Tief in den dreckigen Eingeweiden der Subura, am Ende einer zugemüllten Gasse, lag diese schäbige Kaschemme. Das windschiefe Haus war umgeben von halbverfallenen Insulae, und direkt daneben plätscherten die unappetitlichen Fluten eines Abwasserkanals. Ständig lag ein fauliger Geruch in der Luft.
Über dem verzogenen Holz der Eingangstüre schaukelte quietschend ein rostzerfressenes Metallschild. Darauf war mit groben Strichen das Bild einer haarigen schwarzen Spinne gepinselt.
Wer an Dulcius, dem pockennarbigen Messerstecher an der Türe vorbei kam, gelangte in einen langen und düsteren Gang, strich dann einen muffigen Vorhang zur Seite und befand sich im Schankraum. Da war es finster und verwinkelt. Nur einige flackernde Öllampen hingen an Ketten von der Decke. Ihr Qualm hatte die Wände schon längst schwarz gefärbt. Der Boden war mit matschigem Stroh bestreut. Darin standen kreuz und quer die klobigen Holztische und Bänke, die sich immer leicht klebrig anfühlten.
Allabendlich versammelte sich dort ein lichtscheues Publikum von Trunkenbolden, Bettlern und Vagabunden, Zuhältern und Dirnen, Lumpensammlern und Rattenfängern. Hin und wieder gesellten sich abenteuerlustige Sprößlinge aus gutem Hause dazu, die mal richtig was erleben wollten.
Hier gab es keine Teller, nur Mulden in der Tischplatte, in die die Suppe mit einer großen Kelle hineingegossen wurde, und die Löffel waren mit Ketten am Tisch befestigt. Aber das Bier war erstaunlich gut und dabei billig, und abends ging es immer hoch her. Da wurde gesoffen, gegrölt, getanzt, gelacht und Geschäfte gemacht.
Die Herrin über dieses Reich nannte sich 'Aranea' . Sie war eine ungeheuer fette Frau mit schwammigen Armen und einem aufgedunsenen Gesicht, der man nachsagte, daß sie in allem, was in der Subura so lief und Geld abwarf, ihre unförmigen Finger drin hatte. Angeblich war sie steinreich und hatte in der Vergangenheit Dutzende von Konkurrenten aufs grausamste beseitigen lassen...
Ob das nun der Wahrheit entsprach oder nicht, auf jeden Fall saß 'Aranea' im Zentrum eines wohlgeknüpften Netzes von Informationen und Gefallen. Von den Vorgängen in der Subura entging nur wenig ihren kalten Fischaugen, und sie konnte ziemlich viel an fast jeden vermitteln... für den richtigen Preis.