[Porticus Miliarensis] Templum Flaviae

  • Die Gesetzeshüter griffen durch, die unmittelbare Gefahr schien vorbei, und Marcella atmete auf. Gerettet! Unendlich erleichtert schloss sie ihr Hündchen in die Arme, als es hechelnd und schwanzwedelnd zu ihr zurückkehrte.
    "Du guuuuter Hund! Du braaaaver Hund! Du guuuter tapferer Hund!" gurrte Marcella, während sie den Pudel liebkoste und sich vergewisserte, dass der dicke Schurke ihren Augenstern nicht verletzt hatte. Die Sklavinnen wagten sich nun auch wieder hervor. Berenikes Entführung bekümmerte die Matinia nur mäßig, sie hatte Sklavinnen im Überfluss.

    Marcella straffte sich und trat, den Pudel noch immer auf dem Arm, auf den markanten Retter zu, der eben des dicken Schurken Wahnreden so eiskalt hatte abblitzen lassen. Eigentlich konnte Marcella die Prätorianer (und sie hielt den Mann für einen solchen) überhaupt nicht leiden, seit den Repressionen gegen ihren guten Onkel Aelius Quarto damals, doch dieser hier war eindeutig ein echter Held.
    "Ihr wackeren Soldaten," sprach Marcella ihn an. "Seid tausendmal bedankt! Oh, ihr kamt gerade im rechten Augenblick, diese bestialischen Unholde hätten uns zweifelsohne alle ermordet!"

  • In gebührendem Abstand, um ihn nicht nervös zu machen, jedoch nahe genug um ihn im Auge zu behalten, folgte ich Sciurus und der Geisel. Sie verschwanden im Säulengang, es gab einen dumpfen Aufprall, etwas fiel, dann entfernten sich rennende Schritte. Weiterhin alarmbereit, denn es waren fünf dunkle Gestalten gewesen, wir hatten jedoch nur drei im Tempel angetroffen, trat ich zwischen die Säulen, und trat dabei auch fast auf das Mädchen, das schlaff – leblos? - auf dem Boden lag. Mein erster Impuls war es, Sciurus zu verfolgen, ich lechzte danach, ihm einen blanken Stahl in die Eingeweide zu stoßen, der Schweinehund sollte endlich bezahlen für seine Schandtaten! Doch sein Vorsprung war groß, seine Schritte verklangen bereits, und ehrlich gesagt erschien es mir durchaus arg riskant, dem gefährlichen Garotteur alleine in stockdunkle Gassen zu folgen. (Sonderlich heroisch war das vielleicht nicht, aber spätestens seit Vicentia war mir tief ins Mark geprägt, wie rasend schnell Kühnheit in Katastrophe umschlagen konnte, und meine Kehle erinnerte sich noch allzu gut an meine letzte Begegnung mit dem mörderischen Sklaven.)
    "Ich krieg dich, du elendes Rabenaas, ich krieg dich und mach Fischfutter aus dir!" grollte ich dem Entschwundenen hinterher. Dann beugte mich zu dem Mädchen herab. Ihr Hals war heil, doch eine dunkle Blutlache breitete sich um ihren Kopf herum aus. Sie blutete heftig irgendwo am Kopf, im Halbdunkel war das miserabel zu erkennen, aber immerhin atmete sie noch. Ich opferte mein Focale, wand es ihr straff um den Kopf und schleifte den schlaffen Körper zurück in den Tempel.
    "Kümmert euch um sie." wies ich die verschreckten Frauen an (und streckte verstohlen meinen Rücken, der mir das Bergen des Mädchens übel nahm).
    Den Centurio informierte ich: "Der Sicarius ist entkommen. Vorerst."


    Doch zumindest zwei der Verbrecher hatten wir geschnappt, wenn auch erst nachdem sie eine Menge Schaden hatten anrichten können. Ich nahm mir eine dreitüllige Öllampe von einem Altar und besah mir den Schauplatz und das Ausmaß des Frevels. Manius würde entsetzt sein - ich musste ihn persönlich informieren, so schnell wie möglich. Doch zuerst galt es, den Rest des Christianernestes in der Casa Didia auszuheben, die Hatz auf Sciurus einzuleiten, die Tempelschänder hinter Schloß und Riegel zu bringen, den Tempel abzusperren, und natürlich nicht zu vergessen, rasch meinem Kommandanten Bericht zu erstatten, der alte Heius war nicht gerade langmütig.
    Doch zurück zu den Delinquenten - mit der Lampe leuchtete ich zuerst dem korpulenten Mann ins Gesicht. Er entsprach der Beschreibung, die mir meine Leute vom Hausherren der Casa Didia gegeben hatten.
    "Der saubere Merkur-Priester, nehme ich an." stellte ich süffisant fest.
    Und auch bei der Frau gab es eine angenehme Überraschung. "Und die Schmährednerin vom Rhetorenwettstreit."
    Wieder zu Octavius gewandt bemerkte ich zufrieden: "Ein guter Fang."

  • Das lief wirklich nicht wie geplant. Aber was sollte ich tun? Auch Philotima entzündete sich nicht spontan selbst und riss damit die Ungläubigen ins Verderben. Hach, liebste Philotima. Wenn ich nur sie wenigstens schützen könnte. Aber ich war nun einmal kein Held und in diesem Augenblick auch nicht sonderlich gewitzt. Etwas enttäuscht begab ich mich also wortlos in mein Schicksal und tat was die Soldaten mir sagten.

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