[Esquilin] Casa Accia Ducciaque

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/82.jpg

    Pustus Blumus, der den Terminkalender des Duccius nicht auswendig kannte, konnte dementsprechend keine sofortige Antwort auf die Frage geben: "Das muss ich eben klären. Ich weiß nicht einmal, ob er gerade überhaupt im Hause ist... wenn du einen Moment im Vestibulum warten möchtest?", lud er den Helvetier ein sich überdacht die Füße zu vertreten während er selbst im Innern des großen Anwesens verschwand und zwei, drei Momente später wieder auftauchte: "Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, der Senator ist zur Zeit nicht im Hause... es ist Wahlkampf. Du kannst ihn auf dem Forum erwischen."


    Nach einem Moment des Verweilens im Vestibulum, betrachtens der Wände und des Worte zurecht legen kam der Ianitor zurück und brachte ihm eine Antwort.


    "Ich danke dir und werde es dort versuchen!"

  • Sim-Off:

    Ich hoffe, man mag mir diese doch eher unpersönliche Einladung verzeihen.
    Aber ich komm einfach in zeitnot, wenn ich auch weiter alles personalisiere.


    Nachdem der Senator auch Dives kürzlich mit einer Invitation bedachte, schadete es sicherlich nicht, wenn der Iulier den zweifellos noch immer im Aufstieg begriffenen designierten Praetor Urbanus jetzt ebenfalls einlud...

    Roma, A.D. XII KAL MAR DCCCLXIV A.U.C.

    Ad
    Praetor designatus
    Titus Duccius Vala
    Casa Accia
    Roma, Italia

    ____________________________________________________________

    EINLADUNG ZU DEN HOCHZEITSFEIERLICHKEITEN


    ANLÄSSLICH DER EHESCHLIESSUNG ZWISCHEN


    MARCUS IULIUS DIVES
    UND
    SERGIA FAUSTA


    AM
    ANTE DIEM V KAL MAR DCCCLXIV A.U.C.
    (25.2.2014/111 n.Chr.)


    IN DER
    CASA SERGIA zu ROMA



    Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn auch du,
    Senator Duccius, gerne auch in angemessener Begleitung,
    zu diesem feierlichen Anlass unser Gast bist.



    gez. M. Iulius Dives et Sergia Fausta

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Wie gestern auf dem Forum verabredet stand Commodus vor der Tür von Senator Duccius Vala.
    Er war gespannt was der Tag heute bringen würde und klopfte ordentlich an die Tür des Hauses.

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Man sollte hierbei allerdings nicht aus den Augen verlieren, Purgitius, dass deine Lebensgeschichte eine absolute und bisher fern jeder Wiederholung verbleibende Ausnahme ist.", konnte Vala dann doch nicht an sich halten und schaltete sich mit einem Ton zwischen Bewunderung und Spott ein, weil der Purgitius es sich hier viel zu einfach machte, "So bewundernswert ich deine Hingabe auch finde, Purgitius, muss ich doch für meinen Teil konstatieren, dass es nicht wenige gibt, die sich soviel Passion ohne Aussicht auf Meriten irgendeiner Art einfach nicht leisten können. Ambitio ist eine Triebfeder des menschlichen Tuns und spielt eine große Rolle in der Geschichte Roms, aber ich behaupte, dass die wenigsten Männer, deren Statuen man heute auf dem Forum, an den Tempeln oder im Palatin sieht, dorthin gekommen sind weil sie in Demut und Bescheidenheit ohne Aussicht auf Anerkennung ihrer Leistungen ihren Dienst an Rom und den Römern versehen haben. Wenige... nicht niemand."


    "Und wie viele Männer haben wohl schon ihren Dienst an Rom versehen, ohne eine Statue auf dem Forum oder an einem der Tempel bekommen zu haben?", fragte Macer konziliant zurück und griff zum Wein. Es schien ihm ein gutes Gespräch zu werden, was sich hier entwickelte. "Machen wir uns doch nichts vor: Keinem Bandenchef in der Subura setzt irgendjemand ein Denkmal, und doch handelt es sich um gefürchtete Männer. Was nicht bedeutet, dass sie Rom dienen - aber sie sind mächtig und einflussreich, was nun einmal ein übliches Ziel für einen tatendurstigen Mann ist. Sie sind jedenfalls mächtiger und einflussreicher als Senator Gaius aus der letzten Reihe, auf den Papa so mächtig stolz war, dass er ihm eine Statue in irgendeinen Tempelgarten gestellt hat. Und der dafür im übrigen auch nicht ernsthaft was für Rom geleistet haben muss", baute Macer das vom Gastgeber begonnene Beispiel dann munter um.


    "Im Übrigen haben unsere verstorbenen Vorfahren, deren Statuen wir andächtig betrachten, zu ihren Lebzeiten keinen einzigen Vorteil daraus ziehen können, dass wir sie nun als Vorbilder betrachten. Ich sage nicht, dass niemand von ihnen genau diese Bewunderung der Nachwelt als Ziel vor Augen hatte, aber wenn, dann war das doch wohl eine etwas langfristigere Planung als die bis zur nächsten Wahl", führte er dann weiter aus, ohne damit irgendein Argument völlig widerlegen zu wollen. Immerhin ging es bei so einem gemütlichen Abendessen darum, den freien Gedankenaustausch zu pflegen und nicht darum, eine Senatsdebatte zu gewinnen. Und selbst da braucht man ja nur die Mehrheit und nicht zu Zustimmung aller.

  • "Das mag schöne und hehre Theorie sein...", sprach Vala, der mit skeptischer Miene deutlich machte, dass er der Position des Purgitius nicht mehr abgewinnen konnte als sie als solche zu akzeptieren, "...aber ich deute die Alltagsrealität anders und sehe auch dein Beispiel nicht gerade als alltagstauglich sondern wie gesagt als Ausnahme von der Regel an. Mehr noch: ich sehe es sogar als gefährlich an von dir auf alle anderen zu schließen und die von dir postulierte anerkennungsfreie Leistungserbringung zum Standard zu erheben an dem sich alle auszurichten haben.


    So sehr brauchen wir auch garnicht ins Detail zu gehen, denn bleiben wir bei dem, was am Ende zählt... und das ist nichts anderes als das Ergebnis. Sehen wir also zwei Männer die Rom dienen wollen.
    Der eine will, deinem Ideal entsprechend Purtigius, ohne Hintergedanken noch Hoffnung auf Honoration seiner Werke einfach nur seinen Dienst an Rom und am Volk versehen und gibt sich danach in Demut vollkommen damit zufrieden in der anonymen Masse all derjenigen zu verschwinden, die es ihm gleichtun.
    Der andere will, weil ihm aus dem einen oder anderen Grunde daran liegt sich und seine Gens zu produzieren, ihr zu mehr Prestige in den Rängen der römischen Familiae zu verhelfen und generell danach eine öffentlich wirksame Würdigung seiner Taten erwartet.
    Jetzt nehmen wir an, beide erledigen ihre Arbeit in identischer Art nicht nur zur vollkommen Zufriedenheit ihrer Vorgesetzten, sondern weit darüber hinaus in vollkommen identischen Rahmenbedingungen. Kein alltäglich Brot, sondern etwas das schon hervorsteht.
    Wäre die Arbeit desjenigen, der vorgibt keine Honoration und Anerkennung seiner Arbeit und seiner Selbst zu erwarten, in diesem Falle mehr wert als die desjenigen, der offen und ehrlich zugibt mit seiner Leistung das Andenken seiner Familia und seiner selbst zu fördern?"
    , bedachte Vala seinen purgitischen Gast mit einem weiterhin kritischen Blick.

  • Auch wenn Macer den Ausführungen aufmerksam und interessiert folgte, konnte er noch nicht ganz abschätzen, in welche Richtung der Gastgeber nun zu argumentieren gedachte, aber die Herleitung schien ihm auf jeden Fall ausgewogen. Offenbar war das Beispiel, das nun kommen sollte, wohlvorbereitet und so spielte Macer dabei gerne mit. "Nein, wenn beide dasselbe Ergebnis unter denselben Rahmenbedingungen erreicht haben, dann hat die Arbeit beider denselben Wert, ganz gleich ob sie sie zum Mehren des Ruhms ihrer Familie oder aus einem beliebigen anderen Grund verrichtet haben", antwortete er daher klar und präzise auf die an ihn gerichtete Frage und war gespannt, wie es nun weiter ging.

  • Commodus kam ein wenig ins grübeln als keiner sogleich öffnete. War die Tür dicker als gedacht und es hatte schlicht niemand das Klopfen gehört.


    Oder hatte er den Senator auf dem Forum gestern falsch verstanden.


    Vielleicht war ja auch noch was vorgefallen. So ganz ungefährlich waren solche öffentliche Auftritter für Politikern während des Wahlkampfes ja nicht wenn es weitere wählbare Kandidaten gab. Allerdings war Commodus sich recht sicher das er es inzwischen doch gehört hätte wenn dort mehr was in dieser Richtung vorgefallen wäre.


    Er entschloss sich schließlich dafür die erste Möglichkeit zu glauben und klopfte noch einmal und dieses mal ordentlich mit Schwung.

  • "Also stellen wir fest, dass wenn der letztliche Effekt der gleiche ist, es eigentlich keine objektive Grundlage zur Bevorzugung der einen oder der anderen Motivation zur Leistung gibt, SOLANGE diese Leistung eben erbracht wird. Für Urbs und Populus ist der Effekt schließlich der gleiche.", stelle Vala den Zwischenstand fest und holte nun die für ihn logische Konsequenz heran, "Wenn beide also diesselbe hervorstechende Leistung erbracht haben, warum sollte ich beide nicht mit der Anerkennung versehen die sie für ihre Leistungen objektiv gesehen verdient haben? Den einen, auch wenn er es haarklein darauf angelegt hat, wird es freuen, schließlich hat er bekommen was er sich erarbeiten wollte und kann nun stolz seine Errungenschaften herumzeigen. Derjenige, der sich aber nichts dergleichen erhoffte und auch nichts auf derartige Anerkennung gibt, aus welchem Grund auch immer, kann sie sich in den Keller stellen, dorthin verstauben lassen und sich weiterhin damit zufrieden geben sein möglichstes und bestes für Rom getan zu haben... wie es nunmal seiner Art entspricht. Alles ist gut, Rom ist gedient und jeder ist zufrieden...", hielt Vala einen Moment inne um deutlich zu machen, wie wenig doch eigentlich alles in Ordnung war, "Was in soweit ungefährlich ist, bis der eine sich zum Standard erhebt und meint, alle anderen hätten sich nach seinem Vorbild zu richten. Im Fall derer, die eine Passion für öffentlich sichtbare Prestigebeweise hegen kaum ein Problem... wenn jemand, der nichts auf Auszeichnungen und Anerkennungen gibt, nun eben eine Diploma bekommt stellt kann er sie rein theoretisch im Keller verstauben lassen und fertig ist die Chose. Wenn nun allerdings jemand, der auf eine solche Auszeichnung hingearbeitet hat, keine bekommt... weil sein Vorgesetzter rein zufällig zu jenen gehören die sich aus derartigen Auszeichnungen nichts machen und auch dem Gedanken aufgesessen ist, dass er sich auch nicht mit der Thematik auseinander zu setzen habe... wie groß ist da die Gefahr, dass durch solche Trugschlüsse motiverte junge Römer enttäuscht oder verprellt werden können?"

  • Man hatte den jungen Mann nicht überhört, aber ihn einfach aufgeschoben da direkt im Vestibulum zwischen zwei nicht unwichtigen Sklaven des Hauses nicht unwichtige Dinge in nicht unwichtiger Kürze ausdiskutiert werden müssten. Auch beim zweiten Klopfen bahnten die beiden Sklaven sich nicht zur Eile und klärten nunmal erst die Sache, die da geklärt werden musste.
    Als sich schließlich die Tür öffnete war man sich keiner Schuld bewusst und Pustus Blumus schaute drein als könnte er kein Wässerlein trüben. Natürlich war er schon über den neuen Tiro aufgeklärt und brachte den jungen Mann nach einem kurzen Gruß in das Triclinium, wo der accische Hausherr mit dem duccischen Dauergast gerade frühstückte und den Neuankömmling mit einem neugierigen Blick bedachte.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer01.png "Aaaah...", tönte der Accius, "...das ist also der Enkel des großen Helvetius Geminus. Du musst mir mal erklären, wie du einen jungen Mann mit so potenter Ahnenreihe dazu gebracht hast sich dir als Tiro anzubiedern."
    "Komm, setz dich...", zeigte Vala seinem Tiro einen Platz um sich am kargen Frühstück zu laben, dass es hier jeden Morgen gab, bevor er sich dem Accier zuwandte, "...er hat sich mir selbst angeboten. Allerdings vor den Geschehnissen im Senat."
    "Hehe...", schmunzelte der Ritter wissend und nickte, bevor er sich am Brot verging, "..dann wird er dir vor allem dabei helfen, die Schäden wieder zu reparieren die du selbst verursacht hast?", mit dem Brot in der Hand wandte er dem jungen Helvetius zu, "Du hast schon mitbekommen, dass der Senator... Prätor gar, den du dir ausgesucht hast sich im Senat verhalten hat wie einer dieser... wie nennt ihr diese Kerle noch einmal, die in der Schlacht wie wild und vollkommen von Sinnen um sich schlagen?"
    "Berserkir.", antwortete Vala deutlich schmallippig und wenig angetan von dem Vergleich.
    "Ja, genau... das einzige was gefehlt hat war, dass dieser Duccius nicht tatsächlich zur Axt gegriffen hat um den decimischen K O N S U L zu verprügeln.", flötete Damio um einen Moment später schlagartig wieder ernstzuwerden, "Das war eine so haarsträubend dumme Idee... das hätte ich von dir noch vor dem Vigintivirat erwartet, aber nicht jetzt... nicht vor der Prätur!"
    "Wir hatten das Thema bereits... er hatte es verdient.", verteidigte Vala sich zähneknirschend sichtlich genervt.
    "Oh, ja, zweifelsohne... nichtsdestotrotz war er DER VERDAMMTE KONSUL!", schimpfte der Hausherr weiter auf den jüngeren Senator ein, bevor er sich wieder dem jungen Helvetius zuwandte, "Also... Junge... der Senat ist ein heißes Pflaster... lässt man einmal seine Selbstbeherrschung fahren oder lässt man sich einmal unvorsichtig provozieren, wie der designierte Prätor es just getan hat und damit sein Wahlergebnis quasi im Alleingang schmälerte... dann steht viel zu kitten an. Du besitzt nicht rein zufällig potente Verbindungen zu den Flavii Romuli?"

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Also stellen wir fest, dass wenn der letztliche Effekt der gleiche ist, es eigentlich keine objektive Grundlage zur Bevorzugung der einen oder der anderen Motivation zur Leistung gibt, SOLANGE diese Leistung eben erbracht wird. Für Urbs und Populus ist der Effekt schließlich der gleiche.", stelle Vala den Zwischenstand fest und holte nun die für ihn logische Konsequenz heran, "Wenn beide also diesselbe hervorstechende Leistung erbracht haben, warum sollte ich beide nicht mit der Anerkennung versehen die sie für ihre Leistungen objektiv gesehen verdient haben? Den einen, auch wenn er es haarklein darauf angelegt hat, wird es freuen, schließlich hat er bekommen was er sich erarbeiten wollte und kann nun stolz seine Errungenschaften herumzeigen. Derjenige, der sich aber nichts dergleichen erhoffte und auch nichts auf derartige Anerkennung gibt, aus welchem Grund auch immer, kann sie sich in den Keller stellen, dorthin verstauben lassen und sich weiterhin damit zufrieden geben sein möglichstes und bestes für Rom getan zu haben... wie es nunmal seiner Art entspricht. Alles ist gut, Rom ist gedient und jeder ist zufrieden...", hielt Vala einen Moment inne um deutlich zu machen, wie wenig doch eigentlich alles in Ordnung war, "Was in soweit ungefährlich ist, bis der eine sich zum Standard erhebt und meint, alle anderen hätten sich nach seinem Vorbild zu richten. Im Fall derer, die eine Passion für öffentlich sichtbare Prestigebeweise hegen kaum ein Problem... wenn jemand, der nichts auf Auszeichnungen und Anerkennungen gibt, nun eben eine Diploma bekommt stellt kann er sie rein theoretisch im Keller verstauben lassen und fertig ist die Chose. Wenn nun allerdings jemand, der auf eine solche Auszeichnung hingearbeitet hat, keine bekommt... weil sein Vorgesetzter rein zufällig zu jenen gehören die sich aus derartigen Auszeichnungen nichts machen und auch dem Gedanken aufgesessen ist, dass er sich auch nicht mit der Thematik auseinander zu setzen habe... wie groß ist da die Gefahr, dass durch solche Trugschlüsse motiverte junge Römer enttäuscht oder verprellt werden können?"


    Erneute hörte Macer aufmerksam zu und begann etwa in der Mitte des Vortrags wissend zu lächeln, denn er glaubte erkannt zu haben, worauf der Gastgeber hinaus wollte. "Eine sehr stringente Argumentation, Duccius, der ich in ihrem Aufbau gar nicht widersprechen will", begann er dann seine Antwort. "Wenn eine Arbeit lobenswert verrichtet wurde, dann ist es unpassend, sie nicht zu loben. Ganz gleich, ob der Urheber der Arbeit sie in der Hoffnung auf ein Lob verrichtet hat oder aus anderen Gründen. Aber das ist gar nicht der Punkt meiner Ausführungen und meines Ratschlags an unseren jungen Flavier hier gewesen", kam er nach seinem anfänglichen Lob für die Argumentation dann zum Widerspruch. "Mir geht es gar nicht um jenen, der die Auszeichnung versäumt, sondern um die Erwartung desjenigen, der die Arbeit verrichtet. Denn schauen wir uns ihn an: Hat er die Arbeit gut verrichtet und sich gar kein Lob erwartet, so kann er nicht enttäuscht sein und wird es erst Recht nicht sein, wenn er trotzdem ein Lob erhält. Hat er jedoch ein Lob erwartet, wird er enttäuscht sein, wenn er keines enthält, obwohl er seine Arbeit gut verrichtet hat. Und ist das nicht eine wichtige Lehre, die man beherzigen sollte, nämlich dass man auf seine eigene Arbeit mit Zufriedenheit blicken sollte, wenn sie gut ist, ganz gleich ob andere sie loben? Erwarte wenig und gewinne viel, möchte ich meinen! Wer nicht mehr erwartet, als am Ende mit seiner eigenen Arbeit zufrieden zu sein, der braucht am Ende auch niemand anderen als sich selbst für seine Unzufriedenheit verantwortlich zu machen. Und an sich selbst kann er arbeiten und an seinen Enttäuschungen wachsen, während er aus der Enttäuschung, die er durch andere erfahren hat, viel weniger Lehren ziehen kann. Wer das Lob von Anfang an einplant, der kann nur seinen Mangel betrauern. Wer es als optionales Extra betrachtet, kann sich seiner Anwesenheit erfreuen." Zweifellos lief das auf eine philosophische Lehrdebatte heraus und die Frage, was ein glückliches Leben ausmachte. Dass Macer da auf der Seite derjenigen stand, die wenig zu ihrem Glück brauchten, würde in der besseren Gesellschaft Roms aber wohl niemanden überraschen.

  • "Ich habe derartiges bereits gehört... allerdings in Bezug auf die neue Lotterie, welche die kaiserliche Kanzlei eröffnet hat. Spiele, aber denke nicht weiter daran. Tust du es so, wird dich das Glück im Falle eines Gewinns aus heiterem Himmel treffen und du wirst vorher keine Not in banger Erwartung gelitten haben. Tust du es nicht, wird dich die Sorge zerfressen ob du gewinnst, weil du deine Gedanken nicht davon lassen kannst.", lächelte Vala sehr wohl wissend worauf der Purgitius anspielte, "Ebenfalls eine nette Theorie, der ich aber wiederum zwei Dinge entgegenhalten muss:
    1. die Prägung Roms. Trotz der Armee der namenlosen Leistenden sind wir umgeben vom Andenken an hunderte verdiente Bürger der Stadt die uns tagtäglich daran gemahnen was es zu erreichen gab und immernoch gibt. Wer könnte ernsthaft jenen einen Vorwurf machen, die ihnen nacheifern? Das ganze Leben ist ein Spiel... und viele spielen nicht nur um des Spielens willen, das sollte man akzeptieren.
    2. Gerechtigkeit ist ein großes Anliegen meiner selbst. Gehen wir also davon aus, dass niemand mehr in Erwartung einer Auszeichnung große Leistungen vergibt. Das eröffnet meines Erachtens nach Korruption und Willkür Tür und Tor, denn wer müsste noch nachvollziehbare Leistungsparameter verfolgen, wenn sich doch eh niemand mehr dafür interessiert? Der eine bekommt dann eine Auszeichnung, der andere mit derselben Leistung nicht... wen kümmert's, erwartet sich doch eh niemand eine?


    Nein, das sind zwei Gründe die gut genug für mich sind dein Ideal zwar als ein schönes, aber auch als ein nicht praktikables anzusehen, Purgitius."

  • Commodus noch tief in Gedanken und beginnenden Zweifel ob er den Senator gestern wirklich richtig verstanden hatte bemerkte den unschuldigen Blick des Sklaven gar nicht. Er hakte es in seinem Kopf unter, deutlich klopfen hier, ab und betrat die Casa.


    Er hatte kaum das Triclinium betreten als er überrollt wurde von Worten und Fragen. Bevor er noch antworten konnte ging offenbar gleich das Gespräch zwischen den beiden Männern weiter welches durch sein eintreffen scheinbar kurz unterbrochen wurde.
    Den einen Mann kannt Commodus natürlich seinen Lehrherren. Wer der andere war wusste Varus natürlich nicht mit absoluter Sicherheit aber die Wahrscheinlichkeit das es sich hier um den Hausherren handeln würde war doch recht hoch.


    Commodus setzte sich auf den angebotenen Platz und nahm auch ein wenig Brot mit Olivenöl zu sich. Viel mehr aß er morgens eigentlich nie. Wie so gut wie jeder Römer der was auf sich hielt. Wo käme denn da hin wenn man den Tag mit der üppigsten Mahlzeit starten würde. Da würde man den restlichen Tag ja ganz träge sein. Ein Wissen was sicherlich noch in 1000 Jahren verbreitet sein würde.



    "Wäre doch mal was neues für den Ruhm der Homi Novi wenn sie mit Äxten im Senat rumgingen. Die Zeiten der versteckten Dolche sind ja dann wahrscheinlich endgültig vorbei und ob die nun wirklich besser waren weiß ich auch nicht", versuchte Commodus zum launigen Gespräch der beiden anderen Männer beizutragen.


    Aber eigentlich wollte Commodus natürlich doch genauer wissen was Vala mit dem Consul angestellt hatte. Er selber hatte weder eine besonders gute noch ein besonders schlechte Meinung über die Decimer. Da die Sympathien gegenüber dieser Gens hier aber offenbar klar verteilt waren dachte Commodus sich er versuche sich gleich mal in Politikersprech. Also viele Worte ohne eindeutige Stellungnahme


    "Also bezüglich der Verbindung zu den Flavii Romuli kann ich leider nicht aushelfen. Ich will nicht ausschließen das es nicht möglich wäre in dieser Hinsicht tätig zu werden und das dadurch Verbindungen entstehen könnten. Aber zur Zeit gibt es leider keine belastbaren Kontakte die in dieser Sache hilfreich sein könnten.
    Über den momentanen Konsul kann man ja geteilter Meinung sein. Die Decimer waren ja bis vor kurzem doch recht weit oben nur um jetzt nachdem sie sich so eindeutig auf das falsche Pferd gesetzt haben wieder auf den Boden der Tatsachen zu sein. Ein Mann der in dieser Lage es dann fertig bringt zum Consul gewählt zu werden könnte wohlmöglich sehr reich sein oder es gewesen sein. Oder aber er ist wirklich ein veritabler Gegner mit dem man sich grundsätzlich wohl nicht anlegen sollte wenn die Lage es nicht unbedingt erzwingt. Da müsste man dann genauer drüber nachdenken und sich beraten."

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Ich habe derartiges bereits gehört... allerdings in Bezug auf die neue Lotterie, welche die kaiserliche Kanzlei eröffnet hat. Spiele, aber denke nicht weiter daran. Tust du es so, wird dich das Glück im Falle eines Gewinns aus heiterem Himmel treffen und du wirst vorher keine Not in banger Erwartung gelitten haben. Tust du es nicht, wird dich die Sorge zerfressen ob du gewinnst, weil du deine Gedanken nicht davon lassen kannst.", lächelte Vala sehr wohl wissend worauf der Purgitius anspielte, "Ebenfalls eine nette Theorie, der ich aber wiederum zwei Dinge entgegenhalten muss:
    1. die Prägung Roms. Trotz der Armee der namenlosen Leistenden sind wir umgeben vom Andenken an hunderte verdiente Bürger der Stadt die uns tagtäglich daran gemahnen was es zu erreichen gab und immernoch gibt. Wer könnte ernsthaft jenen einen Vorwurf machen, die ihnen nacheifern? Das ganze Leben ist ein Spiel... und viele spielen nicht nur um des Spielens willen, das sollte man akzeptieren.
    2. Gerechtigkeit ist ein großes Anliegen meiner selbst. Gehen wir also davon aus, dass niemand mehr in Erwartung einer Auszeichnung große Leistungen vergibt. Das eröffnet meines Erachtens nach Korruption und Willkür Tür und Tor, denn wer müsste noch nachvollziehbare Leistungsparameter verfolgen, wenn sich doch eh niemand mehr dafür interessiert? Der eine bekommt dann eine Auszeichnung, der andere mit derselben Leistung nicht... wen kümmert's, erwartet sich doch eh niemand eine?


    Nein, das sind zwei Gründe die gut genug für mich sind dein Ideal zwar als ein schönes, aber auch als ein nicht praktikables anzusehen, Purgitius."


    "Das schöne an Idealen ist doch, dass man sie immer auf Hochglanz polieren darf, nicht wahr?" antwortete Macer geradezu strahlend angesichts dieser zumindest partiell philosophischen Debatte. Von der Tatsache, dass in der Praxis keine noch so reine Lehre ihre ebenso reine Umsetzung fand, wollte er sich den Spass an einer abendlichen Diskussion in geselliger Runde jedenfalls nicht nehmen lassen. Pragmatische Argumentationen konnte er im Senat genug vorbringen, da durfte es hier seines Erachtens auch mal eine idealistische sein.


    "Und ich spreche doch gar nicht davon, dass ich jemandem einen Vorwurf mache, wenn er unseren Vorfahren nacheifert. Nein, ich nehme dies niemandem übel, wenn er dies tut. Ich sage nur, dass dies nicht unbedingt der beste Weg ist, wenn man Zufridenheit mit sich und seinem Leben anstrebt. Wer sich vom Ehrgeiz zerfessen lassen möchte bis er den gewünschten Grad an Bekanntheit erreicht hat, möge das gerne tun", gestand Macer dann im ersten Punkt zu, da das Argument nicht ganz seinen eigentlichen Punkt traf.


    Im zweiten Argument glaubte er indes, einen Widerspruch zu sehen. "Was die Korruption angeht, kann ich dir jedoch nicht ganz folgen. Wenn die Vergabe von Auszeichnungen niemanden kümmert, weil sich niemand eine erwartet, wie soll dann die Aussicht auf eine willkürlich erlangte Auszeichnung einen Menschen korrumpieren? Nehmen wir für einen Augenblick einmal die völlig idealistische Position ein, dass Auszeichnungen tatsächlich keinen Wert besitzen, weil niemand danach strebt. Betrachten wir Auszeichnungen somit für einen Moment als nichtiges Ding, nutzlos wie einen Apfelbaum der keine Früchte trägt." Als Besitzer einer Obstplantage bei Mediolanum kannte sich Macer mit Apfelbäumen schließlich aus. "Dann ist es doch kein Akt von Korruption oder Willkür, wenn der eine keines von diesen nichtigen Dingen besitzt und der andere hundert. Oder neidest du deinem Nachbarn auch seine drei fruchtlosen Apfelbäume, weil du selbst nur einen hast?"

  • "Nun, kann es ein Ziel sein, die negativen Effekte eines Phänomens dadurch auszumerzen, indem man das Phänomen ausmerzt?", hakte Vala nach, "Da halte ich es für sinnvoller eine Systematik zu entwickeln, die die negativen Effekte im Zaum hält und die positiven unangetastet lässt. Und da sind wir wieder beim Thema Gerechtigkeit.. wenn man sicher gehen könnte, dass Auszeichnung und Anerkennung gerecht und für alle nach den gleichen Maßstäben erfolgte... könnte man dann noch von Zerfressenheit durch Ehrgeiz sprechen, wenn jeder bekommt was er verdient?"


    Bei der zweiten Sache allerdings musste Vala eingestehen, dass er sich offensichtlich verhaspelt hatte: "Dann ist es mir nicht gelungen, meinen Gedanken zu verdeutlichen... du gehst von dem Fall aus, dass ein Vorgesetzter eine Schar Magistrate unter sich hat, die ohne Erwartung von Meriten für ihre außerordentliche Arbeit ihren Dienst versehen. Gehen wir jetzt davon aus, dieser Vorgesetzte schätzt aus dem einen oder anderen Grunde Magistrat A mehr als Magistrat B, und obwohl beide die gleiche Leistung erbringen, bekommt Magistrat A eine Diploma und Magistrat B nicht. Das wird nicht aufgedeckt, weil Magistrat B sich ja nichts erhofft hatte... und damit auch wenig Grund zur Klage hat. Das mag für Magistrat B vielleicht stressfreier sein... gerecht ist es aber nicht und es taugt so auch nicht zum Vorbild für den Dienst am Staate."

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer01.png "Der Junge beweist Humor. Ich mag ihn.", stellte der Accier mit belustigter Miene fest während Vala den Jungen nur mit einem langen Blick bedachte, "Du solltest dir trotzdem kein Beispiel an deinem Lehrherrn in dieser Sache nehmen. Das könnte deiner Karriere schneller ein Ende setzen als dir lieb ist."
    "Jetzt mach mal halblang, ich...", wollte Vala intervenieren, wurde aber von seinem Gastherrn munter unterbrochen, "...streite mit dem Zorn des Rechtschaffenen gegen alle Ungerechtigkeit und Verlogenheit, jaja, wir kennen das... ich wäre allerdings beeindruckt, wenn du dir das selbst glaubtest."
    "Ist doch so.", nörgelte Vala und schob sich ein Stück Brot mit Essig in den Mund bevor er sich wieder dem Tiro zuwandte, "Also, die Flavii werden hart zu knacken... das kann ich mit jeder Prinzipientreue verkaufen wie ich will, denen hab ich wohl mächtig auf den Fuß getreten. Ich stelle mir allerdings die Frage, ob sich da überhaupt was kitten lässt... denn in der Sache kann ich kaum behaupten mich geirrt zu haben."
    "In was für einer Sache?", fragte der Hausherr nach einem Schluck Wasser.
    "Dass das Tirocinium des jungen Flavius de facto nicht stattgefunden hat.", erinnerte Vala.
    "Du hättest eine Ausnahme machen können.", warf der Accius ein.
    "Ausnahmen muss. man. sich. verdienen.", konstatierte Vala mit felsenfester und bedeutungsschwangerer Stimme, "...und das hat der junge Flavius nicht. Er ist ein niemand mit wichtigem Namen der bisher nicht das geringste geleistet hatte. Das war's. Keine Ausnahme, nicht mit mir."
    "Dann lebe mit den Konsequenzen und schreib die Flavii ab.", zog der Ritter die Konsequenz und zuckte mit den Schultern.
    "Da muss sich irgendwas machen lassen...", knirschte Vala hilflos mit den Zähnen, "Irgendwas. Vorschläge?"
    Der Ritter zuckte nur erneut mit den Schultern und so wendete sich der Blick beider Männer dem Tiro zu.

  • "Na damit was zu Ende gehen kann muss es ja erst einmal beginnen", versuchte Commodus noch eins drauf zu setzen.


    Anschließend hörte Commodus interessiert zu und versuchte aus dem hier und auf dem Forum sowie in der Therme gehörten ein möglichst komplettes Bild zusammen zu setzen.


    Doch schneller als ihm lieb war richteten sich die 4 Augen auf ihn und er musste Farbe bekennen.


    "Also wenn ich es richtig verstehe hat es mein verehrter Lehrherr geschafft sich in ganz kurzer Zeit mit den Decimern und den Flaviern zu verscherzen...", es war halb als Frage halb als Feststellung betont.
    "Nun das ist ja schon mal für sich genommen eine ordentliche Leistung." Nee für Witze war jetzt kein Platz mehr und er wurde gleich wieder ernst.


    "Also wenn man mich fragt sehe ich das mit den Decimern nicht als das schwerwiegendere Problem. Die Amtszeit des Decimerconsuls ist ja quasi vorbei und er nun erst einmal "einfacher" Senator. Vielleicht wird er ja sogar die nächsten Tage in irgendeine Provinz geschickt zum verwalten. Nachschub gibt es aus dieser Gens meines Wissens im Moment auch nicht und gepaart mit ihrer Rolle während der Ursupation des Salinators... nun ich würde mal waagen zu behaupten so wichtig sind die nicht als das sich eine Feindschaft mit denen sonderlich schwerwiegende Folgen hätte."
    "Ich kann mich aber auch irren da mit als bisher außenstehende natürlich auch einiges an internen Infos fehlen. Darüber müsste dann noch einmal beraten", schob Commodus noch einen Politikerspruch hinterher.



    "Auf die Flavier bezogen... nun die sind wohl der Part mit denen eine wirkliche Feindschaft wohl nicht soo besonders gut wäre. Mir sind mindestens 2 aktive flavische Senatoren verwandt. Ist nicht Sextus Aurelius Lupus auch mit einer Flavierin verheiratet? Das wären dann schon drei.... Gibt es denn keine Verbindungen die man nützen könnte um herauszufinden wie groß der angerichtete Schaden überhaupt ist. Vielleicht haben die Flavier sich schon längst wieder anderen Dingen zugewandt da ihr Verwandter ja am Ende doch gewählt wurde. Hast du nicht auch mit dem Aurelius Lupus zusammen im Nordheer des Imperators gedient?" richtete Commodus eine Frage Vala.


    "Ansonsten Ideen und Vorschläge ich bin jung und unverheiratet und soweit ich weiß gibt es da noch Flavia Domitilla und Aurelia Prisca, Witwe eines Flaviers. Ich könnte mich ja recht gefahrlos an beide "ranschmeißen" ob meines eigenen Status als Lediger ohne das jetzt jemand darauf käme ich mache das als Spion von dir Senator....", Commodus wollte schließen bis ihm noch einfiel.
    "Nimmt Manius Flavius Gracchus keine Klienten aus unseren Reihen an? Mir sind keine bekannt. Ich habe noch keinen Patron und könnte mich bei diesem Flavier ja darum bemühen. Das würde mir helfen und dann wohl auch dir Senator!"

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer et Titus Duccius Vala


    Gracchus verfolgte den Wortwechsel mit einiger Faszination, insbesondere in Hinblick auf die Gedankenwelt des Duccius, welche mehr als fern ihm war, wiewohl überaus divergent zur Gedankenwelt jener Kontakte, mit welchen er sonstig Umgang pflegte. Zweifelsohne würde er diesen Abend mit Fusus rekapitulieren müssen, obgleich er kaum davon ausging, dass sein Neffe seine gesamte Erziehung und Bildung würde verwerfen nur aufgrund der Worte eines germanischen Homo Novus. Da Vala in dem idealistischen Purgitus – welcher derart idealistisch war, dass ein Patrizier bisweilen guten Gewissens über seine Herkunft konnte hinweg sehen – eine ausreichende Opposition entgegen stand, begnügte der Flavier sich indes mit Zuhören, durchaus auch ein wenig fasziniert von der philosophischen Seite des Purgitius, welcher er in dieser Tiefe bisherig nicht war gewahr gewesen.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Der Tag des Abschieds war gekommen: Crispus und die anderen Gesandten hatten sich ein letztes Mal in der Casa Accia versammelt, um ihren Gastgebern zu danken und sich ordentlich zu verabschieden. Der Alte trug bereits wieder seine bequeme Tunica und einen neuen Reisemantel - vor den Toren der Stadt warteten die Maultiere, heute Abend würden sie in Ostia sein, morgen früh würde das Schiff ablegen. Nachdem der alte Petronier erst vor kurzem die Hinreise hinter sich gebracht hatte, war die Planung diesmal mit weitaus weniger Aufwand und Unsicherheiten verbunden, sodass es sicherlich zügiger gehen würde.


    Zuerst hieß es aber Abschied nehmen. Zuerst drückte Crispus dem eigentlichen Hausherrn Accius Damio die Hand, der inzwischen natürlich einmal in seinem Haus vorbeigesehen hatte und, sofern er mit der Einquartierung einer Horde germanischer Decurionen nicht einverstanden gewesen war, dies zumindest nicht gezeigt hatte. Naja, eigentlich hatte wohl auch niemand ahnen können, dass ihr Besuch in Rom sich dermaßen lange ziehen würde.


    "Vielen Dank, Accius, für deine Gastfreundschaft. "


    sagte er knapp und schenkte ihm ein Lächeln. Dann holte er noch ein kleines Geschenk hervor: Eine Schale aus Terra Sigillata, die er vom Geschenk für den Kaiser abgezwackt hatte.


    "Nimm dieses kleine Geschenk als Zeichen unserer Dankbarkeit. Und wie gesagt, wir erstatten dir gern die Kosten für unseren Aufenthalt!"


    Dann ging er zu Vala weiter, dem man ebenfalls gar nicht genug danken konnte: Er hatte sie mitten in der Nacht aufgenommen, die ganze Meute hier untergebracht und finanziert, hatte Zugang zum Kaiserhof verschafft, mächtige Fürsprecher aktiviert und und und... - selbst wenn Crispus gelegentlich noch immer ein gesundes Misstrauen gegen die Duccier und ihre Macht hatte: diesmal musste er neidlos zugeben, dass das alles ohne die duccische Beteiligung nicht geklappt hätte.


    "Duccius, ich danke dir auch ganz herzlich! Ich bin sicher, dass unsere Civitas - äh - Municipium sich erkenntlich zeigen wird!"


    Er zwinkerte dem Senator zu - natürlich war ein Stadtpatronat in erster Linie einmal ein ziemlicher Aufwand, denn Klienten wollten ja ständig irgendetwas. Aber es würde dem aufstrebenden Duccier, der ja, wie man hörte, sogar designierter Praetor war (und das, ohne dass er auch nur ein Haus in Rom besaß!), sicherlich auch zur Ehre gereichen.


    "Für dich hab' ich auch 'was - eine Amphore Met aus der Heimat!"


    Die Amphore war eher dekorativ und nicht allzu groß. Außerdem hatte der Alte sie am Vortag auf den Mercati Traiani erstanden, nachdem sie natürlich keine großen Vorräte aus Mogontiacum mitgebracht hatten, die Idee mit dem Heimatschluck allen Gesandten aber doch gut gefallen hatte. Außerdem hatte der Händler versichert, dass das Produkt aus Germania Superior kam!


    Damit blieb nur noch einer übrig: Sein Sohn, mit dem es in den letzten Tagen doch noch einigen Ärger gegeben hatte. Jetzt, wo er seinen Jungen aber aus seinem Schutz entlassen musste, wurde er doch etwas sentimental. Erst einmal hatte er ihn für etwa einen Monat aus den Augen gelassen, sonst hatten sie seit seiner Ausmusterung jeden Tag miteinander verbracht. Es hatte ständig Ärger gegeben - Lucius hatte ihn immer wieder enttäuscht, er war dauernd begriffstutzig und hatte Flausen im Kopf. Aber immerhin stand er jetzt am Anfang einer Karriere, die das fortführen sollte, was der Alte begonnen hatte. Und darauf konnte man durchaus stolz sein!


    "Vale bene, Lucius!"


    sagte er und drückte ihm etwas steif die Hand, ehe ihn seine Gefühle übermannten und er ihn vor aller Augen umarmte.


    "Mach's gut, mein Junge, und zeig' denen, was ein Petronier is'!"


    Mit beinahe feuchten Augen betrachtete er Lucius' lockige Haare, die er ganz eindeutig von der petronischen Seite geerbt hatte. Die Ohren erinnerten ihn dagegen klar an Heila... - jetzt verließ ihn auch noch sein letzter Verwandter! Aber zumindest nicht für immer, wie zu hoffen blieb...


    Natürlich hatte er auch für Lucius ein kleines Abschiedsgeschenk vorbereitet. Er holte ein zusammengelegtes, braunes Bündel hervor und entfaltete es. Mit etwas belegter Stimme erklärte er, worum es sich hierbei handelte:


    "Mein altes Sagum. Hab's mir damals gekauft, als ich Centurio geworden bin. Denk an mich, wenn du's anhast!"


    Mit diesen Worten legte er es seinem Sohn um die Schultern.

  • Lucius konnte sich gar nicht erinnern, wann er zum letzten Mal in so guter Stimmung erwacht war wie heute - den vielleicht letzten Tag in seinem Leben, an dem er sich dem Alten unterordnen musste! Denn selbst für den Fall, dass er jemals wieder in dieses zugige Loch Mogontiacum zurückkehren würde - er würde es mindestens so lange hinauszögern, bis er ein Eques von angemessenem Rang war, sodass sein Vater gezwungen sein würde, zu ihm aufzublicken! Und bis dahin würde er tun und lassen können, was er wollte - ohne jemals wieder öffentliche Demütigungen, Ohrfeigen oder Strafen fürchten zu müssen! Endlich würde er wirklich sein eigener Herr sein!
    Zugegebenermaßen war er noch immer davon abhängig, dass der Alte ihn finanzierte - denn auf Handarbeit hatte er eigentlich keine Lust! Aber das Praktische war, dass der Karriereweg, den Crispus für ihn ausgewählt hatte, dies sowieso ausschloss! Und solange er nichts so gravierendes anstellte, dass die Kunde davon durch das halbe Imperium ging, würde der Alte zahlen - er wollte ja, dass sein Söhnchen es zu einem angesehenen Eques brachte, der dann richtig absahnte!


    Die logische Konsequenz war, dass dies der erste Tag seines richtigen Lebens sein würde, den er angemessen feiern würde - sobald die Gesandtschaft verschwunden war. Vorher musste aber noch ein Pflichtprogramm absolviert werden - Armin hatte ihm so lange erzählt, dass er ein bisschen Trauer heucheln musste, bis Lucius seinen Metallbecher nach ihm geworfen hatte. Also stand er jetzt parat - absurderweise an der Seite des von ihm verachteten Ducciers und des finanzstarken Acciers, der so doof war, eine Riesengesandtschaft für lau bei sich wohnen zu lassen.


    Als die Geschenke verteilt wurden, blickte er teilnahmslos geradeaus - als Vala seine Amphore bekam, musste er sich aber doch ein schadenfrohes Grinsen verkneifen. Er wusste natürlich, wo der Met herkam - und hielt es für absolut irrational, dass wirklich jemand die Mühe auf sich nahm, einen Honigwein durch das gesamte Imperium zu transportieren. Bienen gab es hier auch und der römische Honigwein namens Mulsum schmeckte doch wohl um Welten besser (zumindest in dem ungeübten Gaumen des jungen Petroniers). Es gab also überhaupt keinen Grund, den Wein aus Germanien hierher zu transportieren. Die logische Konsequenz war, dass der Händler seinen Vater aller Wahrscheinlichkeit angelogen hatte. Naja, sollte der Alte ruhig zahlen - nur schade, dass er das Geld diesem duccischen Aufsteiger in den Arsch schob, anstatt es für Lucius' Erbe zu sparen.


    Als sein Vater dann direkt vor ihm stand, wusste Lucius erst nicht so recht, was er tun sollte, um den traurigen Blick des Alten zumindest einigermaßen angemessen zu erwidern. Armin hatte vorgeschlagen, an etwas trauriges zu denken: Spontan kam ihm eine der zahlreichen Male in den Sinn, bei denen sein Vater ihn windelweich geprügelt hatte - aber das rief eher Hass und Trotz hervor als Trauer. Dann tauchte plötzlich der röchelnde Caius vor seinem inneren Auge auf - der Tod eines Menschen machte viele traurig, nicht aber den jungen Petronier! Dann endlich kam eine Erinnerung, die ihn wirklich traurig machte: Sie waren noch klein gewesen, Armin und er. Nackt hatten sie im Innenhof gespielt und sich Kränze aus Efeu gebastelt. Und dann hatten sie den Alten gesehen, mit seiner blutüberströmten Mutter im Arm. Der Moment war nur sehr kurz gewesen, dann hatte Gunda die Tür zugeschoben, aber das Bild hatte sich ihm unvergesslich eingeprägt und machte ihn wirklich - naja, traurig eben! Seitdem war nichts mehr wie zuvor gewesen - der Alte hatte sie noch weitaus mehr gequält als zuvor und niemand war mehr da gewesen, dem der Junge sich hätte anvertrauen können!


    Während er ein wenig steif von seinem Vater geherzt wurde, passierte all das noch einmal Revue, bis sich eine Vermutung die Bahn brach, mit der er so gar nicht gerechnet hatte: Was, wenn seine Mutter gar nicht gestürzt war, wie alle ihm immer erzählt hatten? Der Alte war ein Choleriker, das hatte er gewusst, bevor er das Wort "Choleriker" gekannt hatte - war es nicht möglich, dass man Mama den Schädel eingeschlagen hatte?
    Dieser Gedanke mischte nun doch ein wenig Zorn in die Trauer - er musste das herausfinden! Mechanisch ließ er sich das Sagum umlegen, das er wahrscheinlich bei der nächstbesten Gelegenheit in den Tiber werfen würde - was war ein wertloses Stück Stoff auch für ein Abschiedsgeschenk? Das hatte ja einen Gegenwert von... - wann sollte er denn dieses abgehalfterte Ding tragen? Auf den Partys der feinen Gesellschaft Roms? Oder im Militärlager zwischen den Purpurumhängen der anderen Offiziere? Er war doch kein Miles Gregarius, sondern würde Stabsoffizier werden!
    Diese Gedanken würden ihm aber erst später durch den Kopf gehen, denn jetzt war er ganz von seiner neuen Hypothese gefangen - hatte sein Vater seine Mutter umgebracht? Und wie ließ sich so ein Verbrechen nachweisen, mehr als zehn Jahre, nachdem es begangen worden war?
    "Vale."
    antwortete er abwesend. Er blickte in das Gesicht seines Vaters, das den verlogensten Ausdruck zeigte, den ein herzloser Drillmeister, wie er es wirklich war, überhaupt zeigen konnte. Und auch wieder nicht, denn dieser Gefühlsausdruck entlarvte ihn ja doch auch irgendwie als Schwächling! Hatte er - wie so oft - mit Mama gestritten und sich nicht argumentativ durchsetzen können? Hatte Lucius selbst vielleicht Glück gehabt, dass er nicht auch mit einer klaffenden Wunde am Schädel in den Armen seines Peinigers gestorben war?

    cu-tribunuscohortisurbanae.png petronia2.png

    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Lucius' Gesichtsausdruck war ein bisschen komisch gewesen, aber als er ihn umarmt hatte, hatte Crispus gespürt, dass sein Sohn ebenfalls in irgendeiner Weise erregt gewesen war - vielleicht war er zu bedrückt, um seine Umarmung zu erwidern. Trotzdem hätte der Alte sich ein bisschen mehr Rückmeldung gewünscht als einen starren Blick, der wohl das war, was bei Lucius am nähesten an Melancholie herankam.


    Einen Moment verharrte der alte Petronier, hoffte auf etwas mehr als ein mechanisches "Vale" - aber da kam nichts. Nicht einmal im Abschiedsschmerz erfüllte Lucius seine Erwartungen vollständig - aber vielleicht war er ja auch einfach zu mitgenommen davon, jetzt ganz auf sich allein gestellt zu sein.


    Der Alte schenkte ihm schließlich noch ein warmes Lächeln, tätschelte ihm die Wange und sagte


    "Stell' nix an, mein Junge!"


    Dann wandte er sich ab und ließ Platz für die anderen Gesandten, die sich ebenfalls artig von den Gastgebern und von Lucius verabschiedeten. Danach ging alles recht zügig: Sie riefen die Träger zusammen, die ihr Gepäck auf dem Rücken aus der Stadt tragen mussten und gingen los. Crispus hoffte noch auf ein Winken oder ein Lächeln seines Sohnes - aber der stierte ihnen einfach hinterher - war wohl wirklich einfach zu mitgenommen...


    Sim-Off:

    Ich werde mich dann morgen ummelden. Wenn du noch reagieren willst, Vala, kannst du das gern - wenn nicht, isses auch nicht tragisch ;)

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