Beiträge von Didia Caesonia


    Ich lachte leise.


    "Wahrscheinlich wissen viele von ihnen zu viel, sodass sie von ihrem Wissen abgeben müssen."


    Dabei war ich immer froh gewesen, dass ich so viel bei ihnen lernen durfte. Was sollte man auch als junger Mensch tun, wenn nicht so viel wie möglich zu lernen?


    Als er zusagte, dass er mich noch begleiten würde, schenkte ich ihm ein dankbares Lächeln. Dass er flüchtig über meine Hand strich, trieb mir fast wieder die Röte auf das Gesicht. Seite an Seite gingen wir wieder und ich fühlte mich sicher und wohl.


    "Meinst du, Obst und Wein würden Fortuna gefallen?"


    Mein Blick fiel auf einen Stand, an dem verschiedene Obstsorten verkauft wurden.


    Ist jemand so lieb und übersetzt mir den Ius Iurandum Cultus Deorum?



    Ego, Didia Caesonia, deos deasque imperatoremque romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecutorum esse iuro.
    Ego, Didia Caesonia religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro.



    Er hatte auch Angst, vor vielen Menschen zu reden? Ich fühlte mich verstanden.


    "So einen Lehrer hatte ich auch. Er konnte schon ganz schön nerven mit seiner ewigen Rhetorik. Er rechtfertigte sich immer, in dem er sagte, dass die Kunst sich auszudrücken unbezahlbar wäre, wenn er wieder eine Lektion verteilte."


    Ich lächelte und wischte mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Es wehte ein leichter Wind, doch die Sonne schien noch recht warm.


    "Ja, das ist eine ausgesprochen gute Idee. Zum Tempel ist es nicht weit. Hast du noch ein wenig Zeit?"


    Ich sah ihn fragend an und vergaß schon wieder ganz, dass ich eigentlich hergekommen war, um über die Mercati Traiani zu bummeln.


    Das war wirklich eine höchst diplomatische Antwort, dachte ich mir. Und nicht viel anders hätte ich auf die Frage hin geantwortet. Wobei meine Familie hier war und es mich deshalb fast schon mehr hier hielt.


    "Hast du denn keine Angst, weil du vor all den Gästen reden wirst? Ich weiß, dass es einfach zu den Aufgaben eines Popa dazugehört, aber wenn es mich vor etwas graut, dann davor. Wahrscheinlich ist es am Ende nur eine Sache der Übung, wie viele Dinge."


    Ich seufzte einmal leise und legte meine zweite Hand auf die, die sich bei Imperiosus eingehakt hatte. War es zu erahnen, dass ich wegen der Prüfung und den neuen Aufgaben schon ziemlich aufgeregt war?


    "Nein, in letzter Zeit war ich zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Als Discipula muss viel lernen."


    Er sah mich direkt an, ich hielt seinem Blick stand und lächelte schließlich. Er lächelte gern und es passte zu ihm. Ja, ich mochte ihn. Nun musste ich meinen Kopf aber doch wieder einmal abwenden.


    "Dieser Meinung war mein Vater auch. Es muss wohl etwas daran sein."


    Vielleicht war es ja wirklich etwas anderes, ob man in Achaia lernte oder einen von dort stammenden Lehrer bekam. Wahrscheinlich gehörte allein schon die Lebensweise der Achaier zu einer guten Bildung dazu. Ich fragte mich, wo das Leben besser war. Hier in Rom oder in Achaia. Mir hatten jedenfalls beide Länder sehr gefallen.


    "Wo gefällt es dir besser? Hier oder in Achaia?"


    Er lud mich ein. Ich schenkte ihm ein goldiges Lächeln und nickte.


    "Nein, das wird es schon nicht. Ich würde der Zeremonie sehr gerne beiwohnen. Schließlich habe ich auch vor bald die Prüfung abzulegen und Popa zu werden. Vielleicht kann ich mir bei dir ja etwas abgucken."


    Ich zwinkerte. Er war ein netter Mensch, dessen Gesellschaft ich genoss.


    Fand ich also doch noch dorthin. Ich hatte wohl nicht so genau zugehört, doch letztendlich stand ich im Tempel der Diana und sah zwei Frauen stehen. Die eine müsste mir eigentlich bekannt vorgekommen sein, weshalb ich zu ihr ging.
    "Aemilia? Störe ich?"


    Athena! Die Stadt, in der ich einige Monate verbracht hatte. Seit Langem dachte ich mal wieder an die lieben Menschen und Freunde dort, vor allem aber in Pella. Seltsam, dass die Erinnerungen mit dem Geruch, den ich in der Nase hatte, so wunderbar überein passte.


    "Dann war deine Mutter Griechin? Warum habt ihr dort gelebt und nicht hier, bei den Iuliern?"


    Ich war neugierig, doch es fiel mir schon längst nicht mehr auf. Ich wollte mehr wissen und fand es höchst interessant, mich mit dem Iulier zu unterhalten.
    Ich lächelte auch und nickte.


    "Ja, es gibt noch viel zu sehen."


    Wir gingen weiter, ich ließ mich bereitwillig von ihm führen. Er sorgte dafür, dass ich nicht ständig ausweichen musste, was sich perfekt mit seiner Beschützeraufgabe arrangierte. Meine Wangen wurden wieder rot und so sah ich mir wieder die Läden an.


    "Wenn du Popa bist, hast du dann schon bei einer der Zeremonien assistiert?"


    Ich schmunzelte und fühlte, wie mir die Röte auf die Wangen schlich. Dann jedoch wurde ich wieder aufmerksam.


    "Du lebtest in Achaia? Wo dort? Ich selber bin erst vor wenigen Wochen nach Rom zurückgekehrt, nachdem ich von einem griechischen Freund meines Vaters, oder besser gesagt dessen gesamter Familie, erzogen worden bin."


    Ich schnupperte gerade an einer Salbe, die mich in ihrem Duft sehr an Sandelholz erinnerte, als Imperiosus mir ein Fläschchen reichte. Ich nahm es und konnte auf wundersame Weise, während er den Duft auf wunderschöne Weise beschrieb, bereits etwas davon wahrnehmen. Dann schloss ich meine Augen und roch an dem Fläschchen. Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht und allmählich öffnete ich meine Augen wieder.


    "Du hast recht. Ich konnte die Landschaft sehen. Es war ... Es ist, als würde ich mittendrin stehen."


    Ich schnupperte noch einmal daran. Dann gab ich es meinem Beschützer zurück und hakte mich diesmal ganz ohne Aufforderung wieder bei ihm ein.


    "Das reicht für eine Weile. Meine Nase ist voll von diesem Duft."


    Mich beschlich das Gefühl, dass ich mich mit diesem Mann über sehr viele Dinge würde unterhalten können. Göttliche Fügung. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und war bereit weiterzugehen.


    "Viele meiner Verwandten dienen in der Legio. Sie sind selten daheim in Roma, dem Stammsitz unserer Gens, doch sie tun ihre Arbeit gerne und mit Stolz. Ich allerings denke, dass wir froh sein können, dass es hierzulande so friedlich ist und den Männern die Wahl bleibt, ob sie sich der Legio verschreiben wollen."


    Ich schwieg einen Moment, lächelte im nächsten Moment aber schon wieder.


    " ... Und die Götterkulte über genügend Mitglieder verfügen, sodass sie ihnen sogar den Schutz des Volkes als neue Aufgabe auferlegen können"


    Ich zwinkerte.
    Wie gebannt lauschte ich Imperiosus Worten über seine Abstammung. Es beeindruckte mich tatsächlich. Egal wessen Kaisers Blut in seinen Adern floss, er hatte Grund genug von Stolz erfüllt zu sein.


    "Mein Beleid wegen deines Vaters. Caesarion ... Er trug einen großen Namen."


    Wir gingen weiter. Imperiosus hielt an einem Stand, den man von weitem schon wegen seiner exotischen Düfte hatte wahrnehmen können. Neugierig zog ich ihn mit mir, als er mich fragte, ob wir uns das näher ansehen wollten.


    "Ja, komm!"


    Angekommen, entzog ich ihm meinen Arm und nahm ein kleines Tongefäß auf, in dem sich gut riechendes Öl befand. Neugierig steckte ich meine Nase fast hinein und sog genießerisch den Duft auf.


    "Oh, das ist ein wundervoller Duft. Was das wohl sein mag? Ein wenig Zimt?"


    Ich roch noch einmal daran und bot das Gefäßchen Imperiosus zur Riechprobe an, während ich mir schon ein nächstes aussuchte.


    Ich grinste während er lachte. Er hatte Humor, was ihn mir gleich sympathischer machte. Hätte er keinen gehabt, gäbe es jetzt bestimmt nichts zu lachen und ich müsste mich schnell von hier entfernen, denn das wäre peinlich geworden. Nein, ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich auf diesen Iulier gestoßen war. Wortwörtlich.


    Er hielt mir wie selbstverständlich seinen Arm hin. Ich ging neben ihn und hakte mich ein, wobei ich lächelte. Meine zierliche Hand kam auf einem starken Unterarm zum Ruhen.


    "Ja, wir können gehen."


    Und sie gingen los.


    "Oberflächliche Wehrlosigkeit? Weißt du, bei all meiner Neugier möchte ich nicht unter Beweis stellen müssen, wie wehrlos ich oder wie sehr ich es nicht bin."


    Ich grinste und sah im Vorbeigehen in einen kleinen Laden, der seltsame Holzfiguren preisbot. Insgeheim pochte mein Herz vor Aufregung, lief ich doch an der Seite eines wildfremden Mannes - eines wildfremden Popas, berichtigte ich mich.
    Mein Blick kehrte zurück zu ihm.


    "Dann bist du ja ... Bist du ein Nachkomme des Iulius Caesar?"


    Dieser Iulier machte Spaß. Ich war während meines kleinen Besuches auf den Märkten zahlreich angerempelt worden und wenn ich jedes kleine Ungeschick davon als Fügung der Götter halten würde, müsste ich mir vor lauter Aufmerksamkeit der Unsterblichen augenblicklich schwören, niemals eine Dummheit zu begehen. Mein Blick richtete sich kurzzeitig in den Himmel. Sie würden es sehen und ich hätte nichts zu lachen.
    Und dennoch mochte er Recht haben. Wer wusste schon, was die Götter bezweckten. Und so freundlich war selten einer gewesen, mit dem ich zusammengestoßen war - war es meine Schuld oder nicht.


    Im nächsten Moment fühlte ich mich ertappt. Vater hätte mich gewiss nicht allein auf die Märkte gelassen, hätte er von meinen Plänen nur gewusst. Fürsorglich, wie er war. Ich sah Imperiosus ein wenig unsicher lächelnd an.


    "Es gibt viele bösartige Menschen, das stimmt. Ist es nicht traurig, dass man sich als Frau besser nicht allein aus dem Haus wagen sollte? Doch den ganzen Tag das Haus hüten ist nicht erfüllend. Es gibt so vieles zu sehen und zu lernen."


    Ich seufzte und sah den kleinen Jungen an, der mit Aldersaugen die Menschenmenge beobachtete und mit einem mal zwischen den vielen Leuten unterging.
    Jetzt grinste ich meinen selbsternannten Aufpasser wieder an.


    "Ein Glück, dass ich wehrlose Frau mich auf Mitmenschen wie dich verlassen kann."


    Ihn beschäftigte also gerade auch keine Aufgabe, weshalb er sich hier die Zeit vertrieb. Dann war es vielleicht doch eine göttliche Fügung gewesen? Ich zögerte einen Moment und sah ihn bei den folgenden Worten zuerst fragend, anschließend nachdenklich und schließlich schicklich grinsend an.


    "Wir könnten die Neuigkeiten gemeinsam bestaunen. Du hättest eine Aufgabe und mir würde nichts geschehen. Das klingt doch toll ... ? Es sei denn natürlich, dass du dich mit bösen Absichten trägst. Dann müsste ich meinen Weg allein fortsetzen."[/I]




    Da war sie: Die erste Gemeinsamkeit. Iulius Imperiosus diente wie ich den Göttern. Das war wahrlich interessant. War es? Ich lächelte.


    "Ja, ist es das?"


    Seine Idee, dass ein jeder einen weltverändernen Gedanken haben könnte, würde mir sicherlich nochmal zusetzen, wenn ich wieder einmal dem Müßiggang erlegen nicht wusste, was ich tun soll, außer mit meinen Gedanken zu spielen. Ich lauschte seinen Worten, bezweifelte zum Ende jedoch, dass ich einen weltverädernden Gedanken haben könnte.


    "Mehr Macht und mehr Vermögen", stimmte ich ihm dennoch zu und nickte. "Und je mehr von beidem, desto wahrscheinlicher ist es, dass es gelingt. Vermutlich."


    Ich zwinkerte lächelnd, senkte jedoch gleich mein Haupt und schenkte dem Boden, der es sicher nicht zu schätzen wusste, ein verlegenes Lächeln, bevor ich wieder aufsah und mir eine Strähne meines Haares aus dem Gesicht fischte.


    "Die pure Neugier. Hier gibt es so viele fremde, wunderschöne Dinge, dass man unmöglich alle kennen oder wissen kann, wofür sie gut sein sollen...."


    Ich hob kurz die Schultern und grinste, damit er die folgenden Worte nicht ernst nahm.


    "Nun musst du mir aber auch verraten, was einen Tollpatsch wie dich an diesen menschenüberfüllten Ort treibt."


    "Das macht doch nichts. Ich bin Didia Caesonia, eine Discipula Iunonis", sagte ich gutmütig lächelnd, nachdem ich die verlegene Röte auf seinen Wangen wahrgenommen hatte.
    "Nun, ein Philosoph oder ein Architekt beispielsweise, sollte zumindest einmal in seinem Leben einen weltverändernden Gedanken haben. Man erkennt diese Erfinder nur nicht. Wenn aber einer hier wäre, Inspiration suchend unter den vielen Fremden Dingen ferner Länder, und gerade seinen weltverändernden Gedanken denkt, dann hättest auch du das sein können, Iulius Imperiosus."
    Auch ich grinste auf eine schickliche Art und Weise und überlegte mir, ob ich ihn fragen sollte, ob er mich ein Stückchen begleiten würde.


    Gerade hatte ich mich losgerissen, da hatte ich das Gefühl gegen eine Wand zu laufen. Ich erschreckte mich ein wenig, registrierte jedoch schnell, dass die Mauer für eine eben solche ziemlich weich geraten war und sah auf. Direkt in das Gesicht eines freundlich lächelnden Mitbürgers, der sich für seine Unachtsamkeit entchuldigte.


    Der Schreck fiel von mir ab und ich lächelte zurück.
    "Nun, man sollte mit dem ein oder anderen Rempler rechnen, wenn man sich hierher wagt. Ich hoffe nur, dass die Gedanken, bei welchen ich dir in den Weg lief, keine weltverändernden waren."


    ... als auf den Mercati Traiani. Das war schon immer so und würde für mich auch immer so bleiben. Es war zwar voll, laut und eng, und manch einer würde zweifellos denken, dass ein Mädchen wie ich nicht recht an solch einen menschenüberfluteten Platz passte, aber ich fühlte mich in dem Gedränge immer ausgesprochen wohl.


    Zumal es hier so viele schöne Dinge gab, die ich mir gerne gekauft hätte. Wunderschöne, ganz fein gearbeitete Tuniken, die sich wahrscheinlich nicht einmal die reichsten der Reichen leisten konnten. Ja, wahrscheinlich waren sie einfach da, weil sie so schön anzusehen waren. Da half es auch nicht, es sich noch so sehr zu wünschen, genug Geld dabei zu haben.


    Ich seufzte, fuhr mit der Flachen Hand noch einmal über den kostbaren Stoff und riss mich nur gaaanz schwer los.

    Eine junge Frau wie mich plagte zuweilen der Müßiggang. Kämmte ich mir nicht gerade das Haar, war ich mit Handarbeiten beschäftigt. War ich nicht gerade mit Handarbeiten beschäftigt, saß ich im Garten und summte leise vor mich hin. War ich nicht im Garten, so schwatzte ich mit einer Sklavin und wenn ich das gerade nicht tat, kämmte ich mir das Haar.


    So beschließ ich, dass ich mit heute ein Bad in den Thermen und einen Spaziergang über die Märkte leisten würde. Ich gab nur schnell noch meinem Pater bescheid und erbettelte mir ein paar Sesterzen bei ihm, dann begab ich mich vor die Casa Didia.

    Nur durch Zufall sah ich das Schreiben und las es durch. Ein Lächeln erwuchs sich auf meinem Gesicht, als ich beschloss, an dem Fest teilzunehmen. Vielleicht würde ja einer der Verwandten mit mir hingehen.


    "Didia Caesonia", sagte ich und lächelte entschuldigend. Hatte ich doch glatt vergessen meinen Namen zu nennen. Ts ts.
    "Meine Ausbilderin war Didia Sinona."

    Sim-Off:

    Aushilfe zählt nicht. Alle müssen arbeiten! ;)



    "Salve, Sacerdos Valerius Victor."
    Ich setzte mich und sah mich in dem Officum flüchtig um, ehe ich mein Anliegen vorbrachte.
    "Ich bin Discipula der Sacerdotes Iunonis, doch seit geraumer Zeit ist die für mich zuständige Ausbilderin verhindert."