Beiträge von Artoria Medeia

    Schwarz ragte die Ruine des Domus Artorium in den Himmel hinauf, verlassene Gerippe sahen die verkohlten Balken ähnlich, die verkohlten Steine (das Feuer muss gewütet hatten) waren über all verteilt. Alles war wertvoller war, wurde bereits von diebischen Händen raffender Römer geraubt, so daß nur noch eine wertlose Ruine von dem Domus übrig war. Vulturius starrte dennoch gierig auf die Ruine, denn Grund und Boden war in Rom kostbar, ein Vermögen wert und in dieser Gegend ganz besonders, ein vornehmes Viertel, für gut betuchte Bürger oder sogar Eques. Vulturius würde es sich nicht entgehen lassen, sollte er die Artorier übervorteilen können. Der kleine Mann, dicklich und mit Glatze, ging unruhig vor der Ruine auf und ab. Hinter sich spürte er seinen Leibwächter, einen bulligen Italiker, und seine zwei Sklaven, die ihn stets bei so etwas begleiteten. Vulturius spielte mit seinem Geldbeutel in der Hand und schickte Gebete an Fortuna, damit sie ihm heute behilflich war. Ebenso zu Mercurios, der ihm beim Handel unter die Arme greifen sollte. Den Gott vergaß Vulturius niemals, wenn er das Haus verließ. Zwischen dem täglichen Gewusel des Tages, einigen Hühnern, die auf der Straße pickten und einem wild kläffenden Hund sah Vulturius eine Sänfte auf das Haus zukommen. Vulturius witterte bereits die Gelegenheit und richtete sich auf. Die Sänfte wurde herunter gelassen und die Vorhänge zur Seite geschlagen. Pumilus kletterte hinaus und starrte auf die Villa. "Bei allen Göttern!", brummte Pumilus erschrocken. "Dominaaa! Das sieht sehr, sehr schlimm aus." Auch Medeia stieg aus der Sänfte, kränklich blass, in einer grünen Stola gekleidet, und sah auf die Ruine. Sie wurde noch etwas blasser und sank wieder auf das Sitzkissen zurück. "Oh.", hauchte Medeia und atmete tief ein. Dann erhob sie sich.


    Die Fassung wahrend trat sie näher an die verkohlten Mauern, die verbrannte Bank, die Besuchern einst gedient hatte, die erst vor dem Domus hatten warten müssen. Die Tür war zur Hälfte verbrannt und hing schief in den Angeln, aber Medeia konnte über die Mauer an der Seite auf die Ruine sehen. Das Dach war weg, die Fresken völlig ruiniert, die Marmorböden geschmolzen oder heraus gebrochen worden. Medeia runzelte einen kurzen Augenblick lang die Stirn und seufzte leise. "Werte Dame...?" Vulturius eilte heran und neigte kriecherisch das Haupt (alles Tarnung, so versuchte sich Vulturius erstmal einzuschleimen). "Wir waren hier verabredet, Vulturius ist mein Name!" Medeia drehte sich zu ihm um und nickte. "Sind wir das? Bist Du der Baumeister?" Vulturius schüttelte den Kopf. "Nein, nein, das ist schon längst abgeklärt. Es würde sich nicht lohnen die Ruine aufzubauen." Medeia sah ihn verwundert an. "Nicht? Warum nicht?" Zu viele Erinnerungen hatte Medeia mit diesen Platz, sie wollte ungerne das alles aufgeben, hätte am Liebsten es genauso wieder aufbauen lassen. "Nein, werte Dame. Aber ich habe da einige sehr gute Angebote für Dich und Deine Familie."

    So vital, voller Leben, energisch, strebsam und doch durch und durch eine liebenswerte Person, nur so kennt Medeia die Decima Lucilla und auch so erscheint sie für Medeia erneut. Medeia fühlt ein wenig Neid in sich, auf die Herzlichkeit, die Lucilla verströmen kann, die Freundlichkeit bei den Menschen. Lucilla schaffte es stets, die Menschen für sich zu gewinnen, Medeia fühlte sich zu frostig dafür. Doch gegenüber den Menschen, die Medeia etwas besser kannte, war sie weniger reserviert, auch bei Lucilla. Medeia lächelte und richtete sich etwas auf, dieses halb zusammen Gesunkene war doch nicht würdevoll genug, wirkte sogar recht jämmerlich. So wie sich Medeia momentan und seit Wochen schon fühlte, es musste nur nicht alle gleich wissen. "Schön Dich zu sehen, Lucilla. Setze Dich doch, bitte." Ein unausgesprochenes Flehen lag in Medeias Stimme (so weit war es schon mit ihr gekommen), aber mit einem höflichen und freundlichen Lächeln überdeckt. Medeia erhob sich, um etwas Wein zu holen, was sie Lucilla eingießen konnte. Doch schon beim Aufstehen wurde Medeia schwindelig, sie hielt sich kurz am Tisch fest, atmete tief ein und aus und ging zu dem Schrank, der die Amphore beherbergte.


    Kurze Zeit später gluckerte es in einen Tonbecher, gewürzter, süßer und verdünnter Wein (sehr stark sogar verdünnt und sehr süß) fand den Weg in das Gefäß. "Ich kann nicht klagen.", antwortete Medeia schwach. (Wie gelogen das doch war, Medeia könnte nämlich den ganzen Tag klagen und jammern, aber sie würde das nie über sich bringen, das in der Öffentlichkeit zu tun). "Ägypten ist eine sehr schöne Provinz. Wundervoll. Die Stadt Alexandria ist zudem großartig, Du solltest unbedingt mal nach Ägypten kommen. Meine Villa steht Dir immer offen." Medeia setzte sich wieder. Sie würde sich wirklich freuen, wenn Lucilla kommen würde. Und ein wenig von der decimischen Lebensart in ihre (Ihre? Nein, eigentlich gehört sie Plautius!) Villa bringen würde.


    "Sind schon Neuigkeiten von der Front eingetroffen. Die Letzten sind schon recht alt, oder?" Medeia goß sich ebenfalls ein und hielt sich an dem Becher fest, trank einen tiefen Schluck, um einen seltsamen faden Geschmack von ihrer Zunge zu vertreiben. "Ach...reden wir lieber über etwas fröhlicheres als über den Krieg. Wie stehen Deine Hochzeitsvorbereitung? Freust Du Dich schon? Und sonst? Wie geht es Dir, Lucilla?"

    An
    Camillus Matinius Plautius
    Praefectus Castrorum, Legio Prima
    Parthia




    Mein geliebter Camillus,


    trübe sind die Tage, ohne Dich. Ich verzehre mich nach Dir, ich vermisse Dich so sehr. Stets sind meine Gedanken bei Dir, sei Dir dessen gewiss und ich bange um den Ausgang des Krieges und Deine Sicherheit. Ich würde auch gerne, wieder in Deinen Armen liegen und ganz nahe bei Dir sein. Auch wenn es nicht wahr ist, dass ich Dir die Decke entwende, mein Geliebter. Aber sollte dem doch so sein, Liebste, dann verspreche ich Dir hoch und heilig, das zu unterlassen. Nur komme bitte schnell wieder zu mir zurück und verdränge die Kälte in der Nacht und beleuchte meine Tage mit Deinem Witz und Deiner liebevollen Art.


    Ich hörte, natürlich über die Acta, von dem Fortschreiten des Feldzuges. Immerhin bin ich durchaus gut informiert, was die Lage der Legion angeht, sofern man in Rom oder Alexandria Informationen erhält. Aber aus Deinen Briefen konnte ich wenig entnehmen, war doch die Hälfte davon durchgestrichen. Ja, auch über die Acta ist mir bekannt, dass wohl eine strenge Zensur durchgeführt wird. Leider ist Dein Brief auch darunter gefallen. Ich hoffe jedoch, dass herein kommende Briefe, also meine Zeilen an Dich, nicht ebenso streng kontrolliert werden. Sind es doch nur diese Zeilen, die wir miteinander tauschen können, keine Worte, keine Umarmungen.


    Mir ergeht es gut, wenn man von der steten Sehnsucht absieht, die mich nach Dir verzehrt, der Sorge um Dich und meine anderen Verwandten im Krieg. Die Angelegenheit mit dem Museion hat sich geklärt, ich habe die Tempelanlagen besichtigt, meine Arbeit getan und das Ergebnis an den Rector der Schola weiter geleitet. Während ich in Alexandria war, ist der Leiter des Museion, dieser eingebildete Schnösel verstorben. Er wurde ermordet. Natürlich habe ich ihn still verflucht, aber dieses Schicksal gönne ich doch selbst ihm nicht. Aber nun bin ich dieser Pflicht entbunden, insbesondere, mein geliebter Camillus, weil ich die Arbeit an der Schola aufgegeben habe. Ich habe mich als Praeceptor entbinden lassen und bin jetzt wieder eine gewöhnliche Bürgerin des Imperium, abgesehen davon, dass ich immer noch die Feder für die Acta wetzen werde. Darum sei gewiss, mein Liebster, ich genieße die Ruhe und Beschaulichkeit, wenn es mit Dir gemeinsam doch sehr viel schöner wäre.


    Im Moment bin ich sogar wieder nach Roma gereist. Lucilla, von der Gens Decima, hat vor einigen Tagen geheiratet. Germanicus Avarus, mit dem sie schon länger verlobt ist, wurde ihr neuer Ehemann und eigens für die Hochzeit bin ich in die Hauptstadt zurück gekehrt. Wie ich fest stellen musste, waren die Gerüchte um den Brand in der Casa Artoria nicht gelogen. Stell Dir vor, unser Domus ist bis auf die Grundmauern abgebrannt. Aber ich werde mich bald darum kümmern müssen, damit die Familie weiterhin einen Stammsitz hier in Roma hat.


    Was Deine Sorgen angeht, mein Camillus. Sie sind unbegründet. Was auch immer Du für Rechnungen erhalten hast, das Haus ist keine Fischerhütte. Das Anwesen, was ich erworben habe für uns, ist eine prächtige Landvilla am Meer. Außerhalb von Alexandria und mit dem wunderschönen Blick über die Küste und das Mare Internum. Die Luft ist rein und klar und nachdem ich die Villa renovieren ließ, erstrahlt sie prächtig. Weil sie seit Jahren verlassen war, habe ich sie deutlich günstiger bekommen. Das Viertel, Rhakotis, der Armen meide ich ganz gewiss und niemals würde ich mich dort nieder lassen, Liebster.


    Ich habe mich übrigens sehr über Deine Kiste gefreut. Sie kam einige Wochen später an, auch etwas lädiert durch die Reise, aber die Stoffe sind wundervoll, ebenso der Schmuck. Ich danke Dir sehr, mein Liebster, und trage all dies mit großer Freude. Auch Pumilus hat sich über Dein Geschenk gefreut. Ich soll Dir ausrichten: „Centurio?“ (Verzeih ihm, er versteht das mit den Rängen immer noch nicht so ganz.) „Habt Dank, der Gladiator wird stets für Euch fechten!“ Was meint er damit, Camillus? Aber seitdem er den Helm hat, übt er unablässig jeden Abend mit dem Schwerte und Helm. Ein Wunder, dass er sich noch nicht die Finger abgehackt oder ein Auge ausgestochen hat.


    Anbei habe ich Dir wieder einige Schriftrollen gepackt, Abhandlungen aus der Bibliothek von Alexandria, aber auch die Actaausgaben, zudem eine Kiste mit Deinem Lieblingskräutertee, für den Fall, dass in Parthia nicht die richtigen Kräuter wachsen. Und Honig von Ägypten. Und sei unbesorgt, Leibwächter habe ich ebenso, um meine Sicherheit musst Du Dich nicht sorgen. Aber, Liebster, bitte passe gut auf Dich auf. Ohne Dich wäre ich nur noch ein Schatten auf der Welt, der bald vergehen würde, wenn die Nacht herein bricht.


    In tiefer Liebe
    Medeia


    P.S: Die Briefe sollest Du, lieber Camillus, in Zukunft lieber an die Villa Okeanos in der Chora tes Alexandreias schicken.









    An
    Lucius Artorius Avitus
    Centurio der ersten Kohors, Legio Prima
    Pathia



    Salve, mein lieber Lucius,


    beruhigt war ich, als ich Deine Zeilen lesen durfte. Von der Feder in Deiner Hand erfuhr, dass es Dir und Deinem Cousin gut geht. Natürlich sind abermals Wochen ins Land gezogen, in denen der Brief von einem Ende der Welt an das Andere getragen wurde, der Krieg hält sich nicht mit solchen Unwichtigkeiten auf, sondern schreitet voran. Aber meine Opfer sind stets mit der Bitte verbunden, Dich und Tiberius heil und gesund nach Italia zurück zu bringen, in die Heimat. Aber ebenso, dass euch der Sieg beschert wird, eure Mühe und euer Kampf belohnt wird und Mars und Bellona ihre schützende Hand über euch halten.


    Ich bin für einige Wochen in Roma, hat mich doch die Hochzeit der Auctrix der Acta hier her gelockt. Beunruhigen möchte ich Dich nicht, sicherlich hast Du schon in der Acta davon gelesen, aber unsere Casa in Roma ist abgebrannt. Scheinbar waren Diebe am Werk. Aus Claudus Munde vernahm ich von dem nächtlichen Überfall, somit hat die Acta damit nicht übertrieben. Ich werde mich jedoch in den nächsten Tagen umtun, ob ein Architekt das Haus wieder aufbauen kann oder wir etwas Neues erwerben müssen. Aber ich werde dafür schon Sorge tragen, dass die Artorier nicht obdachlos bleiben in Rom.


    Ansonsten hat sich in Rom nicht viel getan, seit meiner Abwesenheit. Die Wahlen stehen bald wieder an, Feste werden gefeiert, Opferungen gemacht. Das Armilustrium soll besonders schön gewesen sein, dieses Jahr, Mars günstig zu stimmen ist in den Zeiten des Krieges besonders wichtig. Ebenso die rituelle Reinigung der Waffen, die eure mit weiht und segnet. Ich hoffe, dass dies euch weitere Kraft geben wird, diese barbarischen Parther zurück zu schlagen und sie Demut zu lehren.


    Mögen die Götter Dich beschützen, lieber Lucius.


    Deine Tante
    Medeia


    P.S: Inzwischen wohne ich in der Villa Okeanos, Chora tes Alexandreias.








    An
    Tiberius Artorius Imperiosus
    Optio der ersten Kohors, Legio Prima
    Parthia




    Salve, mein lieber Tiberius,



    von Deinem Cousin erfuhr ich, dass Du wohl auf bist und Dich gut in der Legio machst. Und aus der Acta konnte ich erfahren, dass Du mittlerweile zum Optio befördert wurdest. Ein schneller Aufstieg, mein lieber Tiberius. Dafür möchte ich Dir meinen herzlichen Glückwünsche übermitteln. Es freut mich, dass Du Deinen Weg und Deine Berufung gefunden hast. Wenig erfährt man über euer Schicksal in Parthia. Wie es den Soldaten ergeht, welche Widrigkeiten ihr erdulden müsst. Ich bewundere Dich, und Deinen Cousin Lucius, sehr für euren Mut und Tapferkeit, für die Stärke in diesem Feldzug zu bestehen und in ein fremdes und feindliches Land zu marschieren. Männer wie Du und Lucius sind es, die unser Imperium so großartig machen. Die unsere Sicherheit Gewähr leisten und den Ruhm, aber auch die Macht des Imperiums mehren. Sind es jedoch die Männer, die wirklich den Sieg erringen, die in der Geschichte genannt werden? Nein, leider nicht. Aber das ist wohl das Schicksal vieler Soldaten.


    Doch, lieber Tiberius, sei Dir sicher, ich weiß darum, was ihr tut. Und ich trage euch und eure Taten in meinem Herzen und bin sehr stolz auf das, was Du und all die Soldaten in diesen Tagen, diesen Wochen zu leisten vermögt. Rom wird sich noch lange erinnern, was für Opfer ihr bringt, auch an die Soldaten, deren Schicksal in Plutos Hände gelegt wird. Und doch bete ich inbrünstig, jeden Tag, jede Stunde, dass der Krieg bald vorbei sein möge und ihr sicher und wohlbehalten, siegreich und glücklich nach Italia zurück kommt.


    Lieber Tiberius, möchten die Götter gut über Dich wachen.


    Deine Tante
    Medeia


    P.S: Die Taberna habe ich nun verlassen und wohne seit einiger Zeit in der Villa Okeanos, Chora tes Alexandreias.


    Vögel zwitscherten, der Himmel war von einer trüben, wolkigen Decke verhüllt, etwas kühl war der Tag, aber nicht zu unangenehm, denn immerhin waren sie noch in Italia, Roma und nicht in dem rauhen und unwirtlichen Germania, wo die Menschen sicherlich schon Stein und Bein froren. Doch Medeia machte sich über die Kälte des Nordens wenig Gedanken, sie saß ausnahmsweise in ihrem Arbeitsraum im Domus der Acta, den sie selten zu sehen bekam und der meist leer stand. Leere Papyri lagen vor ihr und mit einer Feder, dem weichen und weniger gefährlichen Ende (zumindest für die 'Opfer' ihrer Artikel) strich über das leere Blatt. Medeia seufzte leise und sah mit einem milden Lächeln nach draußen. Sie hatte die Arbeit bei der Schola aufgegeben und nun blieb ihr nur noch die bei der Acta.


    Ein wenig frustriert (untertrieben war das, sehr niedergeschlagen wäre wohl richtig) war Medeia durchaus, sie war in ihrem Leben stets stolz darauf gewesen, ihren Lebensunterhalt immer alleine bestritten zu haben, selbst als junge Frau tat sie das bereits. Und nun lebte sie auf Kosten ihres Ehemannes. Gut, sie lebte auch von den Erträgen ihrer Ländereien und Betriebe, aber das reichte für ihren Standard doch bei weitem nicht aus. Aber doch bekümmerte es sie, war doch ihr Leben eines großen Sinnes beraubt und sie konnte sich nicht mit der Rolle des Eheweibchens alleine abfinden. Nein, aber kränklich wie sie im Moment war, war daran nichts zu ändern. Medeia seufzte tief und stützte ihre Hand auf dem Kinn ab.


    Schritte durchbrachen Medeias ständige Melancholie, sie hob den Kopf und spähte, wer denn da vorbei kam. „Ah, Lucilla. Salve.“ Medeia lächelte erfreut. Die Auctrix bekam Medeia zu selten zu Gesicht, geschweige denn, dass sie mal ein Wort miteinander wechselten.

    Medeia betrachtete kurz die junge Decima und nickte. „Ja, in der Tat. Ich bin ihr vor einigen Jahren ein paar Mal in Rom begegnet. Kurz nachdem sie aus Germania hier eintraf und ihren Götterdienst in Rom begonnen hatte.“ Zumindest kam es Medeia vor, als ob es Jahre her war. War das nicht vor ihrer Zeit in der Politik gewesen? In der Zeit als sie mit dem Kaiser nach Germania gereist war? Ihre letzte Reise mit dem Imperator. Ein wenig Wehmütig dachte Medeia an die Zeit zurück, hätte sie doch nur einfach den Posten beibehalten. Lausig bezahlt war er, aber doch weit aus befriedigender als alles andere, was sie danach getan hatte. Medeia spülte diese Melancholie schnell mit einem Schluck süßen Weines herunter. „Ist sie deine Cousine? Oder Nichte?“ In jenem Augenblick unterbrach Avarus jedoch Medeias Überlegungen, die sie laut an Mattiacus gerichtet hatte. Medeia sah zu ihm nach vorne, ein Schmunzeln trat auf ihre Lippen. So sollte wohl das Opfer beginnen, was Medeia wirklich nicht unrecht war, denn das Stehen fiel ihr schon wieder etwas schwer, sie fühlte sich stark ermattet und noch immer nicht von der schrecklichen Seereise (die sie eigentlich nie, nie wieder machen wollte) erholt.

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Ich freue mich über dein Angebot. Auch andere sollen an meinen Erfahrungen teilhaben." Er nippte kurz an seinem Becher um seine Gedanken zu sammeln. "Ich habe bereits in Germanien Aufzeichnungen über meine Reise gemacht, kleine Randbemerkungen und Notizen auf dem Wege. Diese muss ich noch einmal sammeln und auswerten. Dann könnte ich einen großen, ja man könnte sagen, Bericht für die Acta schreiben. Wenn ihr sowas überhaupt wollt."


    Erfreut, dass die Anfrage, doch auf positive Resonanz stieß, lächelte Medeia. "Ich bin mir sicher, dass viele sehr an einem derartigen Bericht interssiert sind. Was erfährt man denn schon von den Germanen, außer dass sie unsere Feinde sind? Ich meine, hier in Rom."Und die germanischen Sklaven waren gewiss nicht repräsentativ genug für ein solches Volk. Medeia hatte mal vage gehört, dass es im Grunde viele Völker waren, aber sie warf sie gerne und ohne Skrupel alle in einen Topf. Ob die Barbaren an jenen oder einen anderen Gott glaubten, war ihr dabei sogar recht gleichgültig. "Und natürlich sind wir an einem solchen Bericht interessiert. Natürlich müssen wir ein Mindestmaß an Qualität aufweisen. Was das angeht, bin ich bei Dir mir jedoch sicher. Dann nehmen wir einen solchen Artikel mit großer Freude in die Ausgabe." Komisch, befand Medeia, dass noch nie Lucilla ihren Verwandten deswegen angesprochen hatte. Aber im Grunde kannte sie es selber nur zu gut, die Verwandten sah man oftmals seltener als alle möglichen Fremden, denen man auf zig Festen begegnete oder einfach nur in der Stadt. Auch Medeia bemerkte Valeria, die herein kam. Freundlich nickte Medeia Valeria zu, die sie, wenn Medeia sich recht entsann, über Adria kennen gelernt hatte. Was auch schon lange her war. Sie bemerkte Mattiacus Blick und lächelte freundlich. "Du möchtest sicherlich Deine Verwandte begrüßen?"


    An
    Marcus Aelius Callidus
    Rector Schola Atheniensis
    Roma



    Salve, werter Aelius,


    wie besprochen bin ich vor geraumer Weile nach Ägypten gereist und habe mit meinen eigenen Augen mich über den Zustand des Museion, dem Gelehrtenzentrum des östlichen Mittelmeerraumes und Vorbild großer Bibliotheken, informiert. Recht angetan bin ich von dem, was ich dort vor fand. Eigen sind sicherlich die Hellenen, die in diesem Tempel danach suchen, das Wissen zu mehren. Auch stolz auf ihre Errungenschaften. Nicht gerne lassen sie sich Vorschriften aus Rom machen, es sei denn es stammt vom Kaiser persönlich. Ist dieser doch in ihren Augen schon fast ein Gott, der Nachfolger des Basileus und somit genauso verehrt wie ein hellenischer Herrscher. Während meines Aufenthalts verstarb der Leiter des Museion. Du wirst sicherlich in der Acta davon gelesen haben, doch die Gelehrten des Museion nahmen es in ihre eigene Hand. Zudem wird der Kaiser, durch die Person des Praefectus, die Neuernennung des Epistates tou mouseiou durch führen. In dieser Hinsicht müssen wir uns von der Schola keine Gedanken machen.


    Ansonsten möchte ich Dich darum bitten, mich von dem Posten des Praeceptors zu entbinden. Ich bin zwar momentan in Rom, doch werde ich bald wieder nach Ägypten zurück kehren. Meine Gesundheit und meine Zeit erlauben mir eine Tätigkeit an der Schola nicht mehr länger. Obwohl ich durchaus Bedauern darüber empfinde.


    Vale
    Artoria Medeia



    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Bis ans große Meer des Drusus bin ich nicht gekommen. Nur etwa 7 Tagesreisen nördlich des Limes. Mein Auftrag war ja, mit den Stämmen in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Limes Kontakt aufzunehmen. Ich kam nur zu einem Gebirge jenseits den Taunusgebirges."


    Vage erinnerte sich Medeia an die Worte von dem Duccier, der die Kaiserin durch die Stadt geführt hatte, nebenbei hatte er auch gleich einen kurzen Abriss über die Götter der Germanen gegeben. Interessant hatte Medeia diese durchaus befunden, aber dennoch befand sie, dass die Götter der Germanen auch primitiver waren. Dementsprechend skeptisch war ihr Gesichtsausdruck. Aber nur einen winzigen Moment lang, denn Medeia hatte nicht die Angewohnheit, unbedingt ihre Ansichten jemanden aufzudrängen. So nickte sie hin und wieder interessiert.


    Denn wenn sie schon keine Reisen unternehmen wollte, so wollte Medeia wenigstens davon erzählt bekommen, von all jenen, die sich in wilde und ferne Länder begaben und die Wunder der Welt bestaunen durften. Aber immerhin fühlte sich Medeia bei den Fürsten bestätigt, Barbaren, die meinten Könige oder Fürsten zu sein. Amüsant befand Medeia das und so schmunzelte sie bei der Erzählung. "Ich muss sagen, das klingt doch sehr aufregend. Diese Reise.“ Medeia lächelte und nahm auch noch einen Schluck des goldenen Getränks zu sich. "Wenn man das Reisen liebt. Und die Unanehmlichkeiten nicht scheut.“ Wilde Tiere, die Gefahr überfallen zu werden, nein, das war nichts für Medeia. Sie könnte auch nicht in einem Zelt oder gar auf dem harten Boden schlafen. Schauderlich war der Gedanke daran.


    Medeia warf einen Blick in die Runde, es trafen immer mehr Gäste ein, sogar Adria konnte Medeia erspähen. Es war schon sehr lange her gewesen, dass Medeia ihr begegnet war. Aber zur Zeremonie wurde wohl noch nicht gerufen oder sie eingeleitet. Darum wandte sich Medeia erneut Mattiacus zu. "Hättest Du vielleicht Interesse daran, Deine Erfahrungen nieder zu schreiben und in der Acta zu veröffentlichen? Ich denke, viele Römer wären sehr an Deinen Erlebnissen interessiert. Und erst die Nachwelt...“ Mit Ruhm und Ehre konnte man Männer meistens locken. Und es wäre wirklich schön, einen solchen Artikel in der Acta veröffentlicht zu sehen.

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    Mattiacus lächelte freundlich und begann zu erzählen.


    Interessiert lauschte Medeia den Ausführungen von Mattiacus. Die Duccier waren die Ersten gewesen, die überhaupt ein wenig gutes Licht auf die barbarischen Germanen hatten werfen können (bei Medeia natürlich), aber sie waren romanisiert und somit sehr römisch und zivilisierter. Bilder von Germanen stiegen vor Medeias innerem Auge auf, große Kerle mit zottigen langen Bärtern, ungepflegtem Haupthaar und groben Tuniken mit Fellumhängen. Und wahrscheinlich barfuss stets. Kein Sinn für Kultur, kein Interesse an Philosophie, einfach gestrickt in ihrem Geist. Medeia wäre niemals auf den Gedanken gekommen hinter den Limes zu reisen. Schon gar nicht als Frau und sowieso mit ihrer Abneigung Reisen gegenüber. Doch sie konnte sich gut vorstellen, wie aufregend das für einen jungen Römer war. „Fürsten? Haben sie richtige Fürsten dort? Und leben diese auch in diesen einfachen und herunter gekommenen Hütten aus Lehm und Holz?“ Medeia erschauderte bei dem Gedanken. In Ägypten lebten so die Ärmsten der Ärmsten und in Germania (so in Medeias Vorstellung) die Könige der Barbaren.


    Es erstaunte sie jedoch, dass sich Germanen an so was wie Ehre oder Tradition hielten. „Und sie haben euch tatsächlich nicht angegriffen? Kein Versuch euch als Geisel zu nehmen?“ Merkwürdig fand Medeia das schon. Aber noch viel mehr, was Mattiacus am Schluss sagte. „Aber welche Kultur können diese Barbaren schon haben?“ Medeia lächelte amüsiert. „Ihr primitiver Götterglaube? Und was könnten wir mit ihnen gemeinsam haben?“ Medeia konnte sich nichts vorstellen. Sicherlich, die Duccier waren zivilisiert, aber eben auch keine echten Germanen mehr. Und den nordischen Völkern, ob Kelten oder Germanen, konnte Medeia keine Kultur zusprechen. Die Wiege aller Kultur lag sowieso im Osten. In ihrer Heimat.


    Als der Trinkspruch geäußert wurde, wandte sich Medeia auch dem Brautpaar zu und hob ebenfalls den Becher mit dem süßlichen Wein. „Auf das Hochzeitspaar“, stimmte Medeia mit ein. Dann drehte sie sich zu Mattiacus zurück. „Und wie weit im Norden warst Du, wenn ich das fragen darf? Hast Du dieses Meer, was es dort geben soll, mit eigenen Augen gesehen? Ich habe gehört, dort sollen riesige Seeungeheuer ihr Unwesen treiben.“

    Womöglich lag es an der Ehe, Medeia führte ein elendes Dasein als eine Frau, die alleine die Belange des Hauses führte, kaum unter fremde Menschen kam und nun schon anfing zu Plappern. Zumindest hatte Medeia das Gefühl einen derartigen Abstieg zur Zeit durch zu machen, was natürlich auch am Alter liegen konnte. Wenn sie wenigstens ihren Gatten an ihrer Seite hätte, aber der war weit in der Fremde und Medeia machte sich jeden Tag mehr Sorgen um ihn, träumte oft nachts schlecht und grübelte am Tag. Deswegen hatte Medeia immer gewusst, dass sie nicht für eine Ehe taugte, zumal sie doch meist zu eigen für einen Mann war und doch hatte sie sich dazu bereit schlagen lassen. Medeia meinte zu wissen, die Antwort von Epicharis konnte nur höflich gemeint sein. Doch im Moment stand noch Lucilla vor ihr und Medeia erwiderte ihre Frage mit einer vermeintlich ähnlichen höflichen Floskel. „Sehr angenehm die Reise, Schiffsfahrten sind doch wunderbar. Viel leichter als mit einem Wagen. Fast schon eine Erholung.“ Medeia, hör auf zu plappern. Unsinn redest Du! Medeia verstummte und lächelte leicht. Nach der Begrüßung, die sie auch durch Avarus erfahren hatte, und Lucilla und Avarus erneut von anderen Gästen (Medeia erkannte auch den PP unter ihnen, aber kein Wunder, hier tauchte bestimmt die ganze High Society von Rom und weit darüber hinaus auf) umlagert wurden, löste sich Medeia von der Traube und trat einige Schritte zur Seite. Am liebsten hätte sie sich irgendwo hingesetzt, doch in dem Moment begnügte sie sich mit einem Becher von Mulsum, was ihr ein Sklave kredenzte.


    Beiläufig (nein, eigentlich recht plump) schwenkte Medeia auf ein Thema um, was sie doch oft beschäftigte und dabei trank sie zwischen jedem zweiten Satz einen Schluck von dem Mulsum, was ihren Appetit gleichermaßen anregen, wie ihren Durst stillen sollte. „Hast Du von der Front gehört, Epicharis? Ich finde es furchtbar. Stets hört man verschiedene Dinge, mal von diesem Scharmützel oder jenem Gefecht, eine drohende Schlacht und dann wieder Angaben, die einfach falsch sind. Und die Briefe werden zensiert. Die Hälfte des Briefes meines Gatten war durchgestrichen. Und er ist immerhin Praefectus der Prima.“ Ein wenig empört war Medeia darum schon. Musste man erst Legat oder Kaiser sein, damit diese Unsitte aufhörte?


    Just gesellte sich Mattiacus zu ihnen. Und die Worte aus seinem Munde waren wohl die größte Überraschung, die Medeia in all den letzten Jahren vernommen hatte (nach dem Heiratsantrag ihres jetzigen Mannes). Verblüfft sah Medeia Mattiacus an. War er gar ein mythologisches Wesen? Etwas, was es in den Zeiten fern des goldenen Zeitalters nicht mehr gab? Lobte er wirklich ihre Arbeit bei der Acta? Die Acta selber? Und keine Kritik? Medeia war überwältigt und zudem sofort für Mattiacus eingenommen. Ein strahlendes Lächeln glitt auf ihre blass, kränklichen Gesichtszüge. „Salve, werter Decimus.“, grüßte sie ihn äußerst freundlich. „Vielen Dank. Es tut gut, auch einen Leser kennen zu lernen, dem die Acta gefällt. Bekommen wir doch meistens nur Worte der Missbilligung oft zu hören. Wenn ich mich vorstellen darf? Artoria Medeia. Und dies ist die Lectrix der Acta, Claudia Epicharis.“ Die Gens Decima stieg von Mal zu Mal noch mehr in Medeias Wohlwollen. Bis dato waren ihr nur höfliche und interessante Menschen aus dieser Familie begegnet. Es verwunderte Medeia nicht, dass diese Menschen derartig an Einfluss im Imperium gewonnen hatten, vermochten sie doch auch die Menschen um sich herum für sie zu vereinnahmen. „Mir ist zu Ohren gedrungen, dass Du vor einiger Zeit eine doch abenteuerliche Reise in das wilde Germanien unternommen hast. Das stimmt doch, oder? Ist das nicht sehr gefährlich?“

    In der Zeit der Republik und der ersten Kaiserzeit, meines Wissens nach und einer knappen Literatur, die ich dazu habe, gingen die Römer normalerweise bartlos, abgesehen von kurzen Bärten, die sie sich bei Trauerfällen wachsen ließen. Ab Hadrian (wohl durch ihn) geriet der Vollbart jedoch immer mehr zur allgemeinen Mode. Erst waren sie recht kurz, wurden dann jedoch länger und sorgfältig gekräuselt. Es ist jedoch auch die Pflege, die den römischen Bart von den germanischen Wucherungen ( :D ) unterschied. (überspitzt gesagt ^^ ) In konstantinischer Zeit wurde die Bartlosigkeit wieder üblicher, dazu längeres Haar.

    Olivgrün war die Farbe ihrer Stola, lichtlaubgrün die Farbe ihres Untergewandes und blass, grünlich die Farbe ihrer Haut. Ton in Ton. Denn immer noch hatte die Reise auf Medeia ihre Wirkung. Die Mischung aus Kalkschminke hatte nur wenig von dem kränklichen Aussehen vermindert, oder den dunklen Augenringen. Das missmutige Gesicht, was Medeia noch in der Sänfte gezeigt hatte, war verschwunden und ganz die passende Mimik für ein Fest und ganz besonders einer Hochzeit war gezückt worden. Ein Lächeln, eine gestraffte Gestalt, würdevolles Benehmen und doch gepaart mit der Freude eines solchen Ereignis, das passende Rezept für so einen Abend. Noch war die Zahl der Gäste beschaulich als Medeia durch den Fauces mit der Patrizierin Epicharis hinein trat. "Wir sind auf jeden Fall noch nicht zu spät. Du kennst Senator Germanicus Avarus? Das ist der groß gewachsene Mann neben unserer kleinen Auctrix. Ein sehr engagierter Mann, auch was die Schola angeht. Und der andere Mann neben Lucilla ist ihr Bruder, Senator Decimus Meridius. Er ist nicht nur vom äußeren sehr ansprechend, sondern ein ausgesprochen höflicher Mann.“


    Medeia wollte glatt schon ansetzen, von dem Fest zu Ehren der Augusta in Germania zu erzählen. Doch noch im letzten Augenblick bemerkte sie, dass das ein Verhalten alter Leute war. Schnell schluckte sie die Worte herunter. "Und der letzte dort muss auch ein Decimer sein. Ich entsinne mich an ihn noch von der Hochzeit von Aemilia, glaube ich. Decimus Mattiacus, wenn ich mich nicht irre. Er scheint mir doch ein wagemutiger Mann zu sein. Ich habe gehört, er hätte das wilde Germania bereist.“ Ganz wie selbstverständlich hatte Medeia all die wichtigsten Anwesenden der jungen Epicharis erläutert. Sie wandte den Blick von den Männern und der Frau ab. "Oh, ich hoffe, ich habe jetzt nicht Unsinn geredet. Aber ich dachte, vielleicht sind sie Dir noch nicht bekannt.“ Medeia lächelte ein wenig entschuldigend. "Aber begrüßen wir doch lieber unsere Auctrix, ehe ich anfange, alte und vor Jahren passierte Geschichten zu erzählen, die Dich sowieso nur langweilen würden.“ Dass ihr das durchaus passieren konnte, war nicht abwegig. Ein über sich amüsiertes Schmunzeln trat auf ihre Lippen.


    Doch das Lächeln wandelte sich als sie auf Lucilla und ihren Ehemann in Spe zuging. Zuerst grüßte sie natürlich den Mann, Medeia war in dieser Hinsicht durchaus konform: "Senator Germanicus, es ist mir eine ausgesprochene Freude, bei Deiner Hochzeit anwesend sein zu dürfen. Ich bin sicher, die Götter werden mit Wohlwollen auf diese Verbindung sehen und all Dein Engagement, Deine Courage und Deine Arbeit für das Imperium und die Römer belohnen.“ Medeia wandte sich zu Lucilla. "Mit einer derartig schönen und schillernden Frau.“ Medeia befand Lucilla wirklich für sehr schön. Blühend, frisch, sie strahlte das Glück und die Herzlichkeit aus. Etwas, was Medeia wohl nie vermochte. "Lucilla, bezaubernd siehst Du aus. Leuchtend schön an diesem heutigen Tag. Ich freue mich sehr, bei Deiner Hochzeit sein zu dürfen. Schließlich ist das einer der strahlendsten Hochzeiten des Jahres. Nein, aller nächsten Jahre mit gerechnet.“

    Küchentrakt? Tafel für die Diener und Begleitsklaven? Pumilus war im Paradies angekommen. Und wenn dann auch noch schöne Dienerinnen dabei waren, war das Elysium perfekt. Pumilus strahlte auf und befand das Fest jetzt schon als wundervoll. Für ihn zumindestens, denn dieses Mal stand kein Warten im Atrium an oder in einem der Nebenräume mit billigem Wein, zu fast vier Viertel gemischt mit Wasser. Dienstbeflissen verbeugte sich Pumilus. "Habt Dank, nicht nur meine Domina wird sehr erfreut sein. Auch die Gefolgschaft ist höchst beglückt und wird alle guten Wünsche für das Hochzeitspaar zu den Göttern senden, sofern sie uns nichtswürdigen Kreaturen Beachtung schenken.“ Natürlich glaubte Pumilus daran, dass Mars und Iuppiter ihn anhören würden. Immerhin war er doch ein verschollener Patrizier, kein einfacher Sklave. Pumilus watschelte eilends zurück zur Sänfte und schlug das Tuch zur Seite. "Domina!“, frohlockte er strahlend. "Die Tür ist offen.“ Mißtrauisch wurde er von Medeia gemustert. So viel Freude? Da musste doch irgendetwas passiert sein. Zudem war sie noch schlecht gelaunt, der Reise wegen. Dabei hatte sie sich geschworen, nie wieder ein Schiff zu betreten, aber es war leider notwendig gewesen. Seufzend erhob sie sich aus den Kissen, mit der Hilfe ihres Zwergensklaven und auch Olympia, die gleich darauf auch ihre Kleider richtete. Im Schlepptau ihre Sklaven schritt Medeia auf den Eingang zu und in die Casa Decima hinein. Im Schlepptau ihre Sklaven schritt Medeia auf den Eingang zu. Ihre Sklaven nahmen dabei den Nebeneingang, um sich den anderen Sklaven anzuschließen.


    Gerade als sie durch die Tür treten wollte, wurde sie einer Stimme hinter sich gewahr. Ihren Namen vernommen, drehte sich Medeia dorthin um. "Salve Epicharis.“, grüßte Medeia die junge Frau mit einem freundlichen Lächeln und blinzelte verblüfft als sie von ihr umarmt wurde. Medeia, doch in dieser Hinsicht mehr der reservierte Typus, war eindeutig kurz verlegen. Was sich an ihrem Lächeln jedoch nicht offenbarte. "Ich kann doch nicht die Hochzeit unserer Auctrix verpassen.“ Zusammen mit Epicharis trat sie in den Gang hinein. "Sicherlich gab es schon Wetten, wann die Beiden denn nun heiraten würden. Wie ich vernommen habe, ist das auch eine Liebesheirat. Und einer solchen beizuwohnen ist doch auch viel schöner, findest Du nicht?“ Medeia entsann sich noch an die kühle Hochzeit von Gracchus. Steif waren die Gäste, steif die Feierlichkeit und alles sehr formell, ganz im Gegensatz zu der Hochzeit von Aemilia und Livianus. Medeia musterte Epicharis schnell von der Seite. Sie würde wohl eine ähnliche patrizische Hochzeit erleben müssen. Die Arme. "Lass uns doch hinein gehen.“ Denn Medeia wollte die junge Epicharis von womöglich unangenehm angesprochenen Themen ablenken (die eigene Hochzeit) und so betrat Medeia mit ihr die Casa.