Beiträge von Gundalf

    Die Schlachtreihen der Römer waren inzwischen in vollkommener Panik auseinandergebrochen. Wer konnte floh um sein Leben, die Waffen, Schild und alles Schwere abwerfend. Allen römischen Stolz vergessend schaute jeder nur noch nach sich und sein Überleben. Viele Reiter setzten ihnen nach und jagten sie wie Hasen, nur wenige würden dies überleben.

    Der Gode nahm die Hand des Praefecten und presste sie gegen dessen Brust, an die Stelle an der sein Herz schlug. Dabei sprach er eine Passage eines uralten Textes, den vielleicht auch dieser germanische Römer noch kannte...



    "ben zi bena, bluot zi bluoda,
    lid zi geliden, sose gilimida sin!"


    Er lies die Hand des Praefecten dort verharren und wandte sich Modorok zu. Ging ganz nahe an ihn heran und flüsterte in sein Ohr.


    "Die Götter werden dafür sorgen, dass die Loyalität dieses Mannes gesichert ist, nach diesem Feldzug jedoch... solltest du dich seiner entledigen."

    Er musterte ihn sehr genau. Er kannte sehr genau das alte Sprichwort, dass das Volk den Verrat liebt, jedoch nicht den Verräter. Und nun stand solch einer vor ihm. Ob sie ihm vertrauen könnten? Zu guter Letzt schien es immer noch ein Göttergläubiger Mann zu sein...


    Daher trat Ulfingern auf ihn zu und zückte seinen Dolch, der Mann wäre beinahe in Verteidigungsstellung gegangen, als er Ulfingern abwiegelnde linke Hand sah und verharrte.


    "Schwöre einen Eid!"


    Er wendete den Dolch mit dem Griff zu seiner Hand.


    "Mit diesem geweihten Dolch, auf dein Blut und das deiner Ahnen."


    Einen Bluteid würden nur die törrichtesten Gesellen wagen zu brechen. Und ein solcher Narr war dieser Praefect nicht. Eindringlich blickte ihm der Gode in die Augen.

    Von hinten stürmten weitere Massen an Kriegern heran. Heute würde es ihnen nicht an Kriegern mangeln. Voller Kampfesmutt stürmten sie auf den Feind.


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    Der Zauder lies jedoch viele römischen Speere sich zu spät auf den Feind richten, zu viele Gelegenheiten verstreichen sie zu treffen. Man konnte die Angst der Legionäre förmlich riechen, solch einer Situation war noch niemand dieser Legionäre gegenübergestellt mit denen sie sich hier masen. Ulfingern schrie auf und hob seine Waffen gen Himmel, er konnte fühlen dass die Götter mit ihnen waren und seinen Mannen Kraft verliehen.


    Weiter ab trafen die Reitereien aufeinander, es würde trotz allem ein fürchterliches Gemetzel werden, ob nun an den Germanen oder an den Römern, oder, wie es in Kriegen oft zu Geschehen pflegte an beiden.


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    Ich nahm die Welt nur noch am Rande wahr während ich dalag. Dann hörte ich hinter mir ein Schnaufen und aus den Augenwinkeln sah ich wie sie sich bewegte. Sie, nicht der Krieger, der hoffentlich mittlerweile sein Leben ausgehaucht hatte. Ich sammelte wieder meine Kräfte und richtite mich auf. Ich sah ihr ins Gesicht, sie lag am Boden die Hände auf der Erde liegend. Dann fasste sie sich an den Hals.


    "Beinahe hätte er dich erwischt. Und nun wird er ruhe finden weder in Hel noch in Walhalla. Wir müssen ihn noch hier im Moor versenken, dazu brauchen wir etwas Schweres. Kannst du noch, oder soll ich Hilfe aus dem Dorf holen?"

    Mit einem Zipfel bekam ich sie an ihrer Kleidung zu fassen und zog. Sie kam etwas in meine Richtug. Plötzlich rutschte er mir wieder aus der Hand und sie fiel zurück ins Moor und versank tiefer als zuvor... Mir aber nun näherliegend. Ich konnte ihre Schulter mit beiden Händen greifen und zog sie mühsam zurück auf sicheres Land. Danach sank ich erschöpft zu Boden. Dies war zuviel gewesen für meinen alten Körper.


    Doch, ich fühlte in meinem Gürtel noch einige Blüten des Holunderstrauchs... Ich nahm sie hervor und legte sie Alrun auf die Brust, bis knapp vor ihre Nase reichten sie. Dann sank ich ermattet zu Boden.

    Als ich ihn vor mir liegen sah wusste ich, dass ich ihn sterben lassen würde. Auch wenn sein Geist niemals frieden finden würde. Erschrocken blickte ich auf, den Blick suchend umherschweifend nach Alrun gewandt. Dort lag sie. Nicht sehr tief eingesunken, denn ihr Körper lag schlaff und scheinbar leblos wie ein welkes Blatt am Boden. Vorsichtig näherte ich mich ihr, immer darauf achtend nicht mit beiden Beinen auf unsicherem Grund zu landen.

    Immer sicherer wurden meine Schritte und je lauter ich das Schreien hörte, desto schneller beschleunigten mich meine alten Beine. Als ich sie plötzlich beide sah, ihn sie am Halse über dem Sumpf haltend. Sie regungslos dort hängend.


    Noch in vollem Ansturm zog ich meinen Dolch aus Vulkanglas und holte mit meiner Handsichel aus. Dann sah ich wie er sie fallen lies. Anscheinend mitten in ein Sumpfloch hinein. Doch mehr Zeit darauf zu blicken hatte ich nicht. Wütend stach ich ihm erst den Dolch, dann mit der Sichel in den Rücken.

    Plötzlich war es schwarz um mich geworden und ich befand mich im Nichts. Ein Gemisch aus Schreiben, Laubrascheln und den Geräuschen des Waldes umfing mich. Jedoch wurde es schnell wieder leiser, bald waren nur noch die Geräusche des Waldes und nur entfernt, sehr entfernt von mir Rufe, Schreie und das Rascheln Papier das aneinandergerieben wurde. Ruhig schwamm mein Geist im Strom der Gefühle und Geräusche.


    Plötzlich, ein Schrei. Der einer Frau, sehr nah und laut. Dann, wie das Bellen eines alten Hundes die Stimme eines Mannes. Ich kannte diese Stimme...


    Ich sammelte meine Kräfte und spürte meine Glieder, meinen Kopf und meine Augenlieder. Ich schlug sie auf und blickte auf sattes Grün. Doch kaum nahm ich den Kopf etwas hoch wurde ich geblendet. Ich wartete kurz. Im Hintergrund hörte ich nun sehr genau aus welcher Richtung die Geräusche kamen. Es war Alruns Stimme und... und die dieses Kriegers... Verdammt, ich hätte es ahnen müssen. Meine Sinne müssen getrübt gewesen sein. Ich richtete mich auf, nahm meine Sichel und torkelte in die Richtung des Moors.

    Ich näherte mich dem Heiligtum und winkte sie zu mir. Seine Herrlichkeit schien sich auch in ihrem Gesicht gefangen zu haben.


    Ich nahm eine kleine Sichel hervor und ging vorsichtig auf den Strauch zu. Einige wenige Blüten wollte ich davon abtrennen, daraus liese sich ein heilkräftiger Extrakt gewinnen, beinahe so heilkräftig wie die reifen Früchte.


    Plötzlich hörte ich von hinten etwas und wandte mich erschrocken um.

    Die Lichtung verbreitete eine Heilige Stimmung und bevor wir sie betraten verharrten wir beide vor ihr.


    "Wann immer ich sie betrete, meine ich nun meinen letzten Hauch geatmet haben zu müssen."


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    Dort stand er, der Holunderbusch. Ein paar Meter vor ihm sah man noch einige Schälchen mit Opfergaben, welche ich ihm gegeben habe. Wieviele Nächte ich vor diesem Holunder verbracht habe konnte ich nicht zählen.


    "Es ist ein heiiliger Strauch, ein Strauch der Holda. Seine Früchte helfen gegen geistige Nöte und auch gegen Krankheiten. Schon allein eine Nacht vor ihm zu schlafen ist heilsam. Ihm etwas böses zu tun bringt Unglück über den der es getan hat. Nicht nur dieses welche die Götter vermögen, auch ein jeder Germane würde den Schuft jagen und töten. Schau ihn dir ein, ein prächtiger Strauch, nicht wahr?"


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    Rechts neben dem Holunder verlief in einem kleinen Strom die Quelle. In ihr wohnte, wie in jedem fließendem und nicht fließendem Gewässer ein Geist. Hier ein besonders mächtiger und freundlicher.


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    Langsam kämpfte ich mich hindurch. Zum Glück würde bald eine kleine Waldlichtung mit einer heiligen Quelle in Sicht kommen. Dort würden sie sich ein wenig ausruhen.


    "Danke, es geht. Ich muss schon gestehen, dass es mir in jüngeren Jahren deutlich leichter fiel durch den Wald zu streifen.


    Als nächstes werden wir uns einen Holunderstrauch ansehen. Ich komme öfters dorthin und erbringe ihm Opfer, er ist sehr heilsam."


    Weiter gingen wir durch den Wald, nur noch wenig trennte uns von der Lichtung und einer Rast.

    "Das ist ein ganz normales Gefühl das du dabei hast. Du spürst die launischen Geister die in ihnen wohnen. Jederzeit sind sie bereit den unvorsichtigen in die Tiefe zu ziehen. Und nie wieder emporsteigen zu lassen."


    Wir entfernten uns weiter vom Moor. Der Geruch nach Moder und Erde wurde bereits viel schwächer.


    "Aber wir bedienen uns auch des Moores. Ein Toter, welcher dort versenkt wurde wird nur sehr unwahrscheinlich jemals als Wiedergänger die Welt der Lebenden behelligen."


    Gerade kamen wir an eine besonders dicht bewucherte Stelle des Waldes, ich hatte hier sichtlich probleme vorwärts zu gelangen und begann zu schnäufen.


    "Manche Stellen jedoch, sind sogar dem Wotan geweiht. Dort versenkt man ihm Kriegsbeute. Seinen Zehnt."


    Von weiter hinten hörte ich einzelne wilde Tiere im Gebüsch rascheln und noch etwas anderes, das ich nicht richtig einzuordnen vermochte...

    Einigen Römern sah man mittlerweile das Entsetzen an, ihre Lage wurde immer ernster. Von beiden Seiten wurden sie von den germanischen Reitern bedrängt und von der Mitte prallte die gewaltige frenetische Menschenmasse gegen sie und forderte seine Opfer. Einzelne Lücken, die durch das Töten eines Germanen entstanden wurden schnell durch die Nachrückenden geschlossen.


    Ulfingern erwischte konnte gerade noch mit beiden Händen das Pillum fassen, mit welchem ihn ein Römer in die Brust stechen wollte. Ein kräftiger Krieger schlug diesem darauf den Kopf ein. Immer weiter wogte die Schlacht. Die Germanischen Heerscharen waren mittlerweile in einen Blutrausch verfallen.

    "Ohja, dieses Kraut ist der Freya geweiht. Es hilft gegen Schmerzen im Hals, das hast du richtig erkannt."


    Wir näherten uns einem kleinen Moor, das in der Nähe war. Hinein wollte ich nicht, was ich begehrte würde auch in dessen Umkreis gedeihen. Sie folgte mir bis wir dem Moor schon nahe waren. Als ich es sah.


    "Siehst du das? Das ist ein Sumpfkraut. Es ist eine Pflanze Thors. Die Krieger und vor allem wir Goden trinken Tränke aus diesem Kraut. Damit fährt die Wut und auch die Kraft Thors in unseren Leib und ein jeder gläubiger Germane wird zu einem standhaften wahrhaften Krieger. Ich glaube, das bezeichnet man bei den Römlingen 'furor teutonicus'."


    Ich wandte mich wieder vom Moor ab. Wir würden nun wieder zurück in den Wald laufen. Ich kannte noch einige stellen an denen heilsame Kräuter wuchsen.

    Aha, sie begann also neugierig zu werden... Ich war zufrieden und erzählte weiter.


    "Wie gesagt, gibt es solche die uns Menschen wohlgesonnen sind. Ihnen ist es schon eine Genugtuung uns zu helfen.


    Anderen wiederum ist es gleich. Jedoch, sind sie Menschen nicht unähnlich und gegen kleine Gefälligkeiten lassen sie mit sich reden. Man opfert ihnen. Je nach der Schwierigkeit und dem Umfang und auch der Art eines Wunsches kann das ein Kunstwerk, Waffen oder auch ein Blutopfer sein..."


    Ich wusste, dass hier für sie eventuell ein düsteres Kapitell beginnen könnte, als unter Römern aufgwachsene würde sie nicht alles richtig verstehen, darum fuhr ich fort.


    "Aber lass mich dir erst einige heilsame Kräuter zeigen."


    Ich führte sie weiter in den Wald hinein, zu einer Stelle an der viele heilsame Kräuter wuchsen, wie ich wusste.

    Der Gode blickte ihn an. Er wusste sehr genau, dass die Götter mitunter sehr genau hinsahen, gerade Wotan.


    "Sofern sie schon zuvor rein war, dürft ihr daran nichts mehr ändern."


    Rief er aus und ging von dannen.

    Wir liefen weiter auf den Ausgang zu. Ich ahnte, dass sie mir im Wald nicht mehr entlaufen würde. Und wenn sie es täte, so hätte sie kein leichtes Leben zu erwarten, dort alleine ohne genau zu wissen wo sie sich befindet.


    "In uns allen wohnen Kräfte inne, doch nur bei den wenigsten treten sie je zutage. Bei einigen wenigen Auserwählten sind sie so stark, dass sie ausgebildet den Menschen einen großen Dienst erweisen und helfen können.


    Solch eine Person bist du. Es ist deine Nähe zu der Anderswelt die dich dazu beruft. Auch du hast es schon seit jeher gespürt, geahnt vielleicht nur nicht so eingeschätzt."


    Wir liefen an den Wachen vorbei in den Wald, der schon wenige hundert Meter nach den Toren begann.

    In den dunklen, schon verwunschen aussehenden Wald führte ich sie. Während sie mir folgte erzählte ich von den Geistern, die in den Hohlräumen der alten Bäume lebten und von denen die unter der Erde und in den Bergen lebten.


    "Manche von ihnen sind böse, manche gut zu und Menschen und viele musst du erst über ihren eigenen Vorteil überzeugen auf dass sie dir helfen."


    Immer tiefer gingen wir in den Wald...

    Es haben sich zu den Kriegern auch mehrere Goden gestellt. In mehreren Haufen waren sie über die gesamte Schlachtreihe verteilt. Auch Ulfingern war unter ihnen, trotz seines Alters und seiner Gebrechen, entschloßen die Römer bis zum Ende seines Lebens zu bekämpfen.


    Dann kam der Angriff, alle rannten voran in zweiter und dritter Reihe zuerst die Goden und ihren Männern zuversicht in die Unterstützung der Götter gebend. Doch sobald es ernst wurde und die beiden Heere zusammenstießen war ihre Funktion nicht allein die Stärkung der eigenen Moral und das Verängsiten der römischen Legionäre mittels ihres Aussehens, Geschreis. Nein, sie stürmten voran ohne Rücksicht auf sich selbst und brachten Schrecken und Verderben unter jene auf die sie trafen.


    Ulfingern wurde bei den Kämpfen an beiden Seiten leicht verwundet, konnte jedoch einen Römer mittels eines Stichs zwischen seine Rüstung töten und einen weiteren verletzen. Weiter hinten, mehrere hundert meter hinter der Kampflinie hörte man die Weiber der Germanen um den Sieg ihrer Mannen kreischen.