[Confarreatio] Claudia Antonia et Manius Flavius Gracchus

  • Trotz der bereits Tage dauernden Vorbereitungen, huschten zu früher Morgenstunde bereits wieder einige Sklaven in der Villa umher, um einige letzte Vorkehrungen für die bevorstehende Hochzeit zu treffen.
    In der Küche herrschte jedoch hektische Betriebsamkeit und Gedrängel. Mehr als ein Kuchenjunge, der aufjaulte, weil ein nervöser Koch seinen Ärger an der Wange des ungeschickten Kindes ausließ.


    In den Räumlichkeiten, in denen später die Festlichkeiten stattfinden werden, ist hiervon jedoch nichts zu bemerken, wie der Maiordomus nach seinem Kontrollgang selbstzufrieden feststellt. Sein Blick wandert noch einmal prüfend über den frisch gescheuerten Mosaikfußboden, über die Girlanden und anderen Verzierungen, die angebracht worden waren. Kaum erkennbar nickt er.
    Nun gut, es konnte losgehen.

  • Als man dem jungen Gracchus eröffnet hatte, dass sein Bruder, in Ungnade gefallen, aus der Familie ausgeschlossen worden war, und er, nun der nachrückende Älteste, den Platz des Erstgeborenen im Dienst des Imperium in den Legionen antreten sollte, hatte dieser geglaubt, dass jener der schwärzeste Tag in seinem Leben sei. Doch obwohl sich immer seiner Pflichten bewusst, hatte er an jenem Tag nicht an diesen bevorstehenden Tag gedacht. Den Dienst in den Legionen hatte er zu verhindern gewusst, das heutige Ereignis jedoch war unabwendbar. Als sein Vetter Felix ihm vorgeschlagen hatte, die Ehe mit der Claudia einzugehen, hatte er noch die Vorteile gesehen, hatte selbst geglaubt, welch perfekte Verbindung dies sein würde. Natürlich hatte die Verbindung keinen ihrer Vorteile verloren und dennoch gab es keinen Ort, an welchem Gracchus an diesem Tag nicht lieber gewesen wäre, als in seinem eigenen Körper zu stecken, ein Gefängnis, welches ihn umgab und mit eisernen Klauen festhielt. Den Weg in der Sänfte zur Villa Claudia legte er in Gedankenlosigkeit zurück, denn er fürchtete jeden Gedanken, welchen er fähig wäre, zu denken, würde er zwangsläufig doch immer nur am kommenden Abend enden. Bevor sich der Vorhang zur Seite schob und er die Sänfte verließ, legte Gracchus ein Lächeln auf seine Lippen, gefasst, beinahe freudig musste es scheinen und war doch viel mehr das Gegenteil. Mit seinem Tross an Sklaven wurde er in die Villa eingelassen und in den Raum der Feierlichkeit geführt.
    "Ist alles bereit?"
    Er stellte die Frage in den Raum, und aus jenem wurde sie vom Maiordomus und einigen Sklaven mit Nicken und vereinzelten Bestätigungen quittiert. Er hasste sie dafür, allesamt, dieses elende Sklavenpack. Waren sie nicht dazu da, ihrem Herrn zu sagen, was er hören wollte? Was er hören wollte war, dass die Hochzeit nicht stattfinden konnte. Dass es Schwierigkeiten gab, dass sie verschoben werden musste. Die Sklaven würden dafür gerichtet und Gracchus hätte Zeit geschunden. Doch sie sagten nicht, was ihr Herr hören wollte. Sie sagten die unerbitterliche Wahrheit. So blieb es schließlich an Gracchus, das filigrane Gebilde aus Lügen selbst auszubauen.
    "Sehr gut."
    Er blickte durch den Raum, doch dass seine Verlobte und baldige Ehefrau bis dato fehlte, dies bemerkte er nicht und noch weniger bedauerte er dies, denn so wie es war, schien es passend.

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  • Ein übereifriger Sklave, der scheinbar sowohl Gracchus´, als auch Antonias Stimmung fehlinterpretierte, hatte der Claudierin bescheid gesagt, dass ihr Verlobter angekommen sei.
    Am ausbleibenden geschockten Gesichtsausdruck erkannte sie jedoch, dass der rote Schleier an diesem Tag wohl recht praktisch sein würde, denn er verhinderte, dass man ihre alles andere als begeisterte Miene sah.


    Da auch hinauszögern die ganze Sache nicht aufhalten würde, verlässt die Patrizierin ihr Cubiculum und folgt dem Sklaven ins Atrium.
    Im Türrahmen verharrt sie eine Sekunde, treibt doch der Anblick des Bräutigams ihr den Puls in die Höhe. Dummerweise nicht aus Freude, nein, aus Panik. Sie braucht jedoch nur einen kurzen Moment, um sich zu fassen und langsam, als würde nichts und niemand an diesem Tag sie beunruhigen können, schreitet sie zu ihrem Zukünftigen.
    Salve.. Manius., sagt sie und erspart sich ein Lächeln. Man hätte es ohnehin nicht gesehen.
    Die sonst recht wortgewandte Patrizierin sieht unsicher zu Boden. Mehr, als diese Begrüßung, wollte ihr im Moment einfach nicht über die Lippen kommen.
    Dann.. ist es wohl so weit.

  • "Antonia, du siehst bezaubernd aus."
    Welcher Mann könnte sich nicht glücklich schätzen, über solch eine Verlobte? Wieviele Männer gab es in Rom, welche Gracchus um diese Frau beneiden mussten? Er hätte sie ihnen nur all zu gerne überlassen. Diese seine Gedanken straften das glückliche Lächeln auf seinem Gesicht Lügen. In einer fließenden Bewegung ließ er seinen Blick über ihre Erscheinung wandern, die weichen Rundungen ihres Körpers, das stolz erhobene Haupt, der Schleier, unter welchem er die sanften Wellen ihres dunklen Haares und ihre tiefgründigen braunen Augen erahnen konnte. Doch nichts davon löste in ihm jene Empfindungen aus, welche er glaubte, dass sie für einem Ehegatten notwendig waren. Wie Nortia stand sie vor ihm und besiegelte sein Schicksal, indem sie ihren spitzen Nagel mitten durch sein Herz schlug.
    "Dann ist es soweit."
    Schön war sie anzuschauen, unzweifelhaft. Wie ein Kunstwerk, wie eine Statue, welche zu bewundern war. Schmerz und Pracht Hand in Hand, ein Opfer der höchste Preis. Hoffnung ist verkörpert in Schönheit, hatte einst ein kluger Mann behauptet, zu ihren Füßen liegt hypnotisiert die Welt. Doch was würde bleiben, wenn die Schönheit verging? Was würde bleiben, um ihr Leben, um ihre Ehe zu füllen? Was würde sie tun, wenn er ihren Ansprüchen nicht genügen könnte, wie würde sie reagieren? Gracchus wusste es nicht, er wusste nur, dass er nicht einmal wusste, wie er ihre erste Nacht füllen, wie er sie berühren und seine Pflicht erfüllen sollte. Er wünschte sich, ein Sandkorn zu sein, auf die Fugen des Fußbodens herab zu fallen, durch einen leichten Lufthauch hinfort getragen zu werden und im Staub der Straße zu verschwinden. Doch es geschah nichts, er blieb vor ihr stehen, unschlüssig, unschlüssig in seinem Leben, und blickte den Schleier an, hinter dem verborgen sein Schicksal wartete.

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  • Gemeinsam treffen Livia und Hungaricus auf der Feier ein. Dem Anlass entsprechend haben sie sich fein und elegant herrichten lassen. Hungaricus trägt eine seiner neuen Senatorentogen, während Livia sich mit einer hellen Stola und dazu einer tiefroten Tunika wieder vollkommen neu hat einkleiden lassen. Allein ihr Schmuck und die Haarnadeln mit den Rubinen besitzt sie schon seit Wochen. Inzwischen hat sich das Ehepaar gut aufeinander eingestellt und nur selten tauchen die alten Aversionen gegen einander wieder auf. Entsprechend einträchtig treten die beiden auf das Brautpaar zu und mit einem herzlichen Lächeln spricht Livia den beiden ihre Glückwünsche aus.


    "Salvete, Flavius und Claudia. Gut seht ihr aus. Alles Gute zu eurem Hochzeitstag. Euer Präsent bekommt ihr selbstverständlich erst morgen von uns."


    Obwohl ihre eigene Hochzeitsnacht Livia nicht in guter Erinnerung ist, wurde sie in gewisser Weise inzwischen eines Besseren belehrt. Entsprechend optimistisch sieht sie auch derjenigen des heutigen Brautpaars entgegen und lächelt ihnen aufmunternd zu. Die beiden geben wahrlich ein schönes Bild ab und sie sieht ihnen die Freude über diesen sicherlich wunderbaren Tag förmlich an.

  • Ein Lichtblick errettete Gracchus aus seinen trüben Gedanken, ein Lichtblick in Form der ersten Gäste. Zudem waren es gern gesehene Gäste, keine, welche nur die Pflicht geboten hatte zu laden, denn es waren Tiberia Livia, welche Gracchus aufgrund ihres Scharfsinns und ihrer Kunstverständigkeit äußerst schätzte, und deren äußerst gefälliger Gatte Vinicius.
    "Salve, Tiberia. Salve, Vinicius. Wir freuen uns sehr, dass ihr unserer Einladung gefolgt seid."
    Ein wenig Neid kam in Gracchus auf, denn schon bei ihrer Hochzeit schienen die Tiberia und Vinicius perfekt aufeinander abgestimmt, vermutlich führten sie eine Ehe, welche ihresgleichen innerhalb ihres Standes suchte.
    "Eure Anwesenheit ist bereits Präsent genug, weiteres ist wirklich nicht notwendig."

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  • Hungi selbst hatte sich noch nicht so ganz an das ständige Tragen der Toga gewöhnt und wußte inzwischen schon längst, warum er so lange dem Militär treu geblieben war. Aber zu einem solchen Anlaß wäre es unverzeihlich gewesen mit lediglich einer Tunika aufzutauchen, geschweige denn wie seine Frau auf ein solches Ansinnen reagiert hätte.


    Ganz im Gegenteil. Wir freuen uns über die Einladung. Schon alleine deswegen, weil er diese Zeremonien schon hinter sich hatte. Es wäre unverzeihlich gewesen, wenn wir nicht gekommen wären, nicht nur wegen des gesellschaftlichen Ranges der beiden Hauptpersonen... er nickte dem Flavier zu, ... sondern auch der hübschen Braut wegen. Hungi wandte sich der Claudierin zu und lächelte, versuchte sich dabei aber zurückzuhalten. Er hatte keine Lust auf Stress mit seiner Frau, die hatte er ohnehin genug.

  • Ehe eine peinliche Stille eintreten kann, erscheinen sehr zu Antonias Erleichterung, bereits die ersten Gäste, welche sie mit einem Kopfnicken und einem Lächeln begrüßt.
    Fast ein wenig neidisch beobachtet sie die stille Eintracht zwischen dem verheirateten Paar. Ob sie selbst und ihr schon-sehr-bald-Mann jemals so wirken konnten?
    Sie ist versucht, den Höflichkeitsfloskeln noch eine weitere hinzuzufügen, doch beschließt sie, dass zu viel des Guten übertrieben wirken würde, und so belässt sie es bei einem Du schmeichelst mir, Senator.
    In der Tat.. etwas anderes konnte es kaum sein, denn im Moment fühlte sie sich alles andere als hübsch. Sie musste unter dem Schleier furchtbar aussehen, hatte sie doch die halbe Nacht kein Auge zu tun können.
    Tiberias Hinweis auf den morgigen Tag muss die Claudierin erst einmal verdauen, lag vor diesem doch die unausweichliche Hochzeitsnacht.
    Durch den frühen Tod ihrer Mutter hatte sie keine Ahnung, was genau eigentlich auf sie zukommen würde, denn andere weibliche Verwandte waren zu selten in Rom und Sklavinnen konnte sie kaum fragen.

  • Zu spät kommt Hungaricus Einsicht, denn selbstverständlich hat Livia das in ihren Augen eindeutig über simple Höflichkeit hinausgehende Kompliment nur allzu deutlich gehört. Für den Bruchteil einer Sekunde verhärten sich ihre Gesichtszüge und allein die jahrelange Übung lassen sie äußerlich weiter Ruhe und Gelassenheit bewahren, so dass sie ihr zuckersüßes Lächeln beibehalten kann. Die zuvor so gehobene Laune ist damit nun allerdings endgültig dahin. So legt sie nach der Begrüßung ihre Hand, dieses Mal ein wenig besitzergreifender als zuvor, wieder dezent auf Hungaricus' Unterarm, während sie sich lächelnd an das Paar wendet.


    "Sind alle Vorbereitungen reibungslos verlaufen?"

  • Ein Anverwandter heiratete? Und dann sogar sein Vetter Gracchus? Da konnte doch die Familie und auch Marcus nicht fehlen. Schließlich würde Marcus bald wieder nach Mantua zurückreisen und somit würde er diesen Abend als einen letzten Familienabend nutzen. Gut gelaunt machte er sich früh, er hatte den ganzen Tag faul in den Thermen verbracht, auf zu der Hochzeit seines Vetters. Für den Anlaß war er natürlich noch mal zu einem Barbier gegangen, hatte sich der schmerzhaften Prozedur des Rasierens erneut unterzogen und sich die Haare schneiden lassen. Eine dunkelrote Tunika war sein gewähltes Gewand, darüber eine weiße Toga mit einem breiten, roten und dunkel bemusterten Rand, der durch den Wurf interessante Linien zwischen dem weißen Stoff bildete. So ausgestattet kam er mit einem Flaviasklaven, der den Weg durch die dunklen und dreckigen Gassen Roms leuchtete, dort an. Frohgemutes ließen er und seine Anverwandten, die Gracchus ebenfalls den Weg leichter in die Ehe machen wollten, sich in die Räumlichkeiten führen. Er sah sich zu den wenigen Gästen um, nickte ihnen freundlich zu und trat zu Gracchus.


    „Salve Vetter. Dein großer Tag und wahrlich bin ich froh, daß ich diesen miterleben darf!“


    Marcus zwinkerte ihm verschmitzt zu, sparte es sich jedoch ihm jovial auf die Schulter zu klopfen. Stattdessen sah er zu der Braut und sein Gesicht zeigte Verblüffung. Sein Mund öffnete sich leicht, welchen er jedoch sofort wieder schloß. Was für eine Schönheit! Und was für eine Anmut! Marcus sah zu Gracchus und wieder zu Antonina. Was für eine Schande, dachte sich Marcus. So eine liebreizende Frau! Aber vielleicht würde sie Gracchus noch die wahre und schönere Liebe zeigen. Die zwischen Mann und Frau. Marcus lächelte, straffte sich ein wenig und setzte sein Charmeurlächeln auf. Er trat auf Antonia zu.


    „Du musst sicherlich die schöne Claudia und die bezaubernde Braut sein, von der mir mein Vetter schon so viel berichtet hat. Und er hat wahrlich nicht übertrieben in seinen Schilderungen von Deiner Grazie und Schönheit! Wenn ich mich Dir vorstellen darf? Schließlich werden uns bald die Familienbande verknüpfen! Marcus Flavius Aristides!“

  • Langsam betrat Vitulus den Raum, noch langsamer als er schon von weitem Strichninsüße Worte vernam. Aber nun wollte er hier sein, hier bei seiner Cousine. Hineingetreten sah er gleich mehrere Anwesende, davon auch viele die er bereits kannte. Grüßend erhob er die Hand.


    "Salvete! Salve meine geliebte Cousine. Ich konnte mir diese Feier nicht entgehen lassen. Hinter mir siehst du mein Geschenk, es ist äußerst vielseitig einsetzbar wie mir gesagt wurde, erbrobe dich gerne daran."


    Hinter Vitulus stand, etwas verschüchtert wohl, Antonias Geschenk.


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    „...minimaque conputatione miliens centena milia sestertium annis omnibus India et Seres et paeninsula illa (scil. Arabia) imperio nostro adimunt: tanti nobis deliciae et feminae constant!“ (Plinius, naturalis historia)"

  • Am liebsten hätte Antonia der Tiberia "Leider ja." geantwortet, doch sie besinnt sich eines Besseren.
    Ja, keinerlei Probleme. Die Götter scheinen uns wohlgesonnen.


    Bevor sie weiter ausholen kann, betritt ein Schwall neuer Gäste den Raum.. an den komplimentenreichen Worten eindeutig als Flavier zu erkennen. Es musste dieser Gens im Blut liegen.
    Erneut stellt sich der Schleier als sehr praktisch heraus, sieht man Antonia doch dadurch nicht die Röte ins Gesicht schiessen.
    Dennoch senkt sie, wie es sich gehört, schamhaft den Blick bei Aristides´ Worten.
    Ich bin erfreut, einen so charmanten Verwandten meines zukünftigen Mannes kennen zu lernen, Flavius Aristides., erwidert sie lächelnd.
    Ein kurzer Blick huscht zwischen ihm und Gracchus hin und her.
    Und welche Art Familienbande verbinden euch? Vettern?
    Soweit sie wusste, waren die meisten männlichen Flavier auf diese Weise verwandt, also riet sie einfach.


    Und da erscheint auch noch ein unerwarteter Gast.
    Vitulus!, stellt sie strahlend fest und will gerade ihrem Vetter entgegen gehen, als sie dessen Geschenk entdeckt.
    In diesem Moment wollen ihr dummerweise nur unpassende Ausdrücke für diese Überraschung einfallen und so haucht sie nur ein leises Das wäre doch nicht nötig gewesen.
    Gleich darauf hat sie sich jedoch wieder gefasst und wendet sich an ihren Verwandten.
    Es ist schön, dass du es geschafft hast. Ich hatte schon befürchtet, du würdest nicht kommen können.

  • Schon frühzeitig hatte Flaccus die Sklaven angewiesen, ihm eine Tunika und eine Toga aus den besten Stoffen zu besorgen, was auch schon Tage vor den Feierlichkeiten geschehen war. Der Tiberier hatte so genug Spielraum sich noch einmal umzuentscheiden und die Sklaven erneut loszuschicken, hätte er es sich anders überlegt. Mit den beigen Stoffen und dem ihn als Sacerdos auszeichnenden Purpurstreifen hatte sich Flaccus jedoch zufriedengegeben, so dass den Sklaven kein zusätzlicher Aufwand entstanden war.
    Um das Geschenk dagegen hatte er sich selbst noch kurz zuvor gekümmert, diese Aufgabe war für einen unzivilisierten Sklaven nicht die rechte und so war der Tiberier davon überzeugt, dass sie von keinem als von ihm selbst besser hätte gelöst werden können.
    Der Sänfte entstiegen ließ er sich schnell noch die Toga richten, um sich dann in das Innere des prachtvolen Hauses zu begeben.
    Salvete, Manius Flavius Gracchus, Claudia Antonia. Ich freue mich über eure Einladung und noch mehr über den Grund, zu welchem diese geschah. Selten sahen die Götter wohl einen so glücklichen Mann mit einer so wundervollen Frau. Trotz der Mühen in diesen Tagen versucht diesen Moment, der so wichtig ist für euch und eure Familien, zu genießen.
    Mit dem einem aufgesetzten Lächeln nickte Flaccus den beiden zu.

  • Auch Durus war zu dieser Feierlichkeit eingeladen worden. Wie gerne hätte er Fabia mitgenommen, aber unglücklicherweise hatte er sie seit langer Zeit nicht gesehen - vielleicht war sie ihrem Vater aufs Land gefolgt?
    Der Tiberier erschien in einer weißen Tunika mit einem breiten, purpurnen Streifen in der Mitte - nicht zu verwechseln mit einer Senatorentoga, die derer zwei weniger breite links und rechts des Halses hatte!
    Über diesem bequemen Gewand war eine unbequeme Toga gehüllt. Er hatte sie in seiner eigenen Schneiderei anfertigen lassen: Hellbeige mit einem goldenen Blumenmuster, das sich den Saum entlangzog. Dazu war das Stück das stoffreichste, das er je getragen hatte, weshalb es bestimmt 10 Minuten gedauert hatte, bis sein Sklave sie vor der Porta der Villa gerichtet hatte.
    Dann hatte er das Haus endlich betreten und wurde in die Hochzeitsräumlichkeiten geführt. Dort entdeckte er bereits die Hälfte der römischen Tiberier und auch rasch das Paar. Zu diesem ging er und wartete, bis sein Großcousin begrüßt worden war, wobei er Livia zulächelte.

  • Zwei standesgemäße flavische Sänften erreichten die Villa Claudia mit der angemessenen Verspätung. Milo und sein Vater entstiegen jeweils dem bequemen Transportmittel und sogleich eilten Hermes und noch ein weiterer Sklave herbei. Innerhalb kurzer Zeit richteten sie jeweils die Toga ihres Herrn, woraufhin man sich gemeinsam in das Innere der ansehnlichen Villa begab. Während er seinem Vater folgte, sah Milo sich interessiert in den Räumlichkeiten um. Vor allem die sehr außergewöhnliche Gestaltung des Atriums weckte seine Aufmerksamkeit und innerlich gratulierte er dem verantwortlichen Architekten zu diesem gewagten Experiment. Doch der erste Weg sollte die beiden Flavier zum gastgebenden Brautpaar führen. Milo hatte die Braut bis dato noch nie gesehen und war daher einigermaßen neugierig. Enttäuscht musste er dann jedoch feststellen, dass er den traditionellen roten Hochzeitsschleier ganz und gar vergessen hatte. Es war kaum etwas von ihrer vielgerühmten Schönheit zu erkennen, so sie denn vorhanden war. Der eine mehr, der andere weniger geduldig warteten Milo und Felix darauf, dass es an ihnen war das Brautpaar zu begrüßen.

  • Es kam, wie es kommen musste. Kaum waren die ersten Gäste eingetroffen, war es denn vorbei mit der Ruhe vor dem Sturm und das Atrium der claudischen Villa füllte sich mehr und mehr. Ein wenig der Anspannung fiel von Gracchus ab, denn seine Aufmerksamkeit wurde nun ganz von den Begrüßenden eingenommen und die bevorstehende Hochzeit schien, obwohl permanent vor Augen geführt, vorerst weit weg. Nach der Begrüßung der Tiberia und des Vinicius trat Gracchus Vetter Aristides an das Brautpaar heran.


    Zitat

    Original von Claudia Antonia
    Ein kurzer Blick huscht zwischen ihm und Gracchus hin und her.
    Und welche Art Familienbande verbinden euch? Vettern?
    Soweit sie wusste, waren die meisten männlichen Flavier auf diese Weise verwandt, also riet sie einfach.


    "Salve, Aristides. Es freut mich, dass du diesen Tag mit uns in Rom verbringen kannst."
    Obwohl Aristides sicher nicht zu den ohne Einschränkung vorzeigbaren Verwandten gehörte, war Gracchus doch äußerst erfreut, in der fremden Villa nun familären Rückhalt zu wissen.
    "Aristides ist tatsächlich mein Vetter. Er ist der Bruder meines Vetters Felix."
    In diesem Augenblick erschien der Hausherr selbst. Gracchus wandte sich seinem Vetter zu.
    "Bis zur Zeremonie wird es noch ein wenig dauern. Die Sklaven stehen jedoch bereits mit den Getränken bereit, du entschuldigst mich bitte?"



    Zitat

    Original von Gaius Claudius Vitulus
    "Salvete! Salve meine geliebte Cousine. Ich konnte mir diese Feier nicht entgehen lassen. Hinter mir siehst du mein Geschenk, es ist äußerst vielseitig einsetzbar wie mir gesagt wurde, erbrobe dich gerne daran."


    Auch Gracchus trat Vitulus entgegen und nickte ihm freundlich zu.
    "Salve, Claudius. Es ist gut, dass du kommen konntest. Auch wenn diese Villa das Zuhause Antonias ist, ich würde nur äußerst ungern ohne den Hausherrn feiern."
    Das ein wenig verfrühte Geschenk bedachte Gracchus mit anerkennendem Blick. Es würde vorzüglich in die Villa Flavia passen und war Gracchus bei weitem lieber, als wenn eine Sklavin seine Zukünftige begleiten würde.



    Zitat

    Original von Titus Tiberius Flaccus
    Salvete, Manius Flavius Gracchus, Claudia Antonia. Ich freue mich über eure Einladung und noch mehr über den Grund, zu welchem diese geschah. Selten sahen die Götter wohl einen so glücklichen Mann mit einer so wundervollen Frau. Trotz der Mühen in diesen Tagen versucht diesen Moment, der so wichtig ist für euch und eure Familien, zu genießen.
    Mit dem einem aufgesetzten Lächeln nickte Flaccus den beiden zu.


    Der nächste Gast war wiederum gern gesehen, und Gracchus sinnierte bei seinem Anblick kurz darüber nach, wann der letzte Conventus Electorum stattgefunden hatte. Es war bereits viel zu lange her, wie er feststellen musste, möglicherweise wäre dies ein guter Anlass um die Gastgeberqualitäten seiner baldigen Ehefrau baldigst auszuloten.
    "Salve, Tiberius. Wir danken dir für dein Kommen und hoffen, dass wir durch diese kleine Feier ein wenig unserer großen Freude mit unseren Gästen teilen können."
    Würde Gracchus sich für jede ausgesprochenen Lüge an diesem Tage einen Schritt weit von Antonia entfernen, so würde er bis zur bevorstehenden Hochzeitsnacht sicherlich bis kurz vor die Alpen gelangen.

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  • Zufrieden nahm Vitulus die Blicke auf sein Geschenk zur Kentniss. Nur die Reaktion seiner Cousine hatte er nicht ganz so erwartet. Dieser Sklave entsprach wohl doch mehr dem Geschmack Gracchus als beider. Lächelnd blickte er in Gracchus Gesicht.


    "Vielen Dank für deine schmeichelnden Worte. Du warst schon immer ein Meister in diesem Handwerk."


    Als er weiterlief wandte sich Vitulus wieder seiner Cousine zu und bedeutete dem Sklaven dass er sich zurückziehen sollte. Er muss den ganzen Weg nicht getrunken haben, sollte er sich von den anderen Sklaven etwas zu trinken erbitten. Genau schaute Vitulus sich seine Cousine an, sie sah schöner aus als er es erwartet hätte. Entweder hatte er sie in schlechter Erinnerung oder ihre Figur hatte in der Zeit seiner Abwesenheit vorteilhafte Änderungen erfahren.

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  • ... und er hatte richtig vermutet. Natürlich befanden sich Gäste wie Senator Hungaricus im Raum, welchen er mit einem Kopfnicken grüßte und auch seiner Frau Tiberia Livia ein Lächeln zuhauchte. Doch der überwiegende Teil war alten Ursprungs. So ließ er seine Beine durch den Raum gleiten, teilte Floskeln mit bekannten Gesichtern aus und begab sich zum zukünftigen Paar.


    "Salve Flavius Gracchus..." Er reichte ihm seine Hand. "Claudia Antonia ..." und hauchte ihr einen Kuss auf die Handoberfläche. "Ich freue mich ganz besonders, zu eurer Vermählung geladen zu sein. Leider konnte ich meine Verlobte Decima Lucilla nicht mit herbei führen, denn sie befindet sich auf einer Landreise. Aber mit Sicherheit wünscht sie euch auch alles Gute für die Zukunft."

  • Nachdem sich der Ansturm etwas legte, trat auch Durus an Gracchus heran und begrüßte ihn.
    "Salve, Flavius! Ich gratuliere dir zu deiner hübschen Gattin und wünsche dir Glück auf deinem neuen Lebensabschnitt!
    Möge er mit vielen Nachkommen gesegnet sein!"

    Er setzte sein Politiker-Lächeln auf, das er bei derartigen Anlässen stets vorzeigte und im Prinzip gar nichts über seine Stimmung aussagte. Allerdings musste er sagen, dass diese Worte diesmal tatsächlich fast ernst gemeint waren. Zumindest war die Braut hübsch und Gracchus als traditioneller Patrizier war dem Tiberier durchaus sympathisch...

  • Ich hasste Hochzeiten. Nicht nur, weil man meist dazu gezwungen war, einen ganzen Tag lang mit Verwandten gemeinsam zu feiern, nein, auch die Verwandten des anderen Ehepartners liefen vollständig auf und machten ein unerträgliche Ereignis noch furchtbarer. Einen besseren Anlass, angefüllt mit langweiligen Nichtigkeiten, gutgemeinten Lügen und wohldosierter Heuchelei konnte man sich in Rom nicht vorstellen, allenfalls vielleicht die Reden der Kandidaten für die jeweiligen Ämter im cursus honorum, die natürlich alle ehrenhaft und treudumm dem Reich dienen wollten, den persönlichen Vorteil hohen Ansehens und der Macht vergessend, der ihnen dadurch erwuchs. Mit der flavischen Kavalkade angekommen, ließ ich Aristides und Milo den Vortritt, ich wusste ohnehin nicht recht, was ich Gracchus zu seiner Hochzeit positives sagen sollte, ahnte ich doch, dass er mit weit weniger wirklicher Freude an diese Sache heranging, als sein Gesicht es nach außen hin spiegelte.


    So trieb ich mich eine Weile am Eingang herum, beobachtete die anderen anwesenden Gäste, nickte hier und da grüßend, bevor ich mich in die Reihe der Gratulanten schob, um das Notwendige hinter mich zu bringen und dann möglichst bald viel Wein zu trinken, um den Tag bei einigermaßen geistiger Gesundheit zu überstehen. Hinter Avarus und Durus stehend, wartete ich also auf meine Chance, dem Brautpaar nahe zu kommen, um mein Sprüchlein herunterzuleihern - und überlegte noch einige Momente lang, ob ich wirklich Gracchus den Vorschlag machen sollte, der mir seit einiger Zeit im Kopf herumging. Es war eine gewagte Idee, zugegeben, aber ...

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