Kurz musterte sie ihn und nickte dann.
"Ich möchte sie natürlich so schnell wie möglich wiedersehen. Ich brauch noch einen Wagen, der uns fährt. Hier ziemt es sich für eine Frau nicht zu reiten und ich möchte unsere Familie ja nicht in übles Gerede bringen. Verfügst du über entsprechende Ressourcen? Sonst werde ich anderweitig versuchen eine Kutsche für die Reise zu bekommen. Für die Männer danke ich dir natürlich. Das wird mir einiges an Sorgen abnehmen.
Was ihr Neffe dann richtig zu ihrem Zimmer im Hause der Decimer sagte, hatte sie versucht zu verdrängen. Das war ihr lange Zeit ein Heim war, war nun womöglich vollkommen zerstört worden. Es gab einige Sachen um die es schade war, aber nichts was nicht irgendwo ersetzt werden könnte. Die pwenigen persönlichen Erinnerungsstücke hatte sie bei ihrer Flucht mitgenommen. Sie musste also nicht in das Haus zurück.
"Wenn ich mir eine gute Route gesucht habe und alles zusammen habe was ich für die Reise benötige, würde ich mich auf den Weg machen. Ich werde dir dann ausreichend früh Bescheid sagen."
Sie würde versuchen an Informationen über die Sicherheit verschiedener Reiserouten zu kommen und dann entscheiden welche Stationen sie nutzen wollten. Dann wäre noch einige andere Sachen zu planen und zu besorgen. In der Hoffnung man bekam sie zur Zeit auch.
All your base are belong to us - Rebellen im Hause
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Seianas Augenbrauen wanderten ein winziges Stück nach oben. Der Duccius hatte eine sehr eigenwillige Art, Komplimente zu machen, fand sie, aber sie nickte nur darauf. Obwohl sie sich mehr und mehr von diesem Mann abhängig machte, war sie doch erleichtert, dass er zustimmte. Sie brauchte ihn einfach. So ungut es war, sich von einem Mann so abhängig zu machen, und so bitter das in gewisser Hinsicht auch für ihren Stolz sein mochte, aber sie brauchte ihn. Und immerhin: er verhielt sich neutral ihr gegenüber. Er behandelte sie nicht wirklich als Gefangene, als jemand, der auf seine Hilfe angewiesen war – seit seine erste Forderung vom Tisch war, hieß das. Seiana half das durchaus, um sich leichter damit abzufinden.
Schweigend hörte sie ihm im Anschluss zu, wie er mögliche Ansprechpartner durchging... und als er zu Aurelius Lupus, seiner Base und ihrem Bruder kam, sah Seiana ihn überrascht an. „Er hat was?“ Sie konnte nicht recht glauben, was sie da gehört hatte... warum hätte Faustus eine Aurelia mitnehmen sollen auf den Feldzug? Was um alles in der Welt konnte diese getan oder gewusst haben, dass er das für nötig hielt?
„Die Germanici...“ führte sie dann seine Überlegungen weiter. „Ich würde mich nicht auf sie verlassen. Avarus ist zwar mit meiner Tante verheiratet, aber er war vor mir Rector, und das viele Jahre lang... und er hat die Schola Atheniensis geprägt, sie als Institution immer hochgehalten und um jeden Preis gegen äußere Einflüsse verteidigt. Ich glaube kaum, dass er begeistert davon sein wird, sie abzuschaffen.“ Sie nippte nachdenklich an ihrem Weinbecher, unschlüssig, ob sie Flavius Gracchus zumindest erwähnen sollte. Allerdings... wenn sie dem Mann ohnehin schon alles in die Hände legte, was die nahe und mittelfristige gesellschaftliche Zukunft der Decimi anging, konnte sie ihm auch alles anvertrauen. „Flavius Gracchus.“ Sie räusperte sich. Einer der führenden Köpfe der Verschwörung... wenn man den Proskriptionslisten des Vescularius trauen durfte. „Er hat während der vergangenen Monate Unterschlupf in der Casa Decima gefunden. Sollte er sich allerdings dazu entscheiden, sich im Gegenzug für die Decimi einzusetzen, will ich dass seine Fürsprache in erster Linie meinem Bruder zugute kommt.“ Sie deutete ein Achselzucken an. „Der Weg über den Kaiser ist vielleicht nicht der schlechteste... aber auch das hängt davon ab, wie Cornelius seine Regentschaft angeht.“ -
Eine Kutsche zur Verfügung? Vala winkte mit spöttischem Blick ab: "Irgendeiner der Vescularianer hat mit Sicherheit irgendwo eine Kutsche geparkt die man sich ausleihen kann... eine Sache die sich schnell klären lässt, da musst du dir keine Gedanken machen. Lass mich einfach wissen wann du abreist... ich werde dir dann nachfolgen sobald ich kann... was allerdings noch ein paar Jahre sein kann, je nachdem wie schnell ich es zum Legaten bringe.", schloss Vala schließlich mit einem Augenzwinkern ab. Selbst er konnte es eigentlich kaum erwarten nach Germania zurückzukehren.. allerdings mit weitaus größerer Machtfülle als beim letzten Mal. Bis das erreicht war würde es noch eine Zeit dauern, aber der Zeitpunkt rückte näher, dessen war er sich sicher.
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Gelangweilt, das war wohl die ideale Beschreibung für meine Person im Moment, sicher konnte ich mich glücklich schätzen noch am Leben zu sein bzw. Nicht im echten Kerker dieser Einrichtung zu stecken ... doch andererseits drängte mich ein unbestimmtes Gefühl dazu endlich erfahren zu wollen was nun als nächstes auf mich zukam ... Gerade auch da ich immer noch nicht wusste was mit Axilla und meinen Söhnen war ...
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"....es offensichtlich als gute Idee erachtet, die Aurelia als Geisel mit zum Schlachtfeld zu karren.", vollendete Vala den Satz der Decima um das Geheimnis der aurelischen Anwesenheit zu erklären, "Dummerweise ist er dann ohne sie in die Schlacht geritten. Hätte er sie mal mitgenommen, wäre er wohl nicht als einer der ersten vom Pferd gefallen."
Dass man nicht auf die Germanici zählen sollte war Vala ohnehin klar... mal ganz vom emotionalen Wert, den die Schola für diesen Senator Avarus noch haben mochte waren sie ohnehin weg vom Fenster. Einerseits weil sie nicht gegen den Vescularier opponierten, andererseits nicht die Eier gehabt haben um ihm die Stirn zu bieten. Nein, die Zeit der Einflussgröße der Germanici war definitiv auf absehbares vorbei.
Was er dann zu hören bekam überraschte ihn dann allerdings: "Manius Gracchus lebt? Verdammte Axt!", schlug er mit der Faust in die flache Hand während seine Gesichtszüge sich verfinsterten, "Ich hatte gehofft, der Vescularier könnte nebst Marcus Lucianus von den Vinicii auch jemand richtiges erwischt haben..." -
"Wodan lass diesen vermaledeiten Krieg endlich enden...", seufzte Vala während er sich zum Cubiculum und der aktuellen 'Zelle' seines Freundes aufmachte um wenigstens ein paar Momente dem ganzen Stress zu entfleuchen. Ob er sich dabei nicht in weiteren stürzte wusste er nicht... immerhin hatte die Erkenntnis, dass einer seiner besten Freunde mit der Frau verheiratet war, mit der er eigentlich große Pläne gehabt hatte, ihm einen nicht zu groß zu schätzenden Dämpfer verpasst. Deshalb hatte es auch einige Tage gedauert, bis Vala sich schließlich erschöpft dazu durchrang einfach hinzugehen... und so klopfte er zweimal an, bevor er einfach eintrat. Bei gemeinsamen Saunagängen hatte Vala ohnehin mehr gesehen als man jetzt verstecken konnte... und in der Antike war man ja ohnehin nicht so.
"Moin...", grummelte Vala als er sich zu einer Sitzgelegenheit begab um erst seine Kanne voll Bier daneben abzustellen und sich schließlich in den Sessel fallen zu lassen, "...ein Königreich für Frieden. Und normale Zustände... du glaubst ja nicht wie sehr einen dieser verdammte Krieg schlauchen kann."
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Seiana hätte am liebsten eine Hand über die Augen gelegt und den Kopf geschüttelt... aber sie beherrschte sich. Nur ihre Kiefermuskeln spannten sich an, als sie die Zähne aufeinander presste. Sowieso konnte nur Faustus ihr erzählen, was er sich dabei gedacht hatte, und sie ging davon aus, dass er einen triftigen Grund gehabt haben würde... trotzdem war es dumm gewesen. Und dass sie nun da stehen und sich vom Duccius anhören musste, wie er über ihren Bruder sprach, machte es nicht gerade besser. Aber so wenig wie sie ihren Unmut über Faustus' Entscheidung wirklich zeigte, so wenig fing sie an, ihren Bruder zu verteidigen. Es hätte ohnehin nichts gebracht. „Geht es ihr gut?“ war das einzige, was sie schließlich doch noch fragte.
Bei der folgenden Reaktion allerdings war Seiana tatsächlich überrascht. Sie hatte sich nicht wirklich Gedanken darum gemacht, wie ihre Eröffnung, dass der Flavius noch am Leben, wohlauf und sogar in Rom war ankommen würde... aber hätte sie es, hätte sie ganz sicher nicht mit deutlicher Enttäuschung gerechnet. Ihre Augenbrauen wanderten nach oben. „Er lebt, ja. Was hätte es dir genau an Vorteil gebracht, wenn Vescularius ihn in die Finger bekommen hätte?“
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Die Aussage Valas beruhigte Venusia erst. Das mit dem Wagen würde kein Problem werden. Aber so langsam registrierte sie wirklich was er gesagt hatte. Das Ausleihen war in diesem Fall gleichbedeutend mit klauen. Das war jedoch etwas mit den sie bisher nicht leben wollte und konnte. In den momentanen Zeiten war es jedoch wohl egal. Sie und später ihre ganze Familie würden wohl in einer gestohlenen kaiserlichen Kutsche durch die Weltgeschichte reisen. Ein neues Erlebnis.
"Ich denke, ich werde mich in ein oder zwei Wochen aufmachen. Wenn das Wetter etwas beständiger geworden ist und die Temperaturen Reisen noch erlauben."
Was er dann weiter sagte, löste doch ein kleines Lächeln aus.
"Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht all zu lange dauern wird bis du wieder bei uns sein wirst. Du schaffst das schon."
Mit einem kleinen Grinsen meinte sie dann nur: "Und ich helfe dir dann ein ein ganz besonders guter Legat zu sein."
Die Erfahrung die Venusia mit Germania hatte, konnte er sicher gut gebrauchen und wenn er es nicht wissentlich wollte, sie konnte das auch unwissentlich unterbringen. Sie würde das schon schaffen. Wenn die Familie wollte, dass sie nach Germania zurückkam, dann musste sie auch damit leben, dass sie eine ganze Menge dazubeitragen könnte die Gens nach von zu bringen. Das würde ihr gefallen.
"Ich gebe dir dann rechtzeitig Bescheid damit du unser Gefährt besorgen kannst." -
"Ich werde dann alles nötige veranlassen...", meinte Vala dann, immerhin hielt er hier die Fäden in der Hand, so würde seine Tante sich um nichts kümmern müssen, "Nicht, dass du auf einmal weg bist... lass mich vorher wissen wann genau du aufbrechen willst, und ich werde zusehen, dass ich mir ein paar Momente in meinem Terminplan freischmarotzen kann."
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"Täte es das nicht, wäre dein Bruder wohl nichtmehr am Leben.", üssierte Vala über die Befindlichkeit der Aurelia. Großartig etwas über sie erzählen vermochte er eh nicht, da sich die gesellschaftlichen Stelldicheins im Heer sich doch an keinem Finger abzählen ließen. Alles war darauf ausgerichtet gewesen den Feldzug und damit auch den Krieg zu einem Ende zu bringen... Geplänkel bei welchem die Aurelia mit Anwesenheit hätte glänzen können hatte es nicht gegeben.
"Den Vorteil, eine jugendliche Narretei auch als solche abschließen zu können.", wähnte Vala sich in alten Zeiten. Letztlich war es die Narretei gewesen, die nicht einmal einen klaren Sieger gekannt hatte, und ihn dennoch nach Aegyptus getrieben hatte... wo seine Beteiligung im Bürgerkrieg ihren Anfang genommen hatte. Ob ihn die Episode tatsächlich bis durch den Krieg hindurch verfolgen würde konnte er nicht im geringsten einschätzen. Immerhin standen sie wohl auf derselben Seite, wenn auch nicht aus gleichen Beweggründen.
"Wir werden sehen, ob sich darauf ein Nachteil für mich entwickelt. Nichtsdestotrotz würde sich seine Unterstützung, und sei es nur aus Dankbarkeit eurer Gastfreundschaft gegenüber, sicherlich positiv auswirken. Der Name dieses Mannes dürfte nach dem Krieg nicht geringes Gewicht haben, auch wenn die Familia des Marcus Romulus sicherlich schon bessere Tage gesehen hat... wie so viele andere auch. An alten Namen haben wir also nicht viel zu gewinnen, wie steht es mit neuem? Ich habe das in meiner Zeit in Aegyptus und während des Feldzugs vollkommen aus den Augen verloren... wer strebt noch in den Senat, deren Ehrgeiz sich ausnutzen ließe?" -
Als würde wie wirklich abreisen ohne sich zu verabschieden. Das war nicht Venusias Art. Schon gar nicht wenn es um ihre Familie ging. Da war sie ganz anders erzogen worden und würde sich nie den römischen Strukturen anpassen können. Dafür hatte sie eine viel zu kurze Kindheit um so mit den verbliebenen ihrer Sippe entsprechend umgehen zu können. Sie konnte aber trennen. Wenn es um Römer ging, wusste sie genau was sie alles tun konnte und wann sie lieber Leuten gründlich aus dem Weg ging. Ihre Familie hatte da weniger Glück. Die mussten mit ihr leben. Wobei sie eigentlich davon ausging nicht ganz so schlimm zu sein wie sie es manchmal in jungen tagen erzählt bekommen hatte. Manche weiblichen Sippenoberhäupter führten ein strenges Regiment. Drauen hatte der Mann etwas zu sagen, aber hinter verschlossenen Türen sah es ganz anders aus. So hatte sie aber ihre Oma, ihre Mutter und ihre Tante nie erlebt. Sie konnten bestimmt sein und hatten immer nur das Wohl ihrer Familie im Sinn, aber Hausdrachen waren sie alle nicht.
"Ich werde dich informieren. Du brauchst dir keine Gedanken machen. Ich werde mich auf jeden Fall verabschieden. Mache dir da keine Sorgen. Darauf kannst du dich verlassen." -
"Sehr schön.", zwinkerte Vala seiner Tante zu, bevor er sich wieder aufraffte, "Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal Zeit finde vorbei zu schauen.. der ganze Trubel hält mich immernoch ziemlich in Atem. Bevor du abreist werde ich aber definitiv noch einmal vorbeischauen. Wenn du mich nun entschuldigst... die Pflicht ruft immernoch und fortwährend."
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Seiana fiel es immer schwerer, ihre Maske aufrecht zu halten. Dass Faustus den Aureliern einen Grund geliefert hatte, sie zu hassen, war ganz und gar nicht gut. Obwohl sie auf verschiedenen Seiten standen, und obwohl sie auch davor schon seltener miteinander zu tun gehabt hatten, hatte Seiana doch irgendwie darauf gebaut, dass die alten Bande etwas zählen würden. Aber wenn der Prätorianerpräfekt eine Aurelia als Geisel nahm und die auch noch mit zum Schlachtfeld schleppte... nicht einmal Aurelius Ursus, den Seiana als recht freundlichen und zuvorkommenden Menschen kennen gelernt hatte, würde sich so etwas gefallen lassen. Sie rieb sich über die Stirn, erst nur mit den Fingerkuppen oberhalb einer Braue, dann mit den Fingern über die ganze Fläche. Als ob es nicht schon übel genug aussehen würde für die Decimi.
Den Flavier hätte er also lieber tot sehen wollen, um eine jugendliche Narretei abzuschließen? Seiana runzelte flüchtig die Stirn und versuchte sich zu erinnern, was da wohl gewesen sein mochte... aber entweder war es nie an die Öffentlichkeit gedrungen, oder aber es war um eine Sache gegangen, von der sie vielleicht gehört, die sie sich aber nicht gemerkt hatte. „Falls es zu einem Nachteil für dich zu werden droht, lass es mich wissen. Ich weiß nicht, ob Flavius uns tatsächlich öffentlich unterstützen würde... aber einer privaten Bitte, eine Streitigkeit mit einem Freund der Decimi beizulegen, kommt er sicher nach.“ Es würde ihn immerhin nichts kosten. Der Duccius stand nicht nur auf der richtigen Seite, er galt als einer der Kriegsgewinner, und wenn nicht einmal sie als Auctrix von dieser Narretei wusste – oder sich nicht daran erinnern konnte –, vergab der Flavius sich auch nichts in der Öffentlichkeit.
„Neuem... kaum. Vescularius hat sich sehr gut darauf verstanden, Ambitionen abzuwürgen, wenn es nicht gerade um seine eigenen Günstlinge ging.“ Und die würden selbst Hilfe brauchen. Seiana überlegte einen Moment. „Die Helvetier streben wieder nach mehr Einfluss, haben bislang aber noch nicht viel erreicht.“ Was sich jetzt wohl eher als Vorteil für sie herausstellen dürfte, dass sie unter Vescularius nicht recht vorwärts gekommen waren. Ein paar andere Familien gab es durchaus auch, die sie ihm noch nannte, aber sonst... „Davon abgesehen... es heißt wohl eher abwarten, wer sich jetzt zeigt, wo der Krieg endlich entschieden ist.“ -
Mit nachdenklichem Blick hörte Vala sich die Aufzählungen von aufstrebenden Familiae an. Allesamt weit davon entfernt für ihre Sache von unmittelbarem Nutzen zu sein, denn nicht einmal einen einzigen Vigintivir konnten diese Valas Erinnerung zufolge stellen. So schien es fast, als wären die Jahre kurz vor und während des Bürgerkriegs grundsätzlich verlorene, in denen man in Wartehaltung rumdümpelte wenn man nicht, wie Vala es getan hatte, sich mit einem Vabanque-Spiel nach dem anderen über Wasser hielt.
"Summa summarum: wir haben die alten aber einflusslosen Namen, die uns den größten Gefallen dadurch tun würden, indem sie NICHT abstimmen. Eine sehr, sehr kurze Liste von Leuten, deren Einfluss VIELLEICHT weit genug reicht um unsere Sache zu unterstützen... das Geld der Schola. Und mich. Das wird ein sehr interessantes Projekt, so scheint es.", fügte Vala Steinchen an Steinchen um schließlich zu erkennen, dass es für sie selbst jetzt ersteinmal nichts weiteres zu tun gab als abzuwarten, wie sich die Dinge entwickelten wenn der neue Kaiser erst einmal im Sattel saß.
"Gut, ich denke das war es dann erst einmal. Um dein Projekt gut verkaufen zu können brauche ich eine kurze Zusammenfassung dessen, was du dir vorstellst... ich werde dir jemanden vorbeischicken, der genau das bewerkstelligen wird.", schloss er das Gespräch ab, "Es wird ohnehin noch eine Zeit dauern bis wir in die heiße Phase des Projekts gelangen. Bis dahin bleibt für mich dennoch einiges zu tun. Wenn du mich nun also entschuldigen würdest?" Sprach's, und verschwand vom Turm ohne auf eine Antwort zu warten... die Decima alleine mit ihren Wachhunden zurücklassend.________________________________________________
http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png "Ich bin definitiv vollkommen überqualifiziert für solche niederen Arbeiten.", beklagte Sirius sich lautstark während er breitbeinig durch die Gänge des Praetoriums watschelte um das Cubiculum derjenigen aufzusuchen, die ihm das Ohr in irgendeiner besonders wichtigen Sache abkauen sollte. Bewaffnet hatte er sich vorsorglich mit einem Haufen Tabulae und gleich drei griffeln. Wer wusste schon wie schnell dieses Weib quatschte? Und sowieso: ein Weib. Also eine Frau. Eine menschliche Frau, nicht dieses anbetungswürdige Wesen aus Carbonatgestein. Und eh: Carbonatgestein. Erst machte es einen heiß, dann ließ es einen knallhart abblitzen. Bei den Göttern, wie tat das weh!
Seither machte er einen größeren Bogen um sämtliche in Stein gehauenen Schönheiten der Castra, wenngleich es ihm außerordentlich schwer fiel. Einerseits entfachte der Anblick immer wieder die altbekannte Leidenschaft... andererseits erinnerte es ihn nur allzu schmerzhaft an den stumpfgeschlagenen Pint unter seiner Tunika. Nein, Enthaltsamkeit war wahrlich das Gebot der Stunde! Eigentlich sollte er froh sein sich auf diese Art und Weise von den Schmerzen abzulenken, aber wirklich dazu durchringen konnte er sich nicht. Denn es ging immernoch um ein Menschenweib! Die waren fast so ekelig wie drei Tage alter Puls, nur ein wenig besser in Form. Dafür stanken sie meist schlimmer als jeder dieser dreckigen Legionäre nach hundert Tagen Marsch (und Sirius besaß zu seinem eigenen Leidwesen die Vergleichsmöglichkeiten). Aber was tat man nicht alles der Pflicht wegen? Achja, genau. Die Pflicht.Brav wie er war klopfte er an der Porta an, wartete artig ein paar Sekunden nachdem er reingerufen wurde und watschelte dann hinein.
"Domina, mein Dominus schickt mich..." , begann Sirius gebetsmühlenartig, ohne darauf zu achten wer nun in diesem Zimmer eigentlich wohnte, doch als er einen Blick zur Seite tat (soviel konnte man sich schon als wichtigster und bester und tollster Sklave des Imperiums herausnehmen) ruckte augenblicklich sein Kopf hinterher und er starrte die Decima den Blick voll Entsetzen an. Die Tabulae fielen samt Griffel geräuschvoll zu Boden.
"OH MEIN GOTT!!!" , quiekte Sirius als er sich unmittelbar in die hinterstmögliche Ecke die Wand hinauf zu verkriechen versuchte, "DECIMA SEIANA!!!!!!!!!!"
In seinen Augen stand nichts weiter als grelle, geifernde Panik. Niemanden hätte er hier so wenig sehen wollen wie eine der drei Teufelinnen, die ihn in den Wahnsinn getrieben hatten. Nein, das war vollkommen unmöglich! Wäre die Wand nur annähernd semipermeabel gewesen, so hätte Sirius wohl mit dieser in Lichtgeschwindigkeit diffundiert. War sie aber nicht, und so blieb Sirius eingekesselt mit dieser Hexe in einem Raum, der Ohnmacht und Raserei gleichsam nahe.
"BLEIB WEG VON MIR!!!" , keifte er und zog die Lippen zurück um die Decima mit drohend hervorgestreckter Pranke anzufauchen, "Ich schwöre dir bei Pluto, mich kriegst du nicht! MICH KRIEGST DU NICHT!"
Die ganze Flucherei änderte natürlich nichts an der Tatsache, dass er gefangen war, und mit panischen Blicken nach rechts und nach links blieb ihm nichts anderes übrig, als zur Tür zu springen, diese hastig aufzureißen und zu türmen. Dabei stolperte er in seiner Hast effektreich über so ziemlich jede der auf dem Boden liegenden Tabulae, doch in seiner Panik konnte ihn nichts und niemand an der Flucht vor dem Hexenweib aufhalten.
"RAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHH[SIZE=7]HHHHHHH!!!!!!!!!!!"[/SIZE], schallte es noch lange Zeit während Sirius sich am vom Cubiculum am weitest entferntesten Punkt der Castra in Sicherheit brachte. -
Seiana nickte wortlos bei seiner Zusammenfassung, und dann, noch bevor sie etwas sagen konnte, verschwand der Duccius auch schon. Müde und zumindest in der Hinsicht erleichtert, dass sie sich endlich setzen konnte, ging sie zu dem Stuhl und ließ sich mit einem lautlosen Seufzen nieder. Erst dann fiel ihr auf, dass sie ihn gar nicht gefragt hatte, ob irgendeine Chance bestand, dass sie Faustus besuchen konnte. Oder wenigstens Briefe schreiben... einen, zumindest, an ihre Familie. Unwillkürlich rieb sie sich erneut über die Stirn, und plötzlich spürte sie wieder Tränen aufsteigen, Tränen, die sie um jeden Preis zu unterdrücken versuchte. Es zehrte alles so an ihren Nerven, die Erschöpfung, die immer noch so schnell von ihr Besitz ergriff, die Leere, die Gefangenschaft... auch wenn sie nicht mehr im Carcer saß, sie konnte noch nicht einmal einen Fuß vor den anderen setzen in dieser Castra, ohne dass sie auf Schritt und Tritt begleitet wurde. Das Schlimmste aber war: sie fühlte sich so unglaublich hilflos. Es gab nichts, was sie tun konnte. Nichts, außer sich darauf zu verlassen, dass der Duccius ihnen helfen würde... und darauf zu hoffen, dass Cornelius von einem anderen Kaliber war als Vescularius.
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Erneut vergingen einige Tage, in denen Seiana sich daran gesetzt hatte sich weiter mit der Schola auseinander zu setzen – und im Übrigen versucht hatte, nicht daran zu denken, in welcher Lage sie sich befand. Tag für Tag wurde das tatsächlich leichter... man gewöhnte sich an so ziemlich alles, wenn es nur lang genug dauerte. Sie hatte immer noch Phasen, in denen sie das Gefühl hatte dass alles über ihr zusammenbrach, aber diese wurden doch etwas seltener, und sie nahmen auch in ihrer Intensität ab – auch wenn sie sich nach wie vor bewusst darüber war, wie düster ihre Lage war, blieben die Phasen nach und nach aus, in denen ihr alles völlig hoffnungslos zu sein schien.
„Herein“, murmelte sie nebenbei und sah auf, als es klopfte und sich die Tür gleich darauf öffnete. Kein Soldat, der ihr irgendeinen Befehl hinknallte... aber auch keiner der Sklaven, die das Essen oder sonst etwas brachten. Ein neuer Sklave war es, einen, den Seiana noch nicht kannte. Sie lehnte sich zurück und musterte ihn, darauf wartend, dass er sagte weswegen genau er hier war. Dann allerdings passierte etwas, was sie völlig perplex zurückließ. Der Mann tickte aus. Seiana wusste nicht genau, was er genommen hatte, oder wen er in ihr sah... aber er tickte völlig aus. „Ich habe nicht vor...“ versuchte sie seine Tirade zu unterbrechen, stand auf – was scheinbar ein Fehler war –, hob dann die Hände in der unwillkürlichen Geste, die zeigte dass sie nichts Böses wollte – was auch nicht half –, und blieb schließlich einfach nur verblüfft stehen, als der Sklave davon rannte, als seien alle Furien hinter ihm her. Nach einem Moment – sie konnte ihn immer noch schreien hören – ging sie zur Tür. „Was war das denn?“ fragte sie den Soldaten, der davor Wache hielt.
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http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/09.jpg Als der Leibsklave des Tribunen aufgetaucht waren, zogen die Wachhunde der Decima unwillkürlich den Kopf ein und starrten wie besessen geradeaus ins Nichts. Dass er an ihnen vorbeistapfte, als würde es sie garnicht geben war nicht weniger als ein Segen für die Männer. Als dann das Getöse im Innern des Zimmers losging zuckten sie beinahe zusammen, selbst wenn sie sich kaum darüber wunderten, immerhin waren die Eskapaden des Sirius legionsweit bekannt. Unwillkürlich traten sie einen Schritt von der Tür weg als Sirius herausstob und schreiend von dannen floh. Damit, dass die Decima kurz darauf ihren Kopf aus der Tür steckte hatten sie dann auch nicht gerechnet, so dass sie erschrocken zusammenfuhren, kaum dass sie sich gegenseitig einen vielsagenden Blick zuwerfen wollten.
"Das...", begann der linke der beiden Wachhunde, "...war Sirius, der Leibsklave des Tribunus Duccius." -
Seiana sah zuerst etwas verwirrt auf die Soldaten, als die zusammenzuckten, dann, nach der Antwort, etwas unschlüssig auf die Tabulae, die am Boden verstreut lagen. Der Leibsklave des Duccius also. „Aha“, machte sie zunächst nur und hob dann eine der Tabulae auf, nur um festzustellen, dass sie leer war. „Und ihr habt keine Ahnung, was er gewollt hat...?“ fragte sie dann nach, im Klang ihrer Stimme ohne es bewusst zu wollen eine leise Spur von Ungeduld, als sonst keine weitere Erklärung kam von den Männern.
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http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/09.jpg "Nicht die geringste, Decima.", antwortete der Rechte standepede, und er klang keineswegs so, als fände er das schade nicht über die Machenschaften des Sirius informiert zu werden. Dennoch schob er noch erklärend hinterher: "Wir sind hier nur zu deinem Schutz abgestellt, Decima."
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Zu ihrem Schutz. Genau. Als ob sie nicht deswegen hier stünden, weil sie ihr Zimmer nicht verlassen durfte ohne Begleitung. Weil sie eine Gefangene war. Seiana wäre Ehrlichkeit lieber gewesen, aber sie erwiderte nichts darauf. Genauso wenig darauf, dass die Soldaten keine Ahnung hatten, was der Sklave gewollt hatte. „Wenn ein Sklave vorbei kommt, schick ihn bitte zum Tribun, um ihm... zu berichten, dass er noch mal jemanden wird schicken müssen, um zu bekommen weswegen dieser hier war“, sagte sie nur, bevor sie wieder in das Zimmer zurückging und die Tür schloss.
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http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/77.jpg Die Soldaten antworteten darauf nicht, aber wenig später erschien ein kleiner dicker Mann vor dem Cubiculum, klopfte an und stellte sich mit einer quiekend-schmalen Stimme der Decima vor: "Decima, ich bin Perplexus. Ich soll dir beim Niederschreiben deiner Ideen zur Reform der Schola Atheniensis helfen."
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