Unter leise schlürfenden Geräuschen hatte ich mich der köstlich salzigen Muscheln angenommen, hatte noch einige kleine Pastetchen verzehrt und tunkte nun gerade einen Bissen herzhaftes Brot - gespickt mit ein wenig Fisch - in eine kleine Schale Garum. Dabei waren meine Blicke stets über die Gästeschar gewandert und ich hatte es auch nicht unterlassen können, der lieblichen Decima Camelia ab und an zuzulächeln. Gerade noch dachte über ein Thema nach, in welchem ich mich einigermaßen heimisch fühlte und mit dem ich die junge Dame in ein kurzweiliges Gespräch verwickeln konnte, als mein Sklave mich auch schon wieder an seine Anwesenheit erinnerte.
“Iss doch nicht alles durcheinander! Du wirst dir wieder den Magen verrenken.“
Ich fuhr herum und schaute Muckel empört entgegen. “Lass das meine Sorge sein!“, zischte ich ihm entgegen.
“Du weißt doch, dass deine Sorgen schnell auch zu meinen Sorgen werden!“
“Dann hört auf dich zu sorgen!“, forderte ich und schob mir demonstrativ das Brot in den Mund, welches ich auch sogleich mit einem Schluck Wein hinunter spülte. “Du bist nicht meine Amme!“
“Ich bin doch nur besorgt, dass...“
“Nun ist es aber gut!“, empörte ich mich leise. “Es besteht kein Anlass ... !“
“Noch!“
“Weißt du Muckel, du kannst mich wirklich langsam mal....“ Ich bemerkte, dass sich eine Hand auf meine Schulter legte und ich blickte flüchtig zur Seite, eben zu jener Stelle hin. Dann hob ich den Blick.
Es war Faustus, der sich für das Geschenk der Quadriga bedankte. Ich nickte und lächelte ehrlich. Es freute mich wirklich sehr, dass mein kostbares Kleinod in kundige Hände gekommen war, die es eben so pfleglich behandelten, wie es das von mir gewohnt war. Nicht auszudenken, wenn Faustus es als läppisch abgetan hätte. Auch dass mein Cousin etwas Symbolisches an dem kleinen Kunstwerk finden konnte, erfreute mich sehr. “Man sollte nicht immer darauf hören, was manche sagen. Die meisten reden nur so dummes Zeug daher, weil sie in ihre eigene Stimme... nun, ich will nicht sagen verliebt sind, aber... ja,“, sagte ich ein wenig beschwichtigend auf sein beklommenes Lachen hin, wobei ich meinem Sklaven einen eindringlichen Blick schenkte. Ja, diesen Schuh konnte auch er sich sehr wohl anziehen. Doch dann kam Faustus auch schon auf eine Bitte zu sprechen, die mich zur edlen Vestalin hinüber blicken ließ, die nun in einem Sessel mitten im Geschehen thronte. Mein Cousin hatte recht. Sie würde gewiss früher oder später Gefahr laufen auf ihrem isolierten Posten – selbst wenn dieser inmitten der Gästeschar lag – ein wenig zu vereinsamen. Augenblicklich nickte ich verstehend und konnte doch nicht anders, als die Stirn kraus zu ziehen. Ich sollte sie unterhalten und ihr die Gäste vorstellen?
“Puhhh...,“ kam es unverhofft aus mir heraus und ich schaue wieder – vielleicht auch ein wenig skeptisch - meinem Cousin entgegen, der gerade den Bock zum Gärtner machen wollte.
Ich kannte doch selbst kaum jemanden und wahrscheinlich wusste Messalina mehr von den Gestalten, die sich im Peristyl tummelten als ich selbst. Trotzdem konnte ich jetzt schlecht 'Nein' sagen, zumal ich ja auch nichts dagegen hatte, mich in Messalinas Nähe zu begeben. Im Gegenteil. Ich mochte sie ja ganz gerne und darüber hinaus brachte die Nähe von Vestalinnen bestimmt auch Glück. Meine Blicke schwenkten nun zu der reizenden Camelia hinüber, die mir laut Faustus Ansinnen Gesellschaft beim Gesellschaft leisten... leisten sollte...
“Ja...das erscheint mir eine überaus gute Idee zu sein. Das werde ich sehr gerne tun!“, sagte ich unter einem jovialen Tonfall, der soviel besagen sollte, dass ich auf diese Idee auch gleich selbst hätte kommen können.
Ich drückte Muckel unumwunden meinen Teller in die Hand und umfasste mit der Linken meinen Weinkelch, während ich mich mühsam ächzend unter meinem leidenden Knie auf die Beine erhob. “Wohl an,“ sprach ich und bot der kitharabezwingenden Nichte des Faustus galant meinen Arm an. “Gehen wir doch hinüber zu Messalina.“ Ich deutete mit meiner kelchbewehrten Hand in die passende Richtung und wollte mich in Bewegung setzen.
“Aber ich glaube, wir wurden selbst einander noch nicht so recht vorgestellt. Ich bin Cnaeus Casca und bin selbst erst seit ein paar Wochen in diesem Haus. Ich komme den weiten Weg aus Piräus. Ich hoffe es nicht vermessen zu fragen, aber... woher stammst du?“ Ich hatte nämlich noch nie von einer Decima Camelia gehört, aber das sollte nichts heißen und dieses Manko ließ sich ja nun ausbügeln.