In den letzten Tagen war furchtbar viel zu tun. Der Koch hatte mich herumgescheucht, schrecklich, als ob der Kaiser persönlich zum Bankett erwartet werden würde. Aber wer sind denn die Gäste? Allesamt Piraten, schmutzig, dreckig und ich will gar nicht wissen, wann die das letzte Mal ihre Kleidung gewechselt haben. Jedoch, wenn ich ehrlich bin, ich weiß es auch nicht, und hier an diesem Ort erlaube ich mir zu stinken (wie alle anderen außer dem Kapitän und dem komischen Narbengesicht da und der kleinen Ägypterin, wat weiß ich, wie die heißen). Aber zurück zum Essen. Was da für ein Aufwand getrieben wurde, als ob der Kaiser... äh, das hatten wir schon. Gebratene Hühner und gesottene und gegrillte Fische, Brot, Wein, Bier (ekliges Zeuch, sag ich euch), und das war nur für die Mannschaft. Was die hohen Herrschaften bekamen? Natürlich nur das beste. Sogar Schweinefleisch hatten der Koch plötzlich aufgetrieben, woher, weiß ich nicht, aber bei diesen Gerichten durfte ich nicht mitwirken, nur Zwiebel schneiden, das durfte ich, was auch sonst. Sogar eine merkwürdige Nachspeise, die der Koch "Pudding" nannte, gab es, die ich nicht mal ansehen durfte. Probiert hatte ich sie trotzdem. Ganz süß, aber dennoch gewöhnungsbedürftig.
Ich war so froh, als ich mich zu den anderen setzte und die Arbeit hinter mir lag. Meine Schultern schmerzten und ihr Götter, ich lechzte nach einer Massage von einem nubischen Sklaven. So etwas war aber natürlich Mangelware, anders gesagt: nicht vorhanden. Ich musste also meine Schmerzen hinnehmen und glich das mit Essen aus. Bei Diana und Pluto, ich war so ausgehungert und langte kräftig zu, obwohl ich mich nicht wirklich beklagen konnte über mangelnde Verpflegung, das nicht. Aber wenn man ständig Schiffszwieback vorgesetzt bekommt, in das sich Maden wohl fühlten wie im feinsten Speck, dann vergeht einem der Hunger von alleine. Man versteht also, wenn ich dieses Mahl ausnutzte und mir so richtig die Wampe vollschlug, wie Zeuxis so banal und gleichzeitig so treffend sagte. Die anderen taten es mir gleich. Keiner wehrte sich, wenn ihm wieder eingeschenkt wurde, obwohl sein Becher noch lange nicht leer war, alle lachten, fraßen und scherzten, dass es eine wahre Freude war. Schon fast schade, dass ich mich noch immer nicht wirklich zugehörig fühlte, doch ich bin einfach nicht für das Seemannsdasein geboren.
Das hatte auch Zeuxis schon bemerkt. Der Arme bewies zum Teil wirklich eine gottgleiche Geduld mit mir, aber ich war nun einmal eine Landratte, was er irgendwann einmal auch zu mir sagte. "Jüngelchen," sagte er, (Jüngelchen... wann werde ich ihm das bloß abgewöhnen können?) "Jüngelchen, du weißt, du wirst nie ein richtiger Seemann werden. Aber zum Deckschrubben wirds reichen." Und dann lachte er und ich stand grummelnd daneben. Ja hallo, dafür wird er sich nie merken können, dass Querstreifen nur dann schick sind, wenn der dazugehörige Körper gut trainiert ist. Nur dummerweise wird mein Wissen hier nie abgefragt werden. Und der Klaps auf die Schulter, natürlich dort, wo es mir ohnehin schon weh tat. Feinfühligkeit ist auch nicht seine Stärke.
"Gerippe? Ich bin ein Gerippe? Boah, nein!" antwortete ich grummelnd und ließ ihn mit dem Bier gewähren, ich hatte eh schon einiges an Wein intus. Bier auf Wein, das ist mein? Wein auf Bier, das verhalt ich mir? So oder so ähnlich ging ja der Spruch. Aber das nächste, das schockte mich schon bis aufs Mark.
"Gallier? Du hältst mich fürn Gallier? He, ich bin Grieche!" Unglaublich, was man sich da bieten lassen musste. Gallier... sowas! "Blass?" Schon fast schrill ist meine Stimme. Oh ihr Götter, wenn ich wirklich so weiß bin... kein Wunder, wenn mich kein Mann und keine Frau ansehen mag. Ich muss unbedingt in die Sonne und wieder braun werden. Un-be-dingt.
Obwohl, wenn ich es mir recht überlege: wenn ich jetzt nicht hier sitzen würde und blass wäre, sondern tot und am Meeresgrund... ihgitt. Wäh, eine Wasserleiche, so aufgedunsen... bäh, nein, also das geht gar nich. Mehr als 20 Jahre Schönheit für die Katz... ne, also wirklich nicht.