Meridius, Gracchus, Corvinus
Mehr beiläufig als interessiert bemerkte ich, wie ein Namensträger meiner Familie ebenfalls den Raum betrat und sich unters "Fußvolk" mischte. Ich hatte bisher die jüngste Vergangenheit betreffend nur Negativa gehört über Commodus, der zurückgezogen und in seiner eigenen kleinen Welt vor den Toren Roms legte. Dennoch nickte ich ihm höflich zu, schließlich mussten die Meinungen anderer sich nicht zwangsläufig mit der meinen decken, und da ich bisher nie groß etwas mit dem Wahleinsiedler zu tun gehabt hatte, wollte ich unvoreingenommen sein. Auch den Aelier entdeckte ich unter den frisch eingetroffenen Gästen. Er hatte mich kürzlich erst aufgesucht und dabei einen guten Eindruck bei mir hinterlassen. Auch ihm nickte ich grüßend zu, während Meridius noch sprach.
"Das freut mich zu hören. Ich wünsche ihr und dem Kind die beste Gesundheit. Mögen Apollo, Endovelicus und Meditrina diese gewähren", erwiderte ich. "Die albanus mons? Ein wahrhaft schöner Landstrich, in der Tat. Ich hatte vor kurzem sogar selbst in Erwägung gezogen, mir dort etwas Land anzueignen. Deandra geht es den Umständen ensprechend. Sie ist ja nun schon seit längerem eine Claudia und hatte einigen Ärger mit den cohortes urbanae, aber erfreut sich bester Gesundheit. Momentan weilt sie in Ostia." Diese ganzen Irrungen und Wirrungen sie betreffend wollte ich lieber nicht weiter ausführen, zumal dies hier kein Familientreffen war. Oder doch? Neuerlich wandte ich Albina den Blick zu, zu welcher sich inzwischen eine weitere Dame gesellt hatte, die ihr ohne weiteres mit ihrer Aufmachung den Rang ablief. Ich schenkte jener ein Lächeln, die Durus kurz darauf als Camilla vorstellte. Äußerst hübsch, wirklich. "Decimus, meine Familie plant im Übrigen, bald ein Fest abzuhalten. Sollte es deine Zeit erlauben, bist du als princeps factionis der Aurata natürlich eingeladen, auch wenn deiner Gattin der weite Weg natürlich nicht zumutbar ist. Eine schriftliche Einladung wirst du selbstverständlich noch erhalten."
Kurz darauf betrat ein Gast den Raum, den ich von etlichen öffentlichen Opferungen bereits zumindest vom Sehen her kannte: Flavius Gracchus, seines Zeichen sacerdos - zumindest glaubte ich das - und mein Vorgänger als decemvir. Ich wartete, bis er den Gastgeber gebührend begrüßt hatte und ansprechbar erschien, ehe ich mich ihm zuwandte, denn weit entfernt stand er nicht. "Flavius Gracchus, es ist mir eine Ehre, dich ebenfalls hier zu treffen. Gestatte mir, mich vorzustellen: Ich bin Aurelius Corvinus und führe dein Werk während dieser Amtszeit fort."