[Forum Holitorium] Templum Fortunae

  • "Hmh.", nickte Dives steif, als die Quintilierin ihm erzählte, dass sie soeben selbst der Fortuna geopfert hätte. Wofür sie wohl das Glück der Göttin brauchte? Wenn sie darum gebeten hatte, genug Glück zu haben, dem Iulier nie wieder über den Weg zu laufen, dann war sie augenscheinlich nicht erhört worden. Er unterdrückte ein müdes Schmunzeln über diesen Gedanken, denn wahrscheinlich hatte sie eh um etwas ganz anderes gebeten.


    Bevor er jedoch in die Verlegenheit kam, darüber nachzudenken, worum die Verlobte Serapios stattdessen gebeten haben könnte, sprach sie bereits weiter und bat Dives um einen Moment seiner Zeit. Stante pede stellte sich dem Iulier daraufhin selbstredend die Frage, was bei allen Göttern die Quintilia mit ihm wohl zu bereden haben könnte. Wollte sie ihm jetzt, da sie zum ersten Mal - seit der Cena mit Aculeo in der Casa Germanica - ohne Serapio auf den Iulier traf, jenem nun einmal ungetrübt reinen Wein einschenken darüber, was sie über ihn und seinesgleichen dachte? Mit diesem spontanen ersten Gedanken im Kopf wollte Dives bereits eine Ausrede aus der Togafalte schütteln, weshalb er jetzt leider überhaupt gar keine Zeit für sie hätte. Doch Serapios Verlobte war schneller und sprach bereits weiter.
    "Du möchtest dich... dich entschuldigen?", zog Dives sodann die Augenbrauen zusammen, da er diese Wendung tatsächlich nicht hatte kommen sehen. "Bei mir?" Das konnte sie unmöglich ernst meinen nach allem, was sie über den Iulier wusste und nach allem, was er über ihre Feindschaft mit seiner Frau gehört hatte! "Vielleicht können wir uns einen Moment dort auf die Brüstung setzen?", schlug er anschließend vor und zeigte auf das Mauerwerk, welches am Rande der Treppe vor dem Sturz von selbiger schützte. Nur einen kurzen Augenblick wartete er, dann schritt er ungeachtet ihrer Reaktion an den Treppenrand und lehnte sich rücklings gegen das Gemäuer, sich mit seinen Händen ebenfalls auf selbigem abstützend.


    "Welchen Grund - ich hoffe, du wirst verstehen, dass ich das einfach fragen muss - hast du, Quintilia, nach allem, was du über mich weißt, nach allem, was du nie über mich wissen solltest, nach allem, was _nie_ jemand anders als... ganz... 'ausgewählte' Menschen über mich wissen sollten, welchen Grund hast du da, _dich_ bei mir für irgendetwas zu entschuldigen?", erkundigte er sich anschließend wortreich und schaute der Quintilierin ins Gesicht, während seine etwas hilflose Mimik wohl deutlich werden ließ, dass er tatsächlich nicht ganz verstand, woher diese unerwartete Entschuldigung an dieser Stelle kam. Denn an der Ernsthaftigkeit ihrer Worte ließ ihre Körperhaltung eigentlich keinerlei Zweifel. Weder sprach sie hörbar von irgendwem zu dieser Aussage gezwungen, noch wirkte sie, als verfolge sie hier nun gezielt irgendeine Agenda. Stattdessen schien sie einfach nur ehrlich. Doch warum? Warum diese Entschuldigung? Nicht zuletzt hatte sie doch die Gesellschaft als solche absolut hinter sich, wollte sie Dives für seine Neigungen verachten...

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  • Wortlos folgte Valentina Dives zu der, von ihm vorgeschlagenen Stelle am Rande der Treppe. Er lehnte sich mit dem Rücken dagegen, während Valentina sich vornehmer nur leicht mit der Hüfte dagegen lehnte.
    Die Hände in einer etwas hilflosen Geste ineinander gefaltet. Sie hatte eigentlich alles gesagt, was sie sagen wollte und zum Glück fertigte Dives sie nicht gleich wieder so ab wie bei ihrem Aufeinandertreffen im Theater. Aber auch dafür hatte sie mittlerweile versucht Verständnis aufzubringen. Wenngleich es ihr immer noch schwer fiel. Als der Iulier dann wissen wollte warum sie sich entschuldigte, war es ein ehrlicher, leicht verwirrter Blick, den er von ihr bekam. War es denn so abwegig, dass sie sich für ihr Verhalten entschuldigte? Doch anhand der weiteren Ausführungen ahnte sie sehr wohl, dass es hier nicht mit diesen einfachen Worten getan war.
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, welche sich vorwitzig aus der Frisur gelöst hatte und holte etwas Luft. Das würde nun etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, doch sie wollte die Gelegenheit nutzen, die man ihr jetzt offensichtlich unter den Säulen des Tempels gegeben hatte.


    „Mein Verhalten dir gegenüber auf der Verlobungsfeier war nicht in Ordnung und deswegen meine Entschuldigung. Denn, auch wenn es sicherlich einen anderen Eindruck erwecken muss, gegen dich hege ich keinerlei Abneigung. Und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht warum es deine Frau gegen mich tut. Wir haben uns einmal in der Therme zufällig und zum ersten Mal getroffen. Ihr hat wohl mein Umgang mit meinen Sklaven nicht gefallen aber ich dachte das wäre ein einmaliger Zwischenfall. Dann allerdings diese…“ Valentina stockte kurz, ihr wollte einfach kein Wort einfallen, das böse genug klang. „… diese Verleumdung, die nicht nur mich und mein Leben ruiniert hätte sondern das meiner ganzen Familie. Und als wir dich dann in dem Theater darüber informieren wollten war ich verletzt, dass du uns nicht einmal zuhören wolltest, das stimmt. Doch auch das verstehe ich jetzt, mit etwas Abstand betrachtet. Wir sind gekommen und haben deine Frau angegriffen. Und obwohl ich bis heute der Meinung bin…“ Sie brach ab und sah Dives kurz an, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, das soll jetzt nicht Teil unserer Unterhaltung sein.“
    Dann schwieg sie kurz und sah die Treppen hinunter auf denen sich nur wenige Leute befanden, bevor sie wieder ruhiger fortfuhr.


    „Ich kann mir vorstellen, dass es dich schwer enttäuschte, dass Serapio mir euer Geheimnis verraten hat. Er musste sich jemandem anvertrauen und dieser jemand war ich. Und auch wenn ich dir nicht mehr geben kann als mein Wort auf den Stufen dieses Tempels, ich werde dieses Wissen niemandem weitersagen. Was hätte ich davon? Ja, ich könnte deine Frau zu Fall bringen und ihr mal zeigen wie es ist, wenn sich jemand wehrt. Bringe ich dich zu Fall, geht sie mit dir unter. Und dann?“ Sie sah Dives einen Moment an als erwarte sie tatsächlich eine Antwort von ihm. Dann schüttelte sie ganz leicht den Kopf. „So jemand bin ich nicht.“ Und das klang entschlossen, endgültig.

  • Das Pegasustheater in Trans Tiberim. Dives musste schlucken als die Sprache auf dieses Gebäude und die damit verbundenen Ereignisse kam. Denn in der Tat hatte der Iulier dereinst - und wohl auch bis heute - lediglich sich und seine Lage gesehen. Er hatte gesehen, wie er eingeladen wurde und man eine Intrige gegen ihn aufdecken wollte. Er hatte gesehen, wie anschließend seine Tochter beleidigt wurde, während man ihn selbst regelrecht vorführte, so unerwartet und ohne jede Vorwarnung und ohne jede eigene Begleitung - darum war er im Vorfeld ja gar noch explizit gebeten worden - er auf die neue Flamme Decimus Serapios getroffen war. Und schlussendlich dann hatte er gesehen, wie er sich letztlich nicht nur von zwei sondern gar drei Personen in die Ecke gedrängt fühlte, während man nach seiner Tochter und seiner selbst am Ende auch seine Frau noch ins Visier genommen hatte.
    Die Flucht vor all diesen Vorwürfen, Anschludigungen und Unterstellungen war in der Folge die einzige Reaktion, welche dem Iulier in jener Situation in den Sinn gekommen war, bevor er sich andernfalls womöglich noch vier, fünf oder sechs Opponenten gegenübergestellt sähe, die allesamt nur Schlechtes in Dives und seiner Familia sahen.


    Zwei weitere Stiche selbstredend hatte es ihm versetzt, zu erfahren, dass nicht nur an den üblen Gerüchten gegen Torquata auch die eine oder andere Wahrheit zu finden war, sondern überdies auch seiner Ehefrau durchaus mehr zuzutrauen war, als eine im Vergleich doch nicht ganz so schlimme Erpressung in eine gemeinsame Ehe. Doch gerade mit letzterer Ahnung davon, wozu sie im Zweifelsfall unter Umständen imstande wäre, schien es dem Iulier nun selbstredend mehr noch als zuvor vollkommen ausgeschlossen, hier nun in so drastischer Weise ein schlechtes Wort über seine Frau zu verlieren. Es war in erster Linie schließlich sein Sohn, an den er hier zu denken hatte!
    Dennoch nickte Dives stumm, als ihm klar wurde, wie frustrierend es wohl gerade für die Quintilia gewesen sein musste, sich einer Sache so sicher zu sein und am Ende dennoch kein Gehör damit zu finden.


    "Ich danke dir für deine offenen Worte, Quintilia. Du sollst wissen, dass mir heute mein damaliges Verhalten dir gegenüber" In der Tat musste der Iulier hier nämlich schon auch ein wenig differenzieren. "sehr Leid tut. Mit offenen Worten bist du auch damals an mich herangetreten. Ich meinerseits habe dir daraufhin den Rücken zugewandt, anstatt dich anzuhören." Dives senkte seinen Kopf. "Doch bin ich froh, dass du offenkundig verstehst, wie ich mich dereinst von drei Seiten in die Ecke gedrängt sah, bereits vor und während der Vorführung Angriffen gegen meine Familia ausgesetzt war, und darob in jenem Moment kein Gehör für niemanden mehr aufbringen konnte.", erklärte er sich und ließ eine kleine Pause. "Und ganz ehrlich gesagt, Quintilia, würde ich den gesamten Tag, dieses Theater und alle dort gefallenen Worte heute am liebsten schlicht nur vergessen und begraben und auf ewig aus meinen Gedanken verbannen." Diese Thematik nicht weiter zu vertiefen und zum Teil ihrer Unterhaltung zu machen, das käme dem Iulier da folglich nur recht.


    "Was mein 'Geheimnis' anbelangt..." Dives stockte und musste schlucken. Denn nicht im geringsten, da war er sich sicher, könnte sich die Quintilia vorstellen, wie es dem Iulier mit diesem Verrat erging. Niemand könnte sich das in Gänze vorstellen - niemand bis auf Dives selbst. Denn nur er hatte sein Leben gelebt und all jene Erfahrungen gesammelt, die ihn heute prägten und ausmachten und ihn mitunter auch fühlen ließen, was er fühlte. Dennoch ging er letztlich nicht weiter ein auf diese Feinheit, sondern konzentrierte sich stattdessen auf das Wesentliche. "Ich bin froh und mehr als das noch dankbar, dass du einen solchen gütigen Blick auf diese Sache hast. Denn obgleich ich mir nicht sicher bin, inwieweit es meiner Frau am Ende wirklich nachhaltig schaden würde" Vermutlich würde sie sich selbst ganz erschrocken geben, sich distanzieren und scheiden lassen und sich als Ritterin, die sie mittlerweile war, einfach einen neuen, vermutlich einflussreicheren Gatten suchen. "so wäre mein Ende mit Bekanntwerden dieser Sache wohl ziemlich sicher besiegelt. Deshalb danke ich dir, Quintilia, für deine liberale Einstellung und tolerante Haltung - und deine versprochene Verschwiegenheit selbstredend." Mit einem vorsichtig dankbaren Lächeln blickte Dives zur Quintilierin.


    "Denn in der Tat weiß ich dieser Tage doch kaum noch, wem ich nach diesem Verrat überhaupt noch irgendwie trauen kann.", sprach er nach kurzer Zäsur weiter. "Denn es gab einst eine Zeit, sollst du wissen, in der ich hunderte Tempel aus teuerstem Marmor und feinstem Edelholz, ausgestattet mit Kultbildern aus Gold und Elfenbein, hätte für einen einzigen Menschen errichten lassen." Dass dies eine Übertreibung war, da er sich - obgleich er alles andere als am Hungertuch nagte - keine einhundert derartigen Tempelbauten leisten könnte, musste er wohl nicht explizit ausführen. Dass er jedoch tatsächlich einst einen Tempel zu Ehren des Iuppiter Serapis in etwa diesem Sinne in Auftrag gegeben hatte, verschwieg er jedoch ebenfalls. "Von ausgerechnet jenem Menschen nachfolgend ohne jede Vorwarnung in dieser üblen Form hintergangen und verraten zu werden... das veränderte nicht nur meine Haltung gegenüber diesem Menschen auf das Grundlegendste. Es veränderte auch meinen Blick auf meine Umgebung." Der Iulier lächelte betrübt. "Leider."

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  • Schweigend hörte Valentina ihrem Gegenüber zu. Er hatte sie ausreden lassen nun war es ihre Pflicht das ebenfalls zu tun. Er erwähnte die Gründe warum er damals im Theater solche harten Worte gefunden hatte und kurz musste die junge Quintilia tatsächlich überlegen, dann fiel es ihr wieder ein. Ihre Nichten hatten ihr von dem Gerücht erzählt, ja man sagte, dass die Tochter von Dives hier mit einem Soldaten erwischt worden wäre. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Frauen gab sie nicht viel auf solche Tratschereien. Vielleicht weil sie schon das ein oder andere mal selbst Opfer solchen Tratsches geworden war. Doch sie verstand, dass es Dives diesbezüglich über reagiert hatte, war es doch tatsächlich nicht ganz in Ordnung gewesen, dass man ihn zu dritt überfiel. Wobei Valentina auch nicht wusste, dass Borkan dabei war. Als Dives dann allerdings meinte er würde den Tag gerne vergessen nickte sie leicht als Zeichen, dass sie dies somit tat.


    Es ging weiter damit, dass selbst ihr Gesprächspartner hier davon ausging, dass sich seine Frau sicherlich über die Enthüllung seines Geheimnisses hinwegsetzen würde. Obwohl Valentina in ihrer Naivität nicht ganz davon ausgehen konnte, dass ihr das so gar nicht ausmachen konnte, sah sie nur kurz zur Seite weg, war das doch genau das Bild, dass sie von Fausta hatte. In ihrer Welt gab es offensichtlich nur sie und sonst niemanden. Dennoch schwieg sie auch jetzt, denn sie wollte einfach keine Zeit und ihren Atem nicht damit vergeuden über diese Person zu sprechen. Deswegen hatte sie Dives nicht angesprochen.


    Dann erzählte Dives ihr von seinem gebrochenen Herzen und ohne, dass Valentina groß etwas dagegen tun konnte hatte sie Mitleid mit dem Mann ihr gegenüber. Sie war diejenige, die denjenigen heiratete, von der Iulier hier sprach. Kein Wunder, dass er sie nicht leiden konnte. Ach, wie geschickt die Götter manche Fäden doch sponnen. Da begegneten sich zwei Menschen die sich nicht leiden konnten obwohl sie sich nicht kannten und das nur weil die jeweils andere Person mit jemandem zusammen war, der einem schon Leid zugefügt hatte. Es musste etwas schlimmes zwischen den beiden Männer vorgefallen sein, denn Valentina war sich sicher, Serapio hätte all das nicht einfach so weggeworfen. Doch sie würde nicht fragen, weder Dives hier noch Serapio. Je weniger sie wusste umso besser war es vermutlich. Sie senkte nur etwas betreten den Blick als sie hörte was ihr Gegenüber alles getan hätte und lächelte verlegen. Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, dass Serapio das herzlos weggeworfen hatte.
    Respektvoll wartete Valentina bis eine kleine Gruppe an ihnen Vorbeigegangen war und erst als diese außer Hörweite waren, richtete sie ihre Worte wieder an Dives.
    "Es bedeutet dir sicherlich nicht viel, doch was zwischen dir und meinem Verlobten vorgefallen ist, tut mir leid. Niemals sollte eine Liebe so unschön enden." Kurz wurde ihr Blick etwas glasig, erinnerte sie sich doch an den unschönen Brief, den ihr ein einstiger Geliebter erst vor kurzem geschrieben hatte und in Valentinas Universum hatte dies die gleichen Ausmaße. "Und ich kann auch verstehen, dass du eine andere Sichtweise auf die Dinge hast. Ich werde auch die die Letzte sein, die in dieser Hinsicht versucht irgend etwas zu unternehmen. Das steht mir gar nicht zu. Alles was ich wollte war dir zu versichern, dass ich nicht zu deinen Feinden gehöre. Ich bekomme durch diese Hochzeit Zutritt zu einer Welt, die ich so nie erreicht hätte und wie du dir sicherlich denken kannst, ist es auch für mich nicht ganz umsonst. Diese Tempel bleiben für mich Luftschlösser." Sie sah Dives an und lächelte leicht. Serapio und sie waren Freunde, ja mehr noch sie liebte ihn und er sie sicherlich auch, so wie er sie behandelte und sicherlich würde er ihr diesen Tempel bauen mit all der Ausstattung die der Iulier ihr da eben aufgezählt hatte. Aber die Leidenschaft dahinter mit der Dives gerade die Steine aufeinander gestapelt hatte, die würde es nicht geben.

  • Sim-Off:

    Mea culpa.


    Der Iulier schwieg, während es anhand ihrer Worte und ihres Blickes wohl offensichtlich war, dass die Quintilierin Mitleid mit ihm empfand. Da hatte er scheinbar deutlich mehr gesagt, als er ihr gegenüber hätte preisgeben dürfen. Denn nicht, dass sie nicht eh bereits mehr wusste, als gut für Dives war. Jetzt hatte er offenbar auch noch den Eindruck bei ihr hinterlassen, derart schwach zu sein, dass man Mitleid mit ihm haben musste. - Es schien, als kämen Vorurteile letztlich eben doch nicht immer von ganz ungefähr. Ein wunderbares Eigentor hatte er sich da geschossen...


    "Ich...", begann er nach längerer Stille und musste sich kurz räuspern. "Ich versichere dir, Quintilia, ich sehe auch keinen Feind in dir oder hege irgendeine tiefe Abneigung gegen dich. Es fällt mir lediglich schwer" Und das war noch optimistisch ausgedrückt. "dir neutral und ganz vorurteilsfrei gegenüberzutreten und so zu tun, als wüsstest du nicht, was du weißt; und als wärst du nicht diejenige, mit der man - ohne dass du etwas dafür könntest - mein Vertrauen missbrauchte.", legte er ehrlich dar. "In der Tat wäre mir sogar nichts lieber, als unsere Bekanntschaft heute dort fortzusetzen, wo sie einst bei einer Cena in der Casa Germanica vor Jahren endete. Doch wie auch du vermutlich stets auch den Ehemann Faustas in mir sehen wirst, werde auch ich bei jeder unserer Begegnungen wahrscheinlich nie in voller Gänze ausblenden können, was zwischen jener Cena in der Casa Germanica und dem heutigen Tage alles passierte." Ihrer versöhnlich scheinenden Grundhaltung entsprechend war dies vermutlich kaum die Antwort, welche sich die Quintilierin von Dives erhofft hatte. Doch hätte er lügen und ihr etwas vormachen sollen, nur um sogleich bei nächster Gelegenheit zu beweisen, dass er nicht dazu imstande wäre, ein falsches Versprechen zu halten?


    "Jedoch wäre ich sehr gewillt, so du ebenfalls dazu bereit wärst, zu VERSUCHEN, die unschönenen Begebenheiten unserer Vergangenheit ruhen zu lassen und uns stets zumindest neutral gegenüberzutreten." Er sprach es bewusst nicht aus, um keine falschen Hoffnungen zu wecken. Doch mitunter wäre dies auch ein Weg, irgendwann an einen Punkt zu gelangen, an welchem man das Geschehene vielleicht nicht vergaß, es jedoch selbst im Angesicht des jeweiligen Gegenüber komplett zu verdrängen imstande wäre. "Denn ich kann erwähntermaßen nicht so tun, als stünde nicht das geringste zwischen uns. Jedoch können wir gemeinsam versuchen, eine Brücke zu bauen über die zwischen uns stehende Vergangenheit. Ich wäre dazu bereit und biete dir in diesem Sinne vor diesem Tempel der Fortuna meine Hand.", bot der Iulier seine rechte Hand an. Die Symbolik dabei wäre wohl eindeutig, war doch ein Handschlag nicht weniger als eine erste schmale Brücke, welche für den kurzen Augenblick ihres Bestehens die Quintilierin mit Dives verbinden würde.

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  • Sim-Off:

    Kein Problem!


    Mit der Stille, die zwischen ihnen entstand, konnte Valentina nichts anfangen. Sie nestelte etwas unbeholfen an einer Falte ihres Gewands herum, während sie darauf wartete, dass ihr Gegenüber etwas sagte. Als sie dann hörte, dass sie immer diejenige sein würde, die das Geheimnis wusste, nickte sie schweigend. So war es dann wohl. Obwohl sie überhaupt nichts dafür konnte und nicht darum gebeten hatte zu erfahren, was sie nun einmal wusste und noch nicht einmal versucht hatte einen Vorteil daraus zu ziehen, würde der Mann vor ihr nie ohne Vorurteile sein. Doch wer war sie, den ersten Stein zu heben? Schließlich hatte sie selbst gerade zugegeben, dass er auf immer und ewig Faustas Mann sein würde. Und das in doppeldeutiger Hinsicht. Einmal natürlich auf dem Papier und vor den Göttern und einmal das was besagte Person für sie ganz speziell war.


    Ihre Erinnerungen flogen zurück an den Tag, als sie den Iulier kennen gelernt hatte. Ja, da sah die Welt noch anders aus, da war sie die Verlobte eines anderen Mannes und würde jetzt sicherlich schon dessen Kind unter dem Herzen tragen, wenn sie es nicht sogar schon zur Welt gebracht hätte. Sie wäre jetzt Mitglied in einer anderen Familie und man müsste diese Unterhaltung hier sicherlich nicht führen. Nicht auf diese Art und Weise. Doch die Schicksalsgöttin hatte etwas anderes für sie bestimmt gehabt. Kein Kind, nicht diese Familie und dafür einige Zwischenfälle mehr. Valentina war immer noch davon überzeugt, dass sie all das hatte bezahlen müssen, weil sie früher so ein rebellisches Mädchen war. Sie hatte mit ihrem Bruder gebrochen weil der nicht mit der Wahl ihrer ersten Liebe zufrieden war und bestimmt hatten die Götter das nicht übersehen. Aber jetzt, jetzt hatte sie ihre Schuld sicherlich abgearbeitet und durfte glücklich werden. Was nicht die Freundschaft zu ihrem Gegenüber miteinschloss.


    Als Dives weitersprach, sah sie wieder zu ihm und es war in der Tat mehr als sie zu hoffen gewagt hatte. Neutral wollten sie miteinander umgehen. Ja das wäre sicherlich das Beste. Man konnte nichts erzwingen. „Danke für deine Offenheit.“ Keinen Moment zögerte die junge Quintilia die Hand zu ergreifen, die ihr gereicht wurde.
    „Und natürlich ist es auch mein Wunsch diese Brücke zu bauen. Eine Brücke über all das was zwischen uns vorgefallen ist und vielleicht ist sie eins Tages so hoch, dass wir die Trümmer, die darunter liegen, gar nicht mehr sehen.“ Gut gemeint, zog sie einen Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben und blickte zu Dives auf.

  • "Das, in der Tat, wäre schön.", stimmte Dives den Worten des Quintilia nickend zu und versuchte sich ebenfalls in einem vorsichtigen Lächeln. Dann wandterte sein Blick weiter zum Tempel. "Ja, bei Fortuna, das wäre schön. Möge sie diesen unseren Willen erhören und als Schicksalsgöttin und Göttin des gelenkten, des bewussten Zufalls ihre schützende Hand halten über unser gemeinsames Vorhaben. Möge sie zum symbolischen Stützpfeiler unserer Brücke werden.", erschien es dem Iulier nur richtig, nach diesem zufälligen Aufeinandertreffen vor dem Tempel der Zufallsgöttin ebenjene zur Patronin über ihr weiteres Verhältnis zueinander zu erheben. "Ich bin mir sicher..." Kurz sah Dives leicht fragend zur Quintilierin. "...ich bin mir sicher, wir werden beide gemeinsam ein großes, üppiges Opfer darbringen, sollte diese sinnbildliche Brücke zwischen uns einst vollendet sein.", sprach er hier kurzzeitig für sie beide, bevor er in den Singular zurückkehrte. "Do ut des." In der Hoffnung, dass sie diese letzten Worte ebenfalls sprach und damit einem gemeinsamen Versprechen an die Schicksalsgöttin zustimmte, blickte Dives erwartungsvoll auf die quintilischen Lippen.


    Im Anschluss an diesen Part war aus Sicht des Iuliers für den Augenblick alles gesagt, was sie einander derzeitig zur Verbesserung ihres unglücklichen Verhältnisses sagen konnten. Entsprechend leitete er nachfolgend nun allmählich den Abschied ein.
    "Nundenn. Ich möchte dich nicht länger aufhalten.", kam es ihm zunächst etwas hölzern und steif und wohl auch ein wenig zu direkt über die Lippen. "Jedoch bin ich ehrlich froh, dass wir einander hier und heute begegnet sind und uns einmal ruhig etwas auszusprechen in der Lage waren.", versuchte Dives folglich im Nachsatz zu retten, was zu retten war. Noch einmal streckte er ihr anschließend die Hand aus - diesmal zum Abschied.

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  • Als der Iulier den Kopf hob und zum Tempel emporblickte, folgte auch Valentina seiner Geste und war wieder einmal beeindruckt wie klug man Worte wählen konnte. Sie wäre dazu nicht in der Lage, weswegen sie ihr Opfer dort im Tempel auch durch einen Priester hatte abhalten lassen. Sie war sich sicher, Dives würde so etwas nicht nötig haben.
    Dann aber bemerkte sie seinen Blick auf sich ruhen und beeilte sich auch ihn wieder anzusehen. Feierlich sprach er die römische Rechtsformel für gegenseitige Verträge aus und Valentina wiederholte diese Worte mindestens ebenso feierlich. Sie fühlte sich sehr erleichtert und war sogar etwas stolz auf sich, dass sie den Mut gefunden hatte so offen und ehrlich mit dem Mann vor ihr zu sprechen. Seit der Verlobungsfeier hatte sie immer wieder an das Zusammentreffen denken müssen und es war nicht schön gewesen. Nun konnten ihre Gedanken diesbezüglich leichter werden.


    Der Abschied wurde eingeleitet und Valentina hätte fast das Gegenteil behauptet, nämlich, dass der Iulier sie nicht aufhielt, doch im letzten Moment konnte sie sich gerade noch zurückhalten. Der Mann wollte gehen! Zum Glück schob er noch ein paar versöhnliche Worte hinterher und nun nahm Valentina die gereichte Hand schon mit einem viel besserem Gefühl entgegen. „Auch ich bin sehr froh darüber, dass unsere Wege sich hier und heute gekreuzt haben.“ Die Hand noch einen kurzen Moment festgehalten, den Blick des Gegenübers gesucht und offen erwidert, dann stieg Valentina die Treppen weiter nach unten um bald in dem geschäftigen Treiben, auf einer der vielen Straßen Roms, zu verschwinden.

  • "Vale.", gab Dives der Quintilia, der er hier so unverhofft begegnet und über den Weg gelaufen war, noch mit auf den Weg. Anschließend dauerte es nicht lang, da war sie wieder verschwunden inmitten der vielen tausend Menschen, die Roma bevölkerten.


    "Nundenn.", sprach der Iulier hernach zu sich selbst und gab sich einen Ruck. Er war schließlich gekommen, hier und heute der Fortuna ein Opfer darzubringen und sie darum zu bitten, die divitischen Bemühungen um eine Berufung in den Senat anzuerkennen und zu unterstützen. Er war gekommen, um sich des göttlichen Beistands für dieses Vorhaben zu versichern. Entsprechend also galt es nun, das geplante Opfer endlich auch darzubringen. So verschwand der gewesene Quaestor kurz darauf also im Innern des Tempels und tat, weswegen er hierher gekommen war - nicht ohne einen gewissen Erfolg, wie sich später wohl herausstellen sollte...




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  • Es waren Matralia! Und Axilla durfte zum ersten Mal in ihrem Leben daran teilnehmen! Sie war so freudig aufgeregt, dass sie mehr strahlte als der kleine Lucullus, den sie fröhlich auf ihren Armen wippte.
    Viele Frauen waren gekommen, und fast alle hatten die kleinen Kinder aus ihrer Verwandtschaft mitgebracht und trugen sie auf den Armen. Die meisten von ihnen waren “echte“ Tanten und die Kinder auf ihren Armen die Kinder ihrer Schwestern. Aber Axilla hatte keine Geschwister, weder männlich noch weiblich, und außer ihr und Serrena hatte bislang niemand in der näheren Verwandtschaft in Rom Kinder bekommen. Und damals war Axilla noch nicht verheiratet gewesen – im Gegensatz zu jetzt. Wenngleich nur auf dem Papier, aber immerhin. Das war es, was zählte. Da es ihre zweite Ehe war, durfte sie der Statue der Göttin zwar keinen Kranz aufsetzen, aber darauf war sie ohnehin nicht so wild. Axilla genügte es vollkommen, teilnehmen zu dürfen.
    Und dann auch noch mit Lucullus! Axilla liebte Avianus' kleinen Sohn, als wäre es ihr eigener. Manchmal musste sie sich direkt zurücknehmen, wenn sie ihn doch einmal im Haus weinen hörte, dass nicht sie zu ihm ging, um ihn zu beruhigen und für ihn zu singen, sondern Sibel. Axilla wollte sich ja nicht in deren Erziehung einmischen, sie selbst hatte die vielen guten Ratschläge, als ihre Kinder klein waren, geflissentlich ignoriert und weggelächelt, egal, wie nervig sie auch waren. Sie wollte ihrerseits nun nicht die nervige Verwandte sein, die dieselben Fehler machte. Aber manchmal überkam es sie halt doch, und sie schlich noch einmal leise in Lucullus Zimmer, einfach, um ihm beim Schlafen zuzusehen und zu sehen, dass alles in Ordnung war. Oder sie setzte sich zu ihm mitten auf den Boden und spielte mit ihm. Und wann immer etwas war, dass Sibel doch mal etwas für sich tun musste – baden beispielsweise – bot sie sich ganz selbstverständlich an, auf den Kleinen aufzupassen. Axilla liebte den Jungen wirklich.


    Und heute dieser Festtag war quasi wie für sie gemacht. Auch wenn sie nicht wirklich Lucullus' Tante war, so war sie doch seine nächste, weibliche Angehörige. Sibel hatte ja keine Geschwister, von denen sie wussten, die diese Aufgabe übernehmen hätten können. Abgesehen davon, dass selbst WENN sie Geschwister hätte, diese wohl kaum ehrbare römische Matronen waren.


    Lucullus durfte also den Opferkuchen halten, während sie Lucullus hielt und davon abhielt, den Opferkuchen zu essen. Immer wieder erklärte sie ihm geduldig, dass der doch für die Göttin sei, und zeigte ihm dann die vielen anderen Kinder, die auch nicht die mitgebrachten Opferkuchen aßen. Vielleicht hätte sie doch eher Blumen als Opfer mitnehmen sollen.
    Aber dann ging das Ritual dann auch schon los. Als Frau eines Ritters durfte Axilla weit vorne stehen, gleich hinter den Frauen der Senatoren – von denen es nur wenige gab, die meisten Senatoren-Gattinnen waren im Alter ihrer Männer und hatten in der Verwandtschaft auch keine kleinen Kinder mehr, von denen sie die nächsten, weiblichen Verwandten waren. So konnten Axilla und Lucullus gut sehen, wie die zum Zwecke des Rituals ausgewählte Sklavin – die Einzige, die heute den Tempel der Fortuna und Mater Matutis betreten durfte – in den Tempel trat. Kaum dort angekommen, trat auch schon ihre heutige Anführerin, die junge Frau eines noch recht jungen Senators, die mit diesem in erster Ehe verheiratet war, vor und versperrte der Sklavin den Weg. Laut forderte sie sie auf, zu verschwinden, und gab ihr eine schallende Ohrfeige. Bestimmt tat die auch wirklich weh, so wie es geklatscht hatte, aber auch sonst wäre die Sklavin wohl der Zeremonie gefolgt. Sie beugte sich, hielt sich die Wange und floh unter den Beschimpfungen der versammelten Tantenschaft aus dem Tempel. “Verschwinde!“, rief Axilla mit den anderen Frauen, wenngleich ihr die Sklavin schon etwas leid tat. Aber das gehörte eben zum Ritual dazu.


    Und dann gingen die Opfergaben auch los. Jede Frau der Reihe nach warf ein paar Körnchen Weihrauch in eine Räucherschale. Nicht viel, nur ein, zwei Steinchen. Immerhin warteten noch dutzende Andere darauf, es ihnen gleich zu tun, und niemand wollte den Tempel ausräuchern. Dann wurde mit dem Gebet das Opfer dargebracht und für die Gesundheit der Neffen und Nichten gebetet.
    Schließlich war auch Axilla an der Reihe, warf zwei Körnchen Weihrauch in die Schale, wartete auf deren Aufflammen, und fing an zu beten.
    “Oh Mater Matuta, große Mutter! Mater Matuta, Beschützerin der kleinen Kinder! Mater Matuta, morgendliche Mutter! Vor dir steht Axilla aus dem Hause Iunia mit ihrem Neffen Lucius Lucullus! Oh glorreiche Mutter, segne Lucius Lucullus mit deiner göttlichen Macht. Halte alles Unglück, alle bösen Geister und alle Flüche, die sein Leben belasten wollen, von ihm fern und wehre sie ab! Lass sämtliche Krankheit an ihm vorübergehen und lass ihn wachsen zu einem großen, starken und ehrenvollen Mann! Schenke ihm Gesundheit, Freude, Liebe und ein langes Leben! Darum bitte ich dich. Als Dank geben wir dir diesen Opferkuchen, noch frisch und warm.“
    Axilla zeigte Lucullus, wo er den Opferkuchen hinlegen sollte. Noch war der Haufen der Opfergaben übersichtlich, aber bis alle Frauen vorgesprochen hatten, würde es ein großer Berg sein. Zwar gab Lucullus das Brot nur etwas widerwillig her, aber schließlich lag es auf dem Altar der Göttin. “Oh große Mater Matuta, segne Lucullus, und wache über meine Kinder, auf dass wir dir auch die nächsten Jahre für deinen Segen viele Opfer darbringen, zum Zeichen deiner Güte, Macht und Herrlichkeit.“ Und mit einer Drehung nach rechts waren sie auch schon fertig, und die nächste Tante war an der Reihe, für ihre Neffen und Nichten zu beten.

  • Lucius hatte die Absprachen mit der Aeditua die hier ihren Dienst versah natürlich schon weit im vorhinein getroffen. Er war als Mitglied des zweit höchsten Priestercollegium natürlich mit den Abläufen vertraut und da er ja auch recht häufig opferte war es auch ein bisschen Routine. So stand er mal wieder vor einem der großen Tempel in Rom begleitet von seinen Kindern und Verwandten. Das Tier war ausgesucht und natürlich handelte es sich um ein weibliches weißes Tier, heute war es ein Lamm das schön geschmückte war. Er selbst trug wie bei diesen Gelegenheiten wieder eine weiße Toga und natürlich waren er und seine Verwandten barfuß gekommen.


    Am Tempel angekommen war die rituelle Reinigung natürlich erst mal einer der wichtigsten Punkte. Denn Reinheit war wichtig bei einem Opfer. Lucius wusch sich also Hände und Füße an einem der Becken die es zu diesem Zweck am Tempel gab. „Möge dieses Wasser alle Unreinheit von meinem Körpern waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So sei es. “ Sprach er als er sich das Wasser auf Hände und Füße goss und sich mit den Händen abrieb.


    Nach dem die Reinigung abgeschlossen war sah er sich um ob auch seine Verwandten die Reinigung abgeschlossen hatten. Als auch das geschehen war konnte man zum inneren des Tempels aufbrechen. Er zog sich nun einen Teil seiner Toga über den Kopf der ihn in den Augen der Unsterblichen als Opferherr ausweisen würde. Dann schritt er mit seinen Kindern, Ministri und verwandten in das Innere des Tempels. Wie in jedem Tempel war es drinnen recht duster aber daran gewöhne man sich. Lucius hielt einige Schritte vor dem Kultbild an. Er selbst sah mit geschultem Blick ob das die Aeditua alles hatte vorbereiten lassen. Vor dem Kultbild stand der foculus um die Gaben des Voropfers aufzunehmen. Und da hier heute ein Senator opferte war alles leergeräumt und vorbereitet worden. Ein Ministri reichte ihm den Weihrauch und Lucius streute den Weihrauch in eines der Kohlebecken woraufhin sich schnell der Wohlgeruch ausbreitete den die Götter so liebten.
    Schwaden von Weihrauch die sich von dem Kohlebecken her ausbreiteten fächelte sich Lucius mehrere Male mit beiden Händen über den Kopf. Dann begann er und stand nun mit den Handflächen nach oben da und begann das anfangsgebet an Janus. „Vater Ianus, durch das Opfern des Weihrauches bete ich ein gutes Gebet. Ich bin Lucius Iulius Centho nimm meine Weihrauchgabe an und öffne die Tore zum Olymp. Damit die Göttin Fortuna mein Gebet erhören kann.“ Dann drehte er sich nach rechts um das Gebet abzuschließen.


    Dann wurden ihm die üblichen kleinen Kuchen und Wein gereicht, die er erst vor dem Standbild der Göttin erhob um sie der Göttin zu präsentieren. Danach Legte er die Gaben wie üblich auf den foculus um die formal der Göttin zu übergeben. „Göttlich Fortuna Herrin des Glücks und des Erfolges höre mein Gebet. Diese Gaben sollen dich gnädig stimmen auf das Du wohlwollend mein Opfer annehmen wirst.“ Sprach er und wand sich nach rechts um das Gebet zu beenden. Draußen am Altar würde er die Göttin noch mal explizit um einen Erfolg bitten.



    Nach dem Voropfer trat der Senator der mit dem bisherigen Verlauf zufrieden war nach draußen ins Freie . Draußen warteten schon die mitgekommenen Sklaven der Iulischen Villa die das Opfer begleiteten.


    Wie immer waren auch Flötenspieler organisiert worden die der ganzen Sachen nun den nötigen Rahmen gaben. In einer Prozession in der, der das weise Lämmchen nur leicht an einem Stricken geführt werden musste bewegten sie sich zum Altar. Alle Teilnehmer Sowie das Opfertier wurden auf dem Weg mit Wasser bespritz und so symbolisch gereinigt.


    Sim-Off:

    Wie immer ist Familie und vor dem Tempel jeder eingeladen der zuschauen will.

  • Manius konnte wie der Rest der Familie ein solches Opfer nicht schwänzen und das hätte er sich auch nicht getraut. Er mochte ja vieles sein aber die Götter fürchtete er wie alle anderen auch.
    Er war also mit der Familie in weißgekleidet und Barfuß in einer kleinen Prozession wenn man so wollte hier her zum Tempel der Fortuna gekommen. Fortuna war für jeden eine Göttin die man sich wohlgesonnen machen sollte. Nicht nur das Glück sondern auch der Erfolg hingen von dieser Göttin ab und grade bei einer Wahl war ja der Erfolg etwas Wesentliches. Wie sein Vater reinigte auch er sich an einem der Becken vor dem Tempel. „Möge dieses Wasser alle Unreinheit von meinem Körpern waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So sei es.“ Murmelte er da bei wie es alle taten die rituelle Formel.


    Danach ging es für ihn etwas ruhiger weiter denn heute hatte er nicht so viel zu tun. So folgte er seinem Vater neben seiner Schwester erst mal ins Innere des Heiligtum. Ah Weihrauch schon als Kind hatte er den Geruch gemocht. Er lies seine Gedanken etwas schweifen als sein Vater das Voropfer vollzog. War aber nicht so abgelenkt das es das Missfallen der Göttin erregen könnte. Denn seine Gedanken drehten sich auch um die Göttin und ob sie ihm wohl auch der einst das Glück und den Erfolg anweisen würde. Als die Gaben übergeben und das Gebet gesprochen waren war auch hier in sicherer Handhabung das Voropfer vollzogen. Es war schon immer so das es grade zu solchen Gelegenheiten wie der Wahl so intensiv geopfert wurde. Da hier aber nichts mehr für ihn zu tun war folgte er seinem alten Herren nach draußen und wurde wie der Rest von Helfern mit Wasser bespritzt. Er Folgte seinem Vater und nun hörte man auch wieder die Flötenspieler die immer eigens dafür angemietet wurden. Parktischer weiße konnte man das immer gleich mit dem zuständigen Priester absprechen und so waren es fast immer die selben Musiker

  • Aviana würde schon aus der würde ihres neuen Priesteramt niemals ein solches Opfer verpassen. Hinzu kam das ihr ihre Tätigkeit natürlich in den letzten Wochen und Monaten schon eine gewisse Sicherheit gegeben hatte. Auch sie trug wie der Rest schlichte weiße Kleidung nur das sie heute die Harre offen trug.
    Am Tempel reinigte auch sie sich um die nötige rituelle Reinheit für das Opfer für sich herzustellen. Sie verspürte diese seit sie im Dienst der Juno deutlich intensiver. Aviana wusch sich an einem der Becken Hände und Füße. „Möge dieses Wasser alle Unreinheit von meinem Körpern waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So sei es. “ Sprach sie die Formel bevor sie ihrem Vater in das Innere des Tempels folgte.
    Das Voropfer hatte ihr sehr gut gefallen. Ihrem Vater merkte man einfach an das er die Rituale schon seit Jahren ja Jahrzehnen vollzog. Alles war einstudiert alles war wie ein Ablauf der sich wie ein goldener Faden der durch das Voropfer. Sie hoffte das sie selbst auch mal so erfahren und so sicher wie er es wahr.


    Ihrem Vater folgend verließ sie das Innere des Tempels in Richtung Opferstätte. Die nötige Musik wurde gespielt und so war sie etwas schwelgen in der Musik während sie mit Wasser bespritzt wurde und nun auf den Fortgang des Opfers wartete.

  • Der Herold trat nun auf und rief mit lauter Stimme, "favete linguis!" so das sich auf dem Vorplatz doch die wohl bekannte relative Ruhe einstellte. Die Flöten,- und Doppelpfeifenspieler spielten eine bekannte Melodie und das war alles das man hören sollte.


    Lucius ging routiniert weiter in seinem Ablauf und war nun direkt am Altar angekommen. Es nun war es Zeit das er an die Göttin wand und die rituelle Darbringungsformel sprach. Er drehte wieder die Hände nach oben um nun das Tier der Göttin zu weihen. „Göttliche Fortuna, demütig bitte ich dich erhöre mein Gebet. Ich Lucius Iulius Centho Sohn des Tiberius Iulius Maxentius bringe Dir dieses Opfer da. Dir die Du über Erfolg und Glück entscheidest. Opfere ich heute dieses schöne weiße Lamm. Ich bitte dich verleihe mir Erfolg und Glück bei der nächsten Wahl. Ich werde Dir ein Dankopfer darbringen wenn du mir den Erfolg verleihst. Mögest du mein Opfer wohlwollend annehmen.“ Damit hatte er das Tier der Göttin geweiht und versprochen weitere zu opfern. Er drehte sich nach bekanntem Ritus nach dem Gebet nach rechts. Einer der Ministrii kam um ihm eine Schüssel zu reichen er würde sich noch mal mit der Handwaschung reinigen. Dann wurde ihm das traditionelle das mallium latum gereicht. Nach dem die Handwaschung abgeschlossen war kam ein weiterer Helfer kam und reichte ihm die Mola salsa die Atrium Vestae geholt worden war. Er nahm die Mischung und rieb etwas auf die Stirn des Tieres und streute etwas über den Rücken des Lamms.


    Dann lies er sich das culter geben. Zum Schluss strich er dem Tier langsam mit dem Messer vom Kopf bis zum Schwanz. Er reichte dem victimarius das Messer zurück dann trat er einen Schritt vom Opfertier zurück. Dann kam die Frage des victimarius sicher ein geübter Mann in diesen Dingen. Denn dieser tat das sicher beinahe Täglich oder zumindest sehr oft könnte man behaupten. Mit geübtem Griff und dem entsprechender Leichtigkeit hielt er das Tier und zog das Maul nach oben so das der Hals frei lag. „Agone? “ Mit einem Nicken bestätigte Lucius und sprach das Wort das für das Opfertier immer das Todesurteil bedeutete. „Age!“ Das junge Lämmchen starb binnen Sekunden als die Klingen durch seinen Hals fuhr. Auch wenn es im Todeskampf gezuckt und gebebt hatte. Doch so kleine Tieren konnten immer durch den Schlachter leicht festgehalten werden. So das es nicht aussah als würde das Tier ausbrechen oder ähnliches.

    Ein Helfer kam sogleich um eine Teil des Blutes aufzufangen. Ein Weiterer würde die Organe in einem weiterem Gefäß auffangen wenn die Schlachtung so weit war das man zur Eingeweideschau übergegen konnte. Als die Eingeweide ausgenommen waren brachte er diese in einem großen Bottich auf den Altar. Lucius der diese übernehmen würde da er einiges an Erfahrung in dem Bereich hatte, untersuchte die Leber des Lamms. Er hatte selten eine so schöne Leber gesehen und verkündetet so gleich. „Litatio!“ Der Helfer mit der Schale mit dem aufgefangenen Blut kam und strich Lucius dann einen Teil des Blutes über Gesicht und Stirn. Dann schritt er die fordere Reihe der Zuschauer ab und besprengte die Menge in dem er immer wieder eine kleinen pinsel eintauchte und damit die Menschen bespritzte.

  • Anfangs hatte sie immer noch Mitleid mit dem Opfertier doch ein Geschenk an die Götter zu sein war schlicht wohl das größte das man als Lamm oder Zieglein erreichen konnte. Nicht das die Götter ein Lamm essen würden den die Götter brauchten kein Essen. Es ging den Göttern ehr um das Opfer an sich. Die Menschen gaben etwas das ihnen teuer war und das war es das die Götter wollten. Sie wollten das die Menschen ihnen bewusst etwas zum Geschenk machten.
    Ihr Vater ein alter Hase im Opfern wenn man so wollten, hatte sein Bittgebet an die göttliche Fortuna gesendet. Dann starb das kleine Lämmchen ganz schnell den Opfertod und sein Lebenssaft ergoss sich in die Schale.


    Erst als alles vorbei war wand sich Aviana an ihren Vater. „Die Göttin wird Dir sicher gewogen sein. Es war ein gutes Opfer Vater.“ Nicht das sie ihren Vater belehren wollte aber da sie nun selbst eine Priesterin war und nun öfter bei Sowas zusah konnte sie das wohl sagen.

  • Fein herausgeputzt in seiner Toga, den alten Haussklaven Aternas im Schlepptau, ging Titus zum Fortuna-Tempel. Das „stundenlange“ Falten legen hatte ihn sehr viel Geduld gekostet. Er bewegte sich so vorsichtig wie möglich, dass nichts verrutschte. Am Tempel bevor Titus nur einen Schritt hineingehen konnte rückte der Alte ihm noch einmal zu Leibe. „ Muss das sein? Es liegt alles wie vorhin.“ sagte Titus etwas widerwillig. „ Dominus, du gehst zum Tempel deiner Schutzgöttin. Du solltest sie als erstes mit deinem Aussehen würdigen. Dann mit deinem Opfer danken oder erbitten.“Als ob er das nicht selbst wüsste. Die Toga war mehr ein Krampf als ein angenehmes Kleidungsstück.


    Vor dem Tempel entledigte er sich seiner Caligae. Danach wusch er sich Hände und Gesicht. Einmal durchatmen, mit bedächtigen schritten ging er in das Tempel innere. Sein erster Besuch im Fortuna Tempel Rom‘s. Vor dem Altar bedeckte Titus sein Haupt mit einem Teil der Toga. Er nahm etwas Weihrauch aus einer Schale und streute es in das kleine Kohlebecken. Rauschschaden stiegen auf wurden dichter. Es roch deutlich nach dem verbrennenden Harz des Weihrauchbaumes. Mit den Handflächen nach oben richtete er seine Worte an die Göttin.


    „ Fortuna, du üppig Gebende, du unsichtbar Lenkende. Ich, Titus Annaeus Trabea danke dir für deinen bisherigen Schutz und bitte um weiteren Beistand in der Zukunft.“ Titus nahm den Krug mit dem Wein und goss ihn eine Schale.
    „ Fortuna Redux, ich danke dir für die glückliche Heimkehr zur Gens der Annaer in Rom.“ Ein handvoll Kekse fanden sich auf dem Altar ein.
    „ Fortuna Respiciens ich danke dir für die erste Aufgabe in Rom bei der Factio Praesina und bitte um Beistand bei ihrer Erfüllung.“ Blumen und klingende Münze wurden auf dem Altar platziert. „ Bitte nimm diese Gaben an.“


    Titus hielt kurz inne, drehte sich nach rechts und beendete sein kleines Opfer. Vor dem Tempel enthüllt er sein Haupt und zog seine calligae wieder an. „ Das war mein erster Besuch hier. Der Tempel ist sehr beeindruckend.“ Für Aternas ein alltäglicher Anblick. „ Warte, wenn du länger in Rom bist.“

  • Tiberios wurde am heutigen Tag neunzehn oder zwanzig Jahre alt, so genau wusste er es nicht, weil man seine Jahre nach dem aegyptischen Kalender gezählt hatte, und trat damit in das letzte Jahr eines ephebos, eines Jünglings ein. So viel er wusste, war sogar einst ein Horoskop für ihn gestellt worden, aber wie alles, was seine Jugend betraf, war es in Alexandria geblieben. Fast waren zwei Jahre seit seiner Ankunft in Roma vergangen, aber erst am heutigen Tag nahm er es auf sich, Fortuna, die zweifellos seine Wege behütet hatte, ein Opfer zu bringen.


    Da Tiberios keine römische Bürgerkleidung anlegen durfte, kleidete er sich mit einem Chiton und legte seine Bronzetafel ab. Auf dem Kopf trug er nach griechischer Sitte einen Kranz aus Olivenblättern. Bei sich hatte er einen polos, einen Opferkorb, der mit einem sauberen Tuch, einem Stück Weihrauch, Trauben, einem Krug Milch und Veilchen, deren Blau der Tyche zugeordnet wurde, bestückt war.
    Tiberios wußte, dass er niemals an einem Staatsopfer teilnehmen oder ein großes Tieropfer bringen durfte, doch wie ein bescheidener Privatmann ein unblutiges Opfer zu bringen, um Tyche zu danken, darin konnte er keinen Frevel sehen.


    Der junge Alexandriner suchte den Tempel der Fortuna auf, so hieß Tyche in Roma.
    Vor dem Tempel zog er seine Sandalen aus und wusch sich die Hände, aber er trug keine Toga, mit der er sein Haupt bedecken konnte.


    Tiberios war sich nicht sicher, ob er zuerst den italischen Gott Ianus anrufen sollte, wie es die Römer taten, doch da er auf italischem Boden stand, entschied er sich dafür:
    Vor dem Bild der Fortuna Omnia streute er sein Bröckchen Weihrauch in das Kohlebecken , hob beide Arme und sprach:
    „Pater Ianus, ich flehe dich an, mir die Tür zu öffnen. Ich bin gekommen, der großen Fortuna zu opfern.“
    Er ging rechts ab und legte dann das Tuch auf den Altar, darauf die Trauben und die Veilchen, und dazu stellte er den kleinen tönernen Krug mit Milch, den er geöffnet hatte.


    Wieder hob er beide Hände und betete mit gedämpfter Stimme:
    „O größte Tyche, komm Fortuna mit starkem gnädigen Geist und reicher Fülle, zu meinem Gebet geneigt. Ich bringe dir meine bescheidenen Gaben, um dich zu ehren. Weise hast du mich in meiner neuen Heimat geleitet und mir beigestanden.
    Diejenigen, die mir Böses wollten, hast du abgewehrt. Die mir Gutes wollen, hast du meinen Weg kreuzen lassen. Bitte behüte und leite mich weiterhin. Und schenke deine besondere Gunst meinen domini und allen Angehörigen der gens Furia.“


    Und dann vertraute er Fortuna an, wohin er hoffte, dass sein Stern ihn führen würde:
    „Ich bitte dich darum, von heute ab in zehn Jahren ein libertus zu sein.“, sagte er:
    "Dann werde ich dir ein weiteres Opfer bringen und es wird deiner Hilfe angemessener sein als das was ich dir heute geben kann.“
    Tiberios nahm die Hände herunter , nahm den Korb und ging mit gesenktem Haupt rechts ab. Wie ein Schatten huschte er aus dem Tempel. Er wollte keineswegs auffallen.


    Draußen blieb er stehen, atmete tief ein und überlegte. Es war wahr, was er der großen Fortuna gesagt hatte: Roma war ihm zur neuen Heimat geworden.
    Er sehnte sich nicht mehr nach Alexandria zurück, denn dort war niemand mehr, den er liebte.

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