Am liebsten wäre Onatas vollkommen unbeachtet geblieben, was aber wohl nicht ganz funktionierte. Immerhin hatte er die hochgezogene Augenbraue der Dame gesehen, welche hier und heute wohl die Braut darstellte. Sein Mut sank ein wenig und er trat verstohlen von einem Bein auf das andere, während der ehrenwerte Dominus Claudius Menecrates seine Glückwünsche überbrachte und sich Domina Agrippina auch sogleich anschloss. Als Sklave allerdings hatte er an dieser Stelle recht wenig zu sagen, wofür er auch reichlich dankbar war. Auch so fühlte er sich schon vollkommen fehl am Platze, denn die Ansammlung dieser Hochgestellten war schon mehr, als man als Mensch von der Straße verkraften konnte. Immerhin war es nicht lange her, seit er in den Ställen des Batidius Denter Mist geschaufelt hatte. Entsprechend dankbar stellte er dann fest, dass seine Domina sich daran machte, den Garten anzusteuern. Natürlich folgte er ihr auf dem Fuße. Allerdings gab es auch hier Dinge, die ihn staunen ließen. Ein wunderschöner Garten erwartete sie, in welchem man als Krönung lebende Statuen aufgestellt hatte. Ihre Haut war nur mit goldener Farbe überzogen, was allerdings nicht wirklich über die totale Nacktheit hinwegtäuschen konnte.
Onatas Blicke klebten einen Moment lang förmlich an diesen Sklaven. Zumindest ging er stark davon aus, dass es sich um Sklaven handelte, die stockstarr da standen und nicht anders konnten, als sich begaffen zu lassen. Vielleicht mochte es ein schöner Anblick sein, doch mit ihnen tauschen hätte er wohl eher nicht gewollt. Da sprach ihn die Domina auch schon an. Ob er jemals so formvollendete, ästhetische Körper gesehen hätte? Stumm schüttelte er flüchtig den Kopf und öffnete gerade den Mund, um etwas zu entgegnen, als auch schon ein Fremder auf sie zu gekommen war und der Domina mitteilte, dass es derartige Werke in Achaia zuhauf gab. Zuhauf? Die Exemplare waren gut gelungen? Onatas schloss seinen Mund wieder unverrichteter Dinge und schaute wieder an einer dieser 'Statuen' empor. Es war deutlich zu erkennen, dass der Sklave dem dieser vollendet vergoldete Leib gehörte irgendwie die Lippen zusammen presste und sich mühte möglichst nichtssagend geradeaus zu starren. Eigentlich verriet nur die Atmung und das Blinzeln, dass es sich um einen echten Menschen handelte. Er selbst mochte in seiner Aufmachung zwar aussehen wie ein Depp, aber das war doch im Vergleich zu dem anderen armen Tropf gut zu verkraften. “Hmmm,“ stieß er leise aus und schickte diesbezüglich ein flüchtiges, stummes Dankgebet zu den Göttern.