Hauptverhandlung Imperium Romanum vs. Publius Aelius Hadrianus IUD IMP V/DCCCLV

  • Ich saß unter den Reihen der Zuhörer und betrachtete das Spektakel. Ich kam nicht umhin während des ganzen Procedere leicht zu schmunzeln.


    Mit einer Lapalie beschäftigte sich hier das Iudicium Imperatoris. Für eine Kleinigkeit wurde hier der göttliche Imperator herangezogen. Und das beste war selbstverständlich, dass der Angeklagte nichtmal in diesem Saal zugegen war.


    Ich musste sagen mit längerem Prozessverlauf, sympathisierte ich mit dem Angeklagten immer mehr. Was war schon daran an dieser Aussage ? Hunderte römische Männer würden so denken, und wohl insgeheim auch der Kaiser - wenn die Gerüchte aus dem Palatin wahr zu sein scheinen - aber dass wagte ich nichtmal zu denken.

  • Den Gefangenen in ihrer Mitte betritt ein Trupp Prätorianer die Basilica Ulpia. Sie blieben etwas abseits stehen und warteten. Hadrianus wurde von seinen Bewachern keine Sekunde aus den Augen gelassen, während zwei von ihnen seine Arme zusätzlich zu den Fesseln noch festhielten. Die Gelegenheit eines zweiten Fluchtversuchs sollte er nicht bekommen.


    Ein anderer Prätorianer trat vor und teilte einem der Gerichtsdiener die Nachricht von der Ergreifung des Publius Aelius Hadrianus mit, welcher sie an die Iudices weiterleiten würde.

  • Ohne für diesen Hadrianus Sympathie zu empfinden oder gar seine Worte zu befürworten, hielt auch ich diese Verhandlung für nichts weiter als ein Amüsement. Mit Sympathie hingegen verfolgte ich Meridius’ Zeugenaussage. Ich hatte lange gebraucht, um ihn schätzen zu lernen, wie eben jeder lange brauchte, um meine Sympathie zu erwerben. Besäße er sie inzwischen nicht ohnehin, dann spätestens nach seiner Aussage. Mehrfach musste ich schmunzeln.

  • Ernsten Blickes sah er zu dem Prätorianer.
    "Bringt ihn in Gewahrsam. Wir wollen nicht nach Urteilsverkündung nochmals nach ihm fahnden müssen."


    Dann wandte sich der Kaiser wieder dem Klagevertreter zu.
    "Der Zeuge Agrippa ist noch nicht in Rom. Möchtet ihr weiter auf ihn warten oder noch weitere Zeugen benennen?"

  • Aufgrund der Posse, die sich hier im Gerichtssaal abspielte, konnte ich mein Schmunzeln nicht mehr verbergen und auch die anderen Zuschauer schienen amüsiert über das, was sich hier ereignete.
    Als der offensichtliche Priester jetzt auch noch forsch sich gegen den Kaiser wandte, wechselten meine Blicke zum Imperator, der am Ende des Raumes auf einem erhöhten Podest saß. Würde der Kaiser diese Respektlosigkeit durchgehen lassen ? Wie würde er handeln ?


    Ein Nebenmann stupste mich an.


    "Stell dir vor, der Angeklagte soll doch tatsächlich ein Verwandter des Kaiserhauses sein, einer aus der aeliischen Sippe."


    Das verwunderte mich noch mehr. Konnte der Imperator nicht einmal in seiner eigenen Familie für Ordnung sorgen ?
    Ich zwinkerte meinem Nachbarn zurück.


    "Das kann ja heiter werden." ;)

  • "Das tut es bereits. Die Versammlung hier erfuhr soeben von einem Senator, daß deinen Worten keinerlei Bedeutung zugeschrieben wird. Lange bevor diese Verhandlung begann, spottete bereits ganz Rom über dich.
    Dein Gebahren, Hadrianus, ziemt sich nicht für einen Priester des Apoll. Du hast mich und das Collegium der Quindecimviri enttäuscht. Ich enthebe dich somit aus deinen Rechten und Pflichten als Sacerdos.
    Und nun gehe wie ein ehrenwerter Mann, ziehe diese Posse nicht weiter in die Länge."

  • Ein Raunen geht durch die Menge, als der Imperator seine Worte gesprochen hatte. Die Entscheidung des Kaisers kam unerwartet für die meisten und überraschend.
    Und ich dachte in mich hinein, dass ich mir wohl keinen besseren Tag hätte aussuchen können, um nach langer Abstinenz von Rom mal wieder über das Forum und die Basilica Ulpia zu spazieren.

  • Jetzt schien der Kaiser wohl vollkommen trunken ob seiner Macht zu sein.


    Mein Kaiser, erlaubt mir die bescheidene Bemerkung, daß nur das Collegium Pontificium mich meines Amters entheben darf. Sind Euch eure Berater so wichtig, daß ihr alles, was Sitten und Gebräuche betrifft, vergessen laßt? Darum wird mit man nicht über mich spotten, mein Kaiser, sondern über Personen, die sich über das alte Erbe unserer Väter hinwegsetzen und die sich der Lächerlichkeit preisgeben. Ist das in Eurem Sinne mein Kaiser? Denkt an Eure Ahnen und vor allem Euch! Schon so manchen trieb der Spott des Pöbels vom kaiserlichem Throne. Darum wacht endlich auf!

  • Mit stoischer Miene, man hätte es allerdings auch als versteinerten Gesichtsausdruck werten können, wohnte Quarto dem Schauspiel bei, das sich dem Gericht bot. Nur zu bewusst wurde ihm, dass die Verteidigung seines Mandanten in dessen Abwesenheit deutlich leichter gestaltet hatte.

  • "Schwätzer. Woher willst du wissen, daß das Collegium nicht schon lange deine Entlassung entschieden hat? Daß es nur auf den Ausgang dieser Verhandlung wartete?
    Ich spreche hier für das Collegium Pontificium, nicht du.


    Närrischer Aelier, entferne dich aus meinem Umfeld. Geh, und kehre nicht wieder zurück."

  • Ich wüßte nicht, mein Kaiser, daß ich vor dem Collegium geladen war und mir eine Anklage zugetragen wurde. Warum bin ich also gegen meinen Willen gefesselt hirherverschleppt worden? Was soll dieses ganze Schauspiel?


    Sim-Off:

    Ich kann nicht gehen, da ich imer noch gefesselt bin. BTW. ist der ganze Prozeß eine Farce, da ich für Worte angeklagt bin, die andere, sogar ausübten. Nebenbei wird dadurch ja erst deutlich, daß man nicht gegen die Geschichte spielen kann, da nunmal in diesem Fall der Kaiser sich gleich selbst ein Todesurteil wegen Freiheitsberaubung, Mord und dergleichen mehr ausstellen müßte. ;)

  • Crotilo nickte dem Kaiser bestätigend zu und salutierte. Dann gab er seinen Männern einen Wink und erneut packten diese den widerspenstigen Gefangenen an den Armen. Ohne auf seine etwaigen Proteste Rücksicht zu nehmen, trugen sie ihn kurzerhand aus dem Verhandlungssaal hinaus und machten sich auf den direkten Weg zur Castra Praetoria, in den dortigen Carcer.

  • Nun brach der Kaiser in leises Gelächter aus. Kopfschüttelnd erhob er sich und zeigte auf Hadrianus, der gerade fortgeschleppt wurde.


    "Seht ihn euch an.
    Ein Diener des Apoll, der offensichtlich dem Wein mehr Aufmerksamkeit schenkte als dem Studium der sybillinischen Bücher. Er war einst ein ehrenwerter Mann, ein würdiger Priester. Bis er sich den Anweisungen und Vorladungen seines Vormundes widersetzte.
    Und nun spricht dieser gefallene Mann, der keinen Wert auf Vorladungen legt, davon, daß er nicht vor das Collegium Pontificium geladen wurde.
    Seht ihn euch an.
    Tief war sein Fall, aber nun ist er am Boden angelangt.


    Leb wohl, Hadrianus."

  • Und so verstoß der Kaiser nicht nur gegen seine Pflicht zum Beistand und Schutz der Familie in aller Öffentlichkeit, sondern setzte sich auch über alles überlieferte Recht hinweg, wie es selbst die Tyrannen der Griechen sich kaum getrauten. Ob nun das Volk und der Senat von Rom diesen Affront gegen sich hinnehmen, da nun einen wütiger Tyrann und Despot sich zum Herrscher über das Imperium erhoben hat, wird die Geschichte zeigen.


    Vorhang fällt.

  • Meridius stand an eine Säule des Saales gelehnt und hatte den weiteren Verlauf des Prozesses verfolgt. Was er heute erlebt hatte, hatte ihn nachdenklich werden lassen. Es war kein ruhmreicher Tag gewesen und wegen den verbalen Entgleisungen eines Priesters hatten alle Schaden davongetragen. Der Imperator, der Cultus Deorum, das Gericht und Rom. Sollte seine Arbeit nicht darin bestehen, die Gnade und Huld der Götter zu erflehen und ihnen zu dienen? Wie auch immer man es drehte und wendete, hätte er seine Arbeit richtig gemacht, wäre ihnen allen diese Schande erspart geblieben. Er schüttelte den Kopf, zog dann eine Augebraue nach oben und verließ das Gericht. Die Legio IX Hispana wartete.

  • Der Kaiser blickte nochmals zu Quarto.
    "Wie bereits gesagt. Der Zeuge Agrippa ist noch nicht in Rom. Möchtet ihr weiter auf ihn warten? Oder weitere Zeugen benennen?"

  • “Es tut mir leid, mein Kaiser, aber andere Zeugen als die von der Anklagevertretung genannten habe ich nicht. Wenn der Advocatus Imperialis jedoch auf die Vernehmung der weiteren Zeugen verzichten möchte, dann werde ich mich im Sinne eines raschen Verfahrensfortschritts dem nicht verschließen.“

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!