atrium | Nuptiae Consulares

  • Täuschte er sich, oder rückte ihm die liebe Verwandte da gerade ganz schön auf die Pelle? Natürlich konnte das ein Zufall sein, aber irgendwie hatte Celsus das Gefühl, dass Septima nicht ganz so lieb und unschuldig war, wie sie sich gab. Da war es doch nur höflich, das Spiel ein wenig mitzuspielen, zumal er ja auch nicht allzu nah mit ihr verwandt war, zumindest jetzt noch nicht...


    Celsus lehnte sich noch ein kleines bisschen weiter zurück und hörte Septimas Erklärungen aufmerksam zu, während sein Blick unauffällig ihrem Finger folgte. Die drei genannten waren allesamt ziemlich einprägsame Persönlichkeiten, die würde er sich ohne größere Mühen merken können.


    Ihre letzte Bemerkung brachte ihn zum lachen, Celsus drehte sich zu Septima um, stützte sich weiterhin mit einer Hand an der Säule an und grinste seine Verwandte an:


    "Nun, ich muss zugeben, dass mich drei Namen schon ganz schön an meine Grenzen bringen. Vielleichst wärst du ja so nett, den übrigen Gästen Wachstäfelchen mit ihren Namen um den Hals zu hängen, damit sich dein armer Verwandter ein wenig orientieren kann. Von dir lassen sie sich das bestimmt gefallen."


    Jetzt schaute er noch einmal kurz zu Corvinus hinüber und warf sich dann in gespielter Eitelkeit vor Septima in Positur.


    "Sag mal, wenn das da drüben der Bestaussehendste ist, welchen Platz auf deiner Skala nehme ich denn dann ein?"

  • Einem Schatten gleich, war Cassim seinem neuen Herrn gefolgt. Im Tross einer Schar begleitender Sklaven war er der flavischen Sänfte gefolgt, auf ihrem sehr kurzen Weg zur Villa der Aurelier. Und auch jetzt, da sich Flavius Gracchus, samt seiner Familie in das Innere der Villa begab, folgte er ihm, immer darauf bedacht, ein wenig Abstand zu halten. Für den Parther stellte dies ein Novum dar, denn dies war das erste Mal, seit seiner Flucht, da man ihm gestattet hattr die Villa verlassen zu dürfen. Zweifelsohne war dies wohl als Bewährungsprobe gedacht, war doch Sciurus ständig in seiner Nähe und hatte ein wachsames Auge auf den Sklaven.
    Aus früheren Zeiten waren ihm einige der aurelieschen Sklaven bekannt. Besonders die süße Blonde aus Germanien, die einst zum Sprachunterricht in der Villa Flavia erschienen war, hatte sich tief in sein Gedächtnis eingeprägt. Aber auch Chimerion, der nach der gescheiterten Flucht und der daraus resultierenden Bestrafung an diesen Ort gebracht worden war. Doch zweifellos rechnete er nicht damit, diesen auf der Hochzeit anzutreffen, da doch auch er in Ungnade gefallen war und nun allfällig für die Reinerhaltung der aurelischen Latrinen zuständig sein konnte.
    Äußerlich recht emotionslos, beobachtete er still das bunte Treiben um ihn herum. Er hatte wenig Erfahrung mit römischen Feierlichkeiten oder religiösen Rieten. Sein Wissen stammte nur aus Büchern oder aus Erzählungen. Diesmal hatte er nun Gelegenheit ganz nah dabei zu sein und selbst Zeuge zu werden. Doch bis es dazu kam, nutzte er die Gelegenheit um weiter zu beobachten und vielleicht doch noch ein bekanntes Gesicht in der Menge zu entdecken.

  • Schon am frühen Morgen war es ein heilloses Durcheinander gewesen. Meine Geduld war bald am Ende! Ich liebäugelte schon mit dem Gedanken, mich für den Rest des Tages entschuldigen zu lassen. So konnte ich unter keinen Umständen unters Volk! Charis, die ausgerechnet heute mit einer schlimmen Erkältung darnieder lag, mir durch eine andere Sklavin ersetzt worden, deren Namen ich längst schon wieder vergessen hatte. Dieses dumme Ding war einfach nur unfähig! Nichts machte sie richtig. Ich hatte schon selbst Hand angelegt an meine überaus umfangreiche Sammlung edelster Gewänder und auch ohne die Hilfe dieser Dilettantin hatte ich etwas Passendes gefunden. Eine hellblaue Tunika aus Seide, die mit kleinen goldenen Perlen bestickt war. Diese Farbe passte durchaus zu meiner Stimmung, die nicht minder eisig war.
    Das schlimmste jedoch stand mir noch bevor! Diese Unfähigkeit in Person sollte mir noch meine Frisur stecken, was allerdings in einer mittelgroßen Katastrophe endete.
    "Du dämliche Kröte! Verschwinde aus meinen Augen! Raus!!! Oh, ihr Götter! Warum straft ihr mich nur so??" wehklagte ich. Das tat ich so laut, daß meine gute Charis nebenan so gerührt war und sich aufraffte, um mir aus meiner Misere zu helfen.
    "Du hast etwas gut bei mir, meine Gute!", meinte ich nur zufrieden zu der halb tot wirkenden Makedonierin, die große Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Husten und Schnupfen zum Trotze, hatte sie es dennoch geschafft, mir eine ganz passable Frisur zu stecken. Danach schminkte sie mich noch. Den Schmuck konnte ich allein aussuchen. Schließlich schickte ich sie zurück in ihre Kammer, damit sie sich auskurieren konnte.
    Eine andere namenlose Sklavin, die mir eine Erfrischung gebracht hatte, berichtete mir, es hätten sich bereits die ersten Gäste eingefunden. Nun war aber Eile geboten. So gelangte ich, leicht verspätet, aber gut gestylt ins Atrium. Wie es sich gehörte, suchte ich zuerst den Weg zu meinem Gatten, der damit beschäftigt war, die eintreffenden Gäste zu begrüßen.
    "Salve Tiberius Durus! Senator Aelius! Welch ein schöner Tag für einen so schönen Anlaß!" meinte ich lächelnd. Man konnte der armen Laevina nur wünsche, daß die Götter ihr besser gesonnen waren! Doch dann ging für mich zumindest tatsächlich die Sonne auf, als ich meine flavische Verwandtschaft erblickte!
    "Salve Manius! Antonia, wie schön und Minimus! Es freut mich so sehr euch wieder einmal zu sehen! Es ist sehr lange her." Mir kam es wie eine Ewigkeit vor.

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus et Manius Flavius Gracchus et Claudia Antonia et Marei


    Für die gesamte Dauer der eher kurzen Reise in der Sänfte hatte der junge Flavius darüber lamentiert, dass ihm das Gefährt keinerlei kommoden Platz bot, zumal er an diesem Tage bereits eine besonders ermüdende Ankleidezeremonie über sich ergehen lassen hatte müssen und er ob dessen keineswegs gewillt war, die Last einer Feierlichkeit nun ebenfalls auf sich zu nehmen.


    So suchte seine Hand rasch die seiner Mutter, als sie die Sänfte verlassen hatten und sich auf den Weg ins Innere des Anwesens machten, das in seiner Größe zwar durchaus mit der Villa Flavia vergleichbar sein mochte, doch in seiner prunkvollen Dekoration und der Menge an Menschen, die sich im Atrium versammelt hatte, eher eine einschüchternde Wirkung auf den Knaben hatte. Zwar waren ihm einige der Personen innerhalb des Raumes durchaus bekannt, wenn auch weniger namentlich denn von vorhergehenden Begegnungen, dennoch verhinderte es seine gewisse Xenophobie, dass in jenem Umfeld ein wohles Gefühl in ihm aufkeimte. Indessen betrachtete er alles mit großen Augen und erstarrte gar, als der offenbare Gastgeber, jener ältliche Mann, dessen Wege die Parzen in den letzten Tagen des Öfteren mit denen des Manius Minor kreuzen ließen.


    Selbstredend bewirkte die Begrüßung durch physischen Kontakt in dem jungen Flavius eine gewisse Abneigung gegenüber dem Consul, weshalb er sich auch eines Kommentares angesichts dessen Dankbarkeitsbezeugung enthielt. Vielmehr trat er vorsichtig einige Schritte zurück, sodass er zwischen seinen Eltern verschwand.


    Als er sich umwandte, blickte er verblüffenderweise in das Antlitz eines Knaben seines Alters, da es ihm unbekannt war, dass es sich um ein Mädchen handelte. Tatsächlich blickte sie ihn nicht nur an, sondern grüßte ihn vielmehr verhalten, was Manius Minor erneut eine gewisse Insekurität gab, da er nicht wusste, wie man auf derartige Annäherungen zu reagieren hatte. Nach einer ihm endlos erscheinenden Pause, in der er rasch verschiedene Alternativen der Reaktion bewertete, rang er sich schließlich zu einem erwidernden
    "Salve!"
    durch und erwartete voller Anspannung, wie sein Gegenüber wohl reagieren mochte.

  • Es war wohl das erste Kompliment, das ich von meinem zukünftigen Ehemann kriegte und es war ein Gutes! Ich errötete, doch das dürfte wohl niemand bemerkt haben, da ich ja verschleiert war. Ein rosafarbenes Gesicht hätte ohnehin gut zu meinen rötlichen Kleidern gepasst. Positiv erregt versuchte ich den Überblick zu behalten, was mir aber nur eingeschränkt gelang.
    Sehr gut hätte ich jemanden wie Tiberia Septima gebrauchen können, die ihrer Begleitung die Namen der Anwesenden unauffällig zuflüsterte. Einige waren mir natürlich bekannt, doch die meiste Zeit konnte ich nur den Begrüssungsfloskeln Durus´ entnehmen, um wen es sich handelte. Lächelnd und möglichst natürlich und aufrecht stehend, begrüsste ich die Gäste nachdem sie dem Consul, den ich heiraten würde, ihre Aufwartung gemacht hatten.
    Den Verwandten des Kaisers begrüssen zu dürfen, war eine besondere Ehre, doch auch die Bekanntschaft mit den bedeutenden Damen des Reichs bedeutete mir viel. Sie würden sich mindestens an meine Hochzeit erinnern, selbst wenn die meisten mich bisher noch kaum oder gar nicht kennen mochten. So manchen halb mitleidigen oder herablassenden Blick konnte ich nicht deuten. Sahen sie in mir das kleine Mädchen, das plötzlich in der Erwachsenenwelt mitspielen wollte - oder musste?
    Oder bedauerten sie mich gar, weil ich in die Ehe ging? Nein, das konnte sicher nicht sein, sie alle waren schliesslich auch verheiratet und sahen so gut aus.
    Sogar Kinder waren gekommen. Der kleine Flavier erregte auch meine Aufmerksamkeit. Wie niedlich und schüchtern er war. Ich fühlte mich ihm sehr verbunden. Gleichzeitig erschlug mich der Gedanke beinahe, dass ich bald selbst so einen Sohn haben würde. Der Gedanke jagte mir ganz plötzlich Angst ein. Ich hatte mich schon seit ich keines mehr war nicht mehr mit Kindern beschäftigt. Schliesslich konnte ich mich aber mit dem Beschluss beruhigen, später mit Flavius Gracchus Minor zu reden.
    Ursus hatte ich bereits entdeckt, was mich erneut hatte rot werden lassen. Ich beobachtete ihn erst eine Weile verträumt, wie ich es oft zu tun pflegte, wenn ich ihn traf. Doch dann wurde mir plötzlich und siedend heiss bewusst, wo und wer ich war und ich warf meinem alten Gemahl einen schnellen Seitenblick zu, der mit einem kleinen Seufzer verbunden war. Zum Glück wurde ich sofort wieder abgelenkt, so dass ich mir - darüber - keine Sorgen machen brauchte. Stattdessen fragte ich mich nun, wo eigentlich meine ganzen Cousinen abgeblieben sein mochten. Wollten sie etwa aus Protest nicht erscheinen? Mein guter alter Bekannter Panik meldete sich, ich konnte ihm jedoch schnell und unkompliziert klar machen, dass er zu meiner Hochzeit nicht eingeladen war...

  • Wie befürchtet, stieß ich reichlich verspätet zu der Hochzeitsgesellschaft, die sich bereits zahlreich im Atrium unserer aurelischen Villa versammelt hatte. Mit dieser meiner Verspätung war ich allerdings noch in dem Rahmen geblieben, den ich mir selbst gesteckt und schon Tage vor der Feier einkalkuliert hatte. Schließlich war es ja doch erwartbar gewesen, dass sich am Morgen dieses Tages eine ansehnliche, wenn auch nicht sichtbare Warteschlange vor unserem Balneum bilden würde. Und für mich persönlich hatte ich mir im Morgengrauen noch eine zusätzliche Aufgabe gestellt, die auf der einen Seite eine gründliche Reinigung vor den Feierlichkeiten noch dringlicher machte, welche aber auf der anderen Seite vollkommen unerlässlich für mich war, hatte doch auch ich wie so viele andere Mitglieder der Gentes Aurelia und Tiberia die Farben Blau, Rot und einen Hauch von Gold für Toga und Tunika gewählt, nur dass ich wegen meiner Erkrankung allen Grund zu der Befürchtung hatte, dass mein bleiches Gesicht an einem Freudentag wie diesem gar zu wächsern neben den kräftigen Farbtönen wirken würde. Noch vor Tagesanbruch hatte ich mich daher wecken lassen und mit einem ehrgeizigen Übungsprogramm begonnen, das es mir ermöglichen sollte, die Feierlichkeiten nicht nur zu überstehen, sondern ihnen mit Vitalität beizuwohnen. Nach Abschluss meiner Übungen hatte ich eine geraume Zeit darauf warten müssen, mich endlich im Balneum reinigen und für den Anlass herrichten lassen zu können, doch diese Verspätung war es mir allemal wert gewesen, da ich nun tatsächlich in der von mir erhofften Frische das Atrium betrat.


    Die Art und Weise, in der alle Besucher sich wie auf ein stummes Geheiß hin in dem Raume angeordnet hatten, hätte es auch für einen Fremden nicht schwer gemacht, unter den Gästen das Brautpaar auszumachen. Umso leichter fiel es natürlich mir, meinen Blick sofort auf den Consul Tiberius Durus und auf meine eigene Verwandte Laevina zu richten. Ich reihte mich in die Schar derer ein, die das Paar direkt nach ihrer Ankunft begrüßten, und sagte, als die Reihe an mich gekommen war, aus ganzem Herzen: "Salve, mein Consul, salve, Laevina! Ich bin glücklich darüber, dass die Götter meine Gesundheit insoweit wieder aufgerichtet haben, dass ich euren Ehrentag hier in Rom mit euch erleben kann!"


    Indem ich noch Marcus und Celerina mit einem warmen Nicken bedachte, trat ich auch schon wieder beiseite, um weiteren Gästen Platz zu machen, die sich zahlreich um einen der wichtigsten Männer des Reiches, nämlich Tiberius Durus, und seine Braut scharten. Obwohl selbst doch in dieser Villa Aurelia ansässig, war ich mir vollkommen im Klaren darüber, dass ich an diesem Tag nicht mehr sein konnte als ein Zaungast. Zu lange hatte mich meine Erkrankung daran gehindert, meinen Pflichten für das Gemeinwesen nachzukommen, und noch immer hatte ich nichts wirklich Zählbares vorzuweisen. Ich zog mich daher Schritt für Schritt an den Rand des Geschehens zurück, hier und da grüßend, wenn meine Blicke auf ein bekanntes Gesicht trafen. Doch dies war viel zu selten der Fall; außer meinen Verwandten, allen voran Titus und natürlich Orestes, dem ich dem Anlass entsprechend einen fröhlichen Blick zuwarf, kannte ich eigentlich nur noch den Konsular Aelius Quarto sowie Flavius Gracchus mitsamt seiner Familie vom Sehen. Schon sah ich mich nach einem der aurelischen Sklaven um, der vielleicht imstande gewesen wäre, mir wenigstens die Namen einiger der Anwesenden zuzuflüstern, aber die einzigen Servi, die mir wirklich bekannt waren, waren Cimon, und der war beschäftigt, und Marei, die war es ebenfalls, und zwar mit dem Sohn von Flavius Gracchus. Dieser Junge war auch mir schon aufgefallen, weil ihm der körperliche Kontakt, welchen Tiberius Durus ihm bei der Begrüßung hatte angedeihen lassen, so offensichtlich unangenehm war, was in mir eine große Sympathie hervorrief, hatte ich doch in seinem Alter und noch weit darüber hinaus eine ähnliche tiefe Abneigung gegenüber Berührungen gehabt. Wie seltsam, dass sich dies erst gebessert hatte, als ich durch meine Krankheit gezwungen war, mich immer wieder im wahrsten Sinne des Wortes in die Hände von Ärzten zu begeben...

  • Zitat

    Original von Flavia Celerina
    "Salve Tiberius Durus! Senator Aelius! Welch ein schöner Tag für einen so schönen Anlaß!" meinte ich lächelnd. Man konnte der armen Laevina nur wünsche, daß die Götter ihr besser gesonnen waren! Doch dann ging für mich zumindest tatsächlich die Sonne auf, als ich meine flavische Verwandtschaft erblickte!


    Kaum hatte Durus die beiden Flavii begrüßt, eilte auch schon die Gattin des Hausherrn herbei. Offenbar hatte sie sich sehr viel Mühe mit ihrer Frisur gemacht, dafür fand er das eisige Blau ihrer Tunica nicht ganz so hübsch - aber er musste es ja nicht tragen und im Grunde war es ihm auch völlig egal, welche Farbe wer trug!


    "Salve, Flavia!"


    grüßte er nur knapp, denn schon kam wieder ein Gratulant heran, während Celerina die Familie Gracchus beschäftigte, was es dem Tiberier wiederum ersparte, um Entschuldigung für sein rasches Abwenden zu bitten.

    Zitat

    Original von Appius Aurelius Cotta
    Die Art und Weise, in der alle Besucher sich wie auf ein stummes Geheiß hin in dem Raume angeordnet hatten, hätte es auch für einen Fremden nicht schwer gemacht, unter den Gästen das Brautpaar auszumachen. Umso leichter fiel es natürlich mir, meinen Blick sofort auf den Consul Tiberius Durus und auf meine eigene Verwandte Laevina zu richten. Ich reihte mich in die Schar derer ein, die das Paar direkt nach ihrer Ankunft begrüßten, und sagte, als die Reihe an mich gekommen war, aus ganzem Herzen: "Salve, mein Consul, salve, Laevina! Ich bin glücklich darüber, dass die Götter meine Gesundheit insoweit wieder aufgerichtet haben, dass ich euren Ehrentag hier in Rom mit euch erleben kann!"


    Aurelius Cotta kannte Durus eigentlich nicht wirklich, zumindest konnte er sich nicht mehr an den jungen Mann erinnern, der ohnehin wirkte wie ein blasser Schatten seiner Selbst (was offenbar an einer Krankheit lag). Dennoch tat Durus natürlich so, als kenne er ihn seit seiner Kindheit!


    "Salve! Die Freude liegt ganz auf unserer Seite!"


    Der junge Mann stellte sich an die Seite des Paares Corvinus, woraus der Consul schloss, dass es sich um einen Verwandten handelte. Nun hatte Durus freie Hand und als er sich so umblickte, stellte er fest, dass vorerst keine neuen Gratulanten aufwarteten, da die Familienmitglieder sich brav im Raum verteilt hatten, um ihm wohl erst später zu gratulieren - es war auch wirklich komisch, wenn man seine Mitbewohner begrüßte!


    Schließlich beschloss der Bräutigam, seine Worte an die gesamte Festgemeinschaft zu richten, denn langsam wurde es höchste Zeit für die Haruspizin, die glückverheißende Informationen über diese Ehe bringen sollte. Dafür gab der Tiberier einem Sklaven ein Zeichen, woraufhin dieser verschwand, während Durus eine kleine Rede begann.


    "Liebe Familiares, liebe Freunde, lieber Gastgeber des Hauses Aurelia, liebe Gäste,


    ich begrüße Euch ganz herzlich auch im Namen meiner reizenden Braut hier in der Villa Aurelia. Ich weiß, dass noch manche Gäste fehlen, doch ich denke, sie vergeben uns, wenn wir nun beginnen.


    Vor vielen Jahren, als ich hier nach Rom kam, wäre es wohl geradezu undenkbar gewesen, dass ein Tiberius das Haus eines Aurelius betritt, ebenso auch umgekehrt. Daher ist es mir eine besondere Freude, dass diese beiden alten und geschätzten Häuser inzwischen Frieden geschlossen haben - einen Frieden, der ab heute sogar eine familiäre Bindung werden wird. Mögen wir hoffen, dass auch den Göttern diese Vereinigung gefällt. Führen wir also die Haruspizin durch, um ihren Willen zu erfahren."


    Nun wurde das Lamm hereingeführt, das Durus für den Haruspex vorgesehen hatte. Es blickte ein wenig ängstlich in die Runde und zitterte gar etwas - offenbar hatte man es nicht vernünftig beruhigt. Dennoch packten die beiden Sklaven es nur fester, stellten es auf einen Tisch und schlugen es mit einem Knüppel k.o. Der Haruspex war nun an der Reihe.


    Unterdessen zog Durus sich ein wenig zurück. Er hatte beinahe schon die Sponsalia verkünden wollen, sich dies dann jedoch doch verkniffen, da er zuerst die Zustimmung von Orestes einholen wollte - immerhin war es dessen Verlobung und möglicherweise wollte er sie selbst verkünden! Also schob er sich zu dem jungen Mann hinüber, während der Haruspex seines Amtes waltete. Mit gedämpfter Stimme sprach er den Aurelier an.


    "Aurelius Orestes, wann und wie wollen wir die Sponsalia verkünden? Zu Beginn? Oder vor dem Essen?"

  • Celsus schien es zu gefallen, wie Septima ihm die ihr soweit bekannte Personen vorstellte und sie stellte erstaunt fest, dass der liebe Verwandte gar nicht so übel roch. 'Was er wohl für ein Öl benutzt?' fragte sie sich kurz, konzentrierte sich aber schnell wieder auf die Vorstellungsrunde.


    Septima fiel in Celsus Lachen ein, als er ihr vorschlug den anderen Gästen kleine Wachtafeln mit ihren Namen drauf um zu hängen. „Keine schlechte Idee. Dann würde diese elendige Vorstellerei ein Ende haben.“ erwiderte sie noch immer mit einem fröhlichen, leisen Lachen. „Am besten auch noch die Stammbäume dazu, damit du voll im Bilde bist.“ Ein kurzer, vorsichtiger Blick an Celsus vorbei und die junge Tiberia stellte sich so hin, dass Durus sie nach Möglichkeit nicht sehen konnte.


    Als Celsus sich in Positur warf, sprühten Septimas braune Augen vor Vergnügen. Sie musterte ihn kurz von oben bis unten und tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust. „Du, mein Lieber, bist mein Cousin... mhm... vierten Grades oder so, und damit außerhalb der Wertung.“ entging sie einer genaueren Antwort. Genau in dem Moment erhob Durus seine Stimme. „Oh, schau... Es geht los.“ wies sie den Tiberia mit einem erneuten Fingerzeig drauf hin, dass er sich um zudrehen hatte, damit er der Ansprache ihres Familienoberhauptes folgen konnte. (Und Septima sich wieder hinter Celsus verstecken konnten. ;)) 'Puh, das wird ein absolut anstrengender Tag werden. Und Celsus wird denken ich bin eine Klette wenn ich den ganzen Tag hinter seinem Rücken verbringen. Mhm... dabei ist der Rücken durchaus ansehnlich, so wie der Rest.'


    Nach Durus Rede wurde das Opfertier, ein süßes, junges Lamm herein geführt. Septima trat wieder einen halben Schritt näher an Celsus heran und schaute das arme Tier an. „Ich mag diese blutigen Opferungen nicht.“ flüsterte sie leise hinter seinem Rücken, konnte aber dennoch nicht den Blick abwenden.

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Er hatte beinahe schon die Sponsalia verkünden wollen, sich dies dann jedoch doch verkniffen, da er zuerst die Zustimmung von Orestes einholen wollte - immerhin war es dessen Verlobung und möglicherweise wollte er sie selbst verkünden! Also schob er sich zu dem jungen Mann hinüber, während der Haruspex seines Amtes waltete. Mit gedämpfter Stimme sprach er den Aurelier an.


    "Aurelius Orestes, wann und wie wollen wir die Sponsalia verkünden? Zu Beginn? Oder vor dem Essen?"


    Richtig, das hatten sie nicht besprochen. So war es gut gewesen, dass Orest sich nicht sofort in die Mitte gestürzt hatte, sondern hier am Rand stehen geblieben war, wo der Tiberier sich nach der Opferung gut hinziehen konnte. "Hm. Am besten vor dem Essen, denke ich.", raunte er zurück.

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus, Marcus Aurelius Corvinus et Flavia Celerina


    Dass Tiberius Durus erneut Hand an seinen Sohn legte, behagte Gracchus ebenso wenig wie seiner Gemahlin, da solcherlei Emotion ihm jedoch ein wenig töricht erschien, schwieg er diesbezüglich, antwortete nur stellvertretend für Minor, dessen Scheu er stets als gebührliche Zurückhaltung und Respekt gegenüber Erwachsenen missinterpretierte.
    "Es ist ihm eine große Ehre, ... diese Aufgabe erfüllen zu dürfen."
    Selbstredend hatte niemand Manius Minor gefragt, ob er den Brautzug als Fackelträger wollte anführen, seine Eltern hatten voller Stolz ihm diese Ehre angetragen, zudem wären Widerworte ohnehin indiskutabel gewesen, gab es doch für einen Flavius kein Entrinnen vor gesellschaftlichen Pflichten. Während Tiberius seinen Pflichten als Gastgeber nachkam, trat Aurelius Corvinus an die Familie heran und begrüßte sie.
    "Salve, Aurelius"
    , grüßte Gracchus zurück und die Erwähnung Minors gewichtiger Rolle an diesem Abend erfüllte erneut ihn mit Stolz. Gerade sammelte er noch einige Gedanken zusammen, ein Gespräch mit Corvinus zu beginnen, als seine Nichte Celerina bei ihnen auftauchte und jegliche Gedanken ihm ins Chaos stürzte. Obgleich er ein wenig ungünstig stand, dies zu überblicken, so hatte er doch das Gefühl, dass sie nicht vom Eingang her gekommen war und nun, da sie neben Aurelius Corivinus stand, kamen leise Reminiszenzen an die Cena bei Tiberius ihm in die Sinne. Seit jenem Abend, da die beiden dort gemeinsam erschienen waren, hatte er seine Gemahlin zu dieser Konstellation befragen wollen, doch stets darauf vergessen. Irgendetwas war ihm entgangen, dessen war er sich sicher, insbesondere dann, wenn er darüber nachsann und ihm gewahr wurde, dass er Celerina seit seiner Rückkehr nicht mehr in der Villa Flavia hatte gesehen. Doch von alle jenen Gedankengängen drang kaum nur ein Schimmer an die Oberfläche des Manius Gracchus, der die Lösung dieses Mysteriums erneut auf einen späteren, mit seiner Gemahlin ungestörten Zeitpunkt verschob.
    "Celerina - strahlend ... wie der Sommerhimmel, über wel'hem das güldene Antlitz der Sonne thront!"
    kommentierte er die Erscheinung der Flavia mit einem wenig elaborierten Kompliment - unüberhörbar war dies nicht sein Tag. Indes war Fortuna Gracchus hold, da Tiberius im nächsten Augenblicke den offiziellen Teil des Festaktes mit der Leberschau einleitete.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • [Blockierte Grafik: http://img687.imageshack.us/img687/5995/haruspex.jpgHaruspex Appius Tarquitius Caecina


    Der Haruspex Appius Tarquitius Caecina war ein großer, hagerer Mann, welcher die meisten der Anwesenden überragte, sein Haar beinah gänzlich weißfarben, dagegen die Augen, bei welchen die Iris kaum von der Pupille zu unterscheiden war, tief schwarzfarben, undurchdringlich. Schon als Rom noch von Königen regiert worden war, hatten die Männer seiner Familie in Tarquinius die Zeichen der Götter gelesen, der Legende nach sogar bereits als Rom noch nicht einmal als Gedanke gefasst worden war und die Etrukser ihre eigenen Könige gehabt hatten. Er war stolz auf seine Herkunft und er war stolz auf seine Profession, obgleich den Haruspices auch in diesen fortschrittlichen Zeiten bisweilen noch immer Misstrauen entgegengebracht wurde - schlussendlich indes durchaus verständlich, konnte doch niemand je ein Garant auf das Wort über die Zukunft geben, außer die Zukunft selbst, welche schon im Wissen darum eine andere mochte sein. Darüberhinaus war Tarquitius Caecina nicht irgendein Haruspex, er war Haruspex Primus des Collegium Haruspicum und damit erster Eingeweideleser des römischen Imperium. Üblicherweise versah er diesen Dienst nur bei großen, öffentlichen Anlässen, bei welchen der Kaiser selbst oder die Consulen als Opferherren fungierten, und dass er diese Aufgabe bei der Hochzeit Tiberius Durus' wahrnahm mochte ein Zeichen dessen sein, dass er dem Consul durchaus nennenswerten Einfluss zutraute, denn Tarquitius nahm keine Münze, um das Ergebnis seiner Eingeweideschau positiv zu beeinflussen, wie dies bei vielen anderen Haruspices üblich war. Der Wille der Götter war nicht käuflich, und doch las der Haruspex Primus den Willen derart, wie er benötigt wurde. Sein Lohn war eine Gefälligkeit, die er irgendwann einmal einfordern mochte, vielleicht jedoch auch nie.


    Fachmännisch schnitt der Haruspex die Leber, die hostiae consultatoriae, aus dem Schaf heraus und beugte sich über das Organ, daraus wie in einer Schriftrolle zu lesen, die Abbildungen der Häuser der etruskischen Götter aufs genaueste zu studieren, währenddessen er für jeden Bereich den Namen des Gottes flüsterte, als könne er sie hiermit auffordern, deutlicher ihre Zeichen zu zeigen. Nachdem er die gewölbte Seite der Leber und somit pars familiaris und pars hostilis in ihrer Gesamtheit hatte geprüft, wandte er der nach innen gewölbten Seite sich zu. Über das Haus der Cilensl, der Höchsten und Erhabendsten, welche in etwa den römischen Penaten entsprachen, prüfte er die sechzehn Abschnitte am Rand der Leber im rechtswendigen Sinne rundherum bis hin zum Abschnitt des Vetisl, des düsteren Iuppiters, mit welchem das Band sich schloss, fuhr hernach fort mit der in eine rundliche Struktur aufzuteilenden linken Hälfte um schlussendlich die um den Ansatz der Gallenblase herumliegenden Abschnitte zu untersuchen, dabei nicht nur gegenwärtige Zustimmung zu prüfen, sondern gleichsam Aussagen über Künftiges zu gewinnen. Nachdem so jeder Abschnitt der Schafsleber gelesen war, hob er den Blick und suchte denjenigen des Consuls.
    "Die Götter gewähren dieser Verbindung keine guten Omen", sprach er ernst und feierlich, um hernach in gleichem Tonfall fortzufahren. "Die Götter gewähren dieser Verbindung sehr gute Omen! Kein Einspruch ist zu lesen, keine Ablehnung für diese Tat an diesem Tage. Nach einer Zeit der Zufriedenheit wird die zu schließende Ehe von Außen bedroht werden, doch das Durchschreiten des Tals wird sie nur auf einen noch höheren Gipfel führen, auf welchem ihr bestimmt ist, lange zu wandeln! Gesegnet wird sie zudem sein mit einer Schar von Nachkommen. Dies ist, was die Götter euch mitteilen!"
    In seiner gesamten Karriere hatte der Haruspex Tarquitius erst eine einzige Hochzeit platzen lassen, und doch wusste er um die Wirkung seiner Worte genau. Nachdem nun der eigentliche Ritus der Eheschließung konnte beginnen, zog der Haruspex sich zurück, seine Hände vom Blut des Lammes zu waschen.



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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zitat

    Original von Manius Aurelius Orestes
    Richtig, das hatten sie nicht besprochen. So war es gut gewesen, dass Orest sich nicht sofort in die Mitte gestürzt hatte, sondern hier am Rand stehen geblieben war, wo der Tiberier sich nach der Opferung gut hinziehen konnte. "Hm. Am besten vor dem Essen, denke ich.", raunte er zurück.


    "Gut, dann werde ich dich ankündigen."


    antwortete Durus wieder und kehrte zu seiner Gattin zurück, wobei er hier und dort den Digitus Salutaris hob, um noch nicht gesprochene Gäste zu grüßen.


    Als er angekommen war, war der Haruspex Primus gerade dabei, die Leber zu inspizieren. Natürlich war Durus sehr stolz, dass Caecina ihm zur Seite stand - immerhin war er der wichtigste Haruspex Roms! Andererseits war es auch wieder ein Unsicherheitsfaktor, denn jeder wusste, dass der Tarquitier kein Geld nahm - und damit auch die Wahrheit las (soweit man das bei der Haruspizin glaubte).


    Und genau diese Befürchtung schien sich zu bewahrheiten, als er endlich verkündete, was er gelesen hatte: Keine guten Omen! Sofort entwich das Blut aus dem Gesicht des Tiberiers und er starrte Caecina an, als hätte er ihm soeben ins Gesicht geschlagen. Doch glücklicherweise fuhr er sogleich fort und begann verschiedene Dinge zu prophezeien, die wohl an Allgemeinheit schwer zu übertreffen und deshalb wohl kaum bemerkenswert waren. Daher entspannte sich der Bräutigam wieder ein wenig und trat schließlich zum Haruspex, der sich soeben die Hände waschen ließ.


    "Ich danke meinem Freund Tarquitius für seine Hilfe und bin beruhigt, dass die Götter uns beistehen."


    Er blickte sich um - demnächst musste der Ehevertrag unterschrieben werden, dann erfolgte auch schon die Zeremonie, die Albina leiten sollte. Nur stellte sich die Frage, wo Macer und sie steckten!

  • Immer mehr Gäste fanden sich im Atrium der wunderschönen Villa Aurelier ein. Hier würde Arvinia bald wohnen, zufrieden und beruhigt zugleich stellte sie mit jeder weiteren Minute in diesen Mauern fest, dass diese Villa ihrem jetzigen zuhause in der Villa Tiberia kaum nachstand. Sie würde sich hier sehr wohl an Manius Seite und natürlich an der ihrer neuen aurelischen Verwandten.
    Endlich betrat auch ihr Orestes das Atrium, blieb allerdings am Eingang stehen. Doch er schenkte ihr ein Lächeln, nachdem er sie zwischen den ganzen Gästen entdeckt hatte. Sie lächelte glücklich zurück und versuchte das weitere Geschehen zu verfolgen. Auch Ursus war eingetroffen, worüber sich Arvinia besonders freute. Er war ihr einfach sehr sympatisch und sie freute sich sehr bald zu seinen Verwandten gehören zu dürfen.


    Irgendwann begann auch die Zeremonie, zuerst verfolgte Arvinia voller Aufregung die Worte ihres Cousins, bis ihr etwas auffiel. Wo war Albina eingentlich mit ihrem Ehemann Macer? Sie würden doch hier bestimmt irgendwo sein, sie konnten unmöglich zuspät zu dieser Hochzeit kommen! Vielleicht hatte sie die beiden einfach nur noch nicht gesehen oder sie würden jeden Moment ankommen. So verfolgte sie erst einmal wieder das Geschehen um den Haruspex, der sich nun daran machte die vitalia zu lesen.
    Seine Worte klangen sehr mystisch und anfangs auch sehr dramatisch, als er von keinen guten Omen sprach schnellte ihre Hand vor ihren Mund und sie erschrak stumm, bis sich ihre Hand wieder ganz locker zu Bogen neigte und ihre Lippen sich zu einem warmen und frohen Lächeln formten. Sie wusste es, es war die richtige Verbindung für Durus! Währenddessen hatte ihr Cousin sich zu ihrem Manius geschlichen, was sie wohl beredeten?

  • Du meine Güte ..., dachte Prisca nur , als sie - leider etwas verspätet - das atrium betrat und bereits halb Rom darin als anwesend vorzufinden glaubte. Sogar die kaiserliche Familie ist zugegen!! Und da solle man nicht neidisch werden auf die liebe Cousine, deren Vermählung heute gefeiert wurde. Ja wo ist sie denn überhaupt? Ach dort drüben. Oh sie sieht blendend aus! stellte Prisca, mit einem verstohlenen Blick zu Laevina, neidlos fest.


    Selbstredend, dass Prisca ihrer Cousine diesen Freudentag nicht neidete. Im Gegenteil! Sie freute sich aufrichtig über Laevinas Glück, einem so ansehnlichen und zugleich erfolgreichen Mann versprochen worden zu sein. Und … er ist obendrein ein Patrizier!, betonte die Aurelia ganz besonders - wenngleich nur zu sich selbst gesprochen - jenes ausschlaggebende Detail, welches den Tiberer wie einen Hauptgewinn auszeichnete.


    Es gibt sie also doch noch! .. Adelige Männer in einflussreichen Positionen, die zudem weder alt und senil, noch jung und kindisch waren, stellte Prisca mit einem tiefen Seufzer fest und es blieb ihr tatsächlich nichts anderes übrig als zu akzeptieren, dass solche Männer in Rom anscheinend zur Mangelware wurden.


    Wie auch immer. Prisca wischte für heute all diese Gedanken beiseite, um den Festtag genießen zu können. Obwohl es sie schon ein wenig traurig stimmte. dass ihre liebgewonnen Cousine nun das Haus verlassen würde. Aber bei den Tiberern wäre sie ja nicht aus der Welt und so blieb die Hoffnung, dass sie auch künftig zusammen ihren Spaß haben würden.


    Vorsichtig bahnte sich die junge Patrizierin den Weg durch die anwesenden Gäste, nickte mal hier und mal da zur Begrüßung, bis sie schließlich Laevina, ihren Bräutigam und die übrigen Familienmitglieder erreicht hatte. Da die Zeremonie gerade begonnen hatte, beließ es die Aurelia vorerst bei einem freundlichen Lächeln und einem Nicken in die Runde. Später wäre sicher noch genug Zeit, um sich ausführlich vorzustellen. Für den Moment richtete Prisca lieber ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Haruspex, der gerade mit der Untersuchung der Innereien begonnen hatte.


    Zum Glück fand der Priester keinen Anlass zur Klage, wenngleich seine Worte zunächst für ein wenig Verwirrung sorgten. Wie bitte? Kein gutes Omen.. Oh! Prisca hielt kurzzeitig die Luft an, nur um diese sogleich erleichtert wieder aus zu stoßen als der Priester hinzu fügte, dass die Verbindung sogar unter einem sehr guten Stern stünde. Den Göttern sei dank! … Seiner Prophezeiung nach würde ihre Cousine sogar einer Schar von Nachkommen das Leben schenken Na dann viel Spaß Laevina ...Als Prisca das hörte kam sie nicht umhin, hinter vorgehaltener Hand leise zu kichern. Naja es gab schließlich schlimmeres ...

  • Es wurde immer voller im Atrium und die Auswahl der Gäste war wahrhaft exklusiv. Das Brautpaar war stets umlagert und Ursus hob sich die Glückwünsche einfach für später auf. Dann gab es ja auch mehr, was zu beglückwünschen war. Den Überblick hatte er inzwischen ohnehin verloren, er kannte nicht mal alle Anwesenden. Wer wohl der junge Mann dort hinter der Säule war? Septima, die von eben diesem verdeckt wurde, hatte er noch gar nicht entdeckt.


    Das Opfer begann und für einen Moment stockte Ursus der Atem, als der Mann verkündete, es wäre kein gutes Omen. Umso erleichterter war er, als er hörte, ein sehr gutes Omen sei durch die Götter gewährt. Erfreut schaute er zu seiner Cousine herüber, wünschte ihr ein schönes Leben und eine sorgenfreie Zukunft. An der Seite des erfolgreichen Tiberiers würde ihr dies bestimmt gewährt sein. Glückliche Laevina!

  • Es nahm alles seinen Lauf. Der haruspex trat vor und begann mit seinem Werk. Ich beobachtete ihn dabei genaustens. Zwar wusste jeder, dass der Tarquinier kein Geld nahm, doch hatte mich das nicht davon abgehalten, es dennoch zu versuchen. Immerhin wünschte man sich für sein Mündel das Beste, und zudem war es gängige Praxis, dass man bei einem solch wichtigen Anlass etwas nachhalf.


    In dem Moment, als der Tarquinier das Resultat seiner Eingeweideschau verkündete, wünschte ich mir, hartnäckiger gewesen zu sein was das kleine Geldgeschenk anbelangt hatte. Ich wurde kurzzeitig bleich und ein Schwapp Adrenalin durchflutete mich - meine Haut prickelte. Doch der Mann verlor sein Grinsen nicht, und im nächsten Moment erfuhr ich auch, warum. Erleichterung durchflutete mich. Beruhigt atmete ich auf. Es war doch alles gut. Auch ich nickte dem Mann kurz dankend zu.


    Im nächsten Schritt würde nun der Vertrag unterzeichnet werden, ehe es mit den Riten weiterging. Doch Albina und ihren Ehemann hatte ich noch nirgends entdeckt. Ich tat es Durus gleich und sah mich kurz um. Statt Albina entdeckte ich Prisca, der ich fröhlich zuzwinkerte.

  • Die liebe Septima verstand es wirklich ziemlich gut sich elegant aus der Affaire zu ziehen, dachte Celsus anerkennend, der es auf diesem Gebiet auch schon zu einiger Perfektion gebracht hatte.


    "Wer hätte gedacht, dass mir unsere Verwandtschaft direkt derartige Nachteile einbringt." antwortete Celsus amüsiert. "Es sei denn, du möchtest zumindest das Ego deines lieben Cousins schonen, nachdem er sich bereits als intellektuelle Katastrophe offenbahrt hat."


    Auf Septimas Fingerzeig hin drehte er sich wieder zu den beiden Hauptpersonen des heutigen Tages um und setzte den passenden halb beeindruckten, halb ergriffenen Gesichtsausdruck auf, während Durus seine Ansprache hielt. Leicht verwirrrt nahm dabei zu Kenntnis, dass Septima schon wieder in seinem Rücken verschwunden war. Glücklicherweise besaß Celsus aufgrund seiner nicht unerheblichen Erfolge bei der sizilianischen Damenwelt ein recht gesundes Selbstbewusstsein, dennoch fragte er sich allmählich, warum es die junge Tiberia so offensichtlich vorzog, sich mit seinem Hinterkopf zu unterhalten. Krankhaft schüchtern schien sie doch nun wirklich nicht zu sein...
    Dann begann der Haruspex mit seinem Werk und Celsus folgte der Zeremonie ohne besonderes Interesse. Zwar konnte auch er blutigen Opferungen nicht allzu viel abgewinnen, aber sie machten ihm auch nichts weiter aus.


    "Der Mann versteht sein Handwerk, es wird sicher bald vorbei sein." sagte er leicht nach hinten gewandt, um Septima ein wenig zu beruhigen.

  • Es war mir natürlich nicht entgangen, dass der amtierende Consul und Bräutigam Laevinas Manius Tiberius Durus meinen Gruß zwar routiniert-freundlich entgegengenommen hatte, wie es bei einem erfahrenden Politiker wie ihm ja auch nicht anders vorstellbar war, dass er mir als Person aber zugleich eine gewisse Teilnahmslosigkeit bezeigte, was mich natürlich auch nicht weiter wunderte, kannte mich doch der Tiberier vermutlich nicht einmal vom Hörensagen. Eigentlich hatte ich mit nichts anderem gerechnet, und wenn ich ehrlich war, hatte ich auch nichts anderes verdient.


    Aus diesem Grunde verspürte ich in mir auch nicht das geringste Unbehagen gegenüber dem Consul, als ich aufmerksam der Rede lauschte, mit denen Tiberius Durus sich jetzt an die Gäste wandte. Und ich musste ihm sogleich Recht geben: Wie sehr hatten sich die Verhältnisse zwischen unseren beiden Gentes doch entspannt, zum Wohle aller! Unwillkürlich fiel mein Blick auf Tiberia Arvinia, die in absehbarer Zeit wohl auch ihren Einzug in die Villa Aurelia halten würde, wenn es zwischen unseren beiden Familien zum zweiten Ehebündnis in verhältnismäßig kurzem Abstand kam. Ich kannte sie leider noch gar nicht persönlich; seit meiner Rückkehr nach Rom war sie mir nur einmal kurz von einer Sklavin von weitem gezeigt worden, doch einen näheren Kontakt hatte ich immer gerade irgendwie verpasst, und vor meiner Abreise nach Sardinien hatte ich noch überhaupt nichts von einer Tiberia Arvinia gewusst. Deshalb hoffte ich umso mehr, mich ihr im Laufe dieses Festtages endlich einmal wenigstens vorstellen zu können.


    Für den Augenblick jedoch verbot sich so ein Unterfangen von selbst, weil der Haruspex begann, seines Amtes zu walten. Aufmerksam beobachtete ich jede seiner Bewegungen, die er, wie mir schien, nicht nur mit großer Fertigkeit, sondern auch echter Ehrfurcht ausführte. Erst nachdem er uns zunächst alle in Schrecken versetzt, dann aber umso mehr durch die Verkündigung eines sehr guten Omens für das künftige Ehepaar erleichtert hatte, wandte ich mich wieder anderen Dingen zu und erblickte jetzt auch Prisca. Wie mochte es ihr an einem Tag wie diesem mit einer Hochzeits- und einer Verlobungsfeier in der eigenen Familie gehen, da doch ihre eigenen Ehepläne vorerst gescheitert waren? Seit meiner Rückkehr aus Sardinien hatte ich noch nicht wirklich viel mir ihr gesprochen, aber ich hätte natürlich auch nicht im Traum daran gedacht, ihr diese Frage, die mir da in den Sinn kam, wirklich zu stellen.

  • Wie es schien, hatte ihr Onkel etwas mit einem der ihr nicht bekannten jungen Männer zu besprechen, da Durus mit Orestes ein Stück bei Seite trat. ‚Ob das Arvinia’s Verlobter ist?’ fragte sich Septima, ohne zu ahnen, dass dies die richtige Schlussfolgerung war. ‚Oder gar meiner?!’ durchfuhr es sie anschließend und sie machte sich noch kleiner hinter Celsus Rücken. ‚Oh könnte ich doch nur Luft sein!’


    Celsus war ein sehr angenehmer Gesprächspartner und Septima musste leise lachen als er wegen ihrer ausweichenden Antwort zu seinem Aussehen auf den verwandtschaftlichen Nachteil hinwies. Aber auf den Mund gefallen war ihr Cousin nicht. Das machte den Spaß dieser Unterhaltung aus. „Um deinen Intellekt mache ich mir keine Sorgen, Celsus, allerdings kann es nie schaden noch ein wenig üben.“ Ihr freches Grinsen konnte er zu Septimas Glück nicht sehen, dazu hätte sich Celsus umdrehen müssen. Aber bestimmt klang ihre Stimme entsprechend amüsiert.


    Das Ausweiden des armen Lammes verfolgte Septima nur mit halben Auge. Zwar bekam sie, wie fast alle Anwesenden, große Augen als der Haruspex von KEINEN guten Omen sprach, aber der Priester rückte gleich alles wieder zu Recht und deutete sogar SEHR gute Vorzeichen. Puhh… Ein erleichtertes Ausatmen.


    Langsam kam sich Septima, beim Versuch immer hinter Celsus versteckt zu bleiben, ganz schön albern vor. Deshalb wechselte sie die Position und ging auf die andere Seite der Säule, wo sie, dank der Säule, noch immer zum Teil verborgen war, den weiteren Vorgängen im Atrium aber gut folgen konnte.


    Inzwischen hatten auch zwei weitere, ihr bekannte Damen das Atrium betreten und Septima stellte diese nun ihrem Verwandten aus der Entfernung vor. Dieses mal deutete sie nicht mit dem Finger auf die Personen, sondern beschrieb lieber deren Kleidung mit, damit Celsus auch die richtige Person anschaute. „Die hübsche Dame in der hellblauen Palle ist übrigens die Frau von Aurelius Corvinus, Flavia Celerina. Ich kenne sie noch nicht so gut, hoffe aber auf der heutigen Feierlichkeit etwas mehr mit ihr ins Gespräch zu kommen.


    Dann haben wir da noch Aurelia Prisca, die junge Dame mit den schwarzen Haaren. Sie ist eine äußerst angenehme Gesprächspartnerin. Wenn du willst stelle ich sie dir später noch persönlich vor.“ schlug sie Celsus vor und schaute um die Säule herum, um besser in seinem Gesicht lesen zu können, ob Prisca seinem Frauengeschmack entsprach. An sich fand Septima, dass sie und Prisca sich recht ähnlich waren, zumindest vom Wesen her. Sie konnte die Aurelia sehr gut leiden.


    Möglichst unauffällig versuchte Septima anschließend, durch dezente Handzeichen, ihre Großtante Arvinia zu sich zu winken. Wenn sie von möglichst vielen Menschen umgeben war, konnte sie Durus auch nicht so schnell aus der Konversation zerren und ihrem Versprochenen vorstellen. Dieser Gedanke ließ die junge Frau einfach nicht zur Ruhe kommen, geschweige denn diesen Tag in vollen Zügen zu genießen. ‚Wie sich Laevina wohl fühlt.’ Septima nahm sich fest vor, die Braut bei Gelegenheit und unter vier Augen, zu fragen.

  • Die vielen Beine auf einem Raum verteilt schüchterten das Skllavenmädchen ein bisschen ein. Tapfer lächelte sie den Jungen mit ihrem besten Lächeln an, zum Dank dafür, dass er sie begrüßte. "Wie heisst denn du? Sind das deine Mama und dein Papa? Bist du aus Rom?" schoß sie die ersten drei Fragen, die ihr am wichtigsten erschienen ab. Leider konnte sie nicht weiterfragen, da die Erwachsenen über ihnen weiterredeten.. ganz so als ob sie nicht anwesend wären. Dabei schnappte sie auf, was der Junge nachher tun musste. "Boff.. du darfst die Braut führen? Du haxt eine tolle Aufgabe!" fragte sie leise mit kindlich-neidischem Unterton. Unterdessen ging die Feier weiter. Die Gäste wurden begrüßt, das Opfer geleitet und durchgeführt. Mareis kleine Welt beschränkte sich auf den Jungen, der ihr noch ein paar Antworten schuldig war. Es war zudem ziemlich spannend ein Kind zu treffen, welches aus einem anderen reichen Hause kam. Wann traf sie schon mal Kinder ihres Alters? Es war toll! Irgendwoher war Celerinas Stimme zu hören, die immer näher kam. Noch wusste Marei nicht, dass ihre neue Herrin mit der Familie des Jungen verwandt war?!

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