"Audite, audite! Kommt alle zum großen Fortunafest in den lucullischen Gärten! Der Gardepräfekt Decimus Serapio weiht der Göttin einen wun-der-schönen Tempel und lädt alle Besucher, ob arm ob reich, ob frei ob unfrei zum Essen ein! Es gibt vergnügliche Spiele und spektakuläre Attraktionen! Dazu eine große Lotterie mit un-glaub-lichen Gewinnen! Audite, audite! Kommt alle zum großen Fortunafest in den lucullischen Gärten!" verkündeten die Ausrufer in den Strassen Roms.
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Was konnte ich besseres mit all meinem Reichtum anstellen - mal abgesehen davon, meine Soldaten zu bestechen – als Fortuna zu bestechen? Lange schon hatte ich vorgehabt, meiner Schutzpatronin einen Schrein zu bauen, aber dann kam ich zu dem Schluß: warum nicht gleich ein Tempel? In den lucullischen Gärten, nahe des Tiberufers, hatte ich schließlich einen heruntergekommenen ollen Schrein ausfindig gemacht und ihn nach den gebührenden Riten eilig zum Tempel ausbauen lassen.
Ein kleiner Monopteros-Tempel mit freien Säulenzwischenräumen war es geworden. Unter dem steinernen Baldachin stand auf hohem Sockel die mamorne Statue der Schutzherrin: eine junge, amazonenhafte Fortuna war es, die, das Füllhorn im Arm, das Steuerruder in der Hand, den Mond im Haar, ungestüm vorwärtsstrebte, als würde sie sogleich über den Fluß hinwegschweben und von einem der sieben Hügel zum anderen springen wollen. Sie war, noch ganz frisch, mit bunt leuchtenden Farben bemalt. Im Sockel war eingemeißelt, dass ich, Faustus Decimus Serapio, Praefectus Praetorio, Sohn des Marcus Decimus Livianus (gewesener Legatus Legionis, Praefectus Urbi, Praetor) diesen Tempel der Fortuna Fausta zum Dank für ihren erfreulichen Beistand gestiftet hatte. Die Lettern waren golden ausgemalt. Und unter dem Dach zogen sich, rundrum die schönen Verse des Horaz entlang:
Die Frage nach dem Morgen sei nicht gestellt; / nimm alle Tage ja als Gewinn, die dir
Fortuna schenkt! Verachte nicht die / Freuden der Liebe, die Reigentänze,
solange noch die Jugend dir blüht und fern / des Altern Launen stehn. An des Abends fest
bestimmter Stunde suchen heißt's jetzt / leises Geflüster in Feld und Garten;
zu raten gilt es Liebchens Versteck in dem / geheimen Winkel, wo sie verlockend lacht,
ein Pfand zu rauben ihrem Arme / oder dem Finger, der kaum sich sträubet.
Fortuna Fausta ~ die günstige/erfreuliche/holde Fortuna