ein graues oder gar weißes Tier auszusuchen, denn die in Germanicus Avarus Ställen gezüchteten Pferde waren üblicherweise braun. Das trotzdem nicht alle Pferde gleich waren, dafür sorgten schon die unterschiedlichen Scheckungen zum Beispiel am caput und den pedes.


    Mit dem zweiten Ohr lauschte Avarus dem weiblichen Kernthema 'Vermögen zu Schulden machen' und hoffte das sie ihn nicht hineinziehen würden. Er wußte am Ende überhaupt nicht wie gut oder schlecht ausgestattet Germanica Laevina nach Rom gekommen war und hatte auch nicht den Ergeiz eine weitere Matrone in Almosen zu betten. 8)