Beiträge von Ioshua ben David

    Ioshua hörte die Worte des jungen Mannes, der sich als sein Sohn vorstellte. Er vermochte es sich nicht vorzustellen, daß er einen solchen hatte. Warum hatte er dann all die Jahre nichts von ihm gehört ?


    Zitat

    Original von Anaxis Micythus
    ..., der ebenfalls in allen Gewerben, auch im horizontalen, bekannt ist.


    Kurz zieht es den Ioshua die Augenbrauen hoch, teils aus Verwunderung, teils aus Verärgerung, ob dieser Aussage. Wer erzählte denn sowas ?


    Seine Aufregung hatte sich etwas gelegt. Die Geschichte klang in der Tat glaubwürdig und wahrheitsgetreu. Auch kannte er einst eine Lysandra, mit der er eine tiefgehende Liebesbeziehung inne hatte, aber das würde jetzt zu weit gehen, in allen Einzelheiten zu schildern. 8) Er konnte sich zwar nicht mehr explizit an deren Name erinnern, aber er erinnerte die Frau mit ihrem langen schwarzen, wellenden Haar wie er sie vor vielen Monden kennenlernte in Damaskus, er kam gerade von einer Reise aus Tylus und wollte weiter nach Rom, da begegnete er ihr in einer kleinen Taverne. Sie arbeitete da, war nicht von hohem Stand. Daß er aus dieser Beziehung einen Sohn haben sollte, konnte er nicht glauben. Und nun war sie tot, sagte dieser Jüngling, der sich Anaxis nannnte und sein Sohn sein sollte. Er hatte sich gut informiert. War er gar ein Spion ? Angeheuert durch seine Feinde, um ihn herabzuwürdigen ? Argwöhnisch streifte sich Ioshua durch den Bart, was er immer machte, wenn er angestrengt nachdachte.
    Dann ergriff er das Wort.


    "Eine schöne, kleine Geschichte. Du sagst, ich sei Dein Vater, doch woher weiß ich, daß Du mir die Wahrheit sagst ? Du bist 28 Jahre alt ? Wann bist Du geboren ? Wenn Deine Mutter Lysandra heißt, was weißt Du noch über sie ?"


    'Mal sehen, ob er sich aus dem Takt bringen lässt und was er sonst noch zu sagen hat !' dachte Ioshua.

    Er hatte sich, während er wartete, langsam von seinem Stuhl erhoben, der Bedienstete war schon bereit den Anweisungen des Ioshua Folge zu leisten und den Kerl hinauszuschmeißen, da offenbarte jener Kauz eine völlig neue Wahrheit. Unverständnis machte sich in seinem Gesicht breit. Erstaunen. Hatte er da richtig gehört ? Wie er sich erhoben hatte, so hatte er wieder Platz genommen.


    "Vater ??"


    Dabei versuchte er sich seine Verwunderung nicht zu sehr anmerken zu lassen und möglichst souverain zu wirken.


    "Was fällt Dir ein, mir so eine Lügengeschichte aufzutischen ? Wer bist Du wirklich ? Was willst Du ? Willst Du Geld ?" polterte er aufeinmal los. Er konnte es nicht glauben.

    War das ein Raetsel ? Unverständlich sah er den jungen Mann an. Er mußte keine dreißig sein. Er hatte weit besseres zu tun, als sich von irgendwelchen Spinnern belästigen zu lassen. Solche gab es immer wieder.


    Was hatte er da gefaselt ? Damaskus ? Also stammte er aus Damaskus. Eine Lysandra fiel ihm nicht ein. Es mußte wohl schon zu viele Jahre her sein ? Etwas ungehaltener im Tonfall entgegnete er.


    "Was willst Du ?"


    Dabei ging ein Seitenblick zu dem Bediensteten, der sich an der Tür aufhielt, um ihn zu verstehen zu geben, diesen offenbar geistig verwirrten Mann des Gebäudes zu verweisen, wenn dieser nicht ausspuckte, was sein Anliegen sei.

    "Nein, nicht daß ich wüßte. Und was willst Du, Anaxis Micythus ?"


    Etwas eigenartig war die Sache doch, daß man ihn direkt zu ihm geführt hatte. Er konnte Tylusier sein. Aber normalerweise erledigten die Einreiseformularien die einfachen Schreiber. Vielleicht wollte er auch Balsam. Seltsamerweise war in letzter Zeit ein sprunghafter Anstieg der Nachfrage nach diesem Rohstoff zu bemerken. Erwartungsvoll sah er den ihm Fremden an..

    Ioshua war in einigen Korrespondenzen vertieft. Briefkontakt war fürs Handelsgewerbe essentiell wichtig und die einzige Möglichkeit regelmäßig auf dem Laufenden zu bleiben. Androhende Stürme, Arbeiterstreiks, Vernichtung von Lagerbeständen, alles wichtige trug sich einem so zusammen und ein überspannendes Informationsnetz war eine wahre Goldgrube.


    Als der Palastdiener mit dem fremden Mann, offenbar jemand aus dem östlichen Kulturkreis, was hier im praetorium ja keine Seltenheit war, eintrat, richtete sich Ioshua auf.


    "Ja, was gibts ? ... - ah, soll eintreten. Wie ist sein Name ?"


    Ioshua legte die Briefe beiseite und widmete sich dem Gast.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    Ich will ja nur ungern kleinlich sein, aber nachträglich sowas einzufügen wäre unfair denjenigen gegenüber, die vor ihrem Tod an ein Testament gedacht haben. ;)


    Wieso soll das unfair sein ? Was für einen Nachteil haben die denn ? Populismus ist hier sicher fehl am Platz.

    "Oh, Du willst mir drohen, Elender !! Und Dir gab ich meine Stimme. Du bist kein Händler, Du bist ein Dieb ! Du erdreistet Dich Forderungen zu stellen ! Du vergisst Dich ! Denn Du bist hier auf tylusischen Boden und nur ein Gast !"


    Der Römer hatte es geschafft tatsächlich Ioshuas cholerische Ader loszutreten. :D


    "Du meinst mich hintergehen zu können ? Glaubst Du der König gibt auch nur ein Wort auf Dich ! Ich bin ein angesehenes Mitglied der tylusischen Regierung, des Königs engster Berater, Mitglied seiner Regierung, Und wer bist Du ? Ein verurteilter Soldat, der sich gegen das Wort seines obersten Befehlshabers stellte !"

    "Oh, dann dürfen wir also nur auf Roms Gnade und den Willen des Imperators angewiesen, weiteratmen - im Dienste des Imperiums. Ich danke Dir für Deine Belehrungen. Einst gab es einen Volkstribun, dessen Worten glichen sich in den deinen. Und ich sagte zu ihm, was ich Dir nun sage. Wenn je ein römischer Soldat, die Spitze eines römischen gladius, der Abdruck römischer Caligae tylusischen Boden betreten sollte, so soll mein Name fortan Nemo lauten, denn nur ein Niemand wäre ich, gegen die geballte Macht Roms."


    Köstlich amüsierte sich der Tylusier um die Arroganz, mit der so mancher Römer die Herrlichkeit seines Weltreiches anhimmelte und erinnerte sich dabei an eine Zeitepoche unter Kaiser Augustus, als jene römischen Truppen schon einmal bis tief nach Osten vordrangen und durch den Marsch durch die Wüste so aufgerieben wurde, daß für einen gelungenen Angriff jegliche Reserve fehlte.


    "Du hast recht, vom Handel verstehe ich nichts. Auch mangelt es mir an der Gabe eins und eins zusammenzuzählen." Er war nicht so schwer geworden, weil er derartigen Forderungen nachgegeben hätte.


    "Wenn ich Dir 80 Einheiten zu 7,80 Sz. statt 100 Einheiten zu 7,77 Sz. überlasse, so bedeutet das einen geringeren Profit für mich und ein Entgegenkommen meinerseits um satte 153 Sesterzen. So kann ich mein Angebot auf 7,50 Sz. revidieren, was Dir eine Ersparnis von 40 Sesterzen bringt und mir genug um die Kapitäne, die Seeleute und Hafenarbeiter zu bezahlen."

    "Ich glaube, Du kennst dich in den Gepflogenheiten des Ostens nicht sehr gut aus. Wir beschäftigen keine Sklaven, die wie Tiere aneinander gekettet gedrillt vom ohrenbetäubenden Klang der römischen Galeeren getrieben werden. Wir haben freie Seeleute. Sie sind qualifiziert und absolut loyal. Die Wahrscheinlichkeit eines Sklavenaufstandes unterwegs an Bord wäre viel zu hoch und würde die Preise nur noch weiter in die Höhe treiben.
    Was die Regelungswut römischer Bürokraten angeht, so ist mir diese leidvoll bekannt. Ihr Römer mögt in den "unciviliserten" Völkern des Ostens das reine Chaos sehen, wir sehen darin einen Ausdruck der Freiheit. Lieber das Chaos der Freiheit genießen, als die römische Knechtschaft.


    Ob Du jede Woche 80 Einheiten abnimmst oder alle zwei Wochen 160 ist gehüpft wie gesprungen. Aber dein Angebot entbehrt jeglicher Grundlage. Es ist beleidigend, hatte ich doch angenommen mit einem redlichen Händler und ehrbaren Mitglied der Socii Mercatorum Aureii zu handeln.


    7,80 Sz. für 80 Einheiten die Woche, weiter kann ich nicht gehen."

    Die Worte des Agrippa verblüfften Ioshua immer wieder. Er, der passionierte Weintrinker, trank weniger. Andererseits war mit den Räten der Ärzte nicht zu spaßen. So erhob sich Ioshua aus dem Becken und entstieg daraus, wo er auf Matinius wartete. Gemeinsam verließen sie die Thermen, um in der erstbesten Taverne einen Schluck Wein zu nehmen, dabei philosophierend über das Leben, die Frauen, Spanien und den Handel mit kostbaren Fischsorten....

    Zitat

    Original von Marcus Tiberius Magnus
    Und hier noch eine Frage von einem nicht ganz so informierten Stadtwächter - müsstest du nicht Anaxis ben Ioshua heißen?


    Da helfe ich dem "nicht ganz so informierten Stadtwächter" mal ein wenig auf die Sprünge. :) Da Anaxis kein Jude ist, weil seine Mutter keine Jüdin ist (s. Thread im Historia-Forum), spielt das hier keine Rolle.

    Agrippa schien mit der Zeit senil zu werden :P oder hatte er nicht richtig zugehört ?


    "Oh doch, sicher kenne ich ihn, beiläufig. Ich traf ihn wie gesagt auf einem Empfang zu seiner eigenen Kandidatur für ein politisches Amt.


    Ich vertraue Deinen Worten, Agrippa ! Mit Sicherheit hast du recht. Jetzt sollten wir uns aber aus diesem Moloch dieser Hitze befreien. Ein kühles Glas Wein täte jetzt recht."

    Ok, wenn ich das also richtig verstanden habe, dann bestimmt zwar die Mutter perse den Ausgangsstatus des Kindes, der Vater allerdings - mit Ausnahme beim Judentum - bestätigt dies dann aber und dadurch wird es leibliches Kind und erhält denselben Status wie der Vater.


    Das würde ja auch der Logik der Lex Minicia entsprechen. Ein Kind einer Römerin wäre zwar erstmal römisch, aber wenn der Vater das Kind nicht annimmt, bekräftigt das den Status des Kindes als Römer nicht, wobei ein Peregrinus das von einer Römerin geborene Kind zwar akzeptieren kann, aber dadurch wird das Kind trotzdem nicht römisch, da der Vater ja kein Römer ist.

    "Seine Exzellenz Ioshua ben David, Königliches Regierungsmitglied seiner Majestät Tiberius Annius Otho I von Tylus, wünscht den Senator und Proconsul Flavius Furianus zu sprechen." gab der Leibwächter erneut gänzlich ungerührt von sich.

    Hatte da gestern abend mit Hungaricus eine kurze Diskussion darüber wie das in der Antike bzgl der Bürgerrechte war, also welches Recht das Entscheidende war, das Recht des Bodens (ius loci) oder das Recht der Abstammung (ius sanguis).


    Nun für die Römer hatten wir das recht schnell geklärt, daß das Recht der Abstammung relevant war. Mit Verweis auf die Lex Minicia - die ja auch im IR Geltungskraft besitzt - ist es daher so, daß die Kinder einer Peregrina und eines Römers ebenso Peregrini sind, wobei es umgekehrt genauso ist, also ist ein Elternteil Peregrinus, so sind die Kinder auch Peregrinus.


    Nach Ius Gentium sei es aber nun so gewesen, daß das Kind einer Römerin immer Römer gewesen ist, weswegen man das gerade versucht habe mit entsprechender Lex abzuschaffen. Daraus könnte man nun ableiten, daß es für andere Völker entsprechend immer so sich verhält (Das Kind einer Jüdin, ist ebenso jüdisch). Entscheidend wäre also die Mutter. Diese Verfahrensweise hat natürlich auch einen praktischen Vorzug, denn eine Mutter gibt es immer, den Vater zu ermittelnden könnte hingegen im Zeitalter mangelnder DNA-Tests schwierig werden.


    Andererseits könnte man natürlich überlegen, ob es in so starken patriacharlichen Gegenden gerade im Osten nicht vielleicht einleuchtender wäre, wenn auf den Mann abgestellt würde, nach dessen rechtlichen Status sich der des Kindes bemüht.


    Soweit der Diskussionsstand, Meinungen sind willkommen. :)

    Die Leibwache, die der Tür am nächsten stand, antwortete mit kräftiger Stimme.


    "Seine Exzellenz Ioshua ben David, Königliches Regierungsmitglied seiner Majestät Tiberius Annius Otho I von Tylus !"