Aus dem Augenwinkel suchte Eireann bereits das Innere der Taberna nach dem Lockenkopf ab. Konnte Tiberios jedoch nirgends erblicken. Was auch kein Wunder war. Denn im Inneren der Taberna herrschte geschäftiges Treiben und die Männer waren zum großteil allesamt betrunken. Wieso hatte sie Sulamith und Tiberios nur alleine gelassen? Instinktiv begann sich die junge Keltin Vorwürfe zu machen und biss sich unbemerkt auf die Unterlippe. Sulamith hätte die Ancilla zurück in die Domus Iulia bringen müssen. Und sie selbst wäre mit Tiberius hier in der Taberna geblieben. Nur war alles anders gekommen. Und jetzt hieß es die iulische Sklavin und den furischen Lockenkopf sicher nach Hause in die iulische Domus zu geleiten. Nur wie wenn die beiden nicht zu entdecken waren? Einen raschen Blick wechselte die Keltin mit Iulia Graecina. Hatte die Domina Sulamith bereits entdeckt? Denn wenn Eireann ehrlich war dann wollte sie nicht länger in dieser schmierigen Spelunke verweilen.
Abermals blickte Eireann zu Domina Iulia Graecina und bemerkte wie Angus ihr etqas zuflüsterte und auf etwas deutete. Hatte er Sulamith entdeckt? Fragend musterte Eireann Angus. Doch der Kelte setzte sich abrupt in Bewegung und Eireann heftete sich an seine Fersen. Was die Dunkelhaarige dann jedoch erblickte, ließ ihre Augen groß werden und schnürte ihr die Kehle zu. Dort kauerte Sulamith. Ihr Gesicht sah aus als wäre sie geschlagen worden. Abermals spürte Eireann wie sich das schlechte Gewissen und die Selbstvorwürfe in ihrem Innersten ausbreiteten. Das dann jedoch der furische Sklave seine Arme um Sulamith gelegt hatte, ließ Eireann erschrocken nach Luft schnappen. Was hatte Tiberios nur getan? War er schuld an Sulamiths Zustand? Aber ... wieso?
“Tiberios....“
Doch zu mehr kam die Silurerin gar nicht. Denn Angus packte den Lockenkopf und zerrte ihn grob aus Sulamiths Nähe. Hin- und hergerissen verharrte Eireann starr vor Entsetzen an Ort und Stelle.
“Angus! Lass ihn los!“
War es schließlich Eireanns Stimme die mit einem schneidenden Klang den Lärm durchbrach. Während ihr Gesicht aschfahl anmutete und ihre Augen verräterisch glänzten.