Gerade hatte Witjon den Eindruck, dass Lucia nicht mehr die gesamte duccische Sippe für völlig niedere Barbaren hielt, da kam es schon wieder zum Gegenbeweis. Eigentlich hatte Witjon sein Bestes getan, um den kultivierten Provinzler heraushängen zu lassen, was offenbar auch gewirkt hatte. Aber dann trat dieser Eques wieder zu ihnen hinzu und Phelan rastete plötzlich total aus. Witjon erschrak, zuckte zurück, und wusste nicht wie ihm geschah. Wer war was? Phelan schrie ihn nun direkt an. Wie bitte? Alrik war Statthalter der Provinz Germania Superior? Hatte er das jetzt richtig verstanden? Witjon war baff. Unfähig zu einer verbalen Äußerung glotzte er nur Alrik an, dann Phelan und zuletzt Tiberia Lucia, die sich allerdings vor lauter Entsetzen hinter die Helvetier verkrochen hatte. Witjon blinzelte und sah nun Alrik eindringlich an. War es wahr? Konnte das stimmen?
"Alrik?", fragte er daher nach, zunächst in seinem ubischen Dialekt. "Bes do det?" Woraufhin er bemerkte, dass er vom Lateinischen abgekommen war und schnellstens auf Latein - er wollte ja gegenüber Valas Frau nicht so ungebildet wirken - wiederholte: "Du bist der neue Legatus Augusti Pro Praetore? Ist es denn wahr? Bei Donars Hammer, meinst du das ernst?" Witjon war nahezu fassungslos. Nicht anders als so mancher Umstehender, der zudem das Gebrüll des duccischen Pontifex nicht verstehen konnte. Anders als Witjon, der angeblich vor der feinen römischen Gesellschaft kuschte, schien jener nämlich keinerlei Erinnerung an seine gute Erziehung zu haben. Höflichkeit hatte nichts mit Schiss zu tun, sondern mit Anstand. Und den ließ Witjons Vetter Phelan nicht zum ersten Mal an diesem Tage vermissen, als er erneut in Anwesenheit römischer Gäste in seinen germanischen Dialekt wechselte, ohne die Sprachbarriere zwischen ihm und den Gästen zu beachten.