„Wir tun das auch, Cornicularius Octavius, ich meine, die Wahrheit sagen.“, sagte Herminia Tarpa schnell:
„Die Tote ist die Sacerdos Maxima: Decima Messalina. Sie war mit Valeria Maximilla, die noch eine Schülerin ist, unterwegs. Du weißt schon, der Dienst für die göttliche Vesta dauert dreißig Jahre: Zehn Jahre Lernen, zehn Jahre Praxis und zehn Jahre Lehren.
Ich habe nach ihr und dem diensthabenden Liktor bereits rufen lassen. Wenn du und deine Begleiter doch Erfrischungen wünschen, bis beide eintreffen….“
Herminia Tarpa wies auf die Sklavinnen mit den Tabletts in ihren Händen.
Dann fuhr sie fort:
„Die andere Tote kenne ich nicht, und sie war auch schon tot, als ich auf dem Marktplatz eintraf - die beiden Schwestern wollten Einkäufe für die kommenden Feste machen, hatte ich das schon erwähnt? Schwester Valeria hat mich dann durch einen Boten rufen lassen.
Ich hatte schon auf dem Weg düstere Vorahnungen, und als ich dort war, spürte ich, dass... dass da noch jemand war. Nicht die göttliche Vesta, die über uns wacht, ... jemand anderes.
Als wir ankamen, lag unsere Obervestalin im Staub, und Liktor Lucceius kniete bei ihr.
Niemand hatte sich ihnen genähert, da Schwester Valerias Gegenwart sie abschirmte. Die Bürger weichen den Vestalinnen ja aus.
Noch glaubte ich, Decima Messalina sei vielleicht nur bewusstlos geworden.
Wir trugen sie in die Sänfte. Dort sah ich, dass ihr Gewand im Rücken blutig war, und als ich ihr die Kleidung lockerte, dass sie in
ihrem Nacken eine Wunde erhalten hatte - und dass sie selbst bereits bei der göttlichen Vesta weilte.
Ich hielt ... es für besser, dass die Sklaven aufräumen und alles sauber hinterlassen sollen."
Herminia Tarpa schaute zu den Unfreien hin. Ein wenig Mitleid stahl sich in ihren Blick, als sie meinte:
"Unsere Sklaven taten, was man ihnen befahl. Wer weiß, was mit ihnen jetzt geschieht."
Nun schluckte die Aeditua, und eine Träne rollte ihr über die Wange:
„Währenddessen trugen wir die Sänfte mit dem Leichnam unserer geliebten Maxima zur Casa Mamilla, die am nächsten lag. Dort lebt die ehrwürdige Matrone Sentia Tigellina, die schon öfters die Pflege von kranken Vestalinnen übernommen hat.
Nichts Unreines darf das Atrium Vestae ja betreten.
Aber was zuvor geschah, dass kann ich nicht genau sagen. Ich habe Schwester Valeria zwar neu eingekleidet, aber gesprochen hat sie mit mir nicht weiter.
- Da kommen sie schon"
Sie wies auf die junge Vestalin und ihren Liktor, die sich nun vom Gebäude her näherten.