[Tempel] Apollonis Granni Mogounis

  • TEMPLVM APOLLONIS GRANNI MOGOUNIS


    Der Tempel des Apollo Mogon befindet sich im Stadtzentrum Mogontiacums. Es handelt sich um einen gallo-römischen Umgangstempel und verbindet die Aspekte der keltischen Lichtgottheit Mogon mit denen des keltisch-römischen Apollo Grannus, eines Heilgottes.


    Im Inneren des Baus befindet sich die Kultstatue des Apoll: Sie stellt ihn der lokalen Tradition entsprechend bärtig dar, dafür jedoch mit den römischen Attributen Bogen und Blitz.
    Er gehört zu den ältesten, aber häufig renovierten Tempeln Mogontiacums, das nach dessen Gottheit benannt ist.

  • An diesem Tag hatte sich Petronius Crispus zum Tempel des Apollo Mogon aufgemacht, denn er hatte vor einigen Jahren ein Gelübde abgelegt, das er noch einzulösen hatte: Er hatte Apollon, dem Heilgott, einen Weihestein versprochen, wenn dieser dafür sorgte, dass Reatinus geheilt würde. Dieses Gelübde wollte er nun endlich einlösen - er hatte es lange vor sich hergeschoben!


    Gemeinsam mit Willigis, der das gute Stück für ihn angefertigt hatte, sowie ein paar anderen Arbeitern stand er daher vor dem Tempel. Auf dem Altar war eingeritzt:

    APOLLONI
    MOGONTI


    PETRONIVS
    CRISPVS


    V.S.L.M.


    Im Grunde war dies keine besonders wertvolle Gabe, doch sie war genau das, was Crispus versprochen hatte. Folglich konnte er sein Gelübde auch nur damit einlösen.

  • Glücklicherweise hatte Crispus einen Sacerdos gefunden, der ihm bei der Weihe des Steines helfen würde. Diesen begrüßte er, sobald jener die Stufen des Tempels herabgekommen war. Es war ein älterer Syrer, wie es schien.


    "Ich bin Livianus Pythermon. Ist das der Stein?"


    Er deutete auf den kleinen Altar, den die Arbeiter trugen und Crispus nickte. Er streckte die Hand aus und reichte sie dem offensichtlich Freigelassenen (Der Petronier glaubte sich sogar zu erinnern, dass ein gewisser Livius im Ordo Decurionum der Stadt saß).


    "Petronius Crispus, Magistratus. Danke, dass du gekommen bist. Stellen wir den Stein auf und opfern dann oder zuerst oder wie funktioniert das jetzt?"


    fragte er gleich hinterher und der Priester lächelte milde. Offensichtlich hatte er keinerlei Eile, denn für die Antwort ließ er sich sehr viel Zeit.


    "Najaa...ich denke wir stellen ihn hinein und opfern dann. Was hast du denn dabei?"


    Crispus wandte sich um und nahm Wein, Obst und Ziegenmilch - er hatte dies für angebracht gehalten. Als er es dem Priester vorzeigte, nickte dieser bedächtig.


    "Wir müssen den Stein zuerst reinigen, bevor wir die Gaben darbringen."


    Crispus nahm nicht an, dass es dabei wirklich darum ging, den Stein sauberzumachen und tatsächlich ging der Sacerdos gemächlich in den Tempel und kam mit einer Schüssel Wasser wieder. Darin lag ein Aspergil, mit dem er den Stein nun besprengte. Dabei betete er ein Gebet.


    "Nun bringt ihn hinein."


    Er selbst ging voraus, während danach Crispus und dann die Steinträger folgten. Als der Petronier den Umgang durchquert und die eigentliche Cella betrat, staunte er nicht schlecht: An den Wänden standen bereits zahlreiche Weihesteine, darüber hingen metallene Darstellungen von Gliedmaßen und Organen - der Heilgott erfreute sich offensichtlich größter Beliebtheit!


    "Dort in der Ecke ist Platz."


    erklärte der Priester und deutete auf eine Ecke des Tempels, die relativ weit von der Kultstatue des Gottes entfernt war. Crispus deutete seinen Arbeitern, den Weihestein dort zu postieren. Dann sah er zu dem Sacerdos.


    "Und jetzt?"


    Livianus machte eine abwehrende Geste - offensichtlich war ihm Crispus zu ungeduldig. Dann sog er tief ein (was Crispus unbewusst nachmachte und dabei den Duft von kaltem Weihrauch registrierte) und antwortete


    "Gib mir die Opfergaben. Ich werde sie Apollo Mogon darbringen. Es war die Einlösung eines Gelübdes, nicht wahr? Um was ging es?"


    "In meiner Dienstzeit habe ich für die Genesung eines Kameraden gebeten."


    erwiderte Crispus und fragte sich, ob der Zucken der Augenbraue des Priesters ein Zeichen der Missbilligung war, dass er so lange mit der Einlösung des Gelübdes gewartet hatte. Doch im Grunde hatte er recht: Crispus war spät dran!

  • [Blockierte Grafik: http://img211.imageshack.us/img211/705/lucius.png]



    "Macht Platz für den Legatus Augusti pro Praetore Kaeso Annaeus Modestus!"


    verkündete Lucius wie es seine Aufgabe war. Er führte die kleine Gruppe von Lictoren an und bahnte dem Legatus Augusti einen Weg durch die Menge zum Tempel des Apollo. Der heutige Tag gehörte Apollo und da der Legatus Augusti sich anscheinend besonders mit dem Gott verbunden fühlte, hatte er darauf bestanden, dass er ihm an diesem Tag persönlich ein Opfer darbringen würde. Warum er, dass nicht an seinem Hausalter machte, sondern in der Öffentlichkeit, war eine andere Sache. Einerseits war sein Patron in Rom ein Quindecemvir. Andererseits wusste Lucius genau, aus welchen Gründen er den Sitz im Collegium angestrebt hatte. Aber im Grunde konnte es ihm auch egal sein. Am Tempel angekommen, konnte er sehen, dass bereits Vorkehrungen für das >private< Opfer getroffen würden waren. Es konnte also relativ schnell beginnen...




    LICTOR PRIMUS

  • Nach einer Sitzung des Ordo Decurionum, in der es wieder einmal um den Diebstahl der Stadtkasse ging, hatte Witjon sich beeilt, den Umbau des Tempels des Apollo Mogon in die Wege zu leiten. In besagter Sitzung war Witjon etwas in Bedrängnis geraten, weil er es bisher versäumt hatte, einen sicheren Ort für die Stadtkasse schnellstmöglichst einzurichten. Man hatte sich damals darauf geeinigt, im Tempel des Apollo Mogon einen Kellerraum einzurichten, um das Geld der Civitas in die schützenden Hände des Apollo zu legen. Seitdem hatte die Umsetzung dieses Vorhabens jedoch länger gedauert als beabsichtigt.


    Heute war Witjon zu Besuch auf der Baustelle. Bereits kurz nach besagter letzter Sitzung hatte er dem beauftragten Architekten einen kräftigen Tritt in den Hintern verpasst. Seither hatte sich viel getan. Das legte er jetzt seinem ehemaligen Amtskollegen im Duumvirat dar, der mit Witjon den Tempel betrat.
    "Siehst du, Patulcius, der Kellerraum ist schon beinahe fertig. Er wird über eine Falltür erreichbar sein, hier vorne, direkt rechts hinter dem Bildnis von Apollo Mogon." Sie bezeugten in einer knappen Verneigung ihre Ehrerbietung gegenüber der Gottheit, dann passierten sie diese und warfen einen genauen Blick auf die Baustelle.


    [WRAPIMG=left]http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/26.jpg[/wrapIMG] Aulus Patulcius Merula nickte mit zufriedenem Lächeln. "Jeder, der also an unser Geld will, muss es erstmal mit Apollo aufnehmen", schlussfolgerte er. "Das soll mal einer wagen. Und dann soll hier eine Falltür eingelassen werden?" Er deutete auf das Loch, das hier noch offen vor ihnen lag.
    "Richtig. Eine relativ steile Treppe wird hinunterführen. Hier ist zwar bisher nur eine Holztreppe, aber das wird zuletzt fertig gestellt."
    In diesem Moment erschein ein etwas verstaubtes Gesicht auf der knarzenden Holztreppe und zeigte sich erfreut, als er die beiden gewesenen Duumvirn erkannte.
    "Ah, salvete Decuriones. Willkommen", begrüßte der Architekt Cnaeus Atinius Carus die beiden Männer.
    "Salve Atinius. Wie geht es voran?"
    "Es läuft", erwiderte dieser grinsend. "Der Raum unten ist schon so gut wie fertig. Wir verputzen gerade die Wände, das sollten wir noch heute abschließen. In den nächsten zwei Tagen vollenden wir dann den Boden. Und dann folgen nur noch die Feinheiten und der Einbau der Steinstufen."
    Witjon klopfte Patulcius aufmunternd auf die Schulter. "Na schau, wir können schon nächste Woche die Stadtkasse hier unterbringen", frohlockte er und suchte dabei nochmal den Blick des Architekten, der zustimmend nickte. Atinius ließ sich gerade eine Schüssel mit Wasser anreichen, um sein Gesicht zu waschen. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, fragte er: "Wollt ihr nach unten, euch umschauen?"
    Die Duumvirn sahen sich kurz an und schüttelten dann beiden den Kopf.
    "Nein danke, wir vertrauen auf deine Einschätzung", grinste Witjon. Er hatte keine Lust, sich in der Baustelle dreckig zu machen. Lieber kam er später wieder, wenn die groben Arbeiten abgeschlossen waren und nur noch die Falltüre und Öllampenhalter angebracht wurden.
    "Wir kommen später wieder", ergänzte Patulcius. "Viel Erfolg noch, Atinius. Weiter so." Und damit verabschiedeten sie sich und verließen den Tempel wieder. Witjon war zuversichtlich, dass der Kellerraum fertig sein würde, wenn das wiedergefundene Geld der Stadtkasse nach Mogontiacum zurückgebracht wurde.

  • Im Gegensatz zum großen Festtag des Apollo Mogon am Mittsommerabend, an dem die Duumviri für die ganze Civitas opferten und man auf den Feldern große Feuer entzündete, waren die Ludi Apollinares kein gebotener Feiertag - nur im Vicus Apollonensis. Entsprechend hatten die Vicani dieses eher römische Fest zu ihrem Vicus-Fest erkoren und feierten in diesen Tagen ihren Schutzgott. Dies wiederum bedeutete, dass Lucius in diesen Tagen besonders die Möglichkeit hatte, sich von seiner besten Seite zu zeigen.


    Er konnte sich noch gut erinnern, dass er bei seiner Wahlkampfrede gelobt hatte, Apollo ein Rind zu opfern - und dies war die Gelegenheit. Dummerweise hatte sein Vater das ganz anders gesehen - ein Rind koste ein Vermögen, es sei völlig überzogen und entspräche keiner Tradition (üblicherweise schlachteten die Magistri Vici nur einen Schafbock). Allerdings hatte der junge Petronier den Alten doch herumkriegen können - denn einerseits hatte er es versprochen und konnte die Götter ja nicht beleidigen, indem er sein Versprechen brach, zum andern war es ein guter Beweis für den Reichtum der Petronier, wenn sie ein besonders großes Opfer darbrachten. Also hatte er endlich das Geld locker gemacht und Morag hatte einen jungen Bullen besorgt, dessen Wert wohl tatsächlich alles übertraf, was Lucius jemals in Händen gehalten hatte.


    Nicht, dass Lucius daran glaubte, dass dieses Riesenopfer Apollo besonders beeindrucken würde oder gar dafür sorgte, dass sein Wasser besonders heilsam war - aber er hatte verstanden, dass seine Mitmenschen so etwas beeindrucken würde. Und so stand er nun mit verhülltem Kopf vor einer Menschenmenge, die sich im Tempelbezirk versammelt hatte. Obwohl Voropfer häufig innerhalb des Tempels stattfanden, hatte man auch diesen Part in den Tempelhof verlegt, wo alle zusehen konnten - außerdem verehrten die Germanen ihre Götter am liebsten unter freiem Himmel.


    "Oh Lares Vicani, Geister des Ortes,
    blickt auf uns, die wir in Eurer Heimstatt leben,
    nehmt an diese Gaben und gewährt uns Euren Schutz,
    tragt unser Gebet hinauf in die göttlichen Gefilde und hin zu Eurem Meister Mogounus und unserem Schutzherrn Apollo, dem wir uns voll Vetrauen anempfehlen.
    Wie der Rauch dieser Kräuter, so mögen unsere Gebete zu ihm hinaufsteigen!"


    leierte er das Opfergebet herunter und starrte dabei in das Feuer, das man auf dem Altar entfacht hatte. Er ließ die Arme sinken und griff nach den Kräutern, die man heute extra für diesen Anlass geschnitten hatte. Es schien dasselbe Hartheu zu sein, das vor ein paar Tagen in die Sonnwendfeuer geflogen war.

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Nun folgte das Hauptopfer, für das der Bulle vorbereitet worden war. Tatsächlich machten die Zuschauer große Augen und bewunderten das Tier, das von zwei Opferhelfern gehalten werden musste. Und auch Lucius musste sich das Tier etwas genauer anschauen, damit er den Göttern keinen Schund unterjubelte - als ob diese das interessiert hätte. Allerdings war es nicht unbedingt ein Bulle in der Blüte seiner Jahre, sondern ein älteres Tier, dessen Fleisch vermutlich ein wenig zäh sein würde. Aber selbst wenn das Apollo interessiert hätte, wäre es vermutlich egal, denn das Fleisch ging ja praktischerweise an die Opfergemeinde.


    Also drückte der junge Petronier ein Auge zu und sprach das Opfergebet:


    "Oh Apollo, strahlende Sonne,
    Grannus, Herr der Quellen und der Heilung,
    Mogounus, Schirmer dieser Civitas!


    Du verschonst uns mit deinen Pestpfeilen und reinigst uns mit deinem heiligen Wasser vor Krankheit und allem Übel.
    Wie die Sonne leuchtest du über unserem Vicus, dein Schein schenkt den Feldern Wachstum, den Kranken Gesundheit und den Herden Fruchtbarkeit!
    Wo dein Pfeil den Boden trifft, entstehen florierende Städte!


    Darum bringen wir dir gerechte Opfer dar. Zur Feier des Tages, an dem du am höchsten über unserer Stadt thronst, brachten wir dir gerechte Opfer dar wie wir Jahr um Jahr-"


    Lucius musste sein Gebet kurz unterbrechen, da der Pontifex, der ihm einsagte, eine Tabula heranziehen musste - für das ungewöhnliche Opfer war auch eine ungewöhnliche Gebetsformulierung notwendig, die die Pontifices sich lange ausgedacht hatten. Für Lucius war auch das seltsam und unlogisch - wenn die Götter sich überhaupt für ein paar verbrannte Innereien interessierten, dann sahen sie es doch unabhängig von irgendwelchen wohlgesetzten Worten...


    "-einen Schafbock opfern. Zum Dank für Deinen Schutz und Schirm nimm heute dieses makellose Rind an als besondere Gabe.


    Segne und bewahre unseren Vicus und unsere ganze Civitas vor Pest und allen Krankheiten! Lass unsere Herden fruchtbar sein und verhülle dein Antlitz nicht vor uns, damit unsere Felder gedeihen, aufdass wir dir lange gute Gaben bringen!"


    Nach diesen verschnörkelten Ansagen bekam der junge Petronier das Opfermesser in die Hand gedrückt. Am liebsten hätte er stattdessen sein Gladius in der Hand gehalten, aber die Götter bevorzugten diese Art von Küchenmesser - wahrscheinlich war es nicht einmal richtig scharf. Damit musste er nun über den Rücken des nervösen Tieres fahren, dem auch gleich die Sonnenscheibe, die man zwischen seinen Hörnern konstruiert hatte, entfernt wurde.


    "Agone?"


    fragten endlich die Opferschlächter und holten mit ihrem Hammer aus.


    "Age!"


    befahl Lucius und seine Augen blitzten auf, als er das Krachen des Schädels und das Spritzen des Blutes sah. Besonders letzteres erinnerte ihn an Caius - und tatsächlich verhielt sich der Bulle ganz ähnlich, machte sogar in etwa die gleichen Geräusche und sank endlich in sich zusammen. Nur, dass Lucius diesmal keine blutigen Hände hatte - was er zur Sicherheit kontrollierte. Irgendwie machte ihm all das Lust, mal wieder von seinem Schwert Gebrauch zu machen - er konnte sein Opfer ja auch den Göttern stiften. Vielleicht wurde ihnen das ständige Tierfleisch ja langweilig...


    Während er so darüber nachdachte, wie man ungefährdet einen Mord begehen konnte, machten sich die Priester über das Tier her und entrissen ihm die Innereien. Ein Haruspex musste sich das ganze ansehen...

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Wenn Apoll sich in Germania aufhielt, so liebte er es, sich in den kühlen Quellen zu baden, auf einem Stein zu sitzen und bei selbstproduzierter Musik seine heilenden Kräfte ins Wasser abzulassen. Deshalb nannten die Germanen ihn auch Grannus oder Mogon und verehrten ihn primär als Heilgott.


    Dieser Zeitgenosse hatte daran allerdings scheinbar kein Interesse, denn solch eine unmotivierte Gebetshaltung hatte der göttliche Kithara-Spieler selten gesehen. Im Gegenzug gab es allerdings ungewohnt reiche Gaben, sodass Apollo kurz an dem aufsteigenden Rauch der verbrannten Vitalia schnupperte, diese dann für gut befand und beschloss, das Opfer anzunehmen.


    Der Haruspex fand eine intakte Leber und hatte kurz das Gefühl, eine schwingende Saite zu hören.

  • Als der Haruspex die Litatio verkündete, hatte Lucius seinen Plan für das perfekte Verbrechen noch nicht beendet. Er war dabei stehen geblieben, dass das beste Ziel ein Fremder war - am besten nicht einmal aus der Provinz oder noch besser ein Händler aus Germania, denn er hatte das Axiom aufgestellt, dass je weiter entfernt die Heimat des Ermordeten lag, ein Mord desto geringeres Aufsehen erregte. Ebenso war die Verweildauer zu berücksichtigen, denn je mehr Zeit er in Mogontiacum verbrachte, desto wahrscheinlicher war der Aufbau von Bindungen, die wiederum Interesse an der Aufklärung einer Tat entwickeln konnten - woraus sich wiederum ergab, dass ein germanischer Händler aus einem ferneren Teil, der auf Durchreise war, das beste Ziel war.


    Weiter kam er nicht, denn er musste wieder aktiv werden. Also erhob er sich von seinem Subsellium und überwachte, wie die Opferhelfer den Ochsen zerlegten und den blutigen Matsch, der die Innereien darstellte, auf den Opferaltar warfen. Dies diente dem jungen Petronier als weitere Inspiration - wenn er das Opfer nach der Tat zerlegte und verteilte, würde es umso schwerer fallen, seine Identität zu ermitteln. Noch besser war das Vorbild der Innereien - er musste nur noch genau beobachten, wie lange es dauerte, bis sie verbrannt waren, denn dann würde niemand mehr irgendetwas über den Mord feststellen können.


    Erst als einer der Pontifices ihn anstupste, unterbrach er auch diesen Gedanken. Jetzt waren Brot- und Fleischspenden an der Reihe. Die Opferhelfer hatten den Ochsen schon zur Hälfte zerlegt und das Fleisch in handliche Portionen unterteilt, die an die Leiter der Handwerkergemeinschaften und die wichtigsten Patrone und die Decuriones des Vicus verteilt wurden. Natürlich erhielt auch der Alte seinen Teil mit dem, der Lucius als Magister Vici zustand. Dann folgte eine kleine Rede an das versammelte Volk:


    "Vicani Apollonensis!


    Der Friede mit den Göttern ist gesichert und wir alle sind ein Teil dieser Gemeinschaft! Es ist Brauch, dass die Bedürftigen zu den Ludi Apollinares Getreidespenden erhalten, damit auch sie feiern können! Ich persönlich habe dafür Sorge getragen und meine Familie hat das Geld dafür aufgebracht! Ihr wisst, dass harte Zeiten vor uns liegen, deshalb sollten wir den Tag nutzen, uns noch einmal am Überfluss zu freuen!"


    Während er so redete, ging der Blick des jungen Petroniers von einem zum anderen. Er entdeckte nicht sehr viele verarmte Handwerker und Tagelöhner - aber er kannte sie. Obwohl diese Leute wahrscheinlich bessere Opfer waren als sein letztes, war es unklug, sie auszuwählen - wichtiger als der Reichtum und Einfluss einer Person war eben doch die Entfernung der Herkunft - und dieses Lumpenpack hielt fester zusammen wie eine Schale Puls vom Vortag - sie würden sich bei den Magistraten für Nachforschungen einsetzen...

  • An diesem Opfer nahm der Alte mit gemischten Gefühlen teil. Einerseits machte es ihn stolz, seinen Sohn als Vertreter des ganzen Vicus opfern zu sehen - andererseits war es diesmal seiner Meinung nach herausgeworfenes Geld. Ein Schafbock war teuer genug und sein Fleisch genügte, um die wichtigsten Köpfe des Vicus zu sättigen. Aber ein ganzes Rind? Zwar liefen seine Geschäfte ganz gut, aber so gut auch wieder nicht - außerdem hatte er ja noch Getreide kaufen müssen. Alles in allem ein teurer Spaß...


    Immerhin gab es dafür aber mindestens einen Rinderbraten. Vielleicht machte Gunda aus dem Rest des Fleisches (es war ja eine doppelte Ration) noch ein paar Würste, die sie den Rest der Woche verspeisen konnten. Danach würde es aber vorerst nichts mehr Fleischiges geben, das war klar...

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/34.jpg "Meine Güte, Vater", platzte Audaod so laut hervor, dass sich ein paar der umstehenden Leute nach ihm umsahen. Witjon stand neben ihm, ebenso der Großteil der Sippe Wolfriks, sofern sie nicht dem Zug der Legion gen Süden gefolgt war oder aus anderem Grunde in alle Himmelsrichtungen verstreut war.
    "Haben die Petronier so viel Gold in ihrem Schuppen vergraben, dass sie sich ein solches Opfertier leisten können?" fragte Audaod dann mit gedämpfter Stimme, nachdem er einen missbilligenden Blick seines Vaters geerntet hatte. Der wiederum zuckte mit den Schultern.
    "Lese ich ihre Rechnungsbücher?" stellte er eine Gegenfrage und warf seinem Sohn einen kurzen Seitenblick zu, der von seiner Ahnungslosigkeit zeugte.
    "Was weiß ich?" gab Audaod ebenso ahnungslos zurück. Er wunderte sich doch sehr, dass Lucius ohne mit der Wimper zu zucken einen Bullen für Apollo Mogon opferte. Einen Bullen! Die meisten Magistri Vici, hielten sich einfach an die Tradition, einen Schafbock zu opfern. War ja klar, dass dieser Petronier wieder mal aus der Reihe tanzen musste. Audaod hatte von seinem Vater nun schon einige Male erzählt bekommen, wie dieser Bursche sich beizeiten in den Ratssitzungen benahm. Ungeheuerlich war das, ganz klar. Wobei Audaod es dem Grünschnabel auch nicht ganz verdenken konnte. Immerhin stellte er sich die Sitzungen des Ordo Decurionum als größtenteils unfassbar langweilig vor. Womit er vermutlich auch noch recht hatte.


    Witjon verfolgte das Opfer mit halber Aufmerksamkeit und widmete sich derweil lieber unauffällig den Anwesenden in der Besuchermenge. Petronius Crispus den Älteren sah er und auch einige andere Honoratioren der Civitas. Dann fielen dem duccischen Sippenoberhaupt natürlich etliche Klienten beziehungsweise Muntlinge ins Auge, aber auch einige Widersacher.
    "Apollo Mogon möge ihm seine Lustlosigkeit verzeihen", spottete Audaod schließlich, nachdem er die Zeremonie einige Zeit beobachtet hatte.
    "Er ist wirklich nicht mit so viel Elan bei der Sache", stellte auch Witjon fest, als der Pontifex den Magister Vici zum zweiten oder dritten Male anstupsen musste. Hoffentlich nahm ihm der geehrte Gott das nicht übel...
    Und wahrlich, der junge Petronius verkündete letztlich den Segen des Mogon über die Civitas. Witjon nickte zufrieden. Dunkle Wolken mochten am Horizont heraufziehen, doch Mogontiacum hatte das Wohlwollen des Apollo.

  • Es folgte die Ausgabe von Getreide an die ärmeren Bürger. Lucius musste die Sache persönlich in die Hand nehmen, damit jedem klar war, wem er den Getreidesegen verdankte - zumindest behauptete der Alte das. Für den jungen Petronier war es allerdings eine langweilige und langwierige Sache.


    So stand er am Eingang des Tempels, Pullo hielt ihm einen Getreidesack nach dem anderen hin und er nahm mit einer Schippe die entsprechende Menge, um sie den Bettlern und sonstigem Gesocks, das eine Berechtigungsmarke vorzeigte, in die Schüssel oder Schale zu gießen. Dabei ließen ihn seine Mordgedanken noch immer nicht los - vielleicht funktionierte es doch mit einem Bettler? Auch wenn sie zusammenhielten, hatten sie wenig Geld, um eigene Nachforschungen anzustellen. Und wahrscheinlich würde man sowieso den Aedil oder den Magister Vici beauftragen - und viele kamen aus der Ferne und hatten keine Familie hier...

    Sim-Off:

    Wer sich bedürftig fühlt, kann das WiSim-Angebot nutzen. Ansonsten kann auch die Stadt nach einer Woche das ganze abnehmen und vernichten ;)

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/34.jpg "Mann, sind das viele Leute", stellte Audaod überrascht fest, als er neben seinem Vater den Tempelvorplatz betrat.
    "Und?" Witjon zuckte nur mit den Schultern. Er war Massenaufläufe mittlerweile gewöhnt. Aber das war offenbar nicht Audaods Knackpunkt.
    "Naja, immerhin werden hier doch 'nur' ein paar Truhen im Tempel verbuddelt. Wieso sollten sich das so viele Menschen ansehen wollen?"
    "Achso", machte Witjon. "Ganz einfach. Es gibt hinterher Restefuttern."
    Audaod schaute ihn an wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Darauf hätte er wohl auch selbst kommen können.
    "Na, was dachtest du denn?" stichelte sein Vater noch ein bisschen, während er mittlerweile nebenbei hier und dort Hände von Bekannten zu schütteln begann. Der Tempelvorplatz war von Geschwätz der Leute erfüllt. Ein Schwarm Trauben flog über die Köpfe hinweg und landete nach ein paar Runden auf dem Tempeldach, nur um dann wieder eine oder mehrere Runde zu drehen und sich erneut auf dem Dach niederzulassen. Büttel hatten Platz um den Altar in gebührendem Abstand frei gehalten und auch der Weg zum Tempeleingang war dem einfachen Volk heute strikt verwehrt. Niemand sollte der Stadtkasse zu nahe kommen.


    [WRAPIMG=right]http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/26.jpg[/wrapIMG]"Duccius! Numerius Duccius Marsus! Hier drüben!" Der verzweifelte Ruf eines alten Mannes, der die Menge zu übertönen versuchte, drang von irgendwoher an Witjons Ohr. Audaod ignorierte die Rufe zunächst, denn von seinem Vater wollte immer irgendwer irgendetwas. Mit einer gehörigen Portion Desinteresse ließ er seinen Blick über die Leute schweifen. Am liebsten würde er sich jetzt mit seinen Kumpanen in eine Taverne setzen und einen heben. Er hatte es langsam satt, sich ständig an der Seite seines Vaters zeigen zu müssen, um einen guten Eindruck zu machen und viele wichtige Männer Mogontiacums kennen zu lernen. Manchmal hatte das natürlich auch so seine Vorteile, wenn die Decuriones beispielsweise ihre Töchter mitbrachten. Marcus Petronius Crispus hatte zum Beispiel eine sehr hübsche junge Verwandte - wenn sie auch nicht seine Tochter war, aber was zählte das schon? - und auch dieser Mathayus aus Melita hatte wohl ganz schöne Weibsbilder zuhause. Und die waren ja nicht die einzigen. Hach, es gab so viele Mädchen zu entdecken in Mogontiacum!


    "Patulcius, salve" begrüßte Witjon schließlich seinen ehemaligen Amtskollegen, womit er seinen Sohn aus den Gedanken riss und diesen zwang, den ehemaligen Duumvir ebenfalls zu begrüßen. "Salve", grüßte Audaod wortkarg und handelte sich ein Stirnrunzeln seines Vaters ein. Der Patulcius schien das nicht zu bemerken. "Junger Duccius, du wirst deinem Vater von Tag zu Tag ähnlicher", stellte Patulcius fest, wobei er leise lächelte. "Dann wollen wir mal sehen, dass wir heute diese leidige Geschichte unter Dach und Fach bringen", kommentierte er daraufhin ruhig das Geschehen auf dem Platz. Ganz offensichtlich meinte er hauptsächlich die Beendigung der Unsicherheit der Stadtkasse. Der Mann war Audaod manchmal echt ein bisschen zu entspannt. Aber nur manchmal.
    "Mein Herz macht einen Sprung, mein Lieber. Fürwahr, das viele Edelmetall muss endlich in sichere Verwahrung gebracht werden. Möge Apollo Mogon unserer Civitas dazu seinen Segen geben." Aulus Patulcius Merula nickte bedächtig...

  • Galeo Epidius Andronicus
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/33.jpg]
    Der Tempelvorplatz war gut gefüllt und die Duumvirn und anderen Amtsträger hatten sich am Tempeleingang zusammengefunden, um dem anstehenden Schauspiel beiwohnen zu können. Ein Apparitor postierte sich dort, wo die Leute ihn gut hören konnten und verkündete den Beginn der Zeremonie und rief die Leute dabei zur Ruhe. Als das Geschwätz langsam abebbte, trat der Duumvir Galeo Epidius Andronicus vor und begann mit lauter Stimme, das Opfergebet zu sprechen.


    "Oh Lares Vicani, ihr Geister dieses Ortes,
    wir, die Bewohner der Stätte eures Wirkens,
    stehen hier demütig vor euch,
    schaut auf uns mit Wohlwollen!
    nehmt an diese Gaben und gewährt uns Euren Schutz,
    hört unser Gebet und verkündet es droben in göttlichen Gefilden
    Eurem Meister Mogounus und unserem Schutzherrn Apollo,
    an den wir uns voll Vetrauen wenden.
    Wie der Rauch dieser Kräuter, so mögen unsere Gebete zu ihm hinaufsteigen!"


    Der Duumvir hatte schon unzählige Male in seinem Leben geopfert und so besaß er einerseits die nötige Routine und Ruhe, andererseits erinnerte er sich noch an das geleierte Gebet von Lucius Petronius Crispus, dem er definitiv nicht nacheifern wollte, so dass er voller Inbrunst sprach und die Worte dramatisch betonte.
    Daraufhin gab er die bereitgelegten Kräuter, es waren Lavendel und wilder Weizen, in die Feuerschale und hielt einen Augenblick inne, bis der Rauch in den Himmel stieg.


    Ohne Zögern ging Epidius nun zum Hauptopfer über. Ein Opferdiener führte einen weißen Schafbock, das Tier, das die Civitas ihrem Schutzpatron traditionell opferte, zum Altar und der Duumvir begann erneut zu beten:


    "Oh Apollo, Schirmherr der Herden und Städtegründer,
    Grannus, Herr der Quellen und der Heilung,
    Mogunus, Lichtbringer und Schild unserer Civitas!


    Du hälst Mogontiacum in fruchtbringender Umarmung. Du hälst Krankheit und Tod von uns ab und segnest unsere Quellen. Deine göttliche Gegenwart gibt den Gesunden Kraft und stärkt die Kranken. Nie lässt du Leid über deine Herde kommen und nie wird uns Übel zugefügt, denn du hast dein wachsames Auge auf deine Kinder gerichtet und dein Pestpfeil zielt auf jeden Feind. Dein Wohlwollen ist der Sonnenschein über unseren Dächern und dein Atem bringt unseren Wiesen und Äckern Fruchtbarkeit.


    Darum bringen wir dir dieses gerechte Opfer dar. Ein Schafbock, kräftig und rein, legen dir deine Kinder ehrerbietig zu Füßen, wie wir es immer voller Freude tun, denn du bist unser Heil!


    Oh Apollo Grannus Mogounus, wir bitten dich um deinen Schutz für die Kasse unserer Civitas. Nimm diese Truhen unter deine Fittiche und halte jene von unseren Schätzen fern, die Übles im Sinn haben! Gewähre uns diese Gunst und groß wird unser Dank sein allezeit!"


    Das war ein Kraftakt gewesen. Am Ende hatte Epidius Stimme beinahe gestreikt, denn er war nicht mehr der Jüngste und seine Lunge war nicht mehr so kräftig wie einst. Dennoch hatte er das Gebet dank fleißigem Auswendiglernen fehlerfrei vorgebracht.
    Jetzt folgte die übliche Prozedur. Der Duumvir erhielt das Opfermesser und fuhr damit über den Rücken des Tieres. Dann kam die Frage des Opferschlächters:
    "Agone?"
    Und Galeo Epidius Andronicus antwortete:
    "Age!"
    Der Schafsbock ließ sein Leben und die Priester und der Haruspex gingen an die Arbeit. Jetzt hieß es Hoffen, dass Apollo keine Einwände gegen ihre Pläne hatte, die Stadtkasse in seinem Tempel zu vergraben...

  • Natürlich waren auch die Petronier gekommen, um sich dieses Spektakel anzusehen. Endlich hatte die Stadtkasse einen sicheren Platz gefunden, der von den Göttern geschützt wurde - was sich der Alte auch ein wenig selbst zuschrieb, denn es war seine Idee gewesen. In der Menge entdeckte er auch die Duccier, schaffte es aber nicht mehr, sie aufzusuchen, ehe das Opfer begann.


    Andächtig stand er so in den Weihrauchschwaden und hoffte, dass sein Sohn etwas von diesem inbrünstigen Gebet lernen würde...

  • Als Magister Vici musste natürlich auch Lucius an dieser Zeremonie teilnehmen - obwohl er langsam wirklich genug von Weihrauch, Opfergaben und dem immer gleichen Singsang hatte. Interessanter würde es dagegen sein, die ganze Stadtkasse einmal zu sehen - Lucius hatte keine Vorstellung davon, wie viele Truhen sie fasste.


    Wenn er sich richtig erinnerte, hatte ihm sein Vater einmal von etwa 30 000 Sesterzen erzählt. Wenn ein Sesterz etwa eine Drachma wog, waren es also insgesamt 30 000 Drachmae, umgerechnet also etwa 300 Librae, also grob überschlagen vielleicht sechs Talente. Allerdings lag die Kasse wahrscheinlich nicht rein in Sesterzen vor, wodurch das ganze eher etwas leichter wurde - vielleicht halb so schwer, also drei Talente. Für eine einzelne Truhe war das vermutlich ein bisschen zu schwer, aber mehr als drei waren wahrscheinlich auch übertrieben.


    Naja, er würde es sehen, wenn das langweilige Opfer vorbei war...

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Auf seiner Wolke sitzend hielt Apollo in seinem Saitenspiel inne und blickte hinab auf die beschauliche Civitas, die ihm erst im letzten Monat so fleißig geopfert hatte.


    Diesmal gab sich der Duumvir aber wieder einmal größte Mühe und es schmeichelte Apollo, dass man ihm die ganze Stadtkasse anvertraute. So eine Ehre hatte er nicht allzu oft, obwohl die Idee, Diebe mit seinen Pestpfeilen zu strafen, gar nicht schlecht war.


    Vorerst widmete er sich aber doch lieber wieder den schönen Künsten. Hoffentlich gab es in dieser Stadt bald wieder ein paar schicke Ludi!


    Die Eingeweide waren in gutem Zustand, allerdings sprudelte das Blut beim Schlachten nicht ganz so stark, wie man sich das erhoffte.

  • Auch Mathayus nahm an der Einweihung des neuen Raumes für die mogontinische Stadtkasse teil. Das war quasi seine letzte Amtshandlung und gesellschaftliches Auftreten in Mogontiacum. Alles was sie mitnehmen wollten und konnten war verpackt und verladen und alles andere war verkauft. Aufgrund der Geschwindigkeit mit dem dies alles geschah hatte er keinen Gewinn erzielt aber wenigstens auch keinen Verlust. Morgen früh würde die Stadt eine kleine Karawane verlassen... naja klein war sie nicht. Mathayus hatte seinen Geschäftspartner Timon damit beauftragt und dieser hatte alles auf seine Esel verladen. Fast 100 Tiere würden morgen mit den Habseligkeiten der Familie Magonidas die Stadt verlassen.


    Mathayus stand nun also mit gemischten Gefühlen neben seinem Patron und nahm an der Zeremonie teil.

  • Nach dem Opfer wandte sich der Alte an seinen Klienten, welcher etwas knapp erschienen war. Wenn er überlegte, dass er Magonidas eine ganze Zeit lang - vielleicht für immer - nicht mehr sehen würde, war er doch ein wenig traurig. Der Punier war ihm ein treuer Klient gewesen und hatte ihn und seinen Sohn auch im Ordo Decurionum stets tatkräftig unterstützt - vielleicht hätte Crispus ihnen eines Tages sogar zum Bürgerrecht verhelfen können.


    "Mathayus, ich hab' noch 'was für dich!"


    sagte er und kramte den Brief aus dem Bausch seiner Toga.


    [FONT=cataneo bt, amaze]

    Servius Artorius Reatinus - Legio XXII Deiotoriana - Nikopolis - Aegyptus



    Crispus Reatino s.p.d.


    Ich gebe zu, ich habe schon lange nichts mehr von mir hören lassen. Jetzt hat sich aber trotz der schweren Zeiten eine Möglichkeit ergeben, wieder einmal mit dir in Kontakt zu treten. Hier in Mogontiacum ist trotz der Erhebung unseres Statthalters alles relativ ruhig. Die Legio II ist zusammen mit allen anderen Einheiten der beiden Germaniae abgezogen und hat uns eine lächerliche Rumpfbesatzung zurückgelassen. Ich werde zusammen mit meinem Sohn eine Miliz aufstellen, damit wir notfalls gegen diese Barbaren gewappnet sind.


    Der Anlass für diesen Brief ist aber zugegebenermaßen ein anderer. Der Mann, der ihn dir überbringt, ist Mathayus Magonidas, mein Klient. Er ist Punier und ist vor einiger Zeit hierher gekommen. Er handelt mit allerlei Dingen und auch sein Sohn ist ein fleißiger junger Mann. Wegen eines Todesfalls in seiner Familie muss er jetzt nach Aegyptus gehen und das Familienunternehmen übernehmen. Ich bitte dich Er ist ein guter Mann und nicht nur mein Klient, sondern auch ein vertrauter Freund. Deshalb bitte ich dich, ihn bei seiner Übersiedlung ein wenig zu unterstützen. Vielleicht kannst du ihm dabei helfen, ein paar Kontakte zu knüpfen oder seinem Unternehmen ein paar Aufträge für die Legion zuschassen.


    Melde dich wieder - ich hoffe, der Krieg kommt nicht zu euch und geht gut aus!


    Vide ut valeas!

    [/FONT]


    "Reatinus is' ein netter Kerl und er wird dir sicherlich weiterhelfen. Aber ich hab' noch etwas!"


    Er griff an seinen Hals und zog ein Amulett unter seiner Tunica hervor, um es dem Magoniden umzulegen. Das gute Stück hatte er noch als Abschiedsgeschenk anfertigen lassen - er wollte seinen Klienten ja nicht einfach so ziehen lassen.


    "Als kleine Erinnerung: Vorn is' Apollo Mogon drauf, hinten Mercurius. Das soll dich auf deinen Reisen beschützen."


    Auf der Rückseite war außerdem eine kleine Umschrift angebracht: M PETRONIUS CRISPUS PRO CLIENTE CARO - das würde Mathayus und seine Familie stets an Mogontiacum und ihren Patron erinnern.


    "Reist ihr direkt ab, richtig?"


    Zumindest erinnerte der alte Petronier sich so.

  • Mathayus überflog den Text nur kurz und steckte den Brief dann weg.


    "Ich danke dir nochmal dafür und bin gespannt deinen Freund kennen zu lernen."


    Das anschließende Geschenk brachte Mathayus sogar etwas in Verlegenheit. Sehr gerne nahm er es an und bedankte sich noch einmal überschwenglich dafür. Ohne dabei aber großes TamTam zu machen. Er dachte sich das würde Crispus hier in aller Öffentlichkeit nicht gefallen. Jedenfalls schätzte er ihn so ein.


    "Vielen Dank ich werde es in Ehren halten."


    Auch Mathayus hatte ein Geschenk für seinen Patron. Er holte eine sehr alte Münze hervor. Sie war wohl aus Silber aber die Zeit hatte deutlich ihre Spuren hinterlassen.
    "Damals als meine Familie einen Machtkampf gegen die Barkiden verloren hat und von Quart Hadesh... äh Karthago nach Melita ausgewandert ist bekam jedes Mitglied der Familie und ihre Getreuen eine solche Münze. Damit erhält jeder Aufnahme in einem Haus der Familie Magonidas auf der ganzen Welt. Nimm sie als Geschenk an und egal wo du bist wenn es dort Magoniden gibt werden sie dich aufnehmen und solange du willst bei sich wohnen lassen."


    Vor vielen hundert Jahren war diese Münze sehr viel mehr wert gewesen als heute. Gab es doch außer auf Melita nur noch hier in Mogontiacum, und das nicht mehr lange, und halt in Alexandria noch Magoniden. Aber Mathayus dachte sich die Geste würde mehr zählen als der letztendlich Wert der Münze.



    "Ja morgen kurz vor Sonnenaufgang geht es los!"

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