Beiträge von Ambrosius

    Sfz. Als ob ich das alles hier zum Spaß machen würde. Dabei weiß sie ja, dass der Tee gut gegen Blähungen ist. Und alles müssen wir ja auch nicht ertragen. Es wundert mich auf keinen Fall, warum der Cheffe nicht hier ist sondern in Rom. Aaah, bella Roma... =) Was würde ich jetzt dafür geben, auch dorthin zu kommen. Aber nein... Ich würds genauso machen. Einfach die schwangere Frau irgendwohin aufs Land schicken und warten, bis sie wieder normal ist. Ist sowieso unverständlich, warum sich die Weiber so aufführen, ok, da wächst ein Kind in ihnen heran, ja und? Ist das gleich ein Grund für Stimmungsschwankungen und wirklich komische Esslust? Weiber...


    Palmwedel... sfz. "Einmal Palmwedel und einmal Nachrichten, bitte sehr." Und das Obst nicht vergessen. Wo haben wir denn den verdammten Palmwedel hingelegt? Der muss doch da irgendwo sein... *such und räum* Sfz, bei Pallas Athene... Ha! Da isser ja. Mistding. Und die Nachrichten noch abchecken, mal sehen was heute gekommen ist. Werbung, Rechnung, Werbung... oh, Dulcis et Gabbanus präsentieren ihre Frühjahrskollektion! Ha, das muss ich ihr gleich sagen! *zurückwusel*


    "Domina, ich habe ausgezeichnete Nachrichten!" Ganz klar, da kippt sie aus ihren Latschen. 8) Hach, ich bin ganz aufgeregt. :D "Dulcis et Gabbanus zeigen ihre neue Kollektion! In drei Wochen! Da müssen wir hin!" =)

    Hier ist es langweilig. Nein, echt jetzt, es ist hier wirklich langweilig. Es ist ruhig, es ist beschaulich, es ist erholsam, es ist entspannend,kurz: es ist langweilig. Vermutlich bin ich hier derjenige, der sich am meisten freut, wenn der kleine Bengel auf der Welt ist. Klar doch warum, weil dann geht es wieder zurück nach bella Roma. =) Statt dessen sind diese zum Teil schon verwelkten Schnepfen die einzige Abwechslung hier. Und isch schwör, eine von denen will mir unter die Wäsche. 8o Da schüttelt es mich schon allein bei der Vorstellung. Also manche Frauen... ab einem gewissen Alter sollte man doch keine Lust mehr dazu verspüren.


    Im Prinzip bin ich die ganze Zeit damit beschäftigt, es meiner Herrin so gut wie möglich recht zu machen. Nicht so einfach, die Sache. Über die lukullischen Anfälle sind wir mehr oder weniger schadlos darübergeholpert, und manche Stimmungsschwankungen haben wir auch gemeistert, aber jetzt ist sie einfach generell ziemlich anstrengend. Als ob das alles für mich leichter wäre. -.^ "So, da kommen die Getränke für die Damen." Mit einem Tablett und mehreren Tassen darauf bewaffnet wage ich mich wieder zurück zu den schnatternden Gänsen. "Zweimal Mulsum normal, einmal Mulsum spezial mit einer Brise Muskat." Und einem Zwinker meinerseits. ;) "Einmal einen leichten jungen Wein, wenig verdünnt, einmal einen letztjährigen Wein, stark verdünnt..." Dass ich mir das alles gemerkt habe grenzt schon an ein kleines Wunder. Immer diese Spezialwünsche... "Und für unsere Schwerleidende einen lauwarmen Fencheltee. Keine Widerrede." Ich ahne schon, dass die Domina bald zu meckern beginnen wird. "Ach, das Obst habe ich vergessen. Brauchen die Damen sonst noch etwas?" Besser jetzt fragen, sonst kann ich noch zehnmal in die Küche hin und wieder zurück laufen. -.^

    Sfz. In diese Einöde. :rolleyes: Wie unendlich langweilig. :fad:
    Aber was soll man schon machen als Sklave? Die Herrin geht ja ein ohne meine Schlammpackungen und Fussmassagen, also muss ich auch ins Exil. -.^

    Zitat

    Original von Decima Lucilla


    Ich bin natürlich in keinem Team. Natürlich nicht, ich bin Ambrosius, der Leibsklave meiner Herrin. :] Sklave kann man eigentlich auch nicht mehr wirklich zu mir sagen, eher Begleiter und Gesellschafter. Vor allem beim Einkaufen.


    "Äh Domina? Wie lang wird dieses Schauspiel da dauern?" Ich habe natürlich keine Ahnung, wohin sie da genau gehen. Es interessiert mich auch nicht wirklich. Ich habe nur gehört, dass die Senatoren Buße tun sollen oder so, weil die Götter enorm verärgert sind. Und da ich sicher nicht daran schuld bin :D bin ich weitaus weniger aufgeregt als meine Herrin da neben mir. Die Römer sind auch komisch, warum opfern sie denn nicht ordentlich, dann sind die Götter auch nicht böse, und alle könnten in schönster Harmonie leben. :rolleyes:


    "Nur damit ich weiß, wie ich mit unserem Weinschlauch da haushalten soll." Mit einem zufriedenen Grinser halte ich besagten Schlauch etwas höher. :D

    Verstehe einer die Frauen. Nein, wirklich, zuerst knallt sie ihm mitten in der Stadt, vor allen Leuten einem Senator und Patrizier eine runter, und kaum kommt ein anderer Senator daher, der für meinen Geschmack viel zu groß und zu dünn ist, kriegt der Junge denn nichts zu essen? Wo war ich? Achja, kommt ein anderer Senator daher, dauert es nicht mehr lange und schon palavern die Leutz so, als ob nichts gewesen wäre. Ich werd die Römer nie verstehen. Die Römerinnen erst recht nicht. :fad:


    "Mir wäre es erst recht eine Freude, wenn wir endlich verschwinden würden." raune ich ganz leise zu meiner Herrin. Ehrlich, ich fühl mich total unwohl in der Gegenwart von diesem... Patrizier. Und ausserdem langweile ich mich so, die Acta ist nur interessant im Acta-Gebäude, aber sonst... Moment mal, hat sie mir nicht versprochen, dass wir nachher einkaufen gehn? Boah, das kann ich mir wohl jetzt abschminken. :beleidigt:

    Schon wieder ein Opfer. Die Römer feiern mehr Opfer als wir Griechen, zumindest kommt es mir so vor. Ne richtige Ahnung hab ich eh nich, aber gut, wenigstens langweile ich mich dann nicht zu Hause in der Casa meiner Herrin und komme unter Leute. :D Und genau diese interessieren mich mehr als das eigentliche Opfer, bei solch einer Veranstaltung gilt ja eher "Sehen und gesehen werden". Dass das Opfer gelingen würde, ist mir ohnehin klar, darauf achte ich nur als Rahmenkulisse.


    "Huch? Was ist denn jetzt los?" Warum zieht sie mich runter? Wo will sie denn hin? 8o Bei allen Mänaden, der Pirat! 8o Und sie gibt ihm eine Ohrfeige! 8o Oh Hades, deine Bekanntschaft wollte ich erst in vielen Jahren machen. Na, aber das lasse ich ihr nicht durchgehen! Ich packe sie also bei der Hand und drehe sie zu mir. "Herrin! Mitten in der Öffentlichkeit! Was würde das für ein Klatschthema geben!" X( "Die Auctrix der Acta sorgt selber für Gesprächsstoff, nicht auszudenken!"

    Endlich? Nana, sie soll jetzt mal nicht so tun, als ob sie mich gar zu sehr vermisst hätte. Oder ist das wegen dem Patrizier? Vielleicht will sie weg, weil er sie zu sehr angemacht hat. -.^ Diesen Patriziern kann man ja nicht über den Weg trauen. Und der Sklave da... der glotzt mich so merkwürdig an. Ich bin mir nicht sicher, will er mich aufreissen? Na Junge, dann musst du dich schon anstrengen, blöd gucken hilft da nix. Hübscher machen wäre auch keine schlechte Idee. Aber der ist sowieso ganz komisch und einen Notstand habe ich auch keinen.


    Nunja, kaum bin ich da, will sie weg. Jetzt, wo es endlich gemütlicher wird. Hui, es kribbelt schon in meinen Beinen und leichter komm ich mir jetzt auch vor. Geiles Gefühl. :D Aber was solls, dann wink ich mal den Rest unserer Truppe her, die haben immerhin die Fackeln. "Jungs, los gehts. Ab nach Hause." murmle ich zu einem, dann auf einmal gibt sie mir ihren Weinbecher. Äääh ja. So, jetzt steh ich da mit zwei Weinbechern, gefüllten natürlich, na wie sieht das denn jetzt aus? Komm ich mir doch voll bescheuert vor bei. Na super. "Da, kannst den haben." geb ich meinen Becher an einen anderen weiter, während wir schon auf dem Weg zurück zur Casa Decima sind.

    Also ehrlich, wenn ich gewusst hätte, dass meine Herrin und der ominöse Neuzugang von Begleiter da über mich geredet haben, dann wäre ich wahrscheinlich schon längst wieder zurück gewesen, ich meine: Hallo, ein stilvoller Auftritt zur rechten Zeit bringt mehr als 1000 Worte. Aber ich wusste es nicht, also bin ich mal herumgegangen und hab mir angesehen, was da für Leute herumwuseln. Naja, also vom nicht vorhandenen Hocker hat es mich nicht gerissen. Gerade ein paar Bekannte habe ich getroffen und das wars auch schon. Absolutes "Hochlicht" war dabei die alte Demnaria, die mir - natürlich mir, wem auch sonst - unbedingt die neuesten Neuigkeiten von ihrer Tochter, ihrer Herrin und ihren kaputten Hüften erzählen musste. Die Tochter ist mir dabei zu jung (und zu keusch, da krieg ich ja Spinnweben da unten, wenn ich nur neben ihr stehe), die Herrin zu alt (das sind keine Falten mehr... echt, wirklich nicht) und die kaputten Hüften... also bitte, wen interessiert das schon? Sfz.


    Auf dieses Gespräch hin brauchte ich wieder einen Wein. Also ich habe mir ja sagen lassen, dass es nichts kultivierteres gibt als einen guten Wein, der im richtigen Verhältnis mit Wasser gemischt wird. Ehrliche Meinung? Stimmt nur teilweise. Also einen guten, fruchtigen, süßen Samos mit Wein zu mischen grenzt für mich schon an einen Frevel, ein Sakrileg, an Barbarei. Den Göttern sei Dank musste ich das noch nicht allzu oft erleben, nur mein voriger Herr, der war schrecklich, was so etwas anging. Und bei anderen Dingen auch, aber daran mag ich gar nicht mehr denken. Wo war ich gerade? Ahja, ich hole mir etwas Wein. Der Preis für den Becher ist natürlich unverschämt, aber das wäre er auch, wenn der Wein umsonst gewesen wäre. Aber was solls, am heutigen Abend bin ich zum Schütten aufgelegt. Es sind zwar keine Saturnalien, aber ich gönns mir. Der erste Becher ist schnell weg, der zweite folgt sogleich und der dritte, der macht mich dann lockerer. Einen tiefen Atemzug später fühle ich mich gleich viel besser. Dieses Gefühl koste ich noch ein paar Momente aus, dann ... oha, hübsches Ding, wie wärs denn ... äh, dann gehe ich wieder zurück. Sfz. Schön wäre es schon, wenn ich frei wäre, so ganz ohne Verpflichtungen.


    Nein, aus, ich gehe wieder zurück. Soll ich Wein mitnehmen für sie? Naja, schaden kann es nicht. Gut, wieder zwei Schritte zurück zum Weinhändler, zwei Becher gekauft, aber jetzt gehts wieder zur Herrin. Moment, da fehlt ja irgend etwas... wo ist denn der Fächer? Ups, ich glaube, der ist weg. Egal, die hat eh genug in ihrer Truhe. "Herrin? Etwas Wein?"

    Na war ja typisch. Da redet man mit seiner Chefin einmal nicht über Schminken und Mode und dann kommt so eine Type daher und mischt sich ein. Was war denn überhaupt das für ein Anmachspruch? Was soll der Sklave getan haben? Den hab ich ja gar nich bemerkt vorher! Gesagt hat er zumindest nix. ?( Was isn das überhaupt für einer? Ah, Halbmond am Schuh, ein Patrizier, alles klar. :rolleyes:


    Und was war das jetzt? Was haben die Stadtstaaten mit globalem Denken und Religion zu tun? Boah, also jetzt werde ich wirklich sauer. Die können mich ja alle gern haben. :evil: So, jetzt brauche ich zur Beruhigung auch einen Wein. Unverdünnten. Egal, ob das diese Römer für barbarisch halten oder nicht. Schon sehr demonstrativ 8) drehe ich mich von den Ankömmlingen da weg und hole mir selber etwas. Vielleicht kenne ich ja ein paar Leute da.

    Also im Grunde genommen könnte ich ja etwas ganz anderes probieren. Damals, als wir da eeelend lange unterwegs waren in Mauretania und Ägypten und wissen die Götter noch wo, da waren wir doch beim Nil und dieser Schlamm, der ist ja sagenhaft gegen unreine Haut. Vielleicht könnte ich auch so etwas hier herstellen... kann doch nicht so schwer sein, einfach etwas gute Erde nehmen, Wasser dazu - wenn möglich nicht diese grauenhafte und ungustiöse Tiber-Brühe - und dann kann es eigentlich schon los gehen. Ob sie mich das probieren lässt? Wenn es funktionieren würde, dann wäre das das Ende aller Pickel und Unreinheiten. DAS wäre doch eine Geschäftsidee, ich könnte sagenhaft reich werden. :] Oh, Moment, nein, doch nicht. Die Leute würden das ja nachmachen und ich würde keinen Sesterz verdienen. :( Aber die Menschen wären endlich mal gepflegt und schön, weil jeder könnte es sich selber machen und auflegen, sogar meine Herrin. :] Oh, Moment, dann braucht sie ja mich nicht mehr. Was würde ich dann machen? Gewöhnlicher Sklave sein mit gewöhnlicher, niedriger Arbeit? Oh nein, böser Gedanke, böser Gedanke, geh weg und komm nie wieder! Wir bleiben lieber mal beim ägyptischen Schlamm. Er ist zwar sauteuer, aber er wirkt und ich habe weiter meine Arbeit. Puh, nochmal Glück gehabt. Nicht auszudenken, wäre ich erst nach dem Ausprobieren auf die Folgen daraufgekommen.


    "Wie? Römische Göttter? Äh, na klar doch." Was war das denn für eine merkwürdige Frage? -.^ "Sind ja die gleichen wie unsere, sie heißen nur ein wenig anders." Oder so ähnlich, so genau kenne ich mich ja auch nicht aus. Sicher, ein paar Götter sind ein bißchen anders als die griechischen, aber sonst... ?(

    Zwei Frauen zu einem Fest zu begleiten, wo man - natürlich - auch Wein bekommt, ist tatsächlich eine äußerst anstrengende Arbeit. Nein, man geht nicht einfach mit und sieht, dass die Damen genug zu essen und zu trinken und dass sie für sich ein gemütliches Plätzchen haben, nein, das ist wirklich Arbeit. Ständig, wirklich stäääändig muss man achtgeben, dass sie nicht unschicklich angerempelt oder von wildfremden Männern angesprochen werden. Ich wette aber, dass sie genau das wollen. Das einzige, was mir meine Arbeit erleichtert, ist, dass sie ständig schnattern wie zwei aufgeregte Gänse, so kann ich sie kaum verlieren. 8)


    Huch? :huh: Was passiert denn da? Wo geht die denn hin? Boah ne, Alter, dat is ja nich zum Aushalten. Und was machen ihre Sklaven? Stehen rum und schauen blöd. "Ja geh mit mit ihr!" Es ist zwar nicht die feine Art, einen Kollegen anzuschnauzen, aber wenn er von selber nicht da draufkommt, weiß ich auch nicht. Sfz. Man hats nicht leicht. He, ich wette, die holt jetzt sicher Wein. Na toll, die schickern sich an und ich muss morgen wieder die Spuren aus ihrem Gesicht verschwinden lassen. Als ob das so einfach wäre. Hmm... ich könnte es mal mit einer Maske probieren aus unreifen Äpfeln und etwas Honig, dann eine Weizenkleiemaske, unbedingt mit Eselsmilch. Oder statt den Äpfeln doch eher wilde Zitrone? Wäre allerdings viel teurer... Sfz, ich muss mal wieder meinen kleinasiatischen Händler besuchen und mich auf den neueste Stand bringen.

    Zitat

    Original von Decima Lucilla
    "Die Sonne knallt ganz schön runter, findest du nicht." Sie fächelt sich selbst noch mit der Hand Luft zu und dreht sich um, froh einen kurzen Moment von Aelia wegschauen zu können. "Ambrosius, mehr Getränke."


    Die Frage, ob ich auch etwas bekomme, verkneif ich mir jetzt mal.
    "Natürlich."
    Boah, heute ist es wirklich extrem heiß. Ich schmelze. Ich schwitze ja schon alleine durchs Hier-Sein. Natürlich sollte ich das gewöhnt sein, immerhin stamme ich ja aus einer Gegend, in der man im Frühling auch regelmäßig einen Hitzschlag bekommt, wenn man nicht aufpasst. Aber ich mag das Schwitzen nicht, wenn es nicht einen gewissen Grund dafür gibt. Und alleine die Existenz in einem Backofen ist kein guter Grund, nicht für mich. Also gut, dann besorge ich mal die Getränke, dann werde ich vielleicht sogar abgelenkt von meiner nassgeschwitzten Tunika.

    "Mädels. Jungs." begrüße ich meine Kollegen, als ich mich zu ihnen geselle. Das schöne an Hochzeiten ist ja, dass man sich nicht um alles kümmern muss und ein nettes Schwätzchen mit den anderen Sklaven ist eine immer willkommene Abwechslung. Zumindest für mich. "Hattet ihr auch soviel Stress?" Eine äußerst rhetorische Frage, aber als Einstieg immer ein Knaller unter uns.
    "Hast du eine Ahnung. Ich brauchte drei Stunden, um diese alte Kanaille zu schminken."
    "Na und? Ich musste sicher zwanzig Mal auf den Markt laufen, weil ihr nie etwas passte. Soll sie doch weniger fressen."
    "Genau. Und ich bekomme immer die Prügel."
    "Wo ist da der Unterschied zu den anderen Tagen?" Allgemeines Gelächter. Und weiter ging das übliche Getratsche oder anders gesagt die Lästerei über die eigenen oder die fremden Herren und Herrinnen, fast wie ein mulsum-Kränzchen, nur ohne mulsum, dafür aber mit etwas verdünntem Wein und eine Kleinigkeit zu knabbern. Es ist zwar eigentlich nicht vorgesehen, daß die Sklaven auch etwas bekommen außer die Reste am nächsten Tag, aber irgendwas geht ja immer.
    "Ein Prosit auf die edle Spenderin." grinse ich.
    "Wieso? Von der Braut kriegen wir ja gar nichts."
    "Quatsch. Er redet von Helena, der Küchenmagd."
    "Aber ganz genau." Ich grinse noch immer und sehe mich um, wer da überhaupt alles herumwuselt auf dieser Partey. Die meisten kenne ich schon, andere überhaupt nicht. Sogar die eine Kleine von den Ludi ist da, hübsches Mädel, nur ziemlich schüchtern.
    "Bald ist es bei euch auch soweit, wie?"
    "Ohja. Und ich weiß nicht, ob ich froh sein soll darüber, weil sie endlich unter die Haube kommt, oder genervt wegen der Arbeit, die so eine Hochzeit macht." Alle anderen grinsen mich an, das soll wohl letzteres bedeuten. Ich habe es geahnt. Verdammt.
    "Sagt mal, die Braut sieht aber verschärft aus heute."
    "Stimmt. Vorher erinnerte sie mich immer an Katharina Remapolisi...
    "An wen?"
    "Er meint die griechische Schauspielerin."
    "Genau. Aber irgendwie sieht sie jetzt nicht mehr so aus."
    "Stimmt. Sie ähnelt jetzt eher der Paula Synodostheos."
    "Wer?"
    "Na diese Sängerin aus Kleinasien... ihr wisst schon, die vor etlichen Jahren ein paar Schlager hatte und jetzt nur mehr auf Talentesuche ist oder so."
    "Ach die..."
    "Also ich finde nicht, daß die so aussieht. Schon wie vorher... nur anders."
    Sfz. Ich brauche noch etwas Wein.

    Es kann sich vermutlich niemand vorstellen, welches Glücksgefühl in mir herrschte, als ich endlich festen Boden unter den Füßen hatte. Es war zwar nur ein dreckiger Hafendock, aber mir kam er vor wie das schönste Bauwerk... zumindest in den ersten paar Momenten, weil so hübsch war der Dock auf lange Zeit wirklich nicht. Aber ich hätte fast den Boden knutschen können, als ich aber die Käsequanten von einem Händler dort gesehen hatte, verging es mir ordentlich. Uäh, ich mag gar nicht wissen, wann der Typ sich das letzte Mal ordentlich gebadet hatte. Und außerdem hatte ich eigentlich gar keine Zeit zum freuen und auf-dem-Boden-wälzen, denn die Arbeit wartete, es ging Richtung Ancona.


    Als wir dann nach einiger Zeit bei irgendwelchen Leuten ankamen, wie lange wir brauchten, weiß ich nicht, zwischendurch war ich eingeschlafen, gabs zwar zuerst ein Halali, aber mich ließ man in Ruhe. Allerdings schickte man mich baden. Ja gut, natürlich gibt es einen unglaublichen Unterschied zwischen dem Wasser in einem Badezuber und dem im Meer, klar. Aber ich musste mich wahnsinnig überwinden, und wenn das Wasser nicht ohnehin kalt gewesen wäre (obwohl, kühl trifft es wohl eher), es wäre kalt geworden, weil ich ständig in das Wasser sah, welches mein Gesicht projizierte. Ich war auch schon mal schöner. Ich dachte dann noch an andere Dinge oder Personen, wie etwa Zeuxis oder dem abartig hässlichen Krüppel da oder an das Schiff, als es unterging und es kam mir so vor, als wäre das alles schon Jahre vorbei und nicht nur ein paar Wochen. Ich habe mich dann nach vorgetastet und erstmal meine rechte Hand in das Wasser gesteckt, dann die linke, ließ die beiden sich gegenseitig waschen und anspritzen, bevor ich meine Oberarme und dann den Kopf mit dem Wasser benetzte. Erst dann fühlte ich mich bereit, in den Zuber hineinzusteigen. Es war nicht unangenehm, obwohl das Wasser durchaus wärmer hätte sein können, aber besonders wohl fühlte ich mich trotzdem nicht, mal abgesehen von der Wassertemperatur. Dennoch blieb ich eine Weile darin sitzen, solange bis die Haut an meinen Fingern schrumpelte und noch weit darüber hinaus. Als ich dann aus dem Zuber hinaus stieg, war ich gesäubert und stank nicht mehr, lediglich eine ordentliche Rasur fehlte noch, die ich dann gleich nachholte und dann konnte man mich zumindest optisch als einen zivilisierten Menschen bezeichnen. Sogar eine passende Tunika hatte man mir gegeben, und langsam, wirklich langsam fühlte ich, wie die Ereignisse der letzten Wochen von mir abfielen. Später ging ich in die Küche, ich hatte nun Hunger und wollte etwas zum Futtern auftreiben und die erste goldene Sklavenregel befolgen. Ich bekam tatsächlich etwas, etwas Brot und Käse, sogar Wein, und ein wenig von diesem gepressten Fischabfall, den die Sklaven nach der Filtrierung des Garums bekamen. Ihr könnt es nicht glauben, aber dieses wirklich einfache Essen trieb mir fast die Tränen in die Augen, so gut schmeckte es mir.


    Was meine Herrin angeht... ich sah sie in Ancona nur selten. Sie benötigte kaum meine Dienste, ging ständig spazieren und nahm mich nie mit. So hing ich in der Küche herum, half dort aus und ließ es mir auf meine Weise gut gehen. Nicht nur einmal hatte ich das Gefühl, als würde sie mich nicht mehr wollen und ich hatte auch nachgedacht, wann sie mich verkaufen würde. Aber ich schob diese Gedanken dann weg, es hatte ja ohnehin keinen Sinn, groß darüber nachzudenken. Also verrichtete ich meine Arbeit, und wenn ich entbehrlich war, zog ich mich irgendwohin zurück, wo ich nicht gestört wurde.

    Es ging alles ziemlich schnell. Im nachhinein betrachtet kann ich mich kaum mehr erinnern, was genau passierte. Ich hatte irgendwie einen Schlag auf den Kopf bekommen, von dem mir noch am nächsten Tag der Schädel brummte, und dabei das Schwert und für einige Momente auch das Bewusstsein verloren. Irgendwann war alles vorbei und ehe ich es mich versah, war ich auch schon auf dem anderen Schiff. Der Schmerz in meinem Kopf, das Pochen übertönte alles, so sehr, dass ich zuerst gar nicht gemerkt habe, was auf dem anderen Schiff geschah. Erst später realisierte ich das ganze Geschehen... und ich weiß bis heute nicht, ob ich in diesem Moment froh war, endlich vom Piratenschiff weg zu sein, oder ob ich um jene trauerte, die ich dort liebgewonnen hatte. In diesem Moment stand ich einfach nur wie dumm auf Deck herum, hielt mich fest, weil der Sturm noch immer tobte und sonst schaute ich nur den anderen zu. Als zwei Soldaten auf mich zugingen und mich gefangennehmen wollten, hätte ich keinen Widerstand geleistet, doch das energische Einschreiten von Lucilla verhinderte dies. Ich habe nicht so genau verstanden, was sie gerufen hatte, weil der Sturm einfach viel zu stark war, aber es war wohl beeindruckend, denn die Soldaten zuckten nur mit den Schultern und liessen mich in Ruhe. Nach einiger Zeit haben wir dann ein Zimmer bekommen, oder eine Kajüte oder wie man so einen Abstellraum auf Schiff auch immer bezeichnen mag. Es war dunkel, ich hatte keine Ahnung, wann dieser Raum das letzte Mal gesäubert wurde, aber es war mir egal. Ich ließ mich einfach fallen, ich war erschöpft und fertig und wollte nur endlich festen Boden unter den Füßen und die warme Sonne über mir. Doch die Erlösung in Form von Schlaf ereilte mir nicht, dafür war die See einfach zu unruhig, vielmehr lag ich nur da und tat ... nichts. Das erste Mal seit langer Zeit lag ich einfach nur so da. Bei den Piraten war ständig etwas zu tun, erst recht für mich als den damals neuesten Zugang, die wurden ja immer am meisten herumgeschickt, bis zu dem Zeitpunkt, wo ein anderer Neuer aufs Schiff kam.


    Die Stimmung zwischen meiner Herrin und mir war merkwürdig und fremd. Vor der Entführung haben wir ständig miteinander geredet, mehr getratscht, gelacht und ab und an auch gestritten, wenn sie wieder schlimmste Farbkombinationen anziehen wollte. Ruhig war es nie gewesen. Doch dieses Mal war es ganz anders. Nicht nur sie wollte nicht reden, auch ich hatte kaum Lust, meinen Mund aufzumachen. Wir beide lagen einfach nur so da, in diesem kleinen dunklen Raum. Selbst wenn ich hätte reden wollen, mir wäre kein Thema eingefallen, über das wir hätten sprechen können. Es war merkwürdig, aber wir waren auf demselben Schiff, die ganze Zeit, und haben doch Situationen erlebt, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten.


    Der nächste Tag begann so, wie der vorige geendet hatte. Der Sturm hatte sich noch vor der Nacht gelegt, die See war ruhig, den Göttern sei Dank. Wir sprachen noch immer kaum ein Wort zueinander, aber ich war unruhig geworden. Meine Muskeln wollten wieder betätigt werden, also stand ich auf und streckte mich und machte ein paar Übungen. Dann bewegte sich auch meine Herrin und jetzt nahm ich mir Zeit, sie mir einmal näher anzusehen. Jedesmal, wenn ich mich daran erinnere, muss ich seufzen, so muss sich ein Baumeister fühlen, dessen Bauwerk sich durch ein Erdbeben in eine Ruine verwandelte. Nicht, dass sie jetzt hässlich war, nein, das nicht, aber aus ihrem Gesicht war jeglicher Glanz verschwunden. Aber ich konnte nichts tun, ich hatte ja nichts hier, nicht einmal einen Kamm. Notdürftig mit den Fingern strich ich ihr durch die Haare, versuchte, sie nicht ganz so struwwelig aussehen zu lassen. Als sie dann doch zu mir sprach, erwiderte ich nichts. Ich wusste auch nicht, was ich sagen sollte. Später begleitete ich sie an Deck, ich brauchte Frischluft.

    Diese Saturnalien werden mir auf ewig im Gedächtnis brennen, selbst im Elysium, darauf verwette ich mein ganzes Vermögen. Aber eines muss ich schon dazusagen, ich hätte mir schon ein schöneres Ende der Feiern gewünscht, so sehr ich eigentlich gar nicht hier sein möchte. Das Rumstehen mit Zeuxis und darauf achtgeben, ob wir die Römer abgehängt haben, Leutchen, sowas zehrt schon an den Nerven. Und ihr Götter, was war ich müde. Ich konnte meine Augen kaum offenhalten. Als dann am frühen Morgen die Ablösung kam und ich dann endlich pennen konnte, ich schlief wie ein Stein... für etwa eine Stunde, dann wurde ich wieder aufgeweckt. Ehrlich, ich hätte Carnax umbringen können, das einzige was ich wollte war nur schlafen. Stattdessen musste ich wieder rauf auf Deck, sagte Carnax, die Römer seien hier. War ja klar. :fad: Und was war, als ich oben ankam? Der Cheffe teilte mich an die Balliste ein, zusammen mit Zeuxis. Als dann die Römer ankamen und unser Schiff enterten... es war grauenhaft. Ich war noch nie bei einer Schlacht dabei und hatte nie Lust auf dieses kriegerische Zeug da, und jetzt weiss ich auch wirklich warum. Da war ein Wüten und Morden um mich herum, das Blut spritzte, Gliedmaßen und tote Körper lagen herum... schrecklich. Irgendwann drückte Zeuxis mir ein Schwert in die Hand, aber ich hatte kaum Ahnung, was ich damit anstellen sollte. Und außerdem würde ich wohl kaum einen Kampf mit einem ausgebildeten miles überleben. Sicher wusste ich, wie man einigermaßen damit umgeht, das schon. Und ich war ja auch recht fit, aber man stelle sich vor: es ist neblig, es stürmt und das ganze Deck wuselt vor lauter Leuten. Ehrlich, keiner hätte mir einen Vorwurf machen können, wenn ich jetzt den falschen Mann abgestochen hätte. Und wenn ich weiter ehrlich bin, das einzige was ich wollte, war ein sicherer Platz, wo mir keiner zu nahe kommt. Aber man will immer mehr als man kriegt, denn in genau diesem Moment war ich mitten im Kampfgetümmel.


    Zeuxis hat schon ein wenig mit mir geübt die letzten Wochen hindurch. "Jüngelchen," hat er gesagt, und ich schwör bei meinen verstorbenen Eltern, eines Tages treib ich ihm das aus, "du musst das können, sonst biste tot." Na der war gut, das bisschen was ich geübt habe würde mich natürlich absolut für einen Kampf gegen einen Römer wappnen, ja klar. Also, was macht man in einer Situation wie dieser? Man fuchtelt und hofft, dass man überlebt. Diese Hoffnung senkte sich bei mir aber gegen Null, als dann einer der Classisleute vor mir stand und mich angrinste. Der wusste wohl schon, dass ich eine leichte Beute war. Aber schon im nächsten Moment erstarb sein Lächeln, er verdrehte seine Augen und sackte zu Boden. Fassungslos schaute ich auf den leblosen Körper, es ging alles so schnell. Als ich hochsah, ehrlich, ich war nie zuvor so froh, Zeuxis zu sehen. Er deutete, ich solle mich hinter ihm stellen, ihm den Rücken freihalten. Na, das ließ ich mir sicher nicht zweimal sagen. Was ich dort sah und tat, war sicher nicht rühmlich, zwei Menschen verloren durch mich ihr Leben, aber was sollte ich auch tun, ich hänge selber an meinem Leben. Ich hatte jetzt aber auch die Zeit, die Lage ein wenig zu überblicken, und was oder genauer: wen sah ich da?


    Meine Herrin. Was bei allen Göttern machte sie hier auf dem Deck? Und wie sah sie bloß aus? Und was tat sie da? Mit IHM??? 8o Also ne, dat geht jetzt wohl gar nich. Was soll das denn? Ich war nicht weit weg vom Grossmast, wo der Käptn Lucilla hinstieß. Und da mich Zeuxis ohnehin in die Richtung drängte, ergriff ich die Gelegenheit.
    "Ich schwöre bei allen Göttern, sollte ich je wieder an Land kommen, mache ich nie mehr eine Seereise." keuchte ich ihr zu.

    Ganz ehrlich, der Alte, dieser Dardarshi... der ist mir unheimlich. Ja gut, im Prinzip sind mir alle anderen hier auf diesem Schiff nicht geheuer, aber dieser Parther ist noch einen Tick unangenehmer. Nicht, dass ich Angst hätte oder er mir irgendwie aufgefallen wäre, aber er sieht aus, als ob er zaubern könnte, und das macht mir schon ein wenig Angst. Abgesehen davon würde er mit seinem Aussehen und seiner verkrüppelten Hand nicht mal einen Blumentopf gewinnen, und wenn er der einzige Kandidat wäre. Als Dardarshi Knollennase untersucht hat, wollte ich eigentlich auch weiter bechern und mich mit Zeuxis unterhalten und von ihm wissen, wie man endlich diese verfluchte Seekrankheit los wird. Aber irgendwie musste ich immer wieder hinsehen, was Dardarshi machte. Und es gefiel mir nicht, was ich sah, denn wäre es eine Gräte gewesen, wie ich mir zuerst dachte, dann hätte der Alte Knollennase ganz anders untersucht. Da stimmte irgendetwas nicht, und ich konnte mir zunächst auch keinen Reim darauf machen.


    Aber ganz misstrauisch wurde ich erst, als ich mit Aras den Flötenspieler rausbringen sollte. Wozu denn das? Sicher waren wir da laut gewesen, klar, wir hatten auch ordentlich einen hinter die Binde gegossen, aber sonst war Dardarshi ja auch nicht so zimperlich. Aber gut, ich packte Knollennase an den Füßen und gemeinsam zerrten wir mehr als wir trugen. Ich sage euch, es dauerte ewig, bis wir endlich am Ziel waren. Dort aber hörte es nicht auf, seltsam zu sein, denn auf einmal schrie der Käpt'n, dass alle Mann auf Deck sollten. Ich wollte eigentlich schon losspurten, aber Dardarshi hielt mich auf. Ich solle Wasser holen, ja klar, jetzt bin ich auch noch der Wasserträger hier an Bord. :fad: Aber ich tat brav, was man mir sagte und holte eine Schüssel voll besten Süsswassers. Jaja, das beste wars sicher nicht, es war halt das, was da war. Als ich wieder zurückkam, wurde ich schön langsam wirklich besorgt, denn Dardarshi schaute ganz geschreckt auf Knollennase runter und ich hatte keine Ahnung, was jetzt eigentlich los war. Dann blickte ich selber auf Knollennase.


    Glaubt mir, nie in meinem Leben zuvor wollte ich so schnell an einem ganz anderen Ort sein. Ich wusste zwar nicht genau, was Knollennase hatte, aber was es auch war, ich wollte es nicht haben. Wirklich nicht. Er sagte zu mir, ich solle gehen, aber auch ja die Klappe halten, sonst setzts was. Naja, er hat sich schon feiner ausgedrückt, aber im Prinzip hat er genau das zu mir gesagt. Und damit hat er mir auch einen Gefallen getan, denn das letzte, was ich wollte, war hierzubleiben. Also bin ich wie ein geölter Blitz aufs Deck raufgelaufen, sehen, was jetzt da eigentlich los wäre. Nach ein wenig Suchen fand ich auch Zeuxis, den ich gleich ausfragte. Er zeigte in die Dunkelheit, doch ich konnte nichts erkennen.


    "Was ist los?"
    "Dort hinten sind Römer." antwortete er und sagte noch, ich soll mich leise verhalten. Im ersten Moment war ich perplex, im zweiten erfreut, weil meine Gefangenschaft hier auf See nun ein Ende haben konnte. Doch im dritten Moment folgte gleich die Ernüchterung. Die Römer würden mich genauso als Pirat gefangennehmen wie die anderen hier.
    "Die Götter mögen uns vor ihnen bewahren." flüsterte Zeuxis. "Sonst baumeln wir alle bald auf Kreuzen." Und das gab mir fast den Rest. Zuerst da unten die Pestilenz, dann hier oben die Römer. So oder so würde ich krepieren, das stand jetzt für mich fest, und ich wusste nicht, welche Todesart angenehmer sein würde.

    Knabenschänder... Pah! Als ob ich ein Knabenschänder wäre! Ich habe keine Lust, irgendwelchen dummen Jüngels etwas beizubringen, ich will genießen und nicht bei jedem Handgriff ihn drauf hinweisen, dass er nicht zu fest oder zu locker zulangen soll. Und außerdem habe ich Frauen mindestens genauso gern. Nichts ist so schlimm wie Monotonie und Stillstand. Da fällt mir ein: Das schlimmste meiner Meinung nach ist, wenn man einem anderen wünscht, er solle so bleiben, wie er gerade ist. Ich sag da nur dazu: Stillstand ist der Tod! Fiel mir gerade so ein und hängt eigentlich überhaupt nicht mit dem heutigen Abend zusammen. Die Jungs haben sich zum Teil die Fresse poliert, dass es eine wahre Freude war, wem auch immer das Freude bereiten mag. Mir jedenfalls nicht, ich möchte weiterhin gut aussehen, eine gebrochene Nase oder fehlende Vorderzähne sind da auf jeden Fall hinderlich. Den Göttern sei Dank hörten sie bald auf, wäre schade um das gute Essen und Trinken. Und dann wollte Zeuxis auch noch, dass ich singe! Wenn dann nicht Knollennase seine Flöte ausgepackt hätte... brrr, ich bin kein Sänger und vor Publikum, egal wie schlecht, mag ich einfach nicht singen. Mitsingen geht in Ordnung, aber Vor-singen, ne, wirklich nicht. Also winkte ich Zeuxis ab und sang lieber mit den anderen mit. Ja, und gesoffen habe ich auch, ich gebe es ja zu.


    Und das war erst eine Schau, als der Flötenspieler zusammenbrach. Ich wette, dass er eine Gräte verschluckt hatte. Solche Dinger können nämlich arg gefährlich werden. Die bleiben irgendwo stecken und lösen sich nicht mehr und dann schwillt der Hals an. Wenn da kein Heilkundiger da ist, hat man keine Chance mehr auf Überleben. Zumindest ich kenne kein Mittel dagegen, aber ich habe mich ja auch nie damit wirklich beschäftigt. Wenn ich Fisch esse, den ich nicht selber zubereitet habe, achte ich immer auf die Gräten und iss daher den Fisch ganz langsam. Man hat mich schon oft genug deswegen ausgelacht, aber mir ist das so lieber. Ich könnte natürlich ganz auf Fisch verzichten, aber das mache ich sicher nicht. Habt ihr schon jemals einen Griechen gesehen, der keinen Fisch isst? Na also. Fisch ist etwas köstliches, in Butter angeschwitzt oder mit einer Brotkruste, oder kalt gegart mit etwas Zitronensaft, was zugegeben schon sehr extravagant ist, aber kö-st-lich. *schmatz*


    Nur eines störte mich schon in diesen Augenblicken, nämlich das Schiff. Es schaukelte meiner Ansicht nach schon ein wenig zu viel. Ich möchte das Essen ja weiter für mich behalten. "Sach mal, Zeuxis, wie lange dauert es noch bis zum nächsten Hafen? Ich würde gerne mal wieder festen Boden unter den Füssen haben. Das ewige Schaukeln... das ist nichts für mich. Und gerade jetzt wieder."

    In den letzten Tagen war furchtbar viel zu tun. Der Koch hatte mich herumgescheucht, schrecklich, als ob der Kaiser persönlich zum Bankett erwartet werden würde. Aber wer sind denn die Gäste? Allesamt Piraten, schmutzig, dreckig und ich will gar nicht wissen, wann die das letzte Mal ihre Kleidung gewechselt haben. Jedoch, wenn ich ehrlich bin, ich weiß es auch nicht, und hier an diesem Ort erlaube ich mir zu stinken (wie alle anderen außer dem Kapitän und dem komischen Narbengesicht da und der kleinen Ägypterin, wat weiß ich, wie die heißen). Aber zurück zum Essen. Was da für ein Aufwand getrieben wurde, als ob der Kaiser... äh, das hatten wir schon. Gebratene Hühner und gesottene und gegrillte Fische, Brot, Wein, Bier (ekliges Zeuch, sag ich euch), und das war nur für die Mannschaft. Was die hohen Herrschaften bekamen? Natürlich nur das beste. Sogar Schweinefleisch hatten der Koch plötzlich aufgetrieben, woher, weiß ich nicht, aber bei diesen Gerichten durfte ich nicht mitwirken, nur Zwiebel schneiden, das durfte ich, was auch sonst. Sogar eine merkwürdige Nachspeise, die der Koch "Pudding" nannte, gab es, die ich nicht mal ansehen durfte. Probiert hatte ich sie trotzdem. :D Ganz süß, aber dennoch gewöhnungsbedürftig.


    Ich war so froh, als ich mich zu den anderen setzte und die Arbeit hinter mir lag. Meine Schultern schmerzten und ihr Götter, ich lechzte nach einer Massage von einem nubischen Sklaven. So etwas war aber natürlich Mangelware, anders gesagt: nicht vorhanden. Ich musste also meine Schmerzen hinnehmen und glich das mit Essen aus. Bei Diana und Pluto, ich war so ausgehungert und langte kräftig zu, obwohl ich mich nicht wirklich beklagen konnte über mangelnde Verpflegung, das nicht. Aber wenn man ständig Schiffszwieback vorgesetzt bekommt, in das sich Maden wohl fühlten wie im feinsten Speck, dann vergeht einem der Hunger von alleine. Man versteht also, wenn ich dieses Mahl ausnutzte und mir so richtig die Wampe vollschlug, wie Zeuxis so banal und gleichzeitig so treffend sagte. Die anderen taten es mir gleich. Keiner wehrte sich, wenn ihm wieder eingeschenkt wurde, obwohl sein Becher noch lange nicht leer war, alle lachten, fraßen und scherzten, dass es eine wahre Freude war. Schon fast schade, dass ich mich noch immer nicht wirklich zugehörig fühlte, doch ich bin einfach nicht für das Seemannsdasein geboren.


    Das hatte auch Zeuxis schon bemerkt. Der Arme bewies zum Teil wirklich eine gottgleiche Geduld mit mir, aber ich war nun einmal eine Landratte, was er irgendwann einmal auch zu mir sagte. "Jüngelchen," sagte er, (Jüngelchen... wann werde ich ihm das bloß abgewöhnen können?) "Jüngelchen, du weißt, du wirst nie ein richtiger Seemann werden. Aber zum Deckschrubben wirds reichen." Und dann lachte er und ich stand grummelnd daneben. Ja hallo, dafür wird er sich nie merken können, dass Querstreifen nur dann schick sind, wenn der dazugehörige Körper gut trainiert ist. Nur dummerweise wird mein Wissen hier nie abgefragt werden. Und der Klaps auf die Schulter, natürlich dort, wo es mir ohnehin schon weh tat. Feinfühligkeit ist auch nicht seine Stärke.


    "Gerippe? Ich bin ein Gerippe? Boah, nein!" antwortete ich grummelnd und ließ ihn mit dem Bier gewähren, ich hatte eh schon einiges an Wein intus. Bier auf Wein, das ist mein? Wein auf Bier, das verhalt ich mir? So oder so ähnlich ging ja der Spruch. Aber das nächste, das schockte mich schon bis aufs Mark.
    "Gallier? Du hältst mich fürn Gallier? He, ich bin Grieche!" Unglaublich, was man sich da bieten lassen musste. Gallier... sowas! "Blass?" Schon fast schrill ist meine Stimme. Oh ihr Götter, wenn ich wirklich so weiß bin... kein Wunder, wenn mich kein Mann und keine Frau ansehen mag. Ich muss unbedingt in die Sonne und wieder braun werden. Un-be-dingt.
    Obwohl, wenn ich es mir recht überlege: wenn ich jetzt nicht hier sitzen würde und blass wäre, sondern tot und am Meeresgrund... ihgitt. Wäh, eine Wasserleiche, so aufgedunsen... bäh, nein, also das geht gar nich. Mehr als 20 Jahre Schönheit für die Katz... ne, also wirklich nicht.