Beiträge von Gundalf

    Ich ruhte mich nach der langen Reise erst einmal vollends aus und lies mir auch die Speise und den Trank wohl schmecken, der mir gereicht wurde. Für den Thing fühlte ich mich wohl vorbereitet und die Asen und Götter näher bei mir als sonst.


    Als ich zum Thing schritt war ich zwar nur einer der zwölf Richter, aber zugleich sicherlich der, anhand dem sich einige richten würden. Noch am Morgen hatte ich einige wunderwirksame Knollen gekaut. Nachdem das Thing eröffnet wurde, begann ich in einen rhythmischen Gesang zu verfallen und wurde dabei mit der Stimme immer tiefer, und vom Gesangstext für die mich umgebenden Männer immer weniger verständlich.


    Ich selber spürte wie sehr sich mein Geist erneut von meinem Körper löste. In den locker wolkigen Himmel schaute ich hinauf und sah wie unter dem Einfluss der Götter die Wolken sich formten und ich durch einen kleinen Funken der Gnade Wotans ich vermochte sie zu deuten. Laut begann ich zu reden.


    "Ich sehe wie der Hirsch aus seinem Winterquartier kommt und seine grünen Weiden wieder besetzt. Ich sehe die feige Natter die dort noch war und ihn eins verriet. Ängstlich kreucht sie vor ihm davon.


    Seine Hufe werden sie zermahlen und ihre Brut wird bitter bezahlen."


    Damit schloß ich meine Vision. Mein Urteil stand fest, das der anderen bezweifelte ich nicht einen Moment.

    Ich blickte ihm direkt in die Augen und ich konnte sehen, dass er auch entschlossen war alles auszutilgen, das seine Vergangenheit trübt.


    "Ja, du hast Recht. Auch das konnte ich sehen, doch es war stets nicht deine Schwäche, die zum Schlechten führte.


    Ich schließe mich euch an. So sei es."


    Ich blickte darauf in die Runde, darauf wartend was als Nächstes kommen sollte.

    Ich saß mich neben ihn und nahm das Bier an, der erste Schluck war bitter und fremd für meine Kehle, beinahe hätte ich begonnen es wieder hinaufzuwürgen, doch ich beherschte mich und nahm nach und nach weitere kleine Schlucke. Nicht nur mein Geist, auch mein Körper müssen lange nicht mehr auf dieser Welt gewesen sein, so neu fühlte sich alles an. Ich dachte mir auch den meinigen Teil während ich bei ihnen saß.


    Doch ein Gefühl wurde ich nicht los, dass ich diese beiden Männer, besonders ihn auch in meinen Visionen gesehen habe. War er nicht der Sieger auf den Schlachten, während er von seinem Wipfel schaute? Ritt er nicht den Sturmangriff während er seine Schwingen in gegen den Wind stemmte? Ich blickte ihn direkt an.


    "Ihr ahnt sicher meinen Wunsch... Ich möchte mit euch gehen und streiten. Ich spüre dass von euch Größe ausgeht. Vergangene Größe und kommende Größe!"

    Von den Kriegern wurde ich zu ihrer Gruppe geführt. Dabei waren auch zwei Männer, die offensichtlich die Führung inne hielten. Mir kamen ihre Gesichter bekannt vor, aber mir war als sei ein Schleier zwischen mir und der Zeit aus der ich sie kenne, den ich nicht vermochte zu verteilen...


    Ich blieb vor ihnen stehen.


    "Seid gegrüßt Krieger.
    Ich bin Gundalf, Gode aus Hartiwigi und auf Wanderschaft. Lange war ich in diesem Wald an einem geheiligten Hain. Viel habe ich derweil gesehen und viel erlebt, obschon ich meinen Platz nicht verließ. Doch ich bekam eine Eingebung und brach auf. Viele Tage und Nächte ging ich umher. Bis sich dabei eure wie meine nornischen Fäden kreuzten...


    Nun möchte ich wissen wer ihr seid. Eure Gesichter sind meinen Augen schon begegnet."

    Ich blickte unvermittelt auf etwas das ich nicht erwartet hätte. Gelbe Füße. Als ich meinen Blick nach oben lenkte sah ich direkt in auf ein anscheinend zum selben Körper gehörendes Schwert und eine Hand die sich auf mich gelegt hatte. Noch ehe ich antworten konnte war ein zweiter dazugekommen.


    "Ja, der bin ich. Mein Name ist Gundalf, ich komme aus den Wäldern wie ihr seht. Dort habe ich das Zwiegespräch zu Wodan gesucht. Lange war ich dort, länger als ich die Zeit zu zählen vermag, nun bin ich aufgebrochen zu tun was mir geheißen war.


    Wo ich nun angekommen bin vermag ich nicht zu sagen. Wer seid ihr?"


    Ich blickte dem Manne direkt in die Augen. Es waren Germanen, doch was hatten sie hier draußen verloren, weitab von jedwedem menschlichen Leben, ebenso weit in die Wildnis verstoßen wie ich selber...

    Lange war ich gewandert und langsam begannen schon meine alten Beine vom vielen Gehen zu schmerzen, doch vorne sah ich, dass sich der Wald lichtete. Ich schritt weiter darauf zu, dort auf der Lichtung würde ich eine Rast machen und dort würde ich darüber nachdenken was nun zu tun sei. Doch plötzlich traf mich hinter den letzten Bäumen das grelle Licht des Tages und noch geblendet von der Sonne, die ich schon lange nicht mehr gewohnt war, sah ich weiter vorne viele Mannen, manche anscheinend mit Waffen, stehen oder sitzen. Wo war ich dort hineingeraten?

    Gestärkt und gesättigt konnte ich nun meinen Weg heraus aus den Wald nehmen. Ich war tief hineingewandert, selber vermochte ich nicht zu sagen wo ich mich befand...


    Doch ich spürte dass die Geister mir wohlgesonnen und die Götter mich erhören würden. Auf ging es, ich musste meine Aufgabe wiederfinden.

    Langsam öffnete ich meine Augen. Wie lange ich hier gelegeben habe? Ich würde es nicht beantworten können, doch ich war, obschon gestärkt voller Hunger und Durst. Den Durst, das wusste ich konnte ich am nahen Bach stillen und den Hunger in diesem Wald mit Beeren und anderen Pflanzen. Ich machte mich auf.

    Ich überflog den Himmel, weit bis übers offene Meer und über große Steppen.
    Als Wolf schlich ich durch die Wälder, mein Reich schützend.
    Große Schlachten habe ich gesehen, von meiner Krone aus, meine Wurzeln tief in der Erdes sitzend.
    Viele Winter erlebte ich in meinem dichten Pelz, in meiner Höhle schlafend.
    Viele Sommer schwamm ich durch die Bäche.
    Nun zog ein neuer Frühling auf und ich spürte meinen Körper liegen, hier unter dem Eichenbaum, bald würde ich wieder erwachen.

    Ich zog aus in die Wälder. Den Rat der Götter erfragen und nach ihnen suchend. Viel zu lange hatte ich mich von ihnen entfernen und mit weltlichen Problemen behaften lassen. Doch der Ruf des Waldes hatte mich erreicht und ich konnte ihm nicht länger wiederstehen. Ob die anderen so lange ohne mich auskämen? Sicherlich, ich war nicht so eingebildet zu glauben, dass es nicht auch ohne mich ginge. Auch sie finden dann einen Weg wenn es nichts anderes mehr zu begehen scheint.


    Es würde ein langer Aufenthalt werden. Und auch ich würde von den Früchten des Waldes leben, auf mich selbst gestellt und dem göttlichen so nahe wie selbst ich es selten war. Langsam schritt ich durch den Wald.

    Von einigen Kriegern gerufen und bis zu Modorok begleitet schritt er schnell bis zu ihm. Auch er war von den Ereignissen beunruhigt, auch seine Visionen waren getrübt.


    "Ich glaube wir werden eine Zeit des zähen Ringens erleben, in der weder der Sieg noch die Niederlage sicher erscheinen werden. Wir müssen die Römer auf eine Schlacht führen, keine offene, nein eine in der wir an den Punkten zuschlagen können an denen ihre Verteidigung schwach ist.


    Mein Blick zu den Göttern ist dieser Tage getrübt, die Wolken zu den Asen sind verhangen. Wir müssen ihre Gunst wiedergewinnen, Opfer müssen erbracht und auch die heiligen Rituale gefeiert werden, wir haben uns von diesem Krieg zu sehr davon den Blick verstellen lassen und vergessen was der eigentlich Grund für unsere Erfolge ist."

    Sie rückten weiter darauf zu, es dürstete sie bereits nach einer ähnlichen Schlacht wie sie noch vor wenigen Wochen geschlagen wurde, nach dem Blut der Römer, nach dem Sieg. Während das Heer immer mehr Zuversicht bekam und mit immer mehr entflammendem Kampfesmut auf die Römer zumarschierte, wurden einige germanische Führer verwundert und ritten bis zu Notker, auch Ulfingern war bei ihnen.


    "Dort stimmt etwas nicht, sie scheinen wie blind und taub zugleich Rech, was sollen wir tun?"

    Von Berichten über heranrückende Germanen beunruhigt versammelten sich an mehreren Stellen des Limes größere römische Truppen. Insgesamt wurden die Stellungen an diesem Teil des Limes verstärkt und Kundschafter in Richtung der germanischen Gebiete entsandt.

    Tod, Tod und Verderben würden sie diesen Römern bringen. Ulfingern konnte es kaum noch abwarten bis es zu einer ersten größeren Schlacht kam. Seine Wunden und Prellungen der letzten waren schon zu einem guten Teil verheilt, nur noch Narben zierten Ehrgebietend seinen Körper und sein Gesicht. An seinen Waffen hatte er noch das Blut der Römer kleben. Er würde es erst mit dem Blut neuer abwaschen.

    Es ging für den Geschmack der Goden schon weit zu einfach und zu schnell. Es musste noch etwas auf sie zukommen, er hatte zwar einen Sieg für ihre Sache gesehen, jedoch sah er auch viel Mühen und Not. Diejenigen Römer, die es nicht rechtzeitig fortschafften hatten kein wohles Schicksal unter ihnen, als Sklaven oder Opfer für die Götter. Es gab auch hier noch viele Heiligtümer und Haine, welche die Goden nicht vergessen hatten. Es war an der Zeit sie wieder zu weihen...

    Ulfingern saß bei den Planungen und hörte aufmerksam zu. Nur hin und wieder gab er einen Kommentar dazu ab, gerade dann, wenn einzelne unsicher oder schwankend erschienen. Die Götter waren auf ihrer Seite, die Götter kannten ihr Herz, sie würden ihnen beistehen!


    "Ich werde mit Notker ziehen und ihn begleiten, ich habe auch diese Römer schon gesehen. Sie ahnen nichts, aber sie scheinen noch sehr vorsichtig zu sein, auf jedes Rascheln in den Wäldern reagieren sie panisch und verängstigt, sie sollen bald erfahren warum."

    Ich hörte sehr aufmerksam zu und nickte immer wieder. Auch ein erstauntes Gesicht hätte man mir sicher noch ansehen können. Aber gut, er hatte nun diesen Boten bei sich und er würde ihn führen. Ich werde gehen können, bald...


    "Ich werde dir folgen, morgen wenn die Sonne untergeht. Du bist bis dahin in meiner Hütte wohlgelitten und eingeladen."


    Ich weiste dem Boten den Weg bis zu meiner Hütte.

    Während er zurück in den Wald lief hörte er plötzlich Hufgetrappel immer lauter werden. Gerade noch rechtzeitig warf er sich zu Boden hinter Gestrüp und Ästen. Nach dieser langen Zeit hat er sich in Aussehen und Erscheinung sehr stark dem Walde angepasst und von jemandem der ihn hier nicht erwartete sicher nicht ohne weiteres Ausfindig zu machen. Plötzlich blieb der Blick eines Legionärs auf ihm stehen, er sah es weniger, als dass er es innerlich spürte. Doch dann vernahm er wie sich die Pferde wieder entfernten.


    Gerade noch war er mit heiler Haut davongekommen. Den Waldrand würde er meiden für die Zukunft, doch diese Legion... musste gemeldet werden.

    Schon seit vielen Tagen war Ulfingern unterwegs im Wald, alleine. Gerade war er unterwegs einige Wurzeln und Kräuter zu sammeln, manche weil sie heilten und Wunder wirkten, andere weil sie seinen inzwischen schon gewohnten Hunger stillten. Als er sich immer weiter und gefährlich nahe an den Waldrand begab hörte er vom Fernen lautes Rufen, Pferde und andere Geräusche die er nicht zuordnen konnte. Am Waldrand angelangt versteckte er sich hinter einem Gebüsch. Vor ihm erstreckte sich ein Lager einer römischen Legion, kein Ort für ihn um zu verweilen, doch schaute er interessiert in ihre Richtung, hatte er Römer doch selten nicht kämpfend erlebt...


    Doch von weiter hinten wurden die Pferderufe immer lauter und es schien etwas zu geschehen, so wandte er sich um. Tiefer, sicherer in den Wald, dorthin wo sich die Legionäre aus Angst vor den Geistern und seinen Stammesbrüdern nicht trauen würden.

    Auch Ulfingern hatte von den neuen Befehlen gehört und keinen Moment hat er gezögert als er sie vernahm. Seine Habe lies sich leicht verstauen, er würde in die Wälder gehen und in den Hainen zu Wotan und den anderen Großen beten, beten für den Sieg und dass ihre List gelingen möge. Die anderen verteilten sich in Gruppen und bildeten kleinere Lager in den Wäldern, ledoch immer Kontakt untereinander haltend. Bald würde ihr Augenblick wiederkommen...