[Trans Tiberim] Tarpeia – Ein Stück von Liebe und Wahn

  • „Nein, werter Marcus Iulius Dives hinter diesem Anschlag stecke ich.“ Mit diesen Worten trat Valentina zu der Männergruppe. Sie war ihnen gefolgt, als sie sich in den hinteren Bereich begeben hatten und war gerade bei den letzten Worten von Dives eingetreten Sie hatte sich leise verhalten und fand, das erst jetzt der passende Moment für ihr Erscheinen war. Sie wollte nicht lauschen aber einem Mann ins Wort fallen wollte sie schon gar nicht. Die junge Quintilia trug eine Stola in dunklem Rosa. Die Brosche ihrer verstorbenen Freundin diente als Zierde und die Haare waren fast schon kunstvoll hochgesteckt. Den beiden Herren, die bereits bei ihr zu Besuch waren kam diese Kleidung bekannt vor, doch leider besaß Valentina nicht all zu viel, was es sich lohnte in ein Theater getragen zu werden. Denn genau dort hatte auch sie die letzte Zeit verbracht. Genau wie die Männer hatte auch sie dem Schauspiel beigewohnt und war nicht mit dem Strom der Anderen wieder aus dem Theater entschwunden, denn sie wusste von diesem Treffen.


    Ihr Blick schweifte kurz zu Serapio und Borkan, schenkt beiden ein Lächeln und wurde dann wieder ernst, als sie Dives ansah. Nicht unhöflich, dennoch distanziert. Sie ließ ein paar Augenblicke vergehen, sodass man ihr plötzliches Erscheinen wie auch das Gesagte erst einmal sacken lassen konnte. Sie mochte kein Mitglied einer einflussreichen Familie sein, dennoch wusste auch Valentina wie man sich gekonnt ins Szene setzte. Und sie wollte heute nicht eher weggehen alsdass sie dem Mann vor sich die Augen geöffnet hatte. Auch wenn alles in ihr dagegen war sich in solche Angelegenheiten einzumischen. Doch sie musste an ihre Familie denken.
    „Zumindest war das auf der Tabula geschrieben, die man bei dem ermordeten Händler fand.“
    Man merkte es ihr nicht an, doch diese Anspielung ließ sie wieder erschaudern. Am liebsten hätte sie Dives ins Gesicht gesagt, wer alleinig dafür verantwortlich sein konnte, aber hier hieß es einen kühlen Kopf zu bewahren.
    „Quintilia Valentina“ Stellte sie sich dann mit absichtlicher Verspätung vor. Sicherlich wusste Dives noch wer sie war, aber er hatte mit so vielen Leuten zu tun, da konnte einem sicherlich schon mal ein Name entfallen. Zumal sie sich auch erst einmal gesehen hatten.

  • In dem divesken Redefluss, der nun über mich hinwegbrauste , da konnte ich nur noch die Ohren anlegen, mich festhalten und hoffen von dieser Urgewalt nicht hinweggespült zu werden.
    Dives meinte wohl, Angriff sei die beste Verteidigung, und ich kam gar nicht dazu zu erwähnen, dass ich weder auf ihn noch auf Torquata einen Angriff im Sinn hatte. Von einem Bruder bei den Stadtkohrten hatte ich nichts gewusst – taten wir dem Mädchen doch Unrecht? Wozu allerdings sollte eine junge Dame ihren Bruder heimlich nachts im Park treffen, anstatt ganz offen im Licht des Tages? Verwirrt sah ich zu Borkan, zuckte dann die Schultern, letztendlich ging es ja überhaupt nicht um das Mädchen, ob sie nun anständig war oder nicht spielte kaum eine Rolle, die Gerüchte, ob begründet oder nicht, hatten anscheinend Anlass zu der Intrige, zu dem Mord gegeben. Darum ging es.
    Ich hob mehr als indigniert die Augenbrauen, als Dives allen Ernstes von "meinen Differenzen mit dem Cornelius" sprach. Ich hatte es ihm doch alles schon längst ausführlich erklärt. Und ich hatte meine gesamte Existenz geopfert, um die Giftmorde, die Freveltaten, die Kriegsschuld des Cornelius publik zu machen. Doch der gute Dives verwehrte sich noch immer gegen das Offenkundige, wagte es nicht, die Verbrechen Cornelius' zu sehen, noch sie beim Namen zu nennen, sprach angesichts des gigantischen Blutbades von "persönlichen Differenzen." Er war so klug, und stellte sich doch so ungeheuer dumm.
    In diesem Augenblick, wie ich da so saß, auf den Kulissenwellen, und Dives so sah, mir erbittert seine irrationalen Verzerrungen entgegenschleudernd, seine geballte Abwehr gegen alle unangenehmen Wahrheiten – da ging mir jäh auf, wie hoffnungslos der Versuch "ihm die Augen zu öffnen" war. Wer so bravourös die Augen vor dem himmelschreienden Bürgerkriegsverbrechen verschloss – für den war es sicher die allerleichteste Übung, sie auch vor einer mordenden Ehegattin zu verschließen.
    Als er nun sogar die "syrischen Freiheitskämpfer" als Schuldige ins Feld führte, da lachte ich ungläubig auf. Diese Graffitti der "ultimativen Volksfront", über die sich halb Rom amüsiert hatte, die waren doch ganz klar eine Parodie, stammten von irgendeinem Scherzkeks.
    "Aha, der armenische Häkelverein war's also..." murmelte ich leise, kopfschüttelnd....


    Als mit einem Mal Quintilia Valentina ihren Auftritt hatte – und was für ein effektvoller Auftritt, wie ein Deus ex Machina trat sie in unsere Mitte!
    Was sagst du jetzt, Dulcis Dives?
    Ich erwiderte das mir zugeworfene Lächeln, und lehnte mich zurück, überlies erst einmal den anderen drei das Feld.



  • Natürlich, da lachte Serapio jetzt auf. Denn ein Attentat syrischer Freiheitskämpfer - und hatte der Decimer nicht gerade eben noch von judäischen Zeloten gesprochen, als es um die Art und Weise des Mordes ging? - war natürlich vollkommen unwahrscheinlich. Insbesondere war es weitaus unwahrscheinlicher, dass derartige Radikale einen solchen Mord verübt hatten, als dass eine junge und unschuldige Römerin plötzlich zur eiskalten Mörderin wurde. Und nicht zuletzt durfte man natürlich auch nicht vergessen, dass dieses zufällig auch - denn da war er gewiss nicht der einzige - vom Syrer verbreitete Lügen-Märchen ganz offenkundig Torquata weitaus verdächtiger als Täterin erscheinen ließ, als ein öffentliches Bekenner-Graffiti etwaige Freiheitsfanatiker. In der Tat, das ergab nur Sinn.
    Doch immerhin setzte Serapio wenigstens vorerst nicht noch einmal nach. Die Worte über den Cornelius - sehr bewusst durch den hier unter Beschuss stehenden Iulier in dieser Weise ins Feld geführt - schienen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Tatsächlich nämlich erachtete auch Dives den Angriff in seiner jetzigen Situation als die beste Art der Verteidigung und des Schutzes nicht nur seiner selbst sondern auch seiner Familie.


    Und dann also hatte Quintilia Valentina ihren Auftritt und drängte den ohnehin schon 2:1 in Unterzahl befindlichen Iulier noch weiter in die Ecke. Jetzt stand es gar 3:1 in diesem Raum, was in der Tat den Worten der drei in diesem Augenblick ein ungleich stärkeres Gewicht verlieh - jedoch eben nicht basierend auf Inhalt und Überzeugungskraft von Argumenten, nicht auf Qualität gefußt, sondern nur aufgrund der bedrohlicher werdenden Quantität. Und wessen Behauptungen sich nur auf diese Weise kraftvoll darzustellen imstande waren, dessen Behauptungen, so drängte sich förmlich auf, musste es wohl ganz offenkundig bei anderer Art und Weise der Präsentation doch erheblich an Überzeugungskraft mangeln. Geneigter irgendeines der gesprochenen Worte hier auf- und anzunehmen wurde Dives jedenfalls vorerst ganz sicher nicht.
    "Salve, Quintilia.", begrüßte er die ihm in der Tat noch von einem gemeinsamen Essen mit seinem Freund Aculeo bekannte Frau, die er wenigstens flüchtig auch auf seiner Hochzeit gesehen zu haben meinte. Trotz seiner in die Ecke gedrängten Lage rang er sich zu einem höflichen Lächeln durch. "Glaub mir, du gehörst ganz sicher zu den letzten Menschen in Roma, die ich mit einem Mord in Verbindung bringen würde, Quintilia.", erklärte er dann, bevor er sich kurz von ihr zurück an Serapio wandte. "Ganz genauso wie ich meine Tochter Torquata gewiss niemals mit irgendeinem Mord in Verbindung bringen würde und es garantiert niemandem vergessen werde, der dies dennoch wider besseren Wissens tut." Denn ein Angriff auf ein Mitglied der divitischen Familia war stets natürlich auch ein Angriff gegen den Familienvater selbst. Da würde bestimmt auch Decimus Livianus keinen Spaß verstehen, wenn jemand seinen Adoptivsohn Serapio attackierte, vermutete der Iulier stark. Doch zurück zur Quintilia. "Und du wirst dich vielleicht fragen, wieso ich mir da so sicher bin, denn wir beide kennen uns ja im Grunde kaum. Dafür jedoch, Quintilia, kenne und schätze ich Aculeo sehr - als Mitglied der Factio Veneta und Decurio der ostiensischen Curia, als allzeit geduldigen Gesprächspartner, ... als guten Freund. Und nicht nur, dass er mir darob ganz gewiss berichtet hätte, wenn er auch nur einen einzigen Wimpernschlag lang etwas so Böses und zu einem Mord fähiges hinter deinem lieblichen Gesicht erblickt hätte, glaube ich vor allem, dass eure Verlobung beim weisen Apoll nie und nimmer zustande gekommen wäre, wärst du so ein kaltblütiger Mensch." Dieses Vertrauen in Aculeo besaß der Iulier in der Tat und es war mehr als bedauerlich, dass Serapio nicht ähnliches Vertrauen bezüglich Torquata in Dives aufbringen konnte. Doch damit musste er wohl leben - ganz genauso wie mit der Stück für Stück immer rissiger werdenden Erinnerung an 'ihr' Theatererlebnis in Ostia. Wie trockener und poröser Putz bröckelte und zerbröselte das einstmals schöne Bild allmählich.


    "Aber sag, Quintilia, was hat es mit der Tabula auf sich, von der du sprachst?", konnte er sich mit nachdenklich gerunzelter Stirn nicht helfen und musste einfach nachhaken. "Du sprichst von einer beim Händler gefundenen Tafel? Ich weiß durch meine Soldaten lediglich etwas von einer gestohlenen Tafel..." Da diese Tafel damit jedoch ihre zwingende Beweislast längst eingebüßt hatte, brauchte sich die Quintilierin wohl kaum noch darum zu sorgen. Nur woher wusste sie, was vermeintlich auf genau dieser einen Tafel gestanden haben sollte? Es lag nahe, dass sie sie gesehen haben musste. Doch wer hatte sie ihr gezeigt? Oder aber hatte vielleicht auch nur jemand behauptet, die entwendete Tafel gefunden zu haben? Falls ja, mit welchem Zweck? Ganz sicher: Hier war irgendeine Intrige in Gang gebracht worden. Doch weshalb Serapio darüber nicht allein mit der Quintilia sprach, sondern Dives unbedingt dabei haben wollte, erschloss sich dem Iulier noch immer nicht - es sei eben denn, dass der Decimer die hier zur Sprache gebrachte Torquata in diese ganze Geschichte mit hineinziehen und womöglich gar zur Schuldigen erklären wollte. Doch wer wäre es, der dann intrigierte?


    Sim-Off:

    Edit: auf richtige Signatur umsatteln vergessen - und jetzt nachgeholt.



    DECURIO - OSTIA
    TUTOR - IULIA TORQUATA
    VICARIUS PRINCIPIS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Erstaunt über ihren selbstsicheren Auftritt blieb Valentina erst einmal stehen und war froh ihren Freund Serapio hier zu wissen. Auch dessen Begleitung Borkan gab ihr den Mut hier zu sein, alleine wäre sie wohl nie so weit gekommen. Dives versteifte sich darauf, dass man wohl seine Tochter angreifen wollte. Bewundernd blickte sie zu ihm hinüber, mit welcher Leidenschaft er das tat. Hoffentlich hatte sie auch jemanden gefunden, der sie mit der gleichen Leidenschaft verteidigte, wenn ihr mal solch üble Nachrede geschah.
    Als Dives dann auf sie zu sprechen kam und die lobenden Worte von Acuelo erwähnte, errötete die junge Quintilia und wurde gleichzeitig tieftraurig. Dives schien es nicht zu wissen und nun oblag es ihr dies aufzulösen.
    „Hab dank für deine Fürsprache. Leider scheine ich es nun zu sein, die es dir sagen muss. Unsere Verlobung wurde aufgelöst.“
    War ihre Stimme gerade noch fest, so schien sie jetzt fast flüchtig zu werden. Wie ein Vogel, der versuchte aus der Enge des Raumes zu entkommen.
    „Allerdings nicht aus den hier vorgebrachten Gründen.“ Schob sie fast erschrocken hinterher, nicht dass sie am Ende doch noch jemanden brauchte, der sie verteidigte. „Aculeo sah sich anderen, wichtigeren Verpflichtungen gegenüber und gab mich wieder frei.“


    Kurz atmete sie durch, man das war nicht geplant gewesen. Kurz blickte sie zu Serapio, schien zu überlegen. Dives wollte zu Recht wissen woher sie das mit der Tafel wusste, doch ihren Freund nun in die Mitte der Löwengrube zu werfen wäre das Letzte was Valentina tun würde. Es würde zwangsläufig zur Sprache kommen, daran bestand kein Zweifel. Doch vielleicht lies sich das Ganze etwas umgehen.
    „Deine Soldaten können sie nicht gefunden haben und doch sage ich dir, dass ich sie gesehen habe. Eine Drohung stand darauf, die in meinem Namen an den Händler gerichtet war. Doch lass mich dir versichern, nicht nur, dass ich nichts damit zu tun habe, niemals hätte ich deine Tochter damit in Verbindung gebracht. Auch wenn mir ebenfalls das Gerede zu Ohren gekommen ist. Doch liegt es mir fern derartigem Geschwätz groß Glauben zu schenken. Nein, vielmehr stehe ich heute hier, weil nicht deine Tochter verdächtig wird sondern vielmehr ich Angst um mich und meine Familie haben muss. Denn, wie du mir sicherlich zustimmen wirst, war dies nicht das Werk deiner Tochter. Vielmehr …“ Jetzt kams. Entweder schepperte es jetzt gleich gewaltig im Karton oder … ja eigentlich konnte alles passieren.
    „Vielmehr gibt es da jemand anderen, der zu so einer Tat viel eher in der Lage wäre. Jemand, der mir lei…, der mir vor einer Weile bekannt geworden ist und mit der mich nicht das allerbeste Verhältnis verbindet.“ Sie atmete wieder durch, denn so etwas war leider nicht ihre beste Übung. Kurz noch ein hilfesuchender Blick zu Serapio, dann lies Valentina die Bombe platzen.
    „Nicht deine Tochter, sondern deine Frau Sergia Fausta wäre in der Lage so ein Handeln zu vollbringen. Und ich bin hier, weil mein Name auf dieser Tabula stand. Unter einer Drohung, die ich niemals geschrieben habe und mit der alles mögliche passieren hätte können, wenn die Schicksalsgöttin es nicht gut mit mir gemeint hätte und mir diese beiden hier geschickt hätte.“
    Aufgeregt hatte Valentina ihre Hände ineinander gelegt und versuchte den Blick mit Dives aufrecht zu halten. Sie musste jetzt und hier für ihre kleine Familie kämpfen. Sie war dafür verantwortlich. Kein Patron, kein großer Bruder, kein Mann stand momentan an ihrer Seite. Nur sie auf dieser Seite und Sergia Fausta auf der Anderen.

  • "Dives..." warf ich nur kurz ein, froh Quintilia die Enthüllung zu überlassen. Ihr hörte er doch viel eher zu.
    "Uns ist schon bewusst, dass das was du hier gerade hörst, dir sicher auf den ersten Blick ganz unglaublich erscheint. Und dass dieses Treffen hier, dir auch etwas, ähm, dubios erscheinen muss. Aber dass wir diese ganze Geheimniskrämerei gewählt haben, das liegt nur daran, dass wir echt keine Lust haben, uns auch von mordlustigen Messerstechern umbringen zu lassen. Es liegt uns fern, dir schaden zu wollen, oder deiner Gens, wenn wir dies wollten, dann würden wir unseren schweren Verdacht nicht hier, dir präsentieren sondern an höherer Stelle."
    So sprach mit meiner schönsten 'Stimme der Vernunft'.
    "Also, insofern du bereit bist, uns zuzuhören, wollen wir dir auch gerne darlegen, was geschehen ist, was wir herausgefunden haben, und wie wir zu diesem Schluß gekommen sind."




  • Nachdem vorhergehende Versuche, über die Schauspieler des Theaters etwas in Erfahrung zu bringen keine Früchte getragen hatten, machte sich an eben jenem Tag der Premiere der Tarpeia eine kleine Abordnung Urbaniciani auf den Weg, sich erneut im Pegasustheater umzusehen. Und dennoch wäre das Unterfangen, diesen rätselhaften Serapio unter all den Leuten, die im Theater saßen, zu finden, mit Sicherheit kein leichtes, um nicht zu sagen, so gut wie unmöglich. Avianus vertraute dennoch auf seine Soldaten, unter denen sich doch ein paar vielversprechende befanden. Sollte etwas zu finden sein, sie würden es finden, sagte er zu sich selbst.
    Selbstverständlich in zivil mischte man sich also paarweise unter die Leute, während eine Handvoll sich möglichst unauffällig vor den Eingängen verteilt postierte, unter ihnen der Optio selbst, abwartend, ob seine Männer, die sich zwischen die Zuschauern gesetzt hatten, etwas brauchbares beobachten oder in Erfahrung bringen konnten. Als nach dem Ende der Vorstellung also die Menge wieder aus dem Theater strömte und seine Soldaten sich unter den Leuten umsahen, die nun wieder ihrer Wege gehen wollten, und hier und da nach dem mysteriösen Serapio fragten, wartete der Iunier stattdessen darauf, dass seine "Zuschauer" bei ihm Meldung machten und hoffentlich gute Nachrichten für ihn bereithielten.



  • Sie musste es ihm sagen, dass ihre Verlobung mit Aculeo aufgelöst war? Dives zog für den Bruchteil eines Augenblicks die Augenbraunen etwas zusammen. Denn unwissend war er schon lange nicht mehr über den zugegebenermaßen doch wirklich äußerst unglücklich gewählten Zeitpunkt der Auflösung dieses germanicisch-quintilischen Eheversprechens, wie ihm ferner auch nicht unbekannt war, dass sich die Quintilia - statt sich sodann still und leise und vor allem allein von der Hochzeit zu verabschieden - dereinst kurzerhand einen anderen Begleiter aus der Schar der Gäste gefunden hatte. Dabei teilte der Iulier ganz gewiss nicht die Rage seiner Frau, mit der sie ihm diese Geschichte vor einiger Zeit etwas unerwartet auftischte. Aber wirklich gut darauf zu sprechen war er dennoch nicht. Und exakt deshalb vermied er es bisher und vermied es im Folgenden auch weiter, seiner Gegenüber hier nun ein eigentlich obligatorisches Beileid auszusprechen für die Auflösung ihrer Verlobung. Ein stummes, etwas verkrampftes Lächeln seinerseits musste an dieser Stelle folglich wohl genügen.
    Doch glücklicherweise verharrte die Quintilierin nicht sehr lange bei dieser alten Geschichte, über die Dives nicht gerne sprechen und an die er auch nicht gerne erinnert werden wollte. Immerhin wäre beinahe seine Freundschaft zu Sedulus zerschellt daran, was diese kleine Geschichte dereinst in Gang gesetzt hatte - was keineswegs hieß, dass er der Quintilierin nun die Schuld dafür zu geben suchte. Doch wäre all das nur ein paar Stunden früher oder einen Tag nach der Hochzeit passiert, Fausta hätte sich nicht in ihrer sehr speziellen, ziemlich egozentrischen und übertriebenen Art angegriffen gefühlt, keinen Grund gehabt, sich an irgendwem rächen zu wollen und das alles wäre in der Form nie passiert. - Doch nun war es passiert. Nun konnte man nur noch versuchen, diese Geschichte alsbald zu vergessen, wie Dives bisweilen auch noch immer zu vergessen versuchte, wie er vor einer gefühlten Ewigkeit selbst niemals seinen Freund Helvetius Ocella hätte besuchen dürfen: Nie hätte er an jenem Abend dessen Cousine Fausta kennengelernt. Nie hätte sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt, von seinen Gefühlen erfahren und ihn mit diesem Wissen in eine Ehe mit sich erpresst. Auch dann wäre all dies nie passiert. Vielleicht gar wären Serapio und er heute ohne diesen Borkan und die Quintilia hier... - Doch auch hier blieb wohl einmal mehr nur das Verdrängen und Vergessen... und vielleicht noch das daraus Lernen. Eine Casa Helvetia hatte der Iulier seither kein weiteres Mal betreten. Aus gutem Grund: Denn manchmal musste man gleich wieder aufspringen, wenn man vom Pferd fiel. Manchmal hingegen akzeptierte man besser die Gegebenheiten und ging fortan zu Fuß...


    Dann erzählte die Quintilierin davon, wie wenigstens sie an Torquatas Ehre und Unschuld glaubte! Mit einem erleichterten Lächeln nahm der Iulier ebendies zur Kenntnis. Wenigstens sie hörte nicht ein einziges dummes Geschwätz auf dem Markt und war sofort dazu bereit, vom Schlimmsten auszugehen und das Schlimmste anzunehmen und Torquata dafür zu verurteilen! Wenigstens sie... Dafür indes erklärte sie schon kurz darauf eine andere Dives leider ebenfalls recht nahestehende Person zur mutmaßlichen Drahtzieherin und ließ den Iulier nach ihren Worten zunächst nur stumm mit einem leicht geöffneten Mund zurück. Fausta. Kurz darauf dann mischte sich erneut Serapio in das Gespräch und beteuerte abermals seine vermeintlich guten Absichten, an denen Dives indes noch immer ein paar Zweifel hatte, und bot letztlich an, ihm die ganze Geschichte zu erzählen...
    "Also.", durchbrach der Iulier nach kurzem Schweigen sodann die Stille. "Was ist passiert? Wie bist du, Quintilia, dazu gekommen, diese Tabula zu sehen? Wer hat sie dir gezeigt? Wie vertrauenswürdig war diese Person? Woher weißt du, dass genau DAS wirklich auch die entwendete Tafel war? Woher weißt du, dass der Inhalt der Tabula nicht verändert wurde, FALLS es genau die Wachstafel war?", löcherte er die Frau also gleich mit einigen Fragen - und das waren noch längst nicht alle, die er hatte. Mindestens zwei weitere Fragen nämlich lagen ihm durchaus ebenfalls noch auf der Zunge, zwei provokative Fragen. Doch da er gewiss alles andere als gern gegen etwaig handfeste Fakten argumentierte, wollte er natürlich zunächst erfahren, was die Quintilierin hier glaubte zu wissen. Erst anhand dessen ließ sich wohl abschätzen, inwieweit seine weiteren Fragen überhaupt angebracht und gerechtfertigt waren. Udn vielleicht erzählte man ihm ja auch ohne detailiertere Frage noch die eine oder andere Sache nebenher...




    DECURIO - OSTIA
    TUTOR - IULIA TORQUATA
    VICARIUS PRINCIPIS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Das Stück war zu Ende, zumindest ließ der einsetzende Applaus darauf schließen. Warum es gerade jetzt zu Ende war, worin genau sein Inhalt bestanden- und warum es überhaupt jemals begonnen hatte, mochten die Götter wissen. Gut möglich, dass der Urheber dieses Schauspiels etwas damit hatte sagen wollen. Was ihn davon abgehalten hatte, vor die Cavea zu treten und es schlichtweg zu sagen, erschloss sich Antias allerdings nicht. Wahrscheinlich fehlte ihm für sowas einfach der intellektuelle Zugang. Egal, er saß ohnehin nicht zur eigenen Erbauung im Publikum, sondern um unter den zahlreich erschienenen Premierenbesuchern diesen aus dem Tempel entwichenen Serapio ausfindig zu machen, und das war für Antias’ Geschmack schon anspruchsvoll genug.


    „Also, dieser Monolog über die unerfüllte Sehnsucht war richtig herzzerreißend, findest du nicht?“ murmelte Hispo ergriffen. Nein, fand Antias nicht. Sein Herz war noch an einem Stück, nur die Augen brannten wie Zunder von dem konzentrierten Geglotze. Einerseits war er hocherfreut darüber, sich endlich erheben zu können, andererseits ging die Arbeit jetzt erst richtig los. „Wie viele hast du dir ausgeguckt?“ fragte Antias zurück, ohne auf Hispo’s Schwärmerei einzugehen. Waren es mehr als zwanzig, konnten sie es fast schon vergessen.


    Schon vor Beginn der Vorstellung hatten sich die Urbaniciani einen groben Plan zurecht gelegt, wie sie die Menge der infrage kommenden Besucher zumindest etwas eingrenzen konnten. Mümmelgreise und Jungspunde konnten sie ignorieren, Uniformierte, Peregrini und derbe Proleten auch. Alle bärbeißig drein schauenden, gelangweilten oder schlafenden Zuschauer ebenso. Serapio war mit einem der Schauspieler befreundet, der würde zweifellos hoch interessiert und andächtig der Vorstellung folgen, und mit etwas Glück sein Augenmerk besonders auf einen einzelnen Mimen richten. Wenn nun noch einige der Verbliebenen Kandidaten nach der Vorstellung zur Bühne hinunter eilten, um die Künstler zu beglückwünschen, standen die Chancen gar nicht so schlecht, Serapio unter ihnen zu finden. Wenn, wohlgemerkt. Dazu musste aber jeder der im Publikum platzierten Urbaner seinen Abschnitt genau im Auge behalten und nach Ende des Stückes schnell reagieren.


    „Acht.“ vermeldete Hispo noch immer mit bebender Stimme. Antias stieß erleichtert die Luft aus. Das ging ja noch, er hatte sieben. „Also, dann nichts wie hoch zur Galerie und die Burschen bloß nicht aus den Augen verlieren!“

  • Bisher hatte ich mich zurückgehalten. Zum einen entsprach es nicht meinem Wesen, mich in den Vordergrund zu drängen, zum anderen hatte ich über die Jahre gelernt nur dann etwas zu sagen, wenn es notwendig war. Und zum dritten stammten die drei hier aus Kreisen in die ich im besten Fall mal hineinschnuppern durfte, aber ein teil davon war ich nie gewesen.
    Aber nun nach dem dieser Dives, die Quintilla mit seinen Fragen förmlich zu durchbohren versuchte, brach so was wie männlicher Beschützerinstinkt in mir hervor. Wahrscheinlich war ich einfach nur mutiger als sonst, weil ich doch Serapio hinter mir wusste, natürlich im übertragenen Sinnen, denn er stand ja hier und jetzt tatsächlich neben mir.


    „Ich habe diese Tabula dem Toten abgenommen. Und sie auf direktem Wege zu Serapio gebracht. Danach haben wir sie Quintilla Valentina gezeigt. Es wurde weder etwas verändert noch manipuliert.“ Das dies wohl eher etwas, was andere taten um ihre Vorteile daraus zu ziehen, dies jedoch ließ ich jetzt ungesagt, aber es schwang wohl deutlich in meinen Worten mit. „Ich kann also mit Sicherheit sagen, das dies die Wachstafel ist, die der Mörder des Händlers bei sich trug.“ Ich war einen Schritt vorgetreten und stand nun gerade mal noch eine Armlänge vor Dives – was Serapio nur an dem gefunden hatte? - „Du wirst doch zugeben müssen, das es merkwürdig ist, dass ausgerechnet jener Händler ermordet wird, der deine Tochter am Tag ihres nächtlichen ihre Treffens mit einem Soldaten gesehen hat. Und Iulius Dives , nach einem Geschwisterlichen Treffen sah dass in jener Nacht im Park wahrlich nicht aus.“


    Eigentlich hatte ich diese Information vorerst noch für mich behalten wollen, aber diese selbstgefällig Art und vor allem, dass er uns doch indirekt der Lüge bezeichnete ging mir gehörig auf die Nerven. Dennoch trat ich wieder einen Schritt zurück. Ich hatte gesagt was ich zu sagen hatte und ich fühlte mich im Hintergrund einfach wohler.

  • „Wieder nichts! Verdammt! Ich hätte schwören können ..“ Antias verrenkte sich fast den Hals. Von der Galerie aus waren die Zuschauermassen zwar hervorragend zu überblicken, und tatsächlich machten sich auch zwei Männer aus der engeren Wahl auf den Weg nach unten, blieben aber auf halbem Weg zur Bühne stehen, begrüßten andere Besucher und würdigten die nun demaskierten Schauspieler keines Blickes. Drei weitere passende Gestalten hatten sich ohne erkennbare Rührung von ihren Plätzen erhoben, um nun eilig die Praecinctiones entlang zum Ausgang zu streben. Die zwei übrigen Kandidaten seiner Wahl hatten gelangweilte Gattinnen im Schlepptau. „Mist!“


    Hispo brummelte nur zustimmend. „Und was ist mit deinen acht?“ fragte Antias ohne viel Hoffnung, er ahnte bereits, was kommen würde. „Naja ..“ räusperte sich Hispo trocken. „Mir sind die gleichen aufgefallen wie dir.“ Bestens! Einen wunderbaren Plan hatten sie sich da zurecht gelegt. „Und der achte?“ Mit trüber Miene schüttelte Hispo den Kopf. „Vergiss es. Der hat die meiste Zeit nur seinen zartbraunen Lustknaben angehimmelt. Außerdem scheint er ein Freund des Tribunus zu sein.“ Antias’ Hirn begann schlagartig zu prickeln. Dives? Lustknabe? Zartbraun?


    „Wo ist der Bursche hin?“ Wenig motiviert wies Hispo zu einem schmalen Durchgang neben der Bühne hinunter. „Ist mit dem Tribunus da reingegangen.“ Antias setzte sich sofort in Bewegung, schob sich mehr oder minder rücksichtsvoll durch die bunte Menge der plaudernden Zuschauer. „Ich bitte dich ..“ hörte er Hispo hinter sich keuchen. „.. ein Tempelinitiand mit einem Lustknaben .. das ist doch absurd.“ Sicher war das absurd. Das Ganze war absurd. Angefangen bei einem absurden Mord mit anschließender Selbsttötung, absurd war gar kein Ausdruck. Ungeduldig ließ Antias Hispo herankommen und wühlte sich dann weiter zwischen den Sitzreihen durch. „Der braune Lustknabe hatte nicht zufällig eine rote östliche Kopfbedeckung auf dem Schädel?“ Hispo ließ ein verständnisloses Grunzen vernehmen. „Was? Nein. Der hatte nix auf ... wieso soll er ... Au! Scheiße!“

  • Sim-Off:

    Ich zieh mich mal für das Wagenrennen etc. aus diesem Thema hier zurück, bedanke mich aber ganz ausdrücklich bei euch dreien, dass ihr dem armen Dives die Augen zu öffnen versucht habt! Doch ein Blinder sieht eben offenkundig leider auch mit geöffneten Augen nicht viel mehr von der Wahrheit...


    Etwas erschrocken wich Dives einen Schritt von diesem Borkan zurück, als jener - zuvor hier ganz still und leise und offenbar nur die moralische Unterstützung für Serapio - nun auf einmal doch selbst das Wort erhob und wortwörtlich hervortrat aus dem Schatten. Doch viel erschreckender und ungeheuerlicher war sodann das, was er von sich gab: ER hatte die Tabula vom Tatort entwendet... angeblich. ER hatte sie zusammen mit Serapio zur Quintilia gebracht - was sie direkt zuvor bislang nur hauchzart angedeutet hatte. Und diese beiden Informationen verdeutlichten doch nur einmal mehr, was das alles hier für eine infame Intrige war!


    "Aha!", stellte Dives also mit deutlich verärgertem Unterton fest. "Dann fasse ich also zusammen, dass ausgerechnet DEIN Borkan diese Tabula gestohlen haben will, dass ausgerechnet DU und DEIN Borkan den angeblichen Inhalt dieser Tafel entdecktet und dass hernach also auch ausgerechnet DU und DEIN Borkan dieses Schreiben zur Quintilia brachtet??" Was für eine Intrige! "Ich habe ja gewusst, dass du scheinbar fast alles tun würdest, damit ich Fausta fallenlasse. Spätestens nach deinem Auftritt auf unserer Hochzeit ist das ja mehr als offensichtlich geworden. Aber dass du nicht einmal davor zurückschreckst, unschuldige Dritte wie die Quintilia hier zu... benutzen!" Denn diesen Eindruck hatte der Iulier hier in der Tat gewonnen. "Du erfährst - auf welche Weise auch immer - von dem Konflikt zwischen Fausta und ihr und entschließt dich dazu, dass es dir ganz WUNDERBAR in den Kram passen würde, erst der unschuldigen Quintilia etwas anzuhängen, nur um dann als ihr Retter aufzutreten und sie darauf zu bringen, dass es angeblich Fausta gewesen sei, die hier eine Intrige plante. Und dann überzeugst du sie, dass dieses angebliche Original eh nicht mehr als Beweisstück taugt und man damit nur noch eins machen könne - nämlich MIR zu zeigen, was für ein Idiot ich doch angeblich bin, diese Frau geheiratet zu haben!" Kam das der Wahrheit einigermaßen nah? Dives schenkte Serapio ein vorwurfsvolles Augenfunkeln, bevor er sich diesem Borkan zuwandte:
    "Und deinen letzten Satz", in welchem er den Iulier doch tatsächlich dreist einfach als Iulius Dives angesprochen hatte, "darf ich dann wohl so deuten, dass es auch ausgerechnet DU warst, der meine Tochter des Nachts, im Dunkeln erkannt haben will, der sie angeblich so genau kennt, dass selbiges auch bei schwächstem Mondlicht keinerlei Problem für ihn darstellte, der sogar ihre Familie so genau kennt, dass er weiß, dass das nicht ihr Bruder gewesen sein kann?!?" Dives konnte das Ausmaß dieser Intrige einfach nicht glauben! "Wie lange, wenn ich das mal so ganz nonchalant fragen darf, plant ihr beide diese Nummer hier schon, hm? Aus einem eingebildeten Hirngespinst wird ein dummes Marktgeschwätz, das dann wohl ebenfalls ausgerechnet auf DICH zurückgeht, was?! Aber wie SONST soll man auch zwischen einem später ermordeten Händler und meiner Tochter beziehungsweise jetzt also meiner Frau eine Verbindung herstellen, nicht wahr?" Diese ganze Intrige, die hier und heute also ihren traurigen Höhepunkt erreichen sollte, mussten Serapio und sein Neuer ja wirklich von überaus langer Hand geplant haben...


    "Quintilia, es tut mir aufrichtig Leid, in welche absolute Farce du hier hineingeraten bist." Dass sie in dieser ganzen Nummer unschuldig war, das war schließlich nur allzu offenkundig. Sie hackte beispielsweise nicht so unentwegt und unberechtigt auf Torquata herum, um nur ein klares Indiz dafür zu nennen. "Serapio." Er war der nächste. "Du wolltest mich hier und heute im Theater vorführen und wolltest mich bewusst ins offene Messer laufen lassen." Ein kurzer Seitenblick zu diesem Borkan. "Herzlichen Glückwunsch, das hast du geschafft. Du wolltest unsere erste Begegnung in Ostia endgültig vergessen machen, sie ausradieren und mit dem heutigen Tag überdecken. Auch das ist dir mit tadellosem Erfolg geglückt. Ich versichere dir, so schnell wird mich kein Theater mehr von innen sehen." Inwiefern dies auch Amphitheater einschließen sollte, würde sich zeigen. Doch nicht zuletzt zog der Iulier eh ein spannendes Wagenrennen jeder blutigen Tierhetze oder sonstigen Amphitheater-Veranstaltung vor. "Und darüber hinaus wolltest du mir zeigen, was für ein Idiot ich doch war und bin, Fausta geheiratet zu haben, anstatt dereinst mit dir durchgebrannt zu sein. Das sollte ich heute erkennen und mich sodann von ihr trennen, um schlussendlich also gänzlich allein dazustehen, da DU ja bekanntlich schneller als der Wind bereits den nächsten gefunden hast.", was natürlich nicht schwer war, wenn man nur von Cupidos, nicht von Amors Pfeil getroffen ward. "Aber hier muss ich dich enttäuschen. Denn diese ganze Nummer hier, all das", unterstrich er mit einer großen Geste seiner Hände und Arme. "beweist leider nur exakt das Gegenteil." Denn all das bewies doch nur einmal mehr, dass der Decimer offensichtlich ein Problem mit Nähe hatte: Erst belächelte und verlachte er die einst ehrlich geäußerten Gefühle eines Iuliers, den er doch nie wirklich intim Marcus zu nennen imstande war. Sobald dann allerdings auch nur der Gedanke daran aufkam, dass Dives jemand anderen heiratete, verlor er jeden Bezug zu allem, versuchte Hochzeiten vor den Augen aller Gäste zu sprengen, schrieb große Tiraden und sponn noch größere Intrigen.
    "Borkan." oder wie auch immer er nun hieß. Der ließ sich dazu herab, Serapio blind zu dienen. Ob durch die decimische 'Liebe' oder die Aussicht auf decimisches Geld - Serapios Vater war immerhin der amtierende Praefectus Urbi - ließ er sich offenbar dazu kaufen, Dives und seiner Familia nichts als Ärger zu bringen. Ob er dabei überhaupt merkte, dass auch er gleich der Quintilia hier und heute nur ein Mittel zum Zweck war, das wusste wahrscheinlich nur dieser Borkan selbst. "So viel glaubst du offenbar zu wissen und weißt doch offenkundig so wenig. Weder kennst du meine Tochter, noch kennst du ihren leiblichen Bruder, noch kennst du meine Frau. Sonst nämlich würdest du ERKENNEN, wie absolut lächerlich jede einzelne deiner Anschuldigungen ist. Torquata, die als potenzielle Vestalin angeblich mit fremden Soldaten verkehrt; statt Torquata, die zum Schutze ihres Bruders - denn Tirones haben schließlich keinen Castra-Ausgang - ihn nur heimlich nachts trifft. FALLS es überhaupt Torquata war, die du da in dunkelster Dunkelheit gesehen hast!" Das wurde der Tribun einfach nicht müde immer und immer wieder zu betonen. "Und meine Frau Fausta, die ach so Selbstlose, die zum Schutze ausgerechnet meiner Adoptivtochter - denn die beiden verstanden sich auf Anhieb ja wirklich BESTENS - einen Mord in Auftrag gibt." Lachhaft! "Weder ist Fausta selbstlos, noch würde sie auch nur den kleinen Finger ausgerechnet für ihre Stieftochter krümmen!" Dives war schließlich hautnah dabei gewesen, als eine gewisse Cena fast aus dem Ruder gelaufen wäre. - Nein, dieser Borkan glaubte vielleicht alles zu wissen, wusste doch aber tatsächlich absolut nichts.


    "Serapio, ich wünschte, ich hätte dich nie kennengelernt!" Hätte Decimus Flavus ihn doch nur niemals mit nach Ostia gebracht... Sichtlich aufgebracht und ganz und gar außer sich vor Wut und vor allem Enttäuschung brauste der Iulier aus dem Lager, irrte noch ein wenig im Theatergebäude umher, bevor er letztlich durch den Schausteller-Hintereingang das Weite suchte. - Wahrlich, hier und heute hatte der große Apoll doch ganze Arbeit geleistet. Denn auf dieser Grundlage, einem so infamen Angriff auf die divitische Familia, wollte auch der Iulier seinerseits Serapio ganz gewiss nicht mehr zurückgewinnen...




    DECURIO - OSTIA
    TUTOR - IULIA TORQUATA
    VICARIUS PRINCIPIS FACTIONIS - FACTIO VENETA

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Der Sturm der Entrüstung fegte vollkommen unerwartet über Valentina hinweg und sie konnte nichts tun als sich ihm sprichwörtlich entgegen zu stellen. Sie hatte geahnt, dass es nicht leicht werden würde. Wer hörte schon gerne, dass seine Frau zu solchen Taten fähig sein könnte? Auch war ihr nicht bewusst gewesen, dass ihr damaliger Verlobter noch Zeit gefunden hatte es Dives zu erklären, sonst hätte sie niemals der Dreistigkeit besessen es ihm noch einmal zu sagen und es war gut, dass er die Worte in seinem Kopf nicht aussprach, denn damit hätte er die junge Frau schwer getroffen.
    Nun aber musste sie erst mal mit dem abgeflauten Sturm klar kommen, der in Gestalt des Beschuldigten an ihr vorbei gerauscht war und sie drei nun alleine dastanden.
    Endlose Augenblicke schien Valentina in eine Ecke des Raumes zu blicken in dem Seile und andere Gegenstände fast achtlos hingeworfen waren. Sie wollte nicht glauben was da gerade geschehen war. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schwer, ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr sie gegen die Tränen ankämpfte die sich ihren Weg bahnen wollten. Das alles hier war umsonst gewesen! Er hatte ihnen nicht einmal versucht zuzuhören und Fausta kam wieder einmal mit ihrer Schandtat davon. Schlimmer noch, jetzt hatte sie ihren Mann auch gegen sich aufgebracht und es war Fausta nun sicherlich ein Leichtes ihn um den Finger zu wickeln, wenn ihr das nicht ohnehin schon zur Gänze gelungen war.


    Sie hatte die Anschuldigungen gehört und es war nur vernünftig ihnen auch einen Moment zu gönnen in denen man darüber nachdachte. Valentina konnte nur ahnen, was Serapio und Dives verbunden hatte, doch dass da etwas war, konnte man wohl nur zu deutlich erkennen, damals auf der Hochzeit. Doch sie fand es ungerecht, dass Dives es ankreidete, wenn Serapio bereits jemanden gefunden hatte, der ihn trösten konnte. Nicht ahnend, dass er gerad eben noch ähnlich von ihr selbst gedacht hatte.
    Hätte Serapio sie herein gelegt? Gutmütig und leichtgläubig genug war Valentina ja leider, wie ihr selbst bewusst war. Doch war sie es, die vorgeschlagen hatte, die Beiden zu diesem Treffen zu begleiten. Mit keinem Wort hatte er das erwähnt und auch nur zögerlich zugestimmt. Nein, die junge Quintilia wollte dahinter keinen Vorwand vermuten. Dives Worte waren sicherlich im Zorn gesprochen. Dennoch war es alles umsonst.


    Langsam dreht sie sich zu den beiden verbliebenen Männern. Mutig war Borkan vorgetreten und war ihr zur Seite gestanden als auch Serapio versucht hatte das Gespräch in eine gute Richtung zu lenken. Nein, diese beiden konnten einfach nichts böses im Schilde führen. Weder sie noch Borkan hier konnten Opfer von Serapios Eifersucht sein. Obwohl die junge Quintilia wusste, wie stark auch dieses Gefühl sein konnte, so war das hier nicht der Fall. Er hätte auf der Hochzeit genug Zeit dafür gehabt. Er hätte nicht auf sie hören müssen und hätte sie zur Seite stoßen um seinen Plan in die Tat umzusetzen.
    Immer noch kämpfte Valentina mit ihrer Beherrschung. Was hieß das jetzt für sie und ihre Familie? „Er hat uns nicht zuhören wollen.“ Stellte sie dann unnötigerweise fest und blickte zuerst zu Borkan. Sie hätte es jetzt nicht ertragen in Serapios sicherlich trauriges Gesicht zu blicken.
    Etwas nervös allerdings ziellos lies sie ihren Blick durch den Raum schweifen. „Vielleicht erpresst sie ihn ja und er kann gar nicht anders als so zu reagieren?“ Hörte sie sich dann plötzlich selber sagen und war fast erschrocken über ihre Worte. Scheinbar war es leichter schlecht über jemanden zu reden, wenn man einmal den Schritt gewagt hatte.
    Nun hob sie doch ihren Blick und schenkte Serpaio ein trauriges Lächeln. Sie kannte ihn zu wenig, um zu wissen wie sie in so einer Situation hätte reagieren dürfen. Wollte er Trost? War es ihm lieber man sah über die Situation hinweg? War er wütend? Nein, wenn dann oblag es ohnehin nur Borkan in diesem Moment zu ihm zu stehen. Dennoch wollte Valentina nicht einfach nur so dastehen und so kam sie ein paar Schritte näher. Einen kleinen Hauch von Nähe schenkend.
    „Es war richtig, dass wir das hier versucht haben.“
    Vielleicht versuchte sie sich damit am meisten selbst aufzumuntern.

  • Schlagseite hatte unser wunderbarer Plan ja schon an der Stelle bekommen, an der ich es mir nicht hatte verkneifen können, dem garstig stichelnden Dives meinen neuen Freund unter die Nase zu reiben. Das war nicht so sonderlich konstruktiv gewesen (hatte aber enorm gut getan.)
    Fahrt aufgenommen hatte unser angeknackster Plan dann wieder, mit dem Erscheinen unserer Trumpfkarte: Quintilia Valentina. Und als Borkan so mutig das Risiko einging, und vortrat, und Dives reinen Wein einschenkte was die Herkunft der Tabula anging.
    Doch all dies scheiterte dann doch wieder an Dives Wand, ach, was sage ich, Festungsmauer des "dass nicht sein kann was nicht sein darf". Entgeistert hörte ich seine wirre Tirade, sah unserem Plan beim Kentern und Absaufen zu. Immer wieder versuchte ich zwar, Dives blindwütigen Anschuldigungen etwas entgegenzusetzen...
    "So hör uns doch erst einmal zu..."
    "So lass uns doch erst einmal erklären..."
    "Du hast ja noch nicht mal die Tabula gesehen..."
    ...doch dies ging in seinem Redeschwall unter, und als er immer beleidigender wurde, und mir das Blaue vom Himmel unterstellte, wurde ich selbst zornig:
    "Sag mal, geht's noch?! Was zum Hades ist das für ein ausgemachter Schwachsinn den du dir da zusammenfantasiert?! Mala leche, du glaubst wohl es dreht sich immer alles auf der Welt nur um dich!!?"
    Und als er zuletzt postulierte, die Megäre würde doch für ihre ungeliebte Stieftochter keinen Mord in Auftrag geben:
    "Und was ist mit dem Ruf der Familie, in die sie sich durch ihre Erpressung eingenistet hat, hm, dem Ruf der Familie, an der auch ihr eigener Aufstieg hängt, meinst du nicht dass sie da den ein oder anderen Finger durchaus krümmen würde?!!" rief ich ihm zornig hinterher.


    Weg war er, mit einer letzten Verwünschung.
    "TONTO!" knurrte ich, mit der Faust auf den Bretterstapel neben mir schlagend, "Bucco! Imbecil!" Mit zwei Fingern rieb ich mir verkrampft die Nasenwurzel und: "Oh zum Cerberus," schimpfte ich, "...das ist doch nicht zu fassen! Einen Maulwurf sollte er sich als Wappen wählen, keine Taube."
    Er wünschte, er hätte mich nie getroffen. Das war... das war ein beschissener Tiefschlag. Aus dem Munde von einem, in dem ich einmal geglaubt hatte, meinen Silberstreif am Horizont zu erkennen. Auch wenn ich selbst-ver-ständ-lich lääängst über ihn hinweg war. Ich atmete tief durch, versuchte die sich aufdrängende Erinnerung zu verscheuchen, an diesen stillen Moment im Park damals, als ich ihn angesehen hatte, der so schön und so gelöst gewesen war nach der Leidenschaft, und dabei gedacht, dass ich ihn nur ja nicht zu nah an mich ranlassen durfte, weil auch 'dieser süße Hyazinth sich dann in eine herzzerfleischende Bestie verwandeln würde' - womit ich also recht behalten hatte. Ein Ehrenplatz im Kabinett katastrophaler Ex-Liebhaber war Dulcis Dives nun sicher. Ganz furios.


    Erst jetzt wurde ich mir der beiden anderen wieder bewußt, und ich sammelte meine entgleisten Gesichtszüge wieder ein, sah zu ihnen. Sie glaubten Dives doch nicht etwa seine Anschuldigungen?! - Nein, nein, es sah nicht so aus. Gut, zumindest dieser Kelch ging an mir vorbei.
    Quintila brachte es auf den Punkt. Er hat uns nicht zuhören wollen.
    "Ja. Sie erpresst ihn." pflichtete ich ihn bei, "Aber wenn er uns doch wenigstens zugehört hätte! Er hätte etwas in die Hand bekommmen, das er ihrer Erpressung hätte entgegensetzen, mit dem er sich aus ihrem Joch hätte befreien können."
    Hätte, hätte, hätte.
    Ich verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. War dankbar für Quintilias mitfühlende Geste, wappnete mich aber für den Augenblick lieber in Ironie und wandte resigniert die Hände gen Himmel. Ja, es war richtig, und wie bei jeder guten Tat folgte die Strafe auf dem Fuße.


    "Lasst uns aufbrechen" meinte ich, und legte Borkan den Arm um die Schulter, drückte ihn kurz fester, denn ich musste ihn gerade spüren, dass er da war, und er noch immer durchaus froh dass wir uns kennengelernt hatten.
    "Wie wir weiter vorgehen... da sollten wir wohl mal ne Nacht drüber schlafen. Und es tut mir wirklich leid dass du hier mit ins Kreuzfeuer geraten bist." entschuldigte ich mich bei Quintilia. "Und dazu noch umsonst. Jeder andere hätte es einsehen müssen was du sagtest, aber Dives... ist echt blind... und... naja.... ich glaube auch ziemlich verzweifelt."
    Ja, kaum war die Wut verflackert wurde ich sentimental. Ich biss die Zähne zusammen.
    "Ich würde ja sehr gerne vorschlagen, dass wir dich noch nach Hause geleiten, aber ich glaube es ist besser, wenn wir nicht zusammen gesehen werden."



  • „Da rein?“ erkundigte sich Antias sicherheitshalber noch einmal. „Da rein.“ bestätigte Hispo lakonisch. Mit einem knappen Nicken tappte Antias voraus in’s Halbdunkel, hielt dann aber fluchend inne. „Einer von uns muss dem Optio Bescheid geben.“ Hispo schien von der Aussicht, alleine durch die Gänge zu schleichen, nicht gerade angetan. „Also .. ich kenn mich hier nicht so aus .. ich meine ..“ Antias grinste seinen Freund schief an. „Aber ich, oder was? Schon gut, schieb ab und mach Meldung.“ Wie erwartet zierte sich die lange Latte noch ein wenig. „Wir könnten auch draußen warten .. was rein geht, geht auch wieder raus .. ist doch so, oder?“ Sicher war es so. Fragte sich nur, wo genau wieder raus kam, was vorher rein gegangen war. Kaum fünf Schritte vor ihnen querte ein weiterer Gang, gut möglich, dass das nicht der einzige war. „Ich bin hier der Miles, Hispo. Betrachte es als Befehl.“ Hispo war beileibe kein Feigling, das wusste niemand besser als Antias, wenn es dem Freund an etwas gebrach, dann war das Motivation. Klar definierte Aufgaben erledigte Hispo äußerst gewissenhaft, keine Frage, weniger klare Definitionen legte er aber stets großzügig zu seinen Gunsten aus. Trotzdem, vielleicht gerade deswegen, war er ein patenter Bursche.
    „Ende der Diskussion! Mach hinne!“


    Hispo trabte davon. Antias folgte dem Gang zwar wachen Sinnes aber dennoch recht unbesorgt. Hispo sah die ganze Angelegenheit weit dramatischer als sie in Wirklichkeit war. Hinter den Theaterkulissen war nicht mit dem Angriff blutrünstiger Meuchler zu rechnen, schließlich war das hier kein nächtlicher Stoßtrupp über den Danuvius, sondern Teil einer mehr oder minder alltäglichen Ermittlung in einer erhabenen Stätte römischer Kultur. Wenn er der richtigen Spur folgte – und daran hatte er inzwischen kaum noch Zweifel, zu gut passte alles zusammen – dann würde er höchstens auf einen friedlichen Initianden und im Idealfall dessen östlichen Freund stoßen; beide keines Verbrechens schuldig.


    An der Ecke zum Quergang angekommen, vernahm Antias plötzlich das Geräusch einer knarrend aufschwingenden und dumpf wieder zuschlagenden Tür. Schritte näherten sich. Eine ihm durchaus bekannte Gestalt stapfte der Gang entlang und wie es schien tief in Gedanken versunken an ihm vorbei. Natürlich hatte Antias seinen Tribunus auch in Zivilkleidung sofort erkannt. Einen sehr kurzen Moment lang dachte er sogar daran, schneidig zu salutieren, aber Dives’ abwesende Miene ließ ihn davon Abstand nehmen. So wartete er einfach reglos, bis der Iulier am anderen Ende des langen Flures verschwunden war, und steckte dann den Kopf spähend um die Ecke.


    Vor einer der abzweigenden Türen standen drei bullige Brecher, Lohnleibwächter der mittleren Preisklasse wie es den Anschein hatte. Natürlich, es sollten ja auch keine Unbefugten hinter den Kulissen umher streunen. Antias selbst hielt sich allerdings mitnichten für unbefugt. Bemüht um eine unaufdringliche Haltung und einen seriös anmutenden Blick trat er aus dem Schatten in den Quergang. Noch während er gemessenen Schrittes auf die gedrungenen Wächter zumarschierte, konnte er Stimmen hören, die zweifelsfrei durch die Tür drang, vor der die Mietaufpasser herumlungerten. Die Stimmen einer Frau und eines Mannes. Eine Frau? Leise Zweifel begannen an Antias zu nagen. War er hier nur einem Stelldichein zweier völlig unbeteiligter Cives auf der Spur? Nun, das ließ sich relativ einfach herausfinden. Mit der Mahnung im Hinterkopf, den neugierigen Urbaner nicht allzu penetrant heraushängen zu lassen, blieb er lächelnd vor einem der Leibwächter stehen. „Salvete, die Herren. Ich bin auf der Suche nach einem Civis Serapio, ob ihr mir da wohl weiter helfen könnt?“

  • [Blockierte Grafik: http://oi58.tinypic.com/2zggn7o.jpg]
    Sextus Peducaeus Hispo


    Hispo rann der Schweiß von den Schläfen. Ohne die entsprechend breiten Schultern konnte Körpergröße ein Fluch sein, vor allem, wenn man sich durch eine träge Menschenmenge ackern musste. Man sah genau, wo man hin wollte, kam aber kaum vorwärts. Nervös vor sich hinschimpfend zwängte und drängte er, schob und zog, rempelte und rammte, bis er endlich zu Avianus durchgedrungen war. Zunächst außer Atem versuchte er es mit dem Ansatz einer Ehrenbezeigung, besann sich dann aber des verdeckten Charakters ihrer Mission und zog es daher vor, seine Meldung ächzend herunter zu pumpen. „Optio .. Optio Iunius .. Avianus! Wir haben den Initianden .. also diesen Serapio .. jedenfalls höchst wahrscheinlich. Miles Germanicus ist in den rückwärtigen Räumen hinter der Bühne und geht der Sache weiter nach. Ähm .. mit Verlaub .. man sollte ihn da wohl nicht so lange alleine rumschnüffeln lassen ... man kann ja nie wissen ..“

  • Immer noch schweigend stand Valentina auf ihrem Platz, lächelte nur leicht als Serapio Nähe bei Borkan suchte und nickte dann. Auf was genau sich dieses Nicken bezog konnte man nicht sagen. Immer noch saß der Schock tief, dass sie es nun vielleicht für alle schwerer hätte machen können.
    „Nur eines noch.“ Dabei sah sie ihre Hochzeitsbekanntschaft an. „Meinst du er wird ihr davon erzählen?“ Nicht auszudenken, wenn er das tun würde. Valentina hatte dann nicht nur sich in Gefahr gebracht sondern auch ihre beiden Nichten. Und nichts täte ihr mehr weh als dafür verantwortlich zu sein. „Oder glaubst du sein Stolz ist zu groß, als dass er hierrüber mit ihr sprechen würde?“ Ein kleiner Funken Hoffnung glomm in diesem Satz auf.


    Als Serapio dann vorschlug, dass sie alleine nach Hause gehen sollte, nickte Valentina erneut, dieses Mal aber eindeutig zustimmend. „Ja, das ist wohl eine gute Idee. Bitte melde dich, wenn du neue Erkenntnisse hast. Und ich werde das tun wenn…“ Sie schluckte und versuchte erneut ihre Enttäuschung nieder zu kämpfen. „…sollte ich erneut deine Hilfe benötigen.“ Sie lächelte tapfer und wandte sich dann zur Türe um als Erste zu gehen, damit die beiden Männer noch einige Augenblicke zusammen genießen konnten. Passt auf euch auf, ja?“ War die abschließende Bitte, mit der die junge Quintilia dann aus dem Raum huschte.

  • Langsam schwand seine Hoffnung dahin, etwas Brauchbares zu finden, denn zumindest hier vor dem Theater waren sie bisher auf rein garnichts gestoßen. Blieben nach wie vor nur noch seine Leute, die er unter die Zuschauer geschickt hatte, und die nahmen sich anscheinend ganz schön Zeit.
    Endlich erblickte Avianus zwischen den Leuten den Peducaeus, der ihn bereits direkt ansteuerte, und stellte sich selbstverständlich im selben Moment zwei Fragen: Wo war der Germanicus abgeblieben? Und hatte ihre Aktion im Theater überhaupt etwas gebracht?
    Doch ehe er fragen konnte, beantwortete der Soldat bereits beide, und lag vermutlich nicht falsch in der Annahme, dass der Miles, der sich nun alleine irgendwo im Theater herumtrieb vielleicht Verstärkung gebrauchen könnte.
    "Verstanden ...", bestätigte er kurz, "Rubrius!", rief er einem seiner Milites zu und gab ihm mit einem Nicken das Zeichen, dass er von jetzt an vor dem Theater das Sagen hatte. Denn wirklich sicher, dass sie den Serapio jetzt hatten, konnten sie eben doch nicht sein, und ein ganzes Contubernium brauchte er im Inneren des Theaters hoffentlich sowieso nicht. "Villius, du kommst mit uns", ordnete er dem ihm am nächsten stehenden Miles an und wandte sich dann wieder an Hispo: "Peducaeus, geh' vor."
    Um auf die Atemnot des Soldaten Rücksicht zu nehmen, war keine Zeit, sodass sich der Optio mit Miles im Schlepptau vom Tiro angeführt - der wusste schließlich besser, wohin - schnellstmöglich zum Germanicus bringen ließ, bevor ihr Verdächtiger am Ende noch die Fliege machte. Lediglich in Gedanken notierte sich der Iunier, sich auf dem Exerzierplatz vielleicht mal wieder um die Ausdauer seiner Leute zu kümmern.
    Und da war er auch schon, als sie nach mehrmaligem Abbiegen in den Räumlichkeiten hinter der Bühne um eine Ecke marschierten, doch gar nicht so alleine, wie zunächst angenommen, stattdessen in Gesellschaft dreier Kerle, die allerdings einen nicht ganz so freundlichen Eindruck vermittelten, von vor allem nicht so aussahen, als standen sie rein zufällig hier herum.
    "Salvete... hier treibst du dich also rum, Germanicus", kommentierte Avianus wie so oft trocken, "Gibt es ein Problem?"



  • Ob Dives der Megäre davon erzählen würde, fragte Valentina, und ihre Besorgnis war mit Händen zu greifen.
    "Sein Stolz.... nein..." antwortete ich finster. "Aber seine Angst. Und er ist Olympiasieger darin, Dinge die ihm nicht passen als nicht existent zu behandeln."
    Sicher sein konnten wir uns natürlich nicht. Doch wenn, dann würde wohl ich, der ich, wie ich eben erfahren hatte, ja ein abgrundtief fieser und gemeiner, noch immer vom süßen Dives obsessiv besessener, meistermanipulatorischer Intrigenschmied war, ganz vorne in der Schussbahn stehen.
    Es tat mir so furchtbar leid, dass ich es zugelassen hatte, dass Quintilia sich so exponierte, so kühn und so sinnlos. Betreten erwiderte ich ihr tapferes Lächeln.
    "Das werden wir. Und du auf dich."
    Sie verschwand durch eine Hintertüre, und sobald sie fort war, ging meine Haltung flöten, ich sackte gegen den Schiffsschnabel einer Argo, sah Borkan zerknirscht an, und seufzte abgrundtief.
    "Ach, bei allen Keren, wie kam ich nur auf diese Schnapsidee, und wie konnte ich euch beide nur mit reinziehen! Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es wissen müssen!!"


    * * *


    Zitat

    Original von Titus Germanicus Antias
    ...
    Vor einer der abzweigenden Türen standen drei bullige Brecher, Lohnleibwächter der mittleren Preisklasse wie es den Anschein hatte. Natürlich, es sollten ja auch keine Unbefugten hinter den Kulissen umher streunen. Antias selbst hielt sich allerdings mitnichten für unbefugt. Bemüht um eine unaufdringliche Haltung und einen seriös anmutenden Blick trat er aus dem Schatten in den Quergang. Noch während er gemessenen Schrittes auf die gedrungenen Wächter zumarschierte, konnte er Stimmen hören, die zweifelsfrei durch die Tür drang, vor der die Mietaufpasser herumlungerten. Die Stimmen einer Frau und eines Mannes. Eine Frau? Leise Zweifel begannen an Antias zu nagen. War er hier nur einem Stelldichein zweier völlig unbeteiligter Cives auf der Spur? Nun, das ließ sich relativ einfach herausfinden. Mit der Mahnung im Hinterkopf, den neugierigen Urbaner nicht allzu penetrant heraushängen zu lassen, blieb er lächelnd vor einem der Leibwächter stehen. „Salvete, die Herren. Ich bin auf der Suche nach einem Civis Serapio, ob ihr mir da wohl weiter helfen könnt?“


    Die drei Gestalten, die da gelangweilt vor dem Kulissenlager herumlungerten, waren in der Tat bullige Silhouetten. Doch auf ihren Stirnen stand nichts geschrieben, und sie hätten sich wohl sehr gewundert zu erfahren, dass der findige junge Bursche, der da herannahte, auf ihnen die Worte "Lohnleibwächter der mittleren Preisklasse" zu lesen vermochte.
    "Kein Zutritt." raunzte der erste.
    "Keine Ahnung." der zweite.
    Und "Ne. Verzieh dich." der dritte, wobei er seine Muskeln spielen ließ.


    * * *


    Ich horchte auf. War da draussen nicht eben mein Name gefallen? Vielleicht jemand vom Theater (oder vielleicht auch ein wildgewordener Attentäter, Rom war ja voller Überraschungen.) Die Selbstzerfleischung verschob ich spontan auf später, ich legte den Finger an die Lippen, bedeutete Borkan mit deutlichen Gesten, sich zurückzuziehen. Erst als dies geschehen und er fort war, straffte ich mich, öffnete die Türe durch die wir gekommen war, und sah, zwischen den breiten Rücken der drei Wächter hindurch, einen jungen Mann in dem halbdunklen Gang stehen.
    "Was gibt es?" fragte ich ruhig.
    Dann waren da Schritte, lautes Marschieren, das sich rasant näherte.....




    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Zitat

    Die drei Gestalten, die da gelangweilt vor dem Kulissenlager herumlungerten, waren in der Tat bullige Silhouetten. Doch auf ihren Stirnen stand nichts geschrieben, und sie hätten sich wohl sehr gewundert zu erfahren, dass der findige junge Bursche, der da herannahte, auf ihnen die Worte "Lohnleibwächter der mittleren Preisklasse" zu lesen vermochte.
    "Kein Zutritt." raunzte der erste.
    "Keine Ahnung." der zweite.
    Und "Ne. Verzieh dich." der dritte, wobei er seine Muskeln spielen ließ.


    Die Auskunft der drei Brecher – die für Antias nunmal den Anschein machten, als seien es Lohnleibwächter der mittleren Preisklasse – fiel so höflich und beredt aus wie erwartet. Obwohl sich angesichts der miesen Stimmung, die ihm hier entgegen schlug erste Anzeichen von Ermüdung bemerkbar machten, verzichtete er für’s erste darauf, die eloquenten Aufpasser einen Blick auf seinen verborgenen Gladius werfen zu lassen. Er war schließlich nicht hier, um den todesmutigen Heroen zu geben, sondern um sich auf eine möglichst zivilisierte Art und Weise nach einem Civis zu erkundigen, der nichts schlimmeres von den Urbanern zu erwarten hatte, als eine Befragung auf ebenso zivilisierte Art und Weise. Wenn es sein musste, aber nur dann, würde er sich durchaus auf ein Kräftemessen mit den Brummbären einlassen, die beengten Verhältnisse in diesem Gang würden es den Burschen schwer machen, ihre Überzahl auszuspielen. Dennoch war er nicht übertrieben scharf auf unnötige Händel.
    „Verstehe.“ entgegnete er vergleichsweise höflich. „Also, ich hab ihn jedenfalls hier reinspazieren sehen. Mag sein, er ist da drin?“ Ohne einen Anflug von Hektik wies er auf die Tür, hinter der er dir Stimmen vernommen hatten. „Es wäre sicher zu viel verlangt, euch zu bitten, da mal anzuklopfen, seh’ ich ein. Dann werd’ ich einfach hier warten und niemandem im Weg rum stehn.“ Das würde den Kerlen sicher eben so wenig gefallen wie der Umstand, dass er überhaupt hier war, aber auf die Befindlichkeiten dreier muffliger Knochenbieger einzugehen, überstieg seinen Langmut denn doch um ein Weniges. Sollte ihm das reizende Trio dumm kommen, konnte er sich immer noch als Urbaner zu erkennen geben. Indes, soweit kam es nicht.


    Im gleichen Moment, als sich die bewusste Tür öffnete, hörte Antias genagelte Stiefel heran stampfen. Ein edel geschnittenes Gesicht unter dunkelbraunen Haaren zeigte sich im Türspalt, ein weit weniger edel geschnittenes Gesicht unter roten Haaren schnellte schwitzend um die Ecke. Worauf zuerst reagieren? Schon den Leibwächtern zum Trotz trat Antias einen kleinen Schritt auf die Tür zu. „Salve Civis. Entschuldige die Störung. Ich bin auf der Suche nach einem gewissen Serapio.“ Wetten dass er das war. „Ein Freund von ihm, ein Tempelmusiker namens Castus hat mir gesagt, dass ich ihn hier vielleicht finden könnte.“ Er wollte noch hinzufügen, wer er war, wurde aber von der sehr berechtigten Frage seines nun ebenfalls um die Ecke gekommenen Optios in Anspruch genommen. „Nein, Optio Iunius Avianus! Kein Problem soweit!“ vermeldete er stramm. „Ich glaube, wir haben den Initianden Serapio gefunden.“

  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    ...
    Ich horchte auf. War da draussen nicht eben mein Name gefallen? Vielleicht jemand vom Theater (oder vielleicht auch ein wildgewordener Attentäter, Rom war ja voller Überraschungen.) Die Selbstzerfleischung verschob ich spontan auf später, ich legte den Finger an die Lippen, bedeutete Borkan mit deutlichen Gesten, sich zurückzuziehen. Erst als dies geschehen und er fort war...


    Da fiel mir doch fast alles aus dem Gesicht. Dieser … dieser... dieser... mir fiel gerade nicht mal ein passendes Wort für diesen Dives ein. Was bildete der sich denn ein?
    Noch bevor ich auch nur den hauch eine Chance hatte etwas zu sagen, rausche eben jener ab und hinterließ hier wohl zwei ratlose und einen der verdammt wütend war. War ich wütend oh ja das war ich. Was glaubte er? Dass er der Nabel der Welt war, also in der Welt von MEINEM Serapio? Das MEIN Serapio nichts besseres zu tun hätte als sich eine Intrige gegen ihn auszudenken. So langsam machte ich mir einen Reim darauf. Dieser Dives war schuld! Ja er war schuld an dem maroden zustand in welchem ich Serapio vorgefunden habe bei unserer ersten Begegnung.


    Ich hielt mich im Hintergrund, als die Quintilla sich verabschiedete, beschloss jedoch gleichzeitig, dass ich meinen Einfluss in der Subura gelten machen würde, damit diese Frau in der Zukunft etwas mehr Schutz haben würde. Dass sie Schutz brauchte war ja offensichtlich. Ich würde alles in meiner Macht stehende daransetzen, dass sie nie wieder Ziel solch infamer Lügen werden würde.


    Als sie weg war, war ich da und fing Serapio auf, ich schloss ihn in meine Arme.
    „Er hat bekommen was er verdient hat – und zwar diese Frau, die er seine Ehefrau nennt. Er hätte die Chance gehabt sie los zu werde, aber …. Denk nicht darüber nach. Wir haben es versucht.“


    Ich horchte auf, als ich die Stimmen hörte. Auch wenn ich nicht die geringste Lust verspürte ihn jetzt allein zu lassen, nickte ich und flüsterte leise“Ich warte in der Wohnung auf dich.“


    Noch ein schneller Kuss und schon verschwand ich lautlos durch die Hintertür. Es brauchte nur wenige Momente und ich war im Ferien und wenige Augenblicke später verschwand ich in der Masse der sich hier in den Gassen bewegenden Menschen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!